Allgemeine Zeitung. Nr. 157. Augsburg, 5. Juni 1840.Schurke. Um Gottes willen betrüge nur du mich nicht, hilf mir ein kleines Vermögen zusammen bringen. Dem Alexander trau ich auch nicht, du bist der einzige, der mir bleibt; ich beschwöre dich auf den Knien, hilf mir mich und meine Kinder vom Elend retten." Das brittisch-katholische Institut hielt am 26 Mai in der Freimaurerhalle seine Jahresversammlung. Wegen Abwesenheit des Grafen von Shrewsbury, präsidirte Hr. Longdale. Aus dem Bericht des Secretärs erhellte, daß das Institut jetzt 44 Untergesellschaften umfaßt, und sich in allen Theilen der vereinigten Königreiche reißend vermehrt. Unter den Rednern war auch O'Connell, der, nachdem er sich besonders gegen die von der protestantischen Partei vorgebrachten lächerlichen Verleumdungen ausgelassen, mit folgenden Worten schloß: "Der katholische Glaube springt wieder auf in allen Ecken des Landes, und unsere Feinde können uns nicht länger aufrührerische Gesinnungen vorwerfen gegen die Königin, der, Gott weiß, Niemand mehr zugethan ist, als wir. Mag ihr Thron von Ruhm, Reinheit, Glück und Würde umgeben seyn; mag ihr häuslicher Kreis sich vermehren und das Gelispel ihrer Kinder das Mutterherz glücklich machen, und fest und aufrichtig in ihrer Verbindung mit uns." London, 29 Mai. Hrn. Villiers' Vorschlag ans Unterhaus, daß es die Getreidegesetze und deren Folge in Untersuchung nehmen solle, ist, wie Sie wissen, durch eine Mehrheit von 300 (d. h. die ganze Masse der Mitglieder der Torypartei) gegen 177 zurückgewiesen worden. Die Mehrheit war zwar um 24 geringer als bei der vorjährigen Verwerfung; indessen zeigten die Mitglieder dieser Majorität eine so unanständige Hast, den Debatten ein Ende zu machen, daß die Gegner der Korngesetze sich nur um so tiefer verletzt fühlen. Der Convent hat seitdem eine Versammlung gehalten, wobei sehr heftige Beschlüsse gefaßt, und noch heftigere Reden gehalten wurden. Nur die Rücksicht, daß sie dadurch manche ihrer Anhänger zurückschrecken könnten, hat die Glieder des Convents fürs erste noch abgehalten, die Ligue gegen die Getreidegesetze in einen Nationalverein zu weiteren Parlamentsreformen umzuwandeln; doch gehen die Beschlüsse sowohl als die Reden darauf hinaus, alle, welche die Abschaffung dieser Gesetze wünschen, zu überzeugen, daß bei der gegenwärtigen Verfassung des Unterhauses nicht die geringste Aussicht dazu vorhanden sey. Die Mitglieder des Convents sehen wohl ein, daß in diesem Augenblick das Publicum zu gleichgültig in Bezug auf diesen Gestand ist, um auf sonderliche Hülfe von demselben zu rechnen. Aber sie wissen als strebsame Männer zu gut, was Beharrlichkeit vermag, um darum den Muth zu verlieren. Eine Sache ist schon weit vorgerückt, so wie sie sich von einer so zahlreichen Minorität unterstützt findet. Wenn sie also nur sonst dafür sorgen, daß die Gemüther durch Rede und Schrift bearbeitet werden, so ist an einem Anwachs der öffentlichen Meinung für ihre Sache nicht zu zweifeln, bis zuletzt irgend ein günstiger Wind die Fluth so anschwellt, daß sie das Schiff vom Stapel hebt. Auf jeden Fall wird die Sache bei der nächsten allgemeinen Unterhauswahl kräftig angeregt werden, und ein Hauptcriterium für die Zuläßlichkeit der beiderseitigen Candidaten werden. Was weitere Aufmerksamkeit verdient, ist die Ueberreichung einer Bittschrift im Oberhause durch den Bischof vor Norwich von mehreren Geistlichen, welche durch die Kirchenartikel ihr Gewissen beschwert fühlen, und um eine Revision derselben bitten. Das Wunder ist nicht, daß es Geistliche gibt, die nicht ganz mit jenen Artikeln einverstanden sind, sondern daß in einer Zeit wie diese, wo die anglicanische Geistlichkeit sich so verzweifelt an ihr kirchliches Wesen klammert, ein Bischof es wagt, die Klage durch sein Ansehen zu unterstützen. Freilich hat er bereits seinen Lohn empfangen, nicht nur in den Verweisen, welche ihm der Erzbischof von Canterbury und der Bischof von London auf der Stelle gaben, sondern noch mehr in den Schmähungen, womit alle Tory- und Kirchenorgane ihn überhäufen. Indessen stimmten doch jene beiden Prälaten mit ihm in dem Wunsche überein, daß die Kirche wieder die legislative Gewalt besitzen möchte, die sie sonst gehabt, als noch jährliche Synoden berufen wurden. Aber wenn auch der Staat solche Versammlungen zugeben wollte, so fürchtet doch der klügere Theil der Prälaten zu sehr das Skandal, welches der Kampf der Parteien in ihrem Innern erregen würde, wenn dieselben Gelegenheit fänden, ihre gegenseitigen Ansichten durch Anordnungen geltend zu machen. - Lord Stanley hat Peel beauftragt, wegen Familienverhältnisse, welche ihn abhalten würden gegenwärtig zu seyn, die weiteren Berathungen über seine vielbesprochene Bill um eine Woche zu verschieben. In Folge dieser Erklärung hat Lord J. Russell angekündigt, daß er nächsten Donnerstag die weiteren Berathungen über die Vereinigung der beiden Canadas vorschlagen werde. Inzwischen hat er dem Hause Bills über die kirchlichen Ländereien in Ober-Canada, gegen die Bestechung von Wählern in England und Wales, über die Registratur der Wähler und Bestimmung des Wahlrechtes in Irland, vorgelegt. Frankreich. Paris, 31 Mai. (Moniteur.) Die Dampfboote Crocodile und Phare sind in der Nacht vom 29 auf den 30 Mai von Algier in 58 Stunden in Marseille angekommen. Der Herzog von Orleans und der Herzog von Aumale waren an Bord und stiegen Morgens um acht Uhr am Lazareth aus. Hr. v. Lamartine ist nach Macon abgereist, wohin ihn sein 88jähriger Vater dringend gerufen hat. Er hat später eine Reise nach Spanien im Sinn. Marschall Moncey hat, dem National zufolge, es übernommen, das Subscriptionscomite zusammenzusetzen. Die Deputirtenkammer verhandelte am 30 Mai einige unbedeutende Petitionen, und verschob dann neuerdings die Erörterung über den, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffenden Gesetzesentwurf bis nach Erörterung des Budgets, das heißt bis auf die nächste Session. In der Sitzung der Pairskammer vom 30 Mai sagte Hr. Thiers noch zum Schlusse seiner Rede, man habe die Maaßregel der Rentenumwandlung mit Unrecht eine unredliche genannt. Sie sey redlich, denn wenn der Staat den Rentenbesitzern die sicherste Anlegung versprochen habe, so wäre es ungerecht, ihn zu zwingen, ihnen zugleich höhere Zinsen zu gewähren, als andere Arten von Anlegungen verschaffen. In Betreff der Zeitgemäßheit erklärte Hr. Thiers zur Beruhigung der Kammer, daß kein Minister im Stande sey, drei Monate voraus zu sagen, daß er die Conversion machen werde. Zuerst müsse man die Vollmacht dazu haben, und sich dann ihrer zur günstigen Zeit bedienen. "Wenn Sie, setzte der Redner hinzu, durchaus entschlossen sind, die Maaßregel zu verwerfen, so retten Sie wenigstens das Recht. Möge Ihre Entscheidung so ausfallen, daß nicht später daraus eine Collision der Staatsgewalten hervorgehe, sondern daß vielmehr der Einklang der beiden Kammern bewahrt werde. Die Maaßregel stellt sich nicht mehr mit dem leidenschaftlichen und unüberlegten Charakter dar, den sie anfangs gezeigt, und ich bin überzeugt, daß wenn das Gesetz mit einem Amendement votirt würde, die Deputirtenkammer es gern annähme, so daß eine schwere Frage, welche seit zwanzig Jahren auf dem Lande lastet, gelöst seyn Schurke. Um Gottes willen betrüge nur du mich nicht, hilf mir ein kleines Vermögen zusammen bringen. Dem Alexander trau ich auch nicht, du bist der einzige, der mir bleibt; ich beschwöre dich auf den Knien, hilf mir mich und meine Kinder vom Elend retten.“ Das brittisch-katholische Institut hielt am 26 Mai in der Freimaurerhalle seine Jahresversammlung. Wegen Abwesenheit des Grafen von Shrewsbury, präsidirte Hr. Longdale. Aus dem Bericht des Secretärs erhellte, daß das Institut jetzt 44 Untergesellschaften umfaßt, und sich in allen Theilen der vereinigten Königreiche reißend vermehrt. Unter den Rednern war auch O'Connell, der, nachdem er sich besonders gegen die von der protestantischen Partei vorgebrachten lächerlichen Verleumdungen ausgelassen, mit folgenden Worten schloß: „Der katholische Glaube springt wieder auf in allen Ecken des Landes, und unsere Feinde können uns nicht länger aufrührerische Gesinnungen vorwerfen gegen die Königin, der, Gott weiß, Niemand mehr zugethan ist, als wir. Mag ihr Thron von Ruhm, Reinheit, Glück und Würde umgeben seyn; mag ihr häuslicher Kreis sich vermehren und das Gelispel ihrer Kinder das Mutterherz glücklich machen, und fest und aufrichtig in ihrer Verbindung mit uns.“ London, 29 Mai. Hrn. Villiers' Vorschlag ans Unterhaus, daß es die Getreidegesetze und deren Folge in Untersuchung nehmen solle, ist, wie Sie wissen, durch eine Mehrheit von 300 (d. h. die ganze Masse der Mitglieder der Torypartei) gegen 177 zurückgewiesen worden. Die Mehrheit war zwar um 24 geringer als bei der vorjährigen Verwerfung; indessen zeigten die Mitglieder dieser Majorität eine so unanständige Hast, den Debatten ein Ende zu machen, daß die Gegner der Korngesetze sich nur um so tiefer verletzt fühlen. Der Convent hat seitdem eine Versammlung gehalten, wobei sehr heftige Beschlüsse gefaßt, und noch heftigere Reden gehalten wurden. Nur die Rücksicht, daß sie dadurch manche ihrer Anhänger zurückschrecken könnten, hat die Glieder des Convents fürs erste noch abgehalten, die Ligue gegen die Getreidegesetze in einen Nationalverein zu weiteren Parlamentsreformen umzuwandeln; doch gehen die Beschlüsse sowohl als die Reden darauf hinaus, alle, welche die Abschaffung dieser Gesetze wünschen, zu überzeugen, daß bei der gegenwärtigen Verfassung des Unterhauses nicht die geringste Aussicht dazu vorhanden sey. Die Mitglieder des Convents sehen wohl ein, daß in diesem Augenblick das Publicum zu gleichgültig in Bezug auf diesen Gestand ist, um auf sonderliche Hülfe von demselben zu rechnen. Aber sie wissen als strebsame Männer zu gut, was Beharrlichkeit vermag, um darum den Muth zu verlieren. Eine Sache ist schon weit vorgerückt, so wie sie sich von einer so zahlreichen Minorität unterstützt findet. Wenn sie also nur sonst dafür sorgen, daß die Gemüther durch Rede und Schrift bearbeitet werden, so ist an einem Anwachs der öffentlichen Meinung für ihre Sache nicht zu zweifeln, bis zuletzt irgend ein günstiger Wind die Fluth so anschwellt, daß sie das Schiff vom Stapel hebt. Auf jeden Fall wird die Sache bei der nächsten allgemeinen Unterhauswahl kräftig angeregt werden, und ein Hauptcriterium für die Zuläßlichkeit der beiderseitigen Candidaten werden. Was weitere Aufmerksamkeit verdient, ist die Ueberreichung einer Bittschrift im Oberhause durch den Bischof vor Norwich von mehreren Geistlichen, welche durch die Kirchenartikel ihr Gewissen beschwert fühlen, und um eine Revision derselben bitten. Das Wunder ist nicht, daß es Geistliche gibt, die nicht ganz mit jenen Artikeln einverstanden sind, sondern daß in einer Zeit wie diese, wo die anglicanische Geistlichkeit sich so verzweifelt an ihr kirchliches Wesen klammert, ein Bischof es wagt, die Klage durch sein Ansehen zu unterstützen. Freilich hat er bereits seinen Lohn empfangen, nicht nur in den Verweisen, welche ihm der Erzbischof von Canterbury und der Bischof von London auf der Stelle gaben, sondern noch mehr in den Schmähungen, womit alle Tory- und Kirchenorgane ihn überhäufen. Indessen stimmten doch jene beiden Prälaten mit ihm in dem Wunsche überein, daß die Kirche wieder die legislative Gewalt besitzen möchte, die sie sonst gehabt, als noch jährliche Synoden berufen wurden. Aber wenn auch der Staat solche Versammlungen zugeben wollte, so fürchtet doch der klügere Theil der Prälaten zu sehr das Skandal, welches der Kampf der Parteien in ihrem Innern erregen würde, wenn dieselben Gelegenheit fänden, ihre gegenseitigen Ansichten durch Anordnungen geltend zu machen. – Lord Stanley hat Peel beauftragt, wegen Familienverhältnisse, welche ihn abhalten würden gegenwärtig zu seyn, die weiteren Berathungen über seine vielbesprochene Bill um eine Woche zu verschieben. In Folge dieser Erklärung hat Lord J. Russell angekündigt, daß er nächsten Donnerstag die weiteren Berathungen über die Vereinigung der beiden Canadas vorschlagen werde. Inzwischen hat er dem Hause Bills über die kirchlichen Ländereien in Ober-Canada, gegen die Bestechung von Wählern in England und Wales, über die Registratur der Wähler und Bestimmung des Wahlrechtes in Irland, vorgelegt. Frankreich. Paris, 31 Mai. (Moniteur.) Die Dampfboote Crocodile und Phare sind in der Nacht vom 29 auf den 30 Mai von Algier in 58 Stunden in Marseille angekommen. Der Herzog von Orleans und der Herzog von Aumale waren an Bord und stiegen Morgens um acht Uhr am Lazareth aus. Hr. v. Lamartine ist nach Macon abgereist, wohin ihn sein 88jähriger Vater dringend gerufen hat. Er hat später eine Reise nach Spanien im Sinn. Marschall Moncey hat, dem National zufolge, es übernommen, das Subscriptionscomité zusammenzusetzen. Die Deputirtenkammer verhandelte am 30 Mai einige unbedeutende Petitionen, und verschob dann neuerdings die Erörterung über den, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffenden Gesetzesentwurf bis nach Erörterung des Budgets, das heißt bis auf die nächste Session. In der Sitzung der Pairskammer vom 30 Mai sagte Hr. Thiers noch zum Schlusse seiner Rede, man habe die Maaßregel der Rentenumwandlung mit Unrecht eine unredliche genannt. Sie sey redlich, denn wenn der Staat den Rentenbesitzern die sicherste Anlegung versprochen habe, so wäre es ungerecht, ihn zu zwingen, ihnen zugleich höhere Zinsen zu gewähren, als andere Arten von Anlegungen verschaffen. In Betreff der Zeitgemäßheit erklärte Hr. Thiers zur Beruhigung der Kammer, daß kein Minister im Stande sey, drei Monate voraus zu sagen, daß er die Conversion machen werde. Zuerst müsse man die Vollmacht dazu haben, und sich dann ihrer zur günstigen Zeit bedienen. „Wenn Sie, setzte der Redner hinzu, durchaus entschlossen sind, die Maaßregel zu verwerfen, so retten Sie wenigstens das Recht. Möge Ihre Entscheidung so ausfallen, daß nicht später daraus eine Collision der Staatsgewalten hervorgehe, sondern daß vielmehr der Einklang der beiden Kammern bewahrt werde. Die Maaßregel stellt sich nicht mehr mit dem leidenschaftlichen und unüberlegten Charakter dar, den sie anfangs gezeigt, und ich bin überzeugt, daß wenn das Gesetz mit einem Amendement votirt würde, die Deputirtenkammer es gern annähme, so daß eine schwere Frage, welche seit zwanzig Jahren auf dem Lande lastet, gelöst seyn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="1251"/> Schurke. Um Gottes willen betrüge nur du mich nicht, hilf mir ein kleines Vermögen zusammen bringen. Dem Alexander trau ich auch nicht, du bist der einzige, der mir bleibt; ich beschwöre dich auf den Knien, hilf mir mich und meine Kinder vom Elend retten.“</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">brittisch</hi>-<hi rendition="#g">katholische Institut</hi> hielt am 26 Mai in der Freimaurerhalle seine Jahresversammlung. Wegen Abwesenheit des Grafen von Shrewsbury, präsidirte Hr. Longdale. Aus dem Bericht des Secretärs erhellte, daß das Institut jetzt 44 Untergesellschaften umfaßt, und sich in allen Theilen der vereinigten Königreiche reißend vermehrt. Unter den Rednern war auch O'Connell, der, nachdem er sich besonders gegen die von der protestantischen Partei vorgebrachten lächerlichen Verleumdungen ausgelassen, mit folgenden Worten schloß: „Der katholische Glaube springt wieder auf in allen Ecken des Landes, und unsere Feinde können uns nicht länger aufrührerische Gesinnungen vorwerfen gegen die Königin, der, Gott weiß, Niemand mehr zugethan ist, als wir. Mag ihr Thron von Ruhm, Reinheit, Glück und Würde umgeben seyn; mag ihr häuslicher Kreis sich vermehren und das Gelispel ihrer Kinder das Mutterherz glücklich machen, und fest und aufrichtig in ihrer Verbindung mit uns.“</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 29 Mai.</dateline> <p> Hrn. Villiers' Vorschlag ans Unterhaus, daß es die Getreidegesetze und deren Folge in Untersuchung nehmen solle, ist, wie Sie wissen, durch eine Mehrheit von 300 (d. h. die ganze Masse der Mitglieder der Torypartei) gegen 177 zurückgewiesen worden. Die Mehrheit war zwar um 24 geringer als bei der vorjährigen Verwerfung; indessen zeigten die Mitglieder dieser Majorität eine so unanständige Hast, den Debatten ein Ende zu machen, daß die Gegner der Korngesetze sich nur um so tiefer verletzt fühlen. Der Convent hat seitdem eine Versammlung gehalten, wobei sehr heftige Beschlüsse gefaßt, und noch heftigere Reden gehalten wurden. Nur die Rücksicht, daß sie dadurch manche ihrer Anhänger zurückschrecken könnten, hat die Glieder des Convents fürs erste noch abgehalten, die Ligue gegen die Getreidegesetze in einen Nationalverein zu weiteren Parlamentsreformen umzuwandeln; doch gehen die Beschlüsse sowohl als die Reden darauf hinaus, alle, welche die Abschaffung dieser Gesetze wünschen, zu überzeugen, daß bei der gegenwärtigen Verfassung des Unterhauses nicht die geringste Aussicht dazu vorhanden sey. Die Mitglieder des Convents sehen wohl ein, daß in diesem Augenblick das Publicum zu gleichgültig in Bezug auf diesen Gestand ist, um auf sonderliche Hülfe von demselben zu rechnen. Aber sie wissen als strebsame Männer zu gut, was Beharrlichkeit vermag, um darum den Muth zu verlieren. Eine Sache ist schon weit vorgerückt, so wie sie sich von einer so zahlreichen Minorität unterstützt findet. Wenn sie also nur sonst dafür sorgen, daß die Gemüther durch Rede und Schrift bearbeitet werden, so ist an einem Anwachs der öffentlichen Meinung für ihre Sache nicht zu zweifeln, bis zuletzt irgend ein günstiger Wind die Fluth so anschwellt, daß sie das Schiff vom Stapel hebt. Auf jeden Fall wird die Sache bei der nächsten allgemeinen Unterhauswahl kräftig angeregt werden, und ein Hauptcriterium für die Zuläßlichkeit der beiderseitigen Candidaten werden. Was weitere Aufmerksamkeit verdient, ist die Ueberreichung einer Bittschrift im Oberhause durch den Bischof vor Norwich von mehreren Geistlichen, welche durch die Kirchenartikel ihr Gewissen beschwert fühlen, und um eine Revision derselben bitten. Das Wunder ist nicht, daß es Geistliche gibt, die nicht ganz mit jenen Artikeln einverstanden sind, sondern daß in einer Zeit wie diese, wo die anglicanische Geistlichkeit sich so verzweifelt an ihr kirchliches Wesen klammert, ein Bischof es wagt, die Klage durch sein Ansehen zu unterstützen. Freilich hat er bereits seinen Lohn empfangen, nicht nur in den Verweisen, welche ihm der Erzbischof von Canterbury und der Bischof von London auf der Stelle gaben, sondern noch mehr in den Schmähungen, womit alle Tory- und Kirchenorgane ihn überhäufen. Indessen stimmten doch jene beiden Prälaten mit ihm in dem Wunsche überein, daß die Kirche wieder die legislative Gewalt besitzen möchte, die sie sonst gehabt, als noch jährliche Synoden berufen wurden. Aber wenn auch der Staat solche Versammlungen zugeben wollte, so fürchtet doch der klügere Theil der Prälaten zu sehr das Skandal, welches der Kampf der Parteien in ihrem Innern erregen würde, wenn dieselben Gelegenheit fänden, ihre gegenseitigen Ansichten durch Anordnungen geltend zu machen. – Lord Stanley hat Peel beauftragt, wegen Familienverhältnisse, welche ihn abhalten würden gegenwärtig zu seyn, die weiteren Berathungen über seine vielbesprochene Bill um eine Woche zu verschieben. In Folge dieser Erklärung hat Lord J. Russell angekündigt, daß er nächsten Donnerstag die weiteren Berathungen über die Vereinigung der beiden Canadas vorschlagen werde. Inzwischen hat er dem Hause Bills über die kirchlichen Ländereien in Ober-Canada, gegen die Bestechung von Wählern in England und Wales, über die Registratur der Wähler und Bestimmung des Wahlrechtes in Irland, vorgelegt.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 31 Mai.</dateline><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Moniteur</hi>.) Die Dampfboote Crocodile und Phare sind in der Nacht vom 29 auf den 30 Mai von Algier in 58 Stunden in Marseille angekommen. Der Herzog von Orleans und der Herzog von Aumale waren an Bord und stiegen Morgens um acht Uhr am Lazareth aus.</p><lb/> <p>Hr. v. Lamartine ist nach Macon abgereist, wohin ihn sein 88jähriger Vater dringend gerufen hat. Er hat später eine Reise nach Spanien im Sinn.</p><lb/> <p>Marschall Moncey hat, dem <hi rendition="#g">National</hi> zufolge, es übernommen, das Subscriptionscomité zusammenzusetzen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> verhandelte am 30 Mai einige unbedeutende Petitionen, und verschob dann neuerdings die Erörterung über den, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffenden Gesetzesentwurf bis nach Erörterung des Budgets, das heißt bis auf die nächste Session.</p><lb/> <p>In der Sitzung der <hi rendition="#g">Pairskammer</hi> vom 30 Mai sagte Hr. <hi rendition="#g">Thiers</hi> noch zum Schlusse seiner Rede, man habe die Maaßregel der Rentenumwandlung mit Unrecht eine unredliche genannt. Sie sey redlich, denn wenn der Staat den Rentenbesitzern die sicherste Anlegung versprochen habe, so wäre es ungerecht, ihn zu zwingen, ihnen zugleich höhere Zinsen zu gewähren, als andere Arten von Anlegungen verschaffen. In Betreff der Zeitgemäßheit erklärte Hr. Thiers zur Beruhigung der Kammer, daß kein Minister im Stande sey, drei Monate voraus zu sagen, daß er die Conversion machen werde. Zuerst müsse man die Vollmacht dazu haben, und sich dann ihrer zur günstigen Zeit bedienen. „Wenn Sie, setzte der Redner hinzu, durchaus entschlossen sind, die Maaßregel zu verwerfen, so retten Sie wenigstens das Recht. Möge Ihre Entscheidung so ausfallen, daß nicht später daraus eine Collision der Staatsgewalten hervorgehe, sondern daß vielmehr der Einklang der beiden Kammern bewahrt werde. Die Maaßregel stellt sich nicht mehr mit dem leidenschaftlichen und unüberlegten Charakter dar, den sie anfangs gezeigt, und ich bin überzeugt, daß wenn das Gesetz mit einem Amendement votirt würde, die Deputirtenkammer es gern annähme, so daß eine schwere Frage, welche seit zwanzig Jahren auf dem Lande lastet, gelöst seyn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1251/0003]
Schurke. Um Gottes willen betrüge nur du mich nicht, hilf mir ein kleines Vermögen zusammen bringen. Dem Alexander trau ich auch nicht, du bist der einzige, der mir bleibt; ich beschwöre dich auf den Knien, hilf mir mich und meine Kinder vom Elend retten.“
Das brittisch-katholische Institut hielt am 26 Mai in der Freimaurerhalle seine Jahresversammlung. Wegen Abwesenheit des Grafen von Shrewsbury, präsidirte Hr. Longdale. Aus dem Bericht des Secretärs erhellte, daß das Institut jetzt 44 Untergesellschaften umfaßt, und sich in allen Theilen der vereinigten Königreiche reißend vermehrt. Unter den Rednern war auch O'Connell, der, nachdem er sich besonders gegen die von der protestantischen Partei vorgebrachten lächerlichen Verleumdungen ausgelassen, mit folgenden Worten schloß: „Der katholische Glaube springt wieder auf in allen Ecken des Landes, und unsere Feinde können uns nicht länger aufrührerische Gesinnungen vorwerfen gegen die Königin, der, Gott weiß, Niemand mehr zugethan ist, als wir. Mag ihr Thron von Ruhm, Reinheit, Glück und Würde umgeben seyn; mag ihr häuslicher Kreis sich vermehren und das Gelispel ihrer Kinder das Mutterherz glücklich machen, und fest und aufrichtig in ihrer Verbindung mit uns.“
_ London, 29 Mai. Hrn. Villiers' Vorschlag ans Unterhaus, daß es die Getreidegesetze und deren Folge in Untersuchung nehmen solle, ist, wie Sie wissen, durch eine Mehrheit von 300 (d. h. die ganze Masse der Mitglieder der Torypartei) gegen 177 zurückgewiesen worden. Die Mehrheit war zwar um 24 geringer als bei der vorjährigen Verwerfung; indessen zeigten die Mitglieder dieser Majorität eine so unanständige Hast, den Debatten ein Ende zu machen, daß die Gegner der Korngesetze sich nur um so tiefer verletzt fühlen. Der Convent hat seitdem eine Versammlung gehalten, wobei sehr heftige Beschlüsse gefaßt, und noch heftigere Reden gehalten wurden. Nur die Rücksicht, daß sie dadurch manche ihrer Anhänger zurückschrecken könnten, hat die Glieder des Convents fürs erste noch abgehalten, die Ligue gegen die Getreidegesetze in einen Nationalverein zu weiteren Parlamentsreformen umzuwandeln; doch gehen die Beschlüsse sowohl als die Reden darauf hinaus, alle, welche die Abschaffung dieser Gesetze wünschen, zu überzeugen, daß bei der gegenwärtigen Verfassung des Unterhauses nicht die geringste Aussicht dazu vorhanden sey. Die Mitglieder des Convents sehen wohl ein, daß in diesem Augenblick das Publicum zu gleichgültig in Bezug auf diesen Gestand ist, um auf sonderliche Hülfe von demselben zu rechnen. Aber sie wissen als strebsame Männer zu gut, was Beharrlichkeit vermag, um darum den Muth zu verlieren. Eine Sache ist schon weit vorgerückt, so wie sie sich von einer so zahlreichen Minorität unterstützt findet. Wenn sie also nur sonst dafür sorgen, daß die Gemüther durch Rede und Schrift bearbeitet werden, so ist an einem Anwachs der öffentlichen Meinung für ihre Sache nicht zu zweifeln, bis zuletzt irgend ein günstiger Wind die Fluth so anschwellt, daß sie das Schiff vom Stapel hebt. Auf jeden Fall wird die Sache bei der nächsten allgemeinen Unterhauswahl kräftig angeregt werden, und ein Hauptcriterium für die Zuläßlichkeit der beiderseitigen Candidaten werden. Was weitere Aufmerksamkeit verdient, ist die Ueberreichung einer Bittschrift im Oberhause durch den Bischof vor Norwich von mehreren Geistlichen, welche durch die Kirchenartikel ihr Gewissen beschwert fühlen, und um eine Revision derselben bitten. Das Wunder ist nicht, daß es Geistliche gibt, die nicht ganz mit jenen Artikeln einverstanden sind, sondern daß in einer Zeit wie diese, wo die anglicanische Geistlichkeit sich so verzweifelt an ihr kirchliches Wesen klammert, ein Bischof es wagt, die Klage durch sein Ansehen zu unterstützen. Freilich hat er bereits seinen Lohn empfangen, nicht nur in den Verweisen, welche ihm der Erzbischof von Canterbury und der Bischof von London auf der Stelle gaben, sondern noch mehr in den Schmähungen, womit alle Tory- und Kirchenorgane ihn überhäufen. Indessen stimmten doch jene beiden Prälaten mit ihm in dem Wunsche überein, daß die Kirche wieder die legislative Gewalt besitzen möchte, die sie sonst gehabt, als noch jährliche Synoden berufen wurden. Aber wenn auch der Staat solche Versammlungen zugeben wollte, so fürchtet doch der klügere Theil der Prälaten zu sehr das Skandal, welches der Kampf der Parteien in ihrem Innern erregen würde, wenn dieselben Gelegenheit fänden, ihre gegenseitigen Ansichten durch Anordnungen geltend zu machen. – Lord Stanley hat Peel beauftragt, wegen Familienverhältnisse, welche ihn abhalten würden gegenwärtig zu seyn, die weiteren Berathungen über seine vielbesprochene Bill um eine Woche zu verschieben. In Folge dieser Erklärung hat Lord J. Russell angekündigt, daß er nächsten Donnerstag die weiteren Berathungen über die Vereinigung der beiden Canadas vorschlagen werde. Inzwischen hat er dem Hause Bills über die kirchlichen Ländereien in Ober-Canada, gegen die Bestechung von Wählern in England und Wales, über die Registratur der Wähler und Bestimmung des Wahlrechtes in Irland, vorgelegt.
Frankreich.
_ Paris, 31 Mai.
(Moniteur.) Die Dampfboote Crocodile und Phare sind in der Nacht vom 29 auf den 30 Mai von Algier in 58 Stunden in Marseille angekommen. Der Herzog von Orleans und der Herzog von Aumale waren an Bord und stiegen Morgens um acht Uhr am Lazareth aus.
Hr. v. Lamartine ist nach Macon abgereist, wohin ihn sein 88jähriger Vater dringend gerufen hat. Er hat später eine Reise nach Spanien im Sinn.
Marschall Moncey hat, dem National zufolge, es übernommen, das Subscriptionscomité zusammenzusetzen.
Die Deputirtenkammer verhandelte am 30 Mai einige unbedeutende Petitionen, und verschob dann neuerdings die Erörterung über den, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffenden Gesetzesentwurf bis nach Erörterung des Budgets, das heißt bis auf die nächste Session.
In der Sitzung der Pairskammer vom 30 Mai sagte Hr. Thiers noch zum Schlusse seiner Rede, man habe die Maaßregel der Rentenumwandlung mit Unrecht eine unredliche genannt. Sie sey redlich, denn wenn der Staat den Rentenbesitzern die sicherste Anlegung versprochen habe, so wäre es ungerecht, ihn zu zwingen, ihnen zugleich höhere Zinsen zu gewähren, als andere Arten von Anlegungen verschaffen. In Betreff der Zeitgemäßheit erklärte Hr. Thiers zur Beruhigung der Kammer, daß kein Minister im Stande sey, drei Monate voraus zu sagen, daß er die Conversion machen werde. Zuerst müsse man die Vollmacht dazu haben, und sich dann ihrer zur günstigen Zeit bedienen. „Wenn Sie, setzte der Redner hinzu, durchaus entschlossen sind, die Maaßregel zu verwerfen, so retten Sie wenigstens das Recht. Möge Ihre Entscheidung so ausfallen, daß nicht später daraus eine Collision der Staatsgewalten hervorgehe, sondern daß vielmehr der Einklang der beiden Kammern bewahrt werde. Die Maaßregel stellt sich nicht mehr mit dem leidenschaftlichen und unüberlegten Charakter dar, den sie anfangs gezeigt, und ich bin überzeugt, daß wenn das Gesetz mit einem Amendement votirt würde, die Deputirtenkammer es gern annähme, so daß eine schwere Frage, welche seit zwanzig Jahren auf dem Lande lastet, gelöst seyn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |