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Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840.

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Halle'schen Thore auf Anhöhen belegenen Kirchhof, wo die Gruft ganz nahe der Schleiermachers geöffnet war. Ein Choralgesang leitete hier die Feier ein; hierauf sprach der Oberconsistorialrath Ehrenberg eine ergreifende Rede, welche die Verdienste, den Werth des Entschlafenen ohne Uebertreibung schilderte, und mit dem im freudigen Vertrauen ausgesprochenen Wunsche schloß, daß sein wichtiges Amt auch künftig in seinem Sinne fortgeführt werden möge. Möge diese Hoffnung, der wir uns gern zugesellen, ihre vollste Erfüllung erhalten.

Man hatte geglaubt, daß die Anwesenheit des Hrn. Meyerbeer in Berlin, der den Titel eines preußischen Hofcapellmeisters hat, uns den Genuß seiner berühmtesten Oper, der "Hugenotten," verschaffen werde; es scheint jedoch als stellten sich hier der Aufführung dieses Werkes, in welchem das schöne Lutherlied: "Ein feste Burg ist unser Gott," als musikalisches Thema durchgeführt wird, Hindernisse in den Weg, die nicht zu beseitigen sind. Die Nachricht von der Anstellung Felix Mendelssohn-Bartholdy's als Capellmeister des königl. Orchesters hat sich ebenfalls nicht bestätigt, und zwar scheinen hierbei persönliche Mißverhältnisse zwischen diesem und Hrn. Spontini das Hinderniß zu seyn. - Seit einigen Tagen spricht man in allen Gesellschaften Berlins kaum von etwas Anderm, als von einer mit außerordentlichem Eclat geschehenen Haussuchung bei dem Rittergutsbesitzer, Fabrikenunternehmer und Inhaber des früher patentirt gewesenen großen Stadtfuhr- (Droschken-) Wesens, Hrn. H. Sowohl in der Wohnung dieses Mannes hier in der Stadt, als auf seinem Rittergute G. wurde durch Criminalgerichtsbeamte und Gendarmen ein Arrestschlag auf Personen und Eigenthum ausgeführt, und zwar von der Art, daß selbst Kinder und Hausleute von jeder Verbindung nach außen abgeschnitten wurden. Allgemein waren die allerseltsamsten und widersprechendsten Gerüchte von politischen und andern Vergehen verbreitet, und in der That mußte man auch bei so auffallenden Vorkehrungen und bei den Rücksichten, die sonst unsere Gerichte stets auf den bürgerlichen Ruf von Familien und der im Lande begüterten Personen nehmen, etwas ganz Außerordentliches hinter jener ungewöhnlichen Procedur suchen. Eine gestern an der Börse und demnächst auch in öffentlichen Blättern von einem Mitgliede der Familie H. erlassene Bekanntmachung ergibt jedoch, daß jene Haussuchung nur in Folge der Requisition eines Gerichts in Bonn stattgefunden, welches bei der Untersuchung eines dortigen Bankerotts auf die Vermuthung gekommen, daß die an einen Sohn des Hrn. H. verheirathete Tochter des Failliten im Besitze von Pretiosen zum Belaufe von 6000 Thlrn. sich befinde, die nicht ihr, sondern der Concursmasse gebühren. Nachdem diese, wie es scheint, ohne Resultat gebliebene Recherche beendigt war, sind die stattgefundenen Arrestschläge, und zwar ohne weitere Sicherheitsbestellung wieder aufgehoben und damit sämmtliche Gerüchte, die man seltsamerweise sogar auch mit dem Erzbischof von Posen in Verbindung bringen wollte, widerlegt worden. Die angegriffene Familie selbst will sowohl gegen den Untersuchungsrichter in Bonn, als gegen den, wie es heißt, flüchtig gewordenen Denuncianten, durch welchen jener zu seiner Requirirung der hiesigen Gerichte vermocht worden, ihren Regreß nehmen; ob dieser auch, wie Manche behaupten, gegen die Art und Weise, wie hier verfahren wurde, stattfinden kann, wird bezweifelt, da der Buchstabe des Gesetzes vollkommen dazu berechtigte, wenn gleich die Form sehr gemildert werden konnte, wie dieß z. B. bei einem andern hier schwebenden und viel besprochenen kaufmännischen Proceß der Fall seyn soll.

Oesterreich.

Gestern Abends 10 Uhr erfolgte die Rückkehr Sr. kais. Hoh. des Erzherzogs Palatin von dem Reichstage zu Preßburg, der Tags vorher geschlossen wurde. Der Empfang, der dem Erzherzog hier bereitet wurde, war ein eben so glänzender als herzlicher, und mag als Beweis der großen Popularität dienen, in welcher dieser um Ungarn so hochverdiente Fürst bei allen Ständen und Classen steht. Die beiden Städte Pesth und Ofen, so wie der benachbarte Kornmarkt Alt-Ofen waren auf das brillanteste erleuchtet. Eine unermeßliche Volksmenge harrte mehr als fünf Stunden lang an den Ufern der Donau der Ankunft des sehnlichst Erwarteten entgegen, bis endlich gegen 10 Uhr ferne Böllerschüsse das Dampfboot Maria Anna signalisirten. Die Landung Sr. kais. Hoh. geschah unter den donnernden Acclamationen der Menge, unter zahllosen Freudenschüssen und unter dem Schalle der Musikcorps, welche die österreichische Volkshymne anstimmten. Zugleich traf auch Se. kais. Hoh. der Erzherzog Stephan, Sohn des Palatins, hier ein. - In Folge der Amnestie sind dieser Tage der bekannte Kossuth, der in der Festung Ofen in Haft war, dann der Advocat Farcas, der im Pesther "Neugebäude" gefangen saß, in Freiheit gesetzt worden. - Aus Baja gehen täglich beklagenswerthere Details über die Verheerungen der dortigen Feuersbrunst ein. Ueber zweitausend Häuser liegen in Asche, mehr als zehntausend Menschen sind um all ihre Habe gebracht, und über fünfzig Personen haben in den Flammen den Tod gefunden.

Ostindien.

Das Gouvernement hier hat Nachricht aus London erhalten, daß die Colonien von Guiana und Mauritius dort Himmel und Hölle bewegen, um die Abschaffung des Cabinetsbefehls vom 7 Sept. 1838, durch welchen die Ausführung der Kulies aus Indien in die ehemaligen Sklavencolonien verboten wurde, durchzusetzen. Man hofft hier, daß Lord Brougham, und besonders Buxton und Sturge, welche Einfluß auf Lord John Russell haben, den Plan hintertreiben, oder daß der Generalgouverneur, wenn auch die Cabinetsordre widerrufen würde, auf seine Verantwortlichkeit hin solche Maaßregeln nehmen werde, daß dieser Sklavenhandel sich nicht erneuern könne. Die erste Ausfuhr von Kulies im J. 1834 bestand aus etwa 5000 Individuen, großentheils dem Auswurf der Straßen von Calcutta, und die Pflanzer waren so unzufrieden mit ihnen, daß die meisten zurückgeschickt wurden; aber seitdem sind bessere Arbeiter ausgeführt worden, und die Bemühungen der Pflanzer, neue Zufuhr zu erhalten, beweisen hinlänglich, wie sehr sie dabei ihre Rechnung gefunden haben. Die Wahrheit ist, daß man diesen armen Menschen, welche keinen Begriff von den Preisen in Mauritius haben, einen Lohn verspricht, der ihnen nach indischem Maaßstab hinlänglich scheint, aber außer allem Verhältniß mit dem Preis der Arbeit in Mauritius steht. Das Grausamste bei dem System der Ausführung, wie es betrieben wurde, ist das Verhältniß der Geschlechter. Die officiellen Notizen des Gouverneurs von Mauritius geben an, daß vom 1 Aug. 1834 bis zum 24 Oct. 1838 von Indien in Mauritius angekommen seyen 18,794 Männer, 205 Weiber und 51 Kinder! Die Zahl war aber in der That weit größer, und beläuft sich nach ziemlich sichern Privatnachrichten auf mehr als 40,000. Die Untersuchung über ihren Zustand, welche der Gouverneur von Mauritius auf Verlangen des Generalgouverneurs angestellt hat, ist höchst unbefriedigend, denn sie erstreckt sich nur auf 2000 im Ganzen. Der Secretär der Colonie, J. Dick, schreibt den 31 Dec. 1838, daß die große

Halle'schen Thore auf Anhöhen belegenen Kirchhof, wo die Gruft ganz nahe der Schleiermachers geöffnet war. Ein Choralgesang leitete hier die Feier ein; hierauf sprach der Oberconsistorialrath Ehrenberg eine ergreifende Rede, welche die Verdienste, den Werth des Entschlafenen ohne Uebertreibung schilderte, und mit dem im freudigen Vertrauen ausgesprochenen Wunsche schloß, daß sein wichtiges Amt auch künftig in seinem Sinne fortgeführt werden möge. Möge diese Hoffnung, der wir uns gern zugesellen, ihre vollste Erfüllung erhalten.

Man hatte geglaubt, daß die Anwesenheit des Hrn. Meyerbeer in Berlin, der den Titel eines preußischen Hofcapellmeisters hat, uns den Genuß seiner berühmtesten Oper, der „Hugenotten,“ verschaffen werde; es scheint jedoch als stellten sich hier der Aufführung dieses Werkes, in welchem das schöne Lutherlied: „Ein feste Burg ist unser Gott,“ als musikalisches Thema durchgeführt wird, Hindernisse in den Weg, die nicht zu beseitigen sind. Die Nachricht von der Anstellung Felix Mendelssohn-Bartholdy's als Capellmeister des königl. Orchesters hat sich ebenfalls nicht bestätigt, und zwar scheinen hierbei persönliche Mißverhältnisse zwischen diesem und Hrn. Spontini das Hinderniß zu seyn. – Seit einigen Tagen spricht man in allen Gesellschaften Berlins kaum von etwas Anderm, als von einer mit außerordentlichem Eclat geschehenen Haussuchung bei dem Rittergutsbesitzer, Fabrikenunternehmer und Inhaber des früher patentirt gewesenen großen Stadtfuhr- (Droschken-) Wesens, Hrn. H. Sowohl in der Wohnung dieses Mannes hier in der Stadt, als auf seinem Rittergute G. wurde durch Criminalgerichtsbeamte und Gendarmen ein Arrestschlag auf Personen und Eigenthum ausgeführt, und zwar von der Art, daß selbst Kinder und Hausleute von jeder Verbindung nach außen abgeschnitten wurden. Allgemein waren die allerseltsamsten und widersprechendsten Gerüchte von politischen und andern Vergehen verbreitet, und in der That mußte man auch bei so auffallenden Vorkehrungen und bei den Rücksichten, die sonst unsere Gerichte stets auf den bürgerlichen Ruf von Familien und der im Lande begüterten Personen nehmen, etwas ganz Außerordentliches hinter jener ungewöhnlichen Procedur suchen. Eine gestern an der Börse und demnächst auch in öffentlichen Blättern von einem Mitgliede der Familie H. erlassene Bekanntmachung ergibt jedoch, daß jene Haussuchung nur in Folge der Requisition eines Gerichts in Bonn stattgefunden, welches bei der Untersuchung eines dortigen Bankerotts auf die Vermuthung gekommen, daß die an einen Sohn des Hrn. H. verheirathete Tochter des Failliten im Besitze von Pretiosen zum Belaufe von 6000 Thlrn. sich befinde, die nicht ihr, sondern der Concursmasse gebühren. Nachdem diese, wie es scheint, ohne Resultat gebliebene Recherche beendigt war, sind die stattgefundenen Arrestschläge, und zwar ohne weitere Sicherheitsbestellung wieder aufgehoben und damit sämmtliche Gerüchte, die man seltsamerweise sogar auch mit dem Erzbischof von Posen in Verbindung bringen wollte, widerlegt worden. Die angegriffene Familie selbst will sowohl gegen den Untersuchungsrichter in Bonn, als gegen den, wie es heißt, flüchtig gewordenen Denuncianten, durch welchen jener zu seiner Requirirung der hiesigen Gerichte vermocht worden, ihren Regreß nehmen; ob dieser auch, wie Manche behaupten, gegen die Art und Weise, wie hier verfahren wurde, stattfinden kann, wird bezweifelt, da der Buchstabe des Gesetzes vollkommen dazu berechtigte, wenn gleich die Form sehr gemildert werden konnte, wie dieß z. B. bei einem andern hier schwebenden und viel besprochenen kaufmännischen Proceß der Fall seyn soll.

Oesterreich.

Gestern Abends 10 Uhr erfolgte die Rückkehr Sr. kais. Hoh. des Erzherzogs Palatin von dem Reichstage zu Preßburg, der Tags vorher geschlossen wurde. Der Empfang, der dem Erzherzog hier bereitet wurde, war ein eben so glänzender als herzlicher, und mag als Beweis der großen Popularität dienen, in welcher dieser um Ungarn so hochverdiente Fürst bei allen Ständen und Classen steht. Die beiden Städte Pesth und Ofen, so wie der benachbarte Kornmarkt Alt-Ofen waren auf das brillanteste erleuchtet. Eine unermeßliche Volksmenge harrte mehr als fünf Stunden lang an den Ufern der Donau der Ankunft des sehnlichst Erwarteten entgegen, bis endlich gegen 10 Uhr ferne Böllerschüsse das Dampfboot Maria Anna signalisirten. Die Landung Sr. kais. Hoh. geschah unter den donnernden Acclamationen der Menge, unter zahllosen Freudenschüssen und unter dem Schalle der Musikcorps, welche die österreichische Volkshymne anstimmten. Zugleich traf auch Se. kais. Hoh. der Erzherzog Stephan, Sohn des Palatins, hier ein. – In Folge der Amnestie sind dieser Tage der bekannte Kossuth, der in der Festung Ofen in Haft war, dann der Advocat Farcas, der im Pesther „Neugebäude“ gefangen saß, in Freiheit gesetzt worden. – Aus Baja gehen täglich beklagenswerthere Details über die Verheerungen der dortigen Feuersbrunst ein. Ueber zweitausend Häuser liegen in Asche, mehr als zehntausend Menschen sind um all ihre Habe gebracht, und über fünfzig Personen haben in den Flammen den Tod gefunden.

Ostindien.

Das Gouvernement hier hat Nachricht aus London erhalten, daß die Colonien von Guiana und Mauritius dort Himmel und Hölle bewegen, um die Abschaffung des Cabinetsbefehls vom 7 Sept. 1838, durch welchen die Ausführung der Kulies aus Indien in die ehemaligen Sklavencolonien verboten wurde, durchzusetzen. Man hofft hier, daß Lord Brougham, und besonders Buxton und Sturge, welche Einfluß auf Lord John Russell haben, den Plan hintertreiben, oder daß der Generalgouverneur, wenn auch die Cabinetsordre widerrufen würde, auf seine Verantwortlichkeit hin solche Maaßregeln nehmen werde, daß dieser Sklavenhandel sich nicht erneuern könne. Die erste Ausfuhr von Kulies im J. 1834 bestand aus etwa 5000 Individuen, großentheils dem Auswurf der Straßen von Calcutta, und die Pflanzer waren so unzufrieden mit ihnen, daß die meisten zurückgeschickt wurden; aber seitdem sind bessere Arbeiter ausgeführt worden, und die Bemühungen der Pflanzer, neue Zufuhr zu erhalten, beweisen hinlänglich, wie sehr sie dabei ihre Rechnung gefunden haben. Die Wahrheit ist, daß man diesen armen Menschen, welche keinen Begriff von den Preisen in Mauritius haben, einen Lohn verspricht, der ihnen nach indischem Maaßstab hinlänglich scheint, aber außer allem Verhältniß mit dem Preis der Arbeit in Mauritius steht. Das Grausamste bei dem System der Ausführung, wie es betrieben wurde, ist das Verhältniß der Geschlechter. Die officiellen Notizen des Gouverneurs von Mauritius geben an, daß vom 1 Aug. 1834 bis zum 24 Oct. 1838 von Indien in Mauritius angekommen seyen 18,794 Männer, 205 Weiber und 51 Kinder! Die Zahl war aber in der That weit größer, und beläuft sich nach ziemlich sichern Privatnachrichten auf mehr als 40,000. Die Untersuchung über ihren Zustand, welche der Gouverneur von Mauritius auf Verlangen des Generalgouverneurs angestellt hat, ist höchst unbefriedigend, denn sie erstreckt sich nur auf 2000 im Ganzen. Der Secretär der Colonie, J. Dick, schreibt den 31 Dec. 1838, daß die große

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[1151/0007] Halle'schen Thore auf Anhöhen belegenen Kirchhof, wo die Gruft ganz nahe der Schleiermachers geöffnet war. Ein Choralgesang leitete hier die Feier ein; hierauf sprach der Oberconsistorialrath Ehrenberg eine ergreifende Rede, welche die Verdienste, den Werth des Entschlafenen ohne Uebertreibung schilderte, und mit dem im freudigen Vertrauen ausgesprochenen Wunsche schloß, daß sein wichtiges Amt auch künftig in seinem Sinne fortgeführt werden möge. Möge diese Hoffnung, der wir uns gern zugesellen, ihre vollste Erfüllung erhalten. _ Berlin, 17 Mai. Man hatte geglaubt, daß die Anwesenheit des Hrn. Meyerbeer in Berlin, der den Titel eines preußischen Hofcapellmeisters hat, uns den Genuß seiner berühmtesten Oper, der „Hugenotten,“ verschaffen werde; es scheint jedoch als stellten sich hier der Aufführung dieses Werkes, in welchem das schöne Lutherlied: „Ein feste Burg ist unser Gott,“ als musikalisches Thema durchgeführt wird, Hindernisse in den Weg, die nicht zu beseitigen sind. Die Nachricht von der Anstellung Felix Mendelssohn-Bartholdy's als Capellmeister des königl. Orchesters hat sich ebenfalls nicht bestätigt, und zwar scheinen hierbei persönliche Mißverhältnisse zwischen diesem und Hrn. Spontini das Hinderniß zu seyn. – Seit einigen Tagen spricht man in allen Gesellschaften Berlins kaum von etwas Anderm, als von einer mit außerordentlichem Eclat geschehenen Haussuchung bei dem Rittergutsbesitzer, Fabrikenunternehmer und Inhaber des früher patentirt gewesenen großen Stadtfuhr- (Droschken-) Wesens, Hrn. H. Sowohl in der Wohnung dieses Mannes hier in der Stadt, als auf seinem Rittergute G. wurde durch Criminalgerichtsbeamte und Gendarmen ein Arrestschlag auf Personen und Eigenthum ausgeführt, und zwar von der Art, daß selbst Kinder und Hausleute von jeder Verbindung nach außen abgeschnitten wurden. Allgemein waren die allerseltsamsten und widersprechendsten Gerüchte von politischen und andern Vergehen verbreitet, und in der That mußte man auch bei so auffallenden Vorkehrungen und bei den Rücksichten, die sonst unsere Gerichte stets auf den bürgerlichen Ruf von Familien und der im Lande begüterten Personen nehmen, etwas ganz Außerordentliches hinter jener ungewöhnlichen Procedur suchen. Eine gestern an der Börse und demnächst auch in öffentlichen Blättern von einem Mitgliede der Familie H. erlassene Bekanntmachung ergibt jedoch, daß jene Haussuchung nur in Folge der Requisition eines Gerichts in Bonn stattgefunden, welches bei der Untersuchung eines dortigen Bankerotts auf die Vermuthung gekommen, daß die an einen Sohn des Hrn. H. verheirathete Tochter des Failliten im Besitze von Pretiosen zum Belaufe von 6000 Thlrn. sich befinde, die nicht ihr, sondern der Concursmasse gebühren. Nachdem diese, wie es scheint, ohne Resultat gebliebene Recherche beendigt war, sind die stattgefundenen Arrestschläge, und zwar ohne weitere Sicherheitsbestellung wieder aufgehoben und damit sämmtliche Gerüchte, die man seltsamerweise sogar auch mit dem Erzbischof von Posen in Verbindung bringen wollte, widerlegt worden. Die angegriffene Familie selbst will sowohl gegen den Untersuchungsrichter in Bonn, als gegen den, wie es heißt, flüchtig gewordenen Denuncianten, durch welchen jener zu seiner Requirirung der hiesigen Gerichte vermocht worden, ihren Regreß nehmen; ob dieser auch, wie Manche behaupten, gegen die Art und Weise, wie hier verfahren wurde, stattfinden kann, wird bezweifelt, da der Buchstabe des Gesetzes vollkommen dazu berechtigte, wenn gleich die Form sehr gemildert werden konnte, wie dieß z. B. bei einem andern hier schwebenden und viel besprochenen kaufmännischen Proceß der Fall seyn soll. Oesterreich. _ Pesth, 15 Mai. Gestern Abends 10 Uhr erfolgte die Rückkehr Sr. kais. Hoh. des Erzherzogs Palatin von dem Reichstage zu Preßburg, der Tags vorher geschlossen wurde. Der Empfang, der dem Erzherzog hier bereitet wurde, war ein eben so glänzender als herzlicher, und mag als Beweis der großen Popularität dienen, in welcher dieser um Ungarn so hochverdiente Fürst bei allen Ständen und Classen steht. Die beiden Städte Pesth und Ofen, so wie der benachbarte Kornmarkt Alt-Ofen waren auf das brillanteste erleuchtet. Eine unermeßliche Volksmenge harrte mehr als fünf Stunden lang an den Ufern der Donau der Ankunft des sehnlichst Erwarteten entgegen, bis endlich gegen 10 Uhr ferne Böllerschüsse das Dampfboot Maria Anna signalisirten. Die Landung Sr. kais. Hoh. geschah unter den donnernden Acclamationen der Menge, unter zahllosen Freudenschüssen und unter dem Schalle der Musikcorps, welche die österreichische Volkshymne anstimmten. Zugleich traf auch Se. kais. Hoh. der Erzherzog Stephan, Sohn des Palatins, hier ein. – In Folge der Amnestie sind dieser Tage der bekannte Kossuth, der in der Festung Ofen in Haft war, dann der Advocat Farcas, der im Pesther „Neugebäude“ gefangen saß, in Freiheit gesetzt worden. – Aus Baja gehen täglich beklagenswerthere Details über die Verheerungen der dortigen Feuersbrunst ein. Ueber zweitausend Häuser liegen in Asche, mehr als zehntausend Menschen sind um all ihre Habe gebracht, und über fünfzig Personen haben in den Flammen den Tod gefunden. Ostindien. _ Calcutta, 14 Mai. Das Gouvernement hier hat Nachricht aus London erhalten, daß die Colonien von Guiana und Mauritius dort Himmel und Hölle bewegen, um die Abschaffung des Cabinetsbefehls vom 7 Sept. 1838, durch welchen die Ausführung der Kulies aus Indien in die ehemaligen Sklavencolonien verboten wurde, durchzusetzen. Man hofft hier, daß Lord Brougham, und besonders Buxton und Sturge, welche Einfluß auf Lord John Russell haben, den Plan hintertreiben, oder daß der Generalgouverneur, wenn auch die Cabinetsordre widerrufen würde, auf seine Verantwortlichkeit hin solche Maaßregeln nehmen werde, daß dieser Sklavenhandel sich nicht erneuern könne. Die erste Ausfuhr von Kulies im J. 1834 bestand aus etwa 5000 Individuen, großentheils dem Auswurf der Straßen von Calcutta, und die Pflanzer waren so unzufrieden mit ihnen, daß die meisten zurückgeschickt wurden; aber seitdem sind bessere Arbeiter ausgeführt worden, und die Bemühungen der Pflanzer, neue Zufuhr zu erhalten, beweisen hinlänglich, wie sehr sie dabei ihre Rechnung gefunden haben. Die Wahrheit ist, daß man diesen armen Menschen, welche keinen Begriff von den Preisen in Mauritius haben, einen Lohn verspricht, der ihnen nach indischem Maaßstab hinlänglich scheint, aber außer allem Verhältniß mit dem Preis der Arbeit in Mauritius steht. Das Grausamste bei dem System der Ausführung, wie es betrieben wurde, ist das Verhältniß der Geschlechter. Die officiellen Notizen des Gouverneurs von Mauritius geben an, daß vom 1 Aug. 1834 bis zum 24 Oct. 1838 von Indien in Mauritius angekommen seyen 18,794 Männer, 205 Weiber und 51 Kinder! Die Zahl war aber in der That weit größer, und beläuft sich nach ziemlich sichern Privatnachrichten auf mehr als 40,000. Die Untersuchung über ihren Zustand, welche der Gouverneur von Mauritius auf Verlangen des Generalgouverneurs angestellt hat, ist höchst unbefriedigend, denn sie erstreckt sich nur auf 2000 im Ganzen. Der Secretär der Colonie, J. Dick, schreibt den 31 Dec. 1838, daß die große

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840, S. 1151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_144_18400523/7>, abgerufen am 24.11.2024.