Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.auf offenen (glückbedeutenden) und geschlossenen (unglückbe- Dreiundsiebzigstes Kapitel. e) Der Erbschlüssel. Noch eine von den Wahrsagereien, welche Pictor in seiner Hinterlist; Punkte = Briefe; Weintrauben = Glück und Freude; Rosen =
Ehre und Glück; Tauben = Glück im Spielen; Fische = üble Nachrede, Ver- leumdung; Anker = gute Hoffnung; hohe Thürme = langes Leben, glückliches Alter u. s. w. auf offenen (glückbedeutenden) und geſchloſſenen (unglückbe- Dreiundſiebzigſtes Kapitel. ε) Der Erbſchlüſſel. Noch eine von den Wahrſagereien, welche Pictor in ſeiner Hinterliſt; Punkte = Briefe; Weintrauben = Glück und Freude; Roſen =
Ehre und Glück; Tauben = Glück im Spielen; Fiſche = üble Nachrede, Ver- leumdung; Anker = gute Hoffnung; hohe Thürme = langes Leben, glückliches Alter u. ſ. w. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0276" n="264"/> auf <hi rendition="#g">offenen</hi> (glückbedeutenden) und <hi rendition="#g">geſchloſſenen</hi> (unglückbe-<lb/> deutenden) <hi rendition="#g">Wegen. Offene</hi> Wege ſind die Streifen, welche,<lb/> ohne zuſammenzulaufen, bis an den Rand der Taſſe gehen;<lb/><hi rendition="#g">geſchloſſene</hi> Wege: die Streifen, welche zuſammenlaufen oder<lb/> durch Querlinien verbunden ſind. Je näher dem Rande die Fi-<lb/> guren ſtehen, deſto früher tritt die Erfüllung ein; je näher jene<lb/> dem Boden, deſto ſpäter dieſe. Doch genug von der platten<lb/> Kunſt, welche aber doch, ihres noch immer häufigen Betriebs<lb/> und ihrer leider nur allzu ſchlimmen Folgen wegen, ein ernſtes<lb/> Aufſehen der Sicherheitsbehörden erfordert.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#fr">Dreiundſiebzigſtes Kapitel.</hi><lb/> ε) <hi rendition="#fr">Der Erbſchlüſſel.</hi></head><lb/> <p>Noch eine von den Wahrſagereien, welche Pictor in ſeiner<lb/> „Goetie“, Kap. 21, anführt, die <hi rendition="#g">Coſcinomantie</hi> (τὸ κόσκινον,<lb/> das Sieb), hat ſich genau mit derſelben Manipulation, doch mit<lb/> etwas verändertem Material und moderniſirtern Formeln erhalten.<lb/> Bei Scheible, „Kloſter“, Bd. 3, Abth. 2, S. 621, findet ſich<lb/> die Operation bildlich dargeſtellt: eine Schafſchere oder Zange,<lb/> welche von außen mit den Schneiden ein hölzernes Sieb faßt,<lb/> und mit ihrem kreisförmigen federnden Handgriff auf den Spitzen<lb/> zweier Finger ſchwebt. Der Zweck dieſer Manipulation war, be-<lb/> ſtimmte Perſonen zu bezeichnen, um ſie in Beziehung zu einer<lb/> gewiſſen Begebenheit oder Handlung zu bringen, ganz beſonders<lb/> aber <hi rendition="#g">Diebe zu ermitteln</hi>. Dazu ließen zwei einander gegen-<lb/> überſtehende Perſonen die runde Endfeder, oder den Handgriff<lb/> der Schere oder Zange, welche mit den Schneiden oder Armen<lb/><note xml:id="seg2pn_33_2" prev="#seg2pn_33_1" place="foot" n="2)">Hinterliſt; Punkte = Briefe; Weintrauben = Glück und Freude; Roſen =<lb/> Ehre und Glück; Tauben = Glück im Spielen; Fiſche = üble Nachrede, Ver-<lb/> leumdung; Anker = gute Hoffnung; hohe Thürme = langes Leben, glückliches<lb/> Alter u. ſ. w.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0276]
auf offenen (glückbedeutenden) und geſchloſſenen (unglückbe-
deutenden) Wegen. Offene Wege ſind die Streifen, welche,
ohne zuſammenzulaufen, bis an den Rand der Taſſe gehen;
geſchloſſene Wege: die Streifen, welche zuſammenlaufen oder
durch Querlinien verbunden ſind. Je näher dem Rande die Fi-
guren ſtehen, deſto früher tritt die Erfüllung ein; je näher jene
dem Boden, deſto ſpäter dieſe. Doch genug von der platten
Kunſt, welche aber doch, ihres noch immer häufigen Betriebs
und ihrer leider nur allzu ſchlimmen Folgen wegen, ein ernſtes
Aufſehen der Sicherheitsbehörden erfordert.
Dreiundſiebzigſtes Kapitel.
ε) Der Erbſchlüſſel.
Noch eine von den Wahrſagereien, welche Pictor in ſeiner
„Goetie“, Kap. 21, anführt, die Coſcinomantie (τὸ κόσκινον,
das Sieb), hat ſich genau mit derſelben Manipulation, doch mit
etwas verändertem Material und moderniſirtern Formeln erhalten.
Bei Scheible, „Kloſter“, Bd. 3, Abth. 2, S. 621, findet ſich
die Operation bildlich dargeſtellt: eine Schafſchere oder Zange,
welche von außen mit den Schneiden ein hölzernes Sieb faßt,
und mit ihrem kreisförmigen federnden Handgriff auf den Spitzen
zweier Finger ſchwebt. Der Zweck dieſer Manipulation war, be-
ſtimmte Perſonen zu bezeichnen, um ſie in Beziehung zu einer
gewiſſen Begebenheit oder Handlung zu bringen, ganz beſonders
aber Diebe zu ermitteln. Dazu ließen zwei einander gegen-
überſtehende Perſonen die runde Endfeder, oder den Handgriff
der Schere oder Zange, welche mit den Schneiden oder Armen
2)
2) Hinterliſt; Punkte = Briefe; Weintrauben = Glück und Freude; Roſen =
Ehre und Glück; Tauben = Glück im Spielen; Fiſche = üble Nachrede, Ver-
leumdung; Anker = gute Hoffnung; hohe Thürme = langes Leben, glückliches
Alter u. ſ. w.
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