Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.alten Egyptern oder Zingaren aus Nubia, sondern allerley faul 1) Jn ähnlicher Weise drückt sich J. B. Weissenbruch in der seiner "Aus-
führlichen Relation von der famosen Zigeuner-, Diebs-, Mord- und Räuber- Bande" (Marburg und Gießen 1727) vorausgehenden trefflichen Abhandlung über die Zigeuner aus. Vgl. die folgende Literatur. Zu weit geht Krünitz, "Encyklopädie", CXXVIII, 27, der mit Beziehung auf den im 17. Jahr- gang des "Hannöverischen Magazins" vom Jahre 1779, Stück 72, S. 138, abgedruckten anonymen Aufsatz die Meinung wiederholt und ausführt, "daß die allerersten Zigeuner aus Deutschland gebürtige Juden gewesen seien". alten Egyptern oder Zingaren aus Nubia, ſondern allerley faul 1) Jn ähnlicher Weiſe drückt ſich J. B. Weiſſenbruch in der ſeiner „Aus-
führlichen Relation von der famoſen Zigeuner-, Diebs-, Mord- und Räuber- Bande“ (Marburg und Gießen 1727) vorausgehenden trefflichen Abhandlung über die Zigeuner aus. Vgl. die folgende Literatur. Zu weit geht Krünitz, „Encyklopädie“, CXXVIII, 27, der mit Beziehung auf den im 17. Jahr- gang des „Hannöveriſchen Magazins“ vom Jahre 1779, Stück 72, S. 138, abgedruckten anonymen Aufſatz die Meinung wiederholt und ausführt, „daß die allererſten Zigeuner aus Deutſchland gebürtige Juden geweſen ſeien“. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="32"/> alten Egyptern oder Zingaren aus Nubia, ſondern allerley faul<lb/> hudelmans Geſinde, ſo zwar von den vorigen ſeinen Anfang ge-<lb/> nommen, und da jene in Abgang kommen, diß Geſindlein ſich<lb/> immer propagiret, fortgepflantzt und vermehret, welche Vermehrung<lb/> geſchicht uff zweyerley Weiſe. Eſtlich, daß ſie untereinander in<lb/> großer Unzucht leben, und dadurch viel Kinder zeigen, Zum andern,<lb/> daß ſich allerley loſes faules Geſindlein, ſo wol Mannes- als<lb/> Weibes-Perſonen zu ihnen ſchlagen, ſo entweder Land-reumig,<lb/> Vogelfrey, oder mit der faulen Sucht beladen ſind und nicht ar-<lb/> beiten wollen. Damals hat ſolch loß Geſindlein unter dem Zie-<lb/> geuner Hauffen ein jeglicher ſeine Mutterſprache, nach der Landes<lb/> Art reden können, und ſind faule Buben und Bübin, Zauberer,<lb/> Wahrſager, beyde Mannes und Weibes-Perſonen, da mancher<lb/> einen Todtſchlag begangen, und daher Landreumig worden, oder<lb/> etwa aus dem Gefängniß gebrochen, und es dergeſtalt gemachet,<lb/> daß er ſich in ſeiner Heimat nicht dürffen ſehen laſſen, und ſich<lb/> umb Sicherheit und Lebens-Friſtung unter dieſen faulen Hauffen<lb/> geſchlagen. Oder auch wohl darumb, daß er nicht arbeiten, ſon-<lb/> dern ſich lieber mit Müſſiggang, Rauben und ſtehlen, nehren,<lb/> und ſein Leben in aller Leichtfertigkeit und Gottloſigkeit ohne<lb/> große Mühe und Arbeit hinbringen wollen.“ <note place="foot" n="1)">Jn ähnlicher Weiſe drückt ſich J. B. Weiſſenbruch in der ſeiner „Aus-<lb/> führlichen Relation von der famoſen Zigeuner-, Diebs-, Mord- und Räuber-<lb/> Bande“ (Marburg und Gießen 1727) vorausgehenden trefflichen Abhandlung<lb/> über die Zigeuner aus. Vgl. die folgende Literatur. Zu weit geht Krünitz,<lb/> „Encyklopädie“, <hi rendition="#aq">CXXVIII</hi>, 27, der mit Beziehung auf den im 17. Jahr-<lb/> gang des „Hannöveriſchen Magazins“ vom Jahre 1779, Stück 72, S. 138,<lb/> abgedruckten anonymen Aufſatz die Meinung wiederholt und ausführt, „daß<lb/> die allererſten Zigeuner aus Deutſchland gebürtige Juden geweſen ſeien“.</note> Ferner erwähnt<lb/> der Verfaſſer, daß die Woywoden in Siebenbürgen 1514 dieſe<lb/> Zigeuner zum Kriege verwandt und Coloniſationsverſuche mit<lb/> ihnen angeſtellt hätten. Auch erzählt er, daß ſie von Condé vor<lb/> Poitiers als Soldaten gebraucht ſeien, und will ſelbſt während<lb/> des Dreißigjährigen Krieges Zigeuner bei den Schweden im Pful-<lb/> ſchen Regimente geſehen haben, wo ſie vorzüglich zum Spioniren,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0048]
alten Egyptern oder Zingaren aus Nubia, ſondern allerley faul
hudelmans Geſinde, ſo zwar von den vorigen ſeinen Anfang ge-
nommen, und da jene in Abgang kommen, diß Geſindlein ſich
immer propagiret, fortgepflantzt und vermehret, welche Vermehrung
geſchicht uff zweyerley Weiſe. Eſtlich, daß ſie untereinander in
großer Unzucht leben, und dadurch viel Kinder zeigen, Zum andern,
daß ſich allerley loſes faules Geſindlein, ſo wol Mannes- als
Weibes-Perſonen zu ihnen ſchlagen, ſo entweder Land-reumig,
Vogelfrey, oder mit der faulen Sucht beladen ſind und nicht ar-
beiten wollen. Damals hat ſolch loß Geſindlein unter dem Zie-
geuner Hauffen ein jeglicher ſeine Mutterſprache, nach der Landes
Art reden können, und ſind faule Buben und Bübin, Zauberer,
Wahrſager, beyde Mannes und Weibes-Perſonen, da mancher
einen Todtſchlag begangen, und daher Landreumig worden, oder
etwa aus dem Gefängniß gebrochen, und es dergeſtalt gemachet,
daß er ſich in ſeiner Heimat nicht dürffen ſehen laſſen, und ſich
umb Sicherheit und Lebens-Friſtung unter dieſen faulen Hauffen
geſchlagen. Oder auch wohl darumb, daß er nicht arbeiten, ſon-
dern ſich lieber mit Müſſiggang, Rauben und ſtehlen, nehren,
und ſein Leben in aller Leichtfertigkeit und Gottloſigkeit ohne
große Mühe und Arbeit hinbringen wollen.“ 1) Ferner erwähnt
der Verfaſſer, daß die Woywoden in Siebenbürgen 1514 dieſe
Zigeuner zum Kriege verwandt und Coloniſationsverſuche mit
ihnen angeſtellt hätten. Auch erzählt er, daß ſie von Condé vor
Poitiers als Soldaten gebraucht ſeien, und will ſelbſt während
des Dreißigjährigen Krieges Zigeuner bei den Schweden im Pful-
ſchen Regimente geſehen haben, wo ſie vorzüglich zum Spioniren,
1) Jn ähnlicher Weiſe drückt ſich J. B. Weiſſenbruch in der ſeiner „Aus-
führlichen Relation von der famoſen Zigeuner-, Diebs-, Mord- und Räuber-
Bande“ (Marburg und Gießen 1727) vorausgehenden trefflichen Abhandlung
über die Zigeuner aus. Vgl. die folgende Literatur. Zu weit geht Krünitz,
„Encyklopädie“, CXXVIII, 27, der mit Beziehung auf den im 17. Jahr-
gang des „Hannöveriſchen Magazins“ vom Jahre 1779, Stück 72, S. 138,
abgedruckten anonymen Aufſatz die Meinung wiederholt und ausführt, „daß
die allererſten Zigeuner aus Deutſchland gebürtige Juden geweſen ſeien“.
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