Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.wird Blütenschmeißen, auch Blütenstechen (Plitestechen 1) Von [fremdsprachliches Material - fehlt] (kono), erwerben, kaufen, weil ja die Blüte wirklich ver- kauft wird vom Gauner, Konehändler. 2) Das Blütenschmeißen ist namentlich in unserm Norddeutschland, und
ganz besonders in der mit so vielen verschiedenen Grenzen umgebenen Gegend von Lübeck, vorzüglich in früherer Zeit, so arg im Gange gewesen, daß die gaunerische Fundformel: "Fund's hehl, Fund's hehl, geit nix vun af!" (Der Fund ist heil -- ganz, untheilbar --, es geht nichts davon ab!), ehe der Be- gleiter sagt: "Half af, half af!" (Halb ab!), noch immer im Munde aller Bauer- und Gassenjungen ist, wenn sie irgend etwas finden. wird Blütenſchmeißen, auch Blütenſtechen (Pliteſtechen 1) Von [fremdsprachliches Material – fehlt] (kono), erwerben, kaufen, weil ja die Blüte wirklich ver- kauft wird vom Gauner, Konehändler. 2) Das Blütenſchmeißen iſt namentlich in unſerm Norddeutſchland, und
ganz beſonders in der mit ſo vielen verſchiedenen Grenzen umgebenen Gegend von Lübeck, vorzüglich in früherer Zeit, ſo arg im Gange geweſen, daß die gauneriſche Fundformel: „Fund’s hehl, Fund’s hehl, geit nix vun af!“ (Der Fund iſt heil — ganz, untheilbar —, es geht nichts davon ab!), ehe der Be- gleiter ſagt: „Half af, half af!“ (Halb ab!), noch immer im Munde aller Bauer- und Gaſſenjungen iſt, wenn ſie irgend etwas finden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0226" n="214"/> wird <hi rendition="#g">Blütenſchmeißen,</hi> auch <hi rendition="#g">Blütenſtechen (Pliteſtechen</hi><lb/> ſogar <hi rendition="#g">Pleiteſtechen</hi>), oder <hi rendition="#g">Konehandel</hi> oder <hi rendition="#g">Kaunehandel</hi> <note place="foot" n="1)">Von <gap reason="fm" unit="words"/> (<hi rendition="#aq">kono</hi>), erwerben, kaufen, weil ja die Blüte wirklich <hi rendition="#g">ver-<lb/> kauft</hi> wird vom Gauner, Konehändler.</note><lb/> genannt, und beſonders in Dörfern an dem unerfahrenen Land-<lb/> mann, und auf den Landſtraßen an Fußreiſenden, vorzüglich<lb/> reiſenden Handwerksgeſellen, verſucht. Jn Wirthshäuſern, beſon-<lb/> ders auf dem Lande, ſucht der Konehändler, unter dem Vorgeben,<lb/> daß ſein Silbergeld verausgabt ſei, mit einem Goldſtück zu be-<lb/> zahlen und ſich den Ueberſchuß ſeiner Zeche in Silbergeld aus-<lb/> wechſeln zu laſſen. Der Wirth, welcher den Werth oder Curs<lb/> des Goldſtücks nicht kennt, wird gewöhnlich vom Konehändler,<lb/> welcher gleiche Unkenntniß vorſchützt, gebeten, den Curs eines<lb/> vom Konehändler dargereichten echten Goldſtücks bei dem Orts-<lb/> geiſtlichen, Schulmeiſter oder Landkrämer erkunden zu laſſen. Jſt<lb/> dies geſchehen, ſo weiß der Konehändler das echte Goldſtück mit<lb/> einem vergoldeten Zahlpfennig geſchickt umzutauſchen, und prellt<lb/> ſomit den Wirth in zwiefacher Hinſicht. Bietet der Konehändler<lb/> einen kleinen Abzug von dem angegebenen Werthe des Goldſtücks,<lb/> ſo iſt der gewinnluſtige Wirth oder Landmann gern bereit, auch<lb/> noch <hi rendition="#g">mehrere</hi> Goldſtücke zu wechſeln, wie denn ſolche arge Un-<lb/> wiſſenheit namentlich in Norddeutſchland noch häufig genug aus-<lb/> gebeutet wird. Jn anderer Weiſe <hi rendition="#g">handelt</hi> der Gauner <hi rendition="#g">auf Kone</hi><lb/> dadurch, daß er auf der Landſtraße ſich einem fußreiſenden Hand-<lb/> werksgeſellen anſchließt, und einen entweder von ſeinem ihm vor-<lb/> aufgegangenen Chawer oder von ihm ſelbſt heimlich hingeworfe-<lb/> nen Geldbrief von der Straße aufrafft, für guten und ganzen<lb/> Fund <note place="foot" n="2)">Das Blütenſchmeißen iſt namentlich in unſerm Norddeutſchland, und<lb/> ganz beſonders in der mit ſo vielen verſchiedenen Grenzen umgebenen Gegend<lb/> von Lübeck, vorzüglich in früherer Zeit, ſo arg im Gange geweſen, daß die<lb/> gauneriſche Fundformel: „Fund’s hehl, Fund’s hehl, geit nix vun af!“ (Der<lb/> Fund iſt heil — ganz, untheilbar —, es geht nichts davon ab!), ehe der Be-<lb/> gleiter ſagt: „Half af, half af!“ (Halb ab!), noch immer im Munde aller Bauer-<lb/> und Gaſſenjungen iſt, wenn ſie irgend etwas finden.</note> erklärt, und endlich auf Bitten des Reiſenden dazu ſich<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0226]
wird Blütenſchmeißen, auch Blütenſtechen (Pliteſtechen
ſogar Pleiteſtechen), oder Konehandel oder Kaunehandel 1)
genannt, und beſonders in Dörfern an dem unerfahrenen Land-
mann, und auf den Landſtraßen an Fußreiſenden, vorzüglich
reiſenden Handwerksgeſellen, verſucht. Jn Wirthshäuſern, beſon-
ders auf dem Lande, ſucht der Konehändler, unter dem Vorgeben,
daß ſein Silbergeld verausgabt ſei, mit einem Goldſtück zu be-
zahlen und ſich den Ueberſchuß ſeiner Zeche in Silbergeld aus-
wechſeln zu laſſen. Der Wirth, welcher den Werth oder Curs
des Goldſtücks nicht kennt, wird gewöhnlich vom Konehändler,
welcher gleiche Unkenntniß vorſchützt, gebeten, den Curs eines
vom Konehändler dargereichten echten Goldſtücks bei dem Orts-
geiſtlichen, Schulmeiſter oder Landkrämer erkunden zu laſſen. Jſt
dies geſchehen, ſo weiß der Konehändler das echte Goldſtück mit
einem vergoldeten Zahlpfennig geſchickt umzutauſchen, und prellt
ſomit den Wirth in zwiefacher Hinſicht. Bietet der Konehändler
einen kleinen Abzug von dem angegebenen Werthe des Goldſtücks,
ſo iſt der gewinnluſtige Wirth oder Landmann gern bereit, auch
noch mehrere Goldſtücke zu wechſeln, wie denn ſolche arge Un-
wiſſenheit namentlich in Norddeutſchland noch häufig genug aus-
gebeutet wird. Jn anderer Weiſe handelt der Gauner auf Kone
dadurch, daß er auf der Landſtraße ſich einem fußreiſenden Hand-
werksgeſellen anſchließt, und einen entweder von ſeinem ihm vor-
aufgegangenen Chawer oder von ihm ſelbſt heimlich hingeworfe-
nen Geldbrief von der Straße aufrafft, für guten und ganzen
Fund 2) erklärt, und endlich auf Bitten des Reiſenden dazu ſich
1) Von _ (kono), erwerben, kaufen, weil ja die Blüte wirklich ver-
kauft wird vom Gauner, Konehändler.
2) Das Blütenſchmeißen iſt namentlich in unſerm Norddeutſchland, und
ganz beſonders in der mit ſo vielen verſchiedenen Grenzen umgebenen Gegend
von Lübeck, vorzüglich in früherer Zeit, ſo arg im Gange geweſen, daß die
gauneriſche Fundformel: „Fund’s hehl, Fund’s hehl, geit nix vun af!“ (Der
Fund iſt heil — ganz, untheilbar —, es geht nichts davon ab!), ehe der Be-
gleiter ſagt: „Half af, half af!“ (Halb ab!), noch immer im Munde aller Bauer-
und Gaſſenjungen iſt, wenn ſie irgend etwas finden.
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