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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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(vgl. Makkener, Kap. 47). Dorfkuffer ist der Einbrecher auf
dem Lande. Rozeach, Rezeich, von [fremdsprachliches Material - fehlt], todtschlagen, der Raub-
mörder; Rezach oder Roziche, der Raubmord; Serfer oder Sar-
fener,
von [fremdsprachliches Material - fehlt] (saraf), brennen 1), der Räuber welcher Feuer legt,
um im Feuertumult zu stehlen; Rezichesarfener, der Mordbren-
ner; Stradekehrer, vom niederdeutschen Straat, die Straße,
Landstraße, der Straßenräuber; Stradekehren, Straßenraub
treiben, wohl zu unterscheiden von Stradehandeln, auf der
Strade handeln
und Strade halten (vgl. Kap. 68) und
dgl. mehr.



Fünfundvierzigstes Kapitel.
k) Das Pleitehandeln und das Challehandeln.

Endlich gehört noch hierher das Pleitehandeln 2), wel-
ches vorzüglich auf dem Lande und in Wirthshäusern geschieht.
Finden die Schränker keine Gelegenheit zum Einbruch, so sucht ein
Chawer ein Nachtquartier in dem zu bestehlenden Hause zu bekom-
men. Dieser ist ihnen dann des Nachts behülflich, durch Oeffnen
der Verschlüsse in das Haus zu gelangen, und geht nach vollzogenem
Diebstahl mit ihnen davon. Jst die Diebstahlsgelegenheit der-
art, daß der Quartiernehmer den Hausbesitzer heimlich und allein
bestehlen kann, so geht er erst andern Morgens, mit Wissen des
Besitzers und mit Zahlung der Zeche fort. Diese Art des Steh-
lens und Verabschiedens wird eine Challe handeln 3) ge-
nannt.

1) Davon sarfenen, wofür auch brandstiften, flakkern.
2) Von [fremdsprachliches Material - fehlt] (polat), flüchten, davongehen. Plete oder Pleite, die
Flucht. Vgl. Kap. 42.
3) Challe, von [fremdsprachliches Material - fehlt], der Opferkuchenteig. Von dem Kuchen wird be-
kanntlich ein Stück abgebrochen und ins Feuer gelegt zum Opfer, während
das Uebrige zum Genusse verbleibt. Jm gleichbedeutenden Sinne ist die Re-
densart: eine Challe backen, gebräuchlich, d. h. heimlich, unvermerkt soviel
stehlen, daß es der Bestohlene nicht gleich merkt, also auch: nicht alles steh-

(vgl. Makkener, Kap. 47). Dorfkuffer iſt der Einbrecher auf
dem Lande. Rozeach, Rezeich, von [fremdsprachliches Material – fehlt], todtſchlagen, der Raub-
mörder; Rezach oder Roziche, der Raubmord; Serfer oder Sar-
fener,
von [fremdsprachliches Material – fehlt] (saraf), brennen 1), der Räuber welcher Feuer legt,
um im Feuertumult zu ſtehlen; Rezicheſarfener, der Mordbren-
ner; Stradekehrer, vom niederdeutſchen Straat, die Straße,
Landſtraße, der Straßenräuber; Stradekehren, Straßenraub
treiben, wohl zu unterſcheiden von Stradehandeln, auf der
Strade handeln
und Strade halten (vgl. Kap. 68) und
dgl. mehr.



Fünfundvierzigſtes Kapitel.
κ) Das Pleitehandeln und das Challehandeln.

Endlich gehört noch hierher das Pleitehandeln 2), wel-
ches vorzüglich auf dem Lande und in Wirthshäuſern geſchieht.
Finden die Schränker keine Gelegenheit zum Einbruch, ſo ſucht ein
Chawer ein Nachtquartier in dem zu beſtehlenden Hauſe zu bekom-
men. Dieſer iſt ihnen dann des Nachts behülflich, durch Oeffnen
der Verſchlüſſe in das Haus zu gelangen, und geht nach vollzogenem
Diebſtahl mit ihnen davon. Jſt die Diebſtahlsgelegenheit der-
art, daß der Quartiernehmer den Hausbeſitzer heimlich und allein
beſtehlen kann, ſo geht er erſt andern Morgens, mit Wiſſen des
Beſitzers und mit Zahlung der Zeche fort. Dieſe Art des Steh-
lens und Verabſchiedens wird eine Challe handeln 3) ge-
nannt.

1) Davon ſarfenen, wofür auch brandſtiften, flakkern.
2) Von [fremdsprachliches Material – fehlt] (polat), flüchten, davongehen. Plete oder Pleite, die
Flucht. Vgl. Kap. 42.
3) Challe, von [fremdsprachliches Material – fehlt], der Opferkuchenteig. Von dem Kuchen wird be-
kanntlich ein Stück abgebrochen und ins Feuer gelegt zum Opfer, während
das Uebrige zum Genuſſe verbleibt. Jm gleichbedeutenden Sinne iſt die Re-
densart: eine Challe backen, gebräuchlich, d. h. heimlich, unvermerkt ſoviel
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[149/0161] (vgl. Makkener, Kap. 47). Dorfkuffer iſt der Einbrecher auf dem Lande. Rozeach, Rezeich, von _ , todtſchlagen, der Raub- mörder; Rezach oder Roziche, der Raubmord; Serfer oder Sar- fener, von _ (saraf), brennen 1), der Räuber welcher Feuer legt, um im Feuertumult zu ſtehlen; Rezicheſarfener, der Mordbren- ner; Stradekehrer, vom niederdeutſchen Straat, die Straße, Landſtraße, der Straßenräuber; Stradekehren, Straßenraub treiben, wohl zu unterſcheiden von Stradehandeln, auf der Strade handeln und Strade halten (vgl. Kap. 68) und dgl. mehr. Fünfundvierzigſtes Kapitel. κ) Das Pleitehandeln und das Challehandeln. Endlich gehört noch hierher das Pleitehandeln 2), wel- ches vorzüglich auf dem Lande und in Wirthshäuſern geſchieht. Finden die Schränker keine Gelegenheit zum Einbruch, ſo ſucht ein Chawer ein Nachtquartier in dem zu beſtehlenden Hauſe zu bekom- men. Dieſer iſt ihnen dann des Nachts behülflich, durch Oeffnen der Verſchlüſſe in das Haus zu gelangen, und geht nach vollzogenem Diebſtahl mit ihnen davon. Jſt die Diebſtahlsgelegenheit der- art, daß der Quartiernehmer den Hausbeſitzer heimlich und allein beſtehlen kann, ſo geht er erſt andern Morgens, mit Wiſſen des Beſitzers und mit Zahlung der Zeche fort. Dieſe Art des Steh- lens und Verabſchiedens wird eine Challe handeln 3) ge- nannt. 1) Davon ſarfenen, wofür auch brandſtiften, flakkern. 2) Von _ (polat), flüchten, davongehen. Plete oder Pleite, die Flucht. Vgl. Kap. 42. 3) Challe, von _ , der Opferkuchenteig. Von dem Kuchen wird be- kanntlich ein Stück abgebrochen und ins Feuer gelegt zum Opfer, während das Uebrige zum Genuſſe verbleibt. Jm gleichbedeutenden Sinne iſt die Re- densart: eine Challe backen, gebräuchlich, d. h. heimlich, unvermerkt ſoviel ſtehlen, daß es der Beſtohlene nicht gleich merkt, alſo auch: nicht alles ſteh-

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/161>, abgerufen am 24.11.2024.