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Allgemeine Zeitung. Nr. 100. Augsburg, 9. April 1840.

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Vorbedacht gefaßten Entschlusses bis zum Augenblick der That darthun, sonst finde ja der Artikel keine Anwendung, und Präsumtionen seyen unzulässig. Geh. Rath Duttlinger: oft setze sich der Thäter absichtlich in Affect, um dadurch zur Ausführung der vorbedachten That seinen Arm zu stählen. Vicekanzler Bekk: oft gerathe auch der Mörder durch einen Schauer vor seiner eigenen That bei der That selbst in Affect, wenn er gleich vorher mit Vorbedacht den Entschluß gefaßt habe. Auch Sander und Merk sprachen für den Commissionsantrag, der dann auch angenommen wurde.

Der kais. russische Staatsrath Paul Demidoff ist auf der Rückreise von Brüssel nach Frankfurt gestern zu Mainz einem Schlaganfall erlegen.

Zu den Resultaten der auf das materielle Wohl des Landes hauptsächlich berechneten Verhandlungen des letzten Landtags gehören die Bewilligung der Fonds zur Erbauung eines neuen Irrenhauses zu Eberbach, der Schiffbarmachung der Lahn von Weilburg stromaufwärts, und die neue Regulirung der Waldsteuer. - Das bisher in den Gebäuden der vormaligen Abtei Eberbach neben dem Correctionshaus (Arbeitshaus und Besserungsanstalt) befindliche Irrenhaus entsprach, hinsichtlich der Oertlichkeit wie des beschränkten Raumes, den gesteigerten Anforderungen der Zeit nicht mehr. Von dem verstorbenen Herzoge wurde daher der von dem verdienstvollen Director Vollpracht angeregte und zur Reife beförderte Entschluß gefaßt, ein neues, von der Correctionsanstalt getrenntes Irrenhaus in dem schönsten Theile des Rheingaues erbauen zu lassen, und die Ausführung des Plans dem Landbaumeister E. Zais, Sohn des um die Verschönerung Wiesbadens so sehr verdienten, leider zu früh verstorbenen Erbauers des Cursaales und des Gasthauses zu den vier Jahreszeiten dahier, einem Architekten von wissenschaftlicher und Kunstbildung, richtigem Blick, Geschmack und Phantasie übertragen. Nach dem von den Landständen genehmigten Plan, zu dessen Ausführung vorläufig 250,000 fl. in Aussicht genommen sind, wird dieses Irrenhaus, in Form einer römischen Villa, auf einer Anhöhe, unweit Eberbach, welche die herrlichste Aussicht in ein schönes, mit Wald begränztes Thal, auf den Rhein und auf das Blumen durchwirkte und mit Reben geschmückte Panorama des Rheingaues bis in die nahe Pfalz hinüber gewährt, erbaut, und das für Deutschland werden, was das berühmte Irrenhaus zu Aversa im Königreich Neapel ist. Der Umfang dieser Heilanstalt ist, nach dem von dem Director der Anstalt, Hofrath Lindpaintner, aufgestellten Programm für 200 Leidende (67 weibliche und 133 männlichen Geschlechts) berechnet. Die Frauen sowohl als die Männer werden in vier Abtheilungen eingetheilt. Die erste Abtheilung umfaßt die heilbar ruhigen; die zweite die unheilbar ruhigen; die dritte die heilbar und unheilbar unruhigen und die vierte die unreinen, schrei- und tobsüchtigen Irren. Die an der Epilepsie Leidenden bilden eine Abtheilung für sich und werden in einem besondern, von der neuen Irrenanstalt getrennten Gebäude untergebracht. Eine jede der vier ersten Abtheilungen ist wieder nach Stand, Bildung und Vermögen in vier Classen eingetheilt. Getrennt von dem in der Mitte liegenden Administrationsgebäude, aber durch Colonnaden, die bei schlechter Witterung den Irren zu Spaziergängen dienen, umfaßt der linke Flügel die erste und zweite Abtheilung der Männer, der rechte die erste und zweite Abtheilung der Frauen; im untern Stocke die Wohn- und im obern die Schlafräume der Kranken enthaltend. Die innern baulichen Einrichtungen sind der Art, daß die Vergitterungen der Fenster wegfallen, und somit jede Vorstellung von gewaltsamer Einsperrung entfernt wird. Die Umgebungen der Heilanstalt sind heiter und reizend, und werden mit geschmackvollen Anlagen versehen, um zur Unterhaltung, gefälligen Zerstreuung oder mäßigen Arbeit der Unglücklichen zu dienen. - Seit dem Jahr 1810 ist die Lahn von ihrer Mündung bis nach Weilburg hinauf schiffbar. Durch das neue, von den Landständen genehmigte Project soll dieselbe, im Einverständniß mit Preußen, Hessen und Kurhessen, nunmehr bis nach Marburg schiffbar gemacht werden. - Durch die neue Regulirung der Waldsteuer, wodurch den Waldgrundbesitzern, größtentheils aus dem höhern Adel des Landes bestehend, eine weit größere Steuerquote als bisher abgefordert wird, ist eine bis dahin bestandene Abgabenungleichheit, zur Befriedigung der übrigen Steuerpflichtigen, ausgeglichen worden. - Die in der Nähe des Cursaals, auf einem der schönsten, das ganze Thal dominirenden, die Aussicht bis nach Mainz hinüber bietenden Punkte gelegene, vor ungefähr zehn Jahren neu erbaute v. Hagen'sche Villa, welche vor kurzem mit 50,000 fl. für die verwittwete Frau Herzogin acquirirt wurde, ist heute für 4600 fl. auf den Abbruch veräußert worden, um einem Neubaue Platz zu machen. Das ist das Loos des Schönen auf der Erde! Zu wünschen bleibt, daß der projectirte Neubau in einem gleich gefälligen architektonischen Style wie jene Villa aufgeführt, und große Steinmassen, welche der örtlichen Lage nicht zusagen, vermieden werden.

Ständeversammlung. Heute beschäftigte sich die zweite Kammer zunächst mit der Mittheilung erster Kammer, nach welcher dieselbe beschlossen hat, Sr. Maj. dem König für die Wiedervorlegung einer Verfassungsurkunde den ehrerbietigen Dank der Stände in einer Adresse auszudrücken, welche dort bereits entworfen und genehmigt war. Die Angemessenheit der Erlassung einer besonderen Dankadresse für die Erfüllung einer so hochwichtigen Bitte der Stände, als es der vorjährige Antrag auf Wiederanknüpfung der Verhandlungen über die Verfassungssache war, wurde nach eröffneter Berathung allgemein anerkannt, indem, sollte auch dafür gehalten werden können, daß die Ablehnung des Antrags auf Erbittung der Auflösung der Stände, die beschlossene Erwiederung auf das königliche Schreiben, die Abänderung des Reglements betreffend - abgesehen davon, daß letzteres für jetzt nur ein Beschluß zweiter Kammer, nicht der Stände, sey - und die bereits begonnene Berathung der neuen Verfassungsurkunde müßten die beste Dankbezeugung seyn, dennoch ein feierlicher Ausdruck der hiedurch bethätigten Gesinnungen und Absichten der Stände dem Könige und dem Lande gegenüber noch fehle, endlich auch der von erster Kammer hierunter bereits gefaßte Beschluß in der That gar nicht abgelehnt werden könne. Gegen die Fassung der mitgetheilten Adresse wurden dagegen von mehreren Seiten Zweifel und Bedenken geäußert, in Folge deren endlich beschlossen ward, dem Beschlusse erster Kammer jedoch mit Vorbehalt verschiedener Abänderungen resp. Weglassungen beizutreten. Da übrigens erste Kammer über den Gegenstand zweimal berathen und abgestimmt hatte, so wurde solches auch hier beliebt, und die zweite Berathung auf morgen festgesetzt. (Hann. Z.)

Der Schleier, der einige Tage lang auf der letzten Wahl der Universität lag, ist jetzt gelüftet. Professor Reiche hatte sich am Tage vor der Wahl gegen mehrere Collegen zur Uebernahme des Mandats bereit erklärt. Zur Wahl der Universität hatten sich persönlich 18 ordentliche Professoren eingefunden; vier abwesende waren durch verschlossene Stimmenzettel vertreten. Es war somit ein wahlberechtigtes Collegium vorhanden, da zu diesem 2/3 der sämmtlichen ordentlichen Professoren gehören, die Zahl dieser aber sich gegenwärtig

Vorbedacht gefaßten Entschlusses bis zum Augenblick der That darthun, sonst finde ja der Artikel keine Anwendung, und Präsumtionen seyen unzulässig. Geh. Rath Duttlinger: oft setze sich der Thäter absichtlich in Affect, um dadurch zur Ausführung der vorbedachten That seinen Arm zu stählen. Vicekanzler Bekk: oft gerathe auch der Mörder durch einen Schauer vor seiner eigenen That bei der That selbst in Affect, wenn er gleich vorher mit Vorbedacht den Entschluß gefaßt habe. Auch Sander und Merk sprachen für den Commissionsantrag, der dann auch angenommen wurde.

Der kais. russische Staatsrath Paul Demidoff ist auf der Rückreise von Brüssel nach Frankfurt gestern zu Mainz einem Schlaganfall erlegen.

Zu den Resultaten der auf das materielle Wohl des Landes hauptsächlich berechneten Verhandlungen des letzten Landtags gehören die Bewilligung der Fonds zur Erbauung eines neuen Irrenhauses zu Eberbach, der Schiffbarmachung der Lahn von Weilburg stromaufwärts, und die neue Regulirung der Waldsteuer. – Das bisher in den Gebäuden der vormaligen Abtei Eberbach neben dem Correctionshaus (Arbeitshaus und Besserungsanstalt) befindliche Irrenhaus entsprach, hinsichtlich der Oertlichkeit wie des beschränkten Raumes, den gesteigerten Anforderungen der Zeit nicht mehr. Von dem verstorbenen Herzoge wurde daher der von dem verdienstvollen Director Vollpracht angeregte und zur Reife beförderte Entschluß gefaßt, ein neues, von der Correctionsanstalt getrenntes Irrenhaus in dem schönsten Theile des Rheingaues erbauen zu lassen, und die Ausführung des Plans dem Landbaumeister E. Zais, Sohn des um die Verschönerung Wiesbadens so sehr verdienten, leider zu früh verstorbenen Erbauers des Cursaales und des Gasthauses zu den vier Jahreszeiten dahier, einem Architekten von wissenschaftlicher und Kunstbildung, richtigem Blick, Geschmack und Phantasie übertragen. Nach dem von den Landständen genehmigten Plan, zu dessen Ausführung vorläufig 250,000 fl. in Aussicht genommen sind, wird dieses Irrenhaus, in Form einer römischen Villa, auf einer Anhöhe, unweit Eberbach, welche die herrlichste Aussicht in ein schönes, mit Wald begränztes Thal, auf den Rhein und auf das Blumen durchwirkte und mit Reben geschmückte Panorama des Rheingaues bis in die nahe Pfalz hinüber gewährt, erbaut, und das für Deutschland werden, was das berühmte Irrenhaus zu Aversa im Königreich Neapel ist. Der Umfang dieser Heilanstalt ist, nach dem von dem Director der Anstalt, Hofrath Lindpaintner, aufgestellten Programm für 200 Leidende (67 weibliche und 133 männlichen Geschlechts) berechnet. Die Frauen sowohl als die Männer werden in vier Abtheilungen eingetheilt. Die erste Abtheilung umfaßt die heilbar ruhigen; die zweite die unheilbar ruhigen; die dritte die heilbar und unheilbar unruhigen und die vierte die unreinen, schrei- und tobsüchtigen Irren. Die an der Epilepsie Leidenden bilden eine Abtheilung für sich und werden in einem besondern, von der neuen Irrenanstalt getrennten Gebäude untergebracht. Eine jede der vier ersten Abtheilungen ist wieder nach Stand, Bildung und Vermögen in vier Classen eingetheilt. Getrennt von dem in der Mitte liegenden Administrationsgebäude, aber durch Colonnaden, die bei schlechter Witterung den Irren zu Spaziergängen dienen, umfaßt der linke Flügel die erste und zweite Abtheilung der Männer, der rechte die erste und zweite Abtheilung der Frauen; im untern Stocke die Wohn- und im obern die Schlafräume der Kranken enthaltend. Die innern baulichen Einrichtungen sind der Art, daß die Vergitterungen der Fenster wegfallen, und somit jede Vorstellung von gewaltsamer Einsperrung entfernt wird. Die Umgebungen der Heilanstalt sind heiter und reizend, und werden mit geschmackvollen Anlagen versehen, um zur Unterhaltung, gefälligen Zerstreuung oder mäßigen Arbeit der Unglücklichen zu dienen. – Seit dem Jahr 1810 ist die Lahn von ihrer Mündung bis nach Weilburg hinauf schiffbar. Durch das neue, von den Landständen genehmigte Project soll dieselbe, im Einverständniß mit Preußen, Hessen und Kurhessen, nunmehr bis nach Marburg schiffbar gemacht werden. – Durch die neue Regulirung der Waldsteuer, wodurch den Waldgrundbesitzern, größtentheils aus dem höhern Adel des Landes bestehend, eine weit größere Steuerquote als bisher abgefordert wird, ist eine bis dahin bestandene Abgabenungleichheit, zur Befriedigung der übrigen Steuerpflichtigen, ausgeglichen worden. – Die in der Nähe des Cursaals, auf einem der schönsten, das ganze Thal dominirenden, die Aussicht bis nach Mainz hinüber bietenden Punkte gelegene, vor ungefähr zehn Jahren neu erbaute v. Hagen'sche Villa, welche vor kurzem mit 50,000 fl. für die verwittwete Frau Herzogin acquirirt wurde, ist heute für 4600 fl. auf den Abbruch veräußert worden, um einem Neubaue Platz zu machen. Das ist das Loos des Schönen auf der Erde! Zu wünschen bleibt, daß der projectirte Neubau in einem gleich gefälligen architektonischen Style wie jene Villa aufgeführt, und große Steinmassen, welche der örtlichen Lage nicht zusagen, vermieden werden.

Ständeversammlung. Heute beschäftigte sich die zweite Kammer zunächst mit der Mittheilung erster Kammer, nach welcher dieselbe beschlossen hat, Sr. Maj. dem König für die Wiedervorlegung einer Verfassungsurkunde den ehrerbietigen Dank der Stände in einer Adresse auszudrücken, welche dort bereits entworfen und genehmigt war. Die Angemessenheit der Erlassung einer besonderen Dankadresse für die Erfüllung einer so hochwichtigen Bitte der Stände, als es der vorjährige Antrag auf Wiederanknüpfung der Verhandlungen über die Verfassungssache war, wurde nach eröffneter Berathung allgemein anerkannt, indem, sollte auch dafür gehalten werden können, daß die Ablehnung des Antrags auf Erbittung der Auflösung der Stände, die beschlossene Erwiederung auf das königliche Schreiben, die Abänderung des Reglements betreffend – abgesehen davon, daß letzteres für jetzt nur ein Beschluß zweiter Kammer, nicht der Stände, sey – und die bereits begonnene Berathung der neuen Verfassungsurkunde müßten die beste Dankbezeugung seyn, dennoch ein feierlicher Ausdruck der hiedurch bethätigten Gesinnungen und Absichten der Stände dem Könige und dem Lande gegenüber noch fehle, endlich auch der von erster Kammer hierunter bereits gefaßte Beschluß in der That gar nicht abgelehnt werden könne. Gegen die Fassung der mitgetheilten Adresse wurden dagegen von mehreren Seiten Zweifel und Bedenken geäußert, in Folge deren endlich beschlossen ward, dem Beschlusse erster Kammer jedoch mit Vorbehalt verschiedener Abänderungen resp. Weglassungen beizutreten. Da übrigens erste Kammer über den Gegenstand zweimal berathen und abgestimmt hatte, so wurde solches auch hier beliebt, und die zweite Berathung auf morgen festgesetzt. (Hann. Z.)

Der Schleier, der einige Tage lang auf der letzten Wahl der Universität lag, ist jetzt gelüftet. Professor Reiche hatte sich am Tage vor der Wahl gegen mehrere Collegen zur Uebernahme des Mandats bereit erklärt. Zur Wahl der Universität hatten sich persönlich 18 ordentliche Professoren eingefunden; vier abwesende waren durch verschlossene Stimmenzettel vertreten. Es war somit ein wahlberechtigtes Collegium vorhanden, da zu diesem 2/3 der sämmtlichen ordentlichen Professoren gehören, die Zahl dieser aber sich gegenwärtig

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[0798/0006] Vorbedacht gefaßten Entschlusses bis zum Augenblick der That darthun, sonst finde ja der Artikel keine Anwendung, und Präsumtionen seyen unzulässig. Geh. Rath Duttlinger: oft setze sich der Thäter absichtlich in Affect, um dadurch zur Ausführung der vorbedachten That seinen Arm zu stählen. Vicekanzler Bekk: oft gerathe auch der Mörder durch einen Schauer vor seiner eigenen That bei der That selbst in Affect, wenn er gleich vorher mit Vorbedacht den Entschluß gefaßt habe. Auch Sander und Merk sprachen für den Commissionsantrag, der dann auch angenommen wurde. _ Frankfurt a. M., 6 April. Der kais. russische Staatsrath Paul Demidoff ist auf der Rückreise von Brüssel nach Frankfurt gestern zu Mainz einem Schlaganfall erlegen. _ Wiesbaden, 1 April. Zu den Resultaten der auf das materielle Wohl des Landes hauptsächlich berechneten Verhandlungen des letzten Landtags gehören die Bewilligung der Fonds zur Erbauung eines neuen Irrenhauses zu Eberbach, der Schiffbarmachung der Lahn von Weilburg stromaufwärts, und die neue Regulirung der Waldsteuer. – Das bisher in den Gebäuden der vormaligen Abtei Eberbach neben dem Correctionshaus (Arbeitshaus und Besserungsanstalt) befindliche Irrenhaus entsprach, hinsichtlich der Oertlichkeit wie des beschränkten Raumes, den gesteigerten Anforderungen der Zeit nicht mehr. Von dem verstorbenen Herzoge wurde daher der von dem verdienstvollen Director Vollpracht angeregte und zur Reife beförderte Entschluß gefaßt, ein neues, von der Correctionsanstalt getrenntes Irrenhaus in dem schönsten Theile des Rheingaues erbauen zu lassen, und die Ausführung des Plans dem Landbaumeister E. Zais, Sohn des um die Verschönerung Wiesbadens so sehr verdienten, leider zu früh verstorbenen Erbauers des Cursaales und des Gasthauses zu den vier Jahreszeiten dahier, einem Architekten von wissenschaftlicher und Kunstbildung, richtigem Blick, Geschmack und Phantasie übertragen. Nach dem von den Landständen genehmigten Plan, zu dessen Ausführung vorläufig 250,000 fl. in Aussicht genommen sind, wird dieses Irrenhaus, in Form einer römischen Villa, auf einer Anhöhe, unweit Eberbach, welche die herrlichste Aussicht in ein schönes, mit Wald begränztes Thal, auf den Rhein und auf das Blumen durchwirkte und mit Reben geschmückte Panorama des Rheingaues bis in die nahe Pfalz hinüber gewährt, erbaut, und das für Deutschland werden, was das berühmte Irrenhaus zu Aversa im Königreich Neapel ist. Der Umfang dieser Heilanstalt ist, nach dem von dem Director der Anstalt, Hofrath Lindpaintner, aufgestellten Programm für 200 Leidende (67 weibliche und 133 männlichen Geschlechts) berechnet. Die Frauen sowohl als die Männer werden in vier Abtheilungen eingetheilt. Die erste Abtheilung umfaßt die heilbar ruhigen; die zweite die unheilbar ruhigen; die dritte die heilbar und unheilbar unruhigen und die vierte die unreinen, schrei- und tobsüchtigen Irren. Die an der Epilepsie Leidenden bilden eine Abtheilung für sich und werden in einem besondern, von der neuen Irrenanstalt getrennten Gebäude untergebracht. Eine jede der vier ersten Abtheilungen ist wieder nach Stand, Bildung und Vermögen in vier Classen eingetheilt. Getrennt von dem in der Mitte liegenden Administrationsgebäude, aber durch Colonnaden, die bei schlechter Witterung den Irren zu Spaziergängen dienen, umfaßt der linke Flügel die erste und zweite Abtheilung der Männer, der rechte die erste und zweite Abtheilung der Frauen; im untern Stocke die Wohn- und im obern die Schlafräume der Kranken enthaltend. Die innern baulichen Einrichtungen sind der Art, daß die Vergitterungen der Fenster wegfallen, und somit jede Vorstellung von gewaltsamer Einsperrung entfernt wird. Die Umgebungen der Heilanstalt sind heiter und reizend, und werden mit geschmackvollen Anlagen versehen, um zur Unterhaltung, gefälligen Zerstreuung oder mäßigen Arbeit der Unglücklichen zu dienen. – Seit dem Jahr 1810 ist die Lahn von ihrer Mündung bis nach Weilburg hinauf schiffbar. Durch das neue, von den Landständen genehmigte Project soll dieselbe, im Einverständniß mit Preußen, Hessen und Kurhessen, nunmehr bis nach Marburg schiffbar gemacht werden. – Durch die neue Regulirung der Waldsteuer, wodurch den Waldgrundbesitzern, größtentheils aus dem höhern Adel des Landes bestehend, eine weit größere Steuerquote als bisher abgefordert wird, ist eine bis dahin bestandene Abgabenungleichheit, zur Befriedigung der übrigen Steuerpflichtigen, ausgeglichen worden. – Die in der Nähe des Cursaals, auf einem der schönsten, das ganze Thal dominirenden, die Aussicht bis nach Mainz hinüber bietenden Punkte gelegene, vor ungefähr zehn Jahren neu erbaute v. Hagen'sche Villa, welche vor kurzem mit 50,000 fl. für die verwittwete Frau Herzogin acquirirt wurde, ist heute für 4600 fl. auf den Abbruch veräußert worden, um einem Neubaue Platz zu machen. Das ist das Loos des Schönen auf der Erde! Zu wünschen bleibt, daß der projectirte Neubau in einem gleich gefälligen architektonischen Style wie jene Villa aufgeführt, und große Steinmassen, welche der örtlichen Lage nicht zusagen, vermieden werden. _ Hannover, 2 April. Ständeversammlung. Heute beschäftigte sich die zweite Kammer zunächst mit der Mittheilung erster Kammer, nach welcher dieselbe beschlossen hat, Sr. Maj. dem König für die Wiedervorlegung einer Verfassungsurkunde den ehrerbietigen Dank der Stände in einer Adresse auszudrücken, welche dort bereits entworfen und genehmigt war. Die Angemessenheit der Erlassung einer besonderen Dankadresse für die Erfüllung einer so hochwichtigen Bitte der Stände, als es der vorjährige Antrag auf Wiederanknüpfung der Verhandlungen über die Verfassungssache war, wurde nach eröffneter Berathung allgemein anerkannt, indem, sollte auch dafür gehalten werden können, daß die Ablehnung des Antrags auf Erbittung der Auflösung der Stände, die beschlossene Erwiederung auf das königliche Schreiben, die Abänderung des Reglements betreffend – abgesehen davon, daß letzteres für jetzt nur ein Beschluß zweiter Kammer, nicht der Stände, sey – und die bereits begonnene Berathung der neuen Verfassungsurkunde müßten die beste Dankbezeugung seyn, dennoch ein feierlicher Ausdruck der hiedurch bethätigten Gesinnungen und Absichten der Stände dem Könige und dem Lande gegenüber noch fehle, endlich auch der von erster Kammer hierunter bereits gefaßte Beschluß in der That gar nicht abgelehnt werden könne. Gegen die Fassung der mitgetheilten Adresse wurden dagegen von mehreren Seiten Zweifel und Bedenken geäußert, in Folge deren endlich beschlossen ward, dem Beschlusse erster Kammer jedoch mit Vorbehalt verschiedener Abänderungen resp. Weglassungen beizutreten. Da übrigens erste Kammer über den Gegenstand zweimal berathen und abgestimmt hatte, so wurde solches auch hier beliebt, und die zweite Berathung auf morgen festgesetzt. (Hann. Z.) _ Göttingen, 4 April. Der Schleier, der einige Tage lang auf der letzten Wahl der Universität lag, ist jetzt gelüftet. Professor Reiche hatte sich am Tage vor der Wahl gegen mehrere Collegen zur Uebernahme des Mandats bereit erklärt. Zur Wahl der Universität hatten sich persönlich 18 ordentliche Professoren eingefunden; vier abwesende waren durch verschlossene Stimmenzettel vertreten. Es war somit ein wahlberechtigtes Collegium vorhanden, da zu diesem 2/3 der sämmtlichen ordentlichen Professoren gehören, die Zahl dieser aber sich gegenwärtig

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 100. Augsburg, 9. April 1840, S. 0798. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_100_18400409/6>, abgerufen am 21.11.2024.