Allgemeine Zeitung. Nr. 155. Augsburg, 3. Juni 1840.Lord John Russell, Hr. Muntz für die Motion: doch bezeugt während der letzten Reden das Haus schon große Ungeduld, und macht durch sein häufiges Geschrei: divide, divide eine zweite Rede Hrn. Villiers fast unverständlich. Lord John Russell empfiehlt eine Herabsetzung der Kornzölle, besonders mit Rücksicht auf den fremden Handel. Er sey für die Committee, übrigens wolle sich die Regierung als solche vorerst nicht einmischen, weil dadurch der Parteizwist über diese Frage für den Augenblick nur gesteigert würde. Bei der Abstimmung wird die Motion mit 300 gegen 177 Stimmen (Majorität von 123) verworfen. Hr. Pigot (Solicitor-General) bittet hierauf in einer kurzen vorläufig erklärenden Rede um die Erlaubniß, seine Bill über Registration der irischen Wähler einzubringen. Der Hauptinhalt derselben ist Feststellung einer regelmäßigen Revision der Listen durch die Barrister, mit Appell an das Haus gegen Einwand. Das Haus gestattet die Einführung der Bill. Frankreich. Paris, 29 Mai. Der Moniteur bringt nun den Schluß der gestern erwähnten und durch die Nacht unterbrochenen Depesche, der nur folgende Zeile befaßt: "Ich ließ die Truppen im Lager von Muzaia, wo beträchtliche Magazine sind." Eine telegraphische Depesche des Seepräfecten von Toulon vom 28 Mai an den Seeminister meldet: "Am 14 Mai hat ein für unsere Waffen ehrenvolles Gefecht in der Nähe von Oran stattgefunden." (Temps.) Man sagte diesen Abend (28) in mehreren politischen Salons, daß Marschall Valee abberufen sey und General Trezel ihn im Gouvernement von Algier ersetzen würde. [irrelevantes Material] In der Pairskammer kam am 29 Mai der Rentenconversionsentwurf zur Erörterung. Die Galerien waren stark besetzt. Hr. Villiers du Terrage sprach zuerst dagegen. Der Entwurf trage das Gepräge der Ungesetzlichkeit, der Undankbarkeit, der Ungerechtigkeit und der Wortbrüchigkeit an sich. Das gegenwärtige Ministerium würde nicht von sich selbst den Entwurf vorgelegt haben... Diese Versicherung ward sogleich von dem Finanzminister mit Bestimmtheit widersprochen, der sich dann noch in die Widerlegung der andern von dem Redner angeführten Gründe umständlich einließ. Hr. Merilhou vertheidigt sodann die Interessen der Rentenbesitzer, die schon seit 16 Jahren von der Pairskammer vertheidigt worden seyen. Hr. d'Argout ist nicht für den Entwurf, so wie er von der Deputirtenkammer votirt worden, sondern für eine Modification. Die Meinung der Majorität der Commission enthalte etwas Trostloses für die Steuerpflichtigen, da sie nie eine Erleichterung von der sie bedrückenden Staatsschuld hoffen könnten. (Abgang der Post.) [irrelevantes Material] Die Deputirtenkammer beschäftigte sich am 29 Mai zuerst mit Petitionen und entschied dann, daß sie vor andern Gesetzesentwürfen sich am folgenden Tage mit der Erörterung des Gesetzes über die Anwendung der Kinder in den Fabriken beschäftigen würde. (National.) Die ministerielle Presse sowohl, als die bonapartistische, hat ihre Columnen der Subscription für die dem Andenken Napoleons zu erweisenden Ehrenbezeugungen eröffnet. Das Siecle, der Courrier francais und der Constitutionnel haben diese Subscription angekündigt und empfohlen. Der Temps gesellt sich ihnen bei und verlangt, daß Frankreich sich der Regierung anschließe "um das große Genie, welches die Revolution uns gegeben und das den Ruhm des Landes so sehr erhöht hat, würdig zu ehren." Die Subscriptionsliste des Siecle beläuft sich heute (28) auf 4,840 Fr., die des Courrier francais auf 2394 Fr. 60 C. und die des Capitole auf 1811 Fr. 80 C. Nichts deutet bis jetzt an, daß die Subscription jenen Charakter der Einstimmigkeit darbieten werde, der nöthig gewesen wäre, um sie mit Recht, wie einige Organe der bonapartistischen Partei bereits gethan haben, eine Nationalsubscription zu nennen. Folgende Bemerkung im Constitutionnel deutet darauf hin, daß das Cabinet nicht gesonnen ist, sich auf irgend eine Weise der Subscription entgegenzusetzen: "Ein Comite soll zur Leitung der Subscription für die Abholung der Asche Napoleons eingesetzt werden. Wir können bereits versichern, daß dieses Comite in seinem Schooße die den Institutionen und der Monarchie ergebensten Männer enthalten, und diese große Nationaldemonstration auf keine Weise den Charakter eines Parteiacts annehmen wird. Man versicherte diesen Abend, Marschall Gerard habe den Vorsitz bei diesem Comite angenommen." Das Journal des Debats spricht sich mit Entschiedenheit gegen diese Subscription aus. Es sagt unter Anderm: "Was sollen wir von der Unklugheit des Ministeriums sagen, das eine solche Subscription duldet? Wer sieht nicht die Gefahren derselben ein? Wer sieht nicht alle Folgen einer solchen Maaßregel voraus? Die Subscription wird alle Leidenschaften, die sich aus dem Namen Napoleons eine Waffe machten, wieder auffrischen. Die Subscribenten werden sich in eine feindselige Stellung gegen die Kammer und die Regierung versetzen. Man wird ein Subscriptionscomite, das heißt einen Mittelpunkt bonapartistischer Gedanken und Gefühle haben. Wie will man sie in Zügel halten? Vor der Subscription war es Frankreich, das Napoleon eine feierliche Huldigung erwies, seit der Subscription ist es eine Partei, die ihm eine Huldigung darbringt. Das Andenken Napoleons verliert dabei; denn die Huldigung verkleinert, vergiftet sich. Wir hätten gewünscht, daß das Ministerium diesem gefährlichen und verhängnißvollen Schritt Einhalt thue. Da dieß nicht der Fall ist, so wenden wir uns an die Weisheit und die gesunde Vernunft des Landes. Wir fordern es auf, den Zustand der Dinge genau zu erwägen und sich zwischen der von der Kammer auf den Vorschlag der Regierung selbst votirten Million und zwischen der Subscription, die man heute eröffnen will, zu entscheiden. Wird das Land das Votum der Kammer billigen, oder tadeln? Dieß ist die Frage. Die Million der Kammer ist für das Andenken Bonaparte's zureichend; alles Uebrige würde man nur den bonapartischen Ideen geben. Jetzt mag sich das Land aussprechen!" Paris, 27 Mai. Das Votum der Deputirtenkammer über die Leichenfeier Napoleons hat der conservativen Partei einige Hoffnung gegeben, und man betrachtet das Ministerium Thiers nicht als unerschütterlich. Die Stellung des Conseilpräsidenten wird in der That kritisch. Er hat viele Credite verlangt; man läßt ihn gewähren, weil dieses System zwei Resultate hat: erstens sichert es dem Ministerium, das ihn ersetzen wird, große Hülfsquellen; und dann darf man wohl sagen, daß die so oft wiederholten Geldforderungen dem Ministerium die Popularität nehmen und Hrn. Thiers jenen Charakter eines faiseur d'affaires geben, dessen man ihn bis jetzt beschuldigt hat. Wohlerwogen ist der Stand des Budgets beunruhigend, nicht etwa, als wenn bei gewöhnlichem Lauf der Dinge Frankreich durch ein noch so bedeutendes Budget in Verlegenheit gebracht werden könnte: jede Anleihe wird mit Leichtigkeit gemacht werden; aber man denke sich einen Krieg, Verwirrung im Innern des Staats, und dieses Budget wird eine gefährliche Wunde. Der Minister nähert sich dem Augenblick, wo er die Versprechungen, die er gegeben, realisiren soll. Sie sehen schon, daß man von einer Veränderung in den Präfecturen Lord John Russell, Hr. Muntz für die Motion: doch bezeugt während der letzten Reden das Haus schon große Ungeduld, und macht durch sein häufiges Geschrei: divide, divide eine zweite Rede Hrn. Villiers fast unverständlich. Lord John Russell empfiehlt eine Herabsetzung der Kornzölle, besonders mit Rücksicht auf den fremden Handel. Er sey für die Committee, übrigens wolle sich die Regierung als solche vorerst nicht einmischen, weil dadurch der Parteizwist über diese Frage für den Augenblick nur gesteigert würde. Bei der Abstimmung wird die Motion mit 300 gegen 177 Stimmen (Majorität von 123) verworfen. Hr. Pigot (Solicitor-General) bittet hierauf in einer kurzen vorläufig erklärenden Rede um die Erlaubniß, seine Bill über Registration der irischen Wähler einzubringen. Der Hauptinhalt derselben ist Feststellung einer regelmäßigen Revision der Listen durch die Barrister, mit Appell an das Haus gegen Einwand. Das Haus gestattet die Einführung der Bill. Frankreich. Paris, 29 Mai. Der Moniteur bringt nun den Schluß der gestern erwähnten und durch die Nacht unterbrochenen Depesche, der nur folgende Zeile befaßt: „Ich ließ die Truppen im Lager von Muzaia, wo beträchtliche Magazine sind.“ Eine telegraphische Depesche des Seepräfecten von Toulon vom 28 Mai an den Seeminister meldet: „Am 14 Mai hat ein für unsere Waffen ehrenvolles Gefecht in der Nähe von Oran stattgefunden.“ (Temps.) Man sagte diesen Abend (28) in mehreren politischen Salons, daß Marschall Valée abberufen sey und General Trezel ihn im Gouvernement von Algier ersetzen würde. [irrelevantes Material] In der Pairskammer kam am 29 Mai der Rentenconversionsentwurf zur Erörterung. Die Galerien waren stark besetzt. Hr. Villiers du Terrage sprach zuerst dagegen. Der Entwurf trage das Gepräge der Ungesetzlichkeit, der Undankbarkeit, der Ungerechtigkeit und der Wortbrüchigkeit an sich. Das gegenwärtige Ministerium würde nicht von sich selbst den Entwurf vorgelegt haben... Diese Versicherung ward sogleich von dem Finanzminister mit Bestimmtheit widersprochen, der sich dann noch in die Widerlegung der andern von dem Redner angeführten Gründe umständlich einließ. Hr. Merilhou vertheidigt sodann die Interessen der Rentenbesitzer, die schon seit 16 Jahren von der Pairskammer vertheidigt worden seyen. Hr. d'Argout ist nicht für den Entwurf, so wie er von der Deputirtenkammer votirt worden, sondern für eine Modification. Die Meinung der Majorität der Commission enthalte etwas Trostloses für die Steuerpflichtigen, da sie nie eine Erleichterung von der sie bedrückenden Staatsschuld hoffen könnten. (Abgang der Post.) [irrelevantes Material] Die Deputirtenkammer beschäftigte sich am 29 Mai zuerst mit Petitionen und entschied dann, daß sie vor andern Gesetzesentwürfen sich am folgenden Tage mit der Erörterung des Gesetzes über die Anwendung der Kinder in den Fabriken beschäftigen würde. (National.) Die ministerielle Presse sowohl, als die bonapartistische, hat ihre Columnen der Subscription für die dem Andenken Napoleons zu erweisenden Ehrenbezeugungen eröffnet. Das Siècle, der Courrier français und der Constitutionnel haben diese Subscription angekündigt und empfohlen. Der Temps gesellt sich ihnen bei und verlangt, daß Frankreich sich der Regierung anschließe „um das große Genie, welches die Revolution uns gegeben und das den Ruhm des Landes so sehr erhöht hat, würdig zu ehren.“ Die Subscriptionsliste des Siècle beläuft sich heute (28) auf 4,840 Fr., die des Courrier français auf 2394 Fr. 60 C. und die des Capitole auf 1811 Fr. 80 C. Nichts deutet bis jetzt an, daß die Subscription jenen Charakter der Einstimmigkeit darbieten werde, der nöthig gewesen wäre, um sie mit Recht, wie einige Organe der bonapartistischen Partei bereits gethan haben, eine Nationalsubscription zu nennen. Folgende Bemerkung im Constitutionnel deutet darauf hin, daß das Cabinet nicht gesonnen ist, sich auf irgend eine Weise der Subscription entgegenzusetzen: „Ein Comité soll zur Leitung der Subscription für die Abholung der Asche Napoleons eingesetzt werden. Wir können bereits versichern, daß dieses Comité in seinem Schooße die den Institutionen und der Monarchie ergebensten Männer enthalten, und diese große Nationaldemonstration auf keine Weise den Charakter eines Parteiacts annehmen wird. Man versicherte diesen Abend, Marschall Gérard habe den Vorsitz bei diesem Comité angenommen.“ Das Journal des Débats spricht sich mit Entschiedenheit gegen diese Subscription aus. Es sagt unter Anderm: „Was sollen wir von der Unklugheit des Ministeriums sagen, das eine solche Subscription duldet? Wer sieht nicht die Gefahren derselben ein? Wer sieht nicht alle Folgen einer solchen Maaßregel voraus? Die Subscription wird alle Leidenschaften, die sich aus dem Namen Napoleons eine Waffe machten, wieder auffrischen. Die Subscribenten werden sich in eine feindselige Stellung gegen die Kammer und die Regierung versetzen. Man wird ein Subscriptionscomité, das heißt einen Mittelpunkt bonapartistischer Gedanken und Gefühle haben. Wie will man sie in Zügel halten? Vor der Subscription war es Frankreich, das Napoleon eine feierliche Huldigung erwies, seit der Subscription ist es eine Partei, die ihm eine Huldigung darbringt. Das Andenken Napoleons verliert dabei; denn die Huldigung verkleinert, vergiftet sich. Wir hätten gewünscht, daß das Ministerium diesem gefährlichen und verhängnißvollen Schritt Einhalt thue. Da dieß nicht der Fall ist, so wenden wir uns an die Weisheit und die gesunde Vernunft des Landes. Wir fordern es auf, den Zustand der Dinge genau zu erwägen und sich zwischen der von der Kammer auf den Vorschlag der Regierung selbst votirten Million und zwischen der Subscription, die man heute eröffnen will, zu entscheiden. Wird das Land das Votum der Kammer billigen, oder tadeln? Dieß ist die Frage. Die Million der Kammer ist für das Andenken Bonaparte's zureichend; alles Uebrige würde man nur den bonapartischen Ideen geben. Jetzt mag sich das Land aussprechen!“ Paris, 27 Mai. Das Votum der Deputirtenkammer über die Leichenfeier Napoleons hat der conservativen Partei einige Hoffnung gegeben, und man betrachtet das Ministerium Thiers nicht als unerschütterlich. Die Stellung des Conseilpräsidenten wird in der That kritisch. Er hat viele Credite verlangt; man läßt ihn gewähren, weil dieses System zwei Resultate hat: erstens sichert es dem Ministerium, das ihn ersetzen wird, große Hülfsquellen; und dann darf man wohl sagen, daß die so oft wiederholten Geldforderungen dem Ministerium die Popularität nehmen und Hrn. Thiers jenen Charakter eines faiseur d'affaires geben, dessen man ihn bis jetzt beschuldigt hat. Wohlerwogen ist der Stand des Budgets beunruhigend, nicht etwa, als wenn bei gewöhnlichem Lauf der Dinge Frankreich durch ein noch so bedeutendes Budget in Verlegenheit gebracht werden könnte: jede Anleihe wird mit Leichtigkeit gemacht werden; aber man denke sich einen Krieg, Verwirrung im Innern des Staats, und dieses Budget wird eine gefährliche Wunde. Der Minister nähert sich dem Augenblick, wo er die Versprechungen, die er gegeben, realisiren soll. 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Die Subscription wird alle Leidenschaften, die sich aus dem Namen Napoleons eine Waffe machten, wieder auffrischen. Die Subscribenten werden sich in eine feindselige Stellung gegen die Kammer und die Regierung versetzen. Man wird ein Subscriptionscomité, das heißt einen Mittelpunkt bonapartistischer Gedanken und Gefühle haben. Wie will man sie in Zügel halten? Vor der Subscription war es Frankreich, das Napoleon eine feierliche Huldigung erwies, seit der Subscription ist es eine Partei, die ihm eine Huldigung darbringt. Das Andenken Napoleons verliert dabei; denn die Huldigung verkleinert, vergiftet sich. Wir hätten gewünscht, daß das Ministerium diesem gefährlichen und verhängnißvollen Schritt Einhalt thue. Da dieß nicht der Fall ist, so wenden wir uns an die Weisheit und die gesunde Vernunft des Landes. Wir fordern es auf, den Zustand der Dinge genau zu erwägen und sich zwischen der von der Kammer auf den Vorschlag der Regierung selbst votirten Million und zwischen der Subscription, die man heute eröffnen will, zu entscheiden. Wird das Land das Votum der Kammer billigen, oder tadeln? Dieß ist die Frage. Die Million der Kammer ist für das Andenken Bonaparte's zureichend; alles Uebrige würde man nur den bonapartischen Ideen geben. Jetzt mag sich das Land aussprechen!“</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 27 Mai.</dateline> <p> Das Votum der Deputirtenkammer über die Leichenfeier Napoleons hat der conservativen Partei einige Hoffnung gegeben, und man betrachtet das Ministerium Thiers nicht als unerschütterlich. Die Stellung des Conseilpräsidenten wird in der That kritisch. 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Lord John Russell, Hr. Muntz für die Motion: doch bezeugt während der letzten Reden das Haus schon große Ungeduld, und macht durch sein häufiges Geschrei: divide, divide eine zweite Rede Hrn. Villiers fast unverständlich. Lord John Russell empfiehlt eine Herabsetzung der Kornzölle, besonders mit Rücksicht auf den fremden Handel. Er sey für die Committee, übrigens wolle sich die Regierung als solche vorerst nicht einmischen, weil dadurch der Parteizwist über diese Frage für den Augenblick nur gesteigert würde. Bei der Abstimmung wird die Motion mit 300 gegen 177 Stimmen (Majorität von 123) verworfen. Hr. Pigot (Solicitor-General) bittet hierauf in einer kurzen vorläufig erklärenden Rede um die Erlaubniß, seine Bill über Registration der irischen Wähler einzubringen. Der Hauptinhalt derselben ist Feststellung einer regelmäßigen Revision der Listen durch die Barrister, mit Appell an das Haus gegen Einwand. Das Haus gestattet die Einführung der Bill.
Frankreich.
_ Paris, 29 Mai.
Der Moniteur bringt nun den Schluß der gestern erwähnten und durch die Nacht unterbrochenen Depesche, der nur folgende Zeile befaßt: „Ich ließ die Truppen im Lager von Muzaia, wo beträchtliche Magazine sind.“ Eine telegraphische Depesche des Seepräfecten von Toulon vom 28 Mai an den Seeminister meldet: „Am 14 Mai hat ein für unsere Waffen ehrenvolles Gefecht in der Nähe von Oran stattgefunden.“
(Temps.) Man sagte diesen Abend (28) in mehreren politischen Salons, daß Marschall Valée abberufen sey und General Trezel ihn im Gouvernement von Algier ersetzen würde.
_ In der Pairskammer kam am 29 Mai der Rentenconversionsentwurf zur Erörterung. Die Galerien waren stark besetzt. Hr. Villiers du Terrage sprach zuerst dagegen. Der Entwurf trage das Gepräge der Ungesetzlichkeit, der Undankbarkeit, der Ungerechtigkeit und der Wortbrüchigkeit an sich. Das gegenwärtige Ministerium würde nicht von sich selbst den Entwurf vorgelegt haben... Diese Versicherung ward sogleich von dem Finanzminister mit Bestimmtheit widersprochen, der sich dann noch in die Widerlegung der andern von dem Redner angeführten Gründe umständlich einließ. Hr. Merilhou vertheidigt sodann die Interessen der Rentenbesitzer, die schon seit 16 Jahren von der Pairskammer vertheidigt worden seyen. Hr. d'Argout ist nicht für den Entwurf, so wie er von der Deputirtenkammer votirt worden, sondern für eine Modification. Die Meinung der Majorität der Commission enthalte etwas Trostloses für die Steuerpflichtigen, da sie nie eine Erleichterung von der sie bedrückenden Staatsschuld hoffen könnten. (Abgang der Post.)
_ Die Deputirtenkammer beschäftigte sich am 29 Mai zuerst mit Petitionen und entschied dann, daß sie vor andern Gesetzesentwürfen sich am folgenden Tage mit der Erörterung des Gesetzes über die Anwendung der Kinder in den Fabriken beschäftigen würde.
(National.) Die ministerielle Presse sowohl, als die bonapartistische, hat ihre Columnen der Subscription für die dem Andenken Napoleons zu erweisenden Ehrenbezeugungen eröffnet. Das Siècle, der Courrier français und der Constitutionnel haben diese Subscription angekündigt und empfohlen. Der Temps gesellt sich ihnen bei und verlangt, daß Frankreich sich der Regierung anschließe „um das große Genie, welches die Revolution uns gegeben und das den Ruhm des Landes so sehr erhöht hat, würdig zu ehren.“ Die Subscriptionsliste des Siècle beläuft sich heute (28) auf 4,840 Fr., die des Courrier français auf 2394 Fr. 60 C. und die des Capitole auf 1811 Fr. 80 C. Nichts deutet bis jetzt an, daß die Subscription jenen Charakter der Einstimmigkeit darbieten werde, der nöthig gewesen wäre, um sie mit Recht, wie einige Organe der bonapartistischen Partei bereits gethan haben, eine Nationalsubscription zu nennen. Folgende Bemerkung im Constitutionnel deutet darauf hin, daß das Cabinet nicht gesonnen ist, sich auf irgend eine Weise der Subscription entgegenzusetzen: „Ein Comité soll zur Leitung der Subscription für die Abholung der Asche Napoleons eingesetzt werden. Wir können bereits versichern, daß dieses Comité in seinem Schooße die den Institutionen und der Monarchie ergebensten Männer enthalten, und diese große Nationaldemonstration auf keine Weise den Charakter eines Parteiacts annehmen wird. Man versicherte diesen Abend, Marschall Gérard habe den Vorsitz bei diesem Comité angenommen.“
Das Journal des Débats spricht sich mit Entschiedenheit gegen diese Subscription aus. Es sagt unter Anderm: „Was sollen wir von der Unklugheit des Ministeriums sagen, das eine solche Subscription duldet? Wer sieht nicht die Gefahren derselben ein? Wer sieht nicht alle Folgen einer solchen Maaßregel voraus? Die Subscription wird alle Leidenschaften, die sich aus dem Namen Napoleons eine Waffe machten, wieder auffrischen. Die Subscribenten werden sich in eine feindselige Stellung gegen die Kammer und die Regierung versetzen. Man wird ein Subscriptionscomité, das heißt einen Mittelpunkt bonapartistischer Gedanken und Gefühle haben. Wie will man sie in Zügel halten? Vor der Subscription war es Frankreich, das Napoleon eine feierliche Huldigung erwies, seit der Subscription ist es eine Partei, die ihm eine Huldigung darbringt. Das Andenken Napoleons verliert dabei; denn die Huldigung verkleinert, vergiftet sich. Wir hätten gewünscht, daß das Ministerium diesem gefährlichen und verhängnißvollen Schritt Einhalt thue. Da dieß nicht der Fall ist, so wenden wir uns an die Weisheit und die gesunde Vernunft des Landes. Wir fordern es auf, den Zustand der Dinge genau zu erwägen und sich zwischen der von der Kammer auf den Vorschlag der Regierung selbst votirten Million und zwischen der Subscription, die man heute eröffnen will, zu entscheiden. Wird das Land das Votum der Kammer billigen, oder tadeln? Dieß ist die Frage. Die Million der Kammer ist für das Andenken Bonaparte's zureichend; alles Uebrige würde man nur den bonapartischen Ideen geben. Jetzt mag sich das Land aussprechen!“
_ Paris, 27 Mai. Das Votum der Deputirtenkammer über die Leichenfeier Napoleons hat der conservativen Partei einige Hoffnung gegeben, und man betrachtet das Ministerium Thiers nicht als unerschütterlich. Die Stellung des Conseilpräsidenten wird in der That kritisch. Er hat viele Credite verlangt; man läßt ihn gewähren, weil dieses System zwei Resultate hat: erstens sichert es dem Ministerium, das ihn ersetzen wird, große Hülfsquellen; und dann darf man wohl sagen, daß die so oft wiederholten Geldforderungen dem Ministerium die Popularität nehmen und Hrn. Thiers jenen Charakter eines faiseur d'affaires geben, dessen man ihn bis jetzt beschuldigt hat. Wohlerwogen ist der Stand des Budgets beunruhigend, nicht etwa, als wenn bei gewöhnlichem Lauf der Dinge Frankreich durch ein noch so bedeutendes Budget in Verlegenheit gebracht werden könnte: jede Anleihe wird mit Leichtigkeit gemacht werden; aber man denke sich einen Krieg, Verwirrung im Innern des Staats, und dieses Budget wird eine gefährliche Wunde. Der Minister nähert sich dem Augenblick, wo er die Versprechungen, die er gegeben, realisiren soll. Sie sehen schon, daß man von einer Veränderung in den Präfecturen
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