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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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Uebergang zu den Missionsliteratoren macht. Vermöge seiner theo-
logischen und juristischen Bildung, seiner ausgedehnten Reisen und
seiner Stellung als Bibliothekar in Altdorf konnte Wagenseil viel
Material zu seinen Schriften zusammentragen und hat es auch
nicht versäumt, in seiner "Belehrung" eine Chrestomathie der in-
teressantesten Sachen aus der Literatur zu sammeln 1), welche man
sonst nicht leicht findet. Das ist der größte Vorzug des vorlie-
genden Buchs, welches in der Grammatik weit über Pfeiffer hin-
ausgeht, aber doch Buxtorf bei weitem nicht erreicht und nur als
eine trockene Anleitung zum Lesen des Jüdischdeutschen gelten kann,
übrigens durch ganz ungehörige lange Tractate über den Aussatz,
über die Ausschuhung, über die Heirath zweier Schwestern hinter-
einander, sowie durch den schwülstigen "Fürtrag" und die lange
"Fürrede" überladen ist. Auf das Grammatische wird weiterhin
Rücksicht genommen werden.

Jm Jahre 1709 erschien in Frankfurt a. M. von J. M. Koch
eine "Brevis manuductio ad lectionem Scriptorum Judaeorum-
Germanicorum
" auf einem einzigen Druckbogen. 2) Sie wird
schon von Chrysander im Vorbericht zu seiner Grammatik als
"selten und zu kurz" bezeichnet. Jch habe sie trotz aller Nachfrage

der Kleider, und der Häuser, ehemahlen in dem Jüdischen Land, für eine Be-
wantnus gehabt. Zur Zugabe wird ein Bedenken beygefüget, wodurch die viel
und lang höchst-strittig gewesene Frage: Ob die Heil. Schrift einem Manne
erlaube zwey Schwestern nach einander zu heyrathen? dermaleins zu bescheiden,
und die Bejahung allerdings fest zu setzen gesucht wird. Königsberg, gedruckt
in dem 1699. Heyl-Jahr. Jn Verlegung Paul Friederich Rhode, Buchhänd-
lers daselbst."
1) z. B. die drei Osterlieder: "Allmächtiger Gott nun bau dein Tempel,
schiera!" S. 105; "Eins das weiß ich", S. 106; "Ein Zicklein, ein Zicklein,
das hat gekauft mein Väterlein", S. 109; "Das Vinz Hans Lied" (Aufruhr
zu Frankfurt 1614), von Helenius Wertheimer; "Ein schön Mase von König
Artis Hof" (Ritter Wieduwilt mit dem Rade), nach dem "Wigalois" des Vrynt
von Grävenberg (+ 1212), S. 149; "Uebungen aus dem teutsch-hebräischen
Dialekte", aus Sitten- und Maasebüchern gesammelt, S. 305, von denen einiges
weiterhin abgedruckt ist.
2) Schudt, "Jüdische Merkwürdigkeiten", II, 289, führt sie ebenfalls an
und nennt sie "leicht deutlich und artlich". Koch wird von ihm als stud. theol.
aus Eisenach bezeichnet.

Uebergang zu den Miſſionsliteratoren macht. Vermöge ſeiner theo-
logiſchen und juriſtiſchen Bildung, ſeiner ausgedehnten Reiſen und
ſeiner Stellung als Bibliothekar in Altdorf konnte Wagenſeil viel
Material zu ſeinen Schriften zuſammentragen und hat es auch
nicht verſäumt, in ſeiner „Belehrung“ eine Chreſtomathie der in-
tereſſanteſten Sachen aus der Literatur zu ſammeln 1), welche man
ſonſt nicht leicht findet. Das iſt der größte Vorzug des vorlie-
genden Buchs, welches in der Grammatik weit über Pfeiffer hin-
ausgeht, aber doch Buxtorf bei weitem nicht erreicht und nur als
eine trockene Anleitung zum Leſen des Jüdiſchdeutſchen gelten kann,
übrigens durch ganz ungehörige lange Tractate über den Ausſatz,
über die Ausſchuhung, über die Heirath zweier Schweſtern hinter-
einander, ſowie durch den ſchwülſtigen „Fürtrag“ und die lange
„Fürrede“ überladen iſt. Auf das Grammatiſche wird weiterhin
Rückſicht genommen werden.

Jm Jahre 1709 erſchien in Frankfurt a. M. von J. M. Koch
eine „Brevis manuductio ad lectionem Scriptorum Judaeorum-
Germanicorum
“ auf einem einzigen Druckbogen. 2) Sie wird
ſchon von Chryſander im Vorbericht zu ſeiner Grammatik als
„ſelten und zu kurz“ bezeichnet. Jch habe ſie trotz aller Nachfrage

der Kleider, und der Häuſer, ehemahlen in dem Jüdiſchen Land, für eine Be-
wantnus gehabt. Zur Zugabe wird ein Bedenken beygefüget, wodurch die viel
und lang höchſt-ſtrittig geweſene Frage: Ob die Heil. Schrift einem Manne
erlaube zwey Schweſtern nach einander zu heyrathen? dermaleins zu beſcheiden,
und die Bejahung allerdings feſt zu ſetzen geſucht wird. Königsberg, gedruckt
in dem 1699. Heyl-Jahr. Jn Verlegung Paul Friederich Rhode, Buchhänd-
lers daſelbſt.“
1) z. B. die drei Oſterlieder: „Allmächtiger Gott nun bau dein Tempel,
ſchiera!“ S. 105; „Eins das weiß ich“, S. 106; „Ein Zicklein, ein Zicklein,
das hat gekauft mein Väterlein“, S. 109; „Das Vinz Hans Lied“ (Aufruhr
zu Frankfurt 1614), von Helenius Wertheimer; „Ein ſchön Maſe von König
Artis Hof“ (Ritter Wieduwilt mit dem Rade), nach dem „Wigalois“ des Vrynt
von Grävenberg († 1212), S. 149; „Uebungen aus dem teutſch-hebräiſchen
Dialekte“, aus Sitten- und Maaſebüchern geſammelt, S. 305, von denen einiges
weiterhin abgedruckt iſt.
2) Schudt, „Jüdiſche Merkwürdigkeiten“, II, 289, führt ſie ebenfalls an
und nennt ſie „leicht deutlich und artlich“. Koch wird von ihm als stud. theol.
aus Eiſenach bezeichnet.
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[217/0251] Uebergang zu den Miſſionsliteratoren macht. Vermöge ſeiner theo- logiſchen und juriſtiſchen Bildung, ſeiner ausgedehnten Reiſen und ſeiner Stellung als Bibliothekar in Altdorf konnte Wagenſeil viel Material zu ſeinen Schriften zuſammentragen und hat es auch nicht verſäumt, in ſeiner „Belehrung“ eine Chreſtomathie der in- tereſſanteſten Sachen aus der Literatur zu ſammeln 1), welche man ſonſt nicht leicht findet. Das iſt der größte Vorzug des vorlie- genden Buchs, welches in der Grammatik weit über Pfeiffer hin- ausgeht, aber doch Buxtorf bei weitem nicht erreicht und nur als eine trockene Anleitung zum Leſen des Jüdiſchdeutſchen gelten kann, übrigens durch ganz ungehörige lange Tractate über den Ausſatz, über die Ausſchuhung, über die Heirath zweier Schweſtern hinter- einander, ſowie durch den ſchwülſtigen „Fürtrag“ und die lange „Fürrede“ überladen iſt. Auf das Grammatiſche wird weiterhin Rückſicht genommen werden. Jm Jahre 1709 erſchien in Frankfurt a. M. von J. M. Koch eine „Brevis manuductio ad lectionem Scriptorum Judaeorum- Germanicorum“ auf einem einzigen Druckbogen. 2) Sie wird ſchon von Chryſander im Vorbericht zu ſeiner Grammatik als „ſelten und zu kurz“ bezeichnet. Jch habe ſie trotz aller Nachfrage 1) 1) z. B. die drei Oſterlieder: „Allmächtiger Gott nun bau dein Tempel, ſchiera!“ S. 105; „Eins das weiß ich“, S. 106; „Ein Zicklein, ein Zicklein, das hat gekauft mein Väterlein“, S. 109; „Das Vinz Hans Lied“ (Aufruhr zu Frankfurt 1614), von Helenius Wertheimer; „Ein ſchön Maſe von König Artis Hof“ (Ritter Wieduwilt mit dem Rade), nach dem „Wigalois“ des Vrynt von Grävenberg († 1212), S. 149; „Uebungen aus dem teutſch-hebräiſchen Dialekte“, aus Sitten- und Maaſebüchern geſammelt, S. 305, von denen einiges weiterhin abgedruckt iſt. 2) Schudt, „Jüdiſche Merkwürdigkeiten“, II, 289, führt ſie ebenfalls an und nennt ſie „leicht deutlich und artlich“. Koch wird von ihm als stud. theol. aus Eiſenach bezeichnet. 1) der Kleider, und der Häuſer, ehemahlen in dem Jüdiſchen Land, für eine Be- wantnus gehabt. Zur Zugabe wird ein Bedenken beygefüget, wodurch die viel und lang höchſt-ſtrittig geweſene Frage: Ob die Heil. Schrift einem Manne erlaube zwey Schweſtern nach einander zu heyrathen? dermaleins zu beſcheiden, und die Bejahung allerdings feſt zu ſetzen geſucht wird. Königsberg, gedruckt in dem 1699. Heyl-Jahr. Jn Verlegung Paul Friederich Rhode, Buchhänd- lers daſelbſt.“

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/251>, abgerufen am 22.11.2024.