Allgemeine Zeitung. Nr. 173. Augsburg, 21. Juni 1840.
Bordeaux, 14 Jun. Balmaseda scheint sich von der Straße ab und mehr ins Herz der Sierra gezogen zu haben, denn die Madrider Post ist gestern ungehindert zu Bayonne angelangt. Wir haben Briefe und Zeitungen aus Saragossa und Barcelona bis zum 8. Sie melden übereinstimmend die Ankunft Cabrera's zu Berga mit 4000 Mann zu Fuß und 500 Reitern in der Nacht vom 3. Bei der Hitze der Jahreszeit und der Schwierigkeit des Terrains wäre dieß ein seltener Gewaltmarsch. Auffallend ist, daß ein Schreiben aus Perthus vom 10 dessen mit keiner Sylbe erwähnt. Ros d'Eroles stand laut diesem letztern zuletzt in der Gegend von Arfa. Die Casse der Junta war aus Berga nach dem Thal von Ribas abgegangen. Viele meinen, sie sey bereits in Frankreich in Sicherheit. Die constitutionelle Armee folgte Cabrera auf dem Fuße. Die Division Leon war am 6 zu Mequinenza, zwei andere Brigaden waren zu Alcanniz und Valdealgorfa; die dritte Division und die Brigade Zurbano standen gleichfalls zum Uebergang über den Ebro bereit; Van Halen wartete nur auf das Vorrücken Espartero's, um aus Barcelona hervorzubrechen. - General Concha hat zum Glück wieder Gegenbefehl bekommen, da der Hof nicht die Straße von Valencia, sondern die von Saragossa einschlägt, welche letztere General Mahy zu decken befehligt ist. Die Operationen gegen Beteta dürften daher wieder nächstens frisch beginnen. - Die vereinigten Banden des Cipriano und der Meuterer von Fernan-Caballero, zusammen über 200 Pferde stark, erlitten am 3 Jun. bei Puerto-Robado durch die Truppen des Generals Balboa eine völlige Niederlage. Die Hälfte der Rebellen ward niedergemetzelt, 47 Pferde und eine Menge Waffen und Uniformstücke wurden erbeutet. Der Carlistische Obrist Jose Manzanares ward auf der Flucht gefangen und sofort erschossen. Der Obristlieutenant Rafael Mayalde überfiel am 2 d. zu Fuente el Cierro eine Schaar Rebellen im tiefen Schlafe. Ein voreilig gefallener Flintenschuß jagte die Ruhenden auf, welche halbnackt die Flucht ergriffen und ihre Waffen, 72 gesattelte Pferde und Maulthiere und eine reiche Beute im Stiche ließen. Eine andere Rotte wurde zu Enquidanos und Latova (unweit Cuenca) zersprengt und ihr ein Hauptmann, ein Lieutenant, zwei Sergenten und acht Soldaten getödtet. Zu Beteta hatte der Blitz am 31 Mai in eine Pulvermühle geschlagen, einen Soldaten getödtet und einige zwanzig Arbeiter verwundet. - In den baskischen Provinzen hatte die Nähe Balmaseda's neue Hoffnungen bei den Carlisten erweckt. Sie kaufen Waffen, Pulver und Montirungsstücke, die sie baar bezahlen. In der Nacht vom 6 wurden zu Saint Jean-de-Luz der Capitän Amilibia und der Adjutant Mendia in einem Hause, wo sie verborgen waren, durch unsere Gendarmen verhaftet. Aehnliche Verhaftungen hatten in den letzten Tagen auch zu Bayonne und der Umgegend statt. - Das Fort Culla war am 1 Jun. von den Insurgenten geräumt und durch eine Abtheilung constitutioneller Truppen besetzt worden. - Mit welcher Wuth der Bürgerkrieg in einigen Gegenden Spaniens geführt wird, zeigt folgende Thatsache, die ich einem liberalen Blatte entnehme. Während die constitutionellen Truppen im Nieder-Maestrazgo gut aufgenommen sind und an nichts Mangel leiden, herrscht im obern Theile der Landschaft ein solcher Haß gegen sie, daß so oft eine Abtheilung Soldaten aus einem Dorfe rückt, sogleich die Sturmglocken die Bauern aus allen Nachbardörfern zusammenrufen, die sofort mit Wuth über die Colonne herfallen, und wenn sie Sieger bleiben, sie bis auf den letzten Mann erwürgen. Telegraphische Depesche. Der commandirende General der 20sten Militärdivision an den Kriegsminister und den Conseilpräsidenten. Bayonne, 15 Jun. Mittags. Balmaseda ist von den Truppen des Vicekönigs von Navarra bei Soria angegriffen worden, die Insurgenten wurden vernichtet oder zerstreut; Balmaseda hat sich nur mit 400 Mann gerettet. Großbritannien. In Erwartung des auf nächsten Montag festgesetzten erneuten Kampfs über die Stanley Bill finden wir es passend, noch Einiges aus den stürmischen Verhandlungen vom 11 über dieselbe Bill nachträglich zu berühren. Was in Bezug auf diese Verhandlungen den Blättern am meisten Stoff zu Bemerkungen bietet, ist die dabei zum Vorschein gekommene schnelle und vollkommene Rückkehr Hrn. C. Woods und seines Verwandten Lord Howicks zu den Ansichten des Ministeriums, indem nämlich der erste die Verschiebung der Bill (bis zuerst die englische Registrationsbill behandelt sey) selbst beantragte, und der zweite mit für diese Motion stimmte. Die Times sucht diese Sinnesänderung dadurch zu erklären, daß man Lord Howick die Stelle des Staatssecretärs des Innern zugesagt habe, falls, wie es wahrscheinlich sey, Lord Normanby als Botschafter nach Paris gehen würde. Die ministeriellen Blätter aber beklagen sich bei dieser Gelegenheit über den wiederholten Leichtsinn der liberalen Partei, von welcher, als Hrn. Ch. Woods Motion zur Abstimmung kam, 28 Mitglieder abwesend waren, indessen nur vier Tories fehlten. "Viele jener 28," sagt der Globe, "waren ganz in der Nähe des Hauses, hätten aber, zu irgend einem guten Zwecke, eben so wohl in Hannover seyn können." Ein anderer unterhaltender Umstand in der Sitzung vom 11 war das heftige Auftreten O'Connells am Schluß der Sitzung. Als nämlich Lord John Russell erklärt hatte, daß er sich der Behandlung der Bill am nächsten Montag, als an einem Tag, wo die Geschäfte der Regierung den Vorgang haben müßten, widersetzen werde, und Lord Stanley dessen ungeachtet auf diesen Tag drang, und das Haus darüber zur Abstimmung aufforderte, erhob sich O'Connell mit der Erklärung, er werde in diesem Fall auf Vertagung antragen. "Die Bill," fuhr er unter zunehmenden Geschrei und Getümmel fort, "ist eine Bill, welche die Rechte des Volks von Irland mit Füßen tritt - ich wiederhole es, welche die Rechte Irlands mit Füßen tritt (erneuertes Schreien und Gelächter), und wäre der Lärm und das Geheul noch zehnmal bestialischer (beastly), so würde ich es wiederholen." Sir Stratford Canning verlangt hierauf vom Sprecher, daß er den Redner zur Ordnung rufe. "Darüber, daß ich Geheul gesagt habe? fragte Hr. O'Connell. Eine Stimme: bestialisch. "Bestialisch? aber gibt es ein anderes Gebrüll als das von Bestien? Und welche Töne waren das? Gewiß keine menschlichen." Hr. Hedworth Lambton fordert nun, als Gegensatz zu Sir S. Canning, den Sprecher auf diejenigen, die Hrn. O'Connell so ungeziemend unterbrochen hätten, zur Ordnung zu verweisen. Hr. Ewart, Hr. C. Buller, Lord Clements fordern dasselbe, und behaupten, daß, weil der Sprecher jene
Bordeaux, 14 Jun. Balmaseda scheint sich von der Straße ab und mehr ins Herz der Sierra gezogen zu haben, denn die Madrider Post ist gestern ungehindert zu Bayonne angelangt. Wir haben Briefe und Zeitungen aus Saragossa und Barcelona bis zum 8. Sie melden übereinstimmend die Ankunft Cabrera's zu Berga mit 4000 Mann zu Fuß und 500 Reitern in der Nacht vom 3. Bei der Hitze der Jahreszeit und der Schwierigkeit des Terrains wäre dieß ein seltener Gewaltmarsch. Auffallend ist, daß ein Schreiben aus Perthus vom 10 dessen mit keiner Sylbe erwähnt. Ros d'Eroles stand laut diesem letztern zuletzt in der Gegend von Arfa. Die Casse der Junta war aus Berga nach dem Thal von Ribas abgegangen. Viele meinen, sie sey bereits in Frankreich in Sicherheit. Die constitutionelle Armee folgte Cabrera auf dem Fuße. Die Division Leon war am 6 zu Mequinenza, zwei andere Brigaden waren zu Alcañiz und Valdealgorfa; die dritte Division und die Brigade Zurbano standen gleichfalls zum Uebergang über den Ebro bereit; Van Halen wartete nur auf das Vorrücken Espartero's, um aus Barcelona hervorzubrechen. – General Concha hat zum Glück wieder Gegenbefehl bekommen, da der Hof nicht die Straße von Valencia, sondern die von Saragossa einschlägt, welche letztere General Mahy zu decken befehligt ist. Die Operationen gegen Beteta dürften daher wieder nächstens frisch beginnen. – Die vereinigten Banden des Cipriano und der Meuterer von Fernan-Caballero, zusammen über 200 Pferde stark, erlitten am 3 Jun. bei Puerto-Robado durch die Truppen des Generals Balboa eine völlige Niederlage. Die Hälfte der Rebellen ward niedergemetzelt, 47 Pferde und eine Menge Waffen und Uniformstücke wurden erbeutet. Der Carlistische Obrist José Manzanares ward auf der Flucht gefangen und sofort erschossen. Der Obristlieutenant Rafael Mayalde überfiel am 2 d. zu Fuente el Cierro eine Schaar Rebellen im tiefen Schlafe. Ein voreilig gefallener Flintenschuß jagte die Ruhenden auf, welche halbnackt die Flucht ergriffen und ihre Waffen, 72 gesattelte Pferde und Maulthiere und eine reiche Beute im Stiche ließen. Eine andere Rotte wurde zu Enquidanos und Latova (unweit Cuenca) zersprengt und ihr ein Hauptmann, ein Lieutenant, zwei Sergenten und acht Soldaten getödtet. Zu Beteta hatte der Blitz am 31 Mai in eine Pulvermühle geschlagen, einen Soldaten getödtet und einige zwanzig Arbeiter verwundet. – In den baskischen Provinzen hatte die Nähe Balmaseda's neue Hoffnungen bei den Carlisten erweckt. Sie kaufen Waffen, Pulver und Montirungsstücke, die sie baar bezahlen. In der Nacht vom 6 wurden zu Saint Jean-de-Luz der Capitän Amilibia und der Adjutant Mendia in einem Hause, wo sie verborgen waren, durch unsere Gendarmen verhaftet. Aehnliche Verhaftungen hatten in den letzten Tagen auch zu Bayonne und der Umgegend statt. – Das Fort Culla war am 1 Jun. von den Insurgenten geräumt und durch eine Abtheilung constitutioneller Truppen besetzt worden. – Mit welcher Wuth der Bürgerkrieg in einigen Gegenden Spaniens geführt wird, zeigt folgende Thatsache, die ich einem liberalen Blatte entnehme. Während die constitutionellen Truppen im Nieder-Maestrazgo gut aufgenommen sind und an nichts Mangel leiden, herrscht im obern Theile der Landschaft ein solcher Haß gegen sie, daß so oft eine Abtheilung Soldaten aus einem Dorfe rückt, sogleich die Sturmglocken die Bauern aus allen Nachbardörfern zusammenrufen, die sofort mit Wuth über die Colonne herfallen, und wenn sie Sieger bleiben, sie bis auf den letzten Mann erwürgen. Telegraphische Depesche. Der commandirende General der 20sten Militärdivision an den Kriegsminister und den Conseilpräsidenten. Bayonne, 15 Jun. Mittags. Balmaseda ist von den Truppen des Vicekönigs von Navarra bei Soria angegriffen worden, die Insurgenten wurden vernichtet oder zerstreut; Balmaseda hat sich nur mit 400 Mann gerettet. Großbritannien. In Erwartung des auf nächsten Montag festgesetzten erneuten Kampfs über die Stanley Bill finden wir es passend, noch Einiges aus den stürmischen Verhandlungen vom 11 über dieselbe Bill nachträglich zu berühren. Was in Bezug auf diese Verhandlungen den Blättern am meisten Stoff zu Bemerkungen bietet, ist die dabei zum Vorschein gekommene schnelle und vollkommene Rückkehr Hrn. C. Woods und seines Verwandten Lord Howicks zu den Ansichten des Ministeriums, indem nämlich der erste die Verschiebung der Bill (bis zuerst die englische Registrationsbill behandelt sey) selbst beantragte, und der zweite mit für diese Motion stimmte. Die Times sucht diese Sinnesänderung dadurch zu erklären, daß man Lord Howick die Stelle des Staatssecretärs des Innern zugesagt habe, falls, wie es wahrscheinlich sey, Lord Normanby als Botschafter nach Paris gehen würde. Die ministeriellen Blätter aber beklagen sich bei dieser Gelegenheit über den wiederholten Leichtsinn der liberalen Partei, von welcher, als Hrn. Ch. Woods Motion zur Abstimmung kam, 28 Mitglieder abwesend waren, indessen nur vier Tories fehlten. „Viele jener 28,“ sagt der Globe, „waren ganz in der Nähe des Hauses, hätten aber, zu irgend einem guten Zwecke, eben so wohl in Hannover seyn können.“ Ein anderer unterhaltender Umstand in der Sitzung vom 11 war das heftige Auftreten O'Connells am Schluß der Sitzung. Als nämlich Lord John Russell erklärt hatte, daß er sich der Behandlung der Bill am nächsten Montag, als an einem Tag, wo die Geschäfte der Regierung den Vorgang haben müßten, widersetzen werde, und Lord Stanley dessen ungeachtet auf diesen Tag drang, und das Haus darüber zur Abstimmung aufforderte, erhob sich O'Connell mit der Erklärung, er werde in diesem Fall auf Vertagung antragen. „Die Bill,“ fuhr er unter zunehmenden Geschrei und Getümmel fort, „ist eine Bill, welche die Rechte des Volks von Irland mit Füßen tritt – ich wiederhole es, welche die Rechte Irlands mit Füßen tritt (erneuertes Schreien und Gelächter), und wäre der Lärm und das Geheul noch zehnmal bestialischer (beastly), so würde ich es wiederholen.“ Sir Stratford Canning verlangt hierauf vom Sprecher, daß er den Redner zur Ordnung rufe. „Darüber, daß ich Geheul gesagt habe? fragte Hr. O'Connell. Eine Stimme: bestialisch. „Bestialisch? aber gibt es ein anderes Gebrüll als das von Bestien? Und welche Töne waren das? Gewiß keine menschlichen.“ Hr. Hedworth Lambton fordert nun, als Gegensatz zu Sir S. Canning, den Sprecher auf diejenigen, die Hrn. O'Connell so ungeziemend unterbrochen hätten, zur Ordnung zu verweisen. Hr. Ewart, Hr. C. Buller, Lord Clements fordern dasselbe, und behaupten, daß, weil der Sprecher jene <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0003" n="1378"/><lb/> nach Madrid kam, brach Don Rafael Trovado mit 100 Reitern, 100 Grenadieren der Garde und einer Compagnie Fußvolk gegen Alcubillas auf, wo er den 28 Mai einrückte. Bei seiner Ankunft forderte er einen Priester, der ihn während drei Tagen begleiten sollte, um die Schlachtopfer Beichte zu hören, die seiner Rache fallen würden. Aber noch ehe der Priester, den man von einem entfernten Dorfe herbeiholen mußte, anlangen konnte, hatte der Wüthrich bereits zwei Schwestern, deren eine ein Kind von sechs Monaten an der Brust trug, so wie eine Wittwe und ihren Sohn erschießen lassen, erstere, weil man bei ihnen Effecten gefunden, die von Carlisten geraubt, letztere, weil sie bekannte Anhänger der Rebellen seyen! O Spanien!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 14 Jun.</dateline> <p> Balmaseda scheint sich von der Straße ab und mehr ins Herz der Sierra gezogen zu haben, denn die Madrider Post ist gestern ungehindert zu Bayonne angelangt. Wir haben Briefe und Zeitungen aus Saragossa und Barcelona bis zum 8. Sie melden übereinstimmend die Ankunft Cabrera's zu Berga mit 4000 Mann zu Fuß und 500 Reitern in der Nacht vom 3. Bei der Hitze der Jahreszeit und der Schwierigkeit des Terrains wäre dieß ein seltener Gewaltmarsch. Auffallend ist, daß ein Schreiben aus Perthus vom 10 dessen mit keiner Sylbe erwähnt. Ros d'Eroles stand laut diesem letztern zuletzt in der Gegend von Arfa. Die Casse der Junta war aus Berga nach dem Thal von Ribas abgegangen. Viele meinen, sie sey bereits in Frankreich in Sicherheit. Die constitutionelle Armee folgte Cabrera auf dem Fuße. Die Division Leon war am 6 zu Mequinenza, zwei andere Brigaden waren zu Alcañiz und Valdealgorfa; die dritte Division und die Brigade Zurbano standen gleichfalls zum Uebergang über den Ebro bereit; Van Halen wartete nur auf das Vorrücken Espartero's, um aus Barcelona hervorzubrechen. – General Concha hat zum Glück wieder Gegenbefehl bekommen, da der Hof nicht die Straße von Valencia, sondern die von Saragossa einschlägt, welche letztere General Mahy zu decken befehligt ist. Die Operationen gegen Beteta dürften daher wieder nächstens frisch beginnen. – Die vereinigten Banden des Cipriano und der Meuterer von Fernan-Caballero, zusammen über 200 Pferde stark, erlitten am 3 Jun. bei Puerto-Robado durch die Truppen des Generals Balboa eine völlige Niederlage. Die Hälfte der Rebellen ward niedergemetzelt, 47 Pferde und eine Menge Waffen und Uniformstücke wurden erbeutet. Der Carlistische Obrist José Manzanares ward auf der Flucht gefangen und sofort erschossen. Der Obristlieutenant Rafael Mayalde überfiel am 2 d. zu Fuente el Cierro eine Schaar Rebellen im tiefen Schlafe. Ein voreilig gefallener Flintenschuß jagte die Ruhenden auf, welche halbnackt die Flucht ergriffen und ihre Waffen, 72 gesattelte Pferde und Maulthiere und eine reiche Beute im Stiche ließen. Eine andere Rotte wurde zu Enquidanos und Latova (unweit Cuenca) zersprengt und ihr ein Hauptmann, ein Lieutenant, zwei Sergenten und acht Soldaten getödtet. Zu Beteta hatte der Blitz am 31 Mai in eine Pulvermühle geschlagen, einen Soldaten getödtet und einige zwanzig Arbeiter verwundet. – In den baskischen Provinzen hatte die Nähe Balmaseda's neue Hoffnungen bei den Carlisten erweckt. Sie kaufen Waffen, Pulver und Montirungsstücke, die sie baar bezahlen. In der Nacht vom 6 wurden zu Saint Jean-de-Luz der Capitän Amilibia und der Adjutant Mendia in einem Hause, wo sie verborgen waren, durch unsere Gendarmen verhaftet. Aehnliche Verhaftungen hatten in den letzten Tagen auch zu Bayonne und der Umgegend statt. – Das Fort Culla war am 1 Jun. von den Insurgenten geräumt und durch eine Abtheilung constitutioneller Truppen besetzt worden. – Mit welcher Wuth der Bürgerkrieg in einigen Gegenden Spaniens geführt wird, zeigt folgende Thatsache, die ich einem liberalen Blatte entnehme. Während die constitutionellen Truppen im Nieder-Maestrazgo gut aufgenommen sind und an nichts Mangel leiden, herrscht im obern Theile der Landschaft ein solcher Haß gegen sie, daß so oft eine Abtheilung Soldaten aus einem Dorfe rückt, sogleich die Sturmglocken die Bauern aus allen Nachbardörfern zusammenrufen, die sofort mit Wuth über die Colonne herfallen, und wenn sie Sieger bleiben, sie bis auf den letzten Mann erwürgen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Telegraphische Depesche</hi>. Der commandirende General der 20sten Militärdivision an den Kriegsminister und den Conseilpräsidenten. <hi rendition="#b">Bayonne,</hi> 15 Jun. Mittags. 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Die <hi rendition="#g">Times</hi> sucht diese Sinnesänderung dadurch zu erklären, daß man Lord Howick die Stelle des Staatssecretärs des Innern zugesagt habe, falls, wie es wahrscheinlich sey, Lord Normanby als Botschafter nach Paris gehen würde. Die ministeriellen Blätter aber beklagen sich bei dieser Gelegenheit über den wiederholten Leichtsinn der liberalen Partei, von welcher, als Hrn. Ch. Woods Motion zur Abstimmung kam, 28 Mitglieder abwesend waren, indessen nur vier Tories fehlten. „Viele jener 28,“ sagt der Globe, „waren ganz in der Nähe des Hauses, hätten aber, zu irgend einem guten Zwecke, eben so wohl in Hannover seyn können.“ Ein anderer unterhaltender Umstand in der Sitzung vom 11 war das heftige Auftreten O'Connells am Schluß der Sitzung. Als nämlich Lord John Russell erklärt hatte, daß er sich der Behandlung der Bill am nächsten Montag, als an einem Tag, wo die Geschäfte der Regierung den Vorgang haben müßten, widersetzen werde, und Lord Stanley dessen ungeachtet auf diesen Tag drang, und das Haus darüber zur Abstimmung aufforderte, erhob sich O'<hi rendition="#g">Connell</hi> mit der Erklärung, er werde in diesem Fall auf Vertagung antragen. „Die Bill,“ fuhr er unter zunehmenden Geschrei und Getümmel fort, „ist eine Bill, welche die Rechte des Volks von Irland mit Füßen tritt – ich wiederhole es, welche die Rechte Irlands mit Füßen tritt (erneuertes Schreien und Gelächter), und wäre der Lärm und das Geheul noch zehnmal bestialischer (beastly), so würde ich es wiederholen.“ Sir Stratford <hi rendition="#g">Canning</hi> verlangt hierauf vom Sprecher, daß er den Redner zur Ordnung rufe. „Darüber, daß ich Geheul gesagt habe? fragte Hr. O'Connell. 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nach Madrid kam, brach Don Rafael Trovado mit 100 Reitern, 100 Grenadieren der Garde und einer Compagnie Fußvolk gegen Alcubillas auf, wo er den 28 Mai einrückte. Bei seiner Ankunft forderte er einen Priester, der ihn während drei Tagen begleiten sollte, um die Schlachtopfer Beichte zu hören, die seiner Rache fallen würden. Aber noch ehe der Priester, den man von einem entfernten Dorfe herbeiholen mußte, anlangen konnte, hatte der Wüthrich bereits zwei Schwestern, deren eine ein Kind von sechs Monaten an der Brust trug, so wie eine Wittwe und ihren Sohn erschießen lassen, erstere, weil man bei ihnen Effecten gefunden, die von Carlisten geraubt, letztere, weil sie bekannte Anhänger der Rebellen seyen! O Spanien!
_ Bordeaux, 14 Jun. Balmaseda scheint sich von der Straße ab und mehr ins Herz der Sierra gezogen zu haben, denn die Madrider Post ist gestern ungehindert zu Bayonne angelangt. Wir haben Briefe und Zeitungen aus Saragossa und Barcelona bis zum 8. Sie melden übereinstimmend die Ankunft Cabrera's zu Berga mit 4000 Mann zu Fuß und 500 Reitern in der Nacht vom 3. Bei der Hitze der Jahreszeit und der Schwierigkeit des Terrains wäre dieß ein seltener Gewaltmarsch. Auffallend ist, daß ein Schreiben aus Perthus vom 10 dessen mit keiner Sylbe erwähnt. Ros d'Eroles stand laut diesem letztern zuletzt in der Gegend von Arfa. Die Casse der Junta war aus Berga nach dem Thal von Ribas abgegangen. Viele meinen, sie sey bereits in Frankreich in Sicherheit. Die constitutionelle Armee folgte Cabrera auf dem Fuße. Die Division Leon war am 6 zu Mequinenza, zwei andere Brigaden waren zu Alcañiz und Valdealgorfa; die dritte Division und die Brigade Zurbano standen gleichfalls zum Uebergang über den Ebro bereit; Van Halen wartete nur auf das Vorrücken Espartero's, um aus Barcelona hervorzubrechen. – General Concha hat zum Glück wieder Gegenbefehl bekommen, da der Hof nicht die Straße von Valencia, sondern die von Saragossa einschlägt, welche letztere General Mahy zu decken befehligt ist. Die Operationen gegen Beteta dürften daher wieder nächstens frisch beginnen. – Die vereinigten Banden des Cipriano und der Meuterer von Fernan-Caballero, zusammen über 200 Pferde stark, erlitten am 3 Jun. bei Puerto-Robado durch die Truppen des Generals Balboa eine völlige Niederlage. Die Hälfte der Rebellen ward niedergemetzelt, 47 Pferde und eine Menge Waffen und Uniformstücke wurden erbeutet. Der Carlistische Obrist José Manzanares ward auf der Flucht gefangen und sofort erschossen. Der Obristlieutenant Rafael Mayalde überfiel am 2 d. zu Fuente el Cierro eine Schaar Rebellen im tiefen Schlafe. Ein voreilig gefallener Flintenschuß jagte die Ruhenden auf, welche halbnackt die Flucht ergriffen und ihre Waffen, 72 gesattelte Pferde und Maulthiere und eine reiche Beute im Stiche ließen. Eine andere Rotte wurde zu Enquidanos und Latova (unweit Cuenca) zersprengt und ihr ein Hauptmann, ein Lieutenant, zwei Sergenten und acht Soldaten getödtet. Zu Beteta hatte der Blitz am 31 Mai in eine Pulvermühle geschlagen, einen Soldaten getödtet und einige zwanzig Arbeiter verwundet. – In den baskischen Provinzen hatte die Nähe Balmaseda's neue Hoffnungen bei den Carlisten erweckt. Sie kaufen Waffen, Pulver und Montirungsstücke, die sie baar bezahlen. In der Nacht vom 6 wurden zu Saint Jean-de-Luz der Capitän Amilibia und der Adjutant Mendia in einem Hause, wo sie verborgen waren, durch unsere Gendarmen verhaftet. Aehnliche Verhaftungen hatten in den letzten Tagen auch zu Bayonne und der Umgegend statt. – Das Fort Culla war am 1 Jun. von den Insurgenten geräumt und durch eine Abtheilung constitutioneller Truppen besetzt worden. – Mit welcher Wuth der Bürgerkrieg in einigen Gegenden Spaniens geführt wird, zeigt folgende Thatsache, die ich einem liberalen Blatte entnehme. Während die constitutionellen Truppen im Nieder-Maestrazgo gut aufgenommen sind und an nichts Mangel leiden, herrscht im obern Theile der Landschaft ein solcher Haß gegen sie, daß so oft eine Abtheilung Soldaten aus einem Dorfe rückt, sogleich die Sturmglocken die Bauern aus allen Nachbardörfern zusammenrufen, die sofort mit Wuth über die Colonne herfallen, und wenn sie Sieger bleiben, sie bis auf den letzten Mann erwürgen.
Telegraphische Depesche. Der commandirende General der 20sten Militärdivision an den Kriegsminister und den Conseilpräsidenten. Bayonne, 15 Jun. Mittags. Balmaseda ist von den Truppen des Vicekönigs von Navarra bei Soria angegriffen worden, die Insurgenten wurden vernichtet oder zerstreut; Balmaseda hat sich nur mit 400 Mann gerettet.
Großbritannien.
In Erwartung des auf nächsten Montag festgesetzten erneuten Kampfs über die Stanley Bill finden wir es passend, noch Einiges aus den stürmischen Verhandlungen vom 11 über dieselbe Bill nachträglich zu berühren. Was in Bezug auf diese Verhandlungen den Blättern am meisten Stoff zu Bemerkungen bietet, ist die dabei zum Vorschein gekommene schnelle und vollkommene Rückkehr Hrn. C. Woods und seines Verwandten Lord Howicks zu den Ansichten des Ministeriums, indem nämlich der erste die Verschiebung der Bill (bis zuerst die englische Registrationsbill behandelt sey) selbst beantragte, und der zweite mit für diese Motion stimmte. Die Times sucht diese Sinnesänderung dadurch zu erklären, daß man Lord Howick die Stelle des Staatssecretärs des Innern zugesagt habe, falls, wie es wahrscheinlich sey, Lord Normanby als Botschafter nach Paris gehen würde. Die ministeriellen Blätter aber beklagen sich bei dieser Gelegenheit über den wiederholten Leichtsinn der liberalen Partei, von welcher, als Hrn. Ch. Woods Motion zur Abstimmung kam, 28 Mitglieder abwesend waren, indessen nur vier Tories fehlten. „Viele jener 28,“ sagt der Globe, „waren ganz in der Nähe des Hauses, hätten aber, zu irgend einem guten Zwecke, eben so wohl in Hannover seyn können.“ Ein anderer unterhaltender Umstand in der Sitzung vom 11 war das heftige Auftreten O'Connells am Schluß der Sitzung. Als nämlich Lord John Russell erklärt hatte, daß er sich der Behandlung der Bill am nächsten Montag, als an einem Tag, wo die Geschäfte der Regierung den Vorgang haben müßten, widersetzen werde, und Lord Stanley dessen ungeachtet auf diesen Tag drang, und das Haus darüber zur Abstimmung aufforderte, erhob sich O'Connell mit der Erklärung, er werde in diesem Fall auf Vertagung antragen. „Die Bill,“ fuhr er unter zunehmenden Geschrei und Getümmel fort, „ist eine Bill, welche die Rechte des Volks von Irland mit Füßen tritt – ich wiederhole es, welche die Rechte Irlands mit Füßen tritt (erneuertes Schreien und Gelächter), und wäre der Lärm und das Geheul noch zehnmal bestialischer (beastly), so würde ich es wiederholen.“ Sir Stratford Canning verlangt hierauf vom Sprecher, daß er den Redner zur Ordnung rufe. „Darüber, daß ich Geheul gesagt habe? fragte Hr. O'Connell. Eine Stimme: bestialisch. „Bestialisch? aber gibt es ein anderes Gebrüll als das von Bestien? Und welche Töne waren das? Gewiß keine menschlichen.“ Hr. Hedworth Lambton fordert nun, als Gegensatz zu Sir S. Canning, den Sprecher auf diejenigen, die Hrn. O'Connell so ungeziemend unterbrochen hätten, zur Ordnung zu verweisen. Hr. Ewart, Hr. C. Buller, Lord Clements fordern dasselbe, und behaupten, daß, weil der Sprecher jene
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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