Wer, wie der Verfasser, zu einem Amte gerufen ist, von welchem das Gesammtgebiet der Polizei in ihrem vollständigsten Umfange wahrgenommen wird, der muß es der tiefen Ein- sicht einer weisen Regierung Dank wissen, daß sie die umfang- reiche und bunt bewegte Thätigkeit seiner Stellung durch keine ängstliche Jnstructionen beschränkte, sondern mit ernster Einfach- heit auf die große Geschichte des kleinen Staats hinwies und erwartete, daß jedermann seine Schuldigkeit thue. Durch eine solche Einsetzung wird das gesammte sittliche und wissenschaftliche Streben gehoben, daß es desto eifriger nach jenem, nur auf dem Wege der eigenen innern und der historischen Forschung zu ge- winnenden, Grund und Halt sucht, auf welchem man auch das geheiligte Bauwerk der Kirche und des Staats in erhabenem christlich-deutschen Stile aufgeführt findet, und auf welchem auch nur eine christlich-deutsche Sitte, Ordnung und Zucht walten kann.
Durch die wunderbare Uebereinstimmung des schon von Ta- citus in markigen Zügen gezeichneten, auf dem Boden innigen Familienlebens und reiner Sittenzucht begründeten deutschen We- sens mit dem Christenthum, durch das innige Verständniß und durch die gegenseitige Sättigung dieses deutschen Elements mit dem Christenthum ist das christlich-deutsche Wesen eine specifisch-
Vorwort.
Wer, wie der Verfaſſer, zu einem Amte gerufen iſt, von welchem das Geſammtgebiet der Polizei in ihrem vollſtändigſten Umfange wahrgenommen wird, der muß es der tiefen Ein- ſicht einer weiſen Regierung Dank wiſſen, daß ſie die umfang- reiche und bunt bewegte Thätigkeit ſeiner Stellung durch keine ängſtliche Jnſtructionen beſchränkte, ſondern mit ernſter Einfach- heit auf die große Geſchichte des kleinen Staats hinwies und erwartete, daß jedermann ſeine Schuldigkeit thue. Durch eine ſolche Einſetzung wird das geſammte ſittliche und wiſſenſchaftliche Streben gehoben, daß es deſto eifriger nach jenem, nur auf dem Wege der eigenen innern und der hiſtoriſchen Forſchung zu ge- winnenden, Grund und Halt ſucht, auf welchem man auch das geheiligte Bauwerk der Kirche und des Staats in erhabenem chriſtlich-deutſchen Stile aufgeführt findet, und auf welchem auch nur eine chriſtlich-deutſche Sitte, Ordnung und Zucht walten kann.
Durch die wunderbare Uebereinſtimmung des ſchon von Ta- citus in markigen Zügen gezeichneten, auf dem Boden innigen Familienlebens und reiner Sittenzucht begründeten deutſchen We- ſens mit dem Chriſtenthum, durch das innige Verſtändniß und durch die gegenſeitige Sättigung dieſes deutſchen Elements mit dem Chriſtenthum iſt das chriſtlich-deutſche Weſen eine ſpecifiſch-
<TEI><text><front><pbfacs="#f0005"n="[VII]"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vorwort</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>er, wie der Verfaſſer, zu einem Amte gerufen iſt, von<lb/>
welchem das Geſammtgebiet der Polizei in ihrem vollſtändigſten<lb/>
Umfange wahrgenommen wird, der muß es der tiefen Ein-<lb/>ſicht einer weiſen Regierung Dank wiſſen, daß ſie die umfang-<lb/>
reiche und bunt bewegte Thätigkeit ſeiner Stellung durch keine<lb/>
ängſtliche Jnſtructionen beſchränkte, ſondern mit ernſter Einfach-<lb/>
heit auf die große Geſchichte des kleinen Staats hinwies und<lb/>
erwartete, daß jedermann ſeine Schuldigkeit thue. Durch eine<lb/>ſolche Einſetzung wird das geſammte ſittliche und wiſſenſchaftliche<lb/>
Streben gehoben, daß es deſto eifriger nach jenem, nur auf dem<lb/>
Wege der eigenen innern und der hiſtoriſchen Forſchung zu ge-<lb/>
winnenden, Grund und Halt ſucht, auf welchem man auch das<lb/>
geheiligte Bauwerk der Kirche und des Staats in erhabenem<lb/>
chriſtlich-deutſchen Stile aufgeführt findet, und auf welchem<lb/>
auch nur eine chriſtlich-deutſche Sitte, Ordnung und Zucht<lb/>
walten kann.</p><lb/><p>Durch die wunderbare Uebereinſtimmung des ſchon von Ta-<lb/>
citus in markigen Zügen gezeichneten, auf dem Boden innigen<lb/>
Familienlebens und reiner Sittenzucht begründeten deutſchen We-<lb/>ſens mit dem Chriſtenthum, durch das innige Verſtändniß und<lb/>
durch die gegenſeitige Sättigung dieſes deutſchen Elements mit<lb/>
dem Chriſtenthum iſt das chriſtlich-deutſche Weſen eine <hirendition="#g">ſpecifiſch-<lb/></hi></p></div></front></text></TEI>
[[VII]/0005]
Vorwort.
Wer, wie der Verfaſſer, zu einem Amte gerufen iſt, von
welchem das Geſammtgebiet der Polizei in ihrem vollſtändigſten
Umfange wahrgenommen wird, der muß es der tiefen Ein-
ſicht einer weiſen Regierung Dank wiſſen, daß ſie die umfang-
reiche und bunt bewegte Thätigkeit ſeiner Stellung durch keine
ängſtliche Jnſtructionen beſchränkte, ſondern mit ernſter Einfach-
heit auf die große Geſchichte des kleinen Staats hinwies und
erwartete, daß jedermann ſeine Schuldigkeit thue. Durch eine
ſolche Einſetzung wird das geſammte ſittliche und wiſſenſchaftliche
Streben gehoben, daß es deſto eifriger nach jenem, nur auf dem
Wege der eigenen innern und der hiſtoriſchen Forſchung zu ge-
winnenden, Grund und Halt ſucht, auf welchem man auch das
geheiligte Bauwerk der Kirche und des Staats in erhabenem
chriſtlich-deutſchen Stile aufgeführt findet, und auf welchem
auch nur eine chriſtlich-deutſche Sitte, Ordnung und Zucht
walten kann.
Durch die wunderbare Uebereinſtimmung des ſchon von Ta-
citus in markigen Zügen gezeichneten, auf dem Boden innigen
Familienlebens und reiner Sittenzucht begründeten deutſchen We-
ſens mit dem Chriſtenthum, durch das innige Verſtändniß und
durch die gegenſeitige Sättigung dieſes deutſchen Elements mit
dem Chriſtenthum iſt das chriſtlich-deutſche Weſen eine ſpecifiſch-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. [VII]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/5>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.