Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

liden grosse Frost; so hand si sich vor bestrichen, mit Nesseln So-
men und mit anderen Dingen, daz si schnucklen werden und nit
früret, und daz tun si darumbe daß man Klabet gebe, daz heis-
sent si Cleider.

Vopper.

Es sint ouch etlich Frouen und ouch Man die lassen sich an
ysern Ketten füren als ob si unsinnig wären und zerzerrent die
Cleyder und Schleyer von irem Leibe, umbe daz si die Lüte be-
triegent.

Vopper die über sitzent.

Es sint ouch etlich der über sin Wib oder über ein anderen
Menschen statt, und dem heischet und sprichet er sie besessen, mit
dem bösen Geist, das doch nit ist, und er habe in gelobet zu
eim Heiligen den er den nempt und müsse haben zwölff Pfund
Wachses oder ander Dinge, durch das der Mensche erlöset werde,
von dem bösen Geist und das heisset Vopper die da sitzent.

Die Glatten.

Es sint ouch etlich ein wenig gelert und doch nit gewichet
sint, und sprechent si sient Priester und tun inen ein Blatten
scheren als ein Priester, und wandelent umbe und umbe, in den
Landen und sprechent si habent verne heym, zu iren Landen, und
sient von Rome oder anderst woher kommen, und sient beraubet,
und nement ein Buch in die Hand als ob si ihre Zyt betent,
und wer inen das Allmosen gibt, so sprechent sy, wollent inen
St. Johans Evangelium oder ander Gebett fürderlich sprechen
und betriegent die Lüte damite und das heisset die Glatten.

Krachere.

Es sint ouch etlich die Hengker sint gewessen und dan ein
Jare oder zwey davon gand und sprechen, si wollen von den
Sünden kehren, und wollen Buß und Gottsferte für ir Sünde
thun, und ergilent den etwie viel Guts, damitte, und wan si
das ein Wile getriben, und die Lüte betriegent, so werdent si
widerumbe Hengker.

liden groſſe Froſt; ſo hand ſi ſich vor beſtrichen, mit Neſſeln So-
men und mit anderen Dingen, daz ſi ſchnucklen werden und nit
früret, und daz tun ſi darumbe daß man Klabet gebe, daz heiſ-
ſent ſi Cleider.

Vopper.

Es ſint ouch etlich Frouen und ouch Man die laſſen ſich an
yſern Ketten füren als ob ſi unſinnig wären und zerzerrent die
Cleyder und Schleyer von irem Leibe, umbe daz ſi die Lüte be-
triegent.

Vopper die über ſitzent.

Es ſint ouch etlich der über ſin Wib oder über ein anderen
Menſchen ſtatt, und dem heiſchet und ſprichet er ſie beſeſſen, mit
dem böſen Geiſt, das doch nit iſt, und er habe in gelobet zu
eim Heiligen den er den nempt und müſſe haben zwölff Pfund
Wachſes oder ander Dinge, durch das der Menſche erlöſet werde,
von dem böſen Geiſt und das heiſſet Vopper die da ſitzent.

Die Glatten.

Es ſint ouch etlich ein wenig gelert und doch nit gewichet
ſint, und ſprechent ſi ſient Prieſter und tun inen ein Blatten
ſcheren als ein Prieſter, und wandelent umbe und umbe, in den
Landen und ſprechent ſi habent verne heym, zu iren Landen, und
ſient von Rome oder anderſt woher kommen, und ſient beraubet,
und nement ein Buch in die Hand als ob ſi ihre Zyt betent,
und wer inen das Allmoſen gibt, ſo ſprechent ſy, wollent inen
St. Johans Evangelium oder ander Gebett fürderlich ſprechen
und betriegent die Lüte damite und das heiſſet die Glatten.

Krachere.

Es ſint ouch etlich die Hengker ſint geweſſen und dan ein
Jare oder zwey davon gand und ſprechen, ſi wollen von den
Sünden kehren, und wollen Buß und Gottsferte für ir Sünde
thun, und ergilent den etwie viel Guts, damitte, und wan ſi
das ein Wile getriben, und die Lüte betriegent, ſo werdent ſi
widerumbe Hengker.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0146" n="130"/>
liden gro&#x017F;&#x017F;e Fro&#x017F;t; &#x017F;o hand &#x017F;i &#x017F;ich vor be&#x017F;trichen, mit Ne&#x017F;&#x017F;eln So-<lb/>
men und mit anderen Dingen, daz &#x017F;i &#x017F;chnucklen werden und nit<lb/>
früret, und daz tun &#x017F;i darumbe daß man Klabet gebe, daz hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ent &#x017F;i Cleider.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vopper</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Es &#x017F;int ouch etlich Frouen und ouch Man die la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich an<lb/>
y&#x017F;ern Ketten füren als ob &#x017F;i un&#x017F;innig wären und zerzerrent die<lb/>
Cleyder und Schleyer von irem Leibe, umbe daz &#x017F;i die Lüte be-<lb/>
triegent.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vopper die über &#x017F;itzent</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Es &#x017F;int ouch etlich der über &#x017F;in Wib oder über ein anderen<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;tatt, und dem hei&#x017F;chet und &#x017F;prichet er &#x017F;ie be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, mit<lb/>
dem bö&#x017F;en Gei&#x017F;t, das doch nit i&#x017F;t, und er habe in gelobet zu<lb/>
eim Heiligen den er den nempt und mü&#x017F;&#x017F;e haben zwölff Pfund<lb/>
Wach&#x017F;es oder ander Dinge, durch das der Men&#x017F;che erlö&#x017F;et werde,<lb/>
von dem bö&#x017F;en Gei&#x017F;t und das hei&#x017F;&#x017F;et Vopper die da &#x017F;itzent.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Glatten</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Es &#x017F;int ouch etlich ein wenig gelert und doch nit gewichet<lb/>
&#x017F;int, und &#x017F;prechent &#x017F;i &#x017F;ient Prie&#x017F;ter und tun inen ein Blatten<lb/>
&#x017F;cheren als ein Prie&#x017F;ter, und wandelent umbe und umbe, in den<lb/>
Landen und &#x017F;prechent &#x017F;i habent verne heym, zu iren Landen, und<lb/>
&#x017F;ient von Rome oder ander&#x017F;t woher kommen, und &#x017F;ient beraubet,<lb/>
und nement ein Buch in die Hand als ob &#x017F;i ihre Zyt betent,<lb/>
und wer inen das Allmo&#x017F;en gibt, &#x017F;o &#x017F;prechent &#x017F;y, wollent inen<lb/>
St. Johans Evangelium oder ander Gebett fürderlich &#x017F;prechen<lb/>
und betriegent die Lüte damite und das hei&#x017F;&#x017F;et die Glatten.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Krachere</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Es &#x017F;int ouch etlich die Hengker &#x017F;int gewe&#x017F;&#x017F;en und dan ein<lb/>
Jare oder zwey davon gand und &#x017F;prechen, &#x017F;i wollen von den<lb/>
Sünden kehren, und wollen Buß und Gottsferte für ir Sünde<lb/>
thun, und ergilent den etwie viel Guts, damitte, und wan &#x017F;i<lb/>
das ein Wile getriben, und die Lüte betriegent, &#x017F;o werdent &#x017F;i<lb/>
widerumbe Hengker.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0146] liden groſſe Froſt; ſo hand ſi ſich vor beſtrichen, mit Neſſeln So- men und mit anderen Dingen, daz ſi ſchnucklen werden und nit früret, und daz tun ſi darumbe daß man Klabet gebe, daz heiſ- ſent ſi Cleider. Vopper. Es ſint ouch etlich Frouen und ouch Man die laſſen ſich an yſern Ketten füren als ob ſi unſinnig wären und zerzerrent die Cleyder und Schleyer von irem Leibe, umbe daz ſi die Lüte be- triegent. Vopper die über ſitzent. Es ſint ouch etlich der über ſin Wib oder über ein anderen Menſchen ſtatt, und dem heiſchet und ſprichet er ſie beſeſſen, mit dem böſen Geiſt, das doch nit iſt, und er habe in gelobet zu eim Heiligen den er den nempt und müſſe haben zwölff Pfund Wachſes oder ander Dinge, durch das der Menſche erlöſet werde, von dem böſen Geiſt und das heiſſet Vopper die da ſitzent. Die Glatten. Es ſint ouch etlich ein wenig gelert und doch nit gewichet ſint, und ſprechent ſi ſient Prieſter und tun inen ein Blatten ſcheren als ein Prieſter, und wandelent umbe und umbe, in den Landen und ſprechent ſi habent verne heym, zu iren Landen, und ſient von Rome oder anderſt woher kommen, und ſient beraubet, und nement ein Buch in die Hand als ob ſi ihre Zyt betent, und wer inen das Allmoſen gibt, ſo ſprechent ſy, wollent inen St. Johans Evangelium oder ander Gebett fürderlich ſprechen und betriegent die Lüte damite und das heiſſet die Glatten. Krachere. Es ſint ouch etlich die Hengker ſint geweſſen und dan ein Jare oder zwey davon gand und ſprechen, ſi wollen von den Sünden kehren, und wollen Buß und Gottsferte für ir Sünde thun, und ergilent den etwie viel Guts, damitte, und wan ſi das ein Wile getriben, und die Lüte betriegent, ſo werdent ſi widerumbe Hengker.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/146
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/146>, abgerufen am 23.11.2024.