Gauner kann bestimmt darauf rechnen, daß seine Genossen baldigst Zeugen stellen werden, welche seine Gegenwart an einem fern- liegenden Aufenthalte zur Zeit des verübten Verbrechens bereit- willig beschwören. Dieser gewerbs- und pflichtmäßige Alibibeweis wird das Maremokum genannt, von [fremdsprachliches Material - fehlt]Mare, das Sehen, die Erscheinung, persönliche Erscheinung, Gestalt, und [fremdsprachliches Material - fehlt](mokom), Ort, Wohnort, Ortschaft, Stadt, Dorf, in der Composition Maremokum, Ortsanzeiger (auch Buchregister), der falsche Beweis des Alibi und der falsche Alibizeuge 1) selbst; daher die Redensarten: Maremokum dafnen, Maremokum ausse sein, Maremokum geben, Maremokum thun oder machen, ein falsches Alibi einzeugen; Maremokum stellen, die falschen Alibizeugen stellen.
Gewöhnlich wird schon, vor der Ausübung des Verbrechens, auf alle Fälle im voraus bestimmt, wo der Gauner sich auf- gehalten haben soll, sodaß seine gerichtliche Aussage mit der der Zeugen in Uebereinstimmung gebracht werden kann. Meistens ist das die Behausung des Gauners selbst, wenn diese nicht allzu weit vom Orte des Verbrechens liegt. Jn diesem Falle stellen die Weiber und Angehörige sofort und ohne weiteres die Zeugen. An entferntern Orten, wo der Gauner schon selbst oder auf der Reise gesehen worden ist, beschwören, sobald die Gefangenschaft und die Zeit des Diebstahls bekannt worden ist, die von der Ge- nossenschaft oder Begleitung gekauften Zeugen das Alibi. Ein einziger von den unzähligen Zinken genügt, um den Gefangenen zu einer übereinstimmenden Angabe zu befähigen, oder die bisher nur theilweise Verständigung vollkommen zu ergänzen. An Zeugen fehlt es nie. Es ist eine herbe Wahrheit, daß sich besonders christ- liche Zeugen immer bereit finden lassen, für Geld das Maremokum zu beschwören, ja daß manche ein stehendes Gewerbe davon machen, während die Zahl der Juden dagegen immer nur sehr gering ist. Frappant ist das von Thiele aus der Löwenthal'schen
1)[fremdsprachliches Material - fehlt], Eed oder Eid, der Zeuge; Eed scheker, der falsche Zeuge; Eduss, das Zeugniß; Eduss machen, Zeugniß ablegen.
Gauner kann beſtimmt darauf rechnen, daß ſeine Genoſſen baldigſt Zeugen ſtellen werden, welche ſeine Gegenwart an einem fern- liegenden Aufenthalte zur Zeit des verübten Verbrechens bereit- willig beſchwören. Dieſer gewerbs- und pflichtmäßige Alibibeweis wird das Maremokum genannt, von [fremdsprachliches Material – fehlt]Mare, das Sehen, die Erſcheinung, perſönliche Erſcheinung, Geſtalt, und [fremdsprachliches Material – fehlt](mokom), Ort, Wohnort, Ortſchaft, Stadt, Dorf, in der Compoſition Maremokum, Ortsanzeiger (auch Buchregiſter), der falſche Beweis des Alibi und der falſche Alibizeuge 1) ſelbſt; daher die Redensarten: Maremokum dafnen, Maremokum auſſe ſein, Maremokum geben, Maremokum thun oder machen, ein falſches Alibi einzeugen; Maremokum ſtellen, die falſchen Alibizeugen ſtellen.
Gewöhnlich wird ſchon, vor der Ausübung des Verbrechens, auf alle Fälle im voraus beſtimmt, wo der Gauner ſich auf- gehalten haben ſoll, ſodaß ſeine gerichtliche Ausſage mit der der Zeugen in Uebereinſtimmung gebracht werden kann. Meiſtens iſt das die Behauſung des Gauners ſelbſt, wenn dieſe nicht allzu weit vom Orte des Verbrechens liegt. Jn dieſem Falle ſtellen die Weiber und Angehörige ſofort und ohne weiteres die Zeugen. An entferntern Orten, wo der Gauner ſchon ſelbſt oder auf der Reiſe geſehen worden iſt, beſchwören, ſobald die Gefangenſchaft und die Zeit des Diebſtahls bekannt worden iſt, die von der Ge- noſſenſchaft oder Begleitung gekauften Zeugen das Alibi. Ein einziger von den unzähligen Zinken genügt, um den Gefangenen zu einer übereinſtimmenden Angabe zu befähigen, oder die bisher nur theilweiſe Verſtändigung vollkommen zu ergänzen. An Zeugen fehlt es nie. Es iſt eine herbe Wahrheit, daß ſich beſonders chriſt- liche Zeugen immer bereit finden laſſen, für Geld das Maremokum zu beſchwören, ja daß manche ein ſtehendes Gewerbe davon machen, während die Zahl der Juden dagegen immer nur ſehr gering iſt. Frappant iſt das von Thiele aus der Löwenthal’ſchen
1)[fremdsprachliches Material – fehlt], Eed oder Eid, der Zeuge; Eed ſcheker, der falſche Zeuge; Eduſſ, das Zeugniß; Eduſſ machen, Zeugniß ablegen.
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Gauner kann beſtimmt darauf rechnen, daß ſeine Genoſſen baldigſt
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_ (mokom), Ort, Wohnort, Ortſchaft, Stadt, Dorf, in der
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falſche Beweis des Alibi und der falſche Alibizeuge 1) ſelbſt; daher
die Redensarten: Maremokum dafnen, Maremokum auſſe
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ein falſches Alibi einzeugen; Maremokum ſtellen, die falſchen
Alibizeugen ſtellen.
Gewöhnlich wird ſchon, vor der Ausübung des Verbrechens,
auf alle Fälle im voraus beſtimmt, wo der Gauner ſich auf-
gehalten haben ſoll, ſodaß ſeine gerichtliche Ausſage mit der der
Zeugen in Uebereinſtimmung gebracht werden kann. Meiſtens iſt
das die Behauſung des Gauners ſelbſt, wenn dieſe nicht allzu weit
vom Orte des Verbrechens liegt. Jn dieſem Falle ſtellen die
Weiber und Angehörige ſofort und ohne weiteres die Zeugen.
An entferntern Orten, wo der Gauner ſchon ſelbſt oder auf der
Reiſe geſehen worden iſt, beſchwören, ſobald die Gefangenſchaft
und die Zeit des Diebſtahls bekannt worden iſt, die von der Ge-
noſſenſchaft oder Begleitung gekauften Zeugen das Alibi. Ein
einziger von den unzähligen Zinken genügt, um den Gefangenen
zu einer übereinſtimmenden Angabe zu befähigen, oder die bisher
nur theilweiſe Verſtändigung vollkommen zu ergänzen. An Zeugen
fehlt es nie. Es iſt eine herbe Wahrheit, daß ſich beſonders chriſt-
liche Zeugen immer bereit finden laſſen, für Geld das Maremokum
zu beſchwören, ja daß manche ein ſtehendes Gewerbe davon
machen, während die Zahl der Juden dagegen immer nur ſehr
gering iſt. Frappant iſt das von Thiele aus der Löwenthal’ſchen
1) _ , Eed oder Eid, der Zeuge; Eed ſcheker, der falſche Zeuge;
Eduſſ, das Zeugniß; Eduſſ machen, Zeugniß ablegen.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/96>, abgerufen am 08.07.2024.
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