Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.wahrer Freundschaft verräth. Die Verhaftung von Gaunern, Dreiundvierzigstes Kapitel. th) Die Kawure, der Jntippel und die Cheluke. Das Gestohlene wird so rasch und weit wie möglich vom 1) Meistens halten die Schränker sich auf gemeinschaftliche Kosten ein solches Fuhrwerk, Agole, Michsegole genannt, theils zum raschern Reisen und Flüchten, theils zum behendern Transport des Gestohlenen. Vgl. weiter un- ten das Stradehandeln, Kap. 68. 2) Ein hier oft in Untersuchung gerathener Schränker hatte sogar ein- mal geräuchertes und gepöckeltes Fleisch, das er gestohlen, ohne Emballage in den feuchten Mist seines Ziegenstalles kawure gelegt! 3) Vom hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt] ([fremdsprachliches Material - fehlt]), tapap, schnell beweglich sein, kleine schnelle Schritte machen, kokett trippeln, besonders von Frauenzimmern, wovon das Ave-Lallemant, Gaunerthum. II. 10
wahrer Freundſchaft verräth. Die Verhaftung von Gaunern, Dreiundvierzigſtes Kapitel. θ) Die Kawure, der Jntippel und die Cheluke. Das Geſtohlene wird ſo raſch und weit wie möglich vom 1) Meiſtens halten die Schränker ſich auf gemeinſchaftliche Koſten ein ſolches Fuhrwerk, Agole, Michſegole genannt, theils zum raſchern Reiſen und Flüchten, theils zum behendern Transport des Geſtohlenen. Vgl. weiter un- ten das Stradehandeln, Kap. 68. 2) Ein hier oft in Unterſuchung gerathener Schränker hatte ſogar ein- mal geräuchertes und gepöckeltes Fleiſch, das er geſtohlen, ohne Emballage in den feuchten Miſt ſeines Ziegenſtalles kawure gelegt! 3) Vom hebräiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] ([fremdsprachliches Material – fehlt]), tapap, ſchnell beweglich ſein, kleine ſchnelle Schritte machen, kokett trippeln, beſonders von Frauenzimmern, wovon das Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0157" n="145"/> wahrer Freundſchaft verräth. Die Verhaftung von Gaunern,<lb/> namentlich durch den einzelnen, nicht weiter unterſtützten ſubalternen<lb/> Beamten, iſt jener oft verzweifelten Gegenwehr wegen äußerſt<lb/> ſchwierig, und ſollte vom Vorgeſetzten immer anerkannt werden,<lb/> der hinter dem Verhörtiſch kaum einen Begriff davon hat, wie<lb/> gefährlich die Verhaftung der ihm vorgeführten Arreſtaten war.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#fr">Dreiundvierzigſtes Kapitel.</hi><lb/> θ) <hi rendition="#fr">Die Kawure, der Jntippel und die Cheluke.</hi></head><lb/> <p>Das Geſtohlene wird ſo raſch und weit wie möglich vom<lb/> Diebſtahlsorte in Sicherheit gebracht. Häufig erlaubt die Menge<lb/> und Schwere des Geſtohlenen, namentlich wenn kein Fuhrwerk <note place="foot" n="1)">Meiſtens halten die Schränker ſich auf gemeinſchaftliche Koſten ein<lb/> ſolches Fuhrwerk, Agole, Michſegole genannt, theils zum raſchern Reiſen und<lb/> Flüchten, theils zum behendern Transport des Geſtohlenen. Vgl. weiter un-<lb/> ten das <hi rendition="#g">Stradehandeln,</hi> Kap. 68.</note><lb/> zur Hand iſt, keinen weiten Transport. Die nächſte Cheſſenpenne<lb/> bietet daher die erſte Zufluchtsſtätte, bis die Schränker ander-<lb/> weitige Verfügungen über das Geborgene treffen; häufig wird<lb/> aber auch das Geſtohlene hinter Zäunen, in Stroh- und Heu-<lb/> diemen, in Miſt <note place="foot" n="2)">Ein hier oft in Unterſuchung gerathener Schränker hatte ſogar ein-<lb/> mal geräuchertes und gepöckeltes Fleiſch, das er geſtohlen, <hi rendition="#g">ohne Emballage</hi><lb/> in den feuchten Miſt ſeines Ziegenſtalles kawure gelegt!</note>, in Waldungen, Buſchkoppeln, hohlen Bäu-<lb/> men, Wegeſielen, Gräben, Brücken, Mergel- und Sandgruben,<lb/> Fuchs- und Dachsbauten vorläufig kawure gelegt, nicht ſelten<lb/> aber auch in Teiche und Sümpfe verſenkt, bis die Gelegenheit<lb/> zum Hervorholen und Theilen ſicher geworden iſt. Der Ort, die<lb/> Cheſſen- oder Kochemerpenne, Spieſe, wohin die Beute geborgen<lb/> und getheilt wird, heißt der <hi rendition="#g">Jntippel</hi> <note xml:id="seg2pn_15_1" next="#seg2pn_15_2" place="foot" n="3)">Vom hebräiſchen <gap reason="fm" unit="words"/> (<gap reason="fm" unit="words"/>), <hi rendition="#aq">tapap,</hi> ſchnell beweglich ſein, kleine ſchnelle<lb/> Schritte machen, kokett trippeln, beſonders von Frauenzimmern, wovon das</note>, wovon <hi rendition="#g">intippeln,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Avé-Lallemant,</hi> Gaunerthum. <hi rendition="#aq">II.</hi> 10</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0157]
wahrer Freundſchaft verräth. Die Verhaftung von Gaunern,
namentlich durch den einzelnen, nicht weiter unterſtützten ſubalternen
Beamten, iſt jener oft verzweifelten Gegenwehr wegen äußerſt
ſchwierig, und ſollte vom Vorgeſetzten immer anerkannt werden,
der hinter dem Verhörtiſch kaum einen Begriff davon hat, wie
gefährlich die Verhaftung der ihm vorgeführten Arreſtaten war.
Dreiundvierzigſtes Kapitel.
θ) Die Kawure, der Jntippel und die Cheluke.
Das Geſtohlene wird ſo raſch und weit wie möglich vom
Diebſtahlsorte in Sicherheit gebracht. Häufig erlaubt die Menge
und Schwere des Geſtohlenen, namentlich wenn kein Fuhrwerk 1)
zur Hand iſt, keinen weiten Transport. Die nächſte Cheſſenpenne
bietet daher die erſte Zufluchtsſtätte, bis die Schränker ander-
weitige Verfügungen über das Geborgene treffen; häufig wird
aber auch das Geſtohlene hinter Zäunen, in Stroh- und Heu-
diemen, in Miſt 2), in Waldungen, Buſchkoppeln, hohlen Bäu-
men, Wegeſielen, Gräben, Brücken, Mergel- und Sandgruben,
Fuchs- und Dachsbauten vorläufig kawure gelegt, nicht ſelten
aber auch in Teiche und Sümpfe verſenkt, bis die Gelegenheit
zum Hervorholen und Theilen ſicher geworden iſt. Der Ort, die
Cheſſen- oder Kochemerpenne, Spieſe, wohin die Beute geborgen
und getheilt wird, heißt der Jntippel 3), wovon intippeln,
1) Meiſtens halten die Schränker ſich auf gemeinſchaftliche Koſten ein
ſolches Fuhrwerk, Agole, Michſegole genannt, theils zum raſchern Reiſen und
Flüchten, theils zum behendern Transport des Geſtohlenen. Vgl. weiter un-
ten das Stradehandeln, Kap. 68.
2) Ein hier oft in Unterſuchung gerathener Schränker hatte ſogar ein-
mal geräuchertes und gepöckeltes Fleiſch, das er geſtohlen, ohne Emballage
in den feuchten Miſt ſeines Ziegenſtalles kawure gelegt!
3) Vom hebräiſchen _ (_ ), tapap, ſchnell beweglich ſein, kleine ſchnelle
Schritte machen, kokett trippeln, beſonders von Frauenzimmern, wovon das
Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 10
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |