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Allgemeine Zeitung. Nr. 113. Augsburg, 22. April 1840.

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Großbritannien.

Die Königin hielt gestern (14) Nachmittags im Buckinghampalast ein geheimes Conseil, und begab sich heute mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Albert k. H., nach Windsorschloß, worauf die Herzogin von Kent ihre neue Privatwohnung auf dem Belgrave-Square bezog. Ueber einen Unfall, der den Erbprinzen Ernst von Sachsen-Coburg vor einiger Zeit auf einer Jagdpartie traf, meldet die Kentish Gazette berichtigend: "Se. Hoh. ritt über das Gut des Grafen v. Cardigan, und schwang spielend eine große Hetzpeitsche am Riemen, der schwere Griff derselben traf ihn zufällig auf den Mund und schlug ihm zwei Vorderzähne ein."

Am 14 April wurde beiden Parlamentshäusern folgender Geheimerathsbefehl (Order in Council) d. d. 3 April vorgelegt: "Nachdem Ihre Maj. das neuerliche injuriöse Verfahren gewisser Beamten des Kaisers von China gegen Beamte und Unterthanen Ihrer Maj. in Erwägung gezogen, und nachdem Ihre Maj. die Ordre gegeben hat, Genugthuung und Schadensersatz dafür von der chinesischen Regierung zu fordern; da es ferner sachdiensam ist, daß, zur Erlangung solcher Genugthuung und Entschädigung, Schiffe, Fahrzeuge und Waarenladungen, die dem Kaiser von China und seinen Unterthanen gehören, brittischerseits an- und in Verwahrung gehalten werden, um, falls die chinesische Regierung Genugthuung und Entschädigung verweigern sollte, die also detinirten und weiter zu detinirenden Schiffe und Ladungen zu confisciren und zu verkaufen, den Erlös daraus aber solchergestalt zu verwenden, wie Ihrer Maj. zu bestimmen gefallen mag: so geruht Ihre Maj. nach und mit dem Rathe Ihres geheimen Conseils zu befehlen, und es wird hiermit befohlen, daß die Befehlshaber von Ihrer Maj. Kriegsschiffen alle dem Kaiser von China, oder seinen Unterthanen oder andern in einem der Länder, Territorien oder Gebiete von China gehörigen Schiffe, Fahrzeuge und Güter anhalten und in Port führen, um in dem Falle, daß solche Entschädigung und Genugthuung, wie oben besagt, von der chinesischen Regierung verweigert worden seyn wird, dieselben zur Aburtheilung zu bringen vor einem der Admiralitätsgerichtshöfe in Ihrer Maj. Reichen. Zu diesem Ende habe Ihrer Maj. Advocate-General, in Gemeinschaft mit dem Admiralitäts-Advocaten, alsbald den Entwurf einer Commission vorzubereiten und Ihrer Maj. im Conseil vorzulegen, kraft deren der hohe Admiralitätshof von Großbritannien und die verschiedenen Admiralitätshöfe in andern Theilen der Reiche Ihrer Maj. ermächtigt werden, als Prisengerichte zu verfahren und über alle Confiscationen, Wegnahmen und Entgegenwegnahmen (of captures, seizures, prizes and reprisals) von Schiffen, Fahrzeugen und Gütern, die genommen sind oder werden genommen werden, nach dem Brauch der Admiralitätshöfe und den Gesetzen des Völkerrechts entscheidend zu erkennen, und alle solche Schiffe, Fahrzeuge und Güter, welche dem Kaiser von China, oder Unterthanen des Kaisers von China u. s. w. zugehören, als Prisen zu verurtheilen und zu adjudiciren." (Hier folgt noch eine Amplification im schwerfälligsten Curialstyl, die wir füglich weglassen können).

In der Unterhaussitzung am 15 April, deren Anfang uns zugekommen ist, ward eine Reihe von Motionen angezeigt, welche eine interessantere Fortsetzung der Parlamentssession nach Ostern versprechen, als der bisherige im Ganzen schläfrige Gang derselben vor Ostern erwarten ließ. Unter Anderm erklärte Hr. Villiers, daß er bei seinem Entschluß beharre, am 12 Mai die Frage wegen der Korngesetze wieder vor das Haus zu bringen. Hr. G. Palmer fragte die Minister, ob mit der Entschädigung, welche der Krieg gegen China bezwecken solle, eine Schadloshaltung der brittischen Kaufleute für das ihnen weggenommene und zerstörte Opium gemeint sey? Lord John Russell lehnte die Beantwortung dieser Frage ab. Hr. Palmer: "Dann werde ich am 30 April dem Hause die Resolution vorschlagen, zu erklären, daß die mit der Beschlagnahme und Zerstörung des Opiums zusammenhängenden Transactionen nicht hinreichend sind, den Beginn eines Kriegs von Seite Englands gegen China zu rechtfertigen (Hört! und Beifallruf der Tories)." Hr. M. Phillip fragte, wie es um die Negociirung eines Handelsvertrags mit Frankreich stehe. Lord J. Russell erwiederte, die Unterhandlungen seyen noch im Gang, und der englischerseits ernannte Commissär sey im Begriff, nach Paris abzureisen. Lord J. Russell gab, indem er die Vertagung des Hauses bis zum 29 April vorschlug, einige Erörterungen über den nach den Osterferien einzuhaltenden Geschäftsgang des Hauses. Lord Mahon: "Bevor das Haus die Vertagung votirt, erlaub' ich mir, in Abwesenheit des edeln Viscount, des Staatssecretärs des Auswärtigen, an dessen Collegen, den Hrn. Colonialminister, die Frage, ob Ihrer Maj. Regierung Weisungen gegeben hat, eine Blokade zu verhängen oder sonstige feindselige Operationen zu beginnen gegen das Königreich Neapel." Lord J. Russell: "Die Regierung hat in Bezug auf das Schwefelmonopol dem brittischen Gesandten in Neapel bedeutet, falls er in einer gegebenen Frist von der neapolitanischen Regierung keine befriedigende Antwort erhalten sollte, werde sie unserm im Mittelmeer befehligenden Admiral die Ordre zugehen lassen, Schiffe, die unter neapolitanischer Flagge segeln, zu detiniren. Unsern neuesten Nachrichten aus Neapel zufolge war die vom brittischen Gesandten erhaltene Antwort der dortigen Regierung ganz ausweichend und unbefriedigend (entirely evasive and unsatisfactory). Ihrer Maj. Regierung steht nun mit dem Gesandten in Communication über die zu fassenden weitern Maaßregeln." Sir J. Graham: "Ist wegen der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl angenommen worden?" Lord J. Russel: "Es ist nicht nöthig." (?) Sir J. Graham: "Wie ich vernehme, hat die an Admiral Stopford ergangene Ordre zur Detinirung neapolitanischer Schiffe den Zweck, eine Entschädigung für die durch das Schwefelmonopol verletzten brittischen Kaufleute zu erlangen?" Lord J. Russell: "Die dem Admiral ertheilte Ordre lautet auf Detention neapolitanischer Schiffe; doch wenn, wie ich zuversichtlich glaube (as I trust) die neapolitanische Regierung sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeiläßt, so werden die bis dahin weggenommenen Schiffe wieder freigegeben werden." Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging.

Frankreich.

Einer telegraphischen Depesche aus Toulon vom 16 April und aus Algier vom 13 von dem Marschall Valee an den Kriegsminister zufolge waren die Herzoge von Orleans und Aumale am 13 um 4 Uhr früh daselbst eingetroffen.

Mehrere Journale melden, daß Hr. v. Sebastiani mit einer Mission bei Sr. Maj. dem König beider Sicilien beauftragt werden soll.

Wir haben gestern erwähnt, daß in der Pairskammersitzung vom 15 April der junge Graf Montalembert, einer der ersten Führer der katholischen Partei, der gegen die beiden letzten Ministerien sich mehr oder minder in der Opposition gehalten hatte, dem neuen Cabinette seine volle Zustimmung gegeben habe, gleich den Grafen d'Alton-Shee und Pontedulant.

Großbritannien.

Die Königin hielt gestern (14) Nachmittags im Buckinghampalast ein geheimes Conseil, und begab sich heute mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Albert k. H., nach Windsorschloß, worauf die Herzogin von Kent ihre neue Privatwohnung auf dem Belgrave-Square bezog. Ueber einen Unfall, der den Erbprinzen Ernst von Sachsen-Coburg vor einiger Zeit auf einer Jagdpartie traf, meldet die Kentish Gazette berichtigend: „Se. Hoh. ritt über das Gut des Grafen v. Cardigan, und schwang spielend eine große Hetzpeitsche am Riemen, der schwere Griff derselben traf ihn zufällig auf den Mund und schlug ihm zwei Vorderzähne ein.“

Am 14 April wurde beiden Parlamentshäusern folgender Geheimerathsbefehl (Order in Council) d. d. 3 April vorgelegt: „Nachdem Ihre Maj. das neuerliche injuriöse Verfahren gewisser Beamten des Kaisers von China gegen Beamte und Unterthanen Ihrer Maj. in Erwägung gezogen, und nachdem Ihre Maj. die Ordre gegeben hat, Genugthuung und Schadensersatz dafür von der chinesischen Regierung zu fordern; da es ferner sachdiensam ist, daß, zur Erlangung solcher Genugthuung und Entschädigung, Schiffe, Fahrzeuge und Waarenladungen, die dem Kaiser von China und seinen Unterthanen gehören, brittischerseits an- und in Verwahrung gehalten werden, um, falls die chinesische Regierung Genugthuung und Entschädigung verweigern sollte, die also detinirten und weiter zu detinirenden Schiffe und Ladungen zu confisciren und zu verkaufen, den Erlös daraus aber solchergestalt zu verwenden, wie Ihrer Maj. zu bestimmen gefallen mag: so geruht Ihre Maj. nach und mit dem Rathe Ihres geheimen Conseils zu befehlen, und es wird hiermit befohlen, daß die Befehlshaber von Ihrer Maj. Kriegsschiffen alle dem Kaiser von China, oder seinen Unterthanen oder andern in einem der Länder, Territorien oder Gebiete von China gehörigen Schiffe, Fahrzeuge und Güter anhalten und in Port führen, um in dem Falle, daß solche Entschädigung und Genugthuung, wie oben besagt, von der chinesischen Regierung verweigert worden seyn wird, dieselben zur Aburtheilung zu bringen vor einem der Admiralitätsgerichtshöfe in Ihrer Maj. Reichen. Zu diesem Ende habe Ihrer Maj. Advocate-General, in Gemeinschaft mit dem Admiralitäts-Advocaten, alsbald den Entwurf einer Commission vorzubereiten und Ihrer Maj. im Conseil vorzulegen, kraft deren der hohe Admiralitätshof von Großbritannien und die verschiedenen Admiralitätshöfe in andern Theilen der Reiche Ihrer Maj. ermächtigt werden, als Prisengerichte zu verfahren und über alle Confiscationen, Wegnahmen und Entgegenwegnahmen (of captures, seizures, prizes and reprisals) von Schiffen, Fahrzeugen und Gütern, die genommen sind oder werden genommen werden, nach dem Brauch der Admiralitätshöfe und den Gesetzen des Völkerrechts entscheidend zu erkennen, und alle solche Schiffe, Fahrzeuge und Güter, welche dem Kaiser von China, oder Unterthanen des Kaisers von China u. s. w. zugehören, als Prisen zu verurtheilen und zu adjudiciren.“ (Hier folgt noch eine Amplification im schwerfälligsten Curialstyl, die wir füglich weglassen können).

In der Unterhaussitzung am 15 April, deren Anfang uns zugekommen ist, ward eine Reihe von Motionen angezeigt, welche eine interessantere Fortsetzung der Parlamentssession nach Ostern versprechen, als der bisherige im Ganzen schläfrige Gang derselben vor Ostern erwarten ließ. Unter Anderm erklärte Hr. Villiers, daß er bei seinem Entschluß beharre, am 12 Mai die Frage wegen der Korngesetze wieder vor das Haus zu bringen. Hr. G. Palmer fragte die Minister, ob mit der Entschädigung, welche der Krieg gegen China bezwecken solle, eine Schadloshaltung der brittischen Kaufleute für das ihnen weggenommene und zerstörte Opium gemeint sey? Lord John Russell lehnte die Beantwortung dieser Frage ab. Hr. Palmer: „Dann werde ich am 30 April dem Hause die Resolution vorschlagen, zu erklären, daß die mit der Beschlagnahme und Zerstörung des Opiums zusammenhängenden Transactionen nicht hinreichend sind, den Beginn eines Kriegs von Seite Englands gegen China zu rechtfertigen (Hört! und Beifallruf der Tories).“ Hr. M. Phillip fragte, wie es um die Negociirung eines Handelsvertrags mit Frankreich stehe. Lord J. Russell erwiederte, die Unterhandlungen seyen noch im Gang, und der englischerseits ernannte Commissär sey im Begriff, nach Paris abzureisen. Lord J. Russell gab, indem er die Vertagung des Hauses bis zum 29 April vorschlug, einige Erörterungen über den nach den Osterferien einzuhaltenden Geschäftsgang des Hauses. Lord Mahon: „Bevor das Haus die Vertagung votirt, erlaub' ich mir, in Abwesenheit des edeln Viscount, des Staatssecretärs des Auswärtigen, an dessen Collegen, den Hrn. Colonialminister, die Frage, ob Ihrer Maj. Regierung Weisungen gegeben hat, eine Blokade zu verhängen oder sonstige feindselige Operationen zu beginnen gegen das Königreich Neapel.“ Lord J. Russell: „Die Regierung hat in Bezug auf das Schwefelmonopol dem brittischen Gesandten in Neapel bedeutet, falls er in einer gegebenen Frist von der neapolitanischen Regierung keine befriedigende Antwort erhalten sollte, werde sie unserm im Mittelmeer befehligenden Admiral die Ordre zugehen lassen, Schiffe, die unter neapolitanischer Flagge segeln, zu detiniren. Unsern neuesten Nachrichten aus Neapel zufolge war die vom brittischen Gesandten erhaltene Antwort der dortigen Regierung ganz ausweichend und unbefriedigend (entirely evasive and unsatisfactory). Ihrer Maj. Regierung steht nun mit dem Gesandten in Communication über die zu fassenden weitern Maaßregeln.“ Sir J. Graham: „Ist wegen der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl angenommen worden?“ Lord J. Russel: „Es ist nicht nöthig.“ (?) Sir J. Graham: „Wie ich vernehme, hat die an Admiral Stopford ergangene Ordre zur Detinirung neapolitanischer Schiffe den Zweck, eine Entschädigung für die durch das Schwefelmonopol verletzten brittischen Kaufleute zu erlangen?“ Lord J. Russell: „Die dem Admiral ertheilte Ordre lautet auf Detention neapolitanischer Schiffe; doch wenn, wie ich zuversichtlich glaube (as I trust) die neapolitanische Regierung sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeiläßt, so werden die bis dahin weggenommenen Schiffe wieder freigegeben werden.“ Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging.

Frankreich.

Einer telegraphischen Depesche aus Toulon vom 16 April und aus Algier vom 13 von dem Marschall Valée an den Kriegsminister zufolge waren die Herzoge von Orleans und Aumale am 13 um 4 Uhr früh daselbst eingetroffen.

Mehrere Journale melden, daß Hr. v. Sebastiani mit einer Mission bei Sr. Maj. dem König beider Sicilien beauftragt werden soll.

Wir haben gestern erwähnt, daß in der Pairskammersitzung vom 15 April der junge Graf Montalembert, einer der ersten Führer der katholischen Partei, der gegen die beiden letzten Ministerien sich mehr oder minder in der Opposition gehalten hatte, dem neuen Cabinette seine volle Zustimmung gegeben habe, gleich den Grafen d'Alton-Shee und Pontedulant.

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[0898/0002] Großbritannien. _ London, 15 April. Die Königin hielt gestern (14) Nachmittags im Buckinghampalast ein geheimes Conseil, und begab sich heute mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Albert k. H., nach Windsorschloß, worauf die Herzogin von Kent ihre neue Privatwohnung auf dem Belgrave-Square bezog. Ueber einen Unfall, der den Erbprinzen Ernst von Sachsen-Coburg vor einiger Zeit auf einer Jagdpartie traf, meldet die Kentish Gazette berichtigend: „Se. Hoh. ritt über das Gut des Grafen v. 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Kriegsschiffen alle dem Kaiser von China, oder seinen Unterthanen oder andern in einem der Länder, Territorien oder Gebiete von China gehörigen Schiffe, Fahrzeuge und Güter anhalten und in Port führen, um in dem Falle, daß solche Entschädigung und Genugthuung, wie oben besagt, von der chinesischen Regierung verweigert worden seyn wird, dieselben zur Aburtheilung zu bringen vor einem der Admiralitätsgerichtshöfe in Ihrer Maj. Reichen. Zu diesem Ende habe Ihrer Maj. Advocate-General, in Gemeinschaft mit dem Admiralitäts-Advocaten, alsbald den Entwurf einer Commission vorzubereiten und Ihrer Maj. im Conseil vorzulegen, kraft deren der hohe Admiralitätshof von Großbritannien und die verschiedenen Admiralitätshöfe in andern Theilen der Reiche Ihrer Maj. ermächtigt werden, als Prisengerichte zu verfahren und über alle Confiscationen, Wegnahmen und Entgegenwegnahmen (of captures, seizures, prizes and reprisals) von Schiffen, Fahrzeugen und Gütern, die genommen sind oder werden genommen werden, nach dem Brauch der Admiralitätshöfe und den Gesetzen des Völkerrechts entscheidend zu erkennen, und alle solche Schiffe, Fahrzeuge und Güter, welche dem Kaiser von China, oder Unterthanen des Kaisers von China u. s. w. zugehören, als Prisen zu verurtheilen und zu adjudiciren.“ (Hier folgt noch eine Amplification im schwerfälligsten Curialstyl, die wir füglich weglassen können). In der Unterhaussitzung am 15 April, deren Anfang uns zugekommen ist, ward eine Reihe von Motionen angezeigt, welche eine interessantere Fortsetzung der Parlamentssession nach Ostern versprechen, als der bisherige im Ganzen schläfrige Gang derselben vor Ostern erwarten ließ. Unter Anderm erklärte Hr. Villiers, daß er bei seinem Entschluß beharre, am 12 Mai die Frage wegen der Korngesetze wieder vor das Haus zu bringen. Hr. G. Palmer fragte die Minister, ob mit der Entschädigung, welche der Krieg gegen China bezwecken solle, eine Schadloshaltung der brittischen Kaufleute für das ihnen weggenommene und zerstörte Opium gemeint sey? Lord John Russell lehnte die Beantwortung dieser Frage ab. Hr. Palmer: „Dann werde ich am 30 April dem Hause die Resolution vorschlagen, zu erklären, daß die mit der Beschlagnahme und Zerstörung des Opiums zusammenhängenden Transactionen nicht hinreichend sind, den Beginn eines Kriegs von Seite Englands gegen China zu rechtfertigen (Hört! und Beifallruf der Tories).“ Hr. M. Phillip fragte, wie es um die Negociirung eines Handelsvertrags mit Frankreich stehe. Lord J. Russell erwiederte, die Unterhandlungen seyen noch im Gang, und der englischerseits ernannte Commissär sey im Begriff, nach Paris abzureisen. Lord J. Russell gab, indem er die Vertagung des Hauses bis zum 29 April vorschlug, einige Erörterungen über den nach den Osterferien einzuhaltenden Geschäftsgang des Hauses. Lord Mahon: „Bevor das Haus die Vertagung votirt, erlaub' ich mir, in Abwesenheit des edeln Viscount, des Staatssecretärs des Auswärtigen, an dessen Collegen, den Hrn. Colonialminister, die Frage, ob Ihrer Maj. 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Graham: „Wie ich vernehme, hat die an Admiral Stopford ergangene Ordre zur Detinirung neapolitanischer Schiffe den Zweck, eine Entschädigung für die durch das Schwefelmonopol verletzten brittischen Kaufleute zu erlangen?“ Lord J. Russell: „Die dem Admiral ertheilte Ordre lautet auf Detention neapolitanischer Schiffe; doch wenn, wie ich zuversichtlich glaube (as I trust) die neapolitanische Regierung sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeiläßt, so werden die bis dahin weggenommenen Schiffe wieder freigegeben werden.“ Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging. Frankreich. _ Paris, 17 April. Einer telegraphischen Depesche aus Toulon vom 16 April und aus Algier vom 13 von dem Marschall Valée an den Kriegsminister zufolge waren die Herzoge von Orleans und Aumale am 13 um 4 Uhr früh daselbst eingetroffen. Mehrere Journale melden, daß Hr. v. Sebastiani mit einer Mission bei Sr. Maj. dem König beider Sicilien beauftragt werden soll. Wir haben gestern erwähnt, daß in der Pairskammersitzung vom 15 April der junge Graf Montalembert, einer der ersten Führer der katholischen Partei, der gegen die beiden letzten Ministerien sich mehr oder minder in der Opposition gehalten hatte, dem neuen Cabinette seine volle Zustimmung gegeben habe, gleich den Grafen d'Alton-Shee und Pontedulant.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 113. Augsburg, 22. April 1840, S. 0898. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_113_18400422/2>, abgerufen am 24.11.2024.