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Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840.

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Italien.

Französische Blätter schreiben aus Nizza vom 29 Mai: "Paganini ist in Nizza am 27 Mai gestorben. Er hinterläßt ein ziemlich beträchtliches Vermögen seinem einzigen Sohne, einem jungen und hübschen Knaben von 14 Jahren. Sein Körper ward einbalsamirt, und soll in seine Vaterstadt, nach Genua, geschickt werden."

Deutschland.

Schon sieht man die Werkleute auf dem Guttenbergsplatze beschäftigt, die Estraden, Triumphbogen und Tribunen aufzuschlagen zu dem immer näher rückenden Feste; die Localblätter kündigen Vorbereitungen zur Illumination an, die einzelnen Festcommissionen sind unablässig thätig, besonders die Commission zur Unterbringung der Fremden, die Baucommission und die Musikcommission. Ueberall die regste Thätigkeit, überall die freudigste Theilnahme für die unsere Stadt so nahe berührende Angelegenheit. Daß sich zur Theilnahme an dem beim Jubiläum stattfindenden großen Musikfest viele hundert auswärtige Sänger und Sängerinnen betheiligen, haben die Zeitungen bereits gemeldet; ihre Einlogirung und Bewirthung wird theils von dem Festcomite, theils von den einzelnen Bewohnern bestritten, die gastfreundlich ihre Wohnungen dem Comite zur Verfügung gestellt haben. Weniger bekannt ist es, daß auch eine Anzahl Litteraten hierher kommt, unter ihnen einige der heutigen Renommeen, um Zeuge des seltenen Festes auf dem classischen Boden der großen Erfindung zu seyn. Sie sind förmlich dazu eingeladen, denn gerne räumt man hier den Repräsentanten der Litteratur und Kunst jene innigere Betheiligung ein, die man ihnen anderwärts versagen zu müssen glaubte.

Unseren Landständen wurde gestern eine Vertagung derselben auf unbestimmte Zeit eröffnet; sie sollen wieder zusammen berufen werden, sobald der von der Staatsregierung im Julius v. J. vorgelegte, von der vereinigten Commission beider Kammern jetzt eifrig berathene Entwurf eines Strafgesetzbuchs den Kammern selbst zur Berathung übergeben werden kann. Dieser Zeitpunkt ist wahrscheinlich nicht sehr weit entfernt. Denn, wie die Commission selbst vermuthet, endigt sie schon in der nächsten Woche ihre Arbeit; und in sechs Wochen kann dann leicht der gemeinschaftliche Hauptbericht redigirt, gedruckt und an die Mitglieder der Kammern vertheilt seyn.

Dresden, 1 Jun. In der ersten Kammer erhob sich heute der Kammerherr Ziegler und Klipphausen, um sich von der Kammer Belehrung zu erbitten, ob die Redefreiheit von den Ministern so beeinträchtigt werden könne, wie es bei ihm in der Debatte über die hannover'sche Angelegenheit der Fall gewesen. Er sprach von Dictatur u. dgl. Der Minister v. Könneritz, auf dessen Anregung Ziegler zur Ordnung verwiesen worden, und der eben wieder gegenwärtig war, entschuldigte sich damit, daß er seinen Antrag an das Präsidium gebracht habe, was auch der Regierung freistehe. Es nahmen noch andere Mitglieder, wie Prinz Johann, Bürgermeister Wehner, an der Debatte Theil. Der erstere gab der Regierung Recht, Wehner war der entgegengesetzten Meinung. Der Kammererr (Rudolph) v. Waßdorf stellte den Antrag, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen, was denn auch, nachdem der Präsident einige beschwichtigende Worte geäußert, geschah. (Leipz. A. Z.)

Sicherm Vernehmen nach hat die (aus Mitgliedern beider Kammern bestehende) Commission, welche das Finanzcapitel der neuen Verfassung zu prüfen hatte, diese ihre Arbeit beendigt. Die neue Verfassung ist dadurch um einen großen Schritt weiter gerückt. Die Commissionsvorschläge werden von beiden Kammern ohne Zweifel angenommen werden. Zu den verschiedenen Protesten, die gegen die neue Verfassung bei der Ständeversammlung übergeben worden, gehört auch eine Protestation des Bischofs von Hildesheim als ersten katholischen Geistlichen des Königreichs; dieser Protest kündigt sich zwar fürs erste nur als ein "eventueller" an, auf den Fall, daß die Interessen der katholischen Kirche in der dritten Berathung der neuen Verfassung nicht besser gewahrt werden würden als in der ersten und zweiten. Daß dieß nicht geschehen werde, läßt sich jetzt bereits unschwervorhersehen, und so werden auch diejenigen, die aus dem Sturze des Staatsgrundgesetzes von 1833 Hoffnungen für eine günstigere Stellung der katholischen Kirche sich machten oder sich machen ließen, darin eben so getäuscht seyn als es die Ostfriesen seyn werden, die aus der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes eine Wiederherstellung ihrer alt-ostfriesischen Verfassung hofften, und nun nachdem sie beinahe drei Jahre mit bloßen Versprechungen sich haben vertrösten lassen, es endlich durchgesetzt haben, daß wenigstens seit dem 29 v. M. die so lange verheißene Commission zusammengetreten ist (bestehend aus sieben von der Regierung dazu ernannten Mitgliedern und sieben Deputirten der ostfriesischen Provinciallandschaft), welche die Frage: inwieweit eine ganze oder theilweise Wiederherstellung jener ostfriesischen Verfassung möglich, zu berathen hat.

Der Corporation der Commercirenden in Altona ist von Kopenhagen aus ein Gutachten über die Fortsetzung der Bergedorfer Eisenbahn durch das Herzogthum Lauenburg abgefordert worden, und da man mecklenburgischerseits auch sehr thätig ist, so dürfte der Bau einer Bahn nach Berlin und Magdeburg nicht so lange aufgeschoben werden, als es noch vor kurzem den Anschein hatte. Nur in Hannover scheinen alle Vorschläge an dem Starrsinn der ersten Kammer zu scheitern.

Preußen.

Ein der neuesten preußischen Staatszeitung beigelegtes Extrablatt enthält folgendes Bulletin: "Se. Maj. der König haben zwar in der vergangenen Nacht einige Stunden geschlafen, trotz dem haben sich aber die Kräfte nicht gehoben, vielmehr hat die Entkräftung auf eine sehr beunruhigende Weise zugenommen. Berlin, 4 Jun. 1840. (Gez.:) Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm."

Die Kaiserin von Rußland, obwohl auf den leidenden Zustand ihres Vaters vorbereitet, hat denselben doch nicht so erwartet, wie er sich gerade am Tage ihrer Ankunft zeigte. Der König war eben von einer Ohnmacht erwacht, in Folge deren sich überaus betrübende Gerüchte in der Stadt verbreitet hatten, als man ihm sagte, daß seine älteste und geliebteste Tochter angekommen sey. Um diese nicht durch den ersten Anblick allzusehr zu afficiren, ließ er sich, so schwach er in dem Augenblick auch war, doch ein wenig ankleiden, und so empfing er sie in ruhiger Haltung. Bald darauf versammelte der König alle seine Kinder um sich, und nahm Abschied von ihnen; dasselbe that er heute früh nochmals von seinen Söhnen insbesondere. Sie können sich denken, wie sehr die Nachricht von diesen schmerzlichen Scenen Alles hier ergriffen, und wie sehr man wünscht, daß die Stunde der Trennung für die Kinder des Königs wie für das Land noch lange hinausgeschoben seyn möge. Das Volk strömte gestern und heute zu Tausenden nach dem Palast, und verlangte zu wissen, wie sein väterlicher König sich befinde. Zum erstenmal wurde gestern auch ein Bulletin ausgegeben, in welchem gesagt wurde, daß Se. Majestät seit

Italien.

Französische Blätter schreiben aus Nizza vom 29 Mai: „Paganini ist in Nizza am 27 Mai gestorben. Er hinterläßt ein ziemlich beträchtliches Vermögen seinem einzigen Sohne, einem jungen und hübschen Knaben von 14 Jahren. Sein Körper ward einbalsamirt, und soll in seine Vaterstadt, nach Genua, geschickt werden.“

Deutschland.

Schon sieht man die Werkleute auf dem Guttenbergsplatze beschäftigt, die Estraden, Triumphbogen und Tribunen aufzuschlagen zu dem immer näher rückenden Feste; die Localblätter kündigen Vorbereitungen zur Illumination an, die einzelnen Festcommissionen sind unablässig thätig, besonders die Commission zur Unterbringung der Fremden, die Baucommission und die Musikcommission. Ueberall die regste Thätigkeit, überall die freudigste Theilnahme für die unsere Stadt so nahe berührende Angelegenheit. Daß sich zur Theilnahme an dem beim Jubiläum stattfindenden großen Musikfest viele hundert auswärtige Sänger und Sängerinnen betheiligen, haben die Zeitungen bereits gemeldet; ihre Einlogirung und Bewirthung wird theils von dem Festcomité, theils von den einzelnen Bewohnern bestritten, die gastfreundlich ihre Wohnungen dem Comité zur Verfügung gestellt haben. Weniger bekannt ist es, daß auch eine Anzahl Litteraten hierher kommt, unter ihnen einige der heutigen Renommeen, um Zeuge des seltenen Festes auf dem classischen Boden der großen Erfindung zu seyn. Sie sind förmlich dazu eingeladen, denn gerne räumt man hier den Repräsentanten der Litteratur und Kunst jene innigere Betheiligung ein, die man ihnen anderwärts versagen zu müssen glaubte.

Unseren Landständen wurde gestern eine Vertagung derselben auf unbestimmte Zeit eröffnet; sie sollen wieder zusammen berufen werden, sobald der von der Staatsregierung im Julius v. J. vorgelegte, von der vereinigten Commission beider Kammern jetzt eifrig berathene Entwurf eines Strafgesetzbuchs den Kammern selbst zur Berathung übergeben werden kann. Dieser Zeitpunkt ist wahrscheinlich nicht sehr weit entfernt. Denn, wie die Commission selbst vermuthet, endigt sie schon in der nächsten Woche ihre Arbeit; und in sechs Wochen kann dann leicht der gemeinschaftliche Hauptbericht redigirt, gedruckt und an die Mitglieder der Kammern vertheilt seyn.

Dresden, 1 Jun. In der ersten Kammer erhob sich heute der Kammerherr Ziegler und Klipphausen, um sich von der Kammer Belehrung zu erbitten, ob die Redefreiheit von den Ministern so beeinträchtigt werden könne, wie es bei ihm in der Debatte über die hannover'sche Angelegenheit der Fall gewesen. Er sprach von Dictatur u. dgl. Der Minister v. Könneritz, auf dessen Anregung Ziegler zur Ordnung verwiesen worden, und der eben wieder gegenwärtig war, entschuldigte sich damit, daß er seinen Antrag an das Präsidium gebracht habe, was auch der Regierung freistehe. Es nahmen noch andere Mitglieder, wie Prinz Johann, Bürgermeister Wehner, an der Debatte Theil. Der erstere gab der Regierung Recht, Wehner war der entgegengesetzten Meinung. Der Kammererr (Rudolph) v. Waßdorf stellte den Antrag, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen, was denn auch, nachdem der Präsident einige beschwichtigende Worte geäußert, geschah. (Leipz. A. Z.)

Sicherm Vernehmen nach hat die (aus Mitgliedern beider Kammern bestehende) Commission, welche das Finanzcapitel der neuen Verfassung zu prüfen hatte, diese ihre Arbeit beendigt. Die neue Verfassung ist dadurch um einen großen Schritt weiter gerückt. Die Commissionsvorschläge werden von beiden Kammern ohne Zweifel angenommen werden. Zu den verschiedenen Protesten, die gegen die neue Verfassung bei der Ständeversammlung übergeben worden, gehört auch eine Protestation des Bischofs von Hildesheim als ersten katholischen Geistlichen des Königreichs; dieser Protest kündigt sich zwar fürs erste nur als ein „eventueller“ an, auf den Fall, daß die Interessen der katholischen Kirche in der dritten Berathung der neuen Verfassung nicht besser gewahrt werden würden als in der ersten und zweiten. Daß dieß nicht geschehen werde, läßt sich jetzt bereits unschwervorhersehen, und so werden auch diejenigen, die aus dem Sturze des Staatsgrundgesetzes von 1833 Hoffnungen für eine günstigere Stellung der katholischen Kirche sich machten oder sich machen ließen, darin eben so getäuscht seyn als es die Ostfriesen seyn werden, die aus der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes eine Wiederherstellung ihrer alt-ostfriesischen Verfassung hofften, und nun nachdem sie beinahe drei Jahre mit bloßen Versprechungen sich haben vertrösten lassen, es endlich durchgesetzt haben, daß wenigstens seit dem 29 v. M. die so lange verheißene Commission zusammengetreten ist (bestehend aus sieben von der Regierung dazu ernannten Mitgliedern und sieben Deputirten der ostfriesischen Provinciallandschaft), welche die Frage: inwieweit eine ganze oder theilweise Wiederherstellung jener ostfriesischen Verfassung möglich, zu berathen hat.

Der Corporation der Commercirenden in Altona ist von Kopenhagen aus ein Gutachten über die Fortsetzung der Bergedorfer Eisenbahn durch das Herzogthum Lauenburg abgefordert worden, und da man mecklenburgischerseits auch sehr thätig ist, so dürfte der Bau einer Bahn nach Berlin und Magdeburg nicht so lange aufgeschoben werden, als es noch vor kurzem den Anschein hatte. Nur in Hannover scheinen alle Vorschläge an dem Starrsinn der ersten Kammer zu scheitern.

Preußen.

Ein der neuesten preußischen Staatszeitung beigelegtes Extrablatt enthält folgendes Bulletin: „Se. Maj. der König haben zwar in der vergangenen Nacht einige Stunden geschlafen, trotz dem haben sich aber die Kräfte nicht gehoben, vielmehr hat die Entkräftung auf eine sehr beunruhigende Weise zugenommen. Berlin, 4 Jun. 1840. (Gez.:) Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm.“

Die Kaiserin von Rußland, obwohl auf den leidenden Zustand ihres Vaters vorbereitet, hat denselben doch nicht so erwartet, wie er sich gerade am Tage ihrer Ankunft zeigte. Der König war eben von einer Ohnmacht erwacht, in Folge deren sich überaus betrübende Gerüchte in der Stadt verbreitet hatten, als man ihm sagte, daß seine älteste und geliebteste Tochter angekommen sey. Um diese nicht durch den ersten Anblick allzusehr zu afficiren, ließ er sich, so schwach er in dem Augenblick auch war, doch ein wenig ankleiden, und so empfing er sie in ruhiger Haltung. Bald darauf versammelte der König alle seine Kinder um sich, und nahm Abschied von ihnen; dasselbe that er heute früh nochmals von seinen Söhnen insbesondere. Sie können sich denken, wie sehr die Nachricht von diesen schmerzlichen Scenen Alles hier ergriffen, und wie sehr man wünscht, daß die Stunde der Trennung für die Kinder des Königs wie für das Land noch lange hinausgeschoben seyn möge. Das Volk strömte gestern und heute zu Tausenden nach dem Palast, und verlangte zu wissen, wie sein väterlicher König sich befinde. Zum erstenmal wurde gestern auch ein Bulletin ausgegeben, in welchem gesagt wurde, daß Se. Majestät seit

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[1287/0007] Italien. Französische Blätter schreiben aus Nizza vom 29 Mai: „Paganini ist in Nizza am 27 Mai gestorben. Er hinterläßt ein ziemlich beträchtliches Vermögen seinem einzigen Sohne, einem jungen und hübschen Knaben von 14 Jahren. Sein Körper ward einbalsamirt, und soll in seine Vaterstadt, nach Genua, geschickt werden.“ Deutschland. _ Mainz, 3 Jun. Schon sieht man die Werkleute auf dem Guttenbergsplatze beschäftigt, die Estraden, Triumphbogen und Tribunen aufzuschlagen zu dem immer näher rückenden Feste; die Localblätter kündigen Vorbereitungen zur Illumination an, die einzelnen Festcommissionen sind unablässig thätig, besonders die Commission zur Unterbringung der Fremden, die Baucommission und die Musikcommission. Ueberall die regste Thätigkeit, überall die freudigste Theilnahme für die unsere Stadt so nahe berührende Angelegenheit. Daß sich zur Theilnahme an dem beim Jubiläum stattfindenden großen Musikfest viele hundert auswärtige Sänger und Sängerinnen betheiligen, haben die Zeitungen bereits gemeldet; ihre Einlogirung und Bewirthung wird theils von dem Festcomité, theils von den einzelnen Bewohnern bestritten, die gastfreundlich ihre Wohnungen dem Comité zur Verfügung gestellt haben. Weniger bekannt ist es, daß auch eine Anzahl Litteraten hierher kommt, unter ihnen einige der heutigen Renommeen, um Zeuge des seltenen Festes auf dem classischen Boden der großen Erfindung zu seyn. Sie sind förmlich dazu eingeladen, denn gerne räumt man hier den Repräsentanten der Litteratur und Kunst jene innigere Betheiligung ein, die man ihnen anderwärts versagen zu müssen glaubte. _ Darmstadt, 5 Jun. Unseren Landständen wurde gestern eine Vertagung derselben auf unbestimmte Zeit eröffnet; sie sollen wieder zusammen berufen werden, sobald der von der Staatsregierung im Julius v. J. vorgelegte, von der vereinigten Commission beider Kammern jetzt eifrig berathene Entwurf eines Strafgesetzbuchs den Kammern selbst zur Berathung übergeben werden kann. Dieser Zeitpunkt ist wahrscheinlich nicht sehr weit entfernt. Denn, wie die Commission selbst vermuthet, endigt sie schon in der nächsten Woche ihre Arbeit; und in sechs Wochen kann dann leicht der gemeinschaftliche Hauptbericht redigirt, gedruckt und an die Mitglieder der Kammern vertheilt seyn. Dresden, 1 Jun. In der ersten Kammer erhob sich heute der Kammerherr Ziegler und Klipphausen, um sich von der Kammer Belehrung zu erbitten, ob die Redefreiheit von den Ministern so beeinträchtigt werden könne, wie es bei ihm in der Debatte über die hannover'sche Angelegenheit der Fall gewesen. Er sprach von Dictatur u. dgl. Der Minister v. Könneritz, auf dessen Anregung Ziegler zur Ordnung verwiesen worden, und der eben wieder gegenwärtig war, entschuldigte sich damit, daß er seinen Antrag an das Präsidium gebracht habe, was auch der Regierung freistehe. Es nahmen noch andere Mitglieder, wie Prinz Johann, Bürgermeister Wehner, an der Debatte Theil. Der erstere gab der Regierung Recht, Wehner war der entgegengesetzten Meinung. Der Kammererr (Rudolph) v. Waßdorf stellte den Antrag, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen, was denn auch, nachdem der Präsident einige beschwichtigende Worte geäußert, geschah. (Leipz. A. Z.) _ Hannover, 2 Jun. Sicherm Vernehmen nach hat die (aus Mitgliedern beider Kammern bestehende) Commission, welche das Finanzcapitel der neuen Verfassung zu prüfen hatte, diese ihre Arbeit beendigt. Die neue Verfassung ist dadurch um einen großen Schritt weiter gerückt. Die Commissionsvorschläge werden von beiden Kammern ohne Zweifel angenommen werden. Zu den verschiedenen Protesten, die gegen die neue Verfassung bei der Ständeversammlung übergeben worden, gehört auch eine Protestation des Bischofs von Hildesheim als ersten katholischen Geistlichen des Königreichs; dieser Protest kündigt sich zwar fürs erste nur als ein „eventueller“ an, auf den Fall, daß die Interessen der katholischen Kirche in der dritten Berathung der neuen Verfassung nicht besser gewahrt werden würden als in der ersten und zweiten. Daß dieß nicht geschehen werde, läßt sich jetzt bereits unschwervorhersehen, und so werden auch diejenigen, die aus dem Sturze des Staatsgrundgesetzes von 1833 Hoffnungen für eine günstigere Stellung der katholischen Kirche sich machten oder sich machen ließen, darin eben so getäuscht seyn als es die Ostfriesen seyn werden, die aus der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes eine Wiederherstellung ihrer alt-ostfriesischen Verfassung hofften, und nun nachdem sie beinahe drei Jahre mit bloßen Versprechungen sich haben vertrösten lassen, es endlich durchgesetzt haben, daß wenigstens seit dem 29 v. M. die so lange verheißene Commission zusammengetreten ist (bestehend aus sieben von der Regierung dazu ernannten Mitgliedern und sieben Deputirten der ostfriesischen Provinciallandschaft), welche die Frage: inwieweit eine ganze oder theilweise Wiederherstellung jener ostfriesischen Verfassung möglich, zu berathen hat. _ Hamburg, 2 Jun. Der Corporation der Commercirenden in Altona ist von Kopenhagen aus ein Gutachten über die Fortsetzung der Bergedorfer Eisenbahn durch das Herzogthum Lauenburg abgefordert worden, und da man mecklenburgischerseits auch sehr thätig ist, so dürfte der Bau einer Bahn nach Berlin und Magdeburg nicht so lange aufgeschoben werden, als es noch vor kurzem den Anschein hatte. Nur in Hannover scheinen alle Vorschläge an dem Starrsinn der ersten Kammer zu scheitern. Preußen. Ein der neuesten preußischen Staatszeitung beigelegtes Extrablatt enthält folgendes Bulletin: „Se. Maj. der König haben zwar in der vergangenen Nacht einige Stunden geschlafen, trotz dem haben sich aber die Kräfte nicht gehoben, vielmehr hat die Entkräftung auf eine sehr beunruhigende Weise zugenommen. Berlin, 4 Jun. 1840. (Gez.:) Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm.“ _ Berlin, 4 Junius. Die Kaiserin von Rußland, obwohl auf den leidenden Zustand ihres Vaters vorbereitet, hat denselben doch nicht so erwartet, wie er sich gerade am Tage ihrer Ankunft zeigte. Der König war eben von einer Ohnmacht erwacht, in Folge deren sich überaus betrübende Gerüchte in der Stadt verbreitet hatten, als man ihm sagte, daß seine älteste und geliebteste Tochter angekommen sey. Um diese nicht durch den ersten Anblick allzusehr zu afficiren, ließ er sich, so schwach er in dem Augenblick auch war, doch ein wenig ankleiden, und so empfing er sie in ruhiger Haltung. Bald darauf versammelte der König alle seine Kinder um sich, und nahm Abschied von ihnen; dasselbe that er heute früh nochmals von seinen Söhnen insbesondere. Sie können sich denken, wie sehr die Nachricht von diesen schmerzlichen Scenen Alles hier ergriffen, und wie sehr man wünscht, daß die Stunde der Trennung für die Kinder des Königs wie für das Land noch lange hinausgeschoben seyn möge. Das Volk strömte gestern und heute zu Tausenden nach dem Palast, und verlangte zu wissen, wie sein väterlicher König sich befinde. Zum erstenmal wurde gestern auch ein Bulletin ausgegeben, in welchem gesagt wurde, daß Se. Majestät seit

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840, S. 1287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_161_18400609/7>, abgerufen am 11.12.2024.