Allgemeine Zeitung. Nr. 103. Augsburg, 12. April 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 103. 12 April 1840Spanien. Madrid, 31 März. Die Nachricht von der Einnahme Castellote's durch die Truppen der Königin ist erst gestern hier eingetroffen, indem unsere Verbindung mit Saragossa durch ein in Medina Celi aufgestelltes Carlistisches Streifcorps 48 Stunden lang unterbrochen war. Espartero bezeichnet in seinem am 26 ausgestellten amtlichen Berichte die von der Besatzung Castellote's geleistete Vertheidigung als die hartnäckigste, welche die Geschichte dieses blutigen Kampfes aufzuweisen habe. Da die Chefs der Carlisten den in jenen Platz eingeschlossenen Truppen gedroht hatten, sie zu erschießen, sobald sie ausgewechselt seyn würden, so blieb ihnen keine andere Wahl, als sich unter den Trümmern des Castells zu begraben. Am 21 lagerte sich die Armee Espartero's eine halbe Meile von Castellote; am 22 rückte sie bis auf Kanonenschußweite vor; es trat Sturm, Schneewetter und eine solche Kälte ein, daß in der Nacht neun Soldaten und ein Oberofficier erfroren. Am 23 nahmen die Truppen das Dorf Castellote, und trieben den Feind in das Castell zurück, während der Nacht wurden Batterien für fünf 16Pfünder, sechs 12Pfünder und vier 8Pfünder angelegt. Am 24 wurde das Feuer gegen den Platz mit Erfolg eröffnet; die von den Carlisten aufgepflanzte rothe Fahne fiel herunter, und wurde von dem Winde in Espartero's Lager getrieben; dieser wies den Antrag der Besatzung, zu capituliren, zurück. Am 25 wurde ein großer Theil des Castells zertrümmert, und die Truppen der Königin näherten sich bis auf Pistolenschußweite. Man legte am Fuße der Mauer eine Mine an, um einen bombenfesten Thurm in die Luft zu sprengen. Am 26 ließ Espartero die Regimenter "Princesa" und "Luchana" um die Ehre loosen, den Sturm zu unternehmen, allein sie wollten beide an dem Ruhme Theil haben, drangen nach einem zweistündigen blutigen Gefecht in das Innere des Castells ein, und waren im Begriff, die Besatzung niederzumachen, als diese, welche bereits die Hälfte ihrer Mannschaft, darunter sieben getödtete Officiere, verloren hatte, ein weißes Tuch aufsteckte. "Es waren Spanier," sagt Espartero in seinem Berichte, "verblendete Spanier, die sich mit der größten Tapferkeit geschlagen hatten, und ich konnte nicht umhin den Empfindungen der Menschlichkeit Zulaß zu gewähren. Augenblicklich ließ ich das Feuer einstellen, und forderte sie auf, sich ohne andere Bedingung als die Erhaltung des Lebens zu ergeben. Gleich darauf wehte die Fahne des Regiments "la Princesa" von dem Thurme." Man fand im Innern 60 Verwundete, 54 Todte und 260 Gefangene vor. Die Truppen der Königin hatten 7 Todte und 54 Verwundete. Während der Belagerung stand Llangostera mit seinen Streitkräften unthätig in der Nähe in Ladrundan, und die Vertheidiger des Prätendenten werden nunmehr die Ueberzeugung haben, daß ihre Chefs sie einem gewissen Tode weihen, oder sie auf die fast zu weit getriebene Großmuth eines hochherzigen Feindes hinweisen. Espartero sieht sich in die Alternative versetzt, entweder die gefangenen Carlisten dem gewissen Tode entgegenzuschicken, und für sie eine gleiche Anzahl von den in Cabrera's Händen befindlichen Gefangenen einzuwechseln, oder diese noch länger allen Qualen der härtesten Gefangenschaft preiszugeben, und jene, die Feinde, von dem Tode zu retten, der ihrer in den Reihen der Ihrigen erwartet. Der Feldherr der "Revolution" hat nur die Stimme seines Herzens befragt, während die sogenannten Vertheidiger der Rechtmäßigkeit und der Religion alle Kirchen niederbrennen, die Ortschaften, in denen sie bisher Schutz fanden, dem Erdboden gleich machen, die Weiber schänden, und die männliche Bevölkerung ausrotten. Auch den Flecken Aliaga haben sie verbrannt. Das dortige Castell, das von Alcala, und Cantavieja sollen von der vierten Division Espartero's und der zweiten des Centrums genommen werden. Balmaseda (der Carlistenchef) ist wirklich mit einiger Reiterei in die Provinz Soria eingedrungen; bei seinem Durchzuge durch die Provinz Guadalaxara ließ er einem Carlistischen Obristen, der sich dem Vertrage von Vergara angeschlossen hatte und in seine Hände fiel, mit einem Beile den Kopf abhacken. Großbritannien. Zu unserm gestrigen Bericht über die Unterhaussitzung vom 3 April ist nachzutragen, daß auf Lord J. Russells Vorschlag beschlossen wurde, den wegen geschwächter Gesundheit temporär freigelassenen Sheriff Evans nicht schon am 6 April, wie anfangs bestimmt worden, sondern erst am 6 Mai wieder vor die Schranken des Hauses zu laden, indem bis dahin voraussichtlich die Bill zum Schutz der Drucker parlamentarischer Actenstücke vom Oberhaus angenommen seyn werde. (Globe.) Mit Vergnügen können wir anzeigen, daß in jedem Zweige des Staatseinkommens, die Postgefälle ausgenommen, die Finanztabellen über das mit dem 5 April abgelaufene Quartal eine Vermehrung der Einnahmen, im Vergleich mit dem entsprechenden Quartal 1839, herausstellen. In den Postgefällen war, nach der eingetretenen Ermäßigung der Brieftaxe, eine Mindereinnahme natürlich voraus zu sehn. Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 103. 12 April 1840Spanien. Madrid, 31 März. Die Nachricht von der Einnahme Castellote's durch die Truppen der Königin ist erst gestern hier eingetroffen, indem unsere Verbindung mit Saragossa durch ein in Medina Celi aufgestelltes Carlistisches Streifcorps 48 Stunden lang unterbrochen war. Espartero bezeichnet in seinem am 26 ausgestellten amtlichen Berichte die von der Besatzung Castellote's geleistete Vertheidigung als die hartnäckigste, welche die Geschichte dieses blutigen Kampfes aufzuweisen habe. Da die Chefs der Carlisten den in jenen Platz eingeschlossenen Truppen gedroht hatten, sie zu erschießen, sobald sie ausgewechselt seyn würden, so blieb ihnen keine andere Wahl, als sich unter den Trümmern des Castells zu begraben. Am 21 lagerte sich die Armee Espartero's eine halbe Meile von Castellote; am 22 rückte sie bis auf Kanonenschußweite vor; es trat Sturm, Schneewetter und eine solche Kälte ein, daß in der Nacht neun Soldaten und ein Oberofficier erfroren. Am 23 nahmen die Truppen das Dorf Castellote, und trieben den Feind in das Castell zurück, während der Nacht wurden Batterien für fünf 16Pfünder, sechs 12Pfünder und vier 8Pfünder angelegt. Am 24 wurde das Feuer gegen den Platz mit Erfolg eröffnet; die von den Carlisten aufgepflanzte rothe Fahne fiel herunter, und wurde von dem Winde in Espartero's Lager getrieben; dieser wies den Antrag der Besatzung, zu capituliren, zurück. Am 25 wurde ein großer Theil des Castells zertrümmert, und die Truppen der Königin näherten sich bis auf Pistolenschußweite. Man legte am Fuße der Mauer eine Mine an, um einen bombenfesten Thurm in die Luft zu sprengen. Am 26 ließ Espartero die Regimenter „Princesa“ und „Luchana“ um die Ehre loosen, den Sturm zu unternehmen, allein sie wollten beide an dem Ruhme Theil haben, drangen nach einem zweistündigen blutigen Gefecht in das Innere des Castells ein, und waren im Begriff, die Besatzung niederzumachen, als diese, welche bereits die Hälfte ihrer Mannschaft, darunter sieben getödtete Officiere, verloren hatte, ein weißes Tuch aufsteckte. „Es waren Spanier,“ sagt Espartero in seinem Berichte, „verblendete Spanier, die sich mit der größten Tapferkeit geschlagen hatten, und ich konnte nicht umhin den Empfindungen der Menschlichkeit Zulaß zu gewähren. Augenblicklich ließ ich das Feuer einstellen, und forderte sie auf, sich ohne andere Bedingung als die Erhaltung des Lebens zu ergeben. Gleich darauf wehte die Fahne des Regiments „la Princesa“ von dem Thurme.“ Man fand im Innern 60 Verwundete, 54 Todte und 260 Gefangene vor. Die Truppen der Königin hatten 7 Todte und 54 Verwundete. Während der Belagerung stand Llangostera mit seinen Streitkräften unthätig in der Nähe in Ladruñan, und die Vertheidiger des Prätendenten werden nunmehr die Ueberzeugung haben, daß ihre Chefs sie einem gewissen Tode weihen, oder sie auf die fast zu weit getriebene Großmuth eines hochherzigen Feindes hinweisen. Espartero sieht sich in die Alternative versetzt, entweder die gefangenen Carlisten dem gewissen Tode entgegenzuschicken, und für sie eine gleiche Anzahl von den in Cabrera's Händen befindlichen Gefangenen einzuwechseln, oder diese noch länger allen Qualen der härtesten Gefangenschaft preiszugeben, und jene, die Feinde, von dem Tode zu retten, der ihrer in den Reihen der Ihrigen erwartet. Der Feldherr der „Revolution“ hat nur die Stimme seines Herzens befragt, während die sogenannten Vertheidiger der Rechtmäßigkeit und der Religion alle Kirchen niederbrennen, die Ortschaften, in denen sie bisher Schutz fanden, dem Erdboden gleich machen, die Weiber schänden, und die männliche Bevölkerung ausrotten. Auch den Flecken Aliaga haben sie verbrannt. Das dortige Castell, das von Alcalá, und Cantavieja sollen von der vierten Division Espartero's und der zweiten des Centrums genommen werden. Balmaseda (der Carlistenchef) ist wirklich mit einiger Reiterei in die Provinz Soria eingedrungen; bei seinem Durchzuge durch die Provinz Guadalaxara ließ er einem Carlistischen Obristen, der sich dem Vertrage von Vergara angeschlossen hatte und in seine Hände fiel, mit einem Beile den Kopf abhacken. Großbritannien. Zu unserm gestrigen Bericht über die Unterhaussitzung vom 3 April ist nachzutragen, daß auf Lord J. Russells Vorschlag beschlossen wurde, den wegen geschwächter Gesundheit temporär freigelassenen Sheriff Evans nicht schon am 6 April, wie anfangs bestimmt worden, sondern erst am 6 Mai wieder vor die Schranken des Hauses zu laden, indem bis dahin voraussichtlich die Bill zum Schutz der Drucker parlamentarischer Actenstücke vom Oberhaus angenommen seyn werde. (Globe.) Mit Vergnügen können wir anzeigen, daß in jedem Zweige des Staatseinkommens, die Postgefälle ausgenommen, die Finanztabellen über das mit dem 5 April abgelaufene Quartal eine Vermehrung der Einnahmen, im Vergleich mit dem entsprechenden Quartal 1839, herausstellen. 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Espartero bezeichnet in seinem am 26 ausgestellten amtlichen Berichte die von der Besatzung Castellote's geleistete Vertheidigung als die hartnäckigste, welche die Geschichte dieses blutigen Kampfes aufzuweisen habe. Da die Chefs der Carlisten den in jenen Platz eingeschlossenen Truppen gedroht hatten, sie zu erschießen, sobald sie ausgewechselt seyn würden, so blieb ihnen keine andere Wahl, als sich unter den Trümmern des Castells zu begraben. Am 21 lagerte sich die Armee Espartero's eine halbe Meile von Castellote; am 22 rückte sie bis auf Kanonenschußweite vor; es trat Sturm, Schneewetter und eine solche Kälte ein, daß in der Nacht neun Soldaten und ein Oberofficier erfroren. Am 23 nahmen die Truppen das Dorf Castellote, und trieben den Feind in das Castell zurück, während der Nacht wurden Batterien für fünf 16Pfünder, sechs 12Pfünder und vier 8Pfünder angelegt. Am 24 wurde das Feuer gegen den Platz mit Erfolg eröffnet; die von den Carlisten aufgepflanzte rothe Fahne fiel herunter, und wurde von dem Winde in Espartero's Lager getrieben; dieser wies den Antrag der Besatzung, zu capituliren, zurück. Am 25 wurde ein großer Theil des Castells zertrümmert, und die Truppen der Königin näherten sich bis auf Pistolenschußweite. Man legte am Fuße der Mauer eine Mine an, um einen bombenfesten Thurm in die Luft zu sprengen. Am 26 ließ Espartero die Regimenter „Princesa“ und „Luchana“ um die Ehre loosen, den Sturm zu unternehmen, allein sie wollten beide an dem Ruhme Theil haben, drangen nach einem zweistündigen blutigen Gefecht in das Innere des Castells ein, und waren im Begriff, die Besatzung niederzumachen, als diese, welche bereits die Hälfte ihrer Mannschaft, darunter sieben getödtete Officiere, verloren hatte, ein weißes Tuch aufsteckte. „Es waren Spanier,“ sagt Espartero in seinem Berichte, „verblendete Spanier, die sich mit der größten Tapferkeit geschlagen hatten, und ich konnte nicht umhin den Empfindungen der Menschlichkeit Zulaß zu gewähren. Augenblicklich ließ ich das Feuer einstellen, und forderte sie auf, sich ohne andere Bedingung als die Erhaltung des Lebens zu ergeben. Gleich darauf wehte die Fahne des Regiments „la Princesa“ von dem Thurme.“ Man fand im Innern 60 Verwundete, 54 Todte und 260 Gefangene vor. Die Truppen der Königin hatten 7 Todte und 54 Verwundete. Während der Belagerung stand Llangostera mit seinen Streitkräften unthätig in der Nähe in Ladruñan, und die Vertheidiger des Prätendenten werden nunmehr die Ueberzeugung haben, daß ihre Chefs sie einem gewissen Tode weihen, oder sie auf die fast zu weit getriebene Großmuth eines hochherzigen Feindes hinweisen. Espartero sieht sich in die Alternative versetzt, entweder die gefangenen Carlisten dem gewissen Tode entgegenzuschicken, und für sie eine gleiche Anzahl von den in Cabrera's Händen befindlichen Gefangenen einzuwechseln, oder diese noch länger allen Qualen der härtesten Gefangenschaft preiszugeben, und jene, die Feinde, von dem Tode zu retten, der ihrer in den Reihen der Ihrigen erwartet. Der Feldherr der „Revolution“ hat nur die Stimme seines Herzens befragt, während die sogenannten Vertheidiger der Rechtmäßigkeit und der Religion alle Kirchen niederbrennen, die Ortschaften, in denen sie bisher Schutz fanden, dem Erdboden gleich machen, die Weiber schänden, und die männliche Bevölkerung ausrotten. Auch den Flecken Aliaga haben sie verbrannt. Das dortige Castell, das von Alcalá, und Cantavieja sollen von der vierten Division Espartero's und der zweiten des Centrums genommen werden. Balmaseda (der Carlistenchef) ist wirklich mit einiger Reiterei in die Provinz Soria eingedrungen; bei seinem Durchzuge durch die Provinz Guadalaxara ließ er einem Carlistischen Obristen, der sich dem Vertrage von Vergara angeschlossen hatte und in seine Hände fiel, mit einem Beile den Kopf abhacken.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <p>Zu unserm gestrigen Bericht über die <hi rendition="#g">Unterhaussitzung</hi> vom 3 April ist nachzutragen, daß auf Lord J. Russells Vorschlag beschlossen wurde, den wegen geschwächter Gesundheit temporär freigelassenen Sheriff Evans nicht schon am 6 April, wie anfangs bestimmt worden, sondern erst am 6 Mai wieder vor die Schranken des Hauses zu laden, indem bis dahin voraussichtlich die Bill zum Schutz der Drucker parlamentarischer Actenstücke vom Oberhaus angenommen seyn werde.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Globe</hi>.) Mit Vergnügen können wir anzeigen, daß in jedem Zweige des Staatseinkommens, die Postgefälle ausgenommen, die Finanztabellen über das mit dem 5 April abgelaufene Quartal eine Vermehrung der Einnahmen, im Vergleich mit dem entsprechenden Quartal 1839, herausstellen. In den Postgefällen war, nach der eingetretenen Ermäßigung der Brieftaxe, eine Mindereinnahme natürlich voraus zu sehn.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0817/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 103.
12 April 1840 Spanien.
_ Madrid, 31 März. Die Nachricht von der Einnahme Castellote's durch die Truppen der Königin ist erst gestern hier eingetroffen, indem unsere Verbindung mit Saragossa durch ein in Medina Celi aufgestelltes Carlistisches Streifcorps 48 Stunden lang unterbrochen war. Espartero bezeichnet in seinem am 26 ausgestellten amtlichen Berichte die von der Besatzung Castellote's geleistete Vertheidigung als die hartnäckigste, welche die Geschichte dieses blutigen Kampfes aufzuweisen habe. Da die Chefs der Carlisten den in jenen Platz eingeschlossenen Truppen gedroht hatten, sie zu erschießen, sobald sie ausgewechselt seyn würden, so blieb ihnen keine andere Wahl, als sich unter den Trümmern des Castells zu begraben. Am 21 lagerte sich die Armee Espartero's eine halbe Meile von Castellote; am 22 rückte sie bis auf Kanonenschußweite vor; es trat Sturm, Schneewetter und eine solche Kälte ein, daß in der Nacht neun Soldaten und ein Oberofficier erfroren. Am 23 nahmen die Truppen das Dorf Castellote, und trieben den Feind in das Castell zurück, während der Nacht wurden Batterien für fünf 16Pfünder, sechs 12Pfünder und vier 8Pfünder angelegt. Am 24 wurde das Feuer gegen den Platz mit Erfolg eröffnet; die von den Carlisten aufgepflanzte rothe Fahne fiel herunter, und wurde von dem Winde in Espartero's Lager getrieben; dieser wies den Antrag der Besatzung, zu capituliren, zurück. Am 25 wurde ein großer Theil des Castells zertrümmert, und die Truppen der Königin näherten sich bis auf Pistolenschußweite. Man legte am Fuße der Mauer eine Mine an, um einen bombenfesten Thurm in die Luft zu sprengen. Am 26 ließ Espartero die Regimenter „Princesa“ und „Luchana“ um die Ehre loosen, den Sturm zu unternehmen, allein sie wollten beide an dem Ruhme Theil haben, drangen nach einem zweistündigen blutigen Gefecht in das Innere des Castells ein, und waren im Begriff, die Besatzung niederzumachen, als diese, welche bereits die Hälfte ihrer Mannschaft, darunter sieben getödtete Officiere, verloren hatte, ein weißes Tuch aufsteckte. „Es waren Spanier,“ sagt Espartero in seinem Berichte, „verblendete Spanier, die sich mit der größten Tapferkeit geschlagen hatten, und ich konnte nicht umhin den Empfindungen der Menschlichkeit Zulaß zu gewähren. Augenblicklich ließ ich das Feuer einstellen, und forderte sie auf, sich ohne andere Bedingung als die Erhaltung des Lebens zu ergeben. Gleich darauf wehte die Fahne des Regiments „la Princesa“ von dem Thurme.“ Man fand im Innern 60 Verwundete, 54 Todte und 260 Gefangene vor. Die Truppen der Königin hatten 7 Todte und 54 Verwundete. Während der Belagerung stand Llangostera mit seinen Streitkräften unthätig in der Nähe in Ladruñan, und die Vertheidiger des Prätendenten werden nunmehr die Ueberzeugung haben, daß ihre Chefs sie einem gewissen Tode weihen, oder sie auf die fast zu weit getriebene Großmuth eines hochherzigen Feindes hinweisen. Espartero sieht sich in die Alternative versetzt, entweder die gefangenen Carlisten dem gewissen Tode entgegenzuschicken, und für sie eine gleiche Anzahl von den in Cabrera's Händen befindlichen Gefangenen einzuwechseln, oder diese noch länger allen Qualen der härtesten Gefangenschaft preiszugeben, und jene, die Feinde, von dem Tode zu retten, der ihrer in den Reihen der Ihrigen erwartet. Der Feldherr der „Revolution“ hat nur die Stimme seines Herzens befragt, während die sogenannten Vertheidiger der Rechtmäßigkeit und der Religion alle Kirchen niederbrennen, die Ortschaften, in denen sie bisher Schutz fanden, dem Erdboden gleich machen, die Weiber schänden, und die männliche Bevölkerung ausrotten. Auch den Flecken Aliaga haben sie verbrannt. Das dortige Castell, das von Alcalá, und Cantavieja sollen von der vierten Division Espartero's und der zweiten des Centrums genommen werden. Balmaseda (der Carlistenchef) ist wirklich mit einiger Reiterei in die Provinz Soria eingedrungen; bei seinem Durchzuge durch die Provinz Guadalaxara ließ er einem Carlistischen Obristen, der sich dem Vertrage von Vergara angeschlossen hatte und in seine Hände fiel, mit einem Beile den Kopf abhacken.
Großbritannien.
Zu unserm gestrigen Bericht über die Unterhaussitzung vom 3 April ist nachzutragen, daß auf Lord J. Russells Vorschlag beschlossen wurde, den wegen geschwächter Gesundheit temporär freigelassenen Sheriff Evans nicht schon am 6 April, wie anfangs bestimmt worden, sondern erst am 6 Mai wieder vor die Schranken des Hauses zu laden, indem bis dahin voraussichtlich die Bill zum Schutz der Drucker parlamentarischer Actenstücke vom Oberhaus angenommen seyn werde.
(Globe.) Mit Vergnügen können wir anzeigen, daß in jedem Zweige des Staatseinkommens, die Postgefälle ausgenommen, die Finanztabellen über das mit dem 5 April abgelaufene Quartal eine Vermehrung der Einnahmen, im Vergleich mit dem entsprechenden Quartal 1839, herausstellen. In den Postgefällen war, nach der eingetretenen Ermäßigung der Brieftaxe, eine Mindereinnahme natürlich voraus zu sehn.
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