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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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Telegraphie eine auffallende Analogie oder sogar volle Gleich-
mäßigkeit statt. Obschon nämlich in der elektromagnetischen Te-
legraphie für die sinnliche Wahrnehmung primär das Gefühl
durch die elektrische Strömung, oder durch die freilich sehr kleinen
aber doch deutlichen elektrischen Funken das Auge, in Anspruch ge-
nommen wird, so ist doch die nächste deutlichste sinnliche Wahr-
nehmung die durch das Gehör, indem durch die Bewegung des
magnetisch gemachten Ankers so deutlich hörbare Schläge hervor-
gebracht werden, daß geübte Telegraphisten, ohne die künstliche
secundäre, mit der Bewegung des Ankers verbundene, graphische
Darstellung zu sehen, aus der bloßen hörbaren Bewegung des
Ankers, im Dunkeln, den Jnhalt einer Depesche allein durch das
Gehör vollkommen deutlich auffassen können. Eine Unterscheidung
des monotonen Schalles ist nur durch die rhythmische Combination
mehrerer Schläge möglich, und in dieser Weise ist das allgemein
bekannte, und im ganzen deutsch-österreichischen Telegraphenverein
übliche Morse'sche System ebenso einfach wie sinnreich zusammen-
gesetzt, welches für die sinnliche Auffassung durch die secundäre
graphische Darstellung nur noch deutlicher gemacht wird 1), als
die primäre akustische schon an und für sich ist.

Das System mag hier nach S. 152 des untengenannten
Werks von Dr. H. Schellen Platz finden. Die Striche und die
Punkte deuten graphisch die längere oder kürzere Dauer der Zeit
an, in welcher der magnetisch gemachte Anker angezogen ist.

1) Jn der Steinheil'schen Nadeltelegraphie geschieht die graphische Dar-
stellung nur durch die Combination von vier Punkten in zwei Linien, in der
französischen Telegraphie durch Combination von 1--3 Strichen (ohne Punkte),
in der Morse'schen Telegraphie durch Combination von Strichen und Punkten,
die bei den Buchstaben nicht über vier, bei den Zahlen nicht über fünf, und
bei den Jnterpunktionszeichen nicht über sechs Zeichen (Punkte und Striche)
hinausgeht. Man vergleiche das treffliche, sehr klar und populär gehaltene
Werk von Dr. H. Schellen, "Der elektromagnetische Telegraph in den Haupt-
stadien seiner Entwickelung" (zweite Ausgabe, Braunschweig 1854), S. 78,
107 u. 149 fg.

Telegraphie eine auffallende Analogie oder ſogar volle Gleich-
mäßigkeit ſtatt. Obſchon nämlich in der elektromagnetiſchen Te-
legraphie für die ſinnliche Wahrnehmung primär das Gefühl
durch die elektriſche Strömung, oder durch die freilich ſehr kleinen
aber doch deutlichen elektriſchen Funken das Auge, in Anſpruch ge-
nommen wird, ſo iſt doch die nächſte deutlichſte ſinnliche Wahr-
nehmung die durch das Gehör, indem durch die Bewegung des
magnetiſch gemachten Ankers ſo deutlich hörbare Schläge hervor-
gebracht werden, daß geübte Telegraphiſten, ohne die künſtliche
ſecundäre, mit der Bewegung des Ankers verbundene, graphiſche
Darſtellung zu ſehen, aus der bloßen hörbaren Bewegung des
Ankers, im Dunkeln, den Jnhalt einer Depeſche allein durch das
Gehör vollkommen deutlich auffaſſen können. Eine Unterſcheidung
des monotonen Schalles iſt nur durch die rhythmiſche Combination
mehrerer Schläge möglich, und in dieſer Weiſe iſt das allgemein
bekannte, und im ganzen deutſch-öſterreichiſchen Telegraphenverein
übliche Morſe’ſche Syſtem ebenſo einfach wie ſinnreich zuſammen-
geſetzt, welches für die ſinnliche Auffaſſung durch die ſecundäre
graphiſche Darſtellung nur noch deutlicher gemacht wird 1), als
die primäre akuſtiſche ſchon an und für ſich iſt.

Das Syſtem mag hier nach S. 152 des untengenannten
Werks von Dr. H. Schellen Platz finden. Die Striche und die
Punkte deuten graphiſch die längere oder kürzere Dauer der Zeit
an, in welcher der magnetiſch gemachte Anker angezogen iſt.

1) Jn der Steinheil’ſchen Nadeltelegraphie geſchieht die graphiſche Dar-
ſtellung nur durch die Combination von vier Punkten in zwei Linien, in der
franzöſiſchen Telegraphie durch Combination von 1—3 Strichen (ohne Punkte),
in der Morſe’ſchen Telegraphie durch Combination von Strichen und Punkten,
die bei den Buchſtaben nicht über vier, bei den Zahlen nicht über fünf, und
bei den Jnterpunktionszeichen nicht über ſechs Zeichen (Punkte und Striche)
hinausgeht. Man vergleiche das treffliche, ſehr klar und populär gehaltene
Werk von Dr. H. Schellen, „Der elektromagnetiſche Telegraph in den Haupt-
ſtadien ſeiner Entwickelung“ (zweite Ausgabe, Braunſchweig 1854), S. 78,
107 u. 149 fg.
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[101/0113] Telegraphie eine auffallende Analogie oder ſogar volle Gleich- mäßigkeit ſtatt. Obſchon nämlich in der elektromagnetiſchen Te- legraphie für die ſinnliche Wahrnehmung primär das Gefühl durch die elektriſche Strömung, oder durch die freilich ſehr kleinen aber doch deutlichen elektriſchen Funken das Auge, in Anſpruch ge- nommen wird, ſo iſt doch die nächſte deutlichſte ſinnliche Wahr- nehmung die durch das Gehör, indem durch die Bewegung des magnetiſch gemachten Ankers ſo deutlich hörbare Schläge hervor- gebracht werden, daß geübte Telegraphiſten, ohne die künſtliche ſecundäre, mit der Bewegung des Ankers verbundene, graphiſche Darſtellung zu ſehen, aus der bloßen hörbaren Bewegung des Ankers, im Dunkeln, den Jnhalt einer Depeſche allein durch das Gehör vollkommen deutlich auffaſſen können. Eine Unterſcheidung des monotonen Schalles iſt nur durch die rhythmiſche Combination mehrerer Schläge möglich, und in dieſer Weiſe iſt das allgemein bekannte, und im ganzen deutſch-öſterreichiſchen Telegraphenverein übliche Morſe’ſche Syſtem ebenſo einfach wie ſinnreich zuſammen- geſetzt, welches für die ſinnliche Auffaſſung durch die ſecundäre graphiſche Darſtellung nur noch deutlicher gemacht wird 1), als die primäre akuſtiſche ſchon an und für ſich iſt. Das Syſtem mag hier nach S. 152 des untengenannten Werks von Dr. H. Schellen Platz finden. Die Striche und die Punkte deuten graphiſch die längere oder kürzere Dauer der Zeit an, in welcher der magnetiſch gemachte Anker angezogen iſt. 1) Jn der Steinheil’ſchen Nadeltelegraphie geſchieht die graphiſche Dar- ſtellung nur durch die Combination von vier Punkten in zwei Linien, in der franzöſiſchen Telegraphie durch Combination von 1—3 Strichen (ohne Punkte), in der Morſe’ſchen Telegraphie durch Combination von Strichen und Punkten, die bei den Buchſtaben nicht über vier, bei den Zahlen nicht über fünf, und bei den Jnterpunktionszeichen nicht über ſechs Zeichen (Punkte und Striche) hinausgeht. Man vergleiche das treffliche, ſehr klar und populär gehaltene Werk von Dr. H. Schellen, „Der elektromagnetiſche Telegraph in den Haupt- ſtadien ſeiner Entwickelung“ (zweite Ausgabe, Braunſchweig 1854), S. 78, 107 u. 149 fg.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/113>, abgerufen am 22.11.2024.