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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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Mooskuppe, der Geldkasten. Kuffer, der Nachschlüsseldieb.
Chenwene, der Kram, die Kramkiste, Kramladen, besonders
die Jahrmarktsbude. Tiefe, Schrank, Kasten, Kiste, Koffer.
Schilchemer, Schrank, Kasten, Schublade. Lesfinne, der
Ladenschubkasten, in welchem sich das Geld befindet, Ladenkasse.

Schon aus der weiten und unbestimmten technischen Termi-
nologie ersieht man, daß von einer genau bestimmten Anzahl von
Klamoniss beim Makkenen nicht die Rede sein kann, und daß es
kein doctrinäres vollständiges "Schassklamoniss von 28 oder
80 Schlüsseln" gibt. Die Größe oder Kleinheit der Schlösser,
ihre Construction und Besatzung sind die wesentlichsten
Grundlagen, nach welchen die Klamoniss angefertigt werden.
Ebenso apokryph ist die Existenz von eigenen chessen Taltelmeloch-
nern, welche ausschließlich die Klamoniss anfertigen und sich ihr
Fabrikat mit Geld aufwiegen lassen sollen, wie denn ja in Nord-
deutschland der Glaube herrscht, daß namentlich in Posen und
Stuttgart ausgezeichnete Barselmelochner existiren sollen. Der
Makkener von Fach macht seine Klamoniss selbst
aus
alten abgezogenen oder bei dem Trödler erhandelten, oder auch
aus den in den Eisenwaarenhandlungen nach allen Größen für
ein sehr billiges Geld verkäuflichen Schlüsseln mit unausgearbei-
teten Bärten, deren Verkauf nicht allein der Schlosserkunst gro-
ßen Abbruch thut, sondern auch die Versuchung überall weckt, und
die Sicherheit des Eigenthums sehr bedeutend gefährdet. Wer
die Feile und Laubsäge nur einigermaßen führen kann, begreift
am besten, wie leicht jene keineswegs künstlichen, sondern höchst
einfach gestalteten Klamoniss sich herstellen lassen. Es genügt
aber auch schon ein Blick auf das Bund Dietriche, welche jeder

teutsches Dictionarium von 1719", I, 165. Kiffe, ein schlechtes elendes
Häuschen; vgl. Richey, "Hamburger Jdioticon": Horn-Kippe, Bordell;
angelsächsisch Cip, und cambro-britisch Cyfod. Der ebenfalls in der nieder-
deutschen Volks- und Gaunersprache gebräuchliche Ausdruck Kabuf, für ein
kleines schlechtes Häuschen, kleinen Laden, auch Bett und Bettschrank, hängt
wahrscheinlich auch mit dem jüdisch-deutschen [fremdsprachliches Material - fehlt] zusammen, oder auch mit
dem hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt], gebogen, gewölbt, hohl sein.

Mooskuppe, der Geldkaſten. Kuffer, der Nachſchlüſſeldieb.
Chenwene, der Kram, die Kramkiſte, Kramladen, beſonders
die Jahrmarktsbude. Tiefe, Schrank, Kaſten, Kiſte, Koffer.
Schilchemer, Schrank, Kaſten, Schublade. Lesfinne, der
Ladenſchubkaſten, in welchem ſich das Geld befindet, Ladenkaſſe.

Schon aus der weiten und unbeſtimmten techniſchen Termi-
nologie erſieht man, daß von einer genau beſtimmten Anzahl von
Klamoniſſ beim Makkenen nicht die Rede ſein kann, und daß es
kein doctrinäres vollſtändiges „Schaſſklamoniſſ von 28 oder
80 Schlüſſeln“ gibt. Die Größe oder Kleinheit der Schlöſſer,
ihre Conſtruction und Beſatzung ſind die weſentlichſten
Grundlagen, nach welchen die Klamoniſſ angefertigt werden.
Ebenſo apokryph iſt die Exiſtenz von eigenen cheſſen Taltelmeloch-
nern, welche ausſchließlich die Klamoniſſ anfertigen und ſich ihr
Fabrikat mit Geld aufwiegen laſſen ſollen, wie denn ja in Nord-
deutſchland der Glaube herrſcht, daß namentlich in Poſen und
Stuttgart ausgezeichnete Barſelmelochner exiſtiren ſollen. Der
Makkener von Fach macht ſeine Klamoniſſ ſelbſt
aus
alten abgezogenen oder bei dem Trödler erhandelten, oder auch
aus den in den Eiſenwaarenhandlungen nach allen Größen für
ein ſehr billiges Geld verkäuflichen Schlüſſeln mit unausgearbei-
teten Bärten, deren Verkauf nicht allein der Schloſſerkunſt gro-
ßen Abbruch thut, ſondern auch die Verſuchung überall weckt, und
die Sicherheit des Eigenthums ſehr bedeutend gefährdet. Wer
die Feile und Laubſäge nur einigermaßen führen kann, begreift
am beſten, wie leicht jene keineswegs künſtlichen, ſondern höchſt
einfach geſtalteten Klamoniſſ ſich herſtellen laſſen. Es genügt
aber auch ſchon ein Blick auf das Bund Dietriche, welche jeder

teutſches Dictionarium von 1719“, I, 165. Kiffe, ein ſchlechtes elendes
Häuschen; vgl. Richey, „Hamburger Jdioticon“: Horn-Kippe, Bordell;
angelſächſiſch Cip, und cambro-britiſch Cyfod. Der ebenfalls in der nieder-
deutſchen Volks- und Gaunerſprache gebräuchliche Ausdruck Kabuf, für ein
kleines ſchlechtes Häuschen, kleinen Laden, auch Bett und Bettſchrank, hängt
wahrſcheinlich auch mit dem jüdiſch-deutſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] zuſammen, oder auch mit
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[158/0170] Mooskuppe, der Geldkaſten. Kuffer, der Nachſchlüſſeldieb. Chenwene, der Kram, die Kramkiſte, Kramladen, beſonders die Jahrmarktsbude. Tiefe, Schrank, Kaſten, Kiſte, Koffer. Schilchemer, Schrank, Kaſten, Schublade. Lesfinne, der Ladenſchubkaſten, in welchem ſich das Geld befindet, Ladenkaſſe. Schon aus der weiten und unbeſtimmten techniſchen Termi- nologie erſieht man, daß von einer genau beſtimmten Anzahl von Klamoniſſ beim Makkenen nicht die Rede ſein kann, und daß es kein doctrinäres vollſtändiges „Schaſſklamoniſſ von 28 oder 80 Schlüſſeln“ gibt. Die Größe oder Kleinheit der Schlöſſer, ihre Conſtruction und Beſatzung ſind die weſentlichſten Grundlagen, nach welchen die Klamoniſſ angefertigt werden. Ebenſo apokryph iſt die Exiſtenz von eigenen cheſſen Taltelmeloch- nern, welche ausſchließlich die Klamoniſſ anfertigen und ſich ihr Fabrikat mit Geld aufwiegen laſſen ſollen, wie denn ja in Nord- deutſchland der Glaube herrſcht, daß namentlich in Poſen und Stuttgart ausgezeichnete Barſelmelochner exiſtiren ſollen. Der Makkener von Fach macht ſeine Klamoniſſ ſelbſt aus alten abgezogenen oder bei dem Trödler erhandelten, oder auch aus den in den Eiſenwaarenhandlungen nach allen Größen für ein ſehr billiges Geld verkäuflichen Schlüſſeln mit unausgearbei- teten Bärten, deren Verkauf nicht allein der Schloſſerkunſt gro- ßen Abbruch thut, ſondern auch die Verſuchung überall weckt, und die Sicherheit des Eigenthums ſehr bedeutend gefährdet. Wer die Feile und Laubſäge nur einigermaßen führen kann, begreift am beſten, wie leicht jene keineswegs künſtlichen, ſondern höchſt einfach geſtalteten Klamoniſſ ſich herſtellen laſſen. Es genügt aber auch ſchon ein Blick auf das Bund Dietriche, welche jeder 1) 1) teutſches Dictionarium von 1719“, I, 165. Kiffe, ein ſchlechtes elendes Häuschen; vgl. Richey, „Hamburger Jdioticon“: Horn-Kippe, Bordell; angelſächſiſch Cip, und cambro-britiſch Cyfod. Der ebenfalls in der nieder- deutſchen Volks- und Gaunerſprache gebräuchliche Ausdruck Kabuf, für ein kleines ſchlechtes Häuschen, kleinen Laden, auch Bett und Bettſchrank, hängt wahrſcheinlich auch mit dem jüdiſch-deutſchen _ zuſammen, oder auch mit dem hebräiſchen _ , gebogen, gewölbt, hohl ſein.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/170>, abgerufen am 25.11.2024.