Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 177. Augsburg, 25. Juni 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

von dem erhaltenen Stoße nicht eben so leicht erholen....

Deßhalb faßte denn der gelehrte Stadtpfleger Marcus Welser, der sich zu seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten der aldinischen Presse in Venedig hatte bedienen müssen, den Entschluß, die Privatdruckerei ad insigne pinus zu gründen. Es sollten durch sie umfassendere, wissenschaftliche Werke, die im Buchhandel nicht zu haben waren, und dann vorzüglich der kostbare Schatz jener noch nicht edirten griechischen Handschriften, welche die Stadtbibliothek im Jahr 1545 von dem vertriebenen Bischofe von Corcyra, Antonius Eparchus, um 800 Ducaten käuflich an sich gebracht hatte, veröffentlicht werden. Zur Deckung der Kosten constituirte sich eine Gesellschaft, welche die angesehensten Männer der Stadt von beiden Confessionen zu ihren Mitgliedern zählte. Ueber die Auswahl der Werke entschied ein eigenes Comite von Gelehrten; unter diesen befanden sich der genannte Stadtpfleger Marcus Welser und der als Philolog rühmlich bekannte Stadtbibliothekar und Rector bei St. Anna, David Höschel.... Das Welser'sche Institut lieferte von dem Jahre 1594 bis zu dem Jahre 1619 oder 1620 eine große Anzahl Bücher, zum Theile von bleibendem, wissenschaftlichem Werthe.... Ihre Erzeugnisse übertreffen überdieß an Correctheit und Eleganz Alles, was die Typographie in jener Zeit leistete; selbst die spätere kunstreiche Druckerfamilie der Elzevire in Holland hat kaum Ausgezeichneteres zu Tage gefördert.... Im Hinblicke auf die wissenschaftlichen Bestrebungen, die einen Kreis gebildeter und auch im äußern Leben hochgestellter Männer durch Welsers und Höschels Anregung zu einem schönen geistigen Verkehre verbanden, und mit Rücksicht auf die vorzüglichen Leistungen der Drukerei ad insigne pinus schreibt der Italiener Olgiati, der das hiesige Leben jener Zeit näher kennen zu lernen Gelegenheit hatte, von Augsburg, daß es einer der Städte des alten Griechenlands gleiche, da hieher der Geist, der einst jenes Land beseelte, gewandert sey; in ihm erscheine eine Menge trefflicher Bücher, und die Buchdruckerkunst habe es nirgends zu einer größern Vollkommenheit gebracht.

Die politischen Ereignisse, welche als Vorboten des vieljährigen, furchtbaren Religionskriegs im Jahre 1618 die öffentliche Aufmerksamkeit auf Böhmen und Ungarn richteten, brachten in die Geschäfte der hiesigen Drucker wieder ein größeres Leben...

Gegen das Ende des Jahrhunderts erhielt aber vorzüglich der katholische Buchhandel eine Bedeutung, wie er sie nie vorher hatte. Von der Zeit an wird Augsburg der eigentliche Büchermarkt für den ganzen katholischen Theil des südlichen Deutschlands. Die hiesigen katholischen Buchhändler erwarben sich bei diesen günstigen Verhältnissen bald ansehnliche Reichthümer, die sie in den Stand setzten, ihren Betrieb großartig zu erweitern. Ihre Niederlagen bekamen einen außerordentlichen Umfang.... Auch haben sich einige der katholischen Buchhändler dahier durch ihre schriftstellerischen Arbeiten in der gelehrten Welt einen Namen erworben.

Druckfehler.

In dem gestrigen Reiseberichte des Herzogs Paul W. von Würtemberg ist Geoden statt Gnoden zu lesen.

von dem erhaltenen Stoße nicht eben so leicht erholen....

Deßhalb faßte denn der gelehrte Stadtpfleger Marcus Welser, der sich zu seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten der aldinischen Presse in Venedig hatte bedienen müssen, den Entschluß, die Privatdruckerei ad insigne pinus zu gründen. Es sollten durch sie umfassendere, wissenschaftliche Werke, die im Buchhandel nicht zu haben waren, und dann vorzüglich der kostbare Schatz jener noch nicht edirten griechischen Handschriften, welche die Stadtbibliothek im Jahr 1545 von dem vertriebenen Bischofe von Corcyra, Antonius Eparchus, um 800 Ducaten käuflich an sich gebracht hatte, veröffentlicht werden. Zur Deckung der Kosten constituirte sich eine Gesellschaft, welche die angesehensten Männer der Stadt von beiden Confessionen zu ihren Mitgliedern zählte. Ueber die Auswahl der Werke entschied ein eigenes Comité von Gelehrten; unter diesen befanden sich der genannte Stadtpfleger Marcus Welser und der als Philolog rühmlich bekannte Stadtbibliothekar und Rector bei St. Anna, David Höschel.... Das Welser'sche Institut lieferte von dem Jahre 1594 bis zu dem Jahre 1619 oder 1620 eine große Anzahl Bücher, zum Theile von bleibendem, wissenschaftlichem Werthe.... Ihre Erzeugnisse übertreffen überdieß an Correctheit und Eleganz Alles, was die Typographie in jener Zeit leistete; selbst die spätere kunstreiche Druckerfamilie der Elzevire in Holland hat kaum Ausgezeichneteres zu Tage gefördert.... Im Hinblicke auf die wissenschaftlichen Bestrebungen, die einen Kreis gebildeter und auch im äußern Leben hochgestellter Männer durch Welsers und Höschels Anregung zu einem schönen geistigen Verkehre verbanden, und mit Rücksicht auf die vorzüglichen Leistungen der Drukerei ad insigne pinus schreibt der Italiener Olgiati, der das hiesige Leben jener Zeit näher kennen zu lernen Gelegenheit hatte, von Augsburg, daß es einer der Städte des alten Griechenlands gleiche, da hieher der Geist, der einst jenes Land beseelte, gewandert sey; in ihm erscheine eine Menge trefflicher Bücher, und die Buchdruckerkunst habe es nirgends zu einer größern Vollkommenheit gebracht.

Die politischen Ereignisse, welche als Vorboten des vieljährigen, furchtbaren Religionskriegs im Jahre 1618 die öffentliche Aufmerksamkeit auf Böhmen und Ungarn richteten, brachten in die Geschäfte der hiesigen Drucker wieder ein größeres Leben...

Gegen das Ende des Jahrhunderts erhielt aber vorzüglich der katholische Buchhandel eine Bedeutung, wie er sie nie vorher hatte. Von der Zeit an wird Augsburg der eigentliche Büchermarkt für den ganzen katholischen Theil des südlichen Deutschlands. Die hiesigen katholischen Buchhändler erwarben sich bei diesen günstigen Verhältnissen bald ansehnliche Reichthümer, die sie in den Stand setzten, ihren Betrieb großartig zu erweitern. Ihre Niederlagen bekamen einen außerordentlichen Umfang.... Auch haben sich einige der katholischen Buchhändler dahier durch ihre schriftstellerischen Arbeiten in der gelehrten Welt einen Namen erworben.

Druckfehler.

In dem gestrigen Reiseberichte des Herzogs Paul W. von Würtemberg ist Geoden statt Gnoden zu lesen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0005" n="1412"/>
von dem erhaltenen Stoße nicht eben so leicht erholen....</p><lb/>
        <p>Deßhalb faßte denn der gelehrte Stadtpfleger Marcus Welser, der sich zu seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten der aldinischen Presse in Venedig hatte bedienen müssen, den Entschluß, die Privatdruckerei ad insigne pinus zu gründen. Es sollten durch sie umfassendere, wissenschaftliche Werke, die im Buchhandel nicht zu haben waren, und dann vorzüglich der kostbare Schatz jener noch nicht edirten griechischen Handschriften, welche die Stadtbibliothek im Jahr 1545 von dem vertriebenen Bischofe von Corcyra, Antonius Eparchus, um 800 Ducaten käuflich an sich gebracht hatte, veröffentlicht werden. Zur Deckung der Kosten constituirte sich eine Gesellschaft, welche die angesehensten Männer der Stadt von beiden Confessionen zu ihren Mitgliedern zählte. Ueber die Auswahl der Werke entschied ein eigenes Comité von Gelehrten; unter diesen befanden sich der genannte Stadtpfleger Marcus Welser und der als Philolog rühmlich bekannte Stadtbibliothekar und Rector bei St. Anna, David Höschel.... Das Welser'sche Institut lieferte von dem Jahre 1594 bis zu dem Jahre 1619 oder 1620 eine große Anzahl Bücher, zum Theile von bleibendem, wissenschaftlichem Werthe.... Ihre Erzeugnisse übertreffen überdieß an Correctheit und Eleganz Alles, was die Typographie in jener Zeit leistete; selbst die spätere kunstreiche Druckerfamilie der Elzevire in Holland hat kaum Ausgezeichneteres zu Tage gefördert.... Im Hinblicke auf die wissenschaftlichen Bestrebungen, die einen Kreis gebildeter und auch im äußern Leben hochgestellter Männer durch Welsers und Höschels Anregung zu einem schönen geistigen Verkehre verbanden, und mit Rücksicht auf die vorzüglichen Leistungen der Drukerei ad insigne pinus schreibt der Italiener Olgiati, der das hiesige Leben jener Zeit näher kennen zu lernen Gelegenheit hatte, von Augsburg, daß es einer der Städte des alten Griechenlands gleiche, da hieher der Geist, der einst jenes Land beseelte, gewandert sey; in ihm erscheine eine Menge trefflicher Bücher, und die Buchdruckerkunst habe es nirgends zu einer größern Vollkommenheit gebracht.</p><lb/>
        <p>Die politischen Ereignisse, welche als Vorboten des vieljährigen, furchtbaren Religionskriegs im Jahre 1618 die öffentliche Aufmerksamkeit auf Böhmen und Ungarn richteten, brachten in die Geschäfte der hiesigen Drucker wieder ein größeres Leben...</p><lb/>
        <p>Gegen das Ende des Jahrhunderts erhielt aber vorzüglich der katholische Buchhandel eine Bedeutung, wie er sie nie vorher hatte. Von der Zeit an wird Augsburg der eigentliche Büchermarkt für den ganzen katholischen Theil des südlichen Deutschlands. Die hiesigen katholischen Buchhändler erwarben sich bei diesen günstigen Verhältnissen bald ansehnliche Reichthümer, die sie in den Stand setzten, ihren Betrieb großartig zu erweitern. Ihre Niederlagen bekamen einen außerordentlichen Umfang.... Auch haben sich einige der katholischen Buchhändler dahier durch ihre schriftstellerischen Arbeiten in der gelehrten Welt einen Namen erworben.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Druckfehler</hi>.</head><lb/>
        <p>In dem gestrigen Reiseberichte des Herzogs Paul W. von Würtemberg ist <hi rendition="#g">Geoden</hi> statt Gnoden zu lesen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1412/0005] von dem erhaltenen Stoße nicht eben so leicht erholen.... Deßhalb faßte denn der gelehrte Stadtpfleger Marcus Welser, der sich zu seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten der aldinischen Presse in Venedig hatte bedienen müssen, den Entschluß, die Privatdruckerei ad insigne pinus zu gründen. Es sollten durch sie umfassendere, wissenschaftliche Werke, die im Buchhandel nicht zu haben waren, und dann vorzüglich der kostbare Schatz jener noch nicht edirten griechischen Handschriften, welche die Stadtbibliothek im Jahr 1545 von dem vertriebenen Bischofe von Corcyra, Antonius Eparchus, um 800 Ducaten käuflich an sich gebracht hatte, veröffentlicht werden. Zur Deckung der Kosten constituirte sich eine Gesellschaft, welche die angesehensten Männer der Stadt von beiden Confessionen zu ihren Mitgliedern zählte. Ueber die Auswahl der Werke entschied ein eigenes Comité von Gelehrten; unter diesen befanden sich der genannte Stadtpfleger Marcus Welser und der als Philolog rühmlich bekannte Stadtbibliothekar und Rector bei St. Anna, David Höschel.... Das Welser'sche Institut lieferte von dem Jahre 1594 bis zu dem Jahre 1619 oder 1620 eine große Anzahl Bücher, zum Theile von bleibendem, wissenschaftlichem Werthe.... Ihre Erzeugnisse übertreffen überdieß an Correctheit und Eleganz Alles, was die Typographie in jener Zeit leistete; selbst die spätere kunstreiche Druckerfamilie der Elzevire in Holland hat kaum Ausgezeichneteres zu Tage gefördert.... Im Hinblicke auf die wissenschaftlichen Bestrebungen, die einen Kreis gebildeter und auch im äußern Leben hochgestellter Männer durch Welsers und Höschels Anregung zu einem schönen geistigen Verkehre verbanden, und mit Rücksicht auf die vorzüglichen Leistungen der Drukerei ad insigne pinus schreibt der Italiener Olgiati, der das hiesige Leben jener Zeit näher kennen zu lernen Gelegenheit hatte, von Augsburg, daß es einer der Städte des alten Griechenlands gleiche, da hieher der Geist, der einst jenes Land beseelte, gewandert sey; in ihm erscheine eine Menge trefflicher Bücher, und die Buchdruckerkunst habe es nirgends zu einer größern Vollkommenheit gebracht. Die politischen Ereignisse, welche als Vorboten des vieljährigen, furchtbaren Religionskriegs im Jahre 1618 die öffentliche Aufmerksamkeit auf Böhmen und Ungarn richteten, brachten in die Geschäfte der hiesigen Drucker wieder ein größeres Leben... Gegen das Ende des Jahrhunderts erhielt aber vorzüglich der katholische Buchhandel eine Bedeutung, wie er sie nie vorher hatte. Von der Zeit an wird Augsburg der eigentliche Büchermarkt für den ganzen katholischen Theil des südlichen Deutschlands. Die hiesigen katholischen Buchhändler erwarben sich bei diesen günstigen Verhältnissen bald ansehnliche Reichthümer, die sie in den Stand setzten, ihren Betrieb großartig zu erweitern. Ihre Niederlagen bekamen einen außerordentlichen Umfang.... Auch haben sich einige der katholischen Buchhändler dahier durch ihre schriftstellerischen Arbeiten in der gelehrten Welt einen Namen erworben. Druckfehler. In dem gestrigen Reiseberichte des Herzogs Paul W. von Würtemberg ist Geoden statt Gnoden zu lesen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_177_18400625
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_177_18400625/5
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 177. Augsburg, 25. Juni 1840, S. 1412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_177_18400625/5>, abgerufen am 21.11.2024.