Allgemeine Zeitung. Nr. 105. Augsburg, 14. April 1840.aus parischem Marmor gemeißelten Säulen ein hölzernes, geschmackloses, mit ächt türkischen Verzierungen geschmücktes Haus tragen müssen. Vom Bospor, der das ganze Palais bespült, führt eine breite marmorne Treppe in das Innere des Gebäudes, das orientalischen mit europäischem Geschmack verbundenen Luxus enthält. Beim Eintritt in die Säle und Zimmer fesselten meine Aufmerksamkeit eine Reihe ausgezeichnet schöner bronzener Lustres, die prächtigen Candelaber, ganze Wände anfüllende aus einem Stück bestehende Spiegel, die herrlichsten Vasen, sämmtlich Producte europäischer Industrie und Geschenke der Souveräne von Rußland, England und Belgien. Unter den zahlreichen Gemächern zeichnet sich der Empfangssaal für die fremden Gesandten aus, der mit zwei Reihen Säulen versehen ist. Das ganze Ameublemement der Zimmer sind mit den reichsten orientalischen Stoffen bedeckte schwellende Diwane, Springbrunnen, Spieluhren, Spiegel, ägyptische Matten, die den Fußboden decken. Die herrlichste Aussicht gewährt das gegenüberliegende asiatische Ufer des Bospors. So reich und üppig dieses Palais eingerichtet ist, so würden doch wir bedürfnißreichen Europäer uns wenig darin gefallen, denn Sie finden da keinen Tisch, keinen Stuhl, kein Bett, keinen Ofen etc. Dieser heuer vollendete Bau soll Millionen gekostet haben, und doch wird es kaum hinreichen, dem jungen Sultan ein paar Monate angenehm vergehen zu machen. In wenigen Jahren dürfte es, wie alle Palais, deren Bau den Staat zu Grunde richten helfen, verfallen. Doch darnach fragt Niemand. Man glaubt das Heil des Staats in bloß formellen Neuerungen finden zu können. Ohne den Werth der Reformen, die mit wirklich rühmlichem Eifer betrieben werden, zu verkennen, wäre der Pforte ein aufrichtiger Freund zu wünschen, der sie auf das, was ihr am meisten noth thut, aufmerksam machte, auf die materielle Verbesserung des kläglichen Zustandes, in dem sich die Türkei befindet, auf die Erweckung und Entwickelung ihrer Grundkräfte. - Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird neuerdings erwartet; man glaubt, daß er mit dem Prinzen Heinrich von Oranien zugleich hieher kommen dürfte. Beide Prinzen führen ihre eigenen Fregatten. aus parischem Marmor gemeißelten Säulen ein hölzernes, geschmackloses, mit ächt türkischen Verzierungen geschmücktes Haus tragen müssen. Vom Bospor, der das ganze Palais bespült, führt eine breite marmorne Treppe in das Innere des Gebäudes, das orientalischen mit europäischem Geschmack verbundenen Luxus enthält. Beim Eintritt in die Säle und Zimmer fesselten meine Aufmerksamkeit eine Reihe ausgezeichnet schöner bronzener Lustres, die prächtigen Candelaber, ganze Wände anfüllende aus einem Stück bestehende Spiegel, die herrlichsten Vasen, sämmtlich Producte europäischer Industrie und Geschenke der Souveräne von Rußland, England und Belgien. Unter den zahlreichen Gemächern zeichnet sich der Empfangssaal für die fremden Gesandten aus, der mit zwei Reihen Säulen versehen ist. Das ganze Ameublemement der Zimmer sind mit den reichsten orientalischen Stoffen bedeckte schwellende Diwane, Springbrunnen, Spieluhren, Spiegel, ägyptische Matten, die den Fußboden decken. Die herrlichste Aussicht gewährt das gegenüberliegende asiatische Ufer des Bospors. So reich und üppig dieses Palais eingerichtet ist, so würden doch wir bedürfnißreichen Europäer uns wenig darin gefallen, denn Sie finden da keinen Tisch, keinen Stuhl, kein Bett, keinen Ofen etc. Dieser heuer vollendete Bau soll Millionen gekostet haben, und doch wird es kaum hinreichen, dem jungen Sultan ein paar Monate angenehm vergehen zu machen. In wenigen Jahren dürfte es, wie alle Palais, deren Bau den Staat zu Grunde richten helfen, verfallen. Doch darnach fragt Niemand. Man glaubt das Heil des Staats in bloß formellen Neuerungen finden zu können. Ohne den Werth der Reformen, die mit wirklich rühmlichem Eifer betrieben werden, zu verkennen, wäre der Pforte ein aufrichtiger Freund zu wünschen, der sie auf das, was ihr am meisten noth thut, aufmerksam machte, auf die materielle Verbesserung des kläglichen Zustandes, in dem sich die Türkei befindet, auf die Erweckung und Entwickelung ihrer Grundkräfte. – Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird neuerdings erwartet; man glaubt, daß er mit dem Prinzen Heinrich von Oranien zugleich hieher kommen dürfte. Beide Prinzen führen ihre eigenen Fregatten. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0840"/> aus parischem Marmor gemeißelten Säulen ein hölzernes, geschmackloses, mit ächt türkischen Verzierungen geschmücktes Haus tragen müssen. Vom Bospor, der das ganze Palais bespült, führt eine breite marmorne Treppe in das Innere des Gebäudes, das orientalischen mit europäischem Geschmack verbundenen Luxus enthält. Beim Eintritt in die Säle und Zimmer fesselten meine Aufmerksamkeit eine Reihe ausgezeichnet schöner bronzener Lustres, die prächtigen Candelaber, ganze Wände anfüllende aus einem Stück bestehende Spiegel, die herrlichsten Vasen, sämmtlich Producte europäischer Industrie und Geschenke der Souveräne von Rußland, England und Belgien. Unter den zahlreichen Gemächern zeichnet sich der Empfangssaal für die fremden Gesandten aus, der mit zwei Reihen Säulen versehen ist. Das ganze Ameublemement der Zimmer sind mit den reichsten orientalischen Stoffen bedeckte schwellende Diwane, Springbrunnen, Spieluhren, Spiegel, ägyptische Matten, die den Fußboden decken. Die herrlichste Aussicht gewährt das gegenüberliegende asiatische Ufer des Bospors. So reich und üppig dieses Palais eingerichtet ist, so würden doch wir bedürfnißreichen Europäer uns wenig darin gefallen, denn Sie finden da keinen Tisch, keinen Stuhl, kein Bett, keinen Ofen etc. Dieser heuer vollendete Bau soll Millionen gekostet haben, und doch wird es kaum hinreichen, dem jungen Sultan ein paar Monate angenehm vergehen zu machen. In wenigen Jahren dürfte es, wie alle Palais, deren Bau den Staat zu Grunde richten helfen, verfallen. Doch darnach fragt Niemand. Man glaubt das Heil des Staats in bloß formellen Neuerungen finden zu können. Ohne den Werth der Reformen, die mit wirklich rühmlichem Eifer betrieben werden, zu verkennen, wäre der Pforte ein aufrichtiger Freund zu wünschen, der sie auf das, was ihr am meisten noth thut, aufmerksam machte, auf die materielle Verbesserung des kläglichen Zustandes, in dem sich die Türkei befindet, auf die Erweckung und Entwickelung ihrer Grundkräfte. – Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird neuerdings erwartet; man glaubt, daß er mit dem Prinzen Heinrich von Oranien zugleich hieher kommen dürfte. Beide Prinzen führen ihre eigenen Fregatten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0840/0008]
aus parischem Marmor gemeißelten Säulen ein hölzernes, geschmackloses, mit ächt türkischen Verzierungen geschmücktes Haus tragen müssen. Vom Bospor, der das ganze Palais bespült, führt eine breite marmorne Treppe in das Innere des Gebäudes, das orientalischen mit europäischem Geschmack verbundenen Luxus enthält. Beim Eintritt in die Säle und Zimmer fesselten meine Aufmerksamkeit eine Reihe ausgezeichnet schöner bronzener Lustres, die prächtigen Candelaber, ganze Wände anfüllende aus einem Stück bestehende Spiegel, die herrlichsten Vasen, sämmtlich Producte europäischer Industrie und Geschenke der Souveräne von Rußland, England und Belgien. Unter den zahlreichen Gemächern zeichnet sich der Empfangssaal für die fremden Gesandten aus, der mit zwei Reihen Säulen versehen ist. Das ganze Ameublemement der Zimmer sind mit den reichsten orientalischen Stoffen bedeckte schwellende Diwane, Springbrunnen, Spieluhren, Spiegel, ägyptische Matten, die den Fußboden decken. Die herrlichste Aussicht gewährt das gegenüberliegende asiatische Ufer des Bospors. So reich und üppig dieses Palais eingerichtet ist, so würden doch wir bedürfnißreichen Europäer uns wenig darin gefallen, denn Sie finden da keinen Tisch, keinen Stuhl, kein Bett, keinen Ofen etc. Dieser heuer vollendete Bau soll Millionen gekostet haben, und doch wird es kaum hinreichen, dem jungen Sultan ein paar Monate angenehm vergehen zu machen. In wenigen Jahren dürfte es, wie alle Palais, deren Bau den Staat zu Grunde richten helfen, verfallen. Doch darnach fragt Niemand. Man glaubt das Heil des Staats in bloß formellen Neuerungen finden zu können. Ohne den Werth der Reformen, die mit wirklich rühmlichem Eifer betrieben werden, zu verkennen, wäre der Pforte ein aufrichtiger Freund zu wünschen, der sie auf das, was ihr am meisten noth thut, aufmerksam machte, auf die materielle Verbesserung des kläglichen Zustandes, in dem sich die Türkei befindet, auf die Erweckung und Entwickelung ihrer Grundkräfte. – Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird neuerdings erwartet; man glaubt, daß er mit dem Prinzen Heinrich von Oranien zugleich hieher kommen dürfte. Beide Prinzen führen ihre eigenen Fregatten.
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