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Allgemeine Zeitung. Nr. 147. Augsburg, 26. Mai 1840.

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Anderm wurde das ganze Lager der sämmtlichen seit hundert Jahren fortgesetzten Annalen der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften ein Raub der Flammen.

Oesterreich.

Gestern fand in den herrlich geschmückten Localitäten des kaiserl. Hofgartens das alljährliche "Blumenfest" mit gewohnter Pracht statt. Neben dem höchsten Adel waren die Botschafter und Gesandten, wie üblich eingeladen. Nach dem Dejeuner begann der Tanz, an welchem mehrere Mitglieder des Kaiserhauses Theil nahmen. Se. Maj. der Kaiser schien äußerst gut gelaunt, man bemerkte ihn häufig in freundlichem Gespräche mit den Gesandten. - Zwischen heute und morgen erfolgt der Ueberzug des kaiserlichen Hofes von hier nach dem Lustschlosse von Schönbrunn; auch Fürst Metternich wird in diesen Tagen seine Sommervilla am Rennwege dahier beziehen. - Die Frau Herzogin von Anhalt-Köthen ist bereits wieder von hier nach Gräfenberg abgegangen. - Aus Stockholm ist der zum Gesandten bei den Höfen von Karlsruhe und Darmstadt ernannte Graf Ugarte eingetroffen, und wird sich binnen kurzem auf seinen neuen Posten begeben.

Dieses Frühjahr ist in vielfacher Art merkwürdig, unter Anderm auch an seltenen Naturerscheinungen. So hatten wir unter andern am letzten April ein ziemlich starkes Erdbeben, begleitet von einem heftigen Sturme. Ein Vorbote dieses Naturereignisses zeigte sich schon am 26 April, wo man einen heftigen Stoß spürte. Am 30 Nachts bald nach 10 Uhr waren die Bebungen so stark, daß z. B. in dem Gränzorte Altendorf (zwischen Galizien und Ungarn) Schornsteine einstürzten und Glocken von selbst zu läuten anfingen. Risse in den Mauern, so wie an Ufern von Flüssen sind noch als Spuren zu sehen. Ein neuer Winter trat bald darauf ein, und die Karpathen schneiten noch einmal bis an ihren Fuß herab tief ein. Auch in den Ebenen und Thälern fiel am 1 Mai viel Schnee, worauf noch mehrere Nächte starkes Eis fror. Erst seit dem 7 ist es etwas milder; noch aber sprossen die Bäume kaum, und die Vegetation liegt noch im Schlummer. Alles dieß vermehrte sich noch durch die Trockenheit, denn ein scharfer Wind weht fortwährend, welcher alle Feuchtigkeit schnell entführt. Vorgestern endlich überzogen Gewitter mit starkem und dabei warmem Regen dieß Gebirgsland, und seitdem fängt es an aufzuleben. Die Saaten sind unter diesen Umständen sehr zurück, und der Frühjahrsanbau hat sich verzögert. Die Getreidepreise sind im Steigen, indem die Aussichten auf die heurige Ernte nicht sehr glänzend sind, obgleich fruchtbare Witterung noch Alles wieder gut machen kann. An Viehfutter tritt bereits Mangel ein, weil unsere kleinern Landwirthe auf keine Vorräthe halten, und vom Anfange des Mai's an gewöhnlich schon auf die Ernährung auf der Weide rechnen. Noch ist in Betreff des oben beschriebenen Erdbebens zu bemerken, daß es sich längs des Hauptstockes der Karpathen, die Tatra genannt, am stärksten zeigte, und daß gleichzeitig ein Gewitter mit Schneesturm über dasselbe zog, welches in der Kronstadt Menyard in den Kirchthurm einschlug und denselben, ohne zu zünden, zerschmetterte.

Persien.

Aus Semlin berichtet man, daß die bei Belgrad versammelten serbischen Volksmassen sich zum größten Theil wieder nach Haus begeben haben, auf die bestimmte Zusicherung des Fürsten, daß einige von dem Volk hart angeklagte Beamte bereits aus dem Staatsdienst entfernt seyen, eine weitere Entscheidung aber von Konstantinopel erwartet werden müsse; ferner, daß er nächstens das Land bereisen, das Volk besuchen, und den Regierungssitz wieder nach Kragujevatz verlegen werde. Als charakteristisches Zeichen der neuen Bewegung wird berichtet, daß das Volk zwei gerade auf dem Lande verweilende Mitglieder des Senats, den das Volk unter Anderm beschuldigt, den Fürsten eingeschränkt und der von der allgemein gewünschten Bereisung des Landes abgehalten zu haben, gebunden nach Belgrad schleppte, und sie dem Fürsten überlieferte, der sie natürlich alsbald wieder in Freiheit setzte.

Anderm wurde das ganze Lager der sämmtlichen seit hundert Jahren fortgesetzten Annalen der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften ein Raub der Flammen.

Oesterreich.

Gestern fand in den herrlich geschmückten Localitäten des kaiserl. Hofgartens das alljährliche „Blumenfest“ mit gewohnter Pracht statt. Neben dem höchsten Adel waren die Botschafter und Gesandten, wie üblich eingeladen. Nach dem Dejeuner begann der Tanz, an welchem mehrere Mitglieder des Kaiserhauses Theil nahmen. Se. Maj. der Kaiser schien äußerst gut gelaunt, man bemerkte ihn häufig in freundlichem Gespräche mit den Gesandten. – Zwischen heute und morgen erfolgt der Ueberzug des kaiserlichen Hofes von hier nach dem Lustschlosse von Schönbrunn; auch Fürst Metternich wird in diesen Tagen seine Sommervilla am Rennwege dahier beziehen. – Die Frau Herzogin von Anhalt-Köthen ist bereits wieder von hier nach Gräfenberg abgegangen. – Aus Stockholm ist der zum Gesandten bei den Höfen von Karlsruhe und Darmstadt ernannte Graf Ugarte eingetroffen, und wird sich binnen kurzem auf seinen neuen Posten begeben.

Dieses Frühjahr ist in vielfacher Art merkwürdig, unter Anderm auch an seltenen Naturerscheinungen. So hatten wir unter andern am letzten April ein ziemlich starkes Erdbeben, begleitet von einem heftigen Sturme. Ein Vorbote dieses Naturereignisses zeigte sich schon am 26 April, wo man einen heftigen Stoß spürte. Am 30 Nachts bald nach 10 Uhr waren die Bebungen so stark, daß z. B. in dem Gränzorte Altendorf (zwischen Galizien und Ungarn) Schornsteine einstürzten und Glocken von selbst zu läuten anfingen. Risse in den Mauern, so wie an Ufern von Flüssen sind noch als Spuren zu sehen. Ein neuer Winter trat bald darauf ein, und die Karpathen schneiten noch einmal bis an ihren Fuß herab tief ein. Auch in den Ebenen und Thälern fiel am 1 Mai viel Schnee, worauf noch mehrere Nächte starkes Eis fror. Erst seit dem 7 ist es etwas milder; noch aber sprossen die Bäume kaum, und die Vegetation liegt noch im Schlummer. Alles dieß vermehrte sich noch durch die Trockenheit, denn ein scharfer Wind weht fortwährend, welcher alle Feuchtigkeit schnell entführt. Vorgestern endlich überzogen Gewitter mit starkem und dabei warmem Regen dieß Gebirgsland, und seitdem fängt es an aufzuleben. Die Saaten sind unter diesen Umständen sehr zurück, und der Frühjahrsanbau hat sich verzögert. Die Getreidepreise sind im Steigen, indem die Aussichten auf die heurige Ernte nicht sehr glänzend sind, obgleich fruchtbare Witterung noch Alles wieder gut machen kann. An Viehfutter tritt bereits Mangel ein, weil unsere kleinern Landwirthe auf keine Vorräthe halten, und vom Anfange des Mai's an gewöhnlich schon auf die Ernährung auf der Weide rechnen. Noch ist in Betreff des oben beschriebenen Erdbebens zu bemerken, daß es sich längs des Hauptstockes der Karpathen, die Tatra genannt, am stärksten zeigte, und daß gleichzeitig ein Gewitter mit Schneesturm über dasselbe zog, welches in der Kronstadt Menyard in den Kirchthurm einschlug und denselben, ohne zu zünden, zerschmetterte.

Persien.

Aus Semlin berichtet man, daß die bei Belgrad versammelten serbischen Volksmassen sich zum größten Theil wieder nach Haus begeben haben, auf die bestimmte Zusicherung des Fürsten, daß einige von dem Volk hart angeklagte Beamte bereits aus dem Staatsdienst entfernt seyen, eine weitere Entscheidung aber von Konstantinopel erwartet werden müsse; ferner, daß er nächstens das Land bereisen, das Volk besuchen, und den Regierungssitz wieder nach Kragujevatz verlegen werde. Als charakteristisches Zeichen der neuen Bewegung wird berichtet, daß das Volk zwei gerade auf dem Lande verweilende Mitglieder des Senats, den das Volk unter Anderm beschuldigt, den Fürsten eingeschränkt und der von der allgemein gewünschten Bereisung des Landes abgehalten zu haben, gebunden nach Belgrad schleppte, und sie dem Fürsten überlieferte, der sie natürlich alsbald wieder in Freiheit setzte.

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[1176/0008] Anderm wurde das ganze Lager der sämmtlichen seit hundert Jahren fortgesetzten Annalen der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften ein Raub der Flammen. Oesterreich. _ Wien, 20 Mai. Gestern fand in den herrlich geschmückten Localitäten des kaiserl. Hofgartens das alljährliche „Blumenfest“ mit gewohnter Pracht statt. Neben dem höchsten Adel waren die Botschafter und Gesandten, wie üblich eingeladen. Nach dem Dejeuner begann der Tanz, an welchem mehrere Mitglieder des Kaiserhauses Theil nahmen. Se. Maj. der Kaiser schien äußerst gut gelaunt, man bemerkte ihn häufig in freundlichem Gespräche mit den Gesandten. – Zwischen heute und morgen erfolgt der Ueberzug des kaiserlichen Hofes von hier nach dem Lustschlosse von Schönbrunn; auch Fürst Metternich wird in diesen Tagen seine Sommervilla am Rennwege dahier beziehen. – Die Frau Herzogin von Anhalt-Köthen ist bereits wieder von hier nach Gräfenberg abgegangen. – Aus Stockholm ist der zum Gesandten bei den Höfen von Karlsruhe und Darmstadt ernannte Graf Ugarte eingetroffen, und wird sich binnen kurzem auf seinen neuen Posten begeben. _ Aus den Karpathen, 12 Mai. Dieses Frühjahr ist in vielfacher Art merkwürdig, unter Anderm auch an seltenen Naturerscheinungen. So hatten wir unter andern am letzten April ein ziemlich starkes Erdbeben, begleitet von einem heftigen Sturme. Ein Vorbote dieses Naturereignisses zeigte sich schon am 26 April, wo man einen heftigen Stoß spürte. Am 30 Nachts bald nach 10 Uhr waren die Bebungen so stark, daß z. B. in dem Gränzorte Altendorf (zwischen Galizien und Ungarn) Schornsteine einstürzten und Glocken von selbst zu läuten anfingen. Risse in den Mauern, so wie an Ufern von Flüssen sind noch als Spuren zu sehen. Ein neuer Winter trat bald darauf ein, und die Karpathen schneiten noch einmal bis an ihren Fuß herab tief ein. Auch in den Ebenen und Thälern fiel am 1 Mai viel Schnee, worauf noch mehrere Nächte starkes Eis fror. Erst seit dem 7 ist es etwas milder; noch aber sprossen die Bäume kaum, und die Vegetation liegt noch im Schlummer. Alles dieß vermehrte sich noch durch die Trockenheit, denn ein scharfer Wind weht fortwährend, welcher alle Feuchtigkeit schnell entführt. Vorgestern endlich überzogen Gewitter mit starkem und dabei warmem Regen dieß Gebirgsland, und seitdem fängt es an aufzuleben. Die Saaten sind unter diesen Umständen sehr zurück, und der Frühjahrsanbau hat sich verzögert. Die Getreidepreise sind im Steigen, indem die Aussichten auf die heurige Ernte nicht sehr glänzend sind, obgleich fruchtbare Witterung noch Alles wieder gut machen kann. An Viehfutter tritt bereits Mangel ein, weil unsere kleinern Landwirthe auf keine Vorräthe halten, und vom Anfange des Mai's an gewöhnlich schon auf die Ernährung auf der Weide rechnen. Noch ist in Betreff des oben beschriebenen Erdbebens zu bemerken, daß es sich längs des Hauptstockes der Karpathen, die Tatra genannt, am stärksten zeigte, und daß gleichzeitig ein Gewitter mit Schneesturm über dasselbe zog, welches in der Kronstadt Menyard in den Kirchthurm einschlug und denselben, ohne zu zünden, zerschmetterte. Persien. _ Wien, 20 Mai. Aus Semlin berichtet man, daß die bei Belgrad versammelten serbischen Volksmassen sich zum größten Theil wieder nach Haus begeben haben, auf die bestimmte Zusicherung des Fürsten, daß einige von dem Volk hart angeklagte Beamte bereits aus dem Staatsdienst entfernt seyen, eine weitere Entscheidung aber von Konstantinopel erwartet werden müsse; ferner, daß er nächstens das Land bereisen, das Volk besuchen, und den Regierungssitz wieder nach Kragujevatz verlegen werde. Als charakteristisches Zeichen der neuen Bewegung wird berichtet, daß das Volk zwei gerade auf dem Lande verweilende Mitglieder des Senats, den das Volk unter Anderm beschuldigt, den Fürsten eingeschränkt und der von der allgemein gewünschten Bereisung des Landes abgehalten zu haben, gebunden nach Belgrad schleppte, und sie dem Fürsten überlieferte, der sie natürlich alsbald wieder in Freiheit setzte.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 147. Augsburg, 26. Mai 1840, S. 1176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_147_18400526/8>, abgerufen am 21.11.2024.