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Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840.

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Dienstentsetzung bedrohtes Amtsverbrechen zu verüben, dasselbe nicht zu hindern sucht, und denjenigen, welcher wegen eines solchen zu seiner Kenntniß gekommenen bereits verübten Verbrechens keine dienstpolizeiliche Untersuchung veranlaßt. Christ trägt auf Weglassung beider Artikel an. Welcker nimmt dieselben in Schutz, Vogelmann und Regenauer sprechen für die Streichung, der letztere findet darin die Quelle zu einem Spionirsystem und glaubt, daß die Politik des Dienstes selbst entgegenstehe. Vicekanzler Bekk tritt dem Antrag auf Weglassung beider Artikel bei, weil der Fall des §. 609 da, wo die Nichthinderung in der Absicht geschehe, das Zustandekommen des vom Untergebenen intendirten Amtsverbrechen zu befördern, nach §. 118 als Beihülfe, der Fall des §. 610 aber als Begünstigung gestraft werde, in andern Fällen aber die Disciplinarstrafgewalt genüge. Eine Unterlassung sey nämlich da, wo eine besondere Rechtspflicht zum positiven Handeln verbinde, gleich einer Handlung; durch eine solche Unterlassung könne also unter den Voraussetzungen der §§. 118 und 124 eben so, wie sonst nur durch positive Handlungen, eine Hülfeleistung oder eine Begünstigung verübt werden. Die beiden Artikel wurden sofort gestrichen.

Es charakterisirt unsere Zeit, und gibt uns ein denkwürdiges Bild von dem Bewußtseyn und der Gesinnung, mit welcher die Leipziger Buchhändler, Buchdrucker und Schriftgießer das Säcularfest der Erfindung der Buchduckerkunst begehen, wenn wir erfahren, daß das Festcomite die Theilnahme der Litteratur an den Feierlichkeiten abgelehnt hat. Nur die Universität wird als Gast bei den Festlichkeiten erscheinen und eine akademische Feierlichkeit in der Aula veranstalten; die Schriftsteller aller Fächer und Nuancen, sie, welche der Presse ihre hauptsächliche und tägliche Nahrung geben, so wie sie selbst zum Theil der Presse allein ihre Existenz verdanken, werden keinen Antheil an der Säcularfeier nehmen. Es hatte sich hier ein stattlicher Verein von Litteraten gebildet. Er war aus den verschiedenartigsten Elementen des Schriftstellerthums zusammengesetzt, und mancher bedeutende Name zählte zu den Mitgliedern. Den Ausschuß bildeten außer Robert Blum, die Redactoren der verbreitetsten hiesigen belletristischen Zeitschriften, die DDr. Kühne, Heller, Herloßsohn; allein die Litteraten des Vereins waren nicht etwa bloß Journalisten und Belletristen, es hatten sich ihm vielmehr Geistliche, Aerzte, Pädagogen, Juristen, kurz Repräsentanten aller Schriftstellerfächer angeschlossen, und die Litteraten der Nachbarstädte erwarteten nur eine officielle Erklärung, um ebenfalls beizutreten. Allein der Verein ist bereits wieder aufgelöst worden, denn man hat ihm jede geistige Theilnahme an der Feier abgeschlagen. Sage man ja nicht, dieß sey von Seite des Festcomite's aus Klugheitsrücksichten oder gar auf höhere Veranlassung geschehen. Keineswegs. Die Litteraten wollten ihre Rede dem Comite zur Durchsicht vorlegen; sie wollten, wie ihr Verein aus allen politischen Fractionen zusammengesetzt war, so auch in ihren Manifestationen die äußerste Discretion behaupten; dennoch hat man sie zurückgewiesen. Das Festcomite glaubte wahrscheinlich in den Hintergrund treten zu müssen, wenn sich die Litteratur bei den Feierlichkeiten betheiligte. Die abzuhaltende Rede, die Toaste, die Gedichte, die man erwartete, hätten die Aufmerksamkeit von der Aeußerlichkeit ab und auf das Wesen des Festes gezogen. Das mußte man vermeiden. Man schlug den Schriftstellern jede geistige Mitwirkung ab; als Statisten mochten diese natürlich nicht gelten, und daher der völlige Bruch. Wird es denn die Mitwelt, wird es die Nachwelt begreifen, wie man die Litteratur von einem Feste verbannen konnte, das ganz und besonders ihr Eigenthum zu seyn scheint? Wer ist denn mehr berufen, die Säcularfeier zu begehen, der Handwerker und Kaufmann oder der Litterat, der der Presse ihren Inhalt gibt? Die hiesigen Zeitschriften sprechen nur den Unwillen aus, den jeder Gebildete über dieß Ereigniß empfindet.

Preußen.

Das Begräbniß des Ministers Stein zum Altenstein ist auf morgen angesetzt. Es wird in feierlichster Weise stattfinden. Der Verewigte gehört dem Kirchspiel an, dem auch Schleiermacher zugehörte; er wird also mit diesem auf Einem Gottesacker ruhen. - Mit dem Befinden Sr. Maj. des Königs geht es, den Umständen gemäß, nach Wunsch. Die Verordnungen des Professors Schönlein, die alle auf Kräftigung hinausgehen, scheinen sehr wirksam. Dagegen hört man über das Befinden Ihrer Maj. der Kaiserin von Rußland bedenklichere Aeußerungen. Inzwischen scheint dasselbe doch der beabsichtigten Reise nichts in den Weg zu legen.

Kaum wenige Tage über ein Jahr sind verflossen, seit ich Ihnen, von einer ähnlichen Feier in ähnlicher Stimmung zurückkehrend - es war das Begräbniß des Professors Eduard Gans - den Eindruck schilderte, den dieses ernste Ereigniß gemacht. Er hat sich in der Bestattung des Ministers von Stein zum Altenstein, der ich so eben beigewohnt, erneuert, wenn gleich in anderer Färbung. Bei Gans' Begräbniß trauerten Tausende um den Verlust eines reichen beweglichen Geistes, einer noch jugendlich feurigen Kraft. In der beispiellosen Verbreitung der Theilnahme an jenem Todesfall lag der Beweis, wie hoch der Werth solchen Strebens und Sinnes auch bei uns geschätzt ist, wie dringend das innere Bedürfniß seyn muß, auch ein Feld für seine Kräfte zu haben. Es war ein wichtiges Zeichen der Zeit - und man hat es doch übersehen und - vergessen. In Hrn. v. Altenstein begruben wir eine schon abgeblühte Lebenskraft, die ihre Früchte getragen hatte; Hoffnungen gingen damit nicht zu Grabe, doch eine schöne nicht hoch genug zu achtende Gegenwart. Selten bin ich der Lobredner der Mächtigen; doppelt groß ist meine Freude, wenn ich es seyn kann. Hier gewiß! - Es hatten sich zu dieser Beerdigung fast alle jene berühmten Männer der Wissenschaft und des Staatsdienstes - und von diesen letztern noch ein viel größerer Kreis - versammelt, die der Leiche jenes Gelehrten folgten. Und alle trauerten jetzt, wie damals. Denn jeder hatte im Herzen dem Verstorbenen einen Dank zu sagen; sein Wohlwollen, seine feine, humane Behandlung aller Geschäfte, selbst der unangenehmen, seine Liebe und Hochachtung für die Wissenschaften und Künste, sein freigebiger Sinn zur Förderung alles dessen, was ihre Blüthe pflegte, wurden einstimmig anerkannt. Ein Trauerhaus, eine offene Gruft sind mächtige Spiegel der Wahrheit; das Echo des Lebens schallt von dort rein zurück! Für den Verstorbenen war die Todtenklage an seinem Sarge nur das ehrenwertheste Zeugniß seines warmen Herzens, seines edlen Geistes! In solchem Sinne ist nun bis dahin das ganze, weitumfassende Gebiet, dem er vorstand, verwaltet worden. Die Sorge, daß es auch künftig so geschehen möge, war in Aller Herzen. Möge diese Stimmung die Wahl des Nachfolgers bestimmen! Dieß das innere Bild der Begräbnißfeierlichkeit. Das äußere war theils glanzvoll, theils wehmüthig ernst. Die zahllose Masse der Wagen verstopfte die Straßen vor dem Sterbehause. Drei Säle waren mit Ministern, hohen Beamten, Professoren, Künstlern dicht gefüllt. Der Prinz August war in eigener Person erschienen; eben so der Präsident des Staatsraths, General v. Müffling, und sämmtliche Minister, mit Ausnahme des Hrn. v. Nagler, der unpäßlich ist. Die Studirenden waren, da Alles zu Wagen folgte, durch eine Deputation vertreten. - Der Sarg stand im untern Geschoß, in einer Blumenlaube, aus dem Treibhause des Verstorbenen, der ein großer Gartenfreund war, gebildet. Der Trauerzug bewegte sich durch die prächtige Leipziger- und die lange Friedrichstraße nach dem eine Viertelstunde vor dem

Dienstentsetzung bedrohtes Amtsverbrechen zu verüben, dasselbe nicht zu hindern sucht, und denjenigen, welcher wegen eines solchen zu seiner Kenntniß gekommenen bereits verübten Verbrechens keine dienstpolizeiliche Untersuchung veranlaßt. Christ trägt auf Weglassung beider Artikel an. Welcker nimmt dieselben in Schutz, Vogelmann und Regenauer sprechen für die Streichung, der letztere findet darin die Quelle zu einem Spionirsystem und glaubt, daß die Politik des Dienstes selbst entgegenstehe. Vicekanzler Bekk tritt dem Antrag auf Weglassung beider Artikel bei, weil der Fall des §. 609 da, wo die Nichthinderung in der Absicht geschehe, das Zustandekommen des vom Untergebenen intendirten Amtsverbrechen zu befördern, nach §. 118 als Beihülfe, der Fall des §. 610 aber als Begünstigung gestraft werde, in andern Fällen aber die Disciplinarstrafgewalt genüge. Eine Unterlassung sey nämlich da, wo eine besondere Rechtspflicht zum positiven Handeln verbinde, gleich einer Handlung; durch eine solche Unterlassung könne also unter den Voraussetzungen der §§. 118 und 124 eben so, wie sonst nur durch positive Handlungen, eine Hülfeleistung oder eine Begünstigung verübt werden. Die beiden Artikel wurden sofort gestrichen.

Es charakterisirt unsere Zeit, und gibt uns ein denkwürdiges Bild von dem Bewußtseyn und der Gesinnung, mit welcher die Leipziger Buchhändler, Buchdrucker und Schriftgießer das Säcularfest der Erfindung der Buchduckerkunst begehen, wenn wir erfahren, daß das Festcomité die Theilnahme der Litteratur an den Feierlichkeiten abgelehnt hat. Nur die Universität wird als Gast bei den Festlichkeiten erscheinen und eine akademische Feierlichkeit in der Aula veranstalten; die Schriftsteller aller Fächer und Nuancen, sie, welche der Presse ihre hauptsächliche und tägliche Nahrung geben, so wie sie selbst zum Theil der Presse allein ihre Existenz verdanken, werden keinen Antheil an der Säcularfeier nehmen. Es hatte sich hier ein stattlicher Verein von Litteraten gebildet. Er war aus den verschiedenartigsten Elementen des Schriftstellerthums zusammengesetzt, und mancher bedeutende Name zählte zu den Mitgliedern. Den Ausschuß bildeten außer Robert Blum, die Redactoren der verbreitetsten hiesigen belletristischen Zeitschriften, die DDr. Kühne, Heller, Herloßsohn; allein die Litteraten des Vereins waren nicht etwa bloß Journalisten und Belletristen, es hatten sich ihm vielmehr Geistliche, Aerzte, Pädagogen, Juristen, kurz Repräsentanten aller Schriftstellerfächer angeschlossen, und die Litteraten der Nachbarstädte erwarteten nur eine officielle Erklärung, um ebenfalls beizutreten. Allein der Verein ist bereits wieder aufgelöst worden, denn man hat ihm jede geistige Theilnahme an der Feier abgeschlagen. Sage man ja nicht, dieß sey von Seite des Festcomité's aus Klugheitsrücksichten oder gar auf höhere Veranlassung geschehen. Keineswegs. Die Litteraten wollten ihre Rede dem Comité zur Durchsicht vorlegen; sie wollten, wie ihr Verein aus allen politischen Fractionen zusammengesetzt war, so auch in ihren Manifestationen die äußerste Discretion behaupten; dennoch hat man sie zurückgewiesen. Das Festcomité glaubte wahrscheinlich in den Hintergrund treten zu müssen, wenn sich die Litteratur bei den Feierlichkeiten betheiligte. Die abzuhaltende Rede, die Toaste, die Gedichte, die man erwartete, hätten die Aufmerksamkeit von der Aeußerlichkeit ab und auf das Wesen des Festes gezogen. Das mußte man vermeiden. Man schlug den Schriftstellern jede geistige Mitwirkung ab; als Statisten mochten diese natürlich nicht gelten, und daher der völlige Bruch. Wird es denn die Mitwelt, wird es die Nachwelt begreifen, wie man die Litteratur von einem Feste verbannen konnte, das ganz und besonders ihr Eigenthum zu seyn scheint? Wer ist denn mehr berufen, die Säcularfeier zu begehen, der Handwerker und Kaufmann oder der Litterat, der der Presse ihren Inhalt gibt? Die hiesigen Zeitschriften sprechen nur den Unwillen aus, den jeder Gebildete über dieß Ereigniß empfindet.

Preußen.

Das Begräbniß des Ministers Stein zum Altenstein ist auf morgen angesetzt. Es wird in feierlichster Weise stattfinden. Der Verewigte gehört dem Kirchspiel an, dem auch Schleiermacher zugehörte; er wird also mit diesem auf Einem Gottesacker ruhen. – Mit dem Befinden Sr. Maj. des Königs geht es, den Umständen gemäß, nach Wunsch. Die Verordnungen des Professors Schönlein, die alle auf Kräftigung hinausgehen, scheinen sehr wirksam. Dagegen hört man über das Befinden Ihrer Maj. der Kaiserin von Rußland bedenklichere Aeußerungen. Inzwischen scheint dasselbe doch der beabsichtigten Reise nichts in den Weg zu legen.

Kaum wenige Tage über ein Jahr sind verflossen, seit ich Ihnen, von einer ähnlichen Feier in ähnlicher Stimmung zurückkehrend – es war das Begräbniß des Professors Eduard Gans – den Eindruck schilderte, den dieses ernste Ereigniß gemacht. Er hat sich in der Bestattung des Ministers von Stein zum Altenstein, der ich so eben beigewohnt, erneuert, wenn gleich in anderer Färbung. Bei Gans' Begräbniß trauerten Tausende um den Verlust eines reichen beweglichen Geistes, einer noch jugendlich feurigen Kraft. In der beispiellosen Verbreitung der Theilnahme an jenem Todesfall lag der Beweis, wie hoch der Werth solchen Strebens und Sinnes auch bei uns geschätzt ist, wie dringend das innere Bedürfniß seyn muß, auch ein Feld für seine Kräfte zu haben. Es war ein wichtiges Zeichen der Zeit – und man hat es doch übersehen und – vergessen. In Hrn. v. Altenstein begruben wir eine schon abgeblühte Lebenskraft, die ihre Früchte getragen hatte; Hoffnungen gingen damit nicht zu Grabe, doch eine schöne nicht hoch genug zu achtende Gegenwart. Selten bin ich der Lobredner der Mächtigen; doppelt groß ist meine Freude, wenn ich es seyn kann. Hier gewiß! – Es hatten sich zu dieser Beerdigung fast alle jene berühmten Männer der Wissenschaft und des Staatsdienstes – und von diesen letztern noch ein viel größerer Kreis – versammelt, die der Leiche jenes Gelehrten folgten. Und alle trauerten jetzt, wie damals. Denn jeder hatte im Herzen dem Verstorbenen einen Dank zu sagen; sein Wohlwollen, seine feine, humane Behandlung aller Geschäfte, selbst der unangenehmen, seine Liebe und Hochachtung für die Wissenschaften und Künste, sein freigebiger Sinn zur Förderung alles dessen, was ihre Blüthe pflegte, wurden einstimmig anerkannt. Ein Trauerhaus, eine offene Gruft sind mächtige Spiegel der Wahrheit; das Echo des Lebens schallt von dort rein zurück! Für den Verstorbenen war die Todtenklage an seinem Sarge nur das ehrenwertheste Zeugniß seines warmen Herzens, seines edlen Geistes! In solchem Sinne ist nun bis dahin das ganze, weitumfassende Gebiet, dem er vorstand, verwaltet worden. Die Sorge, daß es auch künftig so geschehen möge, war in Aller Herzen. Möge diese Stimmung die Wahl des Nachfolgers bestimmen! Dieß das innere Bild der Begräbnißfeierlichkeit. Das äußere war theils glanzvoll, theils wehmüthig ernst. Die zahllose Masse der Wagen verstopfte die Straßen vor dem Sterbehause. Drei Säle waren mit Ministern, hohen Beamten, Professoren, Künstlern dicht gefüllt. Der Prinz August war in eigener Person erschienen; eben so der Präsident des Staatsraths, General v. Müffling, und sämmtliche Minister, mit Ausnahme des Hrn. v. Nagler, der unpäßlich ist. Die Studirenden waren, da Alles zu Wagen folgte, durch eine Deputation vertreten. – Der Sarg stand im untern Geschoß, in einer Blumenlaube, aus dem Treibhause des Verstorbenen, der ein großer Gartenfreund war, gebildet. Der Trauerzug bewegte sich durch die prächtige Leipziger- und die lange Friedrichstraße nach dem eine Viertelstunde vor dem

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[1150/0006] Dienstentsetzung bedrohtes Amtsverbrechen zu verüben, dasselbe nicht zu hindern sucht, und denjenigen, welcher wegen eines solchen zu seiner Kenntniß gekommenen bereits verübten Verbrechens keine dienstpolizeiliche Untersuchung veranlaßt. Christ trägt auf Weglassung beider Artikel an. Welcker nimmt dieselben in Schutz, Vogelmann und Regenauer sprechen für die Streichung, der letztere findet darin die Quelle zu einem Spionirsystem und glaubt, daß die Politik des Dienstes selbst entgegenstehe. Vicekanzler Bekk tritt dem Antrag auf Weglassung beider Artikel bei, weil der Fall des §. 609 da, wo die Nichthinderung in der Absicht geschehe, das Zustandekommen des vom Untergebenen intendirten Amtsverbrechen zu befördern, nach §. 118 als Beihülfe, der Fall des §. 610 aber als Begünstigung gestraft werde, in andern Fällen aber die Disciplinarstrafgewalt genüge. Eine Unterlassung sey nämlich da, wo eine besondere Rechtspflicht zum positiven Handeln verbinde, gleich einer Handlung; durch eine solche Unterlassung könne also unter den Voraussetzungen der §§. 118 und 124 eben so, wie sonst nur durch positive Handlungen, eine Hülfeleistung oder eine Begünstigung verübt werden. Die beiden Artikel wurden sofort gestrichen. _ Leipzig, 20 Mai. Es charakterisirt unsere Zeit, und gibt uns ein denkwürdiges Bild von dem Bewußtseyn und der Gesinnung, mit welcher die Leipziger Buchhändler, Buchdrucker und Schriftgießer das Säcularfest der Erfindung der Buchduckerkunst begehen, wenn wir erfahren, daß das Festcomité die Theilnahme der Litteratur an den Feierlichkeiten abgelehnt hat. Nur die Universität wird als Gast bei den Festlichkeiten erscheinen und eine akademische Feierlichkeit in der Aula veranstalten; die Schriftsteller aller Fächer und Nuancen, sie, welche der Presse ihre hauptsächliche und tägliche Nahrung geben, so wie sie selbst zum Theil der Presse allein ihre Existenz verdanken, werden keinen Antheil an der Säcularfeier nehmen. Es hatte sich hier ein stattlicher Verein von Litteraten gebildet. Er war aus den verschiedenartigsten Elementen des Schriftstellerthums zusammengesetzt, und mancher bedeutende Name zählte zu den Mitgliedern. Den Ausschuß bildeten außer Robert Blum, die Redactoren der verbreitetsten hiesigen belletristischen Zeitschriften, die DDr. Kühne, Heller, Herloßsohn; allein die Litteraten des Vereins waren nicht etwa bloß Journalisten und Belletristen, es hatten sich ihm vielmehr Geistliche, Aerzte, Pädagogen, Juristen, kurz Repräsentanten aller Schriftstellerfächer angeschlossen, und die Litteraten der Nachbarstädte erwarteten nur eine officielle Erklärung, um ebenfalls beizutreten. Allein der Verein ist bereits wieder aufgelöst worden, denn man hat ihm jede geistige Theilnahme an der Feier abgeschlagen. Sage man ja nicht, dieß sey von Seite des Festcomité's aus Klugheitsrücksichten oder gar auf höhere Veranlassung geschehen. Keineswegs. Die Litteraten wollten ihre Rede dem Comité zur Durchsicht vorlegen; sie wollten, wie ihr Verein aus allen politischen Fractionen zusammengesetzt war, so auch in ihren Manifestationen die äußerste Discretion behaupten; dennoch hat man sie zurückgewiesen. Das Festcomité glaubte wahrscheinlich in den Hintergrund treten zu müssen, wenn sich die Litteratur bei den Feierlichkeiten betheiligte. Die abzuhaltende Rede, die Toaste, die Gedichte, die man erwartete, hätten die Aufmerksamkeit von der Aeußerlichkeit ab und auf das Wesen des Festes gezogen. Das mußte man vermeiden. Man schlug den Schriftstellern jede geistige Mitwirkung ab; als Statisten mochten diese natürlich nicht gelten, und daher der völlige Bruch. Wird es denn die Mitwelt, wird es die Nachwelt begreifen, wie man die Litteratur von einem Feste verbannen konnte, das ganz und besonders ihr Eigenthum zu seyn scheint? Wer ist denn mehr berufen, die Säcularfeier zu begehen, der Handwerker und Kaufmann oder der Litterat, der der Presse ihren Inhalt gibt? Die hiesigen Zeitschriften sprechen nur den Unwillen aus, den jeder Gebildete über dieß Ereigniß empfindet. Preußen. _ Berlin, 17 Mai. Das Begräbniß des Ministers Stein zum Altenstein ist auf morgen angesetzt. Es wird in feierlichster Weise stattfinden. Der Verewigte gehört dem Kirchspiel an, dem auch Schleiermacher zugehörte; er wird also mit diesem auf Einem Gottesacker ruhen. – Mit dem Befinden Sr. Maj. des Königs geht es, den Umständen gemäß, nach Wunsch. Die Verordnungen des Professors Schönlein, die alle auf Kräftigung hinausgehen, scheinen sehr wirksam. Dagegen hört man über das Befinden Ihrer Maj. der Kaiserin von Rußland bedenklichere Aeußerungen. Inzwischen scheint dasselbe doch der beabsichtigten Reise nichts in den Weg zu legen. _ Berlin, 18 Mai. Kaum wenige Tage über ein Jahr sind verflossen, seit ich Ihnen, von einer ähnlichen Feier in ähnlicher Stimmung zurückkehrend – es war das Begräbniß des Professors Eduard Gans – den Eindruck schilderte, den dieses ernste Ereigniß gemacht. Er hat sich in der Bestattung des Ministers von Stein zum Altenstein, der ich so eben beigewohnt, erneuert, wenn gleich in anderer Färbung. Bei Gans' Begräbniß trauerten Tausende um den Verlust eines reichen beweglichen Geistes, einer noch jugendlich feurigen Kraft. In der beispiellosen Verbreitung der Theilnahme an jenem Todesfall lag der Beweis, wie hoch der Werth solchen Strebens und Sinnes auch bei uns geschätzt ist, wie dringend das innere Bedürfniß seyn muß, auch ein Feld für seine Kräfte zu haben. Es war ein wichtiges Zeichen der Zeit – und man hat es doch übersehen und – vergessen. In Hrn. v. Altenstein begruben wir eine schon abgeblühte Lebenskraft, die ihre Früchte getragen hatte; Hoffnungen gingen damit nicht zu Grabe, doch eine schöne nicht hoch genug zu achtende Gegenwart. Selten bin ich der Lobredner der Mächtigen; doppelt groß ist meine Freude, wenn ich es seyn kann. Hier gewiß! – Es hatten sich zu dieser Beerdigung fast alle jene berühmten Männer der Wissenschaft und des Staatsdienstes – und von diesen letztern noch ein viel größerer Kreis – versammelt, die der Leiche jenes Gelehrten folgten. Und alle trauerten jetzt, wie damals. Denn jeder hatte im Herzen dem Verstorbenen einen Dank zu sagen; sein Wohlwollen, seine feine, humane Behandlung aller Geschäfte, selbst der unangenehmen, seine Liebe und Hochachtung für die Wissenschaften und Künste, sein freigebiger Sinn zur Förderung alles dessen, was ihre Blüthe pflegte, wurden einstimmig anerkannt. Ein Trauerhaus, eine offene Gruft sind mächtige Spiegel der Wahrheit; das Echo des Lebens schallt von dort rein zurück! Für den Verstorbenen war die Todtenklage an seinem Sarge nur das ehrenwertheste Zeugniß seines warmen Herzens, seines edlen Geistes! In solchem Sinne ist nun bis dahin das ganze, weitumfassende Gebiet, dem er vorstand, verwaltet worden. Die Sorge, daß es auch künftig so geschehen möge, war in Aller Herzen. Möge diese Stimmung die Wahl des Nachfolgers bestimmen! Dieß das innere Bild der Begräbnißfeierlichkeit. Das äußere war theils glanzvoll, theils wehmüthig ernst. Die zahllose Masse der Wagen verstopfte die Straßen vor dem Sterbehause. Drei Säle waren mit Ministern, hohen Beamten, Professoren, Künstlern dicht gefüllt. Der Prinz August war in eigener Person erschienen; eben so der Präsident des Staatsraths, General v. Müffling, und sämmtliche Minister, mit Ausnahme des Hrn. v. Nagler, der unpäßlich ist. Die Studirenden waren, da Alles zu Wagen folgte, durch eine Deputation vertreten. – Der Sarg stand im untern Geschoß, in einer Blumenlaube, aus dem Treibhause des Verstorbenen, der ein großer Gartenfreund war, gebildet. Der Trauerzug bewegte sich durch die prächtige Leipziger- und die lange Friedrichstraße nach dem eine Viertelstunde vor dem

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840, S. 1150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_144_18400523/6>, abgerufen am 24.11.2024.