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Allgemeine Zeitung. Nr. 97. Augsburg, 6. April 1840.

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(Semaphore de Marseille.) Wir haben aus Gibraltar eine Reihe von Journalen bis zum 17 März erhalten. Von einem Bruch zwischen Marokko und Frankreich ist darin keine Rede. Im Gegentheil lesen wir im Gibraltar-Chronicle vom 17 März, daß die französische Brigg Alcide, Capitän Gomie, für Mogador befrachtet war, und nach diesem marokkanischen Hafen "in wenigen Tagen" abgehen sollte, was beweist, daß man in Gibraltar keine Besorgniß hegte.

Die Nachrichten aus Algier, welche mit dem Dampfboot Styx eingetroffen, gehen bis zum 23 März. Sie melden die Einnahme von Scherschel, dessen Bewohner sich in die Gebirge zu den Kabylen der Beni-Menasser geflüchtet haben. Man glaubte, die Mehrzahl werde wieder zurückkehren, sobald sie die Versicherung erhalten, daß für Leben und Eigenthum nichts zu fürchten sey, was ihnen der Marschall Valee kund thun ließ. Trotz des schlechten Wetters arbeiteten die Truppen eifrig an der Befestigung Scherschels. Drei Blockhäuser wurden auf den Anhöhen, welche die Stadt dominiren, errichtet. Die Truppen kamen in einem kläglichen Zustand wieder in ihren Lagern an, und hatten einige hundert Kranke. - Aus Oran ist uns folgendes Schreiben vom 18 März zugekommen: "Am 12 Morgens wurden die Heerden unserer arabischen Verbündeten bei Messerghin von 8000 Arabern, welche Buhamedi befehligte, umzingelt. Unsere Verbündeten waren die ersten, welche zu Pferde stiegen. Um sie zu unterstützen ließ Obrist Yussuf drei Escadronen Spahis und zwei Compagnien des 1sten Linienregiments vorrücken. Commandant Mermet erhielt Befehl, ihnen mit dem Rest der Infanterie und zwei Kanonen zu folgen. Eine Escadron der Spahis unter dem Oberbefehl des Capitäns Montebello tiraillirte mit dem Feind, wurde aber von so bedeutenden Massen angegriffen, daß sie sich nach beträchtlichem Verlust mit den beiden andern Escadronen in aller Eile zurückziehen mußte. Die Infanterie formirte hierauf Vierecke, deren jedes eine Kanone hatte, und dem Feind durch gutgezielte Schüsse großen Schaden zufügte. Nach einem siebenstündigen Gefecht wurden diese Truppen, welche vom Feind ganz umzingelt waren, durch die Ankunft von Verstärkungen aus Oran befreit. Die Araber, welche bis dicht an die Vierecke angesprengt kamen, verloren 3 bis 400 Mann; sie waren über 8000 Mann stark. Die Colonne verfolgte den Feind noch eine Strecke weit mit dem Bajonnet, ehe sie in das Lager zurückkehrte. In dem Tagsbefehl des Generals Gueheneuc wird namentlich der bekannte Obrist Yussuf, "der sich als ein ächter Kriegsmann benommen," sehr belobt."

Der durch die Rivalität der HH. Guizot und Thiers entzündete Krieg hat endlich das ministerielle Königthum des Hrn. Thiers gegründet. Wäre Guizot in früheren Jahren Sieger geworden, wir hätten eine aristokratische Bürgerclasse als Inhaberin der Gewalt erhalten. Hätte diese sich durch die Bank in Paris und den reicheren Mittelstand in den Wahlcollegien, so wie durch das Officiercorps der Nationalgarde consolidirt, so wäre eine Oligarchie geboren worden, mit schwankender Stellung zwischen Selbstständigkeit und Unterfügung unter die Administration, welche aber Guizot in demselben Geist und Sinne hätte aristokratisiren mögen. Sein System hätte er zu erweitern gesucht einerseits durch Adjunctionen aus der alten Landesaristokratie, andrerseits aus dem gelehrten und wissenschaftlichen Stande der Nation. Das Feuer wäre eröffnet worden gegen dieses System von Seite des demokratischen Mittelstands unter Thiers, der speculativen Opposition unter Odilon-Barrot, der Demagogen, Republicaner, Legitimisten. Nun Thiers gesiegt hat, ist seine Grundlage breiter. Er hat es wohl verstanden, gegen alle Fractionen der Demagogie und des Republicanismus eine tiefe Scheidelinie mit der Opposition Barrot zu ziehen, so daß er gewissermaßen dadurch die Opposition in seiner Person monarchisirt und dynastisirt hat. Die halbe Aristokratie, welche Guizot sich erschaffen wollte, ist ihm entgegen; aber er wird ihr so viele Elemente wie möglich abborgen, denn eine Aristokratie irgend einer Art ist das Hauptelement aller Regierungen, von den Republiken an zu beginnen. Seine Stellung ist weit fester als die Guizot vor mehreren Jahren hätte einnehmen können, aber der wahre Kampf wird erst unter ihm beginnen, der Kampf des Radicalismus aller Art gegen seine bürgerliche Monarchie, deren Hauptstütze die Administration seyn wird, so wie die Anregung nach außen ihm Ruhe verschafft im Innern, denn die Aufmerksamkeit spannt sich immer mehr und mehr auf die Angelegenheiten des Orients. Dazu kommt noch, daß die algierischen Angelegenheiten sich verwickeln, und wie in Indien die Engländer, auch in Afrika die Franzosen gezwungen werden, stets mehr um sich zu greifen, so wie sie jetzt schon beginnen in Kampf mit Marokko zu gerathen. Afrika muß in diesen Regionen mit der Zeit nothwendig französisch werden. Nirgends entwickeln sich die geistigen, moralischen, industriellen, politischen und kriegerischen Interessen einer großen Nation tüchtiger als in solchen Colonial-Angelegenheiten - ein gefunden Feld für den ehrgeizigen Thiers, der kühne Dinge leicht verknüpft, und von dem eine baldige Erfahrung bald ausweisen wird, ob der gährende Most der Ruhmsucht in ihm zur Klarheit geworden, ob er einen nüchternen Sinn mit einem berauschten Gemüth im Stande ist zu verbinden, ob sein Feuer nichts ist als Funkensprühen, oder ob eine Flamme bei ihm zum Durchbruch kommen kann. Je nachdem er zu handeln versteht, kann es ihm gehen wie Villele, das Ministerium a long bail zu besitzen. Was ihm jetzt am besten nützen kann, das sind die Chikanen von Seite der ehemaligen 221, unter denen Einige den Vorschlag Tocqueville wieder aufzunehmen gedenken, um die Opposition in Widerspruch zu setzen mit sich selbst; ein Spiel, als ob es die Presse ihnen eingeblasen hätte, so gehaltlos ist's. Sarkasmen bilden noch keine geschickte Opposition.

Das Vertrauen, welches die Linke bei Gelegenheit der Abstimmung über die geheimen Fonds dem Hrn. Thiers gewährte, ist auf dem Punkte zu verschwinden. Ein allgemein verbreitetes Gerücht läßt ihn mit den 160 unterhandeln, um sich dieser Partei geneigt zu machen, und durch sie zusammen mit dem ihm ergebenen linken Centrum sich eine unwandelbare Majorität zu sichern, während er auf die Linke nur in den Fällen zählt, wenn er Maaßregeln vorschlägt die mit ihren Grundsätzen im Einklang stehen. Zwei Thatsachen erscheinen als Bestätigung dieses Gerüchts: unter den 160 ist die Rede von Zurücknahme der Motion des Hrn. v. Remilly. Die dem Hrn. Thiers ergebenen Blätter, z. B. das Siecle, verlangen die Vertagung der Debatten über diesen Antrag bis zum nächsten Jahre. Wenn nämlich das Cabinet sich mit den 160 einigt, so liegt es im beiderseitigen Interesse, die Ausschließung der Deputirten von Ernennungen und Beförderungen nicht aufkommen zu lassen. Mehrere Mitglieder der Linken beschäftigen sich mit Aufstellung einer genauen Tabelle der Gunstbezeugungen, die den 160 von den verschiedenen Ministerien verliehen wurden, seit sie Mitglieder der Kammer sind. - Die Deputirtenkammer hielt gestern und heute keine Sitzungen, auch für die nächsten Tage sind keine angekündigt. Man hatte gesagt, der Bericht des Hrn. Muret de Bord über die Rentenconversion sey bereit. Die Verzögerung der Vorlegung dieses Berichts wird dem Ministerium zugeschrieben, welches die Frage noch nicht einstudirt habe.

(Sémaphore de Marseille.) Wir haben aus Gibraltar eine Reihe von Journalen bis zum 17 März erhalten. Von einem Bruch zwischen Marokko und Frankreich ist darin keine Rede. Im Gegentheil lesen wir im Gibraltar-Chronicle vom 17 März, daß die französische Brigg Alcide, Capitän Gomié, für Mogador befrachtet war, und nach diesem marokkanischen Hafen „in wenigen Tagen“ abgehen sollte, was beweist, daß man in Gibraltar keine Besorgniß hegte.

Die Nachrichten aus Algier, welche mit dem Dampfboot Styx eingetroffen, gehen bis zum 23 März. Sie melden die Einnahme von Scherschel, dessen Bewohner sich in die Gebirge zu den Kabylen der Beni-Menasser geflüchtet haben. Man glaubte, die Mehrzahl werde wieder zurückkehren, sobald sie die Versicherung erhalten, daß für Leben und Eigenthum nichts zu fürchten sey, was ihnen der Marschall Valée kund thun ließ. Trotz des schlechten Wetters arbeiteten die Truppen eifrig an der Befestigung Scherschels. Drei Blockhäuser wurden auf den Anhöhen, welche die Stadt dominiren, errichtet. Die Truppen kamen in einem kläglichen Zustand wieder in ihren Lagern an, und hatten einige hundert Kranke. – Aus Oran ist uns folgendes Schreiben vom 18 März zugekommen: „Am 12 Morgens wurden die Heerden unserer arabischen Verbündeten bei Messerghin von 8000 Arabern, welche Buhamedi befehligte, umzingelt. Unsere Verbündeten waren die ersten, welche zu Pferde stiegen. Um sie zu unterstützen ließ Obrist Yussuf drei Escadronen Spahis und zwei Compagnien des 1sten Linienregiments vorrücken. Commandant Mermet erhielt Befehl, ihnen mit dem Rest der Infanterie und zwei Kanonen zu folgen. Eine Escadron der Spahis unter dem Oberbefehl des Capitäns Montebello tiraillirte mit dem Feind, wurde aber von so bedeutenden Massen angegriffen, daß sie sich nach beträchtlichem Verlust mit den beiden andern Escadronen in aller Eile zurückziehen mußte. Die Infanterie formirte hierauf Vierecke, deren jedes eine Kanone hatte, und dem Feind durch gutgezielte Schüsse großen Schaden zufügte. Nach einem siebenstündigen Gefecht wurden diese Truppen, welche vom Feind ganz umzingelt waren, durch die Ankunft von Verstärkungen aus Oran befreit. Die Araber, welche bis dicht an die Vierecke angesprengt kamen, verloren 3 bis 400 Mann; sie waren über 8000 Mann stark. Die Colonne verfolgte den Feind noch eine Strecke weit mit dem Bajonnet, ehe sie in das Lager zurückkehrte. In dem Tagsbefehl des Generals Guéhéneuc wird namentlich der bekannte Obrist Yussuf, „der sich als ein ächter Kriegsmann benommen,“ sehr belobt.“

Der durch die Rivalität der HH. Guizot und Thiers entzündete Krieg hat endlich das ministerielle Königthum des Hrn. Thiers gegründet. Wäre Guizot in früheren Jahren Sieger geworden, wir hätten eine aristokratische Bürgerclasse als Inhaberin der Gewalt erhalten. Hätte diese sich durch die Bank in Paris und den reicheren Mittelstand in den Wahlcollegien, so wie durch das Officiercorps der Nationalgarde consolidirt, so wäre eine Oligarchie geboren worden, mit schwankender Stellung zwischen Selbstständigkeit und Unterfügung unter die Administration, welche aber Guizot in demselben Geist und Sinne hätte aristokratisiren mögen. Sein System hätte er zu erweitern gesucht einerseits durch Adjunctionen aus der alten Landesaristokratie, andrerseits aus dem gelehrten und wissenschaftlichen Stande der Nation. Das Feuer wäre eröffnet worden gegen dieses System von Seite des demokratischen Mittelstands unter Thiers, der speculativen Opposition unter Odilon-Barrot, der Demagogen, Republicaner, Legitimisten. Nun Thiers gesiegt hat, ist seine Grundlage breiter. Er hat es wohl verstanden, gegen alle Fractionen der Demagogie und des Republicanismus eine tiefe Scheidelinie mit der Opposition Barrot zu ziehen, so daß er gewissermaßen dadurch die Opposition in seiner Person monarchisirt und dynastisirt hat. Die halbe Aristokratie, welche Guizot sich erschaffen wollte, ist ihm entgegen; aber er wird ihr so viele Elemente wie möglich abborgen, denn eine Aristokratie irgend einer Art ist das Hauptelement aller Regierungen, von den Republiken an zu beginnen. Seine Stellung ist weit fester als die Guizot vor mehreren Jahren hätte einnehmen können, aber der wahre Kampf wird erst unter ihm beginnen, der Kampf des Radicalismus aller Art gegen seine bürgerliche Monarchie, deren Hauptstütze die Administration seyn wird, so wie die Anregung nach außen ihm Ruhe verschafft im Innern, denn die Aufmerksamkeit spannt sich immer mehr und mehr auf die Angelegenheiten des Orients. Dazu kommt noch, daß die algierischen Angelegenheiten sich verwickeln, und wie in Indien die Engländer, auch in Afrika die Franzosen gezwungen werden, stets mehr um sich zu greifen, so wie sie jetzt schon beginnen in Kampf mit Marokko zu gerathen. Afrika muß in diesen Regionen mit der Zeit nothwendig französisch werden. Nirgends entwickeln sich die geistigen, moralischen, industriellen, politischen und kriegerischen Interessen einer großen Nation tüchtiger als in solchen Colonial-Angelegenheiten – ein gefunden Feld für den ehrgeizigen Thiers, der kühne Dinge leicht verknüpft, und von dem eine baldige Erfahrung bald ausweisen wird, ob der gährende Most der Ruhmsucht in ihm zur Klarheit geworden, ob er einen nüchternen Sinn mit einem berauschten Gemüth im Stande ist zu verbinden, ob sein Feuer nichts ist als Funkensprühen, oder ob eine Flamme bei ihm zum Durchbruch kommen kann. Je nachdem er zu handeln versteht, kann es ihm gehen wie Villele, das Ministerium à long bail zu besitzen. Was ihm jetzt am besten nützen kann, das sind die Chikanen von Seite der ehemaligen 221, unter denen Einige den Vorschlag Tocqueville wieder aufzunehmen gedenken, um die Opposition in Widerspruch zu setzen mit sich selbst; ein Spiel, als ob es die Presse ihnen eingeblasen hätte, so gehaltlos ist's. Sarkasmen bilden noch keine geschickte Opposition.

Das Vertrauen, welches die Linke bei Gelegenheit der Abstimmung über die geheimen Fonds dem Hrn. Thiers gewährte, ist auf dem Punkte zu verschwinden. Ein allgemein verbreitetes Gerücht läßt ihn mit den 160 unterhandeln, um sich dieser Partei geneigt zu machen, und durch sie zusammen mit dem ihm ergebenen linken Centrum sich eine unwandelbare Majorität zu sichern, während er auf die Linke nur in den Fällen zählt, wenn er Maaßregeln vorschlägt die mit ihren Grundsätzen im Einklang stehen. Zwei Thatsachen erscheinen als Bestätigung dieses Gerüchts: unter den 160 ist die Rede von Zurücknahme der Motion des Hrn. v. Remilly. Die dem Hrn. Thiers ergebenen Blätter, z. B. das Siecle, verlangen die Vertagung der Debatten über diesen Antrag bis zum nächsten Jahre. Wenn nämlich das Cabinet sich mit den 160 einigt, so liegt es im beiderseitigen Interesse, die Ausschließung der Deputirten von Ernennungen und Beförderungen nicht aufkommen zu lassen. Mehrere Mitglieder der Linken beschäftigen sich mit Aufstellung einer genauen Tabelle der Gunstbezeugungen, die den 160 von den verschiedenen Ministerien verliehen wurden, seit sie Mitglieder der Kammer sind. – Die Deputirtenkammer hielt gestern und heute keine Sitzungen, auch für die nächsten Tage sind keine angekündigt. Man hatte gesagt, der Bericht des Hrn. Muret de Bord über die Rentenconversion sey bereit. Die Verzögerung der Vorlegung dieses Berichts wird dem Ministerium zugeschrieben, welches die Frage noch nicht einstudirt habe.

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[0771/0003] (Sémaphore de Marseille.) Wir haben aus Gibraltar eine Reihe von Journalen bis zum 17 März erhalten. Von einem Bruch zwischen Marokko und Frankreich ist darin keine Rede. Im Gegentheil lesen wir im Gibraltar-Chronicle vom 17 März, daß die französische Brigg Alcide, Capitän Gomié, für Mogador befrachtet war, und nach diesem marokkanischen Hafen „in wenigen Tagen“ abgehen sollte, was beweist, daß man in Gibraltar keine Besorgniß hegte. _ Toulon, 30 März. Die Nachrichten aus Algier, welche mit dem Dampfboot Styx eingetroffen, gehen bis zum 23 März. Sie melden die Einnahme von Scherschel, dessen Bewohner sich in die Gebirge zu den Kabylen der Beni-Menasser geflüchtet haben. Man glaubte, die Mehrzahl werde wieder zurückkehren, sobald sie die Versicherung erhalten, daß für Leben und Eigenthum nichts zu fürchten sey, was ihnen der Marschall Valée kund thun ließ. Trotz des schlechten Wetters arbeiteten die Truppen eifrig an der Befestigung Scherschels. Drei Blockhäuser wurden auf den Anhöhen, welche die Stadt dominiren, errichtet. Die Truppen kamen in einem kläglichen Zustand wieder in ihren Lagern an, und hatten einige hundert Kranke. – Aus Oran ist uns folgendes Schreiben vom 18 März zugekommen: „Am 12 Morgens wurden die Heerden unserer arabischen Verbündeten bei Messerghin von 8000 Arabern, welche Buhamedi befehligte, umzingelt. Unsere Verbündeten waren die ersten, welche zu Pferde stiegen. Um sie zu unterstützen ließ Obrist Yussuf drei Escadronen Spahis und zwei Compagnien des 1sten Linienregiments vorrücken. Commandant Mermet erhielt Befehl, ihnen mit dem Rest der Infanterie und zwei Kanonen zu folgen. Eine Escadron der Spahis unter dem Oberbefehl des Capitäns Montebello tiraillirte mit dem Feind, wurde aber von so bedeutenden Massen angegriffen, daß sie sich nach beträchtlichem Verlust mit den beiden andern Escadronen in aller Eile zurückziehen mußte. Die Infanterie formirte hierauf Vierecke, deren jedes eine Kanone hatte, und dem Feind durch gutgezielte Schüsse großen Schaden zufügte. Nach einem siebenstündigen Gefecht wurden diese Truppen, welche vom Feind ganz umzingelt waren, durch die Ankunft von Verstärkungen aus Oran befreit. Die Araber, welche bis dicht an die Vierecke angesprengt kamen, verloren 3 bis 400 Mann; sie waren über 8000 Mann stark. Die Colonne verfolgte den Feind noch eine Strecke weit mit dem Bajonnet, ehe sie in das Lager zurückkehrte. In dem Tagsbefehl des Generals Guéhéneuc wird namentlich der bekannte Obrist Yussuf, „der sich als ein ächter Kriegsmann benommen,“ sehr belobt.“ _ Paris, 28 März. Der durch die Rivalität der HH. Guizot und Thiers entzündete Krieg hat endlich das ministerielle Königthum des Hrn. Thiers gegründet. Wäre Guizot in früheren Jahren Sieger geworden, wir hätten eine aristokratische Bürgerclasse als Inhaberin der Gewalt erhalten. Hätte diese sich durch die Bank in Paris und den reicheren Mittelstand in den Wahlcollegien, so wie durch das Officiercorps der Nationalgarde consolidirt, so wäre eine Oligarchie geboren worden, mit schwankender Stellung zwischen Selbstständigkeit und Unterfügung unter die Administration, welche aber Guizot in demselben Geist und Sinne hätte aristokratisiren mögen. Sein System hätte er zu erweitern gesucht einerseits durch Adjunctionen aus der alten Landesaristokratie, andrerseits aus dem gelehrten und wissenschaftlichen Stande der Nation. Das Feuer wäre eröffnet worden gegen dieses System von Seite des demokratischen Mittelstands unter Thiers, der speculativen Opposition unter Odilon-Barrot, der Demagogen, Republicaner, Legitimisten. Nun Thiers gesiegt hat, ist seine Grundlage breiter. Er hat es wohl verstanden, gegen alle Fractionen der Demagogie und des Republicanismus eine tiefe Scheidelinie mit der Opposition Barrot zu ziehen, so daß er gewissermaßen dadurch die Opposition in seiner Person monarchisirt und dynastisirt hat. Die halbe Aristokratie, welche Guizot sich erschaffen wollte, ist ihm entgegen; aber er wird ihr so viele Elemente wie möglich abborgen, denn eine Aristokratie irgend einer Art ist das Hauptelement aller Regierungen, von den Republiken an zu beginnen. Seine Stellung ist weit fester als die Guizot vor mehreren Jahren hätte einnehmen können, aber der wahre Kampf wird erst unter ihm beginnen, der Kampf des Radicalismus aller Art gegen seine bürgerliche Monarchie, deren Hauptstütze die Administration seyn wird, so wie die Anregung nach außen ihm Ruhe verschafft im Innern, denn die Aufmerksamkeit spannt sich immer mehr und mehr auf die Angelegenheiten des Orients. Dazu kommt noch, daß die algierischen Angelegenheiten sich verwickeln, und wie in Indien die Engländer, auch in Afrika die Franzosen gezwungen werden, stets mehr um sich zu greifen, so wie sie jetzt schon beginnen in Kampf mit Marokko zu gerathen. Afrika muß in diesen Regionen mit der Zeit nothwendig französisch werden. Nirgends entwickeln sich die geistigen, moralischen, industriellen, politischen und kriegerischen Interessen einer großen Nation tüchtiger als in solchen Colonial-Angelegenheiten – ein gefunden Feld für den ehrgeizigen Thiers, der kühne Dinge leicht verknüpft, und von dem eine baldige Erfahrung bald ausweisen wird, ob der gährende Most der Ruhmsucht in ihm zur Klarheit geworden, ob er einen nüchternen Sinn mit einem berauschten Gemüth im Stande ist zu verbinden, ob sein Feuer nichts ist als Funkensprühen, oder ob eine Flamme bei ihm zum Durchbruch kommen kann. Je nachdem er zu handeln versteht, kann es ihm gehen wie Villele, das Ministerium à long bail zu besitzen. Was ihm jetzt am besten nützen kann, das sind die Chikanen von Seite der ehemaligen 221, unter denen Einige den Vorschlag Tocqueville wieder aufzunehmen gedenken, um die Opposition in Widerspruch zu setzen mit sich selbst; ein Spiel, als ob es die Presse ihnen eingeblasen hätte, so gehaltlos ist's. Sarkasmen bilden noch keine geschickte Opposition. _ Paris, 31 März. Das Vertrauen, welches die Linke bei Gelegenheit der Abstimmung über die geheimen Fonds dem Hrn. Thiers gewährte, ist auf dem Punkte zu verschwinden. Ein allgemein verbreitetes Gerücht läßt ihn mit den 160 unterhandeln, um sich dieser Partei geneigt zu machen, und durch sie zusammen mit dem ihm ergebenen linken Centrum sich eine unwandelbare Majorität zu sichern, während er auf die Linke nur in den Fällen zählt, wenn er Maaßregeln vorschlägt die mit ihren Grundsätzen im Einklang stehen. Zwei Thatsachen erscheinen als Bestätigung dieses Gerüchts: unter den 160 ist die Rede von Zurücknahme der Motion des Hrn. v. Remilly. Die dem Hrn. Thiers ergebenen Blätter, z. B. das Siecle, verlangen die Vertagung der Debatten über diesen Antrag bis zum nächsten Jahre. Wenn nämlich das Cabinet sich mit den 160 einigt, so liegt es im beiderseitigen Interesse, die Ausschließung der Deputirten von Ernennungen und Beförderungen nicht aufkommen zu lassen. Mehrere Mitglieder der Linken beschäftigen sich mit Aufstellung einer genauen Tabelle der Gunstbezeugungen, die den 160 von den verschiedenen Ministerien verliehen wurden, seit sie Mitglieder der Kammer sind. – Die Deputirtenkammer hielt gestern und heute keine Sitzungen, auch für die nächsten Tage sind keine angekündigt. Man hatte gesagt, der Bericht des Hrn. Muret de Bord über die Rentenconversion sey bereit. Die Verzögerung der Vorlegung dieses Berichts wird dem Ministerium zugeschrieben, welches die Frage noch nicht einstudirt habe.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 97. Augsburg, 6. April 1840, S. 0771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_097_18400406/3>, abgerufen am 27.11.2024.