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Allgemeine Zeitung. Nr. 130. Augsburg, 9. Mai 1840.

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habe bei den Festen der Athenäer süßer Gesang gepriesen, und in dem von Feuer gehärteten Thon sey die Frucht des Oelbaums in das mannherrliche Volk von Argos gebracht worden, "in den ganz bunten Umzäunungen der Gefäße," denn es wurden den Siegern in den athenäischen Spielen jene Krüge mit heiligem Oel als dem Preise ihres Siegs angefüllt.

Neben den attischen Gefäßen des freien Styls zeigen sich in beträchtlicher Zahl andere, aus den Gräbern von Canosa, von Basilikata und großgriechenländischen Städten gezogen, zum Theil von schöner, zum Theil von leichter und versäumter Arbeit, offenbar aus der letzten, den Römern schon nähern Periode, in welcher diese Art von Keramographie ganz erlosch. Wie aber die Menge des Gesteins, die Formen, die verschiedenen Arten des Styls diese Sammlung zu einer der ersten erheben, so behauptet sie diesen Rang auch durch die beträchtliche Zahl bedeutender, zum Theil höchst seltener und ganz eigenthümlicher mythischer und heroischer Darstellungen, mit welchen die merkwürdigeren Gefäße geschmückt sind, und welche zu beschreiben und zu erklären dem Katalog vorbehalten bleibt, dem wir wahrscheinlich auch von dieser Sammlung entgegen sehen dürfen. Zu wünschen ist, daß in ihm die Erklärung, vorzüglich der reicher ausgestatteten Gefäße, in einer Weise geführt werde, daß aus ihr nicht nur so weit es möglich ist die Bestimmung des Gefäßes, sondern auch gemäß derselben der Zusammenhang der einzelnen Vorstellungen und die Einheit, der eigentliche Sinn des Kunstwerks erkannt werde. Denn es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß vorzüglich den reicher geschmückten eine bestimmte Idee zum Grunde liegt, welche durch mythologische, allegorische und historische Figuren, Scenen und Verzierungen ausgedrückt wird.

Noch aber müssen wir Einiges über die Vorzüge der Anordnung und Aufstellung des Cabinets bemerken. Daß die zu den einzelnen Sammlungen, aus denen es besteht, gehörigen Werke nicht von einander getrennt sind, und man also vereinigt hat, was aus Vulci, aus Agrigent, aus Canosa stammt, ist für das Studium und für die an das Local der Fundorte sich knüpfenden Untersuchungen von Wichtigkeit und mit Dank anzuerkennen, ebenso, daß in der Mitte des ersten und zweiten Saales ein beträchtlicher Theil von Vasen auf marmornen Tafeln aufgestellt ist und von allen Seiten bequem kann betrachtet werden. Die Hauptmasse steht an den Wänden in schönen und vorn offenen Reposituren symmetrisch vertheilt, und um die herrlichen Schalen, deren Hauptbild gemeiniglich auf der untern, dem Blick entzogenen Fläche sich findet, der Betrachtung zugänglich zu machen, sind die Reposituren, auf welchen sie für die Betrachtung sehr zugänglich stehen, mit Spiegeln belegt, oder vielmehr sie bilden einen zusammenhängenden Spiegel, aus dem die untern Seiten der Schalen eben so deutlich zurückstrahlen, wie die obern dem unmittelbaren Anblick sichtbar sind. Im dritten Saale ist dieselbe Vorkehrung für die andern Gefäße angebracht, und die Spiegel bedecken den Hintergrund der Reposituren, so daß in ihnen die hintern Theile der Vasen vollkommen sichtbar sind. Diese so viel mir bekannt neue Vorrichtung gereicht dem Studium der hier aufgestellten Werke zu großem Vortheil und dem Anordner der Sammlung zu aller Ehre, indem sie zeigt, daß er, neben den durch die architectonischen Rücksichten gebotenen Forderungen der Symmetrie und der zweckmäßigen Vertheilung, auch die auf Belehrung und Untersuchung bezüglichen Wünsche, welche bei solchen Sammlungen oft umsonst erhoben werden, im voraus erwogen und zu befriedigen gesucht hat. Den Fußboden des hintern Saales schmückt eine große und schöne Mosaik, Helios, im Thierkreise stehend, unten am Boden die Erde als weibliche Gestalt ruhend und von den Genien der Jahreszeiten umgeben. Dieses bedeutende Werk ist auf den italienischen Gütern Sr. kais. H. des Herzogs von Leuchtenberg gefunden, und schon von seinem sel. Hrn. Vater der Sammlung Sr. Maj. als Geschenk überlassen worden. Auch einige seiner pompejanischen Gemälde von kleinerm Umfange sind in dem hintern Saale aufgestellt. Wir können aber unsern kurzen Bericht über dieses neue Institut, das die königliche Gesinnung und Kunstliebe unsers Monarchen der Betrachtung, dem Studium und der Bildung geöffnet hat, nicht schließen, ohne bei dieser Gelegenheit ihm den Dank nicht nur des bayerischen, sondern des ganzen deutschen Vaterlandes auszusprechen, für welches gerade bei der gegenwärtigen Lage unserer wissenschaftlichen und artistischen Bildung nicht ohne Bedeutung ist, daß die kostbare und nur bei einem weisen Gebrauche bedeutender Mittel durch hohe Einsicht und rege Neigung zu erzielende Sammlung einen so bedeutenden und überraschenden Zuwachs durch dieses Cabinet erhalten, das sich durch kluge Wahl, durch Reichthum und Wichtigkeit seiner Werke, durch Zweckmäßigkeit seiner Anordnung und durch die sinnvolle und belehrende Umgebung in einer Weise auszeichnet, daß es einen rühmlichen Platz nicht nur unter den bayerischen, sondern unter den deutschen Zierden verdient und ihn bald durch das dankbare Urtheil aller gebildeten Zeitgenossen zuerkannt erhalten wird.

Wissenschaftliches und Litterarisches aus Frankreich.

Augustin Thierry's Erzählungen aus der Merovingischen Zeit. Die zwei neuen Bände des berühmten Verfassers der Eroberung Englands durch die Normannen werden dem Geschichtsfreunde eine höchst willkommene Erscheinung seyn. Es ist als ob gewisse Gebiete der altfranzösischen Geschichte diesem interessanten Schriftsteller vorzugsweise angehörten, daß man von ihm Belehrung darüber erwarte, die er auch stets in der anziehendsten Form, in der anschaulichsten Schilderung ertheilt. Das gegenwärtige Werk zerfällt in zwei große Abtheilungen. Die erste, die Thierry bescheiden Considerations sur l'histoire de France nennt, enthält eine Arbeit hoher philosophischer und wissenschaftlicher Kritik der verschiedenen Historiker, welche die Geschichte Frankreichs bebaut haben. Es handelt sich hier nicht von einer bloßen oberflächlichen Skizze; diese erste Abtheilung ist selbst ein eigenes Buch, und begreift in nicht weniger als 300 Seiten und darüber die Ausführung der Ideen, die den Verfasser im Allgemeinen bei seinen historischen Studien geleitet haben, seine Ansichten über die Berührungsstellen, die zwischen der Geschichte und der socialen Politik bestehen und wie seine speciellen Merowingischen Erzählungen sich an die allgemeine Geschichte Frankreichs anreihen sollen. "Ich habe, sagt er selbst in seiner Vorrede, die großen Systeme der Geschichte Frankreichs aufgefaßt und die Elemente unterschieden, aus denen sie gebildet sind. Ich habe den Zusammenhang nachgewiesen, der zwischen den einzelnen Systemen und den Epochen besteht, in welchen sie erstanden. Von Epoche zu Epoche habe ich die nationale und herrschende Idee sowohl als die Parteimeinungen über den Ursprung der französischen Gesellschaft und ihre Revolutionen aufgeführt. Mit Einem Wort, ich habe den Weg angedeutet und beschrieben, den die Theorie der französischen Geschichte durchlaufen, alle großen Richtungen, die man verfolgt oder wieder verlassen hat, den Punkt, zu welchem wir jetzt gelangt sind, und das Endziel, nach dem wir steuern."

Die besondern Merowingischen Erzählungen begreifen den

habe bei den Festen der Athenäer süßer Gesang gepriesen, und in dem von Feuer gehärteten Thon sey die Frucht des Oelbaums in das mannherrliche Volk von Argos gebracht worden, „in den ganz bunten Umzäunungen der Gefäße,“ denn es wurden den Siegern in den athenäischen Spielen jene Krüge mit heiligem Oel als dem Preise ihres Siegs angefüllt.

Neben den attischen Gefäßen des freien Styls zeigen sich in beträchtlicher Zahl andere, aus den Gräbern von Canosa, von Basilikata und großgriechenländischen Städten gezogen, zum Theil von schöner, zum Theil von leichter und versäumter Arbeit, offenbar aus der letzten, den Römern schon nähern Periode, in welcher diese Art von Keramographie ganz erlosch. Wie aber die Menge des Gesteins, die Formen, die verschiedenen Arten des Styls diese Sammlung zu einer der ersten erheben, so behauptet sie diesen Rang auch durch die beträchtliche Zahl bedeutender, zum Theil höchst seltener und ganz eigenthümlicher mythischer und heroischer Darstellungen, mit welchen die merkwürdigeren Gefäße geschmückt sind, und welche zu beschreiben und zu erklären dem Katalog vorbehalten bleibt, dem wir wahrscheinlich auch von dieser Sammlung entgegen sehen dürfen. Zu wünschen ist, daß in ihm die Erklärung, vorzüglich der reicher ausgestatteten Gefäße, in einer Weise geführt werde, daß aus ihr nicht nur so weit es möglich ist die Bestimmung des Gefäßes, sondern auch gemäß derselben der Zusammenhang der einzelnen Vorstellungen und die Einheit, der eigentliche Sinn des Kunstwerks erkannt werde. Denn es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß vorzüglich den reicher geschmückten eine bestimmte Idee zum Grunde liegt, welche durch mythologische, allegorische und historische Figuren, Scenen und Verzierungen ausgedrückt wird.

Noch aber müssen wir Einiges über die Vorzüge der Anordnung und Aufstellung des Cabinets bemerken. Daß die zu den einzelnen Sammlungen, aus denen es besteht, gehörigen Werke nicht von einander getrennt sind, und man also vereinigt hat, was aus Vulci, aus Agrigent, aus Canosa stammt, ist für das Studium und für die an das Local der Fundorte sich knüpfenden Untersuchungen von Wichtigkeit und mit Dank anzuerkennen, ebenso, daß in der Mitte des ersten und zweiten Saales ein beträchtlicher Theil von Vasen auf marmornen Tafeln aufgestellt ist und von allen Seiten bequem kann betrachtet werden. Die Hauptmasse steht an den Wänden in schönen und vorn offenen Reposituren symmetrisch vertheilt, und um die herrlichen Schalen, deren Hauptbild gemeiniglich auf der untern, dem Blick entzogenen Fläche sich findet, der Betrachtung zugänglich zu machen, sind die Reposituren, auf welchen sie für die Betrachtung sehr zugänglich stehen, mit Spiegeln belegt, oder vielmehr sie bilden einen zusammenhängenden Spiegel, aus dem die untern Seiten der Schalen eben so deutlich zurückstrahlen, wie die obern dem unmittelbaren Anblick sichtbar sind. Im dritten Saale ist dieselbe Vorkehrung für die andern Gefäße angebracht, und die Spiegel bedecken den Hintergrund der Reposituren, so daß in ihnen die hintern Theile der Vasen vollkommen sichtbar sind. Diese so viel mir bekannt neue Vorrichtung gereicht dem Studium der hier aufgestellten Werke zu großem Vortheil und dem Anordner der Sammlung zu aller Ehre, indem sie zeigt, daß er, neben den durch die architectonischen Rücksichten gebotenen Forderungen der Symmetrie und der zweckmäßigen Vertheilung, auch die auf Belehrung und Untersuchung bezüglichen Wünsche, welche bei solchen Sammlungen oft umsonst erhoben werden, im voraus erwogen und zu befriedigen gesucht hat. Den Fußboden des hintern Saales schmückt eine große und schöne Mosaik, Helios, im Thierkreise stehend, unten am Boden die Erde als weibliche Gestalt ruhend und von den Genien der Jahreszeiten umgeben. Dieses bedeutende Werk ist auf den italienischen Gütern Sr. kais. H. des Herzogs von Leuchtenberg gefunden, und schon von seinem sel. Hrn. Vater der Sammlung Sr. Maj. als Geschenk überlassen worden. Auch einige seiner pompejanischen Gemälde von kleinerm Umfange sind in dem hintern Saale aufgestellt. Wir können aber unsern kurzen Bericht über dieses neue Institut, das die königliche Gesinnung und Kunstliebe unsers Monarchen der Betrachtung, dem Studium und der Bildung geöffnet hat, nicht schließen, ohne bei dieser Gelegenheit ihm den Dank nicht nur des bayerischen, sondern des ganzen deutschen Vaterlandes auszusprechen, für welches gerade bei der gegenwärtigen Lage unserer wissenschaftlichen und artistischen Bildung nicht ohne Bedeutung ist, daß die kostbare und nur bei einem weisen Gebrauche bedeutender Mittel durch hohe Einsicht und rege Neigung zu erzielende Sammlung einen so bedeutenden und überraschenden Zuwachs durch dieses Cabinet erhalten, das sich durch kluge Wahl, durch Reichthum und Wichtigkeit seiner Werke, durch Zweckmäßigkeit seiner Anordnung und durch die sinnvolle und belehrende Umgebung in einer Weise auszeichnet, daß es einen rühmlichen Platz nicht nur unter den bayerischen, sondern unter den deutschen Zierden verdient und ihn bald durch das dankbare Urtheil aller gebildeten Zeitgenossen zuerkannt erhalten wird.

Wissenschaftliches und Litterarisches aus Frankreich.

Augustin Thierry's Erzählungen aus der Merovingischen Zeit. Die zwei neuen Bände des berühmten Verfassers der Eroberung Englands durch die Normannen werden dem Geschichtsfreunde eine höchst willkommene Erscheinung seyn. Es ist als ob gewisse Gebiete der altfranzösischen Geschichte diesem interessanten Schriftsteller vorzugsweise angehörten, daß man von ihm Belehrung darüber erwarte, die er auch stets in der anziehendsten Form, in der anschaulichsten Schilderung ertheilt. Das gegenwärtige Werk zerfällt in zwei große Abtheilungen. Die erste, die Thierry bescheiden Considérations sur l'histoire de France nennt, enthält eine Arbeit hoher philosophischer und wissenschaftlicher Kritik der verschiedenen Historiker, welche die Geschichte Frankreichs bebaut haben. Es handelt sich hier nicht von einer bloßen oberflächlichen Skizze; diese erste Abtheilung ist selbst ein eigenes Buch, und begreift in nicht weniger als 300 Seiten und darüber die Ausführung der Ideen, die den Verfasser im Allgemeinen bei seinen historischen Studien geleitet haben, seine Ansichten über die Berührungsstellen, die zwischen der Geschichte und der socialen Politik bestehen und wie seine speciellen Merowingischen Erzählungen sich an die allgemeine Geschichte Frankreichs anreihen sollen. „Ich habe, sagt er selbst in seiner Vorrede, die großen Systeme der Geschichte Frankreichs aufgefaßt und die Elemente unterschieden, aus denen sie gebildet sind. Ich habe den Zusammenhang nachgewiesen, der zwischen den einzelnen Systemen und den Epochen besteht, in welchen sie erstanden. Von Epoche zu Epoche habe ich die nationale und herrschende Idee sowohl als die Parteimeinungen über den Ursprung der französischen Gesellschaft und ihre Revolutionen aufgeführt. Mit Einem Wort, ich habe den Weg angedeutet und beschrieben, den die Theorie der französischen Geschichte durchlaufen, alle großen Richtungen, die man verfolgt oder wieder verlassen hat, den Punkt, zu welchem wir jetzt gelangt sind, und das Endziel, nach dem wir steuern.“

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[1035/0011] habe bei den Festen der Athenäer süßer Gesang gepriesen, und in dem von Feuer gehärteten Thon sey die Frucht des Oelbaums in das mannherrliche Volk von Argos gebracht worden, „in den ganz bunten Umzäunungen der Gefäße,“ denn es wurden den Siegern in den athenäischen Spielen jene Krüge mit heiligem Oel als dem Preise ihres Siegs angefüllt. Neben den attischen Gefäßen des freien Styls zeigen sich in beträchtlicher Zahl andere, aus den Gräbern von Canosa, von Basilikata und großgriechenländischen Städten gezogen, zum Theil von schöner, zum Theil von leichter und versäumter Arbeit, offenbar aus der letzten, den Römern schon nähern Periode, in welcher diese Art von Keramographie ganz erlosch. Wie aber die Menge des Gesteins, die Formen, die verschiedenen Arten des Styls diese Sammlung zu einer der ersten erheben, so behauptet sie diesen Rang auch durch die beträchtliche Zahl bedeutender, zum Theil höchst seltener und ganz eigenthümlicher mythischer und heroischer Darstellungen, mit welchen die merkwürdigeren Gefäße geschmückt sind, und welche zu beschreiben und zu erklären dem Katalog vorbehalten bleibt, dem wir wahrscheinlich auch von dieser Sammlung entgegen sehen dürfen. Zu wünschen ist, daß in ihm die Erklärung, vorzüglich der reicher ausgestatteten Gefäße, in einer Weise geführt werde, daß aus ihr nicht nur so weit es möglich ist die Bestimmung des Gefäßes, sondern auch gemäß derselben der Zusammenhang der einzelnen Vorstellungen und die Einheit, der eigentliche Sinn des Kunstwerks erkannt werde. Denn es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß vorzüglich den reicher geschmückten eine bestimmte Idee zum Grunde liegt, welche durch mythologische, allegorische und historische Figuren, Scenen und Verzierungen ausgedrückt wird. Noch aber müssen wir Einiges über die Vorzüge der Anordnung und Aufstellung des Cabinets bemerken. Daß die zu den einzelnen Sammlungen, aus denen es besteht, gehörigen Werke nicht von einander getrennt sind, und man also vereinigt hat, was aus Vulci, aus Agrigent, aus Canosa stammt, ist für das Studium und für die an das Local der Fundorte sich knüpfenden Untersuchungen von Wichtigkeit und mit Dank anzuerkennen, ebenso, daß in der Mitte des ersten und zweiten Saales ein beträchtlicher Theil von Vasen auf marmornen Tafeln aufgestellt ist und von allen Seiten bequem kann betrachtet werden. Die Hauptmasse steht an den Wänden in schönen und vorn offenen Reposituren symmetrisch vertheilt, und um die herrlichen Schalen, deren Hauptbild gemeiniglich auf der untern, dem Blick entzogenen Fläche sich findet, der Betrachtung zugänglich zu machen, sind die Reposituren, auf welchen sie für die Betrachtung sehr zugänglich stehen, mit Spiegeln belegt, oder vielmehr sie bilden einen zusammenhängenden Spiegel, aus dem die untern Seiten der Schalen eben so deutlich zurückstrahlen, wie die obern dem unmittelbaren Anblick sichtbar sind. Im dritten Saale ist dieselbe Vorkehrung für die andern Gefäße angebracht, und die Spiegel bedecken den Hintergrund der Reposituren, so daß in ihnen die hintern Theile der Vasen vollkommen sichtbar sind. Diese so viel mir bekannt neue Vorrichtung gereicht dem Studium der hier aufgestellten Werke zu großem Vortheil und dem Anordner der Sammlung zu aller Ehre, indem sie zeigt, daß er, neben den durch die architectonischen Rücksichten gebotenen Forderungen der Symmetrie und der zweckmäßigen Vertheilung, auch die auf Belehrung und Untersuchung bezüglichen Wünsche, welche bei solchen Sammlungen oft umsonst erhoben werden, im voraus erwogen und zu befriedigen gesucht hat. Den Fußboden des hintern Saales schmückt eine große und schöne Mosaik, Helios, im Thierkreise stehend, unten am Boden die Erde als weibliche Gestalt ruhend und von den Genien der Jahreszeiten umgeben. Dieses bedeutende Werk ist auf den italienischen Gütern Sr. kais. H. des Herzogs von Leuchtenberg gefunden, und schon von seinem sel. Hrn. Vater der Sammlung Sr. Maj. als Geschenk überlassen worden. Auch einige seiner pompejanischen Gemälde von kleinerm Umfange sind in dem hintern Saale aufgestellt. Wir können aber unsern kurzen Bericht über dieses neue Institut, das die königliche Gesinnung und Kunstliebe unsers Monarchen der Betrachtung, dem Studium und der Bildung geöffnet hat, nicht schließen, ohne bei dieser Gelegenheit ihm den Dank nicht nur des bayerischen, sondern des ganzen deutschen Vaterlandes auszusprechen, für welches gerade bei der gegenwärtigen Lage unserer wissenschaftlichen und artistischen Bildung nicht ohne Bedeutung ist, daß die kostbare und nur bei einem weisen Gebrauche bedeutender Mittel durch hohe Einsicht und rege Neigung zu erzielende Sammlung einen so bedeutenden und überraschenden Zuwachs durch dieses Cabinet erhalten, das sich durch kluge Wahl, durch Reichthum und Wichtigkeit seiner Werke, durch Zweckmäßigkeit seiner Anordnung und durch die sinnvolle und belehrende Umgebung in einer Weise auszeichnet, daß es einen rühmlichen Platz nicht nur unter den bayerischen, sondern unter den deutschen Zierden verdient und ihn bald durch das dankbare Urtheil aller gebildeten Zeitgenossen zuerkannt erhalten wird. Wissenschaftliches und Litterarisches aus Frankreich. _ Paris, Ende April. Augustin Thierry's Erzählungen aus der Merovingischen Zeit. Die zwei neuen Bände des berühmten Verfassers der Eroberung Englands durch die Normannen werden dem Geschichtsfreunde eine höchst willkommene Erscheinung seyn. Es ist als ob gewisse Gebiete der altfranzösischen Geschichte diesem interessanten Schriftsteller vorzugsweise angehörten, daß man von ihm Belehrung darüber erwarte, die er auch stets in der anziehendsten Form, in der anschaulichsten Schilderung ertheilt. Das gegenwärtige Werk zerfällt in zwei große Abtheilungen. Die erste, die Thierry bescheiden Considérations sur l'histoire de France nennt, enthält eine Arbeit hoher philosophischer und wissenschaftlicher Kritik der verschiedenen Historiker, welche die Geschichte Frankreichs bebaut haben. Es handelt sich hier nicht von einer bloßen oberflächlichen Skizze; diese erste Abtheilung ist selbst ein eigenes Buch, und begreift in nicht weniger als 300 Seiten und darüber die Ausführung der Ideen, die den Verfasser im Allgemeinen bei seinen historischen Studien geleitet haben, seine Ansichten über die Berührungsstellen, die zwischen der Geschichte und der socialen Politik bestehen und wie seine speciellen Merowingischen Erzählungen sich an die allgemeine Geschichte Frankreichs anreihen sollen. „Ich habe, sagt er selbst in seiner Vorrede, die großen Systeme der Geschichte Frankreichs aufgefaßt und die Elemente unterschieden, aus denen sie gebildet sind. Ich habe den Zusammenhang nachgewiesen, der zwischen den einzelnen Systemen und den Epochen besteht, in welchen sie erstanden. Von Epoche zu Epoche habe ich die nationale und herrschende Idee sowohl als die Parteimeinungen über den Ursprung der französischen Gesellschaft und ihre Revolutionen aufgeführt. Mit Einem Wort, ich habe den Weg angedeutet und beschrieben, den die Theorie der französischen Geschichte durchlaufen, alle großen Richtungen, die man verfolgt oder wieder verlassen hat, den Punkt, zu welchem wir jetzt gelangt sind, und das Endziel, nach dem wir steuern.“ Die besondern Merowingischen Erzählungen begreifen den

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 130. Augsburg, 9. Mai 1840, S. 1035. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_130_18400509/11>, abgerufen am 24.11.2024.