Historische Relation von dem Leben und Uebelthaten eines verstockten Diebes und Kirchenräubers Johann David Wagner's, sonst Mause- David genannt u. s. w. Leipzig 1722.
Auch der Mause-David ist eine merkwürdige Erscheinung, ein moralisches Ungeheuer, dessen Frechheit, Verstocktheit und Todesfeig- heit kaum ihresgleichen findet. Er handelte meistens als ver- wegener Schränker, wurde auch des Raubmordes auf offener Landstraße bezichtigt und wandte bei seinen Einbrüchen fast be- ständig den Peiger zur Vergiftung der Hunde an, wie er denn auch stets die nux vomica bei sich führte, über deren leichtfertigen Verkauf der Verfasser S. 92 u. 93 eifert. Die Untersuchung zeichnet sich durch den unverdrossenen Fleiß aus, mit welchem das leipziger Gericht seine Requisitorialien überallhin erließ, wo eine Complicität des Jnquisiten oder die Spur eines Verbrechens an- gedeutet war. Das Buch an sich aber ist gerade in der Dar- stellung der einzelnen von Mause-David verübten Verbrechen dürftig, wenn es auch die vergeblichen Bemühungen vieler leip- ziger Geistlichen zur Bekehrung des verstockten Sünders ebenso ausführlich gibt, wie alle Details der Ausführung und Hinrich- tung (21. Nov. 1721), wobei denn auch die Kupferstiche nicht gespart sind. Besonders interessant ist noch das erste Kapitel, in welchem das Treiben der Räuberbanden in Sachsen und die dawider ergriffenen Maßregeln dargestellt werden. Auch enthält Kap. 9 ebenfalls eine wider die Gegner der Tortur, wie Schaller, Nikolaus, Grevius, Matthäi und Oldekop u. s. w., gerichtete und auf Bibelstellen gestützte Polemik.
Neu eröffneter Schauplatz der berüchtigtsten Betrieger, Spitzbuben, Mörder, Kirchen- und Straßen-Räuber dieses Seculi u. s. w. Hamburg 1725.
Dies Buch enthält Auszüge aus den obenangeführten Unter- suchungsacten gegen Lips Tullian und Consorten, und gegen Neu- mann und Wagner, außerdem noch einen Auszug aus der 1722 erschienenen Uebersetzung der französischen Biographie des Louis
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Hiſtoriſche Relation von dem Leben und Uebelthaten eines verſtockten Diebes und Kirchenräubers Johann David Wagner’s, ſonſt Mauſe- David genannt u. ſ. w. Leipzig 1722.
Auch der Mauſe-David iſt eine merkwürdige Erſcheinung, ein moraliſches Ungeheuer, deſſen Frechheit, Verſtocktheit und Todesfeig- heit kaum ihresgleichen findet. Er handelte meiſtens als ver- wegener Schränker, wurde auch des Raubmordes auf offener Landſtraße bezichtigt und wandte bei ſeinen Einbrüchen faſt be- ſtändig den Peiger zur Vergiftung der Hunde an, wie er denn auch ſtets die nux vomica bei ſich führte, über deren leichtfertigen Verkauf der Verfaſſer S. 92 u. 93 eifert. Die Unterſuchung zeichnet ſich durch den unverdroſſenen Fleiß aus, mit welchem das leipziger Gericht ſeine Requiſitorialien überallhin erließ, wo eine Complicität des Jnquiſiten oder die Spur eines Verbrechens an- gedeutet war. Das Buch an ſich aber iſt gerade in der Dar- ſtellung der einzelnen von Mauſe-David verübten Verbrechen dürftig, wenn es auch die vergeblichen Bemühungen vieler leip- ziger Geiſtlichen zur Bekehrung des verſtockten Sünders ebenſo ausführlich gibt, wie alle Details der Ausführung und Hinrich- tung (21. Nov. 1721), wobei denn auch die Kupferſtiche nicht geſpart ſind. Beſonders intereſſant iſt noch das erſte Kapitel, in welchem das Treiben der Räuberbanden in Sachſen und die dawider ergriffenen Maßregeln dargeſtellt werden. Auch enthält Kap. 9 ebenfalls eine wider die Gegner der Tortur, wie Schaller, Nikolaus, Grevius, Matthäi und Oldekop u. ſ. w., gerichtete und auf Bibelſtellen geſtützte Polemik.
Neu eröffneter Schauplatz der berüchtigtſten Betrieger, Spitzbuben, Mörder, Kirchen- und Straßen-Räuber dieſes Seculi u. ſ. w. Hamburg 1725.
Dies Buch enthält Auszüge aus den obenangeführten Unter- ſuchungsacten gegen Lips Tullian und Conſorten, und gegen Neu- mann und Wagner, außerdem noch einen Auszug aus der 1722 erſchienenen Ueberſetzung der franzöſiſchen Biographie des Louis
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Hiſtoriſche Relation von dem Leben und Uebelthaten eines verſtockten
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Auch der Mauſe-David iſt eine merkwürdige Erſcheinung, ein
moraliſches Ungeheuer, deſſen Frechheit, Verſtocktheit und Todesfeig-
heit kaum ihresgleichen findet. Er handelte meiſtens als ver-
wegener Schränker, wurde auch des Raubmordes auf offener
Landſtraße bezichtigt und wandte bei ſeinen Einbrüchen faſt be-
ſtändig den Peiger zur Vergiftung der Hunde an, wie er denn
auch ſtets die nux vomica bei ſich führte, über deren leichtfertigen
Verkauf der Verfaſſer S. 92 u. 93 eifert. Die Unterſuchung
zeichnet ſich durch den unverdroſſenen Fleiß aus, mit welchem das
leipziger Gericht ſeine Requiſitorialien überallhin erließ, wo eine
Complicität des Jnquiſiten oder die Spur eines Verbrechens an-
gedeutet war. Das Buch an ſich aber iſt gerade in der Dar-
ſtellung der einzelnen von Mauſe-David verübten Verbrechen
dürftig, wenn es auch die vergeblichen Bemühungen vieler leip-
ziger Geiſtlichen zur Bekehrung des verſtockten Sünders ebenſo
ausführlich gibt, wie alle Details der Ausführung und Hinrich-
tung (21. Nov. 1721), wobei denn auch die Kupferſtiche nicht
geſpart ſind. Beſonders intereſſant iſt noch das erſte Kapitel,
in welchem das Treiben der Räuberbanden in Sachſen und die
dawider ergriffenen Maßregeln dargeſtellt werden. Auch enthält
Kap. 9 ebenfalls eine wider die Gegner der Tortur, wie Schaller,
Nikolaus, Grevius, Matthäi und Oldekop u. ſ. w., gerichtete und
auf Bibelſtellen geſtützte Polemik.
Neu eröffneter Schauplatz der berüchtigtſten Betrieger, Spitzbuben, Mörder,
Kirchen- und Straßen-Räuber dieſes Seculi u. ſ. w. Hamburg 1725.
Dies Buch enthält Auszüge aus den obenangeführten Unter-
ſuchungsacten gegen Lips Tullian und Conſorten, und gegen Neu-
mann und Wagner, außerdem noch einen Auszug aus der 1722
erſchienenen Ueberſetzung der franzöſiſchen Biographie des Louis
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/243>, abgerufen am 01.08.2024.
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