und gefeilt. Jn die beiden einander gegenüberstehenden Oeffnungen sind ein paar runde Knochenscheiben eingeschroben. Meistens sind diese Scheiben gerade die Sechs und die Eins. Die Kuwiostossen bringen nun mitten in der Höhlung des Würfels ein Blech oder eine Knopfform an, welche in der Mitte ein kleines Loch hat. Dieses Loch verbindet die beiden durch die Knopfform getrennten Höhlungen des Würfels miteinander. Die untere Höhlung des etwa auf Sechs ruhenden Würfels wird mit feinem Uhrsand gefüllt und dann die Platte mit der Eins auf den Würfel auf- geschroben. Legt man nun den Würfel auf die Eins, so fällt der Sand durch das Loch der Scheidewand in die Höhlung zwischen der Eins und der Scheidewand. Wirft man jetzt den Würfel rasch fort, so wird die Sechs oben kommen, da der Sand, welcher während des Wurfes nicht so rasch aus der Höhlung weichen konnte, diesen Theil des Würfels bedeutend schwerer macht und nach unten drückt. Beim Wetten faßt der Kuwiostoss die Würfel so, daß die Sechs oder die Eins nach oben steht, je nachdem seine Gegenspieler auf diese oder jene Zahl pariren. Nach Befin- den wendet der Zchokker, mit dem Anschein, als ob er die Einsätze nachsieht, seine die Würfel fassende Hand so, daß der Sand auf die Eins oder Sechs abläuft und wirft dann die Würfel rasch ab.
Bei der Sanduhr ist nicht einmal eine Vertauschung der Würfel nöthig. Dieser Umstand macht daher die Anwendung der Sanduhr sehr geläufig. Man kann den Betrug leicht entdecken, wenn man den eine kurze Zeit auf die Eins oder Sechs gestellten Würfel leicht zwischen Daumen und Zeigefinger an zwei entgegen- gesetzten Ecken faßt, wobei der Würfel mit der gefüllten Höhlung sich nach unten senken wird. Hier und da sind auch mit Queck- silber gefüllte Würfel vorgekommen. Das Quecksilber läuft jedoch beim Werfen zu rasch durch das Loch der Mittelwand, macht somit den Wurf unsicher, und klappert auch beim prüfenden Schütteln des Würfels, was bei der Sandfüllung wenig oder gar nicht der Fall ist.
Dagegen wird endlich noch das Quecksilber bei den Dreh- würfeln angewandt. Die Drehwürfel haben bekanntlich oben
und gefeilt. Jn die beiden einander gegenüberſtehenden Oeffnungen ſind ein paar runde Knochenſcheiben eingeſchroben. Meiſtens ſind dieſe Scheiben gerade die Sechs und die Eins. Die Kuwioſtoſſen bringen nun mitten in der Höhlung des Würfels ein Blech oder eine Knopfform an, welche in der Mitte ein kleines Loch hat. Dieſes Loch verbindet die beiden durch die Knopfform getrennten Höhlungen des Würfels miteinander. Die untere Höhlung des etwa auf Sechs ruhenden Würfels wird mit feinem Uhrſand gefüllt und dann die Platte mit der Eins auf den Würfel auf- geſchroben. Legt man nun den Würfel auf die Eins, ſo fällt der Sand durch das Loch der Scheidewand in die Höhlung zwiſchen der Eins und der Scheidewand. Wirft man jetzt den Würfel raſch fort, ſo wird die Sechs oben kommen, da der Sand, welcher während des Wurfes nicht ſo raſch aus der Höhlung weichen konnte, dieſen Theil des Würfels bedeutend ſchwerer macht und nach unten drückt. Beim Wetten faßt der Kuwioſtoſſ die Würfel ſo, daß die Sechs oder die Eins nach oben ſteht, je nachdem ſeine Gegenſpieler auf dieſe oder jene Zahl pariren. Nach Befin- den wendet der Zchokker, mit dem Anſchein, als ob er die Einſätze nachſieht, ſeine die Würfel faſſende Hand ſo, daß der Sand auf die Eins oder Sechs abläuft und wirft dann die Würfel raſch ab.
Bei der Sanduhr iſt nicht einmal eine Vertauſchung der Würfel nöthig. Dieſer Umſtand macht daher die Anwendung der Sanduhr ſehr geläufig. Man kann den Betrug leicht entdecken, wenn man den eine kurze Zeit auf die Eins oder Sechs geſtellten Würfel leicht zwiſchen Daumen und Zeigefinger an zwei entgegen- geſetzten Ecken faßt, wobei der Würfel mit der gefüllten Höhlung ſich nach unten ſenken wird. Hier und da ſind auch mit Queck- ſilber gefüllte Würfel vorgekommen. Das Queckſilber läuft jedoch beim Werfen zu raſch durch das Loch der Mittelwand, macht ſomit den Wurf unſicher, und klappert auch beim prüfenden Schütteln des Würfels, was bei der Sandfüllung wenig oder gar nicht der Fall iſt.
Dagegen wird endlich noch das Queckſilber bei den Dreh- würfeln angewandt. Die Drehwürfel haben bekanntlich oben
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und gefeilt. Jn die beiden einander gegenüberſtehenden Oeffnungen
ſind ein paar runde Knochenſcheiben eingeſchroben. Meiſtens ſind
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bringen nun mitten in der Höhlung des Würfels ein Blech oder
eine Knopfform an, welche in der Mitte ein kleines Loch hat.
Dieſes Loch verbindet die beiden durch die Knopfform getrennten
Höhlungen des Würfels miteinander. Die untere Höhlung des
etwa auf Sechs ruhenden Würfels wird mit feinem Uhrſand
gefüllt und dann die Platte mit der Eins auf den Würfel auf-
geſchroben. Legt man nun den Würfel auf die Eins, ſo fällt der
Sand durch das Loch der Scheidewand in die Höhlung zwiſchen
der Eins und der Scheidewand. Wirft man jetzt den Würfel
raſch fort, ſo wird die Sechs oben kommen, da der Sand, welcher
während des Wurfes nicht ſo raſch aus der Höhlung weichen
konnte, dieſen Theil des Würfels bedeutend ſchwerer macht und
nach unten drückt. Beim Wetten faßt der Kuwioſtoſſ die Würfel
ſo, daß die Sechs oder die Eins nach oben ſteht, je nachdem
ſeine Gegenſpieler auf dieſe oder jene Zahl pariren. Nach Befin-
den wendet der Zchokker, mit dem Anſchein, als ob er die Einſätze
nachſieht, ſeine die Würfel faſſende Hand ſo, daß der Sand auf
die Eins oder Sechs abläuft und wirft dann die Würfel raſch ab.
Bei der Sanduhr iſt nicht einmal eine Vertauſchung der
Würfel nöthig. Dieſer Umſtand macht daher die Anwendung der
Sanduhr ſehr geläufig. Man kann den Betrug leicht entdecken,
wenn man den eine kurze Zeit auf die Eins oder Sechs geſtellten
Würfel leicht zwiſchen Daumen und Zeigefinger an zwei entgegen-
geſetzten Ecken faßt, wobei der Würfel mit der gefüllten Höhlung
ſich nach unten ſenken wird. Hier und da ſind auch mit Queck-
ſilber gefüllte Würfel vorgekommen. Das Queckſilber läuft jedoch
beim Werfen zu raſch durch das Loch der Mittelwand, macht
ſomit den Wurf unſicher, und klappert auch beim prüfenden
Schütteln des Würfels, was bei der Sandfüllung wenig oder gar
nicht der Fall iſt.
Dagegen wird endlich noch das Queckſilber bei den Dreh-
würfeln angewandt. Die Drehwürfel haben bekanntlich oben
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/300>, abgerufen am 25.11.2024.
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