drehungen ausdehnt, ist das Buch durchaus beachtenswerth und brauchbar, namentlich da noch anhangsweise von S. 82--126 als Leseprobe eine Auswahl jüdischdeutscher Gespräche beigefügt ist, welche durchweg als behende, geläufige und treffende Specimina der jüdischdeutschen Volkssprache gelten müssen, weshalb auch ein Theil dieser allen andern manierirten und ungelenken neuern Pro- ben derart entschieden vorzuziehenden Gespräche zum Abdruck kom- men soll. Der letzte Anhang enthält wieder das Philoglottische Probestück der Kabbala, von welchem oben die Rede gewesen ist.
"Der Hebräisch-Teutsche Sprachmeister, das ist, eine sehr leichte Methode, wie ein jeder Beamter, Rechnungs- Handels- Kauf- und Wechsel-Herr im Handel und Wandel mit den Juden die Hebräische Sprache nach der heutigen rechten Art, Mund- und Aussprache, ohne Beihülfe eines Sprachmeisters selbsten erlernen, verstehen, lesen und schreiben kann, als ein Land- Reise- und Hausbüchlein aufgesetzt und herausgegeben von Gottfried Paul Theodor, Converso" (Tübingen 1765). Dieser Sprachmeister ist im Grunde nichts anderes als eine neue Auflage des famosen "Vocabulorum Hebraeicum" (vom Convertiten Christoph Gustav Christian). So wenig wie dieses enthält das ganze Buch irgend- eine deutschrabbinische Letter. Das Lexikon ist ganz nach der von Christian gewählten Eintheilung geordnet und handelt wie dieser zuerst (S. 16--53) "von der Gottheit; von der Schöpfung; von dem menschlichen Geschlecht; von den menschlichen Gliedmaßen". Dann wird eine Vocabulatur "von den Tugenden des Menschen" und "von den Lastern oder Untugenden des Menschen" eingeschal- tet, und dann geht es mit Christian weiter "von des Menschen Ehren-Aemtern und Dignitäten" u. s. w., bis S. 53--80 ein ebenfalls alphabetisch geordnetes Vocabular angehängt wird. Das ganze ebenfalls nur mit deutschen Lettern gedruckte Wörterbuch ist zwar reichhaltiger als Christian's "Vocabulorum", wimmelt aber ebenfalls von Druckfehlern und ist daher auch nur mit Vorsicht zu gebrauchen, obschon es ganz im jüdischen Volkston gehalten ist. Die Grammatik (S. 5--16) ist ebenso kümmerlich und verworren wie die Christian'sche, sodaß es sogar unmöglich ist, auch nur
drehungen ausdehnt, iſt das Buch durchaus beachtenswerth und brauchbar, namentlich da noch anhangsweiſe von S. 82—126 als Leſeprobe eine Auswahl jüdiſchdeutſcher Geſpräche beigefügt iſt, welche durchweg als behende, geläufige und treffende Specimina der jüdiſchdeutſchen Volksſprache gelten müſſen, weshalb auch ein Theil dieſer allen andern manierirten und ungelenken neuern Pro- ben derart entſchieden vorzuziehenden Geſpräche zum Abdruck kom- men ſoll. Der letzte Anhang enthält wieder das Philoglottiſche Probeſtück der Kabbala, von welchem oben die Rede geweſen iſt.
„Der Hebräiſch-Teutſche Sprachmeiſter, das iſt, eine ſehr leichte Methode, wie ein jeder Beamter, Rechnungs- Handels- Kauf- und Wechſel-Herr im Handel und Wandel mit den Juden die Hebräiſche Sprache nach der heutigen rechten Art, Mund- und Ausſprache, ohne Beihülfe eines Sprachmeiſters ſelbſten erlernen, verſtehen, leſen und ſchreiben kann, als ein Land- Reiſe- und Hausbüchlein aufgeſetzt und herausgegeben von Gottfried Paul Theodor, Converso“ (Tübingen 1765). Dieſer Sprachmeiſter iſt im Grunde nichts anderes als eine neue Auflage des famoſen „Vocabulorum Hebraeicum“ (vom Convertiten Chriſtoph Guſtav Chriſtian). So wenig wie dieſes enthält das ganze Buch irgend- eine deutſchrabbiniſche Letter. Das Lexikon iſt ganz nach der von Chriſtian gewählten Eintheilung geordnet und handelt wie dieſer zuerſt (S. 16—53) „von der Gottheit; von der Schöpfung; von dem menſchlichen Geſchlecht; von den menſchlichen Gliedmaßen“. Dann wird eine Vocabulatur „von den Tugenden des Menſchen“ und „von den Laſtern oder Untugenden des Menſchen“ eingeſchal- tet, und dann geht es mit Chriſtian weiter „von des Menſchen Ehren-Aemtern und Dignitäten“ u. ſ. w., bis S. 53—80 ein ebenfalls alphabetiſch geordnetes Vocabular angehängt wird. Das ganze ebenfalls nur mit deutſchen Lettern gedruckte Wörterbuch iſt zwar reichhaltiger als Chriſtian’s „Vocabulorum“, wimmelt aber ebenfalls von Druckfehlern und iſt daher auch nur mit Vorſicht zu gebrauchen, obſchon es ganz im jüdiſchen Volkston gehalten iſt. Die Grammatik (S. 5—16) iſt ebenſo kümmerlich und verworren wie die Chriſtian’ſche, ſodaß es ſogar unmöglich iſt, auch nur
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drehungen ausdehnt, iſt das Buch durchaus beachtenswerth und
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Leſeprobe eine Auswahl jüdiſchdeutſcher Geſpräche beigefügt iſt,
welche durchweg als behende, geläufige und treffende Specimina
der jüdiſchdeutſchen Volksſprache gelten müſſen, weshalb auch ein
Theil dieſer allen andern manierirten und ungelenken neuern Pro-
ben derart entſchieden vorzuziehenden Geſpräche zum Abdruck kom-
men ſoll. Der letzte Anhang enthält wieder das Philoglottiſche
Probeſtück der Kabbala, von welchem oben die Rede geweſen iſt.
„Der Hebräiſch-Teutſche Sprachmeiſter, das iſt, eine ſehr
leichte Methode, wie ein jeder Beamter, Rechnungs- Handels-
Kauf- und Wechſel-Herr im Handel und Wandel mit den Juden
die Hebräiſche Sprache nach der heutigen rechten Art, Mund- und
Ausſprache, ohne Beihülfe eines Sprachmeiſters ſelbſten erlernen,
verſtehen, leſen und ſchreiben kann, als ein Land- Reiſe- und
Hausbüchlein aufgeſetzt und herausgegeben von Gottfried Paul
Theodor, Converso“ (Tübingen 1765). Dieſer Sprachmeiſter iſt
im Grunde nichts anderes als eine neue Auflage des famoſen
„Vocabulorum Hebraeicum“ (vom Convertiten Chriſtoph Guſtav
Chriſtian). So wenig wie dieſes enthält das ganze Buch irgend-
eine deutſchrabbiniſche Letter. Das Lexikon iſt ganz nach der von
Chriſtian gewählten Eintheilung geordnet und handelt wie dieſer
zuerſt (S. 16—53) „von der Gottheit; von der Schöpfung; von
dem menſchlichen Geſchlecht; von den menſchlichen Gliedmaßen“.
Dann wird eine Vocabulatur „von den Tugenden des Menſchen“
und „von den Laſtern oder Untugenden des Menſchen“ eingeſchal-
tet, und dann geht es mit Chriſtian weiter „von des Menſchen
Ehren-Aemtern und Dignitäten“ u. ſ. w., bis S. 53—80 ein
ebenfalls alphabetiſch geordnetes Vocabular angehängt wird. Das
ganze ebenfalls nur mit deutſchen Lettern gedruckte Wörterbuch iſt
zwar reichhaltiger als Chriſtian’s „Vocabulorum“, wimmelt aber
ebenfalls von Druckfehlern und iſt daher auch nur mit Vorſicht
zu gebrauchen, obſchon es ganz im jüdiſchen Volkston gehalten iſt.
Die Grammatik (S. 5—16) iſt ebenſo kümmerlich und verworren
wie die Chriſtian’ſche, ſodaß es ſogar unmöglich iſt, auch nur
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/270>, abgerufen am 28.11.2024.
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