Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 135. Augsburg, 14. Mai 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Tagen zwei Unfälle ereignet. Einmal gerieth die Locomotive eines von Leipzig kommenden Güterzugs von den Schienen, und stürzte mit einigen Güterwagen von dem Damme hinunter, wobei von den Führern des Transports einige schwer verwundet worden sind. Sodann ist ein Wagen mit Gütern, man sagt durch beigepackte, verheimlichte Streichzündhölzer, in Brand gerathen, und dadurch ein namhafter Schaden erwachsen, welchen natürlich der Verlader jenes gefährlichen Artikels wird tragen müssen. - Gestern Abend fand in Gegenwart der Minister, vieler Kammermitglieder und anderer ausgezeichneten Personen die feierliche Einweihung der neuen Synagoge statt, bei welcher Gelegenheit Dr. Frankel einen zum Glauben, zur Einigkeit, Liebe und Treue anregenden, beredten Vortrag hielt.

Nach der Hannover'schen Zeitung brach in Bergen an der Dumme im Hannover'schen den 2 Mai eine Feuersbrunst aus, welche in einigen Stunden drei Viertel des Fleckens in Asche legte und 150 Familien ihres Obdaches und ihrer Habe beraubte. Da die meisten Häuser mit Stroh gedeckt waren, auch die große Dürre das Umsichgreifen des Feuers sehr begünstigte, und der Wind sich mehreremale umsetzte, so war der Untergang des Orts unvermeidlich. Unter den abgebrannten Gebäuden beklagt man besonders die im vorigen Jahr erst vollendete schöne, für 14,000 Thlr. erbaute Kirche.

Es scheint jetzt Ernst mit der Heranziehung der noch unvertretenen Corporationen zur Abgeordnetenwahl zu werden. Auch an die Residenz dürfte binnen kurzem eine neue Aufforderung deßhalb gerichtet werden. Die Zahl der Mitglieder beider Kammern ist noch immer zwischen vierzig und fünfzig. Stubbe für den Diepholzischen Bauernstand ist eingetreten; Canzleirath Wedemeier für die Diepholzischen Flecken hat abgelehnt; Stüve ist für den Bentheimischen Bauernstand wieder gewählt; der jüngere Lang soll die Wahl für Uelzen abgelehnt haben. Ob Dr. Schaumann die Wahl für Göttingen annehmen werde, wußte man noch nicht. (Kass. A. Z.)

Von Seite der Eisenbahn-Comite's in Hannover ist an die Hamburg-Bergedorfer Direction eine Aufforderung ergangen, sich mit ihr über die Fortsetzung dieser Bahn auf dem südlichen Elbeufer in Verbindung zu setzen. Das hiesige Comite hat hierein gewilligt, und man ist übereingekommen, daß Unterhandlungen dieserhalb auf einem Congreß zu Celle stattfinden sollen, wohin sich auch Deputirte von Bremen und Braunschweig begeben werden, damit man sich über ein System, welches das Interesse sämmtlicher Städte vereinigen soll, besprechen kann.

Preußen.

Die Bulletins über das Befinden des Ministers v. Altenstein, die außer dem geheimen Medicinalrath Professor Casper auch der geheime Medicinalrath Professor Schönlein unterzeichnet, lauten zwar an manchen Tagen etwas beruhigender, doch scheint eine begründete Hoffnung auf Wiederherstellung des Kranken kaum mehr vorhanden zu seyn. - Hier in der Hauptstadt erhebt sich auch in diesem Jahr ein neues Haus nach dem andern, ohne daß dadurch der Miethswerth der Wohnungen fällt, und schon spricht man davon, daß wieder ein neues Stadtviertel auf derjenigen Seite des Thiergartens, die an der Spree liegt, erbaut werden soll. Zahlreiche Baulustige sollen nur noch auf die dazu erforderliche Erlaubniß des Königs warten, um hier Grundstücke zu erwerben und sie mit Häusern zu bedecken. - Wir haben jetzt die Aussicht, den Componisten des "Paulus," Felix Mendelssohn-Bartholdy, hier, an dem Wohnorte seiner Familie, zu behalten, da es heißt, daß ihm die Anstellung eines Capellmeisters im königl. Orchester angeboten sey. Die Generalintendanz der königl. Bühnen war so aufmerksam gegen ihn, bei einem mit Hrn. Adam hier anwesenden französischen Operntextdichter ein Libretto zu bestellen, das Hr. Mendelssohn componiren wird. Merkwürdig genug, daß von allen deutschen Musenalmanachspoeten - und wir haben in diesem fruchtbaren Jahr sogar zwei solcher Almanache - kein einziger einen Operntext soll schreiben können! Der Ausfall, den kürzlich der Herausgeber einer dieser Almanache, Hr. Arnold Ruge, in den Hallischen Jahrbüchern gegen den andern Almanach und namentlich gegen den Choragen desselben, Friedrich Rückert, sich gestattete, wird hier von allen Freunden der deutschen Muse um so mehr mißbilligt, als dadurch scheinbar ein neuer Beweis von der Mißgunst des kritischen Nordens gegen den poetischen Süden unseres Vaterlandes geliefert wird.

Tagen zwei Unfälle ereignet. Einmal gerieth die Locomotive eines von Leipzig kommenden Güterzugs von den Schienen, und stürzte mit einigen Güterwagen von dem Damme hinunter, wobei von den Führern des Transports einige schwer verwundet worden sind. Sodann ist ein Wagen mit Gütern, man sagt durch beigepackte, verheimlichte Streichzündhölzer, in Brand gerathen, und dadurch ein namhafter Schaden erwachsen, welchen natürlich der Verlader jenes gefährlichen Artikels wird tragen müssen. – Gestern Abend fand in Gegenwart der Minister, vieler Kammermitglieder und anderer ausgezeichneten Personen die feierliche Einweihung der neuen Synagoge statt, bei welcher Gelegenheit Dr. Frankel einen zum Glauben, zur Einigkeit, Liebe und Treue anregenden, beredten Vortrag hielt.

Nach der Hannover'schen Zeitung brach in Bergen an der Dumme im Hannover'schen den 2 Mai eine Feuersbrunst aus, welche in einigen Stunden drei Viertel des Fleckens in Asche legte und 150 Familien ihres Obdaches und ihrer Habe beraubte. Da die meisten Häuser mit Stroh gedeckt waren, auch die große Dürre das Umsichgreifen des Feuers sehr begünstigte, und der Wind sich mehreremale umsetzte, so war der Untergang des Orts unvermeidlich. Unter den abgebrannten Gebäuden beklagt man besonders die im vorigen Jahr erst vollendete schöne, für 14,000 Thlr. erbaute Kirche.

Es scheint jetzt Ernst mit der Heranziehung der noch unvertretenen Corporationen zur Abgeordnetenwahl zu werden. Auch an die Residenz dürfte binnen kurzem eine neue Aufforderung deßhalb gerichtet werden. Die Zahl der Mitglieder beider Kammern ist noch immer zwischen vierzig und fünfzig. Stubbe für den Diepholzischen Bauernstand ist eingetreten; Canzleirath Wedemeier für die Diepholzischen Flecken hat abgelehnt; Stüve ist für den Bentheimischen Bauernstand wieder gewählt; der jüngere Lang soll die Wahl für Uelzen abgelehnt haben. Ob Dr. Schaumann die Wahl für Göttingen annehmen werde, wußte man noch nicht. (Kass. A. Z.)

Von Seite der Eisenbahn-Comité's in Hannover ist an die Hamburg-Bergedorfer Direction eine Aufforderung ergangen, sich mit ihr über die Fortsetzung dieser Bahn auf dem südlichen Elbeufer in Verbindung zu setzen. Das hiesige Comité hat hierein gewilligt, und man ist übereingekommen, daß Unterhandlungen dieserhalb auf einem Congreß zu Celle stattfinden sollen, wohin sich auch Deputirte von Bremen und Braunschweig begeben werden, damit man sich über ein System, welches das Interesse sämmtlicher Städte vereinigen soll, besprechen kann.

Preußen.

Die Bulletins über das Befinden des Ministers v. Altenstein, die außer dem geheimen Medicinalrath Professor Casper auch der geheime Medicinalrath Professor Schönlein unterzeichnet, lauten zwar an manchen Tagen etwas beruhigender, doch scheint eine begründete Hoffnung auf Wiederherstellung des Kranken kaum mehr vorhanden zu seyn. – Hier in der Hauptstadt erhebt sich auch in diesem Jahr ein neues Haus nach dem andern, ohne daß dadurch der Miethswerth der Wohnungen fällt, und schon spricht man davon, daß wieder ein neues Stadtviertel auf derjenigen Seite des Thiergartens, die an der Spree liegt, erbaut werden soll. Zahlreiche Baulustige sollen nur noch auf die dazu erforderliche Erlaubniß des Königs warten, um hier Grundstücke zu erwerben und sie mit Häusern zu bedecken. – Wir haben jetzt die Aussicht, den Componisten des „Paulus,“ Felix Mendelssohn-Bartholdy, hier, an dem Wohnorte seiner Familie, zu behalten, da es heißt, daß ihm die Anstellung eines Capellmeisters im königl. Orchester angeboten sey. Die Generalintendanz der königl. Bühnen war so aufmerksam gegen ihn, bei einem mit Hrn. Adam hier anwesenden französischen Operntextdichter ein Libretto zu bestellen, das Hr. Mendelssohn componiren wird. Merkwürdig genug, daß von allen deutschen Musenalmanachspoeten – und wir haben in diesem fruchtbaren Jahr sogar zwei solcher Almanache – kein einziger einen Operntext soll schreiben können! Der Ausfall, den kürzlich der Herausgeber einer dieser Almanache, Hr. Arnold Ruge, in den Hallischen Jahrbüchern gegen den andern Almanach und namentlich gegen den Choragen desselben, Friedrich Rückert, sich gestattete, wird hier von allen Freunden der deutschen Muse um so mehr mißbilligt, als dadurch scheinbar ein neuer Beweis von der Mißgunst des kritischen Nordens gegen den poetischen Süden unseres Vaterlandes geliefert wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="1080"/>
Tagen zwei Unfälle ereignet. Einmal gerieth die Locomotive eines von Leipzig kommenden Güterzugs von den Schienen, und stürzte mit einigen Güterwagen von dem Damme hinunter, wobei von den Führern des Transports einige schwer verwundet worden sind. Sodann ist ein Wagen mit Gütern, man sagt durch beigepackte, verheimlichte Streichzündhölzer, in Brand gerathen, und dadurch ein namhafter Schaden erwachsen, welchen natürlich der Verlader jenes gefährlichen Artikels wird tragen müssen. &#x2013; Gestern Abend fand in Gegenwart der Minister, vieler Kammermitglieder und anderer ausgezeichneten Personen die feierliche Einweihung der neuen Synagoge statt, bei welcher Gelegenheit Dr. Frankel einen zum Glauben, zur Einigkeit, Liebe und Treue anregenden, beredten Vortrag hielt.</p><lb/>
          <p>Nach der <hi rendition="#g">Hannover</hi>'<hi rendition="#g">schen</hi> Zeitung brach in Bergen an der Dumme im Hannover'schen den 2 Mai eine Feuersbrunst aus, welche in einigen Stunden drei Viertel des Fleckens in Asche legte und 150 Familien ihres Obdaches und ihrer Habe beraubte. Da die meisten Häuser mit Stroh gedeckt waren, auch die große Dürre das Umsichgreifen des Feuers sehr begünstigte, und der Wind sich mehreremale umsetzte, so war der Untergang des Orts unvermeidlich. Unter den abgebrannten Gebäuden beklagt man besonders die im vorigen Jahr erst vollendete schöne, für 14,000 Thlr. erbaute Kirche.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Hannover,</hi> 4 Mai.</dateline>
          <p> Es scheint jetzt Ernst mit der Heranziehung der noch unvertretenen Corporationen zur Abgeordnetenwahl zu werden. Auch an die Residenz dürfte binnen kurzem eine neue Aufforderung deßhalb gerichtet werden. Die Zahl der Mitglieder beider Kammern ist noch immer zwischen vierzig und fünfzig. Stubbe für den Diepholzischen Bauernstand ist eingetreten; Canzleirath Wedemeier für die Diepholzischen Flecken hat abgelehnt; Stüve ist für den Bentheimischen Bauernstand wieder gewählt; der jüngere Lang soll die Wahl für Uelzen abgelehnt haben. Ob Dr. Schaumann die Wahl für Göttingen annehmen werde, wußte man noch nicht. (<hi rendition="#g">Kass</hi>. A. Z.)</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Hamburg,</hi> 7 Mai.</dateline>
          <p> Von Seite der Eisenbahn-Comité's in Hannover ist an die Hamburg-Bergedorfer Direction eine Aufforderung ergangen, sich mit ihr über die Fortsetzung dieser Bahn auf dem südlichen Elbeufer in Verbindung zu setzen. Das hiesige Comité hat hierein gewilligt, und man ist übereingekommen, daß Unterhandlungen dieserhalb auf einem Congreß zu Celle stattfinden sollen, wohin sich auch Deputirte von Bremen und Braunschweig begeben werden, damit man sich über ein System, welches das Interesse sämmtlicher Städte vereinigen soll, besprechen kann.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Preußen.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 8 Mai.</dateline>
          <p> Die Bulletins über das Befinden des Ministers v. Altenstein, die außer dem geheimen Medicinalrath Professor Casper auch der geheime Medicinalrath Professor Schönlein unterzeichnet, lauten zwar an manchen Tagen etwas beruhigender, doch scheint eine begründete Hoffnung auf Wiederherstellung des Kranken kaum mehr vorhanden zu seyn. &#x2013; Hier in der Hauptstadt erhebt sich auch in diesem Jahr ein neues Haus nach dem andern, ohne daß dadurch der Miethswerth der Wohnungen fällt, und schon spricht man davon, daß wieder ein neues Stadtviertel auf derjenigen Seite des Thiergartens, die an der Spree liegt, erbaut werden soll. Zahlreiche Baulustige sollen nur noch auf die dazu erforderliche Erlaubniß des Königs warten, um hier Grundstücke zu erwerben und sie mit Häusern zu bedecken. &#x2013; Wir haben jetzt die Aussicht, den Componisten des &#x201E;Paulus,&#x201C; Felix Mendelssohn-Bartholdy, hier, an dem Wohnorte seiner Familie, zu behalten, da es heißt, daß ihm die Anstellung eines Capellmeisters im königl. Orchester angeboten sey. Die Generalintendanz der königl. Bühnen war so aufmerksam gegen ihn, bei einem mit Hrn. Adam hier anwesenden französischen Operntextdichter ein Libretto zu bestellen, das Hr. Mendelssohn componiren wird. Merkwürdig genug, daß von allen deutschen Musenalmanachspoeten &#x2013; und wir haben in diesem fruchtbaren Jahr sogar zwei solcher Almanache &#x2013; kein einziger einen Operntext soll schreiben können! Der Ausfall, den kürzlich der Herausgeber einer dieser Almanache, Hr. Arnold Ruge, in den Hallischen Jahrbüchern gegen den andern Almanach und namentlich gegen den Choragen desselben, Friedrich Rückert, sich gestattete, wird hier von allen Freunden der deutschen Muse um so mehr mißbilligt, als dadurch scheinbar ein neuer Beweis von der Mißgunst des kritischen Nordens gegen den poetischen Süden unseres Vaterlandes geliefert wird.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1080/0008] Tagen zwei Unfälle ereignet. Einmal gerieth die Locomotive eines von Leipzig kommenden Güterzugs von den Schienen, und stürzte mit einigen Güterwagen von dem Damme hinunter, wobei von den Führern des Transports einige schwer verwundet worden sind. Sodann ist ein Wagen mit Gütern, man sagt durch beigepackte, verheimlichte Streichzündhölzer, in Brand gerathen, und dadurch ein namhafter Schaden erwachsen, welchen natürlich der Verlader jenes gefährlichen Artikels wird tragen müssen. – Gestern Abend fand in Gegenwart der Minister, vieler Kammermitglieder und anderer ausgezeichneten Personen die feierliche Einweihung der neuen Synagoge statt, bei welcher Gelegenheit Dr. Frankel einen zum Glauben, zur Einigkeit, Liebe und Treue anregenden, beredten Vortrag hielt. Nach der Hannover'schen Zeitung brach in Bergen an der Dumme im Hannover'schen den 2 Mai eine Feuersbrunst aus, welche in einigen Stunden drei Viertel des Fleckens in Asche legte und 150 Familien ihres Obdaches und ihrer Habe beraubte. Da die meisten Häuser mit Stroh gedeckt waren, auch die große Dürre das Umsichgreifen des Feuers sehr begünstigte, und der Wind sich mehreremale umsetzte, so war der Untergang des Orts unvermeidlich. Unter den abgebrannten Gebäuden beklagt man besonders die im vorigen Jahr erst vollendete schöne, für 14,000 Thlr. erbaute Kirche. _ Hannover, 4 Mai. Es scheint jetzt Ernst mit der Heranziehung der noch unvertretenen Corporationen zur Abgeordnetenwahl zu werden. Auch an die Residenz dürfte binnen kurzem eine neue Aufforderung deßhalb gerichtet werden. Die Zahl der Mitglieder beider Kammern ist noch immer zwischen vierzig und fünfzig. Stubbe für den Diepholzischen Bauernstand ist eingetreten; Canzleirath Wedemeier für die Diepholzischen Flecken hat abgelehnt; Stüve ist für den Bentheimischen Bauernstand wieder gewählt; der jüngere Lang soll die Wahl für Uelzen abgelehnt haben. Ob Dr. Schaumann die Wahl für Göttingen annehmen werde, wußte man noch nicht. (Kass. A. Z.) _ Hamburg, 7 Mai. Von Seite der Eisenbahn-Comité's in Hannover ist an die Hamburg-Bergedorfer Direction eine Aufforderung ergangen, sich mit ihr über die Fortsetzung dieser Bahn auf dem südlichen Elbeufer in Verbindung zu setzen. Das hiesige Comité hat hierein gewilligt, und man ist übereingekommen, daß Unterhandlungen dieserhalb auf einem Congreß zu Celle stattfinden sollen, wohin sich auch Deputirte von Bremen und Braunschweig begeben werden, damit man sich über ein System, welches das Interesse sämmtlicher Städte vereinigen soll, besprechen kann. Preußen. _ Berlin, 8 Mai. Die Bulletins über das Befinden des Ministers v. Altenstein, die außer dem geheimen Medicinalrath Professor Casper auch der geheime Medicinalrath Professor Schönlein unterzeichnet, lauten zwar an manchen Tagen etwas beruhigender, doch scheint eine begründete Hoffnung auf Wiederherstellung des Kranken kaum mehr vorhanden zu seyn. – Hier in der Hauptstadt erhebt sich auch in diesem Jahr ein neues Haus nach dem andern, ohne daß dadurch der Miethswerth der Wohnungen fällt, und schon spricht man davon, daß wieder ein neues Stadtviertel auf derjenigen Seite des Thiergartens, die an der Spree liegt, erbaut werden soll. Zahlreiche Baulustige sollen nur noch auf die dazu erforderliche Erlaubniß des Königs warten, um hier Grundstücke zu erwerben und sie mit Häusern zu bedecken. – Wir haben jetzt die Aussicht, den Componisten des „Paulus,“ Felix Mendelssohn-Bartholdy, hier, an dem Wohnorte seiner Familie, zu behalten, da es heißt, daß ihm die Anstellung eines Capellmeisters im königl. Orchester angeboten sey. Die Generalintendanz der königl. Bühnen war so aufmerksam gegen ihn, bei einem mit Hrn. Adam hier anwesenden französischen Operntextdichter ein Libretto zu bestellen, das Hr. Mendelssohn componiren wird. Merkwürdig genug, daß von allen deutschen Musenalmanachspoeten – und wir haben in diesem fruchtbaren Jahr sogar zwei solcher Almanache – kein einziger einen Operntext soll schreiben können! Der Ausfall, den kürzlich der Herausgeber einer dieser Almanache, Hr. Arnold Ruge, in den Hallischen Jahrbüchern gegen den andern Almanach und namentlich gegen den Choragen desselben, Friedrich Rückert, sich gestattete, wird hier von allen Freunden der deutschen Muse um so mehr mißbilligt, als dadurch scheinbar ein neuer Beweis von der Mißgunst des kritischen Nordens gegen den poetischen Süden unseres Vaterlandes geliefert wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_135_18400514
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_135_18400514/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 135. Augsburg, 14. Mai 1840, S. 1080. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_135_18400514/8>, abgerufen am 24.11.2024.