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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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jnen vor jrem letzten endt zerrinnen vnd manglen"; in der dritten
"vom Bettlen von wegen des müssiggangs vnd faulkeit"; in der
vierten "vom Bettlen auß wollust vnd mutwillen". "Die fünfft
Schell der Bettel narren ist Bettlen auß gleißnerey vnd heu-
cheley. Deren findt man vil vnder den Geistlichen, die geben
für, wie sie zu S. Jacob oder Compostel zum finstern Stern,
oder zu Jerusalem, oder an andern heiligen örtern sein gewesen,
vnnd ein groß gelübdt außgericht, so sie doch manchmal nicht recht
für ein thor, ich wil geschweigen in frembde Landt sein kommen:
vnd ob sie schon da weren gewesen, solten sie sich doch nit mit
dem Bettel wöllen ernehren. Darnach sein auch die Ablaßkrämer
vnd Heiligthumbführer, oder die Stirnstösser vnd Stationirer, die
verheißen groß ablaß, vnd geben für, wie sie der Heiligen gebein
vnd vberbliebene heiligthumb haben. Nemlich das Häw, darvon
die Eselin zu Bethlehem gessen haben, oder ein feder von S. Mi-
chaels flügel, oder von S. Jörgen Rosß ein zügel, oder S. Jo-
hans haupt, oder Christi Rock, der zu Trier sol ligen, oder die
Kron Christi, die zu Rhodis solt verwart sein, vnd deren Ding
gar vil, so es doch alles erlogen ist, vnd treiben sie solche gleiß-
nerey allein darumb, damit sie gelt mögen bekommen. Doch lehrt
man solche leichtlich erkennen, dann man sihet baldt an den Federn,
wz es für ein vogel ist." Jn der sechsten "Schell" tadelt Gei-
ler "die Fahrlessigkeit der Oberkeit die in solcher sach kein einsehen
thut und lest jedermann bettlen wer nur lust hat zu bettlen." Jn
der siebenten "Schell" werden die Almosengeber mit ihrem tact-
losen Ausforschen der Bettler, Geben und Versagen der Ga-
ben u. s. w. getadelt.



Zehntes Kapitel.
C. Der Liber Vagatorum und die Rotwelsche Grammatik.

Der in der That ungeheuere Erfolg, den wie weiter kein
Volksbuch vor und nach Brant das "Narrenschiff" hatte, gab

jnen vor jrem letzten endt zerrinnen vnd manglen“; in der dritten
„vom Bettlen von wegen des müſſiggangs vnd faulkeit“; in der
vierten „vom Bettlen auß wolluſt vnd mutwillen“. „Die fünfft
Schell der Bettel narren iſt Bettlen auß gleißnerey vnd heu-
cheley. Deren findt man vil vnder den Geiſtlichen, die geben
für, wie ſie zu S. Jacob oder Compoſtel zum finſtern Stern,
oder zu Jeruſalem, oder an andern heiligen örtern ſein geweſen,
vnnd ein groß gelübdt außgericht, ſo ſie doch manchmal nicht recht
für ein thor, ich wil geſchweigen in frembde Landt ſein kommen:
vnd ob ſie ſchon da weren geweſen, ſolten ſie ſich doch nit mit
dem Bettel wöllen ernehren. Darnach ſein auch die Ablaßkrämer
vnd Heiligthumbführer, oder die Stirnſtöſſer vnd Stationirer, die
verheißen groß ablaß, vnd geben für, wie ſie der Heiligen gebein
vnd vberbliebene heiligthumb haben. Nemlich das Häw, darvon
die Eſelin zu Bethlehem geſſen haben, oder ein feder von S. Mi-
chaels flügel, oder von S. Jörgen Roſß ein zügel, oder S. Jo-
hans haupt, oder Chriſti Rock, der zu Trier ſol ligen, oder die
Kron Chriſti, die zu Rhodis ſolt verwart ſein, vnd deren Ding
gar vil, ſo es doch alles erlogen iſt, vnd treiben ſie ſolche gleiß-
nerey allein darumb, damit ſie gelt mögen bekommen. Doch lehrt
man ſolche leichtlich erkennen, dann man ſihet baldt an den Federn,
wz es für ein vogel iſt.“ Jn der ſechsten „Schell“ tadelt Gei-
ler „die Fahrleſſigkeit der Oberkeit die in ſolcher ſach kein einſehen
thut und leſt jedermann bettlen wer nur luſt hat zu bettlen.“ Jn
der ſiebenten „Schell“ werden die Almoſengeber mit ihrem tact-
loſen Ausforſchen der Bettler, Geben und Verſagen der Ga-
ben u. ſ. w. getadelt.



Zehntes Kapitel.
C. Der Liber Vagatorum und die Rotwelſche Grammatik.

Der in der That ungeheuere Erfolg, den wie weiter kein
Volksbuch vor und nach Brant das „Narrenſchiff“ hatte, gab

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[136/0152] jnen vor jrem letzten endt zerrinnen vnd manglen“; in der dritten „vom Bettlen von wegen des müſſiggangs vnd faulkeit“; in der vierten „vom Bettlen auß wolluſt vnd mutwillen“. „Die fünfft Schell der Bettel narren iſt Bettlen auß gleißnerey vnd heu- cheley. Deren findt man vil vnder den Geiſtlichen, die geben für, wie ſie zu S. Jacob oder Compoſtel zum finſtern Stern, oder zu Jeruſalem, oder an andern heiligen örtern ſein geweſen, vnnd ein groß gelübdt außgericht, ſo ſie doch manchmal nicht recht für ein thor, ich wil geſchweigen in frembde Landt ſein kommen: vnd ob ſie ſchon da weren geweſen, ſolten ſie ſich doch nit mit dem Bettel wöllen ernehren. Darnach ſein auch die Ablaßkrämer vnd Heiligthumbführer, oder die Stirnſtöſſer vnd Stationirer, die verheißen groß ablaß, vnd geben für, wie ſie der Heiligen gebein vnd vberbliebene heiligthumb haben. Nemlich das Häw, darvon die Eſelin zu Bethlehem geſſen haben, oder ein feder von S. Mi- chaels flügel, oder von S. Jörgen Roſß ein zügel, oder S. Jo- hans haupt, oder Chriſti Rock, der zu Trier ſol ligen, oder die Kron Chriſti, die zu Rhodis ſolt verwart ſein, vnd deren Ding gar vil, ſo es doch alles erlogen iſt, vnd treiben ſie ſolche gleiß- nerey allein darumb, damit ſie gelt mögen bekommen. Doch lehrt man ſolche leichtlich erkennen, dann man ſihet baldt an den Federn, wz es für ein vogel iſt.“ Jn der ſechsten „Schell“ tadelt Gei- ler „die Fahrleſſigkeit der Oberkeit die in ſolcher ſach kein einſehen thut und leſt jedermann bettlen wer nur luſt hat zu bettlen.“ Jn der ſiebenten „Schell“ werden die Almoſengeber mit ihrem tact- loſen Ausforſchen der Bettler, Geben und Verſagen der Ga- ben u. ſ. w. getadelt. Zehntes Kapitel. C. Der Liber Vagatorum und die Rotwelſche Grammatik. Der in der That ungeheuere Erfolg, den wie weiter kein Volksbuch vor und nach Brant das „Narrenſchiff“ hatte, gab

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/152>, abgerufen am 24.11.2024.