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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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etwaigen Gewinn, sondern noch alle Widerwärtigkeiten, welche
aus der spätern Verausgabung falschen Geldes entspringen.



2) Das Kuwiostossen.
Einundachtzigstes Kapitel.
[fremdsprachliches Material - fehlt]) Das Würfelschleifen.

Auch die Betrügereien mit den Würfeln, Kuwio, Ribling,
Rührling, Reger, Derling, Knöpperling
(vgl. oben Kap. 76),
sind nach der Warnung am Schlusse der Notabilien des Liber
Vagatorum
schon sehr alt. Der älteste Betrug ist wol das
Würfelschleifen. Ein richtig bezeichneter Würfel 1) ist so geauget,
daß die Augen der einander gegenüberstehenden Seiten zusammen-
addirt gerade Sieben ausmachen, also 1--6, 2--5, 3--4. Das
jetzt nur noch wenig gebräuchliche Schleifen 2) geschah in der
Weise, daß der Kuwiostoss an einer Seite des Würfels die Ecken
auf einem feinen Sandstein abschliff, und mit Bimsstein und Kreide
nachpolirte. Drei Würfel wurden auf die Eins (Fehler) und
drei auf die Sechs (Treffer) geschliffen und nach Gelegenheit, wie
es galt, vertauscht. Die Würfel fallen begreiflicherweise viel
leichter auf die breite als auf die schmaler geschliffene Seite. Jn-
dessen ist das Schleifen fast gänzlich in Abgang gerathen, weil
der Kuwiostoss seiner Würfel nur dann sicher ist, wenn die Seiten

1) Ueber die Combinationen und Wahrscheinlichkeitsrechnung beim Würfel-
spiel findet man Jnteressantes bei J. P. Grüson: "Enthüllte Zaubereyen und
Geheimnisse der Arithmetik" (Berlin 1796), II, 185 fg. Danach hat bei zwei
Würfeln die Zahl 7, bei drei die Zahl 10 und 11, bei vier die Zahl 14, bei
fünf die Zahl 17 und 18, und bei sechs Würfeln die Zahl 21 die meiste
Wahrscheinlichkeit für sich.
2) Doch sind gerade noch bei dem lübecker Volksfeste im Juli 1858 in
einer Glücksbude bei einem Zachkan drei solcher geschliffener (abgezogener)
Würfel vorgekommen und confiscirt worden, welche obendrein nur je eine Zahl
hatten, deren Fläche gerade die breiteste Seite des Würfels bildete.

etwaigen Gewinn, ſondern noch alle Widerwärtigkeiten, welche
aus der ſpätern Verausgabung falſchen Geldes entſpringen.



2) Das Kuwioſtoſſen.
Einundachtzigſtes Kapitel.
[fremdsprachliches Material – fehlt]) Das Würfelſchleifen.

Auch die Betrügereien mit den Würfeln, Kuwio, Ribling,
Rührling, Reger, Derling, Knöpperling
(vgl. oben Kap. 76),
ſind nach der Warnung am Schluſſe der Notabilien des Liber
Vagatorum
ſchon ſehr alt. Der älteſte Betrug iſt wol das
Würfelſchleifen. Ein richtig bezeichneter Würfel 1) iſt ſo geauget,
daß die Augen der einander gegenüberſtehenden Seiten zuſammen-
addirt gerade Sieben ausmachen, alſo 1—6, 2—5, 3—4. Das
jetzt nur noch wenig gebräuchliche Schleifen 2) geſchah in der
Weiſe, daß der Kuwioſtoſſ an einer Seite des Würfels die Ecken
auf einem feinen Sandſtein abſchliff, und mit Bimsſtein und Kreide
nachpolirte. Drei Würfel wurden auf die Eins (Fehler) und
drei auf die Sechs (Treffer) geſchliffen und nach Gelegenheit, wie
es galt, vertauſcht. Die Würfel fallen begreiflicherweiſe viel
leichter auf die breite als auf die ſchmaler geſchliffene Seite. Jn-
deſſen iſt das Schleifen faſt gänzlich in Abgang gerathen, weil
der Kuwioſtoſſ ſeiner Würfel nur dann ſicher iſt, wenn die Seiten

1) Ueber die Combinationen und Wahrſcheinlichkeitsrechnung beim Würfel-
ſpiel findet man Jntereſſantes bei J. P. Grüſon: „Enthüllte Zaubereyen und
Geheimniſſe der Arithmetik“ (Berlin 1796), II, 185 fg. Danach hat bei zwei
Würfeln die Zahl 7, bei drei die Zahl 10 und 11, bei vier die Zahl 14, bei
fünf die Zahl 17 und 18, und bei ſechs Würfeln die Zahl 21 die meiſte
Wahrſcheinlichkeit für ſich.
2) Doch ſind gerade noch bei dem lübecker Volksfeſte im Juli 1858 in
einer Glücksbude bei einem Zachkan drei ſolcher geſchliffener (abgezogener)
Würfel vorgekommen und confiscirt worden, welche obendrein nur je eine Zahl
hatten, deren Fläche gerade die breiteſte Seite des Würfels bildete.
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[285/0297] etwaigen Gewinn, ſondern noch alle Widerwärtigkeiten, welche aus der ſpätern Verausgabung falſchen Geldes entſpringen. 2) Das Kuwioſtoſſen. Einundachtzigſtes Kapitel. _ ) Das Würfelſchleifen. Auch die Betrügereien mit den Würfeln, Kuwio, Ribling, Rührling, Reger, Derling, Knöpperling (vgl. oben Kap. 76), ſind nach der Warnung am Schluſſe der Notabilien des Liber Vagatorum ſchon ſehr alt. Der älteſte Betrug iſt wol das Würfelſchleifen. Ein richtig bezeichneter Würfel 1) iſt ſo geauget, daß die Augen der einander gegenüberſtehenden Seiten zuſammen- addirt gerade Sieben ausmachen, alſo 1—6, 2—5, 3—4. Das jetzt nur noch wenig gebräuchliche Schleifen 2) geſchah in der Weiſe, daß der Kuwioſtoſſ an einer Seite des Würfels die Ecken auf einem feinen Sandſtein abſchliff, und mit Bimsſtein und Kreide nachpolirte. Drei Würfel wurden auf die Eins (Fehler) und drei auf die Sechs (Treffer) geſchliffen und nach Gelegenheit, wie es galt, vertauſcht. Die Würfel fallen begreiflicherweiſe viel leichter auf die breite als auf die ſchmaler geſchliffene Seite. Jn- deſſen iſt das Schleifen faſt gänzlich in Abgang gerathen, weil der Kuwioſtoſſ ſeiner Würfel nur dann ſicher iſt, wenn die Seiten 1) Ueber die Combinationen und Wahrſcheinlichkeitsrechnung beim Würfel- ſpiel findet man Jntereſſantes bei J. P. Grüſon: „Enthüllte Zaubereyen und Geheimniſſe der Arithmetik“ (Berlin 1796), II, 185 fg. Danach hat bei zwei Würfeln die Zahl 7, bei drei die Zahl 10 und 11, bei vier die Zahl 14, bei fünf die Zahl 17 und 18, und bei ſechs Würfeln die Zahl 21 die meiſte Wahrſcheinlichkeit für ſich. 2) Doch ſind gerade noch bei dem lübecker Volksfeſte im Juli 1858 in einer Glücksbude bei einem Zachkan drei ſolcher geſchliffener (abgezogener) Würfel vorgekommen und confiscirt worden, welche obendrein nur je eine Zahl hatten, deren Fläche gerade die breiteſte Seite des Würfels bildete.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/297>, abgerufen am 23.11.2024.