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Allgemeine Zeitung. Nr. 146. Augsburg, 25. Mai 1840.

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neapolitanischen Regierung, hinsichtlich der Schwefelfrage, antragen werde.

Haus der Gemeinen. Unter den zu Anfang der Sitzung eingereichten Petitionen ist eine um Unterdrückung des gegenwärtigen Stempelbriefpapiers, dessen Verzierungen für ein Pasquill auf das Gesicht der Königin erklärt werden. Hr. O'Connell bringt 65 neue Petitionen gegen Lord Stanley's irische Registrationsbill, eine davon mit 60,000 Unterschriften. Auch aus Liverpool und Belfast werden mehrere von je 8000 bis 6000 Bürgern unterzeichnete Bittschriften gegen die Bill eingereicht; dagegen von Lord Sandon eine gleichfalls aus Liverpool mit 20,000 Unterschriften zu Gunsten der Bill und mit dem Gesuche, daß sich das Haus durch die betrügerischer Weise angestifteten anderen Liverpooler Petitionen nicht von der dritten Verlesung der Bill abhalten lassen möge. Sir W. Somerville macht hierauf eine Motion auf Beseitigung der Bill, indem dieselbe das Wahlrecht in Irland noch mehr beschränke, während schon jetzt Irland gegen England sehr zurückstehe - in England gibt es auf 8 1/2 Millionen Bevölkerung 344,000 Wähler, in Irland auf 7 Millionen nur 60,000.

Die schottische Generalgesellschaft hat des Grafen v. Aberdeens Kirchenbill (vergl. Allgem. Z. vom 13 Mai) verworfen, und des edlen Lords Sich einmischen in diese Angelegenheit abgelehnt.

Die reiche Gemäldesammlung des verstorbenen Sir Simon Clarke ist in London einzeln verkauft worden, und zwar mit einem Ertrag von 29,000 Pf. Die beiden darin befindlichen Gemälde Murillo's, der gute Hirt und das Kind Sanct Johannes, kamen das erste für 3045 Pf. an Baron Rothschild, das zweite für 2100 Pf. an Lord Ashburton.

Die gefundenen blutbefleckten Kleidungsstücke Courvoisiers bestehen, wie man jetzt erfährt, in nichts als einem Paar Handschuh, die ihm aber allerdings angehören sollen.

Frankreich.

Mehrere Journale sagen, am 18 Mai sollen Depeschen von dem Herzog von Orleans an den Präsidenten des Conseils angekommen seyn, welche melden, daß der Prinz sich am 23 nach Toulon einschiffen würde.

(Commerce.) Marschall Clauzel ist zum Berichterstatter über den Entwurf wegen Abholung der Asche Napoleons ernannt. Auf dem Seeministerium beschäftigt man sich viel mit Vorkehrungen zu der Reise nach St. Helena. Man scheint die Corvette Favorite der Fregatte Belle Poule für diese Expedition beigesellen zu wollen. In der Corvette soll eine Chambre ardente eingerichtet und der Sarg an ihren Bord gebracht werden. Ein Geistlicher von der Kirche St. Louis soll von der Königin zur Begleitung dieser kostbaren Ueberreste bezeichnet worden seyn. Unter den Personen, welche die Reise mitmachen sollen, nennt man die Generale Gourgaud und Montholon, Hrn. Emmanuel Las Cases, statt seines Vaters, der wegen seines Gesundheitszustandes die Reise nicht aushalten könnte. Es ist noch nicht gewiß, ob General Bertrand zu der Deputation gehört, der Hr. Scheffer als Maler beigesellt werden soll. Marchand, der treue Kammerdiener des Kaisers, sollte natürlich dabei seyn; hier bot sich aber eine Schwierigkeit wegen der Stellung dar, die er auf der von dem Prinzen bestiegenen Fregatte haben würde. Indessen bot sich ein glückliches Auskunftsmittel dar. Einestheils ist Marchand Officier der Nationalgarde; andererseits ward ausgemacht, daß, da der vertraute Diener des Kaisers sich nicht von dessen Resten trennen wollen wird, er die Ueberfahrt auf der Favorite machen wird, während sein Grad in der Bürgermiliz ihm das Recht gibt, an der Tafel des Commandanten der Corvette Platz zu nehmen. Wir hätten in unserer Seeleneinfalt an alles dieß nicht gedacht; die Prinzen haben aber Adjutanten und Ordonnanzofficiere, und diese müssen doch zu etwas nützen.

Die Einwohner der Stadt St. Denis haben in einer Petition an die Deputirtenkammer die Bitte gestellt, die sterblichen Ueberreste des Kaisers in ihrer Kirche niederzulegen, welche der Kaiser selbst zu seiner letzten Ruhestätte gewählt, und mit großen Kosten restaurirt, auch eine eigene Gruft darin für seine Familie bezeichnet habe. Hr. Odilon-Barrot hat diese Petition am 19 Mai auf dem Bureau der Kammer niedergelegt.

Deputirtenkammersitzung vom 19 Mai. Nach den HH. Mauguin und Lefebvre betrat Hr. Legentil, ein entschiedener Verfechter des gegenwärtigen Banksystems, die Rednerbühne. Frankreich, meinte er, brauche nicht im Ausland sich das Muster einer Bankeinrichtung zu holen, im Gegentheil könne Frankreich dem Ausland ein solches geben. (Beifall.) "Ein ehrenwerthes Mitglied des englischen Parlaments - fuhr Hr. Legentil fort - sagte im Hause der Gemeinen, daß, wenn Frankreich sich nach zwei Invasionen so rasch erholt habe, es nur seinem bewundernswürdigen System des Geldumlaufs dieß zu danken habe." Hr. Thiers: "Dieß ist wahr!" Hr. Legentil: "Der ehrenwerthe Hr. Mauguin hat das in Frankreich circulirende baare Geld auf 1,600,000 Fr. angeschlagen. Ich glaube, er hat sich getäuscht. Allgemein nimmt man an, daß Frankreich 3 Milliarden an baarem Geld besitzt. Im Falle eines europäischen Kriegs wäre dieß ein unermeßlicher Vortheil." Die Ernennung einer Commission zur Untersuchung der Bankoperationen, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, hielt der Redner für überflüssig, da alle diese Operationen ohnehin bekannt und der größten Publicität unterworfen seyen. Endlich meinte er auch, die Zulassung von zwei Unterschriften statt drei als Garantie der zu discontirenden Papiere sey nicht rathsam; die Bank Laffitte, welche letzteres System angenommen, habe trotz ihres guten Willens keine sehr bedeutenden Geschäfte gemacht. Hr. Garnier-Pages, obwohl ein Gegner des vorliegenden Entwurfs, gab zu, daß die Bank dem Handel wie der Regierung wichtige Dienste geleistet habe, meinte aber, diese Dienste hätten bei besserer Organisation noch größer seyn können. Er stimme für die Ernennung einer Enquete-Commission, nicht um zu untersuchen, ob die Bank solid sey, sondern um über die Bedürfnisse des Handels die Kammer aufzuklären. Hr. Garnier-Pages wünschte keine radicale Aenderung der gegenwärtigen Bankorganisation, sondern nur eine Modification derselben. Der Bank eine zu weite Ausdehnung, eine zu große Macht geben, ihr gestatten, daß sie Comptoirs in allen Departements errichte, hält der Redner nicht für rathsam und glaubt, daß die Folgen einer solchen allzugroßen Macht nur Krisen seyn würden, wie in Amerika; eine constitutionelle Monarchie dürfe nimmer von Bankiers beherrscht werden. Zwar wünsche er die Errichtung von Bankcomptoirs, aber nur an Orten, wo unabhängige Banken für Handel und Industrie sich nicht etabliren konnten. Gegen eine bedeutende Vermehrung der circulirenden Bankbillets, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, erklärte sich Hr. Garnier-Pages aufs entschiedenste, und warnte dabei die Kammer, sie möge vor den absoluten Geistern, die solche Maaßregeln unterstützten, sich weislich hüten - eine Bemerkung, welche allgemeines Gelächter hervorrief. Uebrigens wünscht Hr. Garnier-Pages, wie die andern Anhänger der Bankreform, daß zwei Unterschriften statt drei künftighin als Garantie gelten sollten, und daß der Disconto-Termin wenigstens auf vier Monate verlängert werden möge.

neapolitanischen Regierung, hinsichtlich der Schwefelfrage, antragen werde.

Haus der Gemeinen. Unter den zu Anfang der Sitzung eingereichten Petitionen ist eine um Unterdrückung des gegenwärtigen Stempelbriefpapiers, dessen Verzierungen für ein Pasquill auf das Gesicht der Königin erklärt werden. Hr. O'Connell bringt 65 neue Petitionen gegen Lord Stanley's irische Registrationsbill, eine davon mit 60,000 Unterschriften. Auch aus Liverpool und Belfast werden mehrere von je 8000 bis 6000 Bürgern unterzeichnete Bittschriften gegen die Bill eingereicht; dagegen von Lord Sandon eine gleichfalls aus Liverpool mit 20,000 Unterschriften zu Gunsten der Bill und mit dem Gesuche, daß sich das Haus durch die betrügerischer Weise angestifteten anderen Liverpooler Petitionen nicht von der dritten Verlesung der Bill abhalten lassen möge. Sir W. Somerville macht hierauf eine Motion auf Beseitigung der Bill, indem dieselbe das Wahlrecht in Irland noch mehr beschränke, während schon jetzt Irland gegen England sehr zurückstehe – in England gibt es auf 8 1/2 Millionen Bevölkerung 344,000 Wähler, in Irland auf 7 Millionen nur 60,000.

Die schottische Generalgesellschaft hat des Grafen v. Aberdeens Kirchenbill (vergl. Allgem. Z. vom 13 Mai) verworfen, und des edlen Lords Sich einmischen in diese Angelegenheit abgelehnt.

Die reiche Gemäldesammlung des verstorbenen Sir Simon Clarke ist in London einzeln verkauft worden, und zwar mit einem Ertrag von 29,000 Pf. Die beiden darin befindlichen Gemälde Murillo's, der gute Hirt und das Kind Sanct Johannes, kamen das erste für 3045 Pf. an Baron Rothschild, das zweite für 2100 Pf. an Lord Ashburton.

Die gefundenen blutbefleckten Kleidungsstücke Courvoisiers bestehen, wie man jetzt erfährt, in nichts als einem Paar Handschuh, die ihm aber allerdings angehören sollen.

Frankreich.

Mehrere Journale sagen, am 18 Mai sollen Depeschen von dem Herzog von Orleans an den Präsidenten des Conseils angekommen seyn, welche melden, daß der Prinz sich am 23 nach Toulon einschiffen würde.

(Commerce.) Marschall Clauzel ist zum Berichterstatter über den Entwurf wegen Abholung der Asche Napoleons ernannt. Auf dem Seeministerium beschäftigt man sich viel mit Vorkehrungen zu der Reise nach St. Helena. Man scheint die Corvette Favorite der Fregatte Belle Poule für diese Expedition beigesellen zu wollen. In der Corvette soll eine Chambre ardente eingerichtet und der Sarg an ihren Bord gebracht werden. Ein Geistlicher von der Kirche St. Louis soll von der Königin zur Begleitung dieser kostbaren Ueberreste bezeichnet worden seyn. Unter den Personen, welche die Reise mitmachen sollen, nennt man die Generale Gourgaud und Montholon, Hrn. Emmanuel Las Cases, statt seines Vaters, der wegen seines Gesundheitszustandes die Reise nicht aushalten könnte. Es ist noch nicht gewiß, ob General Bertrand zu der Deputation gehört, der Hr. Scheffer als Maler beigesellt werden soll. Marchand, der treue Kammerdiener des Kaisers, sollte natürlich dabei seyn; hier bot sich aber eine Schwierigkeit wegen der Stellung dar, die er auf der von dem Prinzen bestiegenen Fregatte haben würde. Indessen bot sich ein glückliches Auskunftsmittel dar. Einestheils ist Marchand Officier der Nationalgarde; andererseits ward ausgemacht, daß, da der vertraute Diener des Kaisers sich nicht von dessen Resten trennen wollen wird, er die Ueberfahrt auf der Favorite machen wird, während sein Grad in der Bürgermiliz ihm das Recht gibt, an der Tafel des Commandanten der Corvette Platz zu nehmen. Wir hätten in unserer Seeleneinfalt an alles dieß nicht gedacht; die Prinzen haben aber Adjutanten und Ordonnanzofficiere, und diese müssen doch zu etwas nützen.

Die Einwohner der Stadt St. Denis haben in einer Petition an die Deputirtenkammer die Bitte gestellt, die sterblichen Ueberreste des Kaisers in ihrer Kirche niederzulegen, welche der Kaiser selbst zu seiner letzten Ruhestätte gewählt, und mit großen Kosten restaurirt, auch eine eigene Gruft darin für seine Familie bezeichnet habe. Hr. Odilon-Barrot hat diese Petition am 19 Mai auf dem Bureau der Kammer niedergelegt.

Deputirtenkammersitzung vom 19 Mai. Nach den HH. Mauguin und Lefebvre betrat Hr. Legentil, ein entschiedener Verfechter des gegenwärtigen Banksystems, die Rednerbühne. Frankreich, meinte er, brauche nicht im Ausland sich das Muster einer Bankeinrichtung zu holen, im Gegentheil könne Frankreich dem Ausland ein solches geben. (Beifall.) „Ein ehrenwerthes Mitglied des englischen Parlaments – fuhr Hr. Legentil fort – sagte im Hause der Gemeinen, daß, wenn Frankreich sich nach zwei Invasionen so rasch erholt habe, es nur seinem bewundernswürdigen System des Geldumlaufs dieß zu danken habe.“ Hr. Thiers: „Dieß ist wahr!“ Hr. Legentil: „Der ehrenwerthe Hr. Mauguin hat das in Frankreich circulirende baare Geld auf 1,600,000 Fr. angeschlagen. Ich glaube, er hat sich getäuscht. Allgemein nimmt man an, daß Frankreich 3 Milliarden an baarem Geld besitzt. Im Falle eines europäischen Kriegs wäre dieß ein unermeßlicher Vortheil.“ Die Ernennung einer Commission zur Untersuchung der Bankoperationen, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, hielt der Redner für überflüssig, da alle diese Operationen ohnehin bekannt und der größten Publicität unterworfen seyen. Endlich meinte er auch, die Zulassung von zwei Unterschriften statt drei als Garantie der zu discontirenden Papiere sey nicht rathsam; die Bank Laffitte, welche letzteres System angenommen, habe trotz ihres guten Willens keine sehr bedeutenden Geschäfte gemacht. Hr. Garnier-Pagès, obwohl ein Gegner des vorliegenden Entwurfs, gab zu, daß die Bank dem Handel wie der Regierung wichtige Dienste geleistet habe, meinte aber, diese Dienste hätten bei besserer Organisation noch größer seyn können. Er stimme für die Ernennung einer Enquête-Commission, nicht um zu untersuchen, ob die Bank solid sey, sondern um über die Bedürfnisse des Handels die Kammer aufzuklären. Hr. Garnier-Pagès wünschte keine radicale Aenderung der gegenwärtigen Bankorganisation, sondern nur eine Modification derselben. Der Bank eine zu weite Ausdehnung, eine zu große Macht geben, ihr gestatten, daß sie Comptoirs in allen Departements errichte, hält der Redner nicht für rathsam und glaubt, daß die Folgen einer solchen allzugroßen Macht nur Krisen seyn würden, wie in Amerika; eine constitutionelle Monarchie dürfe nimmer von Bankiers beherrscht werden. Zwar wünsche er die Errichtung von Bankcomptoirs, aber nur an Orten, wo unabhängige Banken für Handel und Industrie sich nicht etabliren konnten. Gegen eine bedeutende Vermehrung der circulirenden Bankbillets, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, erklärte sich Hr. Garnier-Pagès aufs entschiedenste, und warnte dabei die Kammer, sie möge vor den absoluten Geistern, die solche Maaßregeln unterstützten, sich weislich hüten – eine Bemerkung, welche allgemeines Gelächter hervorrief. Uebrigens wünscht Hr. Garnier-Pagès, wie die andern Anhänger der Bankreform, daß zwei Unterschriften statt drei künftighin als Garantie gelten sollten, und daß der Disconto-Termin wenigstens auf vier Monate verlängert werden möge.

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[1162/0002] neapolitanischen Regierung, hinsichtlich der Schwefelfrage, antragen werde. Haus der Gemeinen. Unter den zu Anfang der Sitzung eingereichten Petitionen ist eine um Unterdrückung des gegenwärtigen Stempelbriefpapiers, dessen Verzierungen für ein Pasquill auf das Gesicht der Königin erklärt werden. Hr. O'Connell bringt 65 neue Petitionen gegen Lord Stanley's irische Registrationsbill, eine davon mit 60,000 Unterschriften. Auch aus Liverpool und Belfast werden mehrere von je 8000 bis 6000 Bürgern unterzeichnete Bittschriften gegen die Bill eingereicht; dagegen von Lord Sandon eine gleichfalls aus Liverpool mit 20,000 Unterschriften zu Gunsten der Bill und mit dem Gesuche, daß sich das Haus durch die betrügerischer Weise angestifteten anderen Liverpooler Petitionen nicht von der dritten Verlesung der Bill abhalten lassen möge. Sir W. Somerville macht hierauf eine Motion auf Beseitigung der Bill, indem dieselbe das Wahlrecht in Irland noch mehr beschränke, während schon jetzt Irland gegen England sehr zurückstehe – in England gibt es auf 8 1/2 Millionen Bevölkerung 344,000 Wähler, in Irland auf 7 Millionen nur 60,000. Die schottische Generalgesellschaft hat des Grafen v. Aberdeens Kirchenbill (vergl. Allgem. Z. vom 13 Mai) verworfen, und des edlen Lords Sich einmischen in diese Angelegenheit abgelehnt. Die reiche Gemäldesammlung des verstorbenen Sir Simon Clarke ist in London einzeln verkauft worden, und zwar mit einem Ertrag von 29,000 Pf. Die beiden darin befindlichen Gemälde Murillo's, der gute Hirt und das Kind Sanct Johannes, kamen das erste für 3045 Pf. an Baron Rothschild, das zweite für 2100 Pf. an Lord Ashburton. Die gefundenen blutbefleckten Kleidungsstücke Courvoisiers bestehen, wie man jetzt erfährt, in nichts als einem Paar Handschuh, die ihm aber allerdings angehören sollen. Frankreich. _ Paris, 20 Mai. Mehrere Journale sagen, am 18 Mai sollen Depeschen von dem Herzog von Orleans an den Präsidenten des Conseils angekommen seyn, welche melden, daß der Prinz sich am 23 nach Toulon einschiffen würde. (Commerce.) Marschall Clauzel ist zum Berichterstatter über den Entwurf wegen Abholung der Asche Napoleons ernannt. Auf dem Seeministerium beschäftigt man sich viel mit Vorkehrungen zu der Reise nach St. Helena. Man scheint die Corvette Favorite der Fregatte Belle Poule für diese Expedition beigesellen zu wollen. In der Corvette soll eine Chambre ardente eingerichtet und der Sarg an ihren Bord gebracht werden. Ein Geistlicher von der Kirche St. Louis soll von der Königin zur Begleitung dieser kostbaren Ueberreste bezeichnet worden seyn. Unter den Personen, welche die Reise mitmachen sollen, nennt man die Generale Gourgaud und Montholon, Hrn. Emmanuel Las Cases, statt seines Vaters, der wegen seines Gesundheitszustandes die Reise nicht aushalten könnte. Es ist noch nicht gewiß, ob General Bertrand zu der Deputation gehört, der Hr. Scheffer als Maler beigesellt werden soll. Marchand, der treue Kammerdiener des Kaisers, sollte natürlich dabei seyn; hier bot sich aber eine Schwierigkeit wegen der Stellung dar, die er auf der von dem Prinzen bestiegenen Fregatte haben würde. Indessen bot sich ein glückliches Auskunftsmittel dar. Einestheils ist Marchand Officier der Nationalgarde; andererseits ward ausgemacht, daß, da der vertraute Diener des Kaisers sich nicht von dessen Resten trennen wollen wird, er die Ueberfahrt auf der Favorite machen wird, während sein Grad in der Bürgermiliz ihm das Recht gibt, an der Tafel des Commandanten der Corvette Platz zu nehmen. Wir hätten in unserer Seeleneinfalt an alles dieß nicht gedacht; die Prinzen haben aber Adjutanten und Ordonnanzofficiere, und diese müssen doch zu etwas nützen. Die Einwohner der Stadt St. Denis haben in einer Petition an die Deputirtenkammer die Bitte gestellt, die sterblichen Ueberreste des Kaisers in ihrer Kirche niederzulegen, welche der Kaiser selbst zu seiner letzten Ruhestätte gewählt, und mit großen Kosten restaurirt, auch eine eigene Gruft darin für seine Familie bezeichnet habe. Hr. Odilon-Barrot hat diese Petition am 19 Mai auf dem Bureau der Kammer niedergelegt. Deputirtenkammersitzung vom 19 Mai. Nach den HH. Mauguin und Lefebvre betrat Hr. Legentil, ein entschiedener Verfechter des gegenwärtigen Banksystems, die Rednerbühne. Frankreich, meinte er, brauche nicht im Ausland sich das Muster einer Bankeinrichtung zu holen, im Gegentheil könne Frankreich dem Ausland ein solches geben. (Beifall.) „Ein ehrenwerthes Mitglied des englischen Parlaments – fuhr Hr. Legentil fort – sagte im Hause der Gemeinen, daß, wenn Frankreich sich nach zwei Invasionen so rasch erholt habe, es nur seinem bewundernswürdigen System des Geldumlaufs dieß zu danken habe.“ Hr. Thiers: „Dieß ist wahr!“ Hr. Legentil: „Der ehrenwerthe Hr. Mauguin hat das in Frankreich circulirende baare Geld auf 1,600,000 Fr. angeschlagen. Ich glaube, er hat sich getäuscht. Allgemein nimmt man an, daß Frankreich 3 Milliarden an baarem Geld besitzt. Im Falle eines europäischen Kriegs wäre dieß ein unermeßlicher Vortheil.“ Die Ernennung einer Commission zur Untersuchung der Bankoperationen, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, hielt der Redner für überflüssig, da alle diese Operationen ohnehin bekannt und der größten Publicität unterworfen seyen. Endlich meinte er auch, die Zulassung von zwei Unterschriften statt drei als Garantie der zu discontirenden Papiere sey nicht rathsam; die Bank Laffitte, welche letzteres System angenommen, habe trotz ihres guten Willens keine sehr bedeutenden Geschäfte gemacht. Hr. Garnier-Pagès, obwohl ein Gegner des vorliegenden Entwurfs, gab zu, daß die Bank dem Handel wie der Regierung wichtige Dienste geleistet habe, meinte aber, diese Dienste hätten bei besserer Organisation noch größer seyn können. Er stimme für die Ernennung einer Enquête-Commission, nicht um zu untersuchen, ob die Bank solid sey, sondern um über die Bedürfnisse des Handels die Kammer aufzuklären. Hr. Garnier-Pagès wünschte keine radicale Aenderung der gegenwärtigen Bankorganisation, sondern nur eine Modification derselben. Der Bank eine zu weite Ausdehnung, eine zu große Macht geben, ihr gestatten, daß sie Comptoirs in allen Departements errichte, hält der Redner nicht für rathsam und glaubt, daß die Folgen einer solchen allzugroßen Macht nur Krisen seyn würden, wie in Amerika; eine constitutionelle Monarchie dürfe nimmer von Bankiers beherrscht werden. Zwar wünsche er die Errichtung von Bankcomptoirs, aber nur an Orten, wo unabhängige Banken für Handel und Industrie sich nicht etabliren konnten. Gegen eine bedeutende Vermehrung der circulirenden Bankbillets, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, erklärte sich Hr. Garnier-Pagès aufs entschiedenste, und warnte dabei die Kammer, sie möge vor den absoluten Geistern, die solche Maaßregeln unterstützten, sich weislich hüten – eine Bemerkung, welche allgemeines Gelächter hervorrief. Uebrigens wünscht Hr. Garnier-Pagès, wie die andern Anhänger der Bankreform, daß zwei Unterschriften statt drei künftighin als Garantie gelten sollten, und daß der Disconto-Termin wenigstens auf vier Monate verlängert werden möge.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 146. Augsburg, 25. Mai 1840, S. 1162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_146_18400525/2>, abgerufen am 11.12.2024.