Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.des Heidenthums es nur Herren- oder Sklaven gab, für welche Ueberblickt man nun die Geschichte des Gaunerthums, welche 1) Vgl. "Die Proletarier, eine historische Denkschrift von D. H. W. Bensen" (Stuttgart 1847); besonders §. 8: "Die Proletarier und das Christenthum", S. 133 fg., namentlich S. 140; sowie Kap. 2, V. 44, 45; und Kap. 4, V. 34--37 der "Apostelgeschichte", welche die ersten Beispiele christ- licher Fürsorge für die Armen und gemeinsamen Güterbesitzes aufweist. 2) S. 294 seiner beachtenswerthen "Histoire des classes ouvrieres et
des classes bourgeoises" (Brüssel 1838). des Heidenthums es nur Herren- oder Sklaven gab, für welche Ueberblickt man nun die Geſchichte des Gaunerthums, welche 1) Vgl. „Die Proletarier, eine hiſtoriſche Denkſchrift von D. H. W. Benſen“ (Stuttgart 1847); beſonders §. 8: „Die Proletarier und das Chriſtenthum“, S. 133 fg., namentlich S. 140; ſowie Kap. 2, V. 44, 45; und Kap. 4, V. 34—37 der „Apoſtelgeſchichte“, welche die erſten Beiſpiele chriſt- licher Fürſorge für die Armen und gemeinſamen Güterbeſitzes aufweiſt. 2) S. 294 ſeiner beachtenswerthen „Histoire des classes ouvrières et
des classes bourgeoises“ (Brüſſel 1838). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="14"/> des Heidenthums es nur Herren- oder Sklaven gab, für welche<lb/> letztere die erſtern ſorgten. Erſt infolge der Sklavenemancipation<lb/> iſt überhaupt der Pauperismus entſtanden, und in dem Verhält-<lb/> niß, wie jene ſich mehrte, vergrößerte ſich auch dieſer. <note place="foot" n="1)">Vgl. „Die Proletarier, eine hiſtoriſche Denkſchrift von D. H. W.<lb/> Benſen“ (Stuttgart 1847); beſonders §. 8: „Die Proletarier und das<lb/> Chriſtenthum“, S. 133 fg., namentlich S. 140; ſowie Kap. 2, V. 44, 45;<lb/> und Kap. 4, V. 34—37 der „Apoſtelgeſchichte“, welche die erſten Beiſpiele chriſt-<lb/> licher Fürſorge für die Armen und gemeinſamen Güterbeſitzes aufweiſt.</note> Das<lb/> Chriſtenthum, welches die heidniſche Sklaverei verwarf, vermehrte<lb/> das Bettlerthum, je beſtimmter es der Sklaverei entgegentrat und<lb/> aus verſorgten Sklaven freie beſitzloſe Menſchen machte. Treff-<lb/> lich ſagt Granier de Caſſagnac <note place="foot" n="2)">S. 294 ſeiner beachtenswerthen <hi rendition="#aq">„Histoire des classes ouvrières et<lb/> des classes bourgeoises</hi>“ (Brüſſel 1838).</note>: <hi rendition="#aq">„Le paupérisme ne s’est in-<lb/> troduit que par suite de l’émancipation des esclaves et tout<lb/> concourt à établir positivement que cette émancipation a été<lb/> fort récente. On trouve bien dans les poëtes primitifs, comme<lb/> Moïse, Homère, Hésiode, qu’il est fait mention de pauvres;<lb/> mais ils sont encore peu nombreux à ces époques reculées.<lb/> En effet, tant que l’esclavage a existé, soit chez les anciens,<lb/> soit chez les modernes, la mendicité n’a pas pu faire de<lb/> grands progrés, parceque chacun se trouvant ou maître ou<lb/> esclave, s’il se trouvait esclave, son maître pourvoyait na-<lb/> turellement à tous ses besoins durant sa vie.</hi>“</p><lb/> <p>Ueberblickt man nun die Geſchichte des Gaunerthums, welche<lb/> einen Zeitraum von mehr als tauſend Jahren umfaßt, ſo ſtellt<lb/> ſich ein wirres wüſtes Getriebe dar, deſſen Analyſe und Verſtänd-<lb/> niß man nur dann erreichen kann, wenn man die einzelnen Er-<lb/> ſcheinungen mit den gleichzeitigen Erſcheinungen auf dem Gebiete<lb/> des politiſchen, kirchlichen, rechtlichen und ſocialen Lebens ver-<lb/> bindet. Ueberall findet ſich aber in der erſtaunlich beweglichen<lb/> Vagantenmaſſe eine ſtarke Vermiſchung aller trüben Elemente<lb/> durcheinander, und unter dieſen treten zwei Typen, die <hi rendition="#g">jüdi-<lb/> ſchen</hi> und <hi rendition="#g">zigeuneriſchen</hi>, ſehr bemerkbar hervor. Man darf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0030]
des Heidenthums es nur Herren- oder Sklaven gab, für welche
letztere die erſtern ſorgten. Erſt infolge der Sklavenemancipation
iſt überhaupt der Pauperismus entſtanden, und in dem Verhält-
niß, wie jene ſich mehrte, vergrößerte ſich auch dieſer. 1) Das
Chriſtenthum, welches die heidniſche Sklaverei verwarf, vermehrte
das Bettlerthum, je beſtimmter es der Sklaverei entgegentrat und
aus verſorgten Sklaven freie beſitzloſe Menſchen machte. Treff-
lich ſagt Granier de Caſſagnac 2): „Le paupérisme ne s’est in-
troduit que par suite de l’émancipation des esclaves et tout
concourt à établir positivement que cette émancipation a été
fort récente. On trouve bien dans les poëtes primitifs, comme
Moïse, Homère, Hésiode, qu’il est fait mention de pauvres;
mais ils sont encore peu nombreux à ces époques reculées.
En effet, tant que l’esclavage a existé, soit chez les anciens,
soit chez les modernes, la mendicité n’a pas pu faire de
grands progrés, parceque chacun se trouvant ou maître ou
esclave, s’il se trouvait esclave, son maître pourvoyait na-
turellement à tous ses besoins durant sa vie.“
Ueberblickt man nun die Geſchichte des Gaunerthums, welche
einen Zeitraum von mehr als tauſend Jahren umfaßt, ſo ſtellt
ſich ein wirres wüſtes Getriebe dar, deſſen Analyſe und Verſtänd-
niß man nur dann erreichen kann, wenn man die einzelnen Er-
ſcheinungen mit den gleichzeitigen Erſcheinungen auf dem Gebiete
des politiſchen, kirchlichen, rechtlichen und ſocialen Lebens ver-
bindet. Ueberall findet ſich aber in der erſtaunlich beweglichen
Vagantenmaſſe eine ſtarke Vermiſchung aller trüben Elemente
durcheinander, und unter dieſen treten zwei Typen, die jüdi-
ſchen und zigeuneriſchen, ſehr bemerkbar hervor. Man darf
1) Vgl. „Die Proletarier, eine hiſtoriſche Denkſchrift von D. H. W.
Benſen“ (Stuttgart 1847); beſonders §. 8: „Die Proletarier und das
Chriſtenthum“, S. 133 fg., namentlich S. 140; ſowie Kap. 2, V. 44, 45;
und Kap. 4, V. 34—37 der „Apoſtelgeſchichte“, welche die erſten Beiſpiele chriſt-
licher Fürſorge für die Armen und gemeinſamen Güterbeſitzes aufweiſt.
2) S. 294 ſeiner beachtenswerthen „Histoire des classes ouvrières et
des classes bourgeoises“ (Brüſſel 1838).
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