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Allgemeine Zeitung. Nr. 176. Augsburg, 24. Juni 1840.

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Muster von höflicher, biederer Gastfreundschaft. In Berber (El Mekheler, Breite 17° 57' 29'' eigene Berechnung) wurde ich festlich empfangen, das Militär paradirte, die Kanonen wurden abgefeuert und ein Schwarm Reiter, eine Mustercharte aller Reiternationen des Orients, bildete eine bunte Escorte, in den verwegensten Reitkünsten sich übend. Auffallend war es mir, in Berber und später in Kartum herrliche reife Weintrauben zu finden. Hier sieht man junges Laub, Blüthen und reife Trauben an Einem Stock. Es ist eine große schwarze Traube, aus Cypern eingeführt. In 5-6 Jahren erreicht der Stock an der Wurzel 6-8'' Dicke und treibt 20' lange Aeste in einem Jahre, doch muß er künstlich bewässert werden. Meine Reise über Schendy nach El Kartum, wo ich den 2 Febr. anlangte, ging ganz glücklich von Statten. Die Mündung des Bahr (Bachr) el Abiad berechnete ich 15° 35' nördl. Br. (30° 10' 43'' östl. L. Par. Linant.)

Merkwürdig ist es, wie das träg laufende, dunkelfarbige Wasser des weißen Stroms sich so langsam mit dem des schönen blauen Stromes mengt. Ich bemerke beiläufig, daß eine Expedition, welche unlängst diesen Strom bereiste, leider abermals wenig für die geographischen Kenntnisse dieses räthselhaften Flusses thun konnte, da sie unter 12° der Breite auf Stromschnellen stieß, und von räuberischen Neger- und Araberstämmen überfallen wurde. Außer den Schilluk-Negern kennt man noch keine andere Nation, und was Cailliaud darüber schreibt, sind fabelhafte Geschichten. Es ist und bleibt wahrscheinlich, daß der Bahr el Abiad der Ausfluß eines großen Landsees ist; dieß beweisen namentlich seine periodischen (späteren) Ueberschwemmungen, seine Fische und Mollusken, ähnlich denen der todten Gewässer und Landseen des Innern Afrika's.

Nach zweitägiger Bewirthung Ahmed Pascha's von Sudan verließ ich Kartum, wo ich den Reisenden Kotschi antraf (dessen Sammlung der k. k. österreichische Generalconsul Laurin in Beschlag genommen hat) nebst zwei Preußen, die HH. Wörner, und erreichte das berühmte Sennaar am 15, ein elendes Dorf von Strohhütten (13° 33' 42'' nördl. Br. Linant, 31° 24' 34'' östl. L. Par-Caill.). Hier sah ich die ersten Adansonien, welche von Sennaar an mit ihren ungeheuren Riesenstämmen die Hauptholzart der Urwälder wird, und die schöne schlanke Deleib-Palme (lucifera ventricosa mihi) mit ihrem hohen, bauchigen Stamme. Der Name Hyphäna des Pers. ist passender wie (lucifera). Von hier fangen zum Theil wilde Araberhorden an und Urwälder verdrängen das Steppengebiet, der Nil wird seichter, und in El Rosseires 11° 59' (eigene Beobachtung) fängt das Land und die Bewohner an, den Charakter Nigritiens anzunehmen. Ich zog 3 Tage durch dichte, von zahllosen tropischen Vögeln und großen Elephanten- und Büffelheerden (Beaffer) bewohnte Urwälder, bis nach Famakah, Fazogl gegenüber, bei einer für einen Europäer etwas drückenden Wärme von + 33 bis 38°R. Nordschatten, doch immer heiter und guten Muthes. Hier fing ich an den goldhaltigen Sand zu prüfen, fand aber wenig von diesem kostbaren Metall; doch finde ich vielleicht mehr in jenen blauen Mondsbergen, die hier vor mir liegen.

Nun Gott mit uns und wenn er will, so sehen wir uns wieder. Ihr treuer Freund. Paul Wilhelm von Würtemberg.

Dumont d'Urville.

Capitän d'Urville hat an den Redacteur der Annales maritimes, Hrn. Bajot, von Hobart-Town, unter dem 19 Februar geschrieben, daß seine zweite Expedition in das südliche Eismeer völlig gelungen sey, was der ausführliche Bericht und noch ausführlichere Karten, die er an den Minister geschickt, in Bälde dem Publicum zeigen werden. "Die Entdeckung des Landes Adelie und Erforschung seiner nördlichen Küste in beträchtlicher Ausdehnung fast 120 Grade weiter als jedes andere bis jetzt bekannte Land; Bestimmung des magnetischen Südpols in einer Genauigkeit, die fast nicht zu hoffen stand; endlich die vollkommene Erhaltung der Gesundheit der Mannschaft der Astrolabe und glückliche Rückkehr nach Hobart-Town - das sind die Thatsachen, welche jedem in die Augen fallen müssen, der von einer Unternehmung Kenntniß genommen hat, die im Anfang für tollkühn und unklug gehalten werden konnte. Zwar hätten wir bald diesen Gewinn theuer bezahlt; denn fast wären unsere beiden Corvetten an dem fürchterlichen Tage des 24 Jan. von den Eisschollen zerschmettert worden und von unseren Mühen wäre keine Spur übrig geblieben. Jetzt aber, was auch noch kommen mag, sind die Früchte unserer Arbeiten der Wissenschaft erhalten; Frankreich wird sie kennen lernen und das Land Adelie wird von jetzt an einen Platz in einem Winkel der Karten des Erdglobus einnehmen, der bis jetzt noch leer war. Nach Frankreich werden wir nach einem Besuch der Inseln Auckland und Neuseeland zurückkehren. Noch einige schwierige Unternehmungen, und Alles reducirt sich auf eine gewöhnliche und und gefahrlose Fahrt von 3-4000 Lieues."

Die Land- und Seemacht der Chinesen.

(Beschluß.)

Das bloß aus Chinesen bestehende Heer, nach seiner Farbe das Heer des grünen Banners genannt, wird theils durch Anwerbungen, theils durch eine Art Conscription, wovon uns das Nähere nicht bekannt ist, vollzählig erhalten. Es ist nicht erlaubt Ersatzmänner zu stellen, und jeder Betrug jede freiwillige Verstümmelung, um nicht dienen zu müssen, wird streng geahndet. *) Die Truppen des grünen Banners, die Seesoldaten mit eingerechnet, belaufen sich auf 666,300 Mann, welche in den achtzehn Kreisen innerhalb des eigentlichen China's, deren Namen und Bedeutung wir unten folgen lassen - in dem Kreise Sching king der Mandschurei liegen Soldaten der acht Banner - in folgender Weise vertheilt sind. Pe tsche li, **) unmittelbareroder Residenzkreis im Norden 52,536; Schan tong, östlich der Berge 20,174; Schan si, westlich der Berge 25,534; Ho nan, südlich des Stromes 13,834; Kiang su, Lieblichkeit des Flusses, und Ngan hoei, beständige Trefflichkeit 58,872; Kiang si, westlich des Flusses 13,832; Fo kien, glückliche Niederlassung 67,332; Tsche kiang, Fluß Tsche 39,030; Hu pe, nördlich des Sees 22,739; Hu nan, südlich des Sees 35,580; Schen si, westlicher Durchgang 42,960; Kan su, freudige Ehrfurcht 52,507; Sse tschuen, vier Quellen oder Flüsse 33,099; Kuang tong, das weite Land gen Osten 62,259; Kuang si, das weite Land gen Westen 21,963; Jun nan, die

*) Staunton, The penal laws 216.
**) Wir wollen hier, um allen Mißverständnissen vorzubeugen, eine Erläuterung über die Art und Weise, wie wir die chinesischen Namen schreiben, hinzufügen. Die chinesischen Wörter sind bekanntlich, mit wenigen Ausnahmen, einsylbig oder richtiger eintönig und werden mit Bildern geschrieben. Die alten Missionäre hatten die Sitte, alle Worte, welche einen Namen, einen Titel bezeichneten, durch = zu verbinden, was aber im Chinesischen, so wenig wie in andern Sprachen, nothwendig befunden wird. Man setze nur die zu einem Namen gehörenden Laute zusammen und lasse einen kleinen Raum dazwischen, um anzuzeigen, daß sie in der Sprache des Mittelreichs verschiedene, mit eigenen Charakteren geschriebene Worte bilden.

Muster von höflicher, biederer Gastfreundschaft. In Berber (El Mekheler, Breite 17° 57' 29'' eigene Berechnung) wurde ich festlich empfangen, das Militär paradirte, die Kanonen wurden abgefeuert und ein Schwarm Reiter, eine Mustercharte aller Reiternationen des Orients, bildete eine bunte Escorte, in den verwegensten Reitkünsten sich übend. Auffallend war es mir, in Berber und später in Kartum herrliche reife Weintrauben zu finden. Hier sieht man junges Laub, Blüthen und reife Trauben an Einem Stock. Es ist eine große schwarze Traube, aus Cypern eingeführt. In 5-6 Jahren erreicht der Stock an der Wurzel 6-8'' Dicke und treibt 20' lange Aeste in einem Jahre, doch muß er künstlich bewässert werden. Meine Reise über Schendy nach El Kartum, wo ich den 2 Febr. anlangte, ging ganz glücklich von Statten. Die Mündung des Bahr (Bachr) el Abiad berechnete ich 15° 35' nördl. Br. (30° 10' 43'' östl. L. Par. Linant.)

Merkwürdig ist es, wie das träg laufende, dunkelfarbige Wasser des weißen Stroms sich so langsam mit dem des schönen blauen Stromes mengt. Ich bemerke beiläufig, daß eine Expedition, welche unlängst diesen Strom bereiste, leider abermals wenig für die geographischen Kenntnisse dieses räthselhaften Flusses thun konnte, da sie unter 12° der Breite auf Stromschnellen stieß, und von räuberischen Neger- und Araberstämmen überfallen wurde. Außer den Schilluk-Negern kennt man noch keine andere Nation, und was Cailliaud darüber schreibt, sind fabelhafte Geschichten. Es ist und bleibt wahrscheinlich, daß der Bahr el Abiad der Ausfluß eines großen Landsees ist; dieß beweisen namentlich seine periodischen (späteren) Ueberschwemmungen, seine Fische und Mollusken, ähnlich denen der todten Gewässer und Landseen des Innern Afrika's.

Nach zweitägiger Bewirthung Ahmed Pascha's von Sudan verließ ich Kartum, wo ich den Reisenden Kotschi antraf (dessen Sammlung der k. k. österreichische Generalconsul Laurin in Beschlag genommen hat) nebst zwei Preußen, die HH. Wörner, und erreichte das berühmte Sennaar am 15, ein elendes Dorf von Strohhütten (13° 33' 42'' nördl. Br. Linant, 31° 24' 34'' östl. L. Par-Caill.). Hier sah ich die ersten Adansonien, welche von Sennaar an mit ihren ungeheuren Riesenstämmen die Hauptholzart der Urwälder wird, und die schöne schlanke Deleib-Palme (lucifera ventricosa mihi) mit ihrem hohen, bauchigen Stamme. Der Name Hyphäna des Pers. ist passender wie (lucifera). Von hier fangen zum Theil wilde Araberhorden an und Urwälder verdrängen das Steppengebiet, der Nil wird seichter, und in El Rosseires 11° 59' (eigene Beobachtung) fängt das Land und die Bewohner an, den Charakter Nigritiens anzunehmen. Ich zog 3 Tage durch dichte, von zahllosen tropischen Vögeln und großen Elephanten- und Büffelheerden (Beaffer) bewohnte Urwälder, bis nach Famakàh, Fazogl gegenüber, bei einer für einen Europäer etwas drückenden Wärme von + 33 bis 38°R. Nordschatten, doch immer heiter und guten Muthes. Hier fing ich an den goldhaltigen Sand zu prüfen, fand aber wenig von diesem kostbaren Metall; doch finde ich vielleicht mehr in jenen blauen Mondsbergen, die hier vor mir liegen.

Nun Gott mit uns und wenn er will, so sehen wir uns wieder. Ihr treuer Freund. Paul Wilhelm von Würtemberg.

Dumont d'Urville.

Capitän d'Urville hat an den Redacteur der Annales maritimes, Hrn. Bajot, von Hobart-Town, unter dem 19 Februar geschrieben, daß seine zweite Expedition in das südliche Eismeer völlig gelungen sey, was der ausführliche Bericht und noch ausführlichere Karten, die er an den Minister geschickt, in Bälde dem Publicum zeigen werden. „Die Entdeckung des Landes Adelie und Erforschung seiner nördlichen Küste in beträchtlicher Ausdehnung fast 120 Grade weiter als jedes andere bis jetzt bekannte Land; Bestimmung des magnetischen Südpols in einer Genauigkeit, die fast nicht zu hoffen stand; endlich die vollkommene Erhaltung der Gesundheit der Mannschaft der Astrolabe und glückliche Rückkehr nach Hobart-Town – das sind die Thatsachen, welche jedem in die Augen fallen müssen, der von einer Unternehmung Kenntniß genommen hat, die im Anfang für tollkühn und unklug gehalten werden konnte. Zwar hätten wir bald diesen Gewinn theuer bezahlt; denn fast wären unsere beiden Corvetten an dem fürchterlichen Tage des 24 Jan. von den Eisschollen zerschmettert worden und von unseren Mühen wäre keine Spur übrig geblieben. Jetzt aber, was auch noch kommen mag, sind die Früchte unserer Arbeiten der Wissenschaft erhalten; Frankreich wird sie kennen lernen und das Land Adelie wird von jetzt an einen Platz in einem Winkel der Karten des Erdglobus einnehmen, der bis jetzt noch leer war. Nach Frankreich werden wir nach einem Besuch der Inseln Auckland und Neuseeland zurückkehren. Noch einige schwierige Unternehmungen, und Alles reducirt sich auf eine gewöhnliche und und gefahrlose Fahrt von 3-4000 Lieues.“

Die Land- und Seemacht der Chinesen.

(Beschluß.)

Das bloß aus Chinesen bestehende Heer, nach seiner Farbe das Heer des grünen Banners genannt, wird theils durch Anwerbungen, theils durch eine Art Conscription, wovon uns das Nähere nicht bekannt ist, vollzählig erhalten. Es ist nicht erlaubt Ersatzmänner zu stellen, und jeder Betrug jede freiwillige Verstümmelung, um nicht dienen zu müssen, wird streng geahndet. *) Die Truppen des grünen Banners, die Seesoldaten mit eingerechnet, belaufen sich auf 666,300 Mann, welche in den achtzehn Kreisen innerhalb des eigentlichen China's, deren Namen und Bedeutung wir unten folgen lassen – in dem Kreise Sching king der Mandschurei liegen Soldaten der acht Banner – in folgender Weise vertheilt sind. Pe tsche li, **) unmittelbareroder Residenzkreis im Norden 52,536; Schan tong, östlich der Berge 20,174; Schan si, westlich der Berge 25,534; Ho nan, südlich des Stromes 13,834; Kiang su, Lieblichkeit des Flusses, und Ngan hoei, beständige Trefflichkeit 58,872; Kiang si, westlich des Flusses 13,832; Fo kien, glückliche Niederlassung 67,332; Tsche kiang, Fluß Tsche 39,030; Hu pe, nördlich des Sees 22,739; Hu nan, südlich des Sees 35,580; Schen si, westlicher Durchgang 42,960; Kan su, freudige Ehrfurcht 52,507; Sse tschuen, vier Quellen oder Flüsse 33,099; Kuang tong, das weite Land gen Osten 62,259; Kuang si, das weite Land gen Westen 21,963; Jun nan, die

*) Staunton, The penal laws 216.
**) Wir wollen hier, um allen Mißverständnissen vorzubeugen, eine Erläuterung über die Art und Weise, wie wir die chinesischen Namen schreiben, hinzufügen. Die chinesischen Wörter sind bekanntlich, mit wenigen Ausnahmen, einsylbig oder richtiger eintönig und werden mit Bildern geschrieben. Die alten Missionäre hatten die Sitte, alle Worte, welche einen Namen, einen Titel bezeichneten, durch = zu verbinden, was aber im Chinesischen, so wenig wie in andern Sprachen, nothwendig befunden wird. Man setze nur die zu einem Namen gehörenden Laute zusammen und lasse einen kleinen Raum dazwischen, um anzuzeigen, daß sie in der Sprache des Mittelreichs verschiedene, mit eigenen Charakteren geschriebene Worte bilden.
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[1402/0010] Muster von höflicher, biederer Gastfreundschaft. In Berber (El Mekheler, Breite 17° 57' 29'' eigene Berechnung) wurde ich festlich empfangen, das Militär paradirte, die Kanonen wurden abgefeuert und ein Schwarm Reiter, eine Mustercharte aller Reiternationen des Orients, bildete eine bunte Escorte, in den verwegensten Reitkünsten sich übend. Auffallend war es mir, in Berber und später in Kartum herrliche reife Weintrauben zu finden. Hier sieht man junges Laub, Blüthen und reife Trauben an Einem Stock. Es ist eine große schwarze Traube, aus Cypern eingeführt. In 5-6 Jahren erreicht der Stock an der Wurzel 6-8'' Dicke und treibt 20' lange Aeste in einem Jahre, doch muß er künstlich bewässert werden. Meine Reise über Schendy nach El Kartum, wo ich den 2 Febr. anlangte, ging ganz glücklich von Statten. Die Mündung des Bahr (Bachr) el Abiad berechnete ich 15° 35' nördl. Br. (30° 10' 43'' östl. L. Par. Linant.) Merkwürdig ist es, wie das träg laufende, dunkelfarbige Wasser des weißen Stroms sich so langsam mit dem des schönen blauen Stromes mengt. Ich bemerke beiläufig, daß eine Expedition, welche unlängst diesen Strom bereiste, leider abermals wenig für die geographischen Kenntnisse dieses räthselhaften Flusses thun konnte, da sie unter 12° der Breite auf Stromschnellen stieß, und von räuberischen Neger- und Araberstämmen überfallen wurde. Außer den Schilluk-Negern kennt man noch keine andere Nation, und was Cailliaud darüber schreibt, sind fabelhafte Geschichten. Es ist und bleibt wahrscheinlich, daß der Bahr el Abiad der Ausfluß eines großen Landsees ist; dieß beweisen namentlich seine periodischen (späteren) Ueberschwemmungen, seine Fische und Mollusken, ähnlich denen der todten Gewässer und Landseen des Innern Afrika's. Nach zweitägiger Bewirthung Ahmed Pascha's von Sudan verließ ich Kartum, wo ich den Reisenden Kotschi antraf (dessen Sammlung der k. k. österreichische Generalconsul Laurin in Beschlag genommen hat) nebst zwei Preußen, die HH. Wörner, und erreichte das berühmte Sennaar am 15, ein elendes Dorf von Strohhütten (13° 33' 42'' nördl. Br. Linant, 31° 24' 34'' östl. L. Par-Caill.). Hier sah ich die ersten Adansonien, welche von Sennaar an mit ihren ungeheuren Riesenstämmen die Hauptholzart der Urwälder wird, und die schöne schlanke Deleib-Palme (lucifera ventricosa mihi) mit ihrem hohen, bauchigen Stamme. Der Name Hyphäna des Pers. ist passender wie (lucifera). Von hier fangen zum Theil wilde Araberhorden an und Urwälder verdrängen das Steppengebiet, der Nil wird seichter, und in El Rosseires 11° 59' (eigene Beobachtung) fängt das Land und die Bewohner an, den Charakter Nigritiens anzunehmen. Ich zog 3 Tage durch dichte, von zahllosen tropischen Vögeln und großen Elephanten- und Büffelheerden (Beaffer) bewohnte Urwälder, bis nach Famakàh, Fazogl gegenüber, bei einer für einen Europäer etwas drückenden Wärme von + 33 bis 38°R. Nordschatten, doch immer heiter und guten Muthes. Hier fing ich an den goldhaltigen Sand zu prüfen, fand aber wenig von diesem kostbaren Metall; doch finde ich vielleicht mehr in jenen blauen Mondsbergen, die hier vor mir liegen. Nun Gott mit uns und wenn er will, so sehen wir uns wieder. Ihr treuer Freund. Paul Wilhelm von Würtemberg. Dumont d'Urville. Capitän d'Urville hat an den Redacteur der Annales maritimes, Hrn. Bajot, von Hobart-Town, unter dem 19 Februar geschrieben, daß seine zweite Expedition in das südliche Eismeer völlig gelungen sey, was der ausführliche Bericht und noch ausführlichere Karten, die er an den Minister geschickt, in Bälde dem Publicum zeigen werden. „Die Entdeckung des Landes Adelie und Erforschung seiner nördlichen Küste in beträchtlicher Ausdehnung fast 120 Grade weiter als jedes andere bis jetzt bekannte Land; Bestimmung des magnetischen Südpols in einer Genauigkeit, die fast nicht zu hoffen stand; endlich die vollkommene Erhaltung der Gesundheit der Mannschaft der Astrolabe und glückliche Rückkehr nach Hobart-Town – das sind die Thatsachen, welche jedem in die Augen fallen müssen, der von einer Unternehmung Kenntniß genommen hat, die im Anfang für tollkühn und unklug gehalten werden konnte. Zwar hätten wir bald diesen Gewinn theuer bezahlt; denn fast wären unsere beiden Corvetten an dem fürchterlichen Tage des 24 Jan. von den Eisschollen zerschmettert worden und von unseren Mühen wäre keine Spur übrig geblieben. Jetzt aber, was auch noch kommen mag, sind die Früchte unserer Arbeiten der Wissenschaft erhalten; Frankreich wird sie kennen lernen und das Land Adelie wird von jetzt an einen Platz in einem Winkel der Karten des Erdglobus einnehmen, der bis jetzt noch leer war. Nach Frankreich werden wir nach einem Besuch der Inseln Auckland und Neuseeland zurückkehren. Noch einige schwierige Unternehmungen, und Alles reducirt sich auf eine gewöhnliche und und gefahrlose Fahrt von 3-4000 Lieues.“ Die Land- und Seemacht der Chinesen. (Beschluß.) Das bloß aus Chinesen bestehende Heer, nach seiner Farbe das Heer des grünen Banners genannt, wird theils durch Anwerbungen, theils durch eine Art Conscription, wovon uns das Nähere nicht bekannt ist, vollzählig erhalten. Es ist nicht erlaubt Ersatzmänner zu stellen, und jeder Betrug jede freiwillige Verstümmelung, um nicht dienen zu müssen, wird streng geahndet. *) Die Truppen des grünen Banners, die Seesoldaten mit eingerechnet, belaufen sich auf 666,300 Mann, welche in den achtzehn Kreisen innerhalb des eigentlichen China's, deren Namen und Bedeutung wir unten folgen lassen – in dem Kreise Sching king der Mandschurei liegen Soldaten der acht Banner – in folgender Weise vertheilt sind. Pe tsche li, **) unmittelbareroder Residenzkreis im Norden 52,536; Schan tong, östlich der Berge 20,174; Schan si, westlich der Berge 25,534; Ho nan, südlich des Stromes 13,834; Kiang su, Lieblichkeit des Flusses, und Ngan hoei, beständige Trefflichkeit 58,872; Kiang si, westlich des Flusses 13,832; Fo kien, glückliche Niederlassung 67,332; Tsche kiang, Fluß Tsche 39,030; Hu pe, nördlich des Sees 22,739; Hu nan, südlich des Sees 35,580; Schen si, westlicher Durchgang 42,960; Kan su, freudige Ehrfurcht 52,507; Sse tschuen, vier Quellen oder Flüsse 33,099; Kuang tong, das weite Land gen Osten 62,259; Kuang si, das weite Land gen Westen 21,963; Jun nan, die *) Staunton, The penal laws 216. **) Wir wollen hier, um allen Mißverständnissen vorzubeugen, eine Erläuterung über die Art und Weise, wie wir die chinesischen Namen schreiben, hinzufügen. Die chinesischen Wörter sind bekanntlich, mit wenigen Ausnahmen, einsylbig oder richtiger eintönig und werden mit Bildern geschrieben. Die alten Missionäre hatten die Sitte, alle Worte, welche einen Namen, einen Titel bezeichneten, durch = zu verbinden, was aber im Chinesischen, so wenig wie in andern Sprachen, nothwendig befunden wird. Man setze nur die zu einem Namen gehörenden Laute zusammen und lasse einen kleinen Raum dazwischen, um anzuzeigen, daß sie in der Sprache des Mittelreichs verschiedene, mit eigenen Charakteren geschriebene Worte bilden.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 176. Augsburg, 24. Juni 1840, S. 1402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_176_18400624/10>, abgerufen am 27.11.2024.