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Allgemeine Zeitung. Nr. 111. Augsburg, 20. April 1840.

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Dänemark.

In der Pensionirung der Wittwen königlicher Beamten fand bisher eine große Unbestimmtheit und viele Willkür statt. Zur Regulirung dieser Verhältnisse hat der König eine Commission niedergesetzt, deren Arbeiten hoffentlich zur Beruhigung des Beamtenstandes führen werden. - Der geheime Staatsminister und Präsident der dänischen Kanzlei, Stemann, ist zum Vicekanzler, der Generalmajor Graf Harthausen zum Marschall, der Kammerherr Obrist v. Bardenfleth zum Schatzmeister und der Graf v. Moltke zum Secretär des königlichen Ordenscapitels ernannt worden. - Zwei Processe gegen die Kjöbenhavnspost wurden in diesen Tagen durch das Hof- und Stadtgericht entschieden: der erste hatte die vollständige Freisprechung des verantwortlichen Redacteurs zur Folge, der zweite hingegen führte zu einer Verurtheilung in eine Buße von 100 Rbthlr. und einjähriger Censur. Dieser letzte Umstand wird eine Veränderung des verantwortlichen Redacteurs veranlassen, der übrigens nur als Blitzableiter der eigentlichen Redaction dient. Die Tendenz des Blattes wird sich daher nicht verändern, was dasselbe auch bereits ausgesprochen hat.

Rußland.

Der Russische Invalide enthält folgende Nachrichten über das Truppendetaschement der Chiwa'schen Expedition, wodurch unsere neuliche Meldung, daß die Expedition an der Emba stehen geblieben, bestätigt wird. "Aus früher mitgetheilten Nachrichten ist bekannt, daß das Truppen-Detaschement der Chiwa'schen Expedition sich bei seinen Vorräthen bei der Befestigung an der Emba concentriren sollte. Jetzt berichtet der Generaladjutant Perowsky, daß die Truppen des Detaschements am 18 Febr. (1 März) diese Befestigung glücklich erreicht und längs der Emba in den an Viehfutter und Brennmaterial reicheren Gegenden ein Lager bezogen hatten. Auf diesem Marsche hat das Detaschement noch einige furchtbare Steppenstürme (Burane) zu erdulden gehabt, und überhaupt hat die Kälte nicht nachgelassen; dieselbe stieg bisweilen bei starkem Winde bis über 25 Grad. Der Gesundheitszustand im Detaschement ist im Ganzen befriedigend; der Feind hat sich wie bisher nicht gezeigt, und man hat sogar keine Gerüchte über denselben."

Berichten aus St. Petersburg zufolge erwartet man daselbst den mit dem Oberbefehl der gegen Chiwa beabsichtigten Expedition betraut gewesenen General Perowsky. Man ist auf dessen Ankunft gespannt, da man durch die Art seines Empfangs eine Entscheidung der vielseitig bestrittenen Behauptung, daß Perowsky zu dem Unternehmen selbst gerathen und das Gelingen außer Zweifel gestellt habe, zu erhalten hofft. Andererseits wird nämlich versichert, daß Perowsky auf ausdrücklichen allerhöchsten Befehl dazu beordert worden sey, und daß sowohl er, als die Mehrheit des darüber gehaltenen Kriegsconseils die Möglichkeit eines Mißlingens im voraus in Aussicht gestellt habe. Die Richtigkeit dieser oder jener Behauptung soll nun der mehr oder minder gute Empfang des Generals in St. Petersburg erweisen. Indessen gesetzt auch, die erste Behauptung wäre die richtige, so ist doch kaum denkbar, daß der großmüthige Kaiser dem General die Ungunst der Elemente zur Schuld rechnen werde. Perowsky hatte ganz richtig auf den Anschluß der Kirgisenstämme gerechnet, und hierauf vorzüglich seine Zuversicht gebaut; daß er sich darin nicht geirrt, hat die Folge gelehrt; allein das Ungestüm des ungewöhnlichen Winters zu bekämpfen, gab es kein Mittel. Die ersten Bedingungen des Gelingens: die Transportthiere erlagen den Strapatzen, jeder derartige Verlust ward empfindlich, und seine Größe machte endlich jeden Fortschritt unmöglich. Man rechnet, daß von den 8000 Kamelen, welche der Expedition angehörten, nahezu die Hälfte zu Grund gegangen ist. Der Verlust an Mannschaft soll dagegen nicht bedeutend seyn. - Daß Ihre Maj. die Kaiserin im nächsten Monat Deutschland besuchen wird, scheint nun ganz bestimmt zu seyn.

Oesterreich.

Die bevorstehenden Osterfeiertage veranlassen in dem Drange der Geschäfte des ungarischen Landtags eine empfindliche Unterbrechung; der Primas von Ungarn hat die von ihren Sitzen nicht zu sehr entfernten Bischöfe aufgefordert, nach ihren Sprengeln zurückzukehren, um das Osterfest mit gewohnter Feier zu begehen. In Betracht dieser Unterbrechung und der Last der noch unerledigten Geschäfte tritt das Bedürfniß einer Prolongation des Landtags immer klarer hervor, und man hält eine solche nun, trotz der bereits sichtbaren Voranstalten zum Schlusse des Landtags, schon nicht mehr für unwahrscheinlich, glaubt aber, daß die dießfällige kön. Gewährung jedenfalls erst in einer der letzten Sitzungen publicirt werden wird. Der Schluß des Landtags wird wahrscheinlich von Sr. Maj. dem Kaiser und König in Person vollzogen werden. - Die früher verbreitet gewesene Angabe, daß Se. Maj. der Kaiser einen Besuch in Ofen beabsichtige, und einen Theil des Sommers daselbst zuzubringen gedenke, ist ungegründet und scheint bloß dem Umstande seine Entstehung zu verdanken, daß das Innere der Königsburg zu Ofen während der gegenwärtigen Abwesenheit des Erzherzogs Palatinus theilweise renovirt wird. - Der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt hat sich in den letzten Tagen ziemlich gebessert. Der Krankenstand im allgemeinen Krankenhause ist geschmolzen und bis gestern auf die Zahl von 2565 herabgekommen.

Der ungarische Reichstag hat das Budget von vier Millionen Conventionsmünze bewilligt und hiermit die letzte der wichtigern Propositionen des Königs erledigt.

Gegen Ihren mit * bezeichneten Wiener Correspondenten, der mich in Nr. 97 der Allg. Ztg. einer gänzlichen "Unkenntniß der Sachlage" (hinsichtlich der ungarischen Landtagsverhandlungen) beschuldigt, kann ich nicht umhin, einige Worte der Erwiederung zu entsenden. Ich habe in meinem letzten Schreiben vom 21 v. M. mit Recht gemeldet, daß die Emancipation der Juden bis dahin nur in der Ständetafel vorgekommen sey, und bezweifelt, daß die Magnatentafel den Beschluß der Stände: die Juden den Nichtadeligen vollkommen gleich zu stellen (was der ausgedehntesten Emancipation wie in Frankreich, Belgien und Amerika ganz gleich käme) annehmen werde. Die Sache kam am 31 März, also zehn Tage nach meinem Berichte, vor die Magnatentafel, und diese hat nun wirklich das Gleichstellungsprincip der Ständetafel verworfen, wie dieß jetzt in allen ungarischen Blättern zu lesen ist. Wohl sind den Juden erhebliche materielle Begünstigungen zugestanden worden, aber die Gleichstellung mit den Christen, das Staatsbürgerrecht, die Capacität zu Würden und Aemtern, die Adelsbefähigung, was Alles die Stände bewilligten, wurde von den Magnaten verweigert. Selbst aber wenn die von diesen ertheilten Concessionen auch Gesetzeskraft erhielten, so hätten die Juden in Ungarn noch immer nicht alle die Vortheile, die jene in England besitzen (in England dürfen sie an den Wahlen theilnehmen),

Dänemark.

In der Pensionirung der Wittwen königlicher Beamten fand bisher eine große Unbestimmtheit und viele Willkür statt. Zur Regulirung dieser Verhältnisse hat der König eine Commission niedergesetzt, deren Arbeiten hoffentlich zur Beruhigung des Beamtenstandes führen werden. – Der geheime Staatsminister und Präsident der dänischen Kanzlei, Stemann, ist zum Vicekanzler, der Generalmajor Graf Harthausen zum Marschall, der Kammerherr Obrist v. Bardenfleth zum Schatzmeister und der Graf v. Moltke zum Secretär des königlichen Ordenscapitels ernannt worden. – Zwei Processe gegen die Kjöbenhavnspost wurden in diesen Tagen durch das Hof- und Stadtgericht entschieden: der erste hatte die vollständige Freisprechung des verantwortlichen Redacteurs zur Folge, der zweite hingegen führte zu einer Verurtheilung in eine Buße von 100 Rbthlr. und einjähriger Censur. Dieser letzte Umstand wird eine Veränderung des verantwortlichen Redacteurs veranlassen, der übrigens nur als Blitzableiter der eigentlichen Redaction dient. Die Tendenz des Blattes wird sich daher nicht verändern, was dasselbe auch bereits ausgesprochen hat.

Rußland.

Der Russische Invalide enthält folgende Nachrichten über das Truppendetaschement der Chiwa'schen Expedition, wodurch unsere neuliche Meldung, daß die Expedition an der Emba stehen geblieben, bestätigt wird. „Aus früher mitgetheilten Nachrichten ist bekannt, daß das Truppen-Detaschement der Chiwa'schen Expedition sich bei seinen Vorräthen bei der Befestigung an der Emba concentriren sollte. Jetzt berichtet der Generaladjutant Perowsky, daß die Truppen des Detaschements am 18 Febr. (1 März) diese Befestigung glücklich erreicht und längs der Emba in den an Viehfutter und Brennmaterial reicheren Gegenden ein Lager bezogen hatten. Auf diesem Marsche hat das Detaschement noch einige furchtbare Steppenstürme (Burane) zu erdulden gehabt, und überhaupt hat die Kälte nicht nachgelassen; dieselbe stieg bisweilen bei starkem Winde bis über 25 Grad. Der Gesundheitszustand im Detaschement ist im Ganzen befriedigend; der Feind hat sich wie bisher nicht gezeigt, und man hat sogar keine Gerüchte über denselben.“

Berichten aus St. Petersburg zufolge erwartet man daselbst den mit dem Oberbefehl der gegen Chiwa beabsichtigten Expedition betraut gewesenen General Perowsky. Man ist auf dessen Ankunft gespannt, da man durch die Art seines Empfangs eine Entscheidung der vielseitig bestrittenen Behauptung, daß Perowsky zu dem Unternehmen selbst gerathen und das Gelingen außer Zweifel gestellt habe, zu erhalten hofft. Andererseits wird nämlich versichert, daß Perowsky auf ausdrücklichen allerhöchsten Befehl dazu beordert worden sey, und daß sowohl er, als die Mehrheit des darüber gehaltenen Kriegsconseils die Möglichkeit eines Mißlingens im voraus in Aussicht gestellt habe. Die Richtigkeit dieser oder jener Behauptung soll nun der mehr oder minder gute Empfang des Generals in St. Petersburg erweisen. Indessen gesetzt auch, die erste Behauptung wäre die richtige, so ist doch kaum denkbar, daß der großmüthige Kaiser dem General die Ungunst der Elemente zur Schuld rechnen werde. Perowsky hatte ganz richtig auf den Anschluß der Kirgisenstämme gerechnet, und hierauf vorzüglich seine Zuversicht gebaut; daß er sich darin nicht geirrt, hat die Folge gelehrt; allein das Ungestüm des ungewöhnlichen Winters zu bekämpfen, gab es kein Mittel. Die ersten Bedingungen des Gelingens: die Transportthiere erlagen den Strapatzen, jeder derartige Verlust ward empfindlich, und seine Größe machte endlich jeden Fortschritt unmöglich. Man rechnet, daß von den 8000 Kamelen, welche der Expedition angehörten, nahezu die Hälfte zu Grund gegangen ist. Der Verlust an Mannschaft soll dagegen nicht bedeutend seyn. – Daß Ihre Maj. die Kaiserin im nächsten Monat Deutschland besuchen wird, scheint nun ganz bestimmt zu seyn.

Oesterreich.

Die bevorstehenden Osterfeiertage veranlassen in dem Drange der Geschäfte des ungarischen Landtags eine empfindliche Unterbrechung; der Primas von Ungarn hat die von ihren Sitzen nicht zu sehr entfernten Bischöfe aufgefordert, nach ihren Sprengeln zurückzukehren, um das Osterfest mit gewohnter Feier zu begehen. In Betracht dieser Unterbrechung und der Last der noch unerledigten Geschäfte tritt das Bedürfniß einer Prolongation des Landtags immer klarer hervor, und man hält eine solche nun, trotz der bereits sichtbaren Voranstalten zum Schlusse des Landtags, schon nicht mehr für unwahrscheinlich, glaubt aber, daß die dießfällige kön. Gewährung jedenfalls erst in einer der letzten Sitzungen publicirt werden wird. Der Schluß des Landtags wird wahrscheinlich von Sr. Maj. dem Kaiser und König in Person vollzogen werden. – Die früher verbreitet gewesene Angabe, daß Se. Maj. der Kaiser einen Besuch in Ofen beabsichtige, und einen Theil des Sommers daselbst zuzubringen gedenke, ist ungegründet und scheint bloß dem Umstande seine Entstehung zu verdanken, daß das Innere der Königsburg zu Ofen während der gegenwärtigen Abwesenheit des Erzherzogs Palatinus theilweise renovirt wird. – Der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt hat sich in den letzten Tagen ziemlich gebessert. Der Krankenstand im allgemeinen Krankenhause ist geschmolzen und bis gestern auf die Zahl von 2565 herabgekommen.

Der ungarische Reichstag hat das Budget von vier Millionen Conventionsmünze bewilligt und hiermit die letzte der wichtigern Propositionen des Königs erledigt.

Gegen Ihren mit * bezeichneten Wiener Correspondenten, der mich in Nr. 97 der Allg. Ztg. einer gänzlichen „Unkenntniß der Sachlage“ (hinsichtlich der ungarischen Landtagsverhandlungen) beschuldigt, kann ich nicht umhin, einige Worte der Erwiederung zu entsenden. Ich habe in meinem letzten Schreiben vom 21 v. M. mit Recht gemeldet, daß die Emancipation der Juden bis dahin nur in der Ständetafel vorgekommen sey, und bezweifelt, daß die Magnatentafel den Beschluß der Stände: die Juden den Nichtadeligen vollkommen gleich zu stellen (was der ausgedehntesten Emancipation wie in Frankreich, Belgien und Amerika ganz gleich käme) annehmen werde. Die Sache kam am 31 März, also zehn Tage nach meinem Berichte, vor die Magnatentafel, und diese hat nun wirklich das Gleichstellungsprincip der Ständetafel verworfen, wie dieß jetzt in allen ungarischen Blättern zu lesen ist. Wohl sind den Juden erhebliche materielle Begünstigungen zugestanden worden, aber die Gleichstellung mit den Christen, das Staatsbürgerrecht, die Capacität zu Würden und Aemtern, die Adelsbefähigung, was Alles die Stände bewilligten, wurde von den Magnaten verweigert. Selbst aber wenn die von diesen ertheilten Concessionen auch Gesetzeskraft erhielten, so hätten die Juden in Ungarn noch immer nicht alle die Vortheile, die jene in England besitzen (in England dürfen sie an den Wahlen theilnehmen),

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[0887/0007] Dänemark. _ Kopenhagen, 3 April. In der Pensionirung der Wittwen königlicher Beamten fand bisher eine große Unbestimmtheit und viele Willkür statt. Zur Regulirung dieser Verhältnisse hat der König eine Commission niedergesetzt, deren Arbeiten hoffentlich zur Beruhigung des Beamtenstandes führen werden. – Der geheime Staatsminister und Präsident der dänischen Kanzlei, Stemann, ist zum Vicekanzler, der Generalmajor Graf Harthausen zum Marschall, der Kammerherr Obrist v. Bardenfleth zum Schatzmeister und der Graf v. Moltke zum Secretär des königlichen Ordenscapitels ernannt worden. – Zwei Processe gegen die Kjöbenhavnspost wurden in diesen Tagen durch das Hof- und Stadtgericht entschieden: der erste hatte die vollständige Freisprechung des verantwortlichen Redacteurs zur Folge, der zweite hingegen führte zu einer Verurtheilung in eine Buße von 100 Rbthlr. und einjähriger Censur. Dieser letzte Umstand wird eine Veränderung des verantwortlichen Redacteurs veranlassen, der übrigens nur als Blitzableiter der eigentlichen Redaction dient. Die Tendenz des Blattes wird sich daher nicht verändern, was dasselbe auch bereits ausgesprochen hat. Rußland. _ St. Petersburg, 9 April. Der Russische Invalide enthält folgende Nachrichten über das Truppendetaschement der Chiwa'schen Expedition, wodurch unsere neuliche Meldung, daß die Expedition an der Emba stehen geblieben, bestätigt wird. „Aus früher mitgetheilten Nachrichten ist bekannt, daß das Truppen-Detaschement der Chiwa'schen Expedition sich bei seinen Vorräthen bei der Befestigung an der Emba concentriren sollte. Jetzt berichtet der Generaladjutant Perowsky, daß die Truppen des Detaschements am 18 Febr. (1 März) diese Befestigung glücklich erreicht und längs der Emba in den an Viehfutter und Brennmaterial reicheren Gegenden ein Lager bezogen hatten. Auf diesem Marsche hat das Detaschement noch einige furchtbare Steppenstürme (Burane) zu erdulden gehabt, und überhaupt hat die Kälte nicht nachgelassen; dieselbe stieg bisweilen bei starkem Winde bis über 25 Grad. Der Gesundheitszustand im Detaschement ist im Ganzen befriedigend; der Feind hat sich wie bisher nicht gezeigt, und man hat sogar keine Gerüchte über denselben.“ _ Von der russischen Gränze, 10 April. Berichten aus St. Petersburg zufolge erwartet man daselbst den mit dem Oberbefehl der gegen Chiwa beabsichtigten Expedition betraut gewesenen General Perowsky. Man ist auf dessen Ankunft gespannt, da man durch die Art seines Empfangs eine Entscheidung der vielseitig bestrittenen Behauptung, daß Perowsky zu dem Unternehmen selbst gerathen und das Gelingen außer Zweifel gestellt habe, zu erhalten hofft. Andererseits wird nämlich versichert, daß Perowsky auf ausdrücklichen allerhöchsten Befehl dazu beordert worden sey, und daß sowohl er, als die Mehrheit des darüber gehaltenen Kriegsconseils die Möglichkeit eines Mißlingens im voraus in Aussicht gestellt habe. Die Richtigkeit dieser oder jener Behauptung soll nun der mehr oder minder gute Empfang des Generals in St. Petersburg erweisen. Indessen gesetzt auch, die erste Behauptung wäre die richtige, so ist doch kaum denkbar, daß der großmüthige Kaiser dem General die Ungunst der Elemente zur Schuld rechnen werde. Perowsky hatte ganz richtig auf den Anschluß der Kirgisenstämme gerechnet, und hierauf vorzüglich seine Zuversicht gebaut; daß er sich darin nicht geirrt, hat die Folge gelehrt; allein das Ungestüm des ungewöhnlichen Winters zu bekämpfen, gab es kein Mittel. Die ersten Bedingungen des Gelingens: die Transportthiere erlagen den Strapatzen, jeder derartige Verlust ward empfindlich, und seine Größe machte endlich jeden Fortschritt unmöglich. Man rechnet, daß von den 8000 Kamelen, welche der Expedition angehörten, nahezu die Hälfte zu Grund gegangen ist. Der Verlust an Mannschaft soll dagegen nicht bedeutend seyn. – Daß Ihre Maj. die Kaiserin im nächsten Monat Deutschland besuchen wird, scheint nun ganz bestimmt zu seyn. Oesterreich. _ Wien, 14 April. Die bevorstehenden Osterfeiertage veranlassen in dem Drange der Geschäfte des ungarischen Landtags eine empfindliche Unterbrechung; der Primas von Ungarn hat die von ihren Sitzen nicht zu sehr entfernten Bischöfe aufgefordert, nach ihren Sprengeln zurückzukehren, um das Osterfest mit gewohnter Feier zu begehen. In Betracht dieser Unterbrechung und der Last der noch unerledigten Geschäfte tritt das Bedürfniß einer Prolongation des Landtags immer klarer hervor, und man hält eine solche nun, trotz der bereits sichtbaren Voranstalten zum Schlusse des Landtags, schon nicht mehr für unwahrscheinlich, glaubt aber, daß die dießfällige kön. Gewährung jedenfalls erst in einer der letzten Sitzungen publicirt werden wird. Der Schluß des Landtags wird wahrscheinlich von Sr. Maj. dem Kaiser und König in Person vollzogen werden. – Die früher verbreitet gewesene Angabe, daß Se. Maj. der Kaiser einen Besuch in Ofen beabsichtige, und einen Theil des Sommers daselbst zuzubringen gedenke, ist ungegründet und scheint bloß dem Umstande seine Entstehung zu verdanken, daß das Innere der Königsburg zu Ofen während der gegenwärtigen Abwesenheit des Erzherzogs Palatinus theilweise renovirt wird. – Der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt hat sich in den letzten Tagen ziemlich gebessert. Der Krankenstand im allgemeinen Krankenhause ist geschmolzen und bis gestern auf die Zahl von 2565 herabgekommen. _ Wien, 15 April. Der ungarische Reichstag hat das Budget von vier Millionen Conventionsmünze bewilligt und hiermit die letzte der wichtigern Propositionen des Königs erledigt. _ Pesth, 11 April. Gegen Ihren mit * bezeichneten Wiener Correspondenten, der mich in Nr. 97 der Allg. Ztg. einer gänzlichen „Unkenntniß der Sachlage“ (hinsichtlich der ungarischen Landtagsverhandlungen) beschuldigt, kann ich nicht umhin, einige Worte der Erwiederung zu entsenden. Ich habe in meinem letzten Schreiben vom 21 v. M. mit Recht gemeldet, daß die Emancipation der Juden bis dahin nur in der Ständetafel vorgekommen sey, und bezweifelt, daß die Magnatentafel den Beschluß der Stände: die Juden den Nichtadeligen vollkommen gleich zu stellen (was der ausgedehntesten Emancipation wie in Frankreich, Belgien und Amerika ganz gleich käme) annehmen werde. Die Sache kam am 31 März, also zehn Tage nach meinem Berichte, vor die Magnatentafel, und diese hat nun wirklich das Gleichstellungsprincip der Ständetafel verworfen, wie dieß jetzt in allen ungarischen Blättern zu lesen ist. Wohl sind den Juden erhebliche materielle Begünstigungen zugestanden worden, aber die Gleichstellung mit den Christen, das Staatsbürgerrecht, die Capacität zu Würden und Aemtern, die Adelsbefähigung, was Alles die Stände bewilligten, wurde von den Magnaten verweigert. Selbst aber wenn die von diesen ertheilten Concessionen auch Gesetzeskraft erhielten, so hätten die Juden in Ungarn noch immer nicht alle die Vortheile, die jene in England besitzen (in England dürfen sie an den Wahlen theilnehmen),

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 111. Augsburg, 20. April 1840, S. 0887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_111_18400420/7>, abgerufen am 24.11.2024.