Allgemeine Zeitung. Nr. 115. Augsburg, 24. April 1840.von Cassaro die Zusicherung ertheilt worden sey, sein Exil in Foggia werde von keiner langen Dauer seyn. Wie gesagt, es circuliren in diesem Augenblick nur Gerüchte; Gewisses weiß man nichts darüber zu sagen. Es ist jedoch unverkennbar, daß diese Frage, sofern sie in die Politik und nicht in die innere Administration des Königreichs spielt, eine europäische geworden, indem sie bei der auf der Halbinsel herrschenden Stimmung leicht die politische Stellung der Mächte verrücken könnte. - Sind die Gerüchte der Resiliation gegründet, so werden die von dem König zu leistenden Vergütungen leicht die Summe von zehn Millionen erreichen. Triest, 18 April. Wir erhielten heute Briefe aus Malta vom 5 d., welchen zufolge die dort ansässigen Kaufleute aus dem Königreich beider Sicilien von ihrem resp. Consul aufgefordert worden sind, die Insel zu verlassen, und nach ihrem Vaterlande zurückzukehren. Diese Maaßregel trug viel dazu bei, den maltesischen Handel zu hemmen. Die letzten Berichte aus Neapel vom 12 d. sind auch nicht geeignet, auf eine baldige friedliche Ausgleichung der fraglichen Schwefelangelegenheit Hoffnung zu geben. Die Engländer in Neapel bereiten sich vor, die Hauptstadt zu verlassen, und die Assecuranzkammern wollen neapolitanische Schiffe gar nicht versichern. Hier herrscht indeß die Meinung, daß es zu keinem offenen Bruche kommen, sondern durch Vermittlung der großen Continentalhöfe bald Alles ausgeglichen seyn werde. Schweiz. Die Baseler Zeitung schreibt: "Durch Kreisschreiben vom 13 April theilt der Vorort den Ständen eine Note des brasilischen Obristen Hrn. dell-Hoste mit, um Gestattung von Werbungen für brasilische Dienste. Er wünscht 2600 Mann anzuwerben, der Sold ist der der brasilischen Armee; beim Abschied nach fünf Jahren bekommt der Soldat ein Stücklein Landes von etwa 9000 Quadratschuh. Wenn die gegenwärtige brasilische Regierung berücksichtigt hätte, wie wenig die Schicksale der bisherigen fremden und namentlich der deutschen Truppen in Brasilien geeignet seyn können, künftigen zur Lockspeise zu dienen, so würde sie wahrscheinlich für nöthig erachtet haben, etwas glänzendere Versprechungen zu machen, als 9000 Quadratschuh Urwald. Solche, die etwa Lust haben möchten, von der Einladung des Hrn. dell' Hoste Gebrauch zu machen und die tropischen Herrlichkeiten zu schmecken, verweisen wir auf das Buch "Zehn Jahre in Brasilien" von Karl Seidler. Wenn die Leser dann bedenken, daß jene deutschen Truppen unter viel glänzendern Zusicherungen angeworben worden waren, auch unter einer Regierung gedient haben, welche mehr Garantie für die Haltung des Versprochenen gewährte, als eine so vielen Zufällen ausgesetzte Regentschaft, so sind wir überzeugt, daß jedem, der nur einigermaßen im Stande ist, sich in Europa vor Hunger zu schützen, der Vorgeschmack dieser Lecture alle und jede weitere Lust nach dem Militärdienste im Tropenlande benehmen wird." Zürich, 18 April. Die obern Zehnen im Wallis haben sich nunmehr der Verfassung vom 3 Aug. angeschlossen. Dadurch ist die Einheit des Kantons gerettet. - Die Mitglieder der gestürzten Regierung des Oberwallis sind noch zerstreut. Der Landeshauptmann v. Courten ist im Kanton Bern, Stockalper im Kanton Freiburg, der Major v. Courten, der seine Truppen, statt sie zu führen, im entscheidenden Augenblick verließ, in Simplon. Taffiner, wie es scheint, der einzige Charakter unter ihnen, in seiner Heimath. Gewiß ist, daß die Regierung des Oberwallis, bevor der Hauptangriff der Unterwalliser geschah, ihre Truppen entlassen hatte, wodurch eben theils die Erbitterung des eigenen Volkes veranlaßt und gerechtfertigt wird, theils dieser ganz unerwartete Ausgang des Zwistes herbeigeführt wurde. Ich sage der ganz unerwartete Ausgang; dafür mag zeugen, daß die Sittener Bürger alle ihre Habseligkeiten geflüchtet hatten, daß die Unterwalliser genöthigt waren, ihren Hauptort Sitten selbst in Belagerungszustand zu erklären, daß der Bischof beim Ausbruch des Streites sich von Sitten ins Oberwallis flüchten wollte. Hätte Taffiner die Oberwalliser geleitet, statt Courten, der Erfolg wäre wohl ein anderer geworden. Auch die Ermordung des Präsidenten Courten wird nunmehr klarer, und ich freue mich melden zu können, daß auch hier die Schuld nicht in dem früher angenommenen Maaße die Oberwalliser trifft. Der Anstifter jener Leute von Naters, welche sich im Zorn über den Verrath ihrer Führer gegen diese selbst wendeten, war, wie uns berichtet wird, selbst ein Verräther: ein Advocat Brignet, der früher schon in einen Criminalproceß verwickelt gewesen war, in welchem er beschuldigt wurde, den Ehemann seiner jetzigen Frau gemordet zu haben. Er wurde dieses Verbrechens zwar nicht schuldig erklärt, aber von der Instanz entlassen. In der neuern Zeit war er, obwohl im Oberwallis wohnend, ein Parteigänger der Unterwalliser. Guten Eindruck macht es nun auf die Oberwalliser, daß der ganze Staatsrath des Unterwallis sich auflösen und dem neu ergänzten großen Rath Veranlassung geben will, den Staatsrath neu zu bestellen. Deutschland. München, 22 April. Ihre Maj. die verwittwete Königin Karoline, die mehrere Tage leidend war, befindet sich zu allgemeiner Freude auf dem Wege gänzlicher Herstellung. - Se. Durchl. der Kronoberstpostmeister Fürst von Thurn und Taxis kam gestern zu einem Familienbesuche hier an, verläßt aber diesen Abend wieder unsre Stadt. - Wie immer nach 10 Jahren haben in den nächsten Monaten an dazu bestimmten Tagen in Oberammergau, Landgerichts Werdenfels, die bekannten Passionsvorstellungen im Freien statt. Diese Schauspiele, schon darum interessant, weil sie in solcher Weise wohl nirgend anderswo zu sehen sind, locken jedesmal eine große Volksmenge herbei, und dürften in diesem Jahre um so besuchter seyn, da das unfern gelegene Hohenschwangau durch seine neue Gestaltung eine große Celebrität erhalten hat. Karlsruhe, 18 April. Vor einigen Tagen hat das hiesige Polizeiamt den ersten Band der Druckschrift: "Stellungen und Verhältnisse. Von Dr. Gustav Bacherer. Karlsruhe, C. F. Müller'sche Hofbuchhandlung 1840" mit Beschlag belegt und das Stadtgericht denselben bestätigt. (Karlsr. Z.) Hannover, 15 April. Morgen tritt eine zehntägige Vertagung der Ständeversammlung ein, da das Cabinet dem Vernehmen nach den Antrag beider Kammern deßhalb gewährt hat. Die Situation ist und bleibt dieselbe, die sie seit dem Zusammentreten der Kammern oder vielmehr seit dem Falle des Wachsmuth'schen Antrags wegen der Auflösung ist, und wird auch vermuthlich nach Beendigung der Osterferien dieselbe bleiben: die Kammern berathen den neuen Verfassungsentwurf, und werden ihn annehmen, das Cabinet sucht derweil die 2te Kammer in numerischer Hinsicht zu verstärken, was man jetzt, da nicht mehr so scharf auf die Wahlformen gesehen wird, freilich sich ziemlich leicht macht; gar viele Corporationen protestiren fortwährend, und erklären dieß auch in Zuschriften, welche den Kammern übergeben werden, dem Vernehmen nach auch durch neue Beschwerden am Bundestage. Die neue Verfassung wird trotz alle dem zu Stande kommen und publicirt werden: Consens der Agnaten zu derselben wird so wenig gefordert als gegeben werden; auch die Garantie des Bundestags wird man vermuthlich weder nachsuchen von Cassaro die Zusicherung ertheilt worden sey, sein Exil in Foggia werde von keiner langen Dauer seyn. Wie gesagt, es circuliren in diesem Augenblick nur Gerüchte; Gewisses weiß man nichts darüber zu sagen. Es ist jedoch unverkennbar, daß diese Frage, sofern sie in die Politik und nicht in die innere Administration des Königreichs spielt, eine europäische geworden, indem sie bei der auf der Halbinsel herrschenden Stimmung leicht die politische Stellung der Mächte verrücken könnte. – Sind die Gerüchte der Resiliation gegründet, so werden die von dem König zu leistenden Vergütungen leicht die Summe von zehn Millionen erreichen. Triest, 18 April. Wir erhielten heute Briefe aus Malta vom 5 d., welchen zufolge die dort ansässigen Kaufleute aus dem Königreich beider Sicilien von ihrem resp. Consul aufgefordert worden sind, die Insel zu verlassen, und nach ihrem Vaterlande zurückzukehren. Diese Maaßregel trug viel dazu bei, den maltesischen Handel zu hemmen. Die letzten Berichte aus Neapel vom 12 d. sind auch nicht geeignet, auf eine baldige friedliche Ausgleichung der fraglichen Schwefelangelegenheit Hoffnung zu geben. Die Engländer in Neapel bereiten sich vor, die Hauptstadt zu verlassen, und die Assecuranzkammern wollen neapolitanische Schiffe gar nicht versichern. Hier herrscht indeß die Meinung, daß es zu keinem offenen Bruche kommen, sondern durch Vermittlung der großen Continentalhöfe bald Alles ausgeglichen seyn werde. Schweiz. Die Baseler Zeitung schreibt: „Durch Kreisschreiben vom 13 April theilt der Vorort den Ständen eine Note des brasilischen Obristen Hrn. dell-Hoste mit, um Gestattung von Werbungen für brasilische Dienste. Er wünscht 2600 Mann anzuwerben, der Sold ist der der brasilischen Armee; beim Abschied nach fünf Jahren bekommt der Soldat ein Stücklein Landes von etwa 9000 Quadratschuh. Wenn die gegenwärtige brasilische Regierung berücksichtigt hätte, wie wenig die Schicksale der bisherigen fremden und namentlich der deutschen Truppen in Brasilien geeignet seyn können, künftigen zur Lockspeise zu dienen, so würde sie wahrscheinlich für nöthig erachtet haben, etwas glänzendere Versprechungen zu machen, als 9000 Quadratschuh Urwald. Solche, die etwa Lust haben möchten, von der Einladung des Hrn. dell' Hoste Gebrauch zu machen und die tropischen Herrlichkeiten zu schmecken, verweisen wir auf das Buch „Zehn Jahre in Brasilien“ von Karl Seidler. Wenn die Leser dann bedenken, daß jene deutschen Truppen unter viel glänzendern Zusicherungen angeworben worden waren, auch unter einer Regierung gedient haben, welche mehr Garantie für die Haltung des Versprochenen gewährte, als eine so vielen Zufällen ausgesetzte Regentschaft, so sind wir überzeugt, daß jedem, der nur einigermaßen im Stande ist, sich in Europa vor Hunger zu schützen, der Vorgeschmack dieser Lecture alle und jede weitere Lust nach dem Militärdienste im Tropenlande benehmen wird.“ Zürich, 18 April. Die obern Zehnen im Wallis haben sich nunmehr der Verfassung vom 3 Aug. angeschlossen. Dadurch ist die Einheit des Kantons gerettet. – Die Mitglieder der gestürzten Regierung des Oberwallis sind noch zerstreut. Der Landeshauptmann v. Courten ist im Kanton Bern, Stockalper im Kanton Freiburg, der Major v. Courten, der seine Truppen, statt sie zu führen, im entscheidenden Augenblick verließ, in Simplon. Taffiner, wie es scheint, der einzige Charakter unter ihnen, in seiner Heimath. Gewiß ist, daß die Regierung des Oberwallis, bevor der Hauptangriff der Unterwalliser geschah, ihre Truppen entlassen hatte, wodurch eben theils die Erbitterung des eigenen Volkes veranlaßt und gerechtfertigt wird, theils dieser ganz unerwartete Ausgang des Zwistes herbeigeführt wurde. Ich sage der ganz unerwartete Ausgang; dafür mag zeugen, daß die Sittener Bürger alle ihre Habseligkeiten geflüchtet hatten, daß die Unterwalliser genöthigt waren, ihren Hauptort Sitten selbst in Belagerungszustand zu erklären, daß der Bischof beim Ausbruch des Streites sich von Sitten ins Oberwallis flüchten wollte. Hätte Taffiner die Oberwalliser geleitet, statt Courten, der Erfolg wäre wohl ein anderer geworden. Auch die Ermordung des Präsidenten Courten wird nunmehr klarer, und ich freue mich melden zu können, daß auch hier die Schuld nicht in dem früher angenommenen Maaße die Oberwalliser trifft. Der Anstifter jener Leute von Naters, welche sich im Zorn über den Verrath ihrer Führer gegen diese selbst wendeten, war, wie uns berichtet wird, selbst ein Verräther: ein Advocat Brignet, der früher schon in einen Criminalproceß verwickelt gewesen war, in welchem er beschuldigt wurde, den Ehemann seiner jetzigen Frau gemordet zu haben. Er wurde dieses Verbrechens zwar nicht schuldig erklärt, aber von der Instanz entlassen. In der neuern Zeit war er, obwohl im Oberwallis wohnend, ein Parteigänger der Unterwalliser. Guten Eindruck macht es nun auf die Oberwalliser, daß der ganze Staatsrath des Unterwallis sich auflösen und dem neu ergänzten großen Rath Veranlassung geben will, den Staatsrath neu zu bestellen. Deutschland. München, 22 April. Ihre Maj. die verwittwete Königin Karoline, die mehrere Tage leidend war, befindet sich zu allgemeiner Freude auf dem Wege gänzlicher Herstellung. – Se. Durchl. der Kronoberstpostmeister Fürst von Thurn und Taxis kam gestern zu einem Familienbesuche hier an, verläßt aber diesen Abend wieder unsre Stadt. – Wie immer nach 10 Jahren haben in den nächsten Monaten an dazu bestimmten Tagen in Oberammergau, Landgerichts Werdenfels, die bekannten Passionsvorstellungen im Freien statt. Diese Schauspiele, schon darum interessant, weil sie in solcher Weise wohl nirgend anderswo zu sehen sind, locken jedesmal eine große Volksmenge herbei, und dürften in diesem Jahre um so besuchter seyn, da das unfern gelegene Hohenschwangau durch seine neue Gestaltung eine große Celebrität erhalten hat. Karlsruhe, 18 April. Vor einigen Tagen hat das hiesige Polizeiamt den ersten Band der Druckschrift: „Stellungen und Verhältnisse. Von Dr. Gustav Bacherer. Karlsruhe, C. F. Müller'sche Hofbuchhandlung 1840“ mit Beschlag belegt und das Stadtgericht denselben bestätigt. (Karlsr. Z.) Hannover, 15 April. Morgen tritt eine zehntägige Vertagung der Ständeversammlung ein, da das Cabinet dem Vernehmen nach den Antrag beider Kammern deßhalb gewährt hat. Die Situation ist und bleibt dieselbe, die sie seit dem Zusammentreten der Kammern oder vielmehr seit dem Falle des Wachsmuth'schen Antrags wegen der Auflösung ist, und wird auch vermuthlich nach Beendigung der Osterferien dieselbe bleiben: die Kammern berathen den neuen Verfassungsentwurf, und werden ihn annehmen, das Cabinet sucht derweil die 2te Kammer in numerischer Hinsicht zu verstärken, was man jetzt, da nicht mehr so scharf auf die Wahlformen gesehen wird, freilich sich ziemlich leicht macht; gar viele Corporationen protestiren fortwährend, und erklären dieß auch in Zuschriften, welche den Kammern übergeben werden, dem Vernehmen nach auch durch neue Beschwerden am Bundestage. 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Die letzten Berichte aus Neapel vom 12 d. sind auch nicht geeignet, auf eine baldige friedliche Ausgleichung der fraglichen Schwefelangelegenheit Hoffnung zu geben. Die Engländer in Neapel bereiten sich vor, die Hauptstadt zu verlassen, und die Assecuranzkammern wollen neapolitanische Schiffe gar nicht versichern. Hier herrscht indeß die Meinung, daß es zu keinem offenen Bruche kommen, sondern durch Vermittlung der großen Continentalhöfe bald Alles ausgeglichen seyn werde.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schweiz.</hi> </head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Baseler</hi> Zeitung schreibt: „Durch Kreisschreiben vom 13 April theilt der Vorort den Ständen eine Note des brasilischen Obristen Hrn. dell-Hoste mit, um Gestattung von Werbungen für brasilische Dienste. Er wünscht 2600 Mann anzuwerben, der Sold ist der der brasilischen Armee; beim Abschied nach fünf Jahren bekommt der Soldat ein Stücklein Landes von etwa 9000 Quadratschuh. Wenn die gegenwärtige brasilische Regierung berücksichtigt hätte, wie wenig die Schicksale der bisherigen fremden und namentlich der deutschen Truppen in Brasilien geeignet seyn können, künftigen zur Lockspeise zu dienen, so würde sie wahrscheinlich für nöthig erachtet haben, etwas glänzendere Versprechungen zu machen, als 9000 Quadratschuh Urwald. Solche, die etwa Lust haben möchten, von der Einladung des Hrn. dell' Hoste Gebrauch zu machen und die tropischen Herrlichkeiten zu schmecken, verweisen wir auf das Buch „Zehn Jahre in Brasilien“ von Karl Seidler. Wenn die Leser dann bedenken, daß jene deutschen Truppen unter viel glänzendern Zusicherungen angeworben worden waren, auch unter einer Regierung gedient haben, welche mehr Garantie für die Haltung des Versprochenen gewährte, als eine so vielen Zufällen ausgesetzte Regentschaft, so sind wir überzeugt, daß jedem, der nur einigermaßen im Stande ist, sich in Europa vor Hunger zu schützen, der Vorgeschmack dieser Lecture alle und jede weitere Lust nach dem Militärdienste im Tropenlande benehmen wird.“</p><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Zürich,</hi> 18 April.</dateline> <p> Die obern Zehnen im Wallis haben sich nunmehr der Verfassung vom 3 Aug. angeschlossen. Dadurch ist die Einheit des Kantons gerettet. – Die Mitglieder der gestürzten Regierung des Oberwallis sind noch zerstreut. Der Landeshauptmann v. Courten ist im Kanton Bern, Stockalper im Kanton Freiburg, der Major v. Courten, der seine Truppen, statt sie zu führen, im entscheidenden Augenblick verließ, in Simplon. Taffiner, wie es scheint, der einzige Charakter unter ihnen, in seiner Heimath. Gewiß ist, daß die Regierung des Oberwallis, bevor der Hauptangriff der Unterwalliser geschah, ihre Truppen entlassen hatte, wodurch eben theils die Erbitterung des eigenen Volkes veranlaßt und gerechtfertigt wird, theils dieser ganz unerwartete Ausgang des Zwistes herbeigeführt wurde. Ich sage der ganz unerwartete Ausgang; dafür mag zeugen, daß die Sittener Bürger alle ihre Habseligkeiten geflüchtet hatten, daß die Unterwalliser genöthigt waren, ihren Hauptort Sitten selbst in Belagerungszustand zu erklären, daß der Bischof beim Ausbruch des Streites sich von Sitten ins Oberwallis flüchten wollte. Hätte Taffiner die Oberwalliser geleitet, statt Courten, der Erfolg wäre wohl ein anderer geworden. Auch die Ermordung des Präsidenten Courten wird nunmehr klarer, und ich freue mich melden zu können, daß auch hier die Schuld nicht in dem früher angenommenen Maaße die Oberwalliser trifft. Der Anstifter jener Leute von Naters, welche sich im Zorn über den Verrath ihrer Führer gegen diese selbst wendeten, war, wie uns berichtet wird, selbst ein Verräther: ein Advocat Brignet, der früher schon in einen Criminalproceß verwickelt gewesen war, in welchem er beschuldigt wurde, den Ehemann seiner jetzigen Frau gemordet zu haben. Er wurde dieses Verbrechens zwar nicht schuldig erklärt, aber von der Instanz entlassen. In der neuern Zeit war er, obwohl im Oberwallis wohnend, ein Parteigänger der Unterwalliser. 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von Cassaro die Zusicherung ertheilt worden sey, sein Exil in Foggia werde von keiner langen Dauer seyn. Wie gesagt, es circuliren in diesem Augenblick nur Gerüchte; Gewisses weiß man nichts darüber zu sagen. Es ist jedoch unverkennbar, daß diese Frage, sofern sie in die Politik und nicht in die innere Administration des Königreichs spielt, eine europäische geworden, indem sie bei der auf der Halbinsel herrschenden Stimmung leicht die politische Stellung der Mächte verrücken könnte. – Sind die Gerüchte der Resiliation gegründet, so werden die von dem König zu leistenden Vergütungen leicht die Summe von zehn Millionen erreichen.
_ Triest, 18 April. Wir erhielten heute Briefe aus Malta vom 5 d., welchen zufolge die dort ansässigen Kaufleute aus dem Königreich beider Sicilien von ihrem resp. Consul aufgefordert worden sind, die Insel zu verlassen, und nach ihrem Vaterlande zurückzukehren. Diese Maaßregel trug viel dazu bei, den maltesischen Handel zu hemmen. Die letzten Berichte aus Neapel vom 12 d. sind auch nicht geeignet, auf eine baldige friedliche Ausgleichung der fraglichen Schwefelangelegenheit Hoffnung zu geben. Die Engländer in Neapel bereiten sich vor, die Hauptstadt zu verlassen, und die Assecuranzkammern wollen neapolitanische Schiffe gar nicht versichern. Hier herrscht indeß die Meinung, daß es zu keinem offenen Bruche kommen, sondern durch Vermittlung der großen Continentalhöfe bald Alles ausgeglichen seyn werde.
Schweiz.
Die Baseler Zeitung schreibt: „Durch Kreisschreiben vom 13 April theilt der Vorort den Ständen eine Note des brasilischen Obristen Hrn. dell-Hoste mit, um Gestattung von Werbungen für brasilische Dienste. Er wünscht 2600 Mann anzuwerben, der Sold ist der der brasilischen Armee; beim Abschied nach fünf Jahren bekommt der Soldat ein Stücklein Landes von etwa 9000 Quadratschuh. Wenn die gegenwärtige brasilische Regierung berücksichtigt hätte, wie wenig die Schicksale der bisherigen fremden und namentlich der deutschen Truppen in Brasilien geeignet seyn können, künftigen zur Lockspeise zu dienen, so würde sie wahrscheinlich für nöthig erachtet haben, etwas glänzendere Versprechungen zu machen, als 9000 Quadratschuh Urwald. Solche, die etwa Lust haben möchten, von der Einladung des Hrn. dell' Hoste Gebrauch zu machen und die tropischen Herrlichkeiten zu schmecken, verweisen wir auf das Buch „Zehn Jahre in Brasilien“ von Karl Seidler. Wenn die Leser dann bedenken, daß jene deutschen Truppen unter viel glänzendern Zusicherungen angeworben worden waren, auch unter einer Regierung gedient haben, welche mehr Garantie für die Haltung des Versprochenen gewährte, als eine so vielen Zufällen ausgesetzte Regentschaft, so sind wir überzeugt, daß jedem, der nur einigermaßen im Stande ist, sich in Europa vor Hunger zu schützen, der Vorgeschmack dieser Lecture alle und jede weitere Lust nach dem Militärdienste im Tropenlande benehmen wird.“
_ Zürich, 18 April. Die obern Zehnen im Wallis haben sich nunmehr der Verfassung vom 3 Aug. angeschlossen. Dadurch ist die Einheit des Kantons gerettet. – Die Mitglieder der gestürzten Regierung des Oberwallis sind noch zerstreut. Der Landeshauptmann v. Courten ist im Kanton Bern, Stockalper im Kanton Freiburg, der Major v. Courten, der seine Truppen, statt sie zu führen, im entscheidenden Augenblick verließ, in Simplon. Taffiner, wie es scheint, der einzige Charakter unter ihnen, in seiner Heimath. Gewiß ist, daß die Regierung des Oberwallis, bevor der Hauptangriff der Unterwalliser geschah, ihre Truppen entlassen hatte, wodurch eben theils die Erbitterung des eigenen Volkes veranlaßt und gerechtfertigt wird, theils dieser ganz unerwartete Ausgang des Zwistes herbeigeführt wurde. Ich sage der ganz unerwartete Ausgang; dafür mag zeugen, daß die Sittener Bürger alle ihre Habseligkeiten geflüchtet hatten, daß die Unterwalliser genöthigt waren, ihren Hauptort Sitten selbst in Belagerungszustand zu erklären, daß der Bischof beim Ausbruch des Streites sich von Sitten ins Oberwallis flüchten wollte. Hätte Taffiner die Oberwalliser geleitet, statt Courten, der Erfolg wäre wohl ein anderer geworden. Auch die Ermordung des Präsidenten Courten wird nunmehr klarer, und ich freue mich melden zu können, daß auch hier die Schuld nicht in dem früher angenommenen Maaße die Oberwalliser trifft. Der Anstifter jener Leute von Naters, welche sich im Zorn über den Verrath ihrer Führer gegen diese selbst wendeten, war, wie uns berichtet wird, selbst ein Verräther: ein Advocat Brignet, der früher schon in einen Criminalproceß verwickelt gewesen war, in welchem er beschuldigt wurde, den Ehemann seiner jetzigen Frau gemordet zu haben. Er wurde dieses Verbrechens zwar nicht schuldig erklärt, aber von der Instanz entlassen. In der neuern Zeit war er, obwohl im Oberwallis wohnend, ein Parteigänger der Unterwalliser. Guten Eindruck macht es nun auf die Oberwalliser, daß der ganze Staatsrath des Unterwallis sich auflösen und dem neu ergänzten großen Rath Veranlassung geben will, den Staatsrath neu zu bestellen.
Deutschland.
_ München, 22 April. Ihre Maj. die verwittwete Königin Karoline, die mehrere Tage leidend war, befindet sich zu allgemeiner Freude auf dem Wege gänzlicher Herstellung. – Se. Durchl. der Kronoberstpostmeister Fürst von Thurn und Taxis kam gestern zu einem Familienbesuche hier an, verläßt aber diesen Abend wieder unsre Stadt. – Wie immer nach 10 Jahren haben in den nächsten Monaten an dazu bestimmten Tagen in Oberammergau, Landgerichts Werdenfels, die bekannten Passionsvorstellungen im Freien statt. Diese Schauspiele, schon darum interessant, weil sie in solcher Weise wohl nirgend anderswo zu sehen sind, locken jedesmal eine große Volksmenge herbei, und dürften in diesem Jahre um so besuchter seyn, da das unfern gelegene Hohenschwangau durch seine neue Gestaltung eine große Celebrität erhalten hat.
_ Karlsruhe, 18 April. Vor einigen Tagen hat das hiesige Polizeiamt den ersten Band der Druckschrift: „Stellungen und Verhältnisse. Von Dr. Gustav Bacherer. Karlsruhe, C. F. Müller'sche Hofbuchhandlung 1840“ mit Beschlag belegt und das Stadtgericht denselben bestätigt. (Karlsr. Z.)
_ Hannover, 15 April. Morgen tritt eine zehntägige Vertagung der Ständeversammlung ein, da das Cabinet dem Vernehmen nach den Antrag beider Kammern deßhalb gewährt hat. Die Situation ist und bleibt dieselbe, die sie seit dem Zusammentreten der Kammern oder vielmehr seit dem Falle des Wachsmuth'schen Antrags wegen der Auflösung ist, und wird auch vermuthlich nach Beendigung der Osterferien dieselbe bleiben: die Kammern berathen den neuen Verfassungsentwurf, und werden ihn annehmen, das Cabinet sucht derweil die 2te Kammer in numerischer Hinsicht zu verstärken, was man jetzt, da nicht mehr so scharf auf die Wahlformen gesehen wird, freilich sich ziemlich leicht macht; gar viele Corporationen protestiren fortwährend, und erklären dieß auch in Zuschriften, welche den Kammern übergeben werden, dem Vernehmen nach auch durch neue Beschwerden am Bundestage. Die neue Verfassung wird trotz alle dem zu Stande kommen und publicirt werden: Consens der Agnaten zu derselben wird so wenig gefordert als gegeben werden; auch die Garantie des Bundestags wird man vermuthlich weder nachsuchen
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