doch von anderer Seite erwiesen, daß die Juden schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi im Occident sehr thätige Han- delsleute waren, und namentlich einen starken Handel mit Skla- ven dahin trieben, welche sie in Afrika und Spanien aufkauften. Merkwürdig in dieser Beziehung sind die Bestimmungen der Galli- canischen Provinzialconcilien. Schon das dritte Conc. Aure- lianense (538), c. 13, verbietet in Bezug auf christliche Sklaven der Juden: "si ad ecclesiam iterato confugerint, nul- latenus a sacerdote reddantur, nisi pretium offeratur ac detur, quod mancipia valere pronuntiaverit justa taxatio". 1) Aber noch bemerkenswerther ist die unmittelbar folgende Stelle: "Chri- stianis quoque omnibus interdicimus, ne Judaeorum conjugiis misceantur: quod si fecerint, usque ad sequestrationem, quis- quis ille est, communione pellatur. Item Christianis convivia interdicimus Judaeorum, in quibus si fortasse fuisse proban- tur, annali excommunicationi pro hujusmodi contumacia sub- jacebunt." Das erste Conc. Matisconense, cap. 15, wiederholt dies Verbot, und bedroht die Uebertreter mit Ausschließung von aller christlichen Gemeinschaft. Die Leges Visigothorum L. 17, lib. 12 bedrohen die Christianos "judaizantes" mit den schwersten Strafen und mit dem Tode. Jene Bestimmungen des dritten Conc. Aurel. werden in Kap. 30 des vierten ausdrücklich bestätigt, wozu noch Kap. 31 ausgesprochen wird, "ut nulli Judaeo liceat, advenam aut de Christianis natum circumcidere vel sibi ancillam Christianam sociare (mulctetur ammissione man- cipiorum)". Das erste Concilium Matisconense (581) c. 13 verbietet: ne Judaei judices sint vel telonarii inter Chri- stianos, und spricht Kap. 16 aus: ut nullus Christianus Ju- daeo deinceps serviat et ut mancipia quae nunc sunt, redi- mantur. Auch enthalten noch die Leges Visigothorum nament- lich das ganze zwölfte Buch, sowie die verschiedenen Capitularien
1) Das spätere Concilium Cabilonense (649--664), c. 9, verbietet überhaupt den Verkauf christlicher Sklaven in das Ausland und namentlich an Juden.
doch von anderer Seite erwieſen, daß die Juden ſchon in den erſten Jahrhunderten nach Chriſti im Occident ſehr thätige Han- delsleute waren, und namentlich einen ſtarken Handel mit Skla- ven dahin trieben, welche ſie in Afrika und Spanien aufkauften. Merkwürdig in dieſer Beziehung ſind die Beſtimmungen der Galli- caniſchen Provinzialconcilien. Schon das dritte Conc. Aure- lianense (538), c. 13, verbietet in Bezug auf chriſtliche Sklaven der Juden: „si ad ecclesiam iterato confugerint, nul- latenus a sacerdote reddantur, nisi pretium offeratur ac detur, quod mancipia valere pronuntiaverit justa taxatio“. 1) Aber noch bemerkenswerther iſt die unmittelbar folgende Stelle: „Chri- stianis quoque omnibus interdicimus, ne Judaeorum conjugiis misceantur: quod si fecerint, usque ad sequestrationem, quis- quis ille est, communione pellatur. Item Christianis convivia interdicimus Judaeorum, in quibus si fortasse fuisse proban- tur, annali excommunicationi pro hujusmodi contumacia sub- jacebunt.“ Das erſte Conc. Matisconense, cap. 15, wiederholt dies Verbot, und bedroht die Uebertreter mit Ausſchließung von aller chriſtlichen Gemeinſchaft. Die Leges Visigothorum L. 17, lib. 12 bedrohen die Christianos „judaizantes“ mit den ſchwerſten Strafen und mit dem Tode. Jene Beſtimmungen des dritten Conc. Aurel. werden in Kap. 30 des vierten ausdrücklich beſtätigt, wozu noch Kap. 31 ausgeſprochen wird, „ut nulli Judaeo liceat, advenam aut de Christianis natum circumcidere vel sibi ancillam Christianam sociare (mulctetur ammissione man- cipiorum)“. Das erſte Concilium Matisconense (581) c. 13 verbietet: ne Judaei judices sint vel telonarii inter Chri- stianos, und ſpricht Kap. 16 aus: ut nullus Christianus Ju- daeo deinceps serviat et ut mancipia quae nunc sunt, redi- mantur. Auch enthalten noch die Leges Visigothorum nament- lich das ganze zwölfte Buch, ſowie die verſchiedenen Capitularien
1) Das ſpätere Concilium Cabilonense (649—664), c. 9, verbietet überhaupt den Verkauf chriſtlicher Sklaven in das Ausland und namentlich an Juden.
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erſten Jahrhunderten nach Chriſti im Occident ſehr thätige Han-
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ven dahin trieben, welche ſie in Afrika und Spanien aufkauften.
Merkwürdig in dieſer Beziehung ſind die Beſtimmungen der Galli-
caniſchen Provinzialconcilien. Schon das dritte Conc. Aure-
lianense (538), c. 13, verbietet in Bezug auf chriſtliche
Sklaven der Juden: „si ad ecclesiam iterato confugerint, nul-
latenus a sacerdote reddantur, nisi pretium offeratur ac detur,
quod mancipia valere pronuntiaverit justa taxatio“. 1) Aber
noch bemerkenswerther iſt die unmittelbar folgende Stelle: „Chri-
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misceantur: quod si fecerint, usque ad sequestrationem, quis-
quis ille est, communione pellatur. Item Christianis convivia
interdicimus Judaeorum, in quibus si fortasse fuisse proban-
tur, annali excommunicationi pro hujusmodi contumacia sub-
jacebunt.“ Das erſte Conc. Matisconense, cap. 15, wiederholt
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aller chriſtlichen Gemeinſchaft. Die Leges Visigothorum L. 17,
lib. 12 bedrohen die Christianos „judaizantes“ mit den ſchwerſten
Strafen und mit dem Tode. Jene Beſtimmungen des dritten
Conc. Aurel. werden in Kap. 30 des vierten ausdrücklich
beſtätigt, wozu noch Kap. 31 ausgeſprochen wird, „ut nulli Judaeo
liceat, advenam aut de Christianis natum circumcidere vel
sibi ancillam Christianam sociare (mulctetur ammissione man-
cipiorum)“. Das erſte Concilium Matisconense (581) c. 13
verbietet: ne Judaei judices sint vel telonarii inter Chri-
stianos, und ſpricht Kap. 16 aus: ut nullus Christianus Ju-
daeo deinceps serviat et ut mancipia quae nunc sunt, redi-
mantur. Auch enthalten noch die Leges Visigothorum nament-
lich das ganze zwölfte Buch, ſowie die verſchiedenen Capitularien
1) Das ſpätere Concilium Cabilonense (649—664), c. 9, verbietet
überhaupt den Verkauf chriſtlicher Sklaven in das Ausland und namentlich
an Juden.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/37>, abgerufen am 16.02.2025.
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