Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.Für die specifische Gaunerliteratur sind aus dieser Periode Beutelschneider, Oder Newe warhaffte vnd eygentliche Beschreibung der Diebs Historien, Darinnen der Beutelschneider, Diebe vnd Rauber Arglistigkeit, Verschlagenheit, Bossen, Rencke, vnd Tücke, auch was sie für wunderliche seltzame Diebsgriffe, Practicken, vnd Fündlein erdacht, gebraucht, vnd sonsten für erschreckliche Mordthaten in Frankreich gestifftet vnd begangen haben. Jn sonderlichen wahrhafften Historien vor Augen ge- stellet. Mit sonderbaren nützlichen Observationen, Erinnerungen vnd Warnungen der gestalt zugerichtet, daß sie menniglichen zu nothwendiger Warnung, vnd Lehr, auch zur Ergetzlichkeit vnd Lust zu lesen dienen. Auß dem Frantzösischen in die Hoch- deutsche Sprache vbersetzt. Franckfurt. Jn Verlegung Johann Beyers 1641. Drei Theile. Obwol das Buch nur eine Uebersetzung aus dem Französischen Für die ſpecifiſche Gaunerliteratur ſind aus dieſer Periode Beutelſchneider, Oder Newe warhaffte vnd eygentliche Beſchreibung der Diebs Hiſtorien, Darinnen der Beutelſchneider, Diebe vnd Rauber Argliſtigkeit, Verſchlagenheit, Boſſen, Rencke, vnd Tücke, auch was ſie für wunderliche ſeltzame Diebsgriffe, Practicken, vnd Fündlein erdacht, gebraucht, vnd ſonſten für erſchreckliche Mordthaten in Frankreich geſtifftet vnd begangen haben. Jn ſonderlichen wahrhafften Hiſtorien vor Augen ge- ſtellet. Mit ſonderbaren nützlichen Obſervationen, Erinnerungen vnd Warnungen der geſtalt zugerichtet, daß ſie menniglichen zu nothwendiger Warnung, vnd Lehr, auch zur Ergetzlichkeit vnd Luſt zu leſen dienen. Auß dem Frantzöſiſchen in die Hoch- deutſche Sprache vberſetzt. Franckfurt. Jn Verlegung Johann Beyers 1641. Drei Theile. Obwol das Buch nur eine Ueberſetzung aus dem Franzöſiſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0232" n="216"/> <p>Für die ſpecifiſche Gaunerliteratur ſind aus dieſer Periode<lb/> von Wichtigkeit:</p><lb/> <list> <item>Beutelſchneider, Oder Newe warhaffte vnd eygentliche Beſchreibung<lb/> der Diebs Hiſtorien, Darinnen der Beutelſchneider, Diebe vnd<lb/> Rauber Argliſtigkeit, Verſchlagenheit, Boſſen, Rencke, vnd<lb/> Tücke, auch was ſie für wunderliche ſeltzame Diebsgriffe,<lb/> Practicken, vnd Fündlein erdacht, gebraucht, vnd ſonſten für<lb/> erſchreckliche Mordthaten in Frankreich geſtifftet vnd begangen<lb/> haben. Jn ſonderlichen wahrhafften Hiſtorien vor Augen ge-<lb/> ſtellet. Mit ſonderbaren nützlichen Obſervationen, Erinnerungen<lb/> vnd Warnungen der geſtalt zugerichtet, daß ſie menniglichen zu<lb/> nothwendiger Warnung, vnd Lehr, auch zur Ergetzlichkeit vnd<lb/> Luſt zu leſen dienen. Auß dem Frantzöſiſchen in die Hoch-<lb/> deutſche Sprache vberſetzt. Franckfurt. Jn Verlegung Johann<lb/> Beyers 1641. Drei Theile.</item> </list><lb/> <p>Obwol das Buch nur eine Ueberſetzung aus dem Franzöſiſchen<lb/> iſt und beſonders das verwegene Treiben der Gauner in Frank-<lb/> reich, namentlich in Paris, darſtellt, ſo iſt es doch für die Kennt-<lb/> niß des deutſchen Gaunerthums im 16. u. 17. Jahrhundert von<lb/> bedeutender Wichtigkeit, da die innige gegenſeitige Verbindung<lb/> und Beziehung des franzöſiſchen und deutſchen Gaunerthums und<lb/> der gemeinſame Ausfluß aus einer und derſelben Quelle evident<lb/> in der Darſtellung der zahlreichen Begebenheiten hervortritt. Dieſe<lb/> Begebenheiten gehen tief in das 16. Jahrhundert zurück, drängen<lb/> ſich aber beſonders ſeit den Hugenottenkriegen viel zahlreicher zu-<lb/> ſammen und ſind ein erſtaunliches Zeugniß von der großen Aus-<lb/> bildung der gauneriſchen Kunſt und Verwegenheit jener Zeit. Man<lb/> gewinnt nicht nur ein lebendiges Bild von dem Treiben der ein-<lb/> zelnen Gruppen, wie z. B. der Rougets und Griſons, ſondern<lb/> findet auch ausführlichere Biographien der einzelnen Koryphäen<lb/> und eine intereſſante Darlegung der gaunerſchulmäßigen Ausbil-<lb/> dung und ihrer Ausbeutung des ſocial-politiſchen Lebens. Be-<lb/> ſonders treten die Namen de la Chesnay, la Faverie, la Pointe<lb/> und la Fontaine unter den Rougets und Griſons, ferner Carfour,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [216/0232]
Für die ſpecifiſche Gaunerliteratur ſind aus dieſer Periode
von Wichtigkeit:
Beutelſchneider, Oder Newe warhaffte vnd eygentliche Beſchreibung
der Diebs Hiſtorien, Darinnen der Beutelſchneider, Diebe vnd
Rauber Argliſtigkeit, Verſchlagenheit, Boſſen, Rencke, vnd
Tücke, auch was ſie für wunderliche ſeltzame Diebsgriffe,
Practicken, vnd Fündlein erdacht, gebraucht, vnd ſonſten für
erſchreckliche Mordthaten in Frankreich geſtifftet vnd begangen
haben. Jn ſonderlichen wahrhafften Hiſtorien vor Augen ge-
ſtellet. Mit ſonderbaren nützlichen Obſervationen, Erinnerungen
vnd Warnungen der geſtalt zugerichtet, daß ſie menniglichen zu
nothwendiger Warnung, vnd Lehr, auch zur Ergetzlichkeit vnd
Luſt zu leſen dienen. Auß dem Frantzöſiſchen in die Hoch-
deutſche Sprache vberſetzt. Franckfurt. Jn Verlegung Johann
Beyers 1641. Drei Theile.
Obwol das Buch nur eine Ueberſetzung aus dem Franzöſiſchen
iſt und beſonders das verwegene Treiben der Gauner in Frank-
reich, namentlich in Paris, darſtellt, ſo iſt es doch für die Kennt-
niß des deutſchen Gaunerthums im 16. u. 17. Jahrhundert von
bedeutender Wichtigkeit, da die innige gegenſeitige Verbindung
und Beziehung des franzöſiſchen und deutſchen Gaunerthums und
der gemeinſame Ausfluß aus einer und derſelben Quelle evident
in der Darſtellung der zahlreichen Begebenheiten hervortritt. Dieſe
Begebenheiten gehen tief in das 16. Jahrhundert zurück, drängen
ſich aber beſonders ſeit den Hugenottenkriegen viel zahlreicher zu-
ſammen und ſind ein erſtaunliches Zeugniß von der großen Aus-
bildung der gauneriſchen Kunſt und Verwegenheit jener Zeit. Man
gewinnt nicht nur ein lebendiges Bild von dem Treiben der ein-
zelnen Gruppen, wie z. B. der Rougets und Griſons, ſondern
findet auch ausführlichere Biographien der einzelnen Koryphäen
und eine intereſſante Darlegung der gaunerſchulmäßigen Ausbil-
dung und ihrer Ausbeutung des ſocial-politiſchen Lebens. Be-
ſonders treten die Namen de la Chesnay, la Faverie, la Pointe
und la Fontaine unter den Rougets und Griſons, ferner Carfour,
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