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Allgemeine Zeitung. Nr. 157. Augsburg, 5. Juni 1840.

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nach, die nämliche bleiben, wenigstens in Bezug auf Deutschland.

Die hiesige Unterzeichnung für Guttenbergs Denkmal ist bis jetzt beinahe zur Summe von 1500 Fr. gestiegen. Man spricht von persönlicher Theilnahme mehrerer hiesigen Gelehrten, Bibliographen, Druckherren und Schriftsetzergehülfen an dem Feste. Bei der Anfertigung der Lyoner Fahne ist es zu heraldischen Streitigkeiten gekommen, bei denen ein Theilnehmer geäußert haben soll: "Ihr Herren, sehet Euch wohl vor, daß Ihr Euch Angesichts der nach Straßburg kommenden deutschen Gelehrten nicht lächerlich macht." Es ist dieß jedenfalls eine Anerkennung, die man sich in Ermangelung anderer öffentlichen gefallen lassen muß. - Wie es jetzt gewiß ist, verliert unsere Stadt und litterarische Facultät den Verfasser des Ahasverus und Prometheus. Quinet ist seit acht Tagen von einer Reise nach Paris zurückgekommen, und hat seine dortige Professur der modernen Litteratur mitgebracht. Da sein Hörsaal durch die Assisen in Anspruch genommen wird, so mag es wohl für dieß Jahr bei den sechs Stunden sein Bewenden haben, mit denen er sein Publicum beglückte, und wofür ihm (hört es, ihr deutschen Gelehrten kleiner Universitäten!) die Summe von 4000 Fr. nicht entgehen kann. Auch Hr. Niviere, dessen gewisse Anstellung als Professor der Agricultur durch die Ministerialkrisis verzögert ward, hat über seine Reise ins landwirthschaftliche Deutschland nur in drei Vorlesungen kurzen Bericht geben können, der inzwischen von demselben Begeisterungsrausch zeugte, den alle zum erstenmal aus Deutschland zurückkommenden Franzosen haben. Man vergleiche die Cousin, Marmier, Lerminier, St. Marc Girardin u. s. w. Oftmals dient den französischen Gelehrten eine Reise nach Deutschland als eine Leiter zu höhern Ehrenstellen. Die Leiter wird fortgeworfen, sobald die Stelle erklommen; was thut man damit, sie hat ausgedient! Ohne diese selbstsüchtigen Absichten zu empfehlen, möchten wir inzwischen doch einem großen Theil deutscher Reisenden wünschen, die Früchte ihrer Reisen mehr zu concentriren, und statt eines gemüthlichen Aufgehens in alle übrigen Volksthümlichkeiten oder eines kalten geschichtlichen Auffassens aller Situationen gesunde praktische Erfahrungen aus den Fremdländern mit als Keime neuer Wohlfahrt ins Vaterland heimzubringen. Wenn ein Franzose ein Fremdland "exploitirt" hat, wirft er den Reisemantel, mit dem er sich eine Zeit lang vor dem Publicum sehen ließ, plötzlich ab. Er wird wieder Mensch; denn dieß Wort scheint ihm synonym mit Franzose. - Uebrigens glaubt man, daß der aus der Revue des deux Mondes bekannte Hippolyt Fortoul Quinets Stelle dahier einnehmen werde.

Tagebuch eines Militärs, der die letzte Expedition mitgemacht, finden wir über den blutigen Tag vom 20 folgende Aufzeichnung: "Wir gingen von Medeah zurück, und nach Verlauf einer Stunde erblickten wir am Fuß eines Hügels, nicht weit vom Wege, eine Colonne von 8000 Mann in Schlachtordnung aufgestellt, die, wie es schien, von dort aus uns beobachten sollte. Wir setzten unsern Marsch fort, indem wir der arabischen Colonne, die sich zu unserer Linken befand, auswichen, und kamen in das Lager der Oelbäume ohne einen Schuß zu thun. Sobald wir aber in einem ziemlich engen Thale waren, wurden wir von den Arabern angegriffen, und die Nachhut, aus dem 17ten leichten Infanterieregiment bestehend, hielt, um dem Feind zu begegnen. Die feindliche Colonne ward immer stärker und das 17te Regiment fand sich abgeschnitten, ohne daß es ihm möglich geworden wäre, so überlegenen Kräften auf lange zu widerstehen; es verlangte Verstärkung, die ihm unglücklicherweise zu spät zukam. Als der Feind sah, daß er es mit einer kleinen Anzahl zu thun hatte, griff er sie mit großer Heftigkeit an; seine Reiter stiegen ab, und besetzten eine kleine Anhöhe, die das 15te ungeschickter Weise verlassen hatte. Ermuthigt durch diesen Vortheil, drängten uns die Araber heftig, die verlangten Verstärkungen kamen nicht schnell genug an, unsere Husaren-Escadrons stiegen ab und suchten als Tirailleurs den Feind zu verhindern, alle Vortheile des Terrains zu benützen. Aber ein reguläres Bataillon Abd-El-Kaders bricht aus einer Schlucht zu unserer Rechten hervor und stürzt sich auf die Nachhut. Endlich kommen die Zuaven und die Tirailleurs von Vincennes und befreien das 17te leichte Regiment, das in diesem Gefechte fast aufgerieben wurde, denn es hat 100 Todte und 380 Verwundete, ja es mußte sogar einige Verwundete zurücklassen. Dessen ungeachtet verdient sein Betragen Lob, denn es ließ sich eher niederhauen, als daß es einen Schritt zurückgewichen wäre. Jeder Soldat hat 120 Patronen verschossen, da die Cavallerie neue herzutrug. An der weißen Ulme haben die Araber eine Compagnie des 17ten angegriffen, die ihre Patronen verschossen hatte. In Folge dieses Gefechts bietet die Nachhut ein trauriges Bild. Da das Feldhospital sich an der Spitze dieser Colonne befand und nicht zurückgehen konnte, weil der Weg durch das Convoi versperrt war, gingen diejenigen Verwundeten, die sich noch fortschleppen konnten, von ihren Cameraden unterstützt. Resultat der Expedition: ein Feldzug von 29 Tagen; Besetzung der Maierei Muzaya und der Stadt Medeah; 2500 Mann kampfunfähig, von denen 700 todt und 1800 krank oder verwundet. Hiernach kann die öffentliche Meinung in Frankreich den Marschall und das Gouvernement beurtheilen, das ihm sein Vertrauen fort und fort schenkt."

Italien.

Der englische Consul hat neulich die im Königreich ansässigen englischen Kaufleute aufgefordert, ihre Ansprüche auf Entschädigung für Verluste einzugeben. Dabei kommen die unbilligsten, empörendsten Forderungen zum Vorschein. Häuser, welche in früheren Jahren vielleicht ein oder zwei Ladungen per Jahr exportirten, verlangen eine Entschädigung von 100,000 bis 200,000 Ducati! - Zu der hier liegenden englischen Flotte von 10 Segeln werden dieser Tage noch 3 Linienschiffe und 2 Dampffregatten erwartet, wahrscheinlich um der Regierung durch eine solche Macht zu imponiren.

Gestern sind mehrere Couriere von Neapel kommend hier durch nach dem Norden geeilt, und seitdem hat man mancherlei düstere Gerüchte in Umlauf gesetzt, welche nicht geeignet sind, die gehegte Hoffnung einer baldigen Beilegung des bestehenden Streites mit England zu bestätigen. Aus Sicilien sind unverbürgte Gerüchte über stattgehabte Ruhestörungen auf mehreren Punkten dieser Insel eingelaufen, indessen müssen wir die nächste Post erwarten, um etwas Bestimmtes darüber mittheilen zu können. - Von unserem diplomatischen Corps haben bereits mehrere Herren einen Urlaub für die heißen Sommermonate erhalten, welche sie zu Erholungsreisen nach einem kühleren Klima verwenden wollen. Der französische Botschafter, Graf Latour-Maubourg, reist mit Familie nach Paris; der russische Gesandte, Hr. v. Potemkin, geht nach dem nördlichen Italien, und der erste Secretär der russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist bereits mit seiner Familie nach St. Petersburg abgereist. - Heute am Himmelfahrtsfeste hat Se. Heiligkeit der Papst der Messe in seiner Pfarrkirche S. Giovanni in Laterano assistirt, und nach Beendigung derselben seinen apostolischen Segen von der Loggia dieses

nach, die nämliche bleiben, wenigstens in Bezug auf Deutschland.

Die hiesige Unterzeichnung für Guttenbergs Denkmal ist bis jetzt beinahe zur Summe von 1500 Fr. gestiegen. Man spricht von persönlicher Theilnahme mehrerer hiesigen Gelehrten, Bibliographen, Druckherren und Schriftsetzergehülfen an dem Feste. Bei der Anfertigung der Lyoner Fahne ist es zu heraldischen Streitigkeiten gekommen, bei denen ein Theilnehmer geäußert haben soll: „Ihr Herren, sehet Euch wohl vor, daß Ihr Euch Angesichts der nach Straßburg kommenden deutschen Gelehrten nicht lächerlich macht.“ Es ist dieß jedenfalls eine Anerkennung, die man sich in Ermangelung anderer öffentlichen gefallen lassen muß. – Wie es jetzt gewiß ist, verliert unsere Stadt und litterarische Facultät den Verfasser des Ahasverus und Prometheus. Quinet ist seit acht Tagen von einer Reise nach Paris zurückgekommen, und hat seine dortige Professur der modernen Litteratur mitgebracht. Da sein Hörsaal durch die Assisen in Anspruch genommen wird, so mag es wohl für dieß Jahr bei den sechs Stunden sein Bewenden haben, mit denen er sein Publicum beglückte, und wofür ihm (hört es, ihr deutschen Gelehrten kleiner Universitäten!) die Summe von 4000 Fr. nicht entgehen kann. Auch Hr. Nivière, dessen gewisse Anstellung als Professor der Agricultur durch die Ministerialkrisis verzögert ward, hat über seine Reise ins landwirthschaftliche Deutschland nur in drei Vorlesungen kurzen Bericht geben können, der inzwischen von demselben Begeisterungsrausch zeugte, den alle zum erstenmal aus Deutschland zurückkommenden Franzosen haben. Man vergleiche die Cousin, Marmier, Lerminier, St. Marc Girardin u. s. w. Oftmals dient den französischen Gelehrten eine Reise nach Deutschland als eine Leiter zu höhern Ehrenstellen. Die Leiter wird fortgeworfen, sobald die Stelle erklommen; was thut man damit, sie hat ausgedient! Ohne diese selbstsüchtigen Absichten zu empfehlen, möchten wir inzwischen doch einem großen Theil deutscher Reisenden wünschen, die Früchte ihrer Reisen mehr zu concentriren, und statt eines gemüthlichen Aufgehens in alle übrigen Volksthümlichkeiten oder eines kalten geschichtlichen Auffassens aller Situationen gesunde praktische Erfahrungen aus den Fremdländern mit als Keime neuer Wohlfahrt ins Vaterland heimzubringen. Wenn ein Franzose ein Fremdland „exploitirt“ hat, wirft er den Reisemantel, mit dem er sich eine Zeit lang vor dem Publicum sehen ließ, plötzlich ab. Er wird wieder Mensch; denn dieß Wort scheint ihm synonym mit Franzose. – Uebrigens glaubt man, daß der aus der Revue des deux Mondes bekannte Hippolyt Fortoul Quinets Stelle dahier einnehmen werde.

Tagebuch eines Militärs, der die letzte Expedition mitgemacht, finden wir über den blutigen Tag vom 20 folgende Aufzeichnung: „Wir gingen von Medeah zurück, und nach Verlauf einer Stunde erblickten wir am Fuß eines Hügels, nicht weit vom Wege, eine Colonne von 8000 Mann in Schlachtordnung aufgestellt, die, wie es schien, von dort aus uns beobachten sollte. Wir setzten unsern Marsch fort, indem wir der arabischen Colonne, die sich zu unserer Linken befand, auswichen, und kamen in das Lager der Oelbäume ohne einen Schuß zu thun. Sobald wir aber in einem ziemlich engen Thale waren, wurden wir von den Arabern angegriffen, und die Nachhut, aus dem 17ten leichten Infanterieregiment bestehend, hielt, um dem Feind zu begegnen. Die feindliche Colonne ward immer stärker und das 17te Regiment fand sich abgeschnitten, ohne daß es ihm möglich geworden wäre, so überlegenen Kräften auf lange zu widerstehen; es verlangte Verstärkung, die ihm unglücklicherweise zu spät zukam. Als der Feind sah, daß er es mit einer kleinen Anzahl zu thun hatte, griff er sie mit großer Heftigkeit an; seine Reiter stiegen ab, und besetzten eine kleine Anhöhe, die das 15te ungeschickter Weise verlassen hatte. Ermuthigt durch diesen Vortheil, drängten uns die Araber heftig, die verlangten Verstärkungen kamen nicht schnell genug an, unsere Husaren-Escadrons stiegen ab und suchten als Tirailleurs den Feind zu verhindern, alle Vortheile des Terrains zu benützen. Aber ein reguläres Bataillon Abd-El-Kaders bricht aus einer Schlucht zu unserer Rechten hervor und stürzt sich auf die Nachhut. Endlich kommen die Zuaven und die Tirailleurs von Vincennes und befreien das 17te leichte Regiment, das in diesem Gefechte fast aufgerieben wurde, denn es hat 100 Todte und 380 Verwundete, ja es mußte sogar einige Verwundete zurücklassen. Dessen ungeachtet verdient sein Betragen Lob, denn es ließ sich eher niederhauen, als daß es einen Schritt zurückgewichen wäre. Jeder Soldat hat 120 Patronen verschossen, da die Cavallerie neue herzutrug. An der weißen Ulme haben die Araber eine Compagnie des 17ten angegriffen, die ihre Patronen verschossen hatte. In Folge dieses Gefechts bietet die Nachhut ein trauriges Bild. Da das Feldhospital sich an der Spitze dieser Colonne befand und nicht zurückgehen konnte, weil der Weg durch das Convoi versperrt war, gingen diejenigen Verwundeten, die sich noch fortschleppen konnten, von ihren Cameraden unterstützt. Resultat der Expedition: ein Feldzug von 29 Tagen; Besetzung der Maierei Muzaya und der Stadt Medeah; 2500 Mann kampfunfähig, von denen 700 todt und 1800 krank oder verwundet. Hiernach kann die öffentliche Meinung in Frankreich den Marschall und das Gouvernement beurtheilen, das ihm sein Vertrauen fort und fort schenkt.“

Italien.

Der englische Consul hat neulich die im Königreich ansässigen englischen Kaufleute aufgefordert, ihre Ansprüche auf Entschädigung für Verluste einzugeben. Dabei kommen die unbilligsten, empörendsten Forderungen zum Vorschein. Häuser, welche in früheren Jahren vielleicht ein oder zwei Ladungen per Jahr exportirten, verlangen eine Entschädigung von 100,000 bis 200,000 Ducati! – Zu der hier liegenden englischen Flotte von 10 Segeln werden dieser Tage noch 3 Linienschiffe und 2 Dampffregatten erwartet, wahrscheinlich um der Regierung durch eine solche Macht zu imponiren.

Gestern sind mehrere Couriere von Neapel kommend hier durch nach dem Norden geeilt, und seitdem hat man mancherlei düstere Gerüchte in Umlauf gesetzt, welche nicht geeignet sind, die gehegte Hoffnung einer baldigen Beilegung des bestehenden Streites mit England zu bestätigen. Aus Sicilien sind unverbürgte Gerüchte über stattgehabte Ruhestörungen auf mehreren Punkten dieser Insel eingelaufen, indessen müssen wir die nächste Post erwarten, um etwas Bestimmtes darüber mittheilen zu können. – Von unserem diplomatischen Corps haben bereits mehrere Herren einen Urlaub für die heißen Sommermonate erhalten, welche sie zu Erholungsreisen nach einem kühleren Klima verwenden wollen. Der französische Botschafter, Graf Latour-Maubourg, reist mit Familie nach Paris; der russische Gesandte, Hr. v. Potemkin, geht nach dem nördlichen Italien, und der erste Secretär der russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist bereits mit seiner Familie nach St. Petersburg abgereist. – Heute am Himmelfahrtsfeste hat Se. Heiligkeit der Papst der Messe in seiner Pfarrkirche S. Giovanni in Laterano assistirt, und nach Beendigung derselben seinen apostolischen Segen von der Loggia dieses

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[1253/0005] nach, die nämliche bleiben, wenigstens in Bezug auf Deutschland. _ Lyon, 30 Mai. Die hiesige Unterzeichnung für Guttenbergs Denkmal ist bis jetzt beinahe zur Summe von 1500 Fr. gestiegen. Man spricht von persönlicher Theilnahme mehrerer hiesigen Gelehrten, Bibliographen, Druckherren und Schriftsetzergehülfen an dem Feste. Bei der Anfertigung der Lyoner Fahne ist es zu heraldischen Streitigkeiten gekommen, bei denen ein Theilnehmer geäußert haben soll: „Ihr Herren, sehet Euch wohl vor, daß Ihr Euch Angesichts der nach Straßburg kommenden deutschen Gelehrten nicht lächerlich macht.“ Es ist dieß jedenfalls eine Anerkennung, die man sich in Ermangelung anderer öffentlichen gefallen lassen muß. – Wie es jetzt gewiß ist, verliert unsere Stadt und litterarische Facultät den Verfasser des Ahasverus und Prometheus. Quinet ist seit acht Tagen von einer Reise nach Paris zurückgekommen, und hat seine dortige Professur der modernen Litteratur mitgebracht. Da sein Hörsaal durch die Assisen in Anspruch genommen wird, so mag es wohl für dieß Jahr bei den sechs Stunden sein Bewenden haben, mit denen er sein Publicum beglückte, und wofür ihm (hört es, ihr deutschen Gelehrten kleiner Universitäten!) die Summe von 4000 Fr. nicht entgehen kann. Auch Hr. Nivière, dessen gewisse Anstellung als Professor der Agricultur durch die Ministerialkrisis verzögert ward, hat über seine Reise ins landwirthschaftliche Deutschland nur in drei Vorlesungen kurzen Bericht geben können, der inzwischen von demselben Begeisterungsrausch zeugte, den alle zum erstenmal aus Deutschland zurückkommenden Franzosen haben. Man vergleiche die Cousin, Marmier, Lerminier, St. Marc Girardin u. s. w. Oftmals dient den französischen Gelehrten eine Reise nach Deutschland als eine Leiter zu höhern Ehrenstellen. Die Leiter wird fortgeworfen, sobald die Stelle erklommen; was thut man damit, sie hat ausgedient! Ohne diese selbstsüchtigen Absichten zu empfehlen, möchten wir inzwischen doch einem großen Theil deutscher Reisenden wünschen, die Früchte ihrer Reisen mehr zu concentriren, und statt eines gemüthlichen Aufgehens in alle übrigen Volksthümlichkeiten oder eines kalten geschichtlichen Auffassens aller Situationen gesunde praktische Erfahrungen aus den Fremdländern mit als Keime neuer Wohlfahrt ins Vaterland heimzubringen. Wenn ein Franzose ein Fremdland „exploitirt“ hat, wirft er den Reisemantel, mit dem er sich eine Zeit lang vor dem Publicum sehen ließ, plötzlich ab. Er wird wieder Mensch; denn dieß Wort scheint ihm synonym mit Franzose. – Uebrigens glaubt man, daß der aus der Revue des deux Mondes bekannte Hippolyt Fortoul Quinets Stelle dahier einnehmen werde. _ Toulon. In dem Tagebuch eines Militärs, der die letzte Expedition mitgemacht, finden wir über den blutigen Tag vom 20 folgende Aufzeichnung: „Wir gingen von Medeah zurück, und nach Verlauf einer Stunde erblickten wir am Fuß eines Hügels, nicht weit vom Wege, eine Colonne von 8000 Mann in Schlachtordnung aufgestellt, die, wie es schien, von dort aus uns beobachten sollte. Wir setzten unsern Marsch fort, indem wir der arabischen Colonne, die sich zu unserer Linken befand, auswichen, und kamen in das Lager der Oelbäume ohne einen Schuß zu thun. Sobald wir aber in einem ziemlich engen Thale waren, wurden wir von den Arabern angegriffen, und die Nachhut, aus dem 17ten leichten Infanterieregiment bestehend, hielt, um dem Feind zu begegnen. Die feindliche Colonne ward immer stärker und das 17te Regiment fand sich abgeschnitten, ohne daß es ihm möglich geworden wäre, so überlegenen Kräften auf lange zu widerstehen; es verlangte Verstärkung, die ihm unglücklicherweise zu spät zukam. Als der Feind sah, daß er es mit einer kleinen Anzahl zu thun hatte, griff er sie mit großer Heftigkeit an; seine Reiter stiegen ab, und besetzten eine kleine Anhöhe, die das 15te ungeschickter Weise verlassen hatte. Ermuthigt durch diesen Vortheil, drängten uns die Araber heftig, die verlangten Verstärkungen kamen nicht schnell genug an, unsere Husaren-Escadrons stiegen ab und suchten als Tirailleurs den Feind zu verhindern, alle Vortheile des Terrains zu benützen. Aber ein reguläres Bataillon Abd-El-Kaders bricht aus einer Schlucht zu unserer Rechten hervor und stürzt sich auf die Nachhut. Endlich kommen die Zuaven und die Tirailleurs von Vincennes und befreien das 17te leichte Regiment, das in diesem Gefechte fast aufgerieben wurde, denn es hat 100 Todte und 380 Verwundete, ja es mußte sogar einige Verwundete zurücklassen. Dessen ungeachtet verdient sein Betragen Lob, denn es ließ sich eher niederhauen, als daß es einen Schritt zurückgewichen wäre. Jeder Soldat hat 120 Patronen verschossen, da die Cavallerie neue herzutrug. An der weißen Ulme haben die Araber eine Compagnie des 17ten angegriffen, die ihre Patronen verschossen hatte. In Folge dieses Gefechts bietet die Nachhut ein trauriges Bild. Da das Feldhospital sich an der Spitze dieser Colonne befand und nicht zurückgehen konnte, weil der Weg durch das Convoi versperrt war, gingen diejenigen Verwundeten, die sich noch fortschleppen konnten, von ihren Cameraden unterstützt. Resultat der Expedition: ein Feldzug von 29 Tagen; Besetzung der Maierei Muzaya und der Stadt Medeah; 2500 Mann kampfunfähig, von denen 700 todt und 1800 krank oder verwundet. Hiernach kann die öffentliche Meinung in Frankreich den Marschall und das Gouvernement beurtheilen, das ihm sein Vertrauen fort und fort schenkt.“ Italien. _ Neapel, 26 Mai. Der englische Consul hat neulich die im Königreich ansässigen englischen Kaufleute aufgefordert, ihre Ansprüche auf Entschädigung für Verluste einzugeben. Dabei kommen die unbilligsten, empörendsten Forderungen zum Vorschein. Häuser, welche in früheren Jahren vielleicht ein oder zwei Ladungen per Jahr exportirten, verlangen eine Entschädigung von 100,000 bis 200,000 Ducati! – Zu der hier liegenden englischen Flotte von 10 Segeln werden dieser Tage noch 3 Linienschiffe und 2 Dampffregatten erwartet, wahrscheinlich um der Regierung durch eine solche Macht zu imponiren. _ Rom, 28 Mai. Gestern sind mehrere Couriere von Neapel kommend hier durch nach dem Norden geeilt, und seitdem hat man mancherlei düstere Gerüchte in Umlauf gesetzt, welche nicht geeignet sind, die gehegte Hoffnung einer baldigen Beilegung des bestehenden Streites mit England zu bestätigen. Aus Sicilien sind unverbürgte Gerüchte über stattgehabte Ruhestörungen auf mehreren Punkten dieser Insel eingelaufen, indessen müssen wir die nächste Post erwarten, um etwas Bestimmtes darüber mittheilen zu können. – Von unserem diplomatischen Corps haben bereits mehrere Herren einen Urlaub für die heißen Sommermonate erhalten, welche sie zu Erholungsreisen nach einem kühleren Klima verwenden wollen. Der französische Botschafter, Graf Latour-Maubourg, reist mit Familie nach Paris; der russische Gesandte, Hr. v. Potemkin, geht nach dem nördlichen Italien, und der erste Secretär der russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist bereits mit seiner Familie nach St. Petersburg abgereist. – Heute am Himmelfahrtsfeste hat Se. Heiligkeit der Papst der Messe in seiner Pfarrkirche S. Giovanni in Laterano assistirt, und nach Beendigung derselben seinen apostolischen Segen von der Loggia dieses

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 157. Augsburg, 5. Juni 1840, S. 1253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_157_18400605/5>, abgerufen am 23.11.2024.