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Allgemeine Zeitung. Nr. 160. Augsburg, 8. Juni 1840.

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Frankreich.

Die Frau Marschallin Bessieres, Herzogin von Istrien, geborne Lapeyriere, ist am 2 Jun. in einem Alter von 57 Jahren in Paris gestorben.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 2 Jun. versicherte bei Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts Hr. Cousin neuerdings, wie er einige Tage zuvor in der Pairskammer gethan hatte, auf den Antrag des Hrn. v. Carne, daß er in der nächsten Session einen die Freiheit des Unterrichts betreffenden Gesetzesentwurf vorlegen werde. Dieser Entwurf werde aufrichtig, vollständig, gewissermaßen dem Entwurf von 1833 entsprechend seyn, und alle gesetzmäßigen Forderungen, die bis jetzt darüber an die Kammern gelangt seyen, befriedigen.

* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 3 Jun. ward die Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts fortgesetzt. Hr. Cousin erklärte, es liegen bei ihm Petitionen von 44 Gemeinden zur Erhebung ihrer Communalcollegien in königliche Collegien vor. Auch die Kammer habe diesen Wunsch in der letzten Session geäußert, und er theile denselben. Was die Errichtung höherer Primärschulen betreffe, so möchte er solche gern an allen Hauptbezirksorten errichten können. (Beifall.) Bei dem achten Cap., Primärunterricht 1,800,000 Fr. trägt Hr. Dellessert auf einen Zuschuß von 200,000 Fr. zur Bildung neuer Kleinkinderbewahranstalten (salles d'asyle) an. Hr. Salvandy unterstützt diesen Antrag als eines der ersten Mittel, die Lage der ärmern Classen zu verbessern. Kaum hätten bis jetzt zwei Drittel der französischen Gemeinden Primärschulen, und doch liege darin gerade der wahre Fortschritt. Bei der Abstimmung über dieses Amendement erfolgte bei der zweiten Probe die Annahme desselben. In dieser Sitzung ward auch noch der Bericht des Hrn. Beaumont in Betreff der Eisenbahnen verlesen und beschlossen, die Erörterung in der folgenden Woche zwischen dem Ausgaben- und Einnahmebudget vorzunehmen.

(Temps.) Der nach Buenos-Ayres bestimmte Viceadmiral Baudin wird seine Flagge auf der Fregatte Gloire aufpflanzen, die von Cherbourg nach Martinique absegeln und den Gouverneur dieser Colonie, Hrn. Duval Dailly, dahin bringen sollte, der sich jetzt auf der Fregatte Erigone einschiffen wird, deren Ausrüstung man schnell betreibt.

Der Sarg, in welchem die Ueberreste Napoleons von St. Helena heimgeführt werden sollen, wird in Paris verfertigt, und zwar aus Ebenholz, in der Form eines antiken Sarkophags, groß genug, um die Särge, in welchen der Kaiser ursprünglich beigesetzt ist, zu fassen. Das Leichentuch wird aus schwarzem Sammt bestehen, besäet mit goldenen Bienen und eingefaßt mit Hermelin; über diese Einfassung geht um das Ganze eine silbergestickte Bordure mit Arabesken, in welche sich in Zwischenräumen das goldgestickte N schlingt; an den vier Ecken sind goldene Adler mit der Kaiserkrone angebracht.

Einige Blätter erzählen, Ludwig Napoleon sey Willens, ein Schiff zu miethen, und mit seinen Anhängern nach St. Helena zu fahren, um der Ausgrabung der Reste seines Oheims beizuwohnen, und fügen bei, daß die französische Regierung mit der brittischen unterhandle, um zu verhindern, daß irgend ein anderes Schiff, als die Fahrzeuge der k. französischen Flotille, zu St. Helena lande, ehe der Zweck der Expedition erreicht ist. Uebrigens liest man unterm 1 Junius unter den Inseraten in "Galignani's Messenger" Folgendes: "Personen, die sich dem Geschwader anzuschließen wünschen, das nach St. Helena zur Zurückführung der Reste Napoleons geht, werden ersucht, sich an die Administration centrale de la publicite no. 40 rue Laffitte zu wenden, wo sie mit den Bedingungen werden bekannt gemacht werden. Die zum Zweck der Ausführung dieser Reise eröffnete Subscription wird am 10 d. M. unwiderruflich geschlossen." Ob dieses Avertissement nun mit jenem Ludwig-Napoleon'schen Project zusammenhängt oder nur ein Ausfluß der Speculation ist, bleibt vorderhand dahin gestellt.

(Capitole.) Man unterhielt sich diesen Abend in den politischen Salons viel über ein Schreiben des Grafen v. Survilliers (Joseph Napoleon), das durch den Herzog von Padua dem Conseilpräsidenten überreicht worden sey. In diesem Schreiben heißt es, Graf Survilliers glaube, nachdem er das Votum der Kammer in Betreff der Versetzung der Asche Napoleons von St. Helena nach Paris vernommen, im Namen der kaiserlichen Familie der französischen Regierung eine Million zur Vervollständigung der Mittel anbieten zu sollen, die sie für nöthig erachtet habe, um diese heiligen Ueberreste würdig zu ehren. Hr. Thiers soll die Antwort auf dieses edle Anerbieten übernommen haben, das nicht angenommen werden wird, aber doch eine gewisse Sensation gemacht hat.

Der längst erwartete Bericht des Marschalls Valee über die letzte Expedition ist endlich angekommen und veröffentlicht. Er füllt fast zehn Spalten des Moniteurs. Wir müssen Auszüge aus demselben auf morgen verschieben, und bemerken nur, daß mehrere Journale in den Resultaten des Berichts nur die Bestätigung der Anklagen finden, die in den letzten Tagen die Blätter fast aller Farben gegen den Marschall erhoben. Namentlich hatte sich auch ein im Journal des Debats enthaltener Detailbericht eines Officiers jenen Anklagen angeschlossen.

Der Courrier francais enthält ein Schreiben eines französischen Officiers, der die letzte Expedition mitgemacht, und woraus wir Folgendes ausheben: "Algier, 24 Mai. Lieber Freund, ich komme eben an; der Courier geht heute noch nach Frankreich ab. Der erste Feldzug ist beendet, ein Feldzug, der viel Menschen und Geld gekostet hat. Wenn Jeden das Gesetz träfe, so müßte der Marschall vor ein Kriegsgericht gestellt werden; seine Unfähigkeit kann nur mit seiner Verachtung des Menschenlebens verglichen werden. Unglückliche Verwundete, vor denen er vorbei kam, haben ihm sehr bittere, doch wahre Dinge gesagt. Die tiefverletzte Armee ist in ihrer Grundfeste, der Disciplin, wankend geworden! Die Cavallerie, welche nicht allein unnütz, sondern sogar lästig geworden war, wie sie stets in Händen ist, die sie nicht zu brauchen wissen, hat nur das Convoi der Armee vergrößert. Die tiefsten Schluchten, die schroffsten und waldigsten Abhänge wurden vorzugsweise für unsern Marsch gewählt. In Lagen eingezwängt, wo wir uns weder entwickeln noch nützlich seyn konnten, waren wir stets als Zielscheibe den feindlichen Kugeln ausgesetzt. Im Bivouac wurden wir allein vor das Lager hinaus und in den Grund eines Trichters eingeschoben, wo die beiden regulären Bataillone Abd-El-Kaders in einer Nacht nach Medeah kamen, und auf uns ihre Flinten abschossen, wie man über ein Grab schießt. Jedermann, bis zum gemeinen Soldaten hinab, hatte diesen Ueberfall vorausgesehen. Wir schienen nur dahin gestellt, den Feind an uns zu locken. Weit entfernt diese Lection zu benutzen, hat man es später noch schlimmer gemacht. Bei der Rückkehr von Medeah ist die Armee förmlich gejagt worden, weil ihr Führer sein Frühstück nicht eine halbe Stunde aufschieben wollte (ein Frühstück, das die ganze Armee anderthalb Stunden beim Eingang in die Engpässe aufgehalten hat). Der Marschall ließ hier 600 Menschen tödten. Nach der Meinung derjenigen, die schon lange in Afrika sind und bei dem Rückzug

Frankreich.

Die Frau Marschallin Bessières, Herzogin von Istrien, geborne Lapeyrière, ist am 2 Jun. in einem Alter von 57 Jahren in Paris gestorben.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 2 Jun. versicherte bei Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts Hr. Cousin neuerdings, wie er einige Tage zuvor in der Pairskammer gethan hatte, auf den Antrag des Hrn. v. Carné, daß er in der nächsten Session einen die Freiheit des Unterrichts betreffenden Gesetzesentwurf vorlegen werde. Dieser Entwurf werde aufrichtig, vollständig, gewissermaßen dem Entwurf von 1833 entsprechend seyn, und alle gesetzmäßigen Forderungen, die bis jetzt darüber an die Kammern gelangt seyen, befriedigen.

* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 3 Jun. ward die Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts fortgesetzt. Hr. Cousin erklärte, es liegen bei ihm Petitionen von 44 Gemeinden zur Erhebung ihrer Communalcollegien in königliche Collegien vor. Auch die Kammer habe diesen Wunsch in der letzten Session geäußert, und er theile denselben. Was die Errichtung höherer Primärschulen betreffe, so möchte er solche gern an allen Hauptbezirksorten errichten können. (Beifall.) Bei dem achten Cap., Primärunterricht 1,800,000 Fr. trägt Hr. Dellessert auf einen Zuschuß von 200,000 Fr. zur Bildung neuer Kleinkinderbewahranstalten (salles d'asyle) an. Hr. Salvandy unterstützt diesen Antrag als eines der ersten Mittel, die Lage der ärmern Classen zu verbessern. Kaum hätten bis jetzt zwei Drittel der französischen Gemeinden Primärschulen, und doch liege darin gerade der wahre Fortschritt. Bei der Abstimmung über dieses Amendement erfolgte bei der zweiten Probe die Annahme desselben. In dieser Sitzung ward auch noch der Bericht des Hrn. Beaumont in Betreff der Eisenbahnen verlesen und beschlossen, die Erörterung in der folgenden Woche zwischen dem Ausgaben- und Einnahmebudget vorzunehmen.

(Temps.) Der nach Buenos-Ayres bestimmte Viceadmiral Baudin wird seine Flagge auf der Fregatte Gloire aufpflanzen, die von Cherbourg nach Martinique absegeln und den Gouverneur dieser Colonie, Hrn. Duval Dailly, dahin bringen sollte, der sich jetzt auf der Fregatte Erigone einschiffen wird, deren Ausrüstung man schnell betreibt.

Der Sarg, in welchem die Ueberreste Napoleons von St. Helena heimgeführt werden sollen, wird in Paris verfertigt, und zwar aus Ebenholz, in der Form eines antiken Sarkophags, groß genug, um die Särge, in welchen der Kaiser ursprünglich beigesetzt ist, zu fassen. Das Leichentuch wird aus schwarzem Sammt bestehen, besäet mit goldenen Bienen und eingefaßt mit Hermelin; über diese Einfassung geht um das Ganze eine silbergestickte Bordure mit Arabesken, in welche sich in Zwischenräumen das goldgestickte N schlingt; an den vier Ecken sind goldene Adler mit der Kaiserkrone angebracht.

Einige Blätter erzählen, Ludwig Napoleon sey Willens, ein Schiff zu miethen, und mit seinen Anhängern nach St. Helena zu fahren, um der Ausgrabung der Reste seines Oheims beizuwohnen, und fügen bei, daß die französische Regierung mit der brittischen unterhandle, um zu verhindern, daß irgend ein anderes Schiff, als die Fahrzeuge der k. französischen Flotille, zu St. Helena lande, ehe der Zweck der Expedition erreicht ist. Uebrigens liest man unterm 1 Junius unter den Inseraten in „Galignani's Messenger“ Folgendes: „Personen, die sich dem Geschwader anzuschließen wünschen, das nach St. Helena zur Zurückführung der Reste Napoleons geht, werden ersucht, sich an die Administration centrale de la publicité no. 40 rue Laffitte zu wenden, wo sie mit den Bedingungen werden bekannt gemacht werden. Die zum Zweck der Ausführung dieser Reise eröffnete Subscription wird am 10 d. M. unwiderruflich geschlossen.“ Ob dieses Avertissement nun mit jenem Ludwig-Napoleon'schen Project zusammenhängt oder nur ein Ausfluß der Speculation ist, bleibt vorderhand dahin gestellt.

(Capitole.) Man unterhielt sich diesen Abend in den politischen Salons viel über ein Schreiben des Grafen v. Survilliers (Joseph Napoleon), das durch den Herzog von Padua dem Conseilpräsidenten überreicht worden sey. In diesem Schreiben heißt es, Graf Survilliers glaube, nachdem er das Votum der Kammer in Betreff der Versetzung der Asche Napoleons von St. Helena nach Paris vernommen, im Namen der kaiserlichen Familie der französischen Regierung eine Million zur Vervollständigung der Mittel anbieten zu sollen, die sie für nöthig erachtet habe, um diese heiligen Ueberreste würdig zu ehren. Hr. Thiers soll die Antwort auf dieses edle Anerbieten übernommen haben, das nicht angenommen werden wird, aber doch eine gewisse Sensation gemacht hat.

Der längst erwartete Bericht des Marschalls Valée über die letzte Expedition ist endlich angekommen und veröffentlicht. Er füllt fast zehn Spalten des Moniteurs. Wir müssen Auszüge aus demselben auf morgen verschieben, und bemerken nur, daß mehrere Journale in den Resultaten des Berichts nur die Bestätigung der Anklagen finden, die in den letzten Tagen die Blätter fast aller Farben gegen den Marschall erhoben. Namentlich hatte sich auch ein im Journal des Débats enthaltener Detailbericht eines Officiers jenen Anklagen angeschlossen.

Der Courrier français enthält ein Schreiben eines französischen Officiers, der die letzte Expedition mitgemacht, und woraus wir Folgendes ausheben: „Algier, 24 Mai. Lieber Freund, ich komme eben an; der Courier geht heute noch nach Frankreich ab. Der erste Feldzug ist beendet, ein Feldzug, der viel Menschen und Geld gekostet hat. Wenn Jeden das Gesetz träfe, so müßte der Marschall vor ein Kriegsgericht gestellt werden; seine Unfähigkeit kann nur mit seiner Verachtung des Menschenlebens verglichen werden. Unglückliche Verwundete, vor denen er vorbei kam, haben ihm sehr bittere, doch wahre Dinge gesagt. Die tiefverletzte Armee ist in ihrer Grundfeste, der Disciplin, wankend geworden! Die Cavallerie, welche nicht allein unnütz, sondern sogar lästig geworden war, wie sie stets in Händen ist, die sie nicht zu brauchen wissen, hat nur das Convoi der Armee vergrößert. Die tiefsten Schluchten, die schroffsten und waldigsten Abhänge wurden vorzugsweise für unsern Marsch gewählt. In Lagen eingezwängt, wo wir uns weder entwickeln noch nützlich seyn konnten, waren wir stets als Zielscheibe den feindlichen Kugeln ausgesetzt. Im Bivouac wurden wir allein vor das Lager hinaus und in den Grund eines Trichters eingeschoben, wo die beiden regulären Bataillone Abd-El-Kaders in einer Nacht nach Medeah kamen, und auf uns ihre Flinten abschossen, wie man über ein Grab schießt. Jedermann, bis zum gemeinen Soldaten hinab, hatte diesen Ueberfall vorausgesehen. Wir schienen nur dahin gestellt, den Feind an uns zu locken. Weit entfernt diese Lection zu benutzen, hat man es später noch schlimmer gemacht. Bei der Rückkehr von Medeah ist die Armee förmlich gejagt worden, weil ihr Führer sein Frühstück nicht eine halbe Stunde aufschieben wollte (ein Frühstück, das die ganze Armee anderthalb Stunden beim Eingang in die Engpässe aufgehalten hat). Der Marschall ließ hier 600 Menschen tödten. Nach der Meinung derjenigen, die schon lange in Afrika sind und bei dem Rückzug

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[1276/0004] Frankreich. _ Paris, 3 Jun. Die Frau Marschallin Bessières, Herzogin von Istrien, geborne Lapeyrière, ist am 2 Jun. in einem Alter von 57 Jahren in Paris gestorben. In der Sitzung der Deputirtenkammer am 2 Jun. versicherte bei Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts Hr. Cousin neuerdings, wie er einige Tage zuvor in der Pairskammer gethan hatte, auf den Antrag des Hrn. v. Carné, daß er in der nächsten Session einen die Freiheit des Unterrichts betreffenden Gesetzesentwurf vorlegen werde. Dieser Entwurf werde aufrichtig, vollständig, gewissermaßen dem Entwurf von 1833 entsprechend seyn, und alle gesetzmäßigen Forderungen, die bis jetzt darüber an die Kammern gelangt seyen, befriedigen. * In der Sitzung der Deputirtenkammer am 3 Jun. ward die Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts fortgesetzt. Hr. Cousin erklärte, es liegen bei ihm Petitionen von 44 Gemeinden zur Erhebung ihrer Communalcollegien in königliche Collegien vor. Auch die Kammer habe diesen Wunsch in der letzten Session geäußert, und er theile denselben. Was die Errichtung höherer Primärschulen betreffe, so möchte er solche gern an allen Hauptbezirksorten errichten können. (Beifall.) Bei dem achten Cap., Primärunterricht 1,800,000 Fr. trägt Hr. Dellessert auf einen Zuschuß von 200,000 Fr. zur Bildung neuer Kleinkinderbewahranstalten (salles d'asyle) an. Hr. Salvandy unterstützt diesen Antrag als eines der ersten Mittel, die Lage der ärmern Classen zu verbessern. Kaum hätten bis jetzt zwei Drittel der französischen Gemeinden Primärschulen, und doch liege darin gerade der wahre Fortschritt. Bei der Abstimmung über dieses Amendement erfolgte bei der zweiten Probe die Annahme desselben. In dieser Sitzung ward auch noch der Bericht des Hrn. Beaumont in Betreff der Eisenbahnen verlesen und beschlossen, die Erörterung in der folgenden Woche zwischen dem Ausgaben- und Einnahmebudget vorzunehmen. (Temps.) Der nach Buenos-Ayres bestimmte Viceadmiral Baudin wird seine Flagge auf der Fregatte Gloire aufpflanzen, die von Cherbourg nach Martinique absegeln und den Gouverneur dieser Colonie, Hrn. Duval Dailly, dahin bringen sollte, der sich jetzt auf der Fregatte Erigone einschiffen wird, deren Ausrüstung man schnell betreibt. Der Sarg, in welchem die Ueberreste Napoleons von St. Helena heimgeführt werden sollen, wird in Paris verfertigt, und zwar aus Ebenholz, in der Form eines antiken Sarkophags, groß genug, um die Särge, in welchen der Kaiser ursprünglich beigesetzt ist, zu fassen. Das Leichentuch wird aus schwarzem Sammt bestehen, besäet mit goldenen Bienen und eingefaßt mit Hermelin; über diese Einfassung geht um das Ganze eine silbergestickte Bordure mit Arabesken, in welche sich in Zwischenräumen das goldgestickte N schlingt; an den vier Ecken sind goldene Adler mit der Kaiserkrone angebracht. Einige Blätter erzählen, Ludwig Napoleon sey Willens, ein Schiff zu miethen, und mit seinen Anhängern nach St. Helena zu fahren, um der Ausgrabung der Reste seines Oheims beizuwohnen, und fügen bei, daß die französische Regierung mit der brittischen unterhandle, um zu verhindern, daß irgend ein anderes Schiff, als die Fahrzeuge der k. französischen Flotille, zu St. Helena lande, ehe der Zweck der Expedition erreicht ist. Uebrigens liest man unterm 1 Junius unter den Inseraten in „Galignani's Messenger“ Folgendes: „Personen, die sich dem Geschwader anzuschließen wünschen, das nach St. Helena zur Zurückführung der Reste Napoleons geht, werden ersucht, sich an die Administration centrale de la publicité no. 40 rue Laffitte zu wenden, wo sie mit den Bedingungen werden bekannt gemacht werden. Die zum Zweck der Ausführung dieser Reise eröffnete Subscription wird am 10 d. M. unwiderruflich geschlossen.“ Ob dieses Avertissement nun mit jenem Ludwig-Napoleon'schen Project zusammenhängt oder nur ein Ausfluß der Speculation ist, bleibt vorderhand dahin gestellt. (Capitole.) Man unterhielt sich diesen Abend in den politischen Salons viel über ein Schreiben des Grafen v. Survilliers (Joseph Napoleon), das durch den Herzog von Padua dem Conseilpräsidenten überreicht worden sey. In diesem Schreiben heißt es, Graf Survilliers glaube, nachdem er das Votum der Kammer in Betreff der Versetzung der Asche Napoleons von St. Helena nach Paris vernommen, im Namen der kaiserlichen Familie der französischen Regierung eine Million zur Vervollständigung der Mittel anbieten zu sollen, die sie für nöthig erachtet habe, um diese heiligen Ueberreste würdig zu ehren. Hr. Thiers soll die Antwort auf dieses edle Anerbieten übernommen haben, das nicht angenommen werden wird, aber doch eine gewisse Sensation gemacht hat. Der längst erwartete Bericht des Marschalls Valée über die letzte Expedition ist endlich angekommen und veröffentlicht. Er füllt fast zehn Spalten des Moniteurs. Wir müssen Auszüge aus demselben auf morgen verschieben, und bemerken nur, daß mehrere Journale in den Resultaten des Berichts nur die Bestätigung der Anklagen finden, die in den letzten Tagen die Blätter fast aller Farben gegen den Marschall erhoben. Namentlich hatte sich auch ein im Journal des Débats enthaltener Detailbericht eines Officiers jenen Anklagen angeschlossen. Der Courrier français enthält ein Schreiben eines französischen Officiers, der die letzte Expedition mitgemacht, und woraus wir Folgendes ausheben: „Algier, 24 Mai. Lieber Freund, ich komme eben an; der Courier geht heute noch nach Frankreich ab. Der erste Feldzug ist beendet, ein Feldzug, der viel Menschen und Geld gekostet hat. Wenn Jeden das Gesetz träfe, so müßte der Marschall vor ein Kriegsgericht gestellt werden; seine Unfähigkeit kann nur mit seiner Verachtung des Menschenlebens verglichen werden. Unglückliche Verwundete, vor denen er vorbei kam, haben ihm sehr bittere, doch wahre Dinge gesagt. Die tiefverletzte Armee ist in ihrer Grundfeste, der Disciplin, wankend geworden! Die Cavallerie, welche nicht allein unnütz, sondern sogar lästig geworden war, wie sie stets in Händen ist, die sie nicht zu brauchen wissen, hat nur das Convoi der Armee vergrößert. Die tiefsten Schluchten, die schroffsten und waldigsten Abhänge wurden vorzugsweise für unsern Marsch gewählt. In Lagen eingezwängt, wo wir uns weder entwickeln noch nützlich seyn konnten, waren wir stets als Zielscheibe den feindlichen Kugeln ausgesetzt. Im Bivouac wurden wir allein vor das Lager hinaus und in den Grund eines Trichters eingeschoben, wo die beiden regulären Bataillone Abd-El-Kaders in einer Nacht nach Medeah kamen, und auf uns ihre Flinten abschossen, wie man über ein Grab schießt. Jedermann, bis zum gemeinen Soldaten hinab, hatte diesen Ueberfall vorausgesehen. Wir schienen nur dahin gestellt, den Feind an uns zu locken. Weit entfernt diese Lection zu benutzen, hat man es später noch schlimmer gemacht. Bei der Rückkehr von Medeah ist die Armee förmlich gejagt worden, weil ihr Führer sein Frühstück nicht eine halbe Stunde aufschieben wollte (ein Frühstück, das die ganze Armee anderthalb Stunden beim Eingang in die Engpässe aufgehalten hat). Der Marschall ließ hier 600 Menschen tödten. Nach der Meinung derjenigen, die schon lange in Afrika sind und bei dem Rückzug

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 160. Augsburg, 8. Juni 1840, S. 1276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_160_18400608/4>, abgerufen am 21.11.2024.