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Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840.

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dem Zoll von 2 pr. Thlr. seyen sie entstanden; sie hätten also voraus gewußt, welchen Schutz sie zu erwarten hätten. Eine Erhöhung des Zolls möge im Interesse dieser Fabriken seyn, aber nicht in dem des Publicums. Man soll durch solche Zollerhöhungen den Abschluß von Handelsverträgen mit England und Frankreich nicht erschweren. Finanzminister v. Böckh: Die Bemerkung des Abg. Sander in Bezug auf die Unzuverlässigkeit der Klagen der Fabricanten sey im Allgemeinen richtig, aber im vorliegenden Fall nicht begründet; es sey richtig, daß die Baumwollenspinnereien mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten; aber nicht bloß darum handle es sich, sondern man führe eine große Menge englischer Garne ein und ernähre damit zum Theil die englische Population. Diesen Vortheil könne man dem eigenen Lande zuwenden, und einen Theil der Population, der Beschäftigung suche, beschäftigen. Christ findet die Idee einer allgemeinen Handelsfreiheit richtig, aber sie werde, wie der ewige Frieden, erst das Resultat einer in ferner Zukunft liegenden Weltentwickelung seyn. Ueberhaupt könne man die Bemerkung machen, daß der Geist der Neuzeit, entgegengesetzt dem des Alterthums und des Mittelalters, die Richtung habe, vom Besondern zum Allgemeinen überzugehen; früher hätten die Staaten isolirt dagestanden, jetzt vereinigten sie sich zu politischen Systemen je nach ihren Bedürfnissen und Interessen; diese Verschmelzung der Interessen, das Zurücktreten des individuellen, nationellen und Hervortreten des universellen, allgemeinen, menschheitlichen Interesses werde am Ende zur Verwirklichung jener Ideen allgemeiner Handelsfreiheit, ewigen Friedens führen; aber der Gang der Weltgeschichte sey langsam und die einzelnen Phasen brauchten oft Jahrhunderte zu ihrer Entwickelung. v. Itzstein: Die Erscheinungen im Norden Europa's zeigten, was von Verwirklichung der allgemeinen Handelsfreiheit zu halten sey. Wenn der Abg. Sander von der Blüthe und den glänzenden Geschäften der Spinnereien gesprochen habe, so sey es ein Anderes mit Actienunternehmungen, die es wohl in ihrem Interesse finden möchten, ihre Lage recht glänzend darzustellen, und ein Anderes mit Fabriken, die Einzelne mit eigenen Kräften gegründet hätten. Der Abg. Völker wünscht wenigstens für die Nummern Zollerhöhung, die in deutschen Fabriken auch gemacht würden. Finanzminister v. Böckh: Zu feine Distinctionen seyen nicht zweckmäßig und genirten den Handel. Der zweite Antrag wird nach geschlossener Discussion mit großer Mehrheit, und sodann das Ganze bei namentlichem Aufruf einstimmig angenommen. (Karlsr. Z.)

Se. kais. Hoh. der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist in der verflossenen Nacht hier eingetroffen, aber heute früh wieder nach Bieberich abgereist. - Der k. sardinische Gesandte am k. niederländischen Hof, Graf v. St. Marsan, kam gestern auch hier an.

Nach den hier eingetroffenen neuern Nachrichten wird der Kaiser Nikolaus die Kaiserin nach Ems begleiten und somit morgen hier eintreffen.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, nebst der Großfürstin Olga, kamen gestern halb 5 Uhr hier von Berlin an, und begaben sich sogleich nach dem Lustschloß Belvedere. Der Kaiser kam eher an, als er seine Ankunft melden ließ, die Harrenden, wie gewöhnlich bis auf den letzten Augenblick in Ungewißheit lassend. Sowohl im hiesigen Residenzschlosse als in Belvedere waren zugleich Vorbereitungen zum Empfang der hohen Gäste getroffen. Ihre Majestäten wollten die beiden Tage ihres Hierseyns durchaus ungestört im engsten Familienkreise zubringen, und zogen daher das Lustschloß vor, wo es Höchstdenselben bei Ihrem letzten Hierseyn schon so gefallen hatte. Der Kaiser ist wie immer sehr beschäftigt; der Courierwechsel ebenfalls stark. Viele vom Gefolge Ihrer Majestäten sind schon weitergereist; dessen ungeachtet belaufen sich die hier weilenden Personen desselben auf 140. - In Begleitung unseres Großherzogs besuchte die Großfürstin Olga heute die Bibliothek und Goethe's Haus, beide mit Aufmerksamkeit durchmusternd. Die edle Prinzessin ist von reizendlieblicher Schönheit in zarter Jugendblüthe. - Morgen ist Gottesdienst in der hiesigen russischen Capelle angesagt, welchem Ihre Majestäten und kais. Hoheiten beiwohnen werden. Die Kaiserin wird dann nach eingenommenem Dejeauner weiter reisen und unser Großherzog höchstdieselbe bis Eisenach begleiten. Darmstadt scheint das nächste Ziel ihrer Reise zu seyn, wohin auch schon der Thronfolger von Berlin über Magdeburg, Eisleben etc. geeilt ist. Der Kaiser wird später abreisen; wann aber ist wie gewöhnlich noch unbestimmt. - Se. k. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern war gestern hier; der Großherzog hat ihn besucht; doch reiste der Prinz noch vor Ankunft der russischen Majestäten wieder ab. - An unserem Hof ist wegen des Absterbens des Königs von Preußen eine vierwöchige Trauer angeordnet. Der Generalmajor v. Beulwitz ist zu Condolation und Gratulation nach Berlin geschickt worden.

Oesterreich.

Diesen Mittag ist Se. kais. Hoh. der Erzherzog Albrecht nach Berlin abgereist. - Die Anzeige von dem Tode des Königs von Preußen hat hier tiefen Eindruck gemacht. Man sieht jetzt deutlich, wie beliebt der verewigte König war. Der Regierungswechsel in Preußen ist der Gegenstand aller Unterhaltung. Man fragt sich, ob dort Veränderungen eintreten werden, ob ein Wechsel im Personal der hohen Administration stattfinden dürfte. Man glaubt, daß dieß nicht der Fall seyn werde, wagt jedoch nicht mit Bestimmtheit darüber zu sprechen. Der neue Regent Preußens genießt hier die allgemeine Achtung, und seine Fähigkeiten, seine hohe Bildung werden von Allen gepriesen, die Gelegenheit gehabt haben, ihn kennen zu lernen. Er hatte vor mehreren Jahren Wien mit seiner Gegenwart beehrt, und Erinnerungen zurückgelassen, welche die Gewißheit geben, daß er gleich seinem vielbetrauerten Vater die Bande erhalten wird, welche Oesterreich an Preußen knüpfen, und zur Befestigung des allgemeinen Friedens wie zur Eintracht in Deutschland hauptsächlich beitrugen.

China und Siam.

Der Courier gibt unter andern Mittheilungen aus den letzten von China angekommenen Nachrichten auch einen Brief eines Officiers vom Schiff Volage, aus Pang-ku, 29 Januar. "Wir haben durchaus keine Aussicht, den Handel wieder geöffnet zu sehen; er ist durch ein besonderes Edict des Kaisers für immer und einen Tag aufgehoben worden. Selbst amerikanischen Schiffen oder denen anderer Nationen bleibt es verboten, brittische Waaren in den Hafen zu bringen. Der Admiral, den wir im November so gedroschen haben, ist für den vollständigen Sieg, den er erfochten hat, zum Ritter geschlagen worden; doch scheint er nicht geneigt, sich mehr Ehren dieser Art zu erwerben, indem wir seitdem drei- oder viermal ausgelaufen sind, und er seine Flotte immer innerhalb der Befestigungen gehalten hat. Wir haben auf alle Weise versucht, sie zum Feuern auf uns zu bringen, indem wir uns innerhalb ihrer Schußlinie gestellt haben, aber die armen Teufel haben keine Lust dazu, und es ist fast absichtlicher Todtschlag, wenn man mit ihnen anfängt. Dessen ungeachtet haben sie uns alle Art von Schimpf und Schaden angethan, wofür sie, hoff' und

dem Zoll von 2 pr. Thlr. seyen sie entstanden; sie hätten also voraus gewußt, welchen Schutz sie zu erwarten hätten. Eine Erhöhung des Zolls möge im Interesse dieser Fabriken seyn, aber nicht in dem des Publicums. Man soll durch solche Zollerhöhungen den Abschluß von Handelsverträgen mit England und Frankreich nicht erschweren. Finanzminister v. Böckh: Die Bemerkung des Abg. Sander in Bezug auf die Unzuverlässigkeit der Klagen der Fabricanten sey im Allgemeinen richtig, aber im vorliegenden Fall nicht begründet; es sey richtig, daß die Baumwollenspinnereien mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten; aber nicht bloß darum handle es sich, sondern man führe eine große Menge englischer Garne ein und ernähre damit zum Theil die englische Population. Diesen Vortheil könne man dem eigenen Lande zuwenden, und einen Theil der Population, der Beschäftigung suche, beschäftigen. Christ findet die Idee einer allgemeinen Handelsfreiheit richtig, aber sie werde, wie der ewige Frieden, erst das Resultat einer in ferner Zukunft liegenden Weltentwickelung seyn. Ueberhaupt könne man die Bemerkung machen, daß der Geist der Neuzeit, entgegengesetzt dem des Alterthums und des Mittelalters, die Richtung habe, vom Besondern zum Allgemeinen überzugehen; früher hätten die Staaten isolirt dagestanden, jetzt vereinigten sie sich zu politischen Systemen je nach ihren Bedürfnissen und Interessen; diese Verschmelzung der Interessen, das Zurücktreten des individuellen, nationellen und Hervortreten des universellen, allgemeinen, menschheitlichen Interesses werde am Ende zur Verwirklichung jener Ideen allgemeiner Handelsfreiheit, ewigen Friedens führen; aber der Gang der Weltgeschichte sey langsam und die einzelnen Phasen brauchten oft Jahrhunderte zu ihrer Entwickelung. v. Itzstein: Die Erscheinungen im Norden Europa's zeigten, was von Verwirklichung der allgemeinen Handelsfreiheit zu halten sey. Wenn der Abg. Sander von der Blüthe und den glänzenden Geschäften der Spinnereien gesprochen habe, so sey es ein Anderes mit Actienunternehmungen, die es wohl in ihrem Interesse finden möchten, ihre Lage recht glänzend darzustellen, und ein Anderes mit Fabriken, die Einzelne mit eigenen Kräften gegründet hätten. Der Abg. Völker wünscht wenigstens für die Nummern Zollerhöhung, die in deutschen Fabriken auch gemacht würden. Finanzminister v. Böckh: Zu feine Distinctionen seyen nicht zweckmäßig und genirten den Handel. Der zweite Antrag wird nach geschlossener Discussion mit großer Mehrheit, und sodann das Ganze bei namentlichem Aufruf einstimmig angenommen. (Karlsr. Z.)

Se. kais. Hoh. der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist in der verflossenen Nacht hier eingetroffen, aber heute früh wieder nach Bieberich abgereist. – Der k. sardinische Gesandte am k. niederländischen Hof, Graf v. St. Marsan, kam gestern auch hier an.

Nach den hier eingetroffenen neuern Nachrichten wird der Kaiser Nikolaus die Kaiserin nach Ems begleiten und somit morgen hier eintreffen.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, nebst der Großfürstin Olga, kamen gestern halb 5 Uhr hier von Berlin an, und begaben sich sogleich nach dem Lustschloß Belvedere. Der Kaiser kam eher an, als er seine Ankunft melden ließ, die Harrenden, wie gewöhnlich bis auf den letzten Augenblick in Ungewißheit lassend. Sowohl im hiesigen Residenzschlosse als in Belvedere waren zugleich Vorbereitungen zum Empfang der hohen Gäste getroffen. Ihre Majestäten wollten die beiden Tage ihres Hierseyns durchaus ungestört im engsten Familienkreise zubringen, und zogen daher das Lustschloß vor, wo es Höchstdenselben bei Ihrem letzten Hierseyn schon so gefallen hatte. Der Kaiser ist wie immer sehr beschäftigt; der Courierwechsel ebenfalls stark. Viele vom Gefolge Ihrer Majestäten sind schon weitergereist; dessen ungeachtet belaufen sich die hier weilenden Personen desselben auf 140. – In Begleitung unseres Großherzogs besuchte die Großfürstin Olga heute die Bibliothek und Goethe's Haus, beide mit Aufmerksamkeit durchmusternd. Die edle Prinzessin ist von reizendlieblicher Schönheit in zarter Jugendblüthe. – Morgen ist Gottesdienst in der hiesigen russischen Capelle angesagt, welchem Ihre Majestäten und kais. Hoheiten beiwohnen werden. Die Kaiserin wird dann nach eingenommenem Déjeûner weiter reisen und unser Großherzog höchstdieselbe bis Eisenach begleiten. Darmstadt scheint das nächste Ziel ihrer Reise zu seyn, wohin auch schon der Thronfolger von Berlin über Magdeburg, Eisleben etc. geeilt ist. Der Kaiser wird später abreisen; wann aber ist wie gewöhnlich noch unbestimmt. – Se. k. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern war gestern hier; der Großherzog hat ihn besucht; doch reiste der Prinz noch vor Ankunft der russischen Majestäten wieder ab. – An unserem Hof ist wegen des Absterbens des Königs von Preußen eine vierwöchige Trauer angeordnet. Der Generalmajor v. Beulwitz ist zu Condolation und Gratulation nach Berlin geschickt worden.

Oesterreich.

Diesen Mittag ist Se. kais. Hoh. der Erzherzog Albrecht nach Berlin abgereist. – Die Anzeige von dem Tode des Königs von Preußen hat hier tiefen Eindruck gemacht. Man sieht jetzt deutlich, wie beliebt der verewigte König war. Der Regierungswechsel in Preußen ist der Gegenstand aller Unterhaltung. Man fragt sich, ob dort Veränderungen eintreten werden, ob ein Wechsel im Personal der hohen Administration stattfinden dürfte. Man glaubt, daß dieß nicht der Fall seyn werde, wagt jedoch nicht mit Bestimmtheit darüber zu sprechen. Der neue Regent Preußens genießt hier die allgemeine Achtung, und seine Fähigkeiten, seine hohe Bildung werden von Allen gepriesen, die Gelegenheit gehabt haben, ihn kennen zu lernen. Er hatte vor mehreren Jahren Wien mit seiner Gegenwart beehrt, und Erinnerungen zurückgelassen, welche die Gewißheit geben, daß er gleich seinem vielbetrauerten Vater die Bande erhalten wird, welche Oesterreich an Preußen knüpfen, und zur Befestigung des allgemeinen Friedens wie zur Eintracht in Deutschland hauptsächlich beitrugen.

China und Siam.

Der Courier gibt unter andern Mittheilungen aus den letzten von China angekommenen Nachrichten auch einen Brief eines Officiers vom Schiff Volage, aus Pang-ku, 29 Januar. „Wir haben durchaus keine Aussicht, den Handel wieder geöffnet zu sehen; er ist durch ein besonderes Edict des Kaisers für immer und einen Tag aufgehoben worden. Selbst amerikanischen Schiffen oder denen anderer Nationen bleibt es verboten, brittische Waaren in den Hafen zu bringen. Der Admiral, den wir im November so gedroschen haben, ist für den vollständigen Sieg, den er erfochten hat, zum Ritter geschlagen worden; doch scheint er nicht geneigt, sich mehr Ehren dieser Art zu erwerben, indem wir seitdem drei- oder viermal ausgelaufen sind, und er seine Flotte immer innerhalb der Befestigungen gehalten hat. Wir haben auf alle Weise versucht, sie zum Feuern auf uns zu bringen, indem wir uns innerhalb ihrer Schußlinie gestellt haben, aber die armen Teufel haben keine Lust dazu, und es ist fast absichtlicher Todtschlag, wenn man mit ihnen anfängt. Dessen ungeachtet haben sie uns alle Art von Schimpf und Schaden angethan, wofür sie, hoff' und

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Christ findet die Idee einer allgemeinen Handelsfreiheit richtig, aber sie werde, wie der ewige Frieden, erst das Resultat einer in ferner Zukunft liegenden Weltentwickelung seyn. Ueberhaupt könne man die Bemerkung machen, daß der Geist der Neuzeit, entgegengesetzt dem des Alterthums und des Mittelalters, die Richtung habe, vom Besondern zum Allgemeinen überzugehen; früher hätten die Staaten isolirt dagestanden, jetzt vereinigten sie sich zu politischen Systemen je nach ihren Bedürfnissen und Interessen; diese Verschmelzung der Interessen, das Zurücktreten des individuellen, nationellen und Hervortreten des universellen, allgemeinen, menschheitlichen Interesses werde am Ende zur Verwirklichung jener Ideen allgemeiner Handelsfreiheit, ewigen Friedens führen; aber der Gang der Weltgeschichte sey langsam und die einzelnen Phasen brauchten oft Jahrhunderte zu ihrer Entwickelung. v. Itzstein: Die Erscheinungen im Norden Europa's zeigten, was von Verwirklichung der allgemeinen Handelsfreiheit zu halten sey. Wenn der Abg. Sander von der Blüthe und den glänzenden Geschäften der Spinnereien gesprochen habe, so sey es ein Anderes mit Actienunternehmungen, die es wohl in ihrem Interesse finden möchten, ihre Lage recht glänzend darzustellen, und ein Anderes mit Fabriken, die Einzelne mit eigenen Kräften gegründet hätten. Der Abg. Völker wünscht wenigstens für die Nummern Zollerhöhung, die in deutschen Fabriken auch gemacht würden. Finanzminister v. Böckh: Zu feine Distinctionen seyen nicht zweckmäßig und genirten den Handel. Der zweite Antrag wird nach geschlossener Discussion mit großer Mehrheit, und sodann das Ganze bei namentlichem Aufruf einstimmig angenommen. (Karlsr. Z.) _ Frankfurt a. M., 14 Jun. Se. kais. Hoh. der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist in der verflossenen Nacht hier eingetroffen, aber heute früh wieder nach Bieberich abgereist. – Der k. sardinische Gesandte am k. niederländischen Hof, Graf v. St. Marsan, kam gestern auch hier an. _ Frankfurt, 15 Jun. Nach den hier eingetroffenen neuern Nachrichten wird der Kaiser Nikolaus die Kaiserin nach Ems begleiten und somit morgen hier eintreffen. _ Weimar, 13 Jun. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, nebst der Großfürstin Olga, kamen gestern halb 5 Uhr hier von Berlin an, und begaben sich sogleich nach dem Lustschloß Belvedere. Der Kaiser kam eher an, als er seine Ankunft melden ließ, die Harrenden, wie gewöhnlich bis auf den letzten Augenblick in Ungewißheit lassend. Sowohl im hiesigen Residenzschlosse als in Belvedere waren zugleich Vorbereitungen zum Empfang der hohen Gäste getroffen. Ihre Majestäten wollten die beiden Tage ihres Hierseyns durchaus ungestört im engsten Familienkreise zubringen, und zogen daher das Lustschloß vor, wo es Höchstdenselben bei Ihrem letzten Hierseyn schon so gefallen hatte. Der Kaiser ist wie immer sehr beschäftigt; der Courierwechsel ebenfalls stark. Viele vom Gefolge Ihrer Majestäten sind schon weitergereist; dessen ungeachtet belaufen sich die hier weilenden Personen desselben auf 140. – In Begleitung unseres Großherzogs besuchte die Großfürstin Olga heute die Bibliothek und Goethe's Haus, beide mit Aufmerksamkeit durchmusternd. Die edle Prinzessin ist von reizendlieblicher Schönheit in zarter Jugendblüthe. – Morgen ist Gottesdienst in der hiesigen russischen Capelle angesagt, welchem Ihre Majestäten und kais. Hoheiten beiwohnen werden. Die Kaiserin wird dann nach eingenommenem Déjeûner weiter reisen und unser Großherzog höchstdieselbe bis Eisenach begleiten. Darmstadt scheint das nächste Ziel ihrer Reise zu seyn, wohin auch schon der Thronfolger von Berlin über Magdeburg, Eisleben etc. geeilt ist. Der Kaiser wird später abreisen; wann aber ist wie gewöhnlich noch unbestimmt. – Se. k. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern war gestern hier; der Großherzog hat ihn besucht; doch reiste der Prinz noch vor Ankunft der russischen Majestäten wieder ab. – An unserem Hof ist wegen des Absterbens des Königs von Preußen eine vierwöchige Trauer angeordnet. Der Generalmajor v. Beulwitz ist zu Condolation und Gratulation nach Berlin geschickt worden. Oesterreich. _ Wien, 12 Jun. Diesen Mittag ist Se. kais. Hoh. der Erzherzog Albrecht nach Berlin abgereist. – Die Anzeige von dem Tode des Königs von Preußen hat hier tiefen Eindruck gemacht. Man sieht jetzt deutlich, wie beliebt der verewigte König war. Der Regierungswechsel in Preußen ist der Gegenstand aller Unterhaltung. Man fragt sich, ob dort Veränderungen eintreten werden, ob ein Wechsel im Personal der hohen Administration stattfinden dürfte. Man glaubt, daß dieß nicht der Fall seyn werde, wagt jedoch nicht mit Bestimmtheit darüber zu sprechen. Der neue Regent Preußens genießt hier die allgemeine Achtung, und seine Fähigkeiten, seine hohe Bildung werden von Allen gepriesen, die Gelegenheit gehabt haben, ihn kennen zu lernen. Er hatte vor mehreren Jahren Wien mit seiner Gegenwart beehrt, und Erinnerungen zurückgelassen, welche die Gewißheit geben, daß er gleich seinem vielbetrauerten Vater die Bande erhalten wird, welche Oesterreich an Preußen knüpfen, und zur Befestigung des allgemeinen Friedens wie zur Eintracht in Deutschland hauptsächlich beitrugen. China und Siam. Der Courier gibt unter andern Mittheilungen aus den letzten von China angekommenen Nachrichten auch einen Brief eines Officiers vom Schiff Volage, aus Pang-ku, 29 Januar. „Wir haben durchaus keine Aussicht, den Handel wieder geöffnet zu sehen; er ist durch ein besonderes Edict des Kaisers für immer und einen Tag aufgehoben worden. Selbst amerikanischen Schiffen oder denen anderer Nationen bleibt es verboten, brittische Waaren in den Hafen zu bringen. Der Admiral, den wir im November so gedroschen haben, ist für den vollständigen Sieg, den er erfochten hat, zum Ritter geschlagen worden; doch scheint er nicht geneigt, sich mehr Ehren dieser Art zu erwerben, indem wir seitdem drei- oder viermal ausgelaufen sind, und er seine Flotte immer innerhalb der Befestigungen gehalten hat. Wir haben auf alle Weise versucht, sie zum Feuern auf uns zu bringen, indem wir uns innerhalb ihrer Schußlinie gestellt haben, aber die armen Teufel haben keine Lust dazu, und es ist fast absichtlicher Todtschlag, wenn man mit ihnen anfängt. Dessen ungeachtet haben sie uns alle Art von Schimpf und Schaden angethan, wofür sie, hoff' und

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840, S. 1359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_170_18400618/7>, abgerufen am 24.11.2024.