Allgemeine Zeitung. Nr. 158. Augsburg, 6. Juni 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 158. 6 Juni 1840.Spanien. Bordeaux, 30 Mai. Espartero war am 23 noch in den am 18 bezogenen Stellungen. Die Witterung war fortwährend rauh und kalt. Die Insurgenten hatten am 21 in der Redoute von San Pedro eine Art von Telegraphen errichtet, um von da mit Morella correspondiren zu können. - Eine Zahl Christinischer Ausreißer ist dieser Tage über unsere Gränze gekommen, von wo man sie nach Bayonne escortirt hat. Sie sollen nächstens zum vierten Bataillon der Fremdenlegion nach Algier abgehen. - Die Carlistischen Obersten Manuel Caballero und Cristoval Espinosa sind neulich zu Saint Girons von den Gendarmen verhaftet, und nach Foix (Arriege) gebracht worden. Von da sollen sie von Brigade zu Brigade nach Caen (Calvados) transportirt werden. - Aus San Sebastian schreibt man unterm 26, daß die Hoffnung, die Engländer bald von dort abziehen zu sehen, leider wieder zu Wasser geworden ist. Eine englische Brigg hat allerdings etwas überzähliges Geschütz und Feldgeräth geladen, aber kein Mann der Besatzung hat sich eingeschifft. Alle Briefe aus San Sebastian drücken den bittersten Widerwillen gegen diese ungebetenen Gäste aus. (Revue des deux Mondes.) Ein sonderbares Ereigniß, das viel zu denken gibt, bereitet sich in diesem Augenblick zu Madrid. Die Königin hat plötzlich den Entschluß gefaßt, ihre Tochter unter dem Vorwand, ich weiß nicht, welches Uebelbefindens, selbst in die Bäder von Caldas, bei Barcelona, zu führen. Was bedeutet diese improvisirte Reise, diese Reise an die Gränze, und so zu sagen in das Hauptquartier Espartero's, diese Reise, die, wie man sagt, dem spanischen Ministerium als ein Befehl angekündigt wurde, dem nur die Ausführung folgen durfte? Zwei Minister nur sind, sagt man, bezeichnet, Ihre Majestäten zu begleiten, und diese Minister sind, die Wahl ist seltsam, der des Kriegs und der Marine. Die Bestürzung in den Salons von Madrid ist groß. Jeder, der für einen Politiker gelten will, hat seine Erklärung fertig. Die feinsten finden darin nur eine Weiberlaune. Das ist schwer zu glauben. Die Königin-Regentin ist zu verständig und umsichtig, um nicht die Folgen berechnet zu haben, die ihre Großbritannien. London, 30 Mai. Haus der Gemeinen. Sitzung vom 29 Mai. Am Morgen dieses Tags, als des Jahrstags der Wiedereinsetzung Karls II (früher wurde er deßhalb als Festtag gehalten), fand sich der Sprecher um 11 Uhr Morgens im Hause ein, um von hier mit den Beamten des Hauses und den etwa anwesenden Mitgliedern in vorgeschriebener Ordnung zum Gottesdienst in St. Margareth zu ziehn. Nur zwei Mitglieder waren gegenwärtig, Sir R. H. Inglis und Hr. Goulburn. - Um 4 Uhr begann dann die gewöhnliche Sitzung. - Unter den eingereichten Bittschriften ist eine aus Manchester, um Aufhebung der Korngesetze, unterzeichnet von 20,820 Weibern, meistens Arbeiterinnen in den Manufacturen, die dem Fortbestehen jener Gesetze ihren häufig eintretenden Mangel an Arbeit zuschreiben. - Auf eine Frage Hrn. C. Bruce's hinsichtlich der Störungen, die der brittische Gottesdienst in Neapel erfahren, antwortet Lord Palmerston, daß allerdings die neapolitanische Regierung zweimal, sowohl beim Bau einer besondern Kirche - obwohl sie denselben früher gestattet - als auch bei Benutzung eines dazu hergestellten Saales, verbietend eingeschritten sey, daß die englische Regierung aber jetzt hoffe, in Folge des neuabzuschließenden Handelsvertrags mit Neapel, auch hinsichtlich des öffentlichen Gottesdienstes von dort sichere Zugeständnisse zu erlangen. - Vor dem Beginn der Ausschußverhandlungen über die Canada-Regierungs- (oder Vereinigungs-)Bill*), machte Hr. Pakington noch einen Antrag auf Vertagung derselben, indem er die beabsichtigte Vereinigung sowohl wegen der geographischen Ausdehnung beider Provinzen, als wegen ihrer nationellen und religiösen Verschiedenheit, als auch wegen ihres *) Der Gegenstand der Bill ist Wiedervereinigung von Ober- und Nieder-Canada (also Aufhebung eines Theils der Verfassung von 1791) unter einer gemeinsamen Gesetzgebung und Regierung, nur mit ausnahmsweisen Verschiedenheiten hinsichtlich der ausführenden und richterlichen Macht in beiden Provinzen; und demgemäß Veräußerung und Verwandlung der Krondomänen in eine Civilliste, Festsetzung eines regelmäßigen Einkünfte-Systems und Festsetzung von Bezirks-Landgerichten.
Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 158. 6 Juni 1840.Spanien. Bordeaux, 30 Mai. Espartero war am 23 noch in den am 18 bezogenen Stellungen. Die Witterung war fortwährend rauh und kalt. Die Insurgenten hatten am 21 in der Redoute von San Pedro eine Art von Telegraphen errichtet, um von da mit Morella correspondiren zu können. – Eine Zahl Christinischer Ausreißer ist dieser Tage über unsere Gränze gekommen, von wo man sie nach Bayonne escortirt hat. Sie sollen nächstens zum vierten Bataillon der Fremdenlegion nach Algier abgehen. – Die Carlistischen Obersten Manuel Caballero und Cristoval Espinosa sind neulich zu Saint Girons von den Gendarmen verhaftet, und nach Foix (Arriège) gebracht worden. Von da sollen sie von Brigade zu Brigade nach Caen (Calvados) transportirt werden. – Aus San Sebastian schreibt man unterm 26, daß die Hoffnung, die Engländer bald von dort abziehen zu sehen, leider wieder zu Wasser geworden ist. Eine englische Brigg hat allerdings etwas überzähliges Geschütz und Feldgeräth geladen, aber kein Mann der Besatzung hat sich eingeschifft. Alle Briefe aus San Sebastian drücken den bittersten Widerwillen gegen diese ungebetenen Gäste aus. (Revue des deux Mondes.) Ein sonderbares Ereigniß, das viel zu denken gibt, bereitet sich in diesem Augenblick zu Madrid. Die Königin hat plötzlich den Entschluß gefaßt, ihre Tochter unter dem Vorwand, ich weiß nicht, welches Uebelbefindens, selbst in die Bäder von Caldas, bei Barcelona, zu führen. Was bedeutet diese improvisirte Reise, diese Reise an die Gränze, und so zu sagen in das Hauptquartier Espartero's, diese Reise, die, wie man sagt, dem spanischen Ministerium als ein Befehl angekündigt wurde, dem nur die Ausführung folgen durfte? Zwei Minister nur sind, sagt man, bezeichnet, Ihre Majestäten zu begleiten, und diese Minister sind, die Wahl ist seltsam, der des Kriegs und der Marine. Die Bestürzung in den Salons von Madrid ist groß. Jeder, der für einen Politiker gelten will, hat seine Erklärung fertig. Die feinsten finden darin nur eine Weiberlaune. Das ist schwer zu glauben. Die Königin-Regentin ist zu verständig und umsichtig, um nicht die Folgen berechnet zu haben, die ihre Großbritannien. London, 30 Mai. Haus der Gemeinen. Sitzung vom 29 Mai. Am Morgen dieses Tags, als des Jahrstags der Wiedereinsetzung Karls II (früher wurde er deßhalb als Festtag gehalten), fand sich der Sprecher um 11 Uhr Morgens im Hause ein, um von hier mit den Beamten des Hauses und den etwa anwesenden Mitgliedern in vorgeschriebener Ordnung zum Gottesdienst in St. Margareth zu ziehn. Nur zwei Mitglieder waren gegenwärtig, Sir R. H. Inglis und Hr. Goulburn. – Um 4 Uhr begann dann die gewöhnliche Sitzung. – Unter den eingereichten Bittschriften ist eine aus Manchester, um Aufhebung der Korngesetze, unterzeichnet von 20,820 Weibern, meistens Arbeiterinnen in den Manufacturen, die dem Fortbestehen jener Gesetze ihren häufig eintretenden Mangel an Arbeit zuschreiben. – Auf eine Frage Hrn. C. Bruce's hinsichtlich der Störungen, die der brittische Gottesdienst in Neapel erfahren, antwortet Lord Palmerston, daß allerdings die neapolitanische Regierung zweimal, sowohl beim Bau einer besondern Kirche – obwohl sie denselben früher gestattet – als auch bei Benutzung eines dazu hergestellten Saales, verbietend eingeschritten sey, daß die englische Regierung aber jetzt hoffe, in Folge des neuabzuschließenden Handelsvertrags mit Neapel, auch hinsichtlich des öffentlichen Gottesdienstes von dort sichere Zugeständnisse zu erlangen. – Vor dem Beginn der Ausschußverhandlungen über die Canada-Regierungs- (oder Vereinigungs-)Bill*), machte Hr. Pakington noch einen Antrag auf Vertagung derselben, indem er die beabsichtigte Vereinigung sowohl wegen der geographischen Ausdehnung beider Provinzen, als wegen ihrer nationellen und religiösen Verschiedenheit, als auch wegen ihres *) Der Gegenstand der Bill ist Wiedervereinigung von Ober- und Nieder-Canada (also Aufhebung eines Theils der Verfassung von 1791) unter einer gemeinsamen Gesetzgebung und Regierung, nur mit ausnahmsweisen Verschiedenheiten hinsichtlich der ausführenden und richterlichen Macht in beiden Provinzen; und demgemäß Veräußerung und Verwandlung der Krondomänen in eine Civilliste, Festsetzung eines regelmäßigen Einkünfte-Systems und Festsetzung von Bezirks-Landgerichten.
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Die feinsten finden darin nur eine Weiberlaune. Das ist schwer zu glauben. Die Königin-Regentin ist zu verständig und umsichtig, um nicht die Folgen berechnet zu haben, die ihre<lb/> schnelle Abreise aus der Hauptstadt haben kann, wo sie nur ein schwaches, verstümmeltes Ministerium, leere Cassen, ziemlich heftige Parteiung, entmuthigte Cortes zurückläßt, die sehr geneigt scheinen, sich selbst aufzulösen und zu zerstreuen. Die Reise muß also einen Zweck haben, der in ihren Augen erreicht zu werden verdient, was auch in Madrid erfolgen mag. Und dieser Zweck? Die Zeit wird lehren, ob er wirklich etwas mehr ist als Laune und Unklugheit. Unterdeß ist es von Wichtigkeit, daß die französische Regierung Spanien nicht aus dem Gesichte verliere. Seine Ruhe und die Aufrechthaltung seiner constitutionellen Regierung interessiren Frankreich. 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Goulburn. – Um 4 Uhr begann dann die gewöhnliche Sitzung. – Unter den eingereichten Bittschriften ist eine aus Manchester, um Aufhebung der Korngesetze, unterzeichnet von 20,820 Weibern, meistens Arbeiterinnen in den Manufacturen, die dem Fortbestehen jener Gesetze ihren häufig eintretenden Mangel an Arbeit zuschreiben. – Auf eine Frage Hrn. C. Bruce's hinsichtlich der Störungen, die der brittische Gottesdienst in Neapel erfahren, antwortet Lord <hi rendition="#g">Palmerston</hi>, daß allerdings die neapolitanische Regierung zweimal, sowohl beim Bau einer besondern Kirche – obwohl sie denselben früher gestattet – als auch bei Benutzung eines dazu hergestellten Saales, verbietend eingeschritten sey, daß die englische Regierung aber jetzt hoffe, in Folge des neuabzuschließenden Handelsvertrags mit Neapel, auch hinsichtlich des öffentlichen Gottesdienstes von dort sichere Zugeständnisse zu erlangen. – Vor dem Beginn der Ausschußverhandlungen über die Canada-Regierungs- (oder Vereinigungs-)Bill<note place="foot" n="*)"><p>Der Gegenstand der Bill ist Wiedervereinigung von Ober- und Nieder-Canada (also Aufhebung eines Theils der Verfassung von 1791) unter einer gemeinsamen Gesetzgebung und Regierung, nur mit ausnahmsweisen Verschiedenheiten hinsichtlich der ausführenden und richterlichen Macht in beiden Provinzen; und demgemäß Veräußerung und Verwandlung der Krondomänen in eine Civilliste, Festsetzung eines regelmäßigen Einkünfte-Systems und Festsetzung von Bezirks-Landgerichten.</p></note>, machte Hr. <hi rendition="#g">Pakington</hi> noch einen Antrag auf Vertagung derselben, indem er die beabsichtigte Vereinigung sowohl wegen der geographischen Ausdehnung beider Provinzen, als wegen ihrer nationellen und religiösen Verschiedenheit, als auch wegen ihres<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1257/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 158.
6 Juni 1840. Spanien.
_ Bordeaux, 30 Mai. Espartero war am 23 noch in den am 18 bezogenen Stellungen. Die Witterung war fortwährend rauh und kalt. Die Insurgenten hatten am 21 in der Redoute von San Pedro eine Art von Telegraphen errichtet, um von da mit Morella correspondiren zu können. – Eine Zahl Christinischer Ausreißer ist dieser Tage über unsere Gränze gekommen, von wo man sie nach Bayonne escortirt hat. Sie sollen nächstens zum vierten Bataillon der Fremdenlegion nach Algier abgehen. – Die Carlistischen Obersten Manuel Caballero und Cristoval Espinosa sind neulich zu Saint Girons von den Gendarmen verhaftet, und nach Foix (Arriège) gebracht worden. Von da sollen sie von Brigade zu Brigade nach Caen (Calvados) transportirt werden. – Aus San Sebastian schreibt man unterm 26, daß die Hoffnung, die Engländer bald von dort abziehen zu sehen, leider wieder zu Wasser geworden ist. Eine englische Brigg hat allerdings etwas überzähliges Geschütz und Feldgeräth geladen, aber kein Mann der Besatzung hat sich eingeschifft. Alle Briefe aus San Sebastian drücken den bittersten Widerwillen gegen diese ungebetenen Gäste aus.
(Revue des deux Mondes.) Ein sonderbares Ereigniß, das viel zu denken gibt, bereitet sich in diesem Augenblick zu Madrid. Die Königin hat plötzlich den Entschluß gefaßt, ihre Tochter unter dem Vorwand, ich weiß nicht, welches Uebelbefindens, selbst in die Bäder von Caldas, bei Barcelona, zu führen. Was bedeutet diese improvisirte Reise, diese Reise an die Gränze, und so zu sagen in das Hauptquartier Espartero's, diese Reise, die, wie man sagt, dem spanischen Ministerium als ein Befehl angekündigt wurde, dem nur die Ausführung folgen durfte? Zwei Minister nur sind, sagt man, bezeichnet, Ihre Majestäten zu begleiten, und diese Minister sind, die Wahl ist seltsam, der des Kriegs und der Marine. Die Bestürzung in den Salons von Madrid ist groß. Jeder, der für einen Politiker gelten will, hat seine Erklärung fertig. Die feinsten finden darin nur eine Weiberlaune. Das ist schwer zu glauben. Die Königin-Regentin ist zu verständig und umsichtig, um nicht die Folgen berechnet zu haben, die ihre
schnelle Abreise aus der Hauptstadt haben kann, wo sie nur ein schwaches, verstümmeltes Ministerium, leere Cassen, ziemlich heftige Parteiung, entmuthigte Cortes zurückläßt, die sehr geneigt scheinen, sich selbst aufzulösen und zu zerstreuen. Die Reise muß also einen Zweck haben, der in ihren Augen erreicht zu werden verdient, was auch in Madrid erfolgen mag. Und dieser Zweck? Die Zeit wird lehren, ob er wirklich etwas mehr ist als Laune und Unklugheit. Unterdeß ist es von Wichtigkeit, daß die französische Regierung Spanien nicht aus dem Gesichte verliere. Seine Ruhe und die Aufrechthaltung seiner constitutionellen Regierung interessiren Frankreich. Das Cabinet des 1 März ist davon durchdrungen.
Großbritannien.
_ London, 30 Mai.
Haus der Gemeinen. Sitzung vom 29 Mai. Am Morgen dieses Tags, als des Jahrstags der Wiedereinsetzung Karls II (früher wurde er deßhalb als Festtag gehalten), fand sich der Sprecher um 11 Uhr Morgens im Hause ein, um von hier mit den Beamten des Hauses und den etwa anwesenden Mitgliedern in vorgeschriebener Ordnung zum Gottesdienst in St. Margareth zu ziehn. Nur zwei Mitglieder waren gegenwärtig, Sir R. H. Inglis und Hr. Goulburn. – Um 4 Uhr begann dann die gewöhnliche Sitzung. – Unter den eingereichten Bittschriften ist eine aus Manchester, um Aufhebung der Korngesetze, unterzeichnet von 20,820 Weibern, meistens Arbeiterinnen in den Manufacturen, die dem Fortbestehen jener Gesetze ihren häufig eintretenden Mangel an Arbeit zuschreiben. – Auf eine Frage Hrn. C. Bruce's hinsichtlich der Störungen, die der brittische Gottesdienst in Neapel erfahren, antwortet Lord Palmerston, daß allerdings die neapolitanische Regierung zweimal, sowohl beim Bau einer besondern Kirche – obwohl sie denselben früher gestattet – als auch bei Benutzung eines dazu hergestellten Saales, verbietend eingeschritten sey, daß die englische Regierung aber jetzt hoffe, in Folge des neuabzuschließenden Handelsvertrags mit Neapel, auch hinsichtlich des öffentlichen Gottesdienstes von dort sichere Zugeständnisse zu erlangen. – Vor dem Beginn der Ausschußverhandlungen über die Canada-Regierungs- (oder Vereinigungs-)Bill *), machte Hr. Pakington noch einen Antrag auf Vertagung derselben, indem er die beabsichtigte Vereinigung sowohl wegen der geographischen Ausdehnung beider Provinzen, als wegen ihrer nationellen und religiösen Verschiedenheit, als auch wegen ihres
*) Der Gegenstand der Bill ist Wiedervereinigung von Ober- und Nieder-Canada (also Aufhebung eines Theils der Verfassung von 1791) unter einer gemeinsamen Gesetzgebung und Regierung, nur mit ausnahmsweisen Verschiedenheiten hinsichtlich der ausführenden und richterlichen Macht in beiden Provinzen; und demgemäß Veräußerung und Verwandlung der Krondomänen in eine Civilliste, Festsetzung eines regelmäßigen Einkünfte-Systems und Festsetzung von Bezirks-Landgerichten.
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