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Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840.

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zu äußern, unsere großherzogliche Familie möge sich der Sache annehmen, wenn man bedenkt, was von ihr schon für ähnliche Zwecke gewirkt worden; auch unsere für alles Edle und Schöne mit wirksamstem Eifer sich interessirende Frau Großherzogin hat hier schon so viel für das allgemeine Beste gethan, daß man von ihr ohne Unbescheidenheit nicht erwarten kann, sie möge auch in diesem Fall wieder ein so großes Opfer bringen. Darum ist wohl jener Vorschlag so uneben nicht: mag sich die Nation für den Ankauf des Hauses interessiren, ein Comite aus sich bilden und allgemeine Sammlungen eröffnen; die englischen Pennysammlungen könnten zum guten Beispiel dienen. - Das Buchdruckerjubiläum versammelt an vielen Orten viele Menschen; wie leicht könnte an diesen Festtagen der Vorschlag in Anregung gebracht und ins Werk gesetzt werden.

Die Verhaftung des Landtagsdeputirten Dr. Schäffer, Bürgermeisters zu Kirchhain, hat hier großes Aufsehen erregt. Hr. Schäffer, auch als belletristischer Schriftsteller wohlbekannt, hatte sich durch seine Haltung in der Kammer, an der er zum Erstenmale Theil nahm, ganz und gar die Anerkennung der Regierung erworben. Frühere Vorgänge wurden durch sein zuvorkommendes Verfahren in den Verhandlungen der Landstände ganz und gar wieder gut gemacht, und wenn Hr. Schäffer einst durch eine gewisse - man kann wohl sagen das Bestehende nicht sehr beachtende Richtung seine Loyalität einigermaßen in Frage gestellt hatte, so hatte er neuerdings nicht nur die alten Grundsätze gänzlich desavouirt, sondern war auch so weit gekommen, früher befreundete Persönlichkeiten, wie z. B. Jordan, zu verläugnen. In Folge dessen stand er zur Regierung auf diesem Landtage in sehr innigen Beziehungen, und mochte nicht selten schon im voraus Kunde von den Maaßregeln haben, die man auf dem Landtage durchzusetzen wünschte. Plötzlich ist nun seine Verhaftung (ein Blitz aus heiterem Himmel) verfügt worden. Die neuerlichen Untersuchungen hierselbst sind bekanntlich durch den ehemaligen Marburger Apotheker Döring veranlaßt worden, der, um eine Milderung oder Begnadigung wegen Todtschlags zu erhalten, sich zu weit zurückschreitenden Denunciationen verstanden haben soll. (Mainz. Ztg. u. Nürnb. C.)

Zur Vorfeier des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs fand am gestrigen Abend von den Musikcorps der sämmtlichen hier in Besatzung liegenden Waffengattungen großer Zapfenstreich unter den Fenstern des königlichen Palais statt. - Heute Morgen in aller Frühe verkündete Musik von den Thürmen der Stadt die Feier des Tages. - Um 10 Uhr wurde in dem Lyceum ein feierlicher Redeact gehalten. - Mittags ertönte Festgeläute von allen Thürmen, und unter Kanonendonner begann auf dem Waterlooplatze vor Sr. Maj. dem Könige große Parade, welcher auch Ihre Maj. die Königin und die durchlauchtigsten fremden hier anwesenden Herrschaften beiwohnten. - Nach beendeter Parade überbrachte eine Deputation beider Kammern der allgemeinen Ständeversammlung Sr. Maj. dem König ihre Glückwünsche. Bei mehrern der HH. Minister finden Vereinigungen zur Tafel statt. - Abends ist Cour im königlichen Schlosse. (Hannov. Z.)

Preußen.

Obgleich der Vorschlag, in Köln ein allgemeines Provincialfest zu Ehren der fünfundzwanzigjährigen Vereinigung des Niederrheins mit der preußischen Krone zu feiern, keinen rechten Anklang gefunden hatte, so hatte man doch in den bedeutenderen Städten den Beschluß gefaßt, diese Erinnerung und zwar zugleich mit der der hundertjährigen Thronbesteigung Friedrichs des Großen, jede Stadt für sich feierlich zu begehen. Ueberall hatten sich zu dem Ende Comites gebildet, und die nöthigen Vorbereitungen getroffen, wobei man schon der größten und lebendigsten Theilnahme gewiß war. Der Tag, der 31 Mai, sollte durch Gottesdienst eröffnet werden, diesem eine militärische Feier und hernach, wie natürlich, ein großes Diner folgen. Da traf plötzlich am 30 ein Gegenbefehl ein, in Folge dessen die vielen schon getroffenen Anstalten wieder abbestellt wurden. Der neue Commandeur des achten Armeecorps, der kaum erst in Coblenz angekommen war, fand bei dem leidenden Zustande des Königs das Begehen von Festlichkeiten für unpassend und zeigte dieß den unter ihm stehenden Militärbehörden an, worauf auch die Civilautoritäten es gerathen hielten, den Tag ungefeiert zu lassen. So sind wir höchst unerwartet um eine schöne Solennität gekommen, die sicher einen guten Nachhall gehabt haben, und vielleicht auch nach unten herab von wohlthätigen Folgen gewesen seyn würde. Es kam um so überraschender, als man wußte, daß das Fest in Berlin selbst gefeiert werden sollte, und man also annehmen mußte, es seyen durch den Telegraphen in Coblenz betrübendere Nachrichten, als man wußte, über den Krankheitszustand des Königs eingetroffen. Es war daher kein Wunder, daß sich schnell im Volke der Glaube verbreitete, der König sey schon todt, und man wolle ihn, wofür die wunderbarsten Gründe aufgestellt wurden, nur noch verheimlichen. Es traf zusammen, daß die belgischen und sogar schon die französischen Blätter die detaillirtesten Berichte über die Umstände vor und während des Ablebens Sr. Maj. mittheilten, was die Wahrhaftigkeit der Correspondenten dieser Journale, wenn auch in kein neues, doch in ein helleres Licht setzt.

Die neueste Preußische Staatszeitung bringt als Extrabeilage folgende zwei Bulletins. I. Die Krankheit Sr. Maj. des Königs hat im Laufe des Tages nichts von ihrem beunruhigenden Charakter verloren. Berlin, 4 Jun. Nachmittags 5 Uhr. (Gez.) Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm.

II. Se. Maj. der König haben in der Nacht viel, wenn auch mit Unterbrechungen geschlafen, und fühlen Sich heute etwas weniger kraftlos als gestern. Berlin, 5 Jun. (Gez. wie oben.)

Se. k. H. der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist von Schwerin und J. k. HH. der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz sind von Neu-Strelitz hier eingetroffen, und in den für Höchstdieselben in Bereitschaft gesetzten Zimmern auf dem königlichen Schlosse abgestiegen. (Preuß. Staatsz.)

Oesterreich.

Seitdem der allerhöchste Hof seinen Sommeraufenthalt bezogen, fängt auch die haute volee an, die Stadt mit dem Lande zu vertauschen, oder in Badorten Erholung, Genuß und Zerstreuung zu suchen. Se. D. der
Staatskanzler Fürst v. Metternich hat wegen Erkrankung seines jüngsten Kindes seine Villa noch nicht bezogen, doch wird dieß, nachdem das Hinderniß gehoben, in den nächsten Tagen geschehen. Der kais. russische Botschafter v. Tatitscheff geht heute oder morgen von hier, wie alljährlich, nach Karlsbad ab. - Die k. k. Botschafter und Gesandten in London und Frankfurt, Fürst Paul Esterhazy und Graf Münch, haben die Reise auf ihre Posten abermals verschoben. - Der Gesandte am schwedischen Hofe, Graf Woyna, verläßt bestimmt zu Anfang künftiger Woche Wien, um sich vorerst nach Kopenhagen zu begeben, und dort der Krönung des Königs anzuwohnen. - In Prag hat eine Gesellschaft der angesehensten Kaufleute der Regierung einen Plan zur Erbauung einer Eisenbahn von dieser Stadt aus bis Dresden vorgelegt. Sicherem Vernehmen nach ist denselben

zu äußern, unsere großherzogliche Familie möge sich der Sache annehmen, wenn man bedenkt, was von ihr schon für ähnliche Zwecke gewirkt worden; auch unsere für alles Edle und Schöne mit wirksamstem Eifer sich interessirende Frau Großherzogin hat hier schon so viel für das allgemeine Beste gethan, daß man von ihr ohne Unbescheidenheit nicht erwarten kann, sie möge auch in diesem Fall wieder ein so großes Opfer bringen. Darum ist wohl jener Vorschlag so uneben nicht: mag sich die Nation für den Ankauf des Hauses interessiren, ein Comité aus sich bilden und allgemeine Sammlungen eröffnen; die englischen Pennysammlungen könnten zum guten Beispiel dienen. – Das Buchdruckerjubiläum versammelt an vielen Orten viele Menschen; wie leicht könnte an diesen Festtagen der Vorschlag in Anregung gebracht und ins Werk gesetzt werden.

Die Verhaftung des Landtagsdeputirten Dr. Schäffer, Bürgermeisters zu Kirchhain, hat hier großes Aufsehen erregt. Hr. Schäffer, auch als belletristischer Schriftsteller wohlbekannt, hatte sich durch seine Haltung in der Kammer, an der er zum Erstenmale Theil nahm, ganz und gar die Anerkennung der Regierung erworben. Frühere Vorgänge wurden durch sein zuvorkommendes Verfahren in den Verhandlungen der Landstände ganz und gar wieder gut gemacht, und wenn Hr. Schäffer einst durch eine gewisse – man kann wohl sagen das Bestehende nicht sehr beachtende Richtung seine Loyalität einigermaßen in Frage gestellt hatte, so hatte er neuerdings nicht nur die alten Grundsätze gänzlich desavouirt, sondern war auch so weit gekommen, früher befreundete Persönlichkeiten, wie z. B. Jordan, zu verläugnen. In Folge dessen stand er zur Regierung auf diesem Landtage in sehr innigen Beziehungen, und mochte nicht selten schon im voraus Kunde von den Maaßregeln haben, die man auf dem Landtage durchzusetzen wünschte. Plötzlich ist nun seine Verhaftung (ein Blitz aus heiterem Himmel) verfügt worden. Die neuerlichen Untersuchungen hierselbst sind bekanntlich durch den ehemaligen Marburger Apotheker Döring veranlaßt worden, der, um eine Milderung oder Begnadigung wegen Todtschlags zu erhalten, sich zu weit zurückschreitenden Denunciationen verstanden haben soll. (Mainz. Ztg. u. Nürnb. C.)

Zur Vorfeier des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs fand am gestrigen Abend von den Musikcorps der sämmtlichen hier in Besatzung liegenden Waffengattungen großer Zapfenstreich unter den Fenstern des königlichen Palais statt. – Heute Morgen in aller Frühe verkündete Musik von den Thürmen der Stadt die Feier des Tages. – Um 10 Uhr wurde in dem Lyceum ein feierlicher Redeact gehalten. – Mittags ertönte Festgeläute von allen Thürmen, und unter Kanonendonner begann auf dem Waterlooplatze vor Sr. Maj. dem Könige große Parade, welcher auch Ihre Maj. die Königin und die durchlauchtigsten fremden hier anwesenden Herrschaften beiwohnten. – Nach beendeter Parade überbrachte eine Deputation beider Kammern der allgemeinen Ständeversammlung Sr. Maj. dem König ihre Glückwünsche. Bei mehrern der HH. Minister finden Vereinigungen zur Tafel statt. – Abends ist Cour im königlichen Schlosse. (Hannov. Z.)

Preußen.

Obgleich der Vorschlag, in Köln ein allgemeines Provincialfest zu Ehren der fünfundzwanzigjährigen Vereinigung des Niederrheins mit der preußischen Krone zu feiern, keinen rechten Anklang gefunden hatte, so hatte man doch in den bedeutenderen Städten den Beschluß gefaßt, diese Erinnerung und zwar zugleich mit der der hundertjährigen Thronbesteigung Friedrichs des Großen, jede Stadt für sich feierlich zu begehen. Ueberall hatten sich zu dem Ende Comités gebildet, und die nöthigen Vorbereitungen getroffen, wobei man schon der größten und lebendigsten Theilnahme gewiß war. Der Tag, der 31 Mai, sollte durch Gottesdienst eröffnet werden, diesem eine militärische Feier und hernach, wie natürlich, ein großes Diner folgen. Da traf plötzlich am 30 ein Gegenbefehl ein, in Folge dessen die vielen schon getroffenen Anstalten wieder abbestellt wurden. Der neue Commandeur des achten Armeecorps, der kaum erst in Coblenz angekommen war, fand bei dem leidenden Zustande des Königs das Begehen von Festlichkeiten für unpassend und zeigte dieß den unter ihm stehenden Militärbehörden an, worauf auch die Civilautoritäten es gerathen hielten, den Tag ungefeiert zu lassen. So sind wir höchst unerwartet um eine schöne Solennität gekommen, die sicher einen guten Nachhall gehabt haben, und vielleicht auch nach unten herab von wohlthätigen Folgen gewesen seyn würde. Es kam um so überraschender, als man wußte, daß das Fest in Berlin selbst gefeiert werden sollte, und man also annehmen mußte, es seyen durch den Telegraphen in Coblenz betrübendere Nachrichten, als man wußte, über den Krankheitszustand des Königs eingetroffen. Es war daher kein Wunder, daß sich schnell im Volke der Glaube verbreitete, der König sey schon todt, und man wolle ihn, wofür die wunderbarsten Gründe aufgestellt wurden, nur noch verheimlichen. Es traf zusammen, daß die belgischen und sogar schon die französischen Blätter die detaillirtesten Berichte über die Umstände vor und während des Ablebens Sr. Maj. mittheilten, was die Wahrhaftigkeit der Correspondenten dieser Journale, wenn auch in kein neues, doch in ein helleres Licht setzt.

Die neueste Preußische Staatszeitung bringt als Extrabeilage folgende zwei Bulletins. I. Die Krankheit Sr. Maj. des Königs hat im Laufe des Tages nichts von ihrem beunruhigenden Charakter verloren. Berlin, 4 Jun. Nachmittags 5 Uhr. (Gez.) Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm.

II. Se. Maj. der König haben in der Nacht viel, wenn auch mit Unterbrechungen geschlafen, und fühlen Sich heute etwas weniger kraftlos als gestern. Berlin, 5 Jun. (Gez. wie oben.)

Se. k. H. der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist von Schwerin und J. k. HH. der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz sind von Neu-Strelitz hier eingetroffen, und in den für Höchstdieselben in Bereitschaft gesetzten Zimmern auf dem königlichen Schlosse abgestiegen. (Preuß. Staatsz.)

Oesterreich.

Seitdem der allerhöchste Hof seinen Sommeraufenthalt bezogen, fängt auch die haute volée an, die Stadt mit dem Lande zu vertauschen, oder in Badorten Erholung, Genuß und Zerstreuung zu suchen. Se. D. der
Staatskanzler Fürst v. Metternich hat wegen Erkrankung seines jüngsten Kindes seine Villa noch nicht bezogen, doch wird dieß, nachdem das Hinderniß gehoben, in den nächsten Tagen geschehen. Der kais. russische Botschafter v. Tatitscheff geht heute oder morgen von hier, wie alljährlich, nach Karlsbad ab. – Die k. k. Botschafter und Gesandten in London und Frankfurt, Fürst Paul Esterhazy und Graf Münch, haben die Reise auf ihre Posten abermals verschoben. – Der Gesandte am schwedischen Hofe, Graf Woyna, verläßt bestimmt zu Anfang künftiger Woche Wien, um sich vorerst nach Kopenhagen zu begeben, und dort der Krönung des Königs anzuwohnen. – In Prag hat eine Gesellschaft der angesehensten Kaufleute der Regierung einen Plan zur Erbauung einer Eisenbahn von dieser Stadt aus bis Dresden vorgelegt. Sicherem Vernehmen nach ist denselben

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[1295/0007] zu äußern, unsere großherzogliche Familie möge sich der Sache annehmen, wenn man bedenkt, was von ihr schon für ähnliche Zwecke gewirkt worden; auch unsere für alles Edle und Schöne mit wirksamstem Eifer sich interessirende Frau Großherzogin hat hier schon so viel für das allgemeine Beste gethan, daß man von ihr ohne Unbescheidenheit nicht erwarten kann, sie möge auch in diesem Fall wieder ein so großes Opfer bringen. Darum ist wohl jener Vorschlag so uneben nicht: mag sich die Nation für den Ankauf des Hauses interessiren, ein Comité aus sich bilden und allgemeine Sammlungen eröffnen; die englischen Pennysammlungen könnten zum guten Beispiel dienen. – Das Buchdruckerjubiläum versammelt an vielen Orten viele Menschen; wie leicht könnte an diesen Festtagen der Vorschlag in Anregung gebracht und ins Werk gesetzt werden. Kassel, 31 Mai. Die Verhaftung des Landtagsdeputirten Dr. Schäffer, Bürgermeisters zu Kirchhain, hat hier großes Aufsehen erregt. Hr. Schäffer, auch als belletristischer Schriftsteller wohlbekannt, hatte sich durch seine Haltung in der Kammer, an der er zum Erstenmale Theil nahm, ganz und gar die Anerkennung der Regierung erworben. Frühere Vorgänge wurden durch sein zuvorkommendes Verfahren in den Verhandlungen der Landstände ganz und gar wieder gut gemacht, und wenn Hr. Schäffer einst durch eine gewisse – man kann wohl sagen das Bestehende nicht sehr beachtende Richtung seine Loyalität einigermaßen in Frage gestellt hatte, so hatte er neuerdings nicht nur die alten Grundsätze gänzlich desavouirt, sondern war auch so weit gekommen, früher befreundete Persönlichkeiten, wie z. B. Jordan, zu verläugnen. In Folge dessen stand er zur Regierung auf diesem Landtage in sehr innigen Beziehungen, und mochte nicht selten schon im voraus Kunde von den Maaßregeln haben, die man auf dem Landtage durchzusetzen wünschte. Plötzlich ist nun seine Verhaftung (ein Blitz aus heiterem Himmel) verfügt worden. Die neuerlichen Untersuchungen hierselbst sind bekanntlich durch den ehemaligen Marburger Apotheker Döring veranlaßt worden, der, um eine Milderung oder Begnadigung wegen Todtschlags zu erhalten, sich zu weit zurückschreitenden Denunciationen verstanden haben soll. (Mainz. Ztg. u. Nürnb. C.) Hannover, 5 Jun. Zur Vorfeier des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs fand am gestrigen Abend von den Musikcorps der sämmtlichen hier in Besatzung liegenden Waffengattungen großer Zapfenstreich unter den Fenstern des königlichen Palais statt. – Heute Morgen in aller Frühe verkündete Musik von den Thürmen der Stadt die Feier des Tages. – Um 10 Uhr wurde in dem Lyceum ein feierlicher Redeact gehalten. – Mittags ertönte Festgeläute von allen Thürmen, und unter Kanonendonner begann auf dem Waterlooplatze vor Sr. Maj. dem Könige große Parade, welcher auch Ihre Maj. die Königin und die durchlauchtigsten fremden hier anwesenden Herrschaften beiwohnten. – Nach beendeter Parade überbrachte eine Deputation beider Kammern der allgemeinen Ständeversammlung Sr. Maj. dem König ihre Glückwünsche. Bei mehrern der HH. Minister finden Vereinigungen zur Tafel statt. – Abends ist Cour im königlichen Schlosse. (Hannov. Z.) Preußen. Vom Niederrhein, 1 Jun. Obgleich der Vorschlag, in Köln ein allgemeines Provincialfest zu Ehren der fünfundzwanzigjährigen Vereinigung des Niederrheins mit der preußischen Krone zu feiern, keinen rechten Anklang gefunden hatte, so hatte man doch in den bedeutenderen Städten den Beschluß gefaßt, diese Erinnerung und zwar zugleich mit der der hundertjährigen Thronbesteigung Friedrichs des Großen, jede Stadt für sich feierlich zu begehen. Ueberall hatten sich zu dem Ende Comités gebildet, und die nöthigen Vorbereitungen getroffen, wobei man schon der größten und lebendigsten Theilnahme gewiß war. Der Tag, der 31 Mai, sollte durch Gottesdienst eröffnet werden, diesem eine militärische Feier und hernach, wie natürlich, ein großes Diner folgen. Da traf plötzlich am 30 ein Gegenbefehl ein, in Folge dessen die vielen schon getroffenen Anstalten wieder abbestellt wurden. Der neue Commandeur des achten Armeecorps, der kaum erst in Coblenz angekommen war, fand bei dem leidenden Zustande des Königs das Begehen von Festlichkeiten für unpassend und zeigte dieß den unter ihm stehenden Militärbehörden an, worauf auch die Civilautoritäten es gerathen hielten, den Tag ungefeiert zu lassen. So sind wir höchst unerwartet um eine schöne Solennität gekommen, die sicher einen guten Nachhall gehabt haben, und vielleicht auch nach unten herab von wohlthätigen Folgen gewesen seyn würde. Es kam um so überraschender, als man wußte, daß das Fest in Berlin selbst gefeiert werden sollte, und man also annehmen mußte, es seyen durch den Telegraphen in Coblenz betrübendere Nachrichten, als man wußte, über den Krankheitszustand des Königs eingetroffen. Es war daher kein Wunder, daß sich schnell im Volke der Glaube verbreitete, der König sey schon todt, und man wolle ihn, wofür die wunderbarsten Gründe aufgestellt wurden, nur noch verheimlichen. Es traf zusammen, daß die belgischen und sogar schon die französischen Blätter die detaillirtesten Berichte über die Umstände vor und während des Ablebens Sr. Maj. mittheilten, was die Wahrhaftigkeit der Correspondenten dieser Journale, wenn auch in kein neues, doch in ein helleres Licht setzt. Die neueste Preußische Staatszeitung bringt als Extrabeilage folgende zwei Bulletins. I. Die Krankheit Sr. Maj. des Königs hat im Laufe des Tages nichts von ihrem beunruhigenden Charakter verloren. Berlin, 4 Jun. Nachmittags 5 Uhr. (Gez.) Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm. II. Se. Maj. der König haben in der Nacht viel, wenn auch mit Unterbrechungen geschlafen, und fühlen Sich heute etwas weniger kraftlos als gestern. Berlin, 5 Jun. (Gez. wie oben.) Berlin, 5 Jun. Se. k. H. der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist von Schwerin und J. k. HH. der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz sind von Neu-Strelitz hier eingetroffen, und in den für Höchstdieselben in Bereitschaft gesetzten Zimmern auf dem königlichen Schlosse abgestiegen. (Preuß. Staatsz.) Oesterreich. Wien, 4 Jun. Seitdem der allerhöchste Hof seinen Sommeraufenthalt bezogen, fängt auch die haute volée an, die Stadt mit dem Lande zu vertauschen, oder in Badorten Erholung, Genuß und Zerstreuung zu suchen. Se. D. der Staatskanzler Fürst v. Metternich hat wegen Erkrankung seines jüngsten Kindes seine Villa noch nicht bezogen, doch wird dieß, nachdem das Hinderniß gehoben, in den nächsten Tagen geschehen. Der kais. russische Botschafter v. Tatitscheff geht heute oder morgen von hier, wie alljährlich, nach Karlsbad ab. – Die k. k. Botschafter und Gesandten in London und Frankfurt, Fürst Paul Esterhazy und Graf Münch, haben die Reise auf ihre Posten abermals verschoben. – Der Gesandte am schwedischen Hofe, Graf Woyna, verläßt bestimmt zu Anfang künftiger Woche Wien, um sich vorerst nach Kopenhagen zu begeben, und dort der Krönung des Königs anzuwohnen. – In Prag hat eine Gesellschaft der angesehensten Kaufleute der Regierung einen Plan zur Erbauung einer Eisenbahn von dieser Stadt aus bis Dresden vorgelegt. Sicherem Vernehmen nach ist denselben

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840, S. 1295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_162_18400610/7>, abgerufen am 24.11.2024.