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Allgemeine Zeitung. Nr. 181. Augsburg, 29. Juni 1840.

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nächstdem in persönlicher Bravour mit dem auf diese Vorzüge ganz besonders eifersüchtigen Cabrera; doch trotz des lauten Beifalls und der Achtung der Armee, welche Balmaseda sich bald in Aragon errang, und trotz mancher gegen ihn verdeckt gesponnenen Intrigue, zeigte Cabrera stets gerechte Anerkennung seines Verdienstes. - Ende August, nur vier Monate nach Balmaseda's Ankunft beim Heere, wurde er und Arias Teijeiro, welcher sich ebenfalls bei Cabrera aufhielt, auf ausdrücklichen königlichen Befehl, den Maroto in Folge einer bekannt gewordenen Correspondenz ausfertigen ließ, aus Aragon verbannt. Sie gingen beide nach Catalonien, wo Balmaseda, in einem der vielen Gefechte um Solsona's Besitz, an der Spitze seiner Reiterschaar (die wieder mit ihm gezogen war) ein schreckliches Blutbad unter den Christinos angerichtet haben soll. Als er jedoch der Junta von Berga strafbare Tendenz, aus welcher auch der Mord Espanna's hervorgegangen war, durchschaute, verließ er mit seiner Cavallerie im Februar dieses Jahrs Catalonien, sah den kranken Cabrera zu Mora am Ebro, und zog, um eine Diversion zu Gunsten des bedrängten Aragons zu machen, nach dem Innern Spaniens, dessen constitutionelles Gouvernement und die den Carlisten abtrünnig gewordenen frühern Anhänger dadurch in Furcht und Schrecken gesetzt sind. - Jetzt herrscht Balmaseda abermals in seiner Geburtsprovinz Altcastilien.

Ende December des vergangenen Jahres besuchte ich Balmaseda in Berga. Er hatte sich in eben erwähntem Gemetzel bei Solsona den rechten Arm und das Handgelenk verstaucht, weßhalb er sein Zimmer hütete. Auch war es wohl der Klugheit angemessen, daß die hohen Generale bei der großen Gährung, welche damals in Catalonien und der Carlistischen Armee herrschte, so viel als möglich sich der Oeffentlichkeit entzogen. Ich traf Balmaseda, Arias Teijeiro, Labandero und Luis Lopez, treue Anhänger der königlichen Sache, beisammen. Nach den ersten Begrüßungen vertraute ich ihnen, wie mich Cabrera mit zweien seiner Adjutanten, worunter auch der Obrist C., zum König von Frankreich sende. Kaum hatte ich jedoch den Namen des Obristen ausgesprochen, als Balmaseda, sonst die Liebenswürdigkeit selbst, mit wüthender Gebärde aufsprang und mir zurief: "Was? Sie reisen mit diesem Verräther zum König? Maroto hat ihn zweimal abgesandt, mich aufzufangen und mich umbringen zu lassen; ich bin ihm aber glücklich entkommen. Jetzt ist er in meiner Gewalt, und beim Himmel ich lasse ihn morgen todtschießen! Und mit dem reisen Sie? Adios!"

Den nächsten Tag ließ ich durch Teijeiro von Balmaseda genugthuende Erklärung für sein Betragen fordern. Ich durfte nicht lange warten. Balmaseda versicherte mich, wie er in seiner leidenschaftlichen Hitze, die jedesmal im bloßen Andenken an Maroto aufwalle, jede Convenienz vergessen habe, er bitte deßhalb um Entschuldigung, mit Herzlichkeit hinzusetzend: du bist ein treuer Carlist, das weiß ich, aber der andere muß bestraft werden. Ein Wort, und in nächster Felsenschlucht wird er von seinem Schimmel heruntergeschossen!" - Ich schwieg. Arias Teijeiro nahm dagegen das Wort: "Wozu dieß, Don Juan, warum unsere schöne Sache mit solchen Dingen besudeln? Laß ihn ziehen!" Als Balmaseda noch immer den Kopf schüttelte, bemerkte Teijeiro: "Unser Freund da, auf mich zeigend, reitet ja auch einen Schimmel!" Nach ziemlich langer Pause entschied Balmaseda in gedehnten Worten: "Nun so soll ihm dießmal das Leben geschenkt seyn, aber C...." So endete eine Unterhaltung, die für mich nicht gerade die angenehmste war, da mein Leben nur davon abhing, ob der gedungene Schütze den richtigen Schimmel aufs Korn zu nehmen wußte.

Uebrigens ist es Pflicht, hier zu bemerken, daß der Obrist C. ein Ehrenmann ist, der als alter Soldat Befehle seiner Obern vollführte, ohne zu grübeln, von Maroto aber, wie viele tausend Andere, betrogen wurde.

Beim Abschied wünschte ich Balmaseda "calmarse" ("beruhigen Sie sich"), eine in Spanien sehr gebräuchliche Redensart beim Scheiden. "Beim Himmel, schwor er, nicht eher als bis ich mit dieser eignen Faust Maroto erwürgt und seine Mitschuldigen bestraft habe."

Dieß die letzten Worte, die ich von Balmaseda vernommen. Wenige Tage darauf schlossen hinter mir die Pyrenäen das schöne unglückliche Land.

W. v. R.
Dänemark.

"Fädrelandet" macht mit wenigen Worten das Publicum auf die älteste Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, Karoline Luise Marie Friederike Therese Wilhelmine Charlotte Auguste, aufmerksam. Wir wissen uns diese abgerissene Hindeutung nur durch das ziemlich verbreitete, aber jeder officiellen Bestätigung entbehrende Gerücht zu erklären, daß diese Prinzessin vielleicht einst den dänischen Königsthron besteigen dürfte. Man redet auch von einer bevorstehenden Reise des Kronprinzen. - Aus dem Altonaer Mercur werden Sie bereits ersehen haben, daß den beiden Kanzleien der allerhöchste Befehl geworden ist, eine Commission zur nähern Untersuchung der Frage über allgemeine Wehrpflicht niederzusetzen. Die liberale Presse hat diese Sache im edlen Eifer für das Wohl des Bauernstandes, den sie durch die ihm allein obliegende Verpflichtung zum Dienst im Linienmilitär prägravirt glaubte, auf die Bahn gebracht und stets eifrig verfochten. Wir weichen von dieser Ansicht ab, indem wir bezweifeln, daß die in einem Staate, wie Preußen, durch Umstände gebotene und in einem geeigneten Zeitpunkt eingeführte allgemeine Wehrpflicht auch für die dänischen Verhältnisse passend sey; Dänemarks Unbedeutenheit als Landmacht und seine insularische Lage wird diese Behauptung rechtfertigen. Der junge Bauer dient in der Regel zwei Jahre in der Garnison, wird dann meistens vier Jahre lang einige Wochen zu Waffenübungen eingerufen und tritt darauf in die Verstärkungsbataillone über, die nur im Kriege dienen. Während dieser Zeit wird er vom Staat armirt, montirt, verpflegt, beköstigt und besoldet. Dagegen dient der Bürger und Student in den Bürgercorps etc. weit längere Zeit, wird vom Staat bewaffnet, montirt sich aber selbst, und zwar auf eine sehr kostspielige Weise; mit dem Garnisons- und Wachtdienst hat er nur bei einzelnen Veranlassungen zu schaffen, wird aber in den Waffen eben so viel geübt wie das Linienmilitär. Der gemeine Arbeiter schafft den größten Nutzen: er dient gleichfalls ohne Lohn in den Brandcorps. Muß demnach auch der Bauer einseitig den Garnisonsdienst besorgen und einige Jahre demselben gegen Sold ganz aufopfern, so hat er andrerseits auch weniger zu versäumen, wird in seiner bürgerlichen Laufbahn dadurch nicht gehemmt und ist körperlich am besten dazu geeignet. Auch bringt er - freilich neben der Bekanntschaft mit manchem städtischen Laster - manche nützliche Kenntnisse aus der Garnison mit nach Hause. - Die dänische Presse ist mit einer neuen Last belegt worden: man hat nämlich bestimmt, daß alle Blätter, die einmal unter Action gewesen sind, ferner nicht mehr mit den Briefposten, sondern nur mit den seltenen und langsam gehenden Frachtposten versandt werden dürfen. Da alte Zeitungen wenig Interesse gewähren, ist jedes Blatt, welches einmal das Unglück gehabt hat, gegen die Preßgesetze zu verstoßen und verurtheilt zu werden, indirect auf seinen Geburtsort beschränkt. Unsere

nächstdem in persönlicher Bravour mit dem auf diese Vorzüge ganz besonders eifersüchtigen Cabrera; doch trotz des lauten Beifalls und der Achtung der Armee, welche Balmaseda sich bald in Aragon errang, und trotz mancher gegen ihn verdeckt gesponnenen Intrigue, zeigte Cabrera stets gerechte Anerkennung seines Verdienstes. – Ende August, nur vier Monate nach Balmaseda's Ankunft beim Heere, wurde er und Arias Teijeiro, welcher sich ebenfalls bei Cabrera aufhielt, auf ausdrücklichen königlichen Befehl, den Maroto in Folge einer bekannt gewordenen Correspondenz ausfertigen ließ, aus Aragon verbannt. Sie gingen beide nach Catalonien, wo Balmaseda, in einem der vielen Gefechte um Solsona's Besitz, an der Spitze seiner Reiterschaar (die wieder mit ihm gezogen war) ein schreckliches Blutbad unter den Christinos angerichtet haben soll. Als er jedoch der Junta von Berga strafbare Tendenz, aus welcher auch der Mord España's hervorgegangen war, durchschaute, verließ er mit seiner Cavallerie im Februar dieses Jahrs Catalonien, sah den kranken Cabrera zu Mora am Ebro, und zog, um eine Diversion zu Gunsten des bedrängten Aragons zu machen, nach dem Innern Spaniens, dessen constitutionelles Gouvernement und die den Carlisten abtrünnig gewordenen frühern Anhänger dadurch in Furcht und Schrecken gesetzt sind. – Jetzt herrscht Balmaseda abermals in seiner Geburtsprovinz Altcastilien.

Ende December des vergangenen Jahres besuchte ich Balmaseda in Berga. Er hatte sich in eben erwähntem Gemetzel bei Solsona den rechten Arm und das Handgelenk verstaucht, weßhalb er sein Zimmer hütete. Auch war es wohl der Klugheit angemessen, daß die hohen Generale bei der großen Gährung, welche damals in Catalonien und der Carlistischen Armee herrschte, so viel als möglich sich der Oeffentlichkeit entzogen. Ich traf Balmaseda, Arias Teijeiro, Labandero und Luis Lopez, treue Anhänger der königlichen Sache, beisammen. Nach den ersten Begrüßungen vertraute ich ihnen, wie mich Cabrera mit zweien seiner Adjutanten, worunter auch der Obrist C., zum König von Frankreich sende. Kaum hatte ich jedoch den Namen des Obristen ausgesprochen, als Balmaseda, sonst die Liebenswürdigkeit selbst, mit wüthender Gebärde aufsprang und mir zurief: „Was? Sie reisen mit diesem Verräther zum König? Maroto hat ihn zweimal abgesandt, mich aufzufangen und mich umbringen zu lassen; ich bin ihm aber glücklich entkommen. Jetzt ist er in meiner Gewalt, und beim Himmel ich lasse ihn morgen todtschießen! Und mit dem reisen Sie? Adios!“

Den nächsten Tag ließ ich durch Teijeiro von Balmaseda genugthuende Erklärung für sein Betragen fordern. Ich durfte nicht lange warten. Balmaseda versicherte mich, wie er in seiner leidenschaftlichen Hitze, die jedesmal im bloßen Andenken an Maroto aufwalle, jede Convenienz vergessen habe, er bitte deßhalb um Entschuldigung, mit Herzlichkeit hinzusetzend: du bist ein treuer Carlist, das weiß ich, aber der andere muß bestraft werden. Ein Wort, und in nächster Felsenschlucht wird er von seinem Schimmel heruntergeschossen!“ – Ich schwieg. Arias Teijeiro nahm dagegen das Wort: „Wozu dieß, Don Juan, warum unsere schöne Sache mit solchen Dingen besudeln? Laß ihn ziehen!“ Als Balmaseda noch immer den Kopf schüttelte, bemerkte Teijeiro: „Unser Freund da, auf mich zeigend, reitet ja auch einen Schimmel!“ Nach ziemlich langer Pause entschied Balmaseda in gedehnten Worten: „Nun so soll ihm dießmal das Leben geschenkt seyn, aber C....“ So endete eine Unterhaltung, die für mich nicht gerade die angenehmste war, da mein Leben nur davon abhing, ob der gedungene Schütze den richtigen Schimmel aufs Korn zu nehmen wußte.

Uebrigens ist es Pflicht, hier zu bemerken, daß der Obrist C. ein Ehrenmann ist, der als alter Soldat Befehle seiner Obern vollführte, ohne zu grübeln, von Maroto aber, wie viele tausend Andere, betrogen wurde.

Beim Abschied wünschte ich Balmaseda „calmarse“ („beruhigen Sie sich“), eine in Spanien sehr gebräuchliche Redensart beim Scheiden. „Beim Himmel, schwor er, nicht eher als bis ich mit dieser eignen Faust Maroto erwürgt und seine Mitschuldigen bestraft habe.“

Dieß die letzten Worte, die ich von Balmaseda vernommen. Wenige Tage darauf schlossen hinter mir die Pyrenäen das schöne unglückliche Land.

W. v. R.
Dänemark.

„Fädrelandet“ macht mit wenigen Worten das Publicum auf die älteste Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, Karoline Luise Marie Friederike Therese Wilhelmine Charlotte Auguste, aufmerksam. Wir wissen uns diese abgerissene Hindeutung nur durch das ziemlich verbreitete, aber jeder officiellen Bestätigung entbehrende Gerücht zu erklären, daß diese Prinzessin vielleicht einst den dänischen Königsthron besteigen dürfte. Man redet auch von einer bevorstehenden Reise des Kronprinzen. – Aus dem Altonaer Mercur werden Sie bereits ersehen haben, daß den beiden Kanzleien der allerhöchste Befehl geworden ist, eine Commission zur nähern Untersuchung der Frage über allgemeine Wehrpflicht niederzusetzen. Die liberale Presse hat diese Sache im edlen Eifer für das Wohl des Bauernstandes, den sie durch die ihm allein obliegende Verpflichtung zum Dienst im Linienmilitär prägravirt glaubte, auf die Bahn gebracht und stets eifrig verfochten. Wir weichen von dieser Ansicht ab, indem wir bezweifeln, daß die in einem Staate, wie Preußen, durch Umstände gebotene und in einem geeigneten Zeitpunkt eingeführte allgemeine Wehrpflicht auch für die dänischen Verhältnisse passend sey; Dänemarks Unbedeutenheit als Landmacht und seine insularische Lage wird diese Behauptung rechtfertigen. Der junge Bauer dient in der Regel zwei Jahre in der Garnison, wird dann meistens vier Jahre lang einige Wochen zu Waffenübungen eingerufen und tritt darauf in die Verstärkungsbataillone über, die nur im Kriege dienen. Während dieser Zeit wird er vom Staat armirt, montirt, verpflegt, beköstigt und besoldet. Dagegen dient der Bürger und Student in den Bürgercorps etc. weit längere Zeit, wird vom Staat bewaffnet, montirt sich aber selbst, und zwar auf eine sehr kostspielige Weise; mit dem Garnisons- und Wachtdienst hat er nur bei einzelnen Veranlassungen zu schaffen, wird aber in den Waffen eben so viel geübt wie das Linienmilitär. Der gemeine Arbeiter schafft den größten Nutzen: er dient gleichfalls ohne Lohn in den Brandcorps. Muß demnach auch der Bauer einseitig den Garnisonsdienst besorgen und einige Jahre demselben gegen Sold ganz aufopfern, so hat er andrerseits auch weniger zu versäumen, wird in seiner bürgerlichen Laufbahn dadurch nicht gehemmt und ist körperlich am besten dazu geeignet. Auch bringt er – freilich neben der Bekanntschaft mit manchem städtischen Laster – manche nützliche Kenntnisse aus der Garnison mit nach Hause. – Die dänische Presse ist mit einer neuen Last belegt worden: man hat nämlich bestimmt, daß alle Blätter, die einmal unter Action gewesen sind, ferner nicht mehr mit den Briefposten, sondern nur mit den seltenen und langsam gehenden Frachtposten versandt werden dürfen. Da alte Zeitungen wenig Interesse gewähren, ist jedes Blatt, welches einmal das Unglück gehabt hat, gegen die Preßgesetze zu verstoßen und verurtheilt zu werden, indirect auf seinen Geburtsort beschränkt. Unsere

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nächstdem in persönlicher Bravour mit dem auf diese Vorzüge ganz besonders eifersüchtigen Cabrera; doch trotz des lauten Beifalls und der Achtung der Armee, welche Balmaseda sich bald in Aragon errang, und trotz mancher gegen ihn verdeckt gesponnenen Intrigue, zeigte Cabrera stets gerechte Anerkennung seines Verdienstes. &#x2013; Ende August, nur vier Monate nach Balmaseda's Ankunft beim Heere, wurde er und Arias Teijeiro, welcher sich ebenfalls bei Cabrera aufhielt, auf ausdrücklichen königlichen Befehl, den Maroto in Folge einer bekannt gewordenen Correspondenz ausfertigen ließ, aus Aragon verbannt. Sie gingen beide nach Catalonien, wo Balmaseda, in einem der vielen Gefechte um Solsona's Besitz, an der Spitze seiner Reiterschaar (die wieder mit ihm gezogen war) ein schreckliches Blutbad unter den Christinos angerichtet haben soll. Als er jedoch der Junta von Berga strafbare Tendenz, aus welcher auch der Mord España's hervorgegangen war, durchschaute, verließ er mit seiner Cavallerie im Februar dieses Jahrs Catalonien, sah den kranken Cabrera zu Mora am Ebro, und zog, um eine Diversion zu Gunsten des bedrängten Aragons zu machen, nach dem Innern Spaniens, dessen constitutionelles Gouvernement und die den Carlisten abtrünnig gewordenen frühern Anhänger dadurch in Furcht und Schrecken gesetzt sind. &#x2013; Jetzt herrscht Balmaseda abermals in seiner Geburtsprovinz Altcastilien.</p><lb/>
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[1436/0012] nächstdem in persönlicher Bravour mit dem auf diese Vorzüge ganz besonders eifersüchtigen Cabrera; doch trotz des lauten Beifalls und der Achtung der Armee, welche Balmaseda sich bald in Aragon errang, und trotz mancher gegen ihn verdeckt gesponnenen Intrigue, zeigte Cabrera stets gerechte Anerkennung seines Verdienstes. – Ende August, nur vier Monate nach Balmaseda's Ankunft beim Heere, wurde er und Arias Teijeiro, welcher sich ebenfalls bei Cabrera aufhielt, auf ausdrücklichen königlichen Befehl, den Maroto in Folge einer bekannt gewordenen Correspondenz ausfertigen ließ, aus Aragon verbannt. Sie gingen beide nach Catalonien, wo Balmaseda, in einem der vielen Gefechte um Solsona's Besitz, an der Spitze seiner Reiterschaar (die wieder mit ihm gezogen war) ein schreckliches Blutbad unter den Christinos angerichtet haben soll. Als er jedoch der Junta von Berga strafbare Tendenz, aus welcher auch der Mord España's hervorgegangen war, durchschaute, verließ er mit seiner Cavallerie im Februar dieses Jahrs Catalonien, sah den kranken Cabrera zu Mora am Ebro, und zog, um eine Diversion zu Gunsten des bedrängten Aragons zu machen, nach dem Innern Spaniens, dessen constitutionelles Gouvernement und die den Carlisten abtrünnig gewordenen frühern Anhänger dadurch in Furcht und Schrecken gesetzt sind. – Jetzt herrscht Balmaseda abermals in seiner Geburtsprovinz Altcastilien. Ende December des vergangenen Jahres besuchte ich Balmaseda in Berga. Er hatte sich in eben erwähntem Gemetzel bei Solsona den rechten Arm und das Handgelenk verstaucht, weßhalb er sein Zimmer hütete. Auch war es wohl der Klugheit angemessen, daß die hohen Generale bei der großen Gährung, welche damals in Catalonien und der Carlistischen Armee herrschte, so viel als möglich sich der Oeffentlichkeit entzogen. Ich traf Balmaseda, Arias Teijeiro, Labandero und Luis Lopez, treue Anhänger der königlichen Sache, beisammen. Nach den ersten Begrüßungen vertraute ich ihnen, wie mich Cabrera mit zweien seiner Adjutanten, worunter auch der Obrist C., zum König von Frankreich sende. Kaum hatte ich jedoch den Namen des Obristen ausgesprochen, als Balmaseda, sonst die Liebenswürdigkeit selbst, mit wüthender Gebärde aufsprang und mir zurief: „Was? Sie reisen mit diesem Verräther zum König? Maroto hat ihn zweimal abgesandt, mich aufzufangen und mich umbringen zu lassen; ich bin ihm aber glücklich entkommen. Jetzt ist er in meiner Gewalt, und beim Himmel ich lasse ihn morgen todtschießen! Und mit dem reisen Sie? Adios!“ Den nächsten Tag ließ ich durch Teijeiro von Balmaseda genugthuende Erklärung für sein Betragen fordern. Ich durfte nicht lange warten. Balmaseda versicherte mich, wie er in seiner leidenschaftlichen Hitze, die jedesmal im bloßen Andenken an Maroto aufwalle, jede Convenienz vergessen habe, er bitte deßhalb um Entschuldigung, mit Herzlichkeit hinzusetzend: du bist ein treuer Carlist, das weiß ich, aber der andere muß bestraft werden. Ein Wort, und in nächster Felsenschlucht wird er von seinem Schimmel heruntergeschossen!“ – Ich schwieg. Arias Teijeiro nahm dagegen das Wort: „Wozu dieß, Don Juan, warum unsere schöne Sache mit solchen Dingen besudeln? Laß ihn ziehen!“ Als Balmaseda noch immer den Kopf schüttelte, bemerkte Teijeiro: „Unser Freund da, auf mich zeigend, reitet ja auch einen Schimmel!“ Nach ziemlich langer Pause entschied Balmaseda in gedehnten Worten: „Nun so soll ihm dießmal das Leben geschenkt seyn, aber C....“ So endete eine Unterhaltung, die für mich nicht gerade die angenehmste war, da mein Leben nur davon abhing, ob der gedungene Schütze den richtigen Schimmel aufs Korn zu nehmen wußte. Uebrigens ist es Pflicht, hier zu bemerken, daß der Obrist C. ein Ehrenmann ist, der als alter Soldat Befehle seiner Obern vollführte, ohne zu grübeln, von Maroto aber, wie viele tausend Andere, betrogen wurde. Beim Abschied wünschte ich Balmaseda „calmarse“ („beruhigen Sie sich“), eine in Spanien sehr gebräuchliche Redensart beim Scheiden. „Beim Himmel, schwor er, nicht eher als bis ich mit dieser eignen Faust Maroto erwürgt und seine Mitschuldigen bestraft habe.“ Dieß die letzten Worte, die ich von Balmaseda vernommen. Wenige Tage darauf schlossen hinter mir die Pyrenäen das schöne unglückliche Land. W. v. R. Dänemark. *Kopenhagen, 14 Jun. „Fädrelandet“ macht mit wenigen Worten das Publicum auf die älteste Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, Karoline Luise Marie Friederike Therese Wilhelmine Charlotte Auguste, aufmerksam. Wir wissen uns diese abgerissene Hindeutung nur durch das ziemlich verbreitete, aber jeder officiellen Bestätigung entbehrende Gerücht zu erklären, daß diese Prinzessin vielleicht einst den dänischen Königsthron besteigen dürfte. Man redet auch von einer bevorstehenden Reise des Kronprinzen. – Aus dem Altonaer Mercur werden Sie bereits ersehen haben, daß den beiden Kanzleien der allerhöchste Befehl geworden ist, eine Commission zur nähern Untersuchung der Frage über allgemeine Wehrpflicht niederzusetzen. Die liberale Presse hat diese Sache im edlen Eifer für das Wohl des Bauernstandes, den sie durch die ihm allein obliegende Verpflichtung zum Dienst im Linienmilitär prägravirt glaubte, auf die Bahn gebracht und stets eifrig verfochten. Wir weichen von dieser Ansicht ab, indem wir bezweifeln, daß die in einem Staate, wie Preußen, durch Umstände gebotene und in einem geeigneten Zeitpunkt eingeführte allgemeine Wehrpflicht auch für die dänischen Verhältnisse passend sey; Dänemarks Unbedeutenheit als Landmacht und seine insularische Lage wird diese Behauptung rechtfertigen. Der junge Bauer dient in der Regel zwei Jahre in der Garnison, wird dann meistens vier Jahre lang einige Wochen zu Waffenübungen eingerufen und tritt darauf in die Verstärkungsbataillone über, die nur im Kriege dienen. Während dieser Zeit wird er vom Staat armirt, montirt, verpflegt, beköstigt und besoldet. Dagegen dient der Bürger und Student in den Bürgercorps etc. weit längere Zeit, wird vom Staat bewaffnet, montirt sich aber selbst, und zwar auf eine sehr kostspielige Weise; mit dem Garnisons- und Wachtdienst hat er nur bei einzelnen Veranlassungen zu schaffen, wird aber in den Waffen eben so viel geübt wie das Linienmilitär. Der gemeine Arbeiter schafft den größten Nutzen: er dient gleichfalls ohne Lohn in den Brandcorps. Muß demnach auch der Bauer einseitig den Garnisonsdienst besorgen und einige Jahre demselben gegen Sold ganz aufopfern, so hat er andrerseits auch weniger zu versäumen, wird in seiner bürgerlichen Laufbahn dadurch nicht gehemmt und ist körperlich am besten dazu geeignet. Auch bringt er – freilich neben der Bekanntschaft mit manchem städtischen Laster – manche nützliche Kenntnisse aus der Garnison mit nach Hause. – Die dänische Presse ist mit einer neuen Last belegt worden: man hat nämlich bestimmt, daß alle Blätter, die einmal unter Action gewesen sind, ferner nicht mehr mit den Briefposten, sondern nur mit den seltenen und langsam gehenden Frachtposten versandt werden dürfen. Da alte Zeitungen wenig Interesse gewähren, ist jedes Blatt, welches einmal das Unglück gehabt hat, gegen die Preßgesetze zu verstoßen und verurtheilt zu werden, indirect auf seinen Geburtsort beschränkt. Unsere

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 181. Augsburg, 29. Juni 1840, S. 1436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_181_18400629/12>, abgerufen am 21.11.2024.