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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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zu erlernen, Also daß man sich mit denen Juden in Handel und
Wandel auf denen Messen, und Märkten, gar füglich unterreden
könne, Alles auf eine gründlich und deutliche Art gezeiget" (Oet-
tingen 1764). Dies bloße Vocabelbuch, das auf der letzten Seite
das dürre Alphabet mit deutschen Lettern und Angabe des Zah-
lenwerths enthält, ist ein kümmerliches Machwerk voll Druckfehler,
aber doch ganz aus dem niedrigen Schacherleben gegriffen. Jm
Jahre 1774 kam es in etwas verbesserter und dem Jnhalte nach
vergrößerter Gestalt abermals zum Vorschein, diesmal mit hebräi-
schem Alphabet voran. Daß das ganze Buch nur für den Ver-
kehr mit Schacherjuden dienen soll, zeigt das Motto, welches in
der Ausgabe von 1764 am Ende, in der von 1774 aber zu An-
fang steht:

Wer die Juden will verstehen,
Muß nicht gleich von ihnen gehen,
Jhre Losung ist: Handeln.

"Lexikon der jüdischen Geschäfts- und Umgangssprache. Zwei
Theile. Vom Jüdischen in's Deutsche und vom Deutschen in's
Jüdische. Mit einem Anhang zur Erlernung der Lussnekoudischen
Sprache. Verfaßt von Jtzig Feitel Stern" (München 1833). 1)
Leider ist, wie schon der Titel zeigt, dies Buch, dessen (doch wol
pseudonymer) Verfasser durch und durch als Kenner der jüdisch-
deutschen Volkssprache erscheint, überall in unwürdig witzelndem,
niedrigem Ton gehalten, welcher weder von dem Judenthum noch
von der Wissenschaft gebilligt werden kann. Stern reißt beide
auf schmähliche Weise herunter, da er auch in seinen ebenso oft
treffenden wie frivolen Erläuterungen sich der gemeinsten Aus-
sprache der Schacherjuden bedient. Dem Wörterbuch ist (S. 185)
eine "Kurze Anleitung zur Erlernung der Lussnekoudischen Sprache"
angehängt, welche eine dürftige Erläuterung der hebräischen Buch-
staben gibt, vom eigentlichen Judendeutsch jedoch weiter nichts ab-
handelt als das gemeine Deutsch in jüdischer Mundart. Diese

1) Eine neue Ausgabe ist 1859 in Leipzig und Meißen unter demselben
Titel als achter Theil von "J. F. Stern's Gesammelten Schriften" erschienen.
Die hier angeführten Citate sind nach der neuern Ausgabe von 1859.

zu erlernen, Alſo daß man ſich mit denen Juden in Handel und
Wandel auf denen Meſſen, und Märkten, gar füglich unterreden
könne, Alles auf eine gründlich und deutliche Art gezeiget“ (Oet-
tingen 1764). Dies bloße Vocabelbuch, das auf der letzten Seite
das dürre Alphabet mit deutſchen Lettern und Angabe des Zah-
lenwerths enthält, iſt ein kümmerliches Machwerk voll Druckfehler,
aber doch ganz aus dem niedrigen Schacherleben gegriffen. Jm
Jahre 1774 kam es in etwas verbeſſerter und dem Jnhalte nach
vergrößerter Geſtalt abermals zum Vorſchein, diesmal mit hebräi-
ſchem Alphabet voran. Daß das ganze Buch nur für den Ver-
kehr mit Schacherjuden dienen ſoll, zeigt das Motto, welches in
der Ausgabe von 1764 am Ende, in der von 1774 aber zu An-
fang ſteht:

Wer die Juden will verſtehen,
Muß nicht gleich von ihnen gehen,
Jhre Loſung iſt: Handeln.

„Lexikon der jüdiſchen Geſchäfts- und Umgangsſprache. Zwei
Theile. Vom Jüdiſchen in’s Deutſche und vom Deutſchen in’s
Jüdiſche. Mit einem Anhang zur Erlernung der Luſſnekoudiſchen
Sprache. Verfaßt von Jtzig Feitel Stern“ (München 1833). 1)
Leider iſt, wie ſchon der Titel zeigt, dies Buch, deſſen (doch wol
pſeudonymer) Verfaſſer durch und durch als Kenner der jüdiſch-
deutſchen Volksſprache erſcheint, überall in unwürdig witzelndem,
niedrigem Ton gehalten, welcher weder von dem Judenthum noch
von der Wiſſenſchaft gebilligt werden kann. Stern reißt beide
auf ſchmähliche Weiſe herunter, da er auch in ſeinen ebenſo oft
treffenden wie frivolen Erläuterungen ſich der gemeinſten Aus-
ſprache der Schacherjuden bedient. Dem Wörterbuch iſt (S. 185)
eine „Kurze Anleitung zur Erlernung der Luſſnekoudiſchen Sprache“
angehängt, welche eine dürftige Erläuterung der hebräiſchen Buch-
ſtaben gibt, vom eigentlichen Judendeutſch jedoch weiter nichts ab-
handelt als das gemeine Deutſch in jüdiſcher Mundart. Dieſe

1) Eine neue Ausgabe iſt 1859 in Leipzig und Meißen unter demſelben
Titel als achter Theil von „J. F. Stern’s Geſammelten Schriften“ erſchienen.
Die hier angeführten Citate ſind nach der neuern Ausgabe von 1859.
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[239/0273] zu erlernen, Alſo daß man ſich mit denen Juden in Handel und Wandel auf denen Meſſen, und Märkten, gar füglich unterreden könne, Alles auf eine gründlich und deutliche Art gezeiget“ (Oet- tingen 1764). Dies bloße Vocabelbuch, das auf der letzten Seite das dürre Alphabet mit deutſchen Lettern und Angabe des Zah- lenwerths enthält, iſt ein kümmerliches Machwerk voll Druckfehler, aber doch ganz aus dem niedrigen Schacherleben gegriffen. Jm Jahre 1774 kam es in etwas verbeſſerter und dem Jnhalte nach vergrößerter Geſtalt abermals zum Vorſchein, diesmal mit hebräi- ſchem Alphabet voran. Daß das ganze Buch nur für den Ver- kehr mit Schacherjuden dienen ſoll, zeigt das Motto, welches in der Ausgabe von 1764 am Ende, in der von 1774 aber zu An- fang ſteht: Wer die Juden will verſtehen, Muß nicht gleich von ihnen gehen, Jhre Loſung iſt: Handeln. „Lexikon der jüdiſchen Geſchäfts- und Umgangsſprache. Zwei Theile. Vom Jüdiſchen in’s Deutſche und vom Deutſchen in’s Jüdiſche. Mit einem Anhang zur Erlernung der Luſſnekoudiſchen Sprache. Verfaßt von Jtzig Feitel Stern“ (München 1833). 1) Leider iſt, wie ſchon der Titel zeigt, dies Buch, deſſen (doch wol pſeudonymer) Verfaſſer durch und durch als Kenner der jüdiſch- deutſchen Volksſprache erſcheint, überall in unwürdig witzelndem, niedrigem Ton gehalten, welcher weder von dem Judenthum noch von der Wiſſenſchaft gebilligt werden kann. Stern reißt beide auf ſchmähliche Weiſe herunter, da er auch in ſeinen ebenſo oft treffenden wie frivolen Erläuterungen ſich der gemeinſten Aus- ſprache der Schacherjuden bedient. Dem Wörterbuch iſt (S. 185) eine „Kurze Anleitung zur Erlernung der Luſſnekoudiſchen Sprache“ angehängt, welche eine dürftige Erläuterung der hebräiſchen Buch- ſtaben gibt, vom eigentlichen Judendeutſch jedoch weiter nichts ab- handelt als das gemeine Deutſch in jüdiſcher Mundart. Dieſe 1) Eine neue Ausgabe iſt 1859 in Leipzig und Meißen unter demſelben Titel als achter Theil von „J. F. Stern’s Geſammelten Schriften“ erſchienen. Die hier angeführten Citate ſind nach der neuern Ausgabe von 1859.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/273>, abgerufen am 24.11.2024.