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Allgemeine Zeitung. Nr. 95. Augsburg, 4. April 1840.

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des Goldes, das man dort in großen Klumpen finden würde, hat man sich auf das bitterste getäuscht. Alle Arbeiten, die dort vorgenommen wurden, waren ganz unnütz; die Schächte des Hrn. Boreani, welche die Araber Brunnen nennen, haben nirgends Gold geliefert; und man sah sich genöthigt, die Arbeiten ganz aufzugeben und den Negern auf ihre alte gebräuchliche Weise das Gold waschen zu lassen. Das, was dabei herauskommt, ist so unbedeutend, daß noch nicht der zwanzigste Theil der darauf verwandten Kosten gedeckt wird. Mehemed Ali gab im vergangenen Sommer den Befehl, alle Arbeiten gänzlich einzustellen; die Ingenieurs wurden nach Aegypten zurückgerufen, allein zu ihren Unglück blieben sie dort, indem sie sich schmeichelten, auf dem noch nicht untersuchten Dschebbel Dull die bis jetzt vergebens gesuchten Schätze zu finden. Ueber diesen Berg sind die wunderbarsten Sagen im Umlauf; die, welche von allen Einwohnern des Sennaar und des Fasoglu auf das festeste geglaubt wird, ist, daß wenn man die Bäume dort umhaut, das Gold klumpenweise aus dem Innern derselben herausfällt. Die Türken glauben dergleichen Unsinn eben so gut als die Neger, und sehnen sich nach nichts mehr, als nach einer bewaffneten Expedition zum Dschebbel Dull, wo sie fürs erste wohl die dortigen Wälder bedeutend lichten werden. Stellt man genau die bisher so winzigen Resultate des Goldgrabens mit den pompösen Berichten zusammen, die Mehemed Ali über den Reichthum der Minen des Fasoglu gemacht wurden, so daß er sich entschloß, sie selbst in Person zu besuchen, und hört man an Ort und Stelle alle die wunderbaren Erzählungen, die darüber im Schivange gehen, so möchte ich beinahe glauben, daß die Berichte eher aus letzterer Quelle, als aus eigner gründlicher Besichtigung geflossen sind. Die Leute lügen hier so unverschämt, daß sie sich lieber hängen lassen, als die Wahrheit sagen; auch Mehemed Ali ward auf das lächerlichste getäuscht, obgleich der Araber, der es wagte, sehr gut wußte, daß ihm sein Spaß den Hals kosten konnte. Es ward ihm nämlich eines Tages ein Araber vorgeführt, der aussagte, daß er zur Regenzeit einmal barfuß über das Gebirge Beni-Schangoll gegangen sey, und als er sich in einem Bach seine Füße gewaschen, habe er in dem daran klebenden Koth eine halbe Handvoll Goldkörner gefunden. Diese Aussage wiederholte er mehreremal so bestimmt, daß Mehemed Ali, hocherfreut über eine solche Entdeckung, diesen Goldmann, so wie alle seine Nachkommen sogleich von allen Steuern, Abgaben und sonstigen Lasten befreite, und ihm befahl, ihn zu diesem Berg zu geleiten und die Stelle zu zeigen, wo er seine Füße gewaschen habe. Auf der Reise dahin wurden die vortrefflichsten Caleuls gemacht: wenn, sagte man, dieser Araber in zwei Pfund Koth, denn mehr wird er an seinen nackten Füßen nicht getragen haben, eine halbe Handvoll Goldkörner fand, die doch wenigstens zwei Dublonen werth waren, wie viel muß man demnach in einer Million Centner solchen Koths finden können? Die Berechnung war bald gemacht, man rechnete wenigstens auf einen Fund von 100 Millionen Dublonen an Werth, und wenn die Aufsuchungskosten auch noch so hoch kämen, immer sähe sich der Pascha im Besitz einer Summe von weit über eine Milliarde spanischer Thaler, mit der er dem Sultan von Konstantinopel bald den Garaus machen würde. Die Berechnungen gingen in die kleinsten Details, man dachte an Alles, es fehlte an nichts mehr, als an dem Ort, wo der Schatz zu heben sey. Aber dieser fand sich leider nirgends; der Araber suchte, an dem Dschebbel angekommen, überall nach seinem Fluß, aber der schien weggeflossen zu seyn, das Gebirge, über das er marschirt seyn wollte, war nicht mehr zu erkennen, und nachdem er den Pascha überall bis an die abyssinische Gränze herumgezogen hatte, erklärte er plötzlich, sein Berg sey fünf Tagereisen weiter, also ziemlich tief in Abyssinien. Der Pascha, der auf solche Expeditionen nicht vorbereitet war, kehrte mit seinen Luftschlössern um, und gab den Befehl, gelegentlich einmal mit einigen Bataillonen bis auf fünf Tage weit in Abyssinien einzurücken, um dort das Gold aufzusuchen.

Die Regen waren vergangenes Jahr stärker, als die ältesten Leute sich erinnern konnten, dafür waren aber auch die tödtlichen Fieber während dieser Zeit häufiger, als je, und viele Menschen in Kartum sind daran gestorben. Man muß sich nach Ramla, zwei Tagereisen von hier, begeben, und da die Regenzeit abwarten, denn dort ist die Luft weit reiner und gesünder als in Kartum und nächster Umgegend. Gewöhnlich fangen die Regen gegen den 15 Julius an und dauern bis gegen den 15 October.

Westindien.

Die Nachrichten aus Westindien vom Anfang des Jahrs, welche das Paketboot Tyrian gebracht hat, sind im Allgemeinen günstig. Die Mäßigung des neuen Gouverneurs von Jamaica, Sir Ch. Metcalfe, früher Gouverneur von Agra in Ostindien, hat den bittern Geist von Opposition der Pflanzer ziemlich gelegt. Die Neger arbeiten regelmäßiger als ihre ehemaligen Herren gehofft hatten, aber diesen droht eine große Gefahr in der immer allgemeiner werdenden Tendenz der Neger selbst Landeigenthümer zu werden. Wo nur auf den Inseln kleine Stücke Landes verkäuflich sind, werden sie von Negern angekauft, und ihre Baptistenprediger suchen sie zu Gemeinschaften zu vereinigen, welche große Güter kaufen und sie unter sich zerschlagen, um ein Dorf zu bilden. So hatten vor einiger Zeit die Neger auf einer Kaffeepflanzung in Jamaica von dem Besitzer höheren Taglohn verlangt; er verweigerte es, und erklärte ihnen, sie müßten entweder fortfahren zu arbeiten oder die Schlüssel ihrer Hütten abliefern. Zu seinem großen Erstaunen und zu seiner noch größern Verlegenheit gaben sie die Schlüssel ab, und zogen sich auf ein Gut zurück, das sie gekauft hatten, das sie aber erst nach einiger Zeit selbst zu bebauen wünschten, wenn sie ihr Capital vermehrt hätten. In Guiana ist die Tendenz der Neger dieselbe, und bei der kleineren Bevölkerung der Erfolg schon sehr sichtbar; so haben z. B. 156 Neger dort ein beträchtliches Gut gekauft und unter sich vertheilt. Freilich ist es nur ein kleiner Theil der Neger, welcher Stätigkeit genug hat, diesen Plan zu verfolgen, und die Pflanzer begnügen sich daher mit der gegenwärtigen Ruhe und der Arbeit, welche sie erhalten können; für die Zukunft rechnen sie auf die aus den weggenommenen Sklavenschiffen befreiten Neger, welche die Kriegsschiffe gegenwärtig nach Westindien bringen, wo die Neger freigesprochen und den Pflanzern als Lehrlinge ausgetheilt werden. Früher wurden sie meistens nach Brasilien und Cuba vor die gemischten Commissionen gebracht und dort, wie man sagte, in die Lehre gegeben, aber in der That den Sklavenbesitzern überlassen, da sie sich bald in der Sklavenmasse absorbirten. Die Pflanzer in Trinidad fahren fort freie Neger und Creolen aus den Vereinigten Staaten einzuführen, und die Journale der Insel sprechen von den dortigen Aussichten als sehr günstig, doch hat die legislative Versammlung für nöthig gefunden, eine Petition an das Parlament gegen die Gleichstellung der Zölle auf ost- und westindischen Zucker zu richten. Sie sagt in dieser Petition, daß die Insel 1,536,000 Morgen enthalte, von denen eine Million zum Zuckerbau tauglich sey. Gegenwärtig seyen erst 55,000 Morgen

des Goldes, das man dort in großen Klumpen finden würde, hat man sich auf das bitterste getäuscht. Alle Arbeiten, die dort vorgenommen wurden, waren ganz unnütz; die Schächte des Hrn. Boreani, welche die Araber Brunnen nennen, haben nirgends Gold geliefert; und man sah sich genöthigt, die Arbeiten ganz aufzugeben und den Negern auf ihre alte gebräuchliche Weise das Gold waschen zu lassen. Das, was dabei herauskommt, ist so unbedeutend, daß noch nicht der zwanzigste Theil der darauf verwandten Kosten gedeckt wird. Mehemed Ali gab im vergangenen Sommer den Befehl, alle Arbeiten gänzlich einzustellen; die Ingenieurs wurden nach Aegypten zurückgerufen, allein zu ihren Unglück blieben sie dort, indem sie sich schmeichelten, auf dem noch nicht untersuchten Dschebbel Dull die bis jetzt vergebens gesuchten Schätze zu finden. Ueber diesen Berg sind die wunderbarsten Sagen im Umlauf; die, welche von allen Einwohnern des Sennaar und des Fasoglu auf das festeste geglaubt wird, ist, daß wenn man die Bäume dort umhaut, das Gold klumpenweise aus dem Innern derselben herausfällt. Die Türken glauben dergleichen Unsinn eben so gut als die Neger, und sehnen sich nach nichts mehr, als nach einer bewaffneten Expedition zum Dschebbel Dull, wo sie fürs erste wohl die dortigen Wälder bedeutend lichten werden. Stellt man genau die bisher so winzigen Resultate des Goldgrabens mit den pompösen Berichten zusammen, die Mehemed Ali über den Reichthum der Minen des Fasoglu gemacht wurden, so daß er sich entschloß, sie selbst in Person zu besuchen, und hört man an Ort und Stelle alle die wunderbaren Erzählungen, die darüber im Schivange gehen, so möchte ich beinahe glauben, daß die Berichte eher aus letzterer Quelle, als aus eigner gründlicher Besichtigung geflossen sind. Die Leute lügen hier so unverschämt, daß sie sich lieber hängen lassen, als die Wahrheit sagen; auch Mehemed Ali ward auf das lächerlichste getäuscht, obgleich der Araber, der es wagte, sehr gut wußte, daß ihm sein Spaß den Hals kosten konnte. Es ward ihm nämlich eines Tages ein Araber vorgeführt, der aussagte, daß er zur Regenzeit einmal barfuß über das Gebirge Beni-Schangoll gegangen sey, und als er sich in einem Bach seine Füße gewaschen, habe er in dem daran klebenden Koth eine halbe Handvoll Goldkörner gefunden. Diese Aussage wiederholte er mehreremal so bestimmt, daß Mehemed Ali, hocherfreut über eine solche Entdeckung, diesen Goldmann, so wie alle seine Nachkommen sogleich von allen Steuern, Abgaben und sonstigen Lasten befreite, und ihm befahl, ihn zu diesem Berg zu geleiten und die Stelle zu zeigen, wo er seine Füße gewaschen habe. Auf der Reise dahin wurden die vortrefflichsten Caleuls gemacht: wenn, sagte man, dieser Araber in zwei Pfund Koth, denn mehr wird er an seinen nackten Füßen nicht getragen haben, eine halbe Handvoll Goldkörner fand, die doch wenigstens zwei Dublonen werth waren, wie viel muß man demnach in einer Million Centner solchen Koths finden können? Die Berechnung war bald gemacht, man rechnete wenigstens auf einen Fund von 100 Millionen Dublonen an Werth, und wenn die Aufsuchungskosten auch noch so hoch kämen, immer sähe sich der Pascha im Besitz einer Summe von weit über eine Milliarde spanischer Thaler, mit der er dem Sultan von Konstantinopel bald den Garaus machen würde. Die Berechnungen gingen in die kleinsten Details, man dachte an Alles, es fehlte an nichts mehr, als an dem Ort, wo der Schatz zu heben sey. Aber dieser fand sich leider nirgends; der Araber suchte, an dem Dschebbel angekommen, überall nach seinem Fluß, aber der schien weggeflossen zu seyn, das Gebirge, über das er marschirt seyn wollte, war nicht mehr zu erkennen, und nachdem er den Pascha überall bis an die abyssinische Gränze herumgezogen hatte, erklärte er plötzlich, sein Berg sey fünf Tagereisen weiter, also ziemlich tief in Abyssinien. Der Pascha, der auf solche Expeditionen nicht vorbereitet war, kehrte mit seinen Luftschlössern um, und gab den Befehl, gelegentlich einmal mit einigen Bataillonen bis auf fünf Tage weit in Abyssinien einzurücken, um dort das Gold aufzusuchen.

Die Regen waren vergangenes Jahr stärker, als die ältesten Leute sich erinnern konnten, dafür waren aber auch die tödtlichen Fieber während dieser Zeit häufiger, als je, und viele Menschen in Kartum sind daran gestorben. Man muß sich nach Ramla, zwei Tagereisen von hier, begeben, und da die Regenzeit abwarten, denn dort ist die Luft weit reiner und gesünder als in Kartum und nächster Umgegend. Gewöhnlich fangen die Regen gegen den 15 Julius an und dauern bis gegen den 15 October.

Westindien.

Die Nachrichten aus Westindien vom Anfang des Jahrs, welche das Paketboot Tyrian gebracht hat, sind im Allgemeinen günstig. Die Mäßigung des neuen Gouverneurs von Jamaica, Sir Ch. Metcalfe, früher Gouverneur von Agra in Ostindien, hat den bittern Geist von Opposition der Pflanzer ziemlich gelegt. Die Neger arbeiten regelmäßiger als ihre ehemaligen Herren gehofft hatten, aber diesen droht eine große Gefahr in der immer allgemeiner werdenden Tendenz der Neger selbst Landeigenthümer zu werden. Wo nur auf den Inseln kleine Stücke Landes verkäuflich sind, werden sie von Negern angekauft, und ihre Baptistenprediger suchen sie zu Gemeinschaften zu vereinigen, welche große Güter kaufen und sie unter sich zerschlagen, um ein Dorf zu bilden. So hatten vor einiger Zeit die Neger auf einer Kaffeepflanzung in Jamaica von dem Besitzer höheren Taglohn verlangt; er verweigerte es, und erklärte ihnen, sie müßten entweder fortfahren zu arbeiten oder die Schlüssel ihrer Hütten abliefern. Zu seinem großen Erstaunen und zu seiner noch größern Verlegenheit gaben sie die Schlüssel ab, und zogen sich auf ein Gut zurück, das sie gekauft hatten, das sie aber erst nach einiger Zeit selbst zu bebauen wünschten, wenn sie ihr Capital vermehrt hätten. In Guiana ist die Tendenz der Neger dieselbe, und bei der kleineren Bevölkerung der Erfolg schon sehr sichtbar; so haben z. B. 156 Neger dort ein beträchtliches Gut gekauft und unter sich vertheilt. Freilich ist es nur ein kleiner Theil der Neger, welcher Stätigkeit genug hat, diesen Plan zu verfolgen, und die Pflanzer begnügen sich daher mit der gegenwärtigen Ruhe und der Arbeit, welche sie erhalten können; für die Zukunft rechnen sie auf die aus den weggenommenen Sklavenschiffen befreiten Neger, welche die Kriegsschiffe gegenwärtig nach Westindien bringen, wo die Neger freigesprochen und den Pflanzern als Lehrlinge ausgetheilt werden. Früher wurden sie meistens nach Brasilien und Cuba vor die gemischten Commissionen gebracht und dort, wie man sagte, in die Lehre gegeben, aber in der That den Sklavenbesitzern überlassen, da sie sich bald in der Sklavenmasse absorbirten. Die Pflanzer in Trinidad fahren fort freie Neger und Creolen aus den Vereinigten Staaten einzuführen, und die Journale der Insel sprechen von den dortigen Aussichten als sehr günstig, doch hat die legislative Versammlung für nöthig gefunden, eine Petition an das Parlament gegen die Gleichstellung der Zölle auf ost- und westindischen Zucker zu richten. Sie sagt in dieser Petition, daß die Insel 1,536,000 Morgen enthalte, von denen eine Million zum Zuckerbau tauglich sey. Gegenwärtig seyen erst 55,000 Morgen

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des Goldes, das man dort in großen Klumpen finden würde, hat man sich auf das bitterste getäuscht. Alle Arbeiten, die dort vorgenommen wurden, waren ganz unnütz; die Schächte des Hrn. Boreani, welche die Araber Brunnen nennen, haben nirgends Gold geliefert; und man sah sich genöthigt, die Arbeiten ganz aufzugeben und den Negern auf ihre alte gebräuchliche Weise das Gold waschen zu lassen. Das, was dabei herauskommt, ist so unbedeutend, daß noch nicht der zwanzigste Theil der darauf verwandten Kosten gedeckt wird. Mehemed Ali gab im vergangenen Sommer den Befehl, alle Arbeiten gänzlich einzustellen; die Ingenieurs wurden nach Aegypten zurückgerufen, allein zu ihren Unglück blieben sie dort, indem sie sich schmeichelten, auf dem noch nicht untersuchten Dschebbel Dull die bis jetzt vergebens gesuchten Schätze zu finden. Ueber diesen Berg sind die wunderbarsten Sagen im Umlauf; die, welche von allen Einwohnern des Sennaar und des Fasoglu auf das festeste geglaubt wird, ist, daß wenn man die Bäume dort umhaut, das Gold klumpenweise aus dem Innern derselben herausfällt. Die Türken glauben dergleichen Unsinn eben so gut als die Neger, und sehnen sich nach nichts mehr, als nach einer bewaffneten Expedition zum Dschebbel Dull, wo sie fürs erste wohl die dortigen Wälder bedeutend lichten werden. Stellt man genau die bisher so winzigen Resultate des Goldgrabens mit den pompösen Berichten zusammen, die Mehemed Ali über den Reichthum der Minen des Fasoglu gemacht wurden, so daß er sich entschloß, sie selbst in Person zu besuchen, und hört man an Ort und Stelle alle die wunderbaren Erzählungen, die darüber im Schivange gehen, so möchte ich beinahe glauben, daß die Berichte eher aus letzterer Quelle, als aus eigner gründlicher Besichtigung geflossen sind. Die Leute lügen hier so unverschämt, daß sie sich lieber hängen lassen, als die Wahrheit sagen; auch Mehemed Ali ward auf das lächerlichste getäuscht, obgleich der Araber, der es wagte, sehr gut wußte, daß ihm sein Spaß den Hals kosten konnte. Es ward ihm nämlich eines Tages ein Araber vorgeführt, der aussagte, daß er zur Regenzeit einmal barfuß über das Gebirge Beni-Schangoll gegangen sey, und als er sich in einem Bach seine Füße gewaschen, habe er in dem daran klebenden Koth eine halbe Handvoll Goldkörner gefunden. Diese Aussage wiederholte er mehreremal so bestimmt, daß Mehemed Ali, hocherfreut über eine solche Entdeckung, diesen Goldmann, so wie alle seine Nachkommen sogleich von allen Steuern, Abgaben und sonstigen Lasten befreite, und ihm befahl, ihn zu diesem Berg zu geleiten und die Stelle zu zeigen, wo er seine Füße gewaschen habe. Auf der Reise dahin wurden die vortrefflichsten Caleuls gemacht: wenn, sagte man, dieser Araber in zwei Pfund Koth, denn mehr wird er an seinen nackten Füßen nicht getragen haben, eine halbe Handvoll Goldkörner fand, die doch wenigstens zwei Dublonen werth waren, wie viel muß man demnach in einer Million Centner solchen Koths finden können? Die Berechnung war bald gemacht, man rechnete wenigstens auf einen Fund von 100 Millionen Dublonen an Werth, und wenn die Aufsuchungskosten auch noch so hoch kämen, immer sähe sich der Pascha im Besitz einer Summe von weit über eine Milliarde spanischer Thaler, mit der er dem Sultan von Konstantinopel bald den Garaus machen würde. Die Berechnungen gingen in die kleinsten Details, man dachte an Alles, es fehlte an nichts mehr, als an dem Ort, wo der Schatz zu heben sey. Aber dieser fand sich leider nirgends; der Araber suchte, an dem Dschebbel angekommen, überall nach seinem Fluß, aber der schien weggeflossen zu seyn, das Gebirge, über das er marschirt seyn wollte, war nicht mehr zu erkennen, und nachdem er den Pascha überall bis an die abyssinische Gränze herumgezogen hatte, erklärte er plötzlich, sein Berg sey fünf Tagereisen weiter, also ziemlich tief in Abyssinien. Der Pascha, der auf solche Expeditionen nicht vorbereitet war, kehrte mit seinen Luftschlössern um, und gab den Befehl, gelegentlich einmal mit einigen Bataillonen bis auf fünf Tage weit in Abyssinien einzurücken, um dort das Gold aufzusuchen.</p><lb/>
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[0754/0010] des Goldes, das man dort in großen Klumpen finden würde, hat man sich auf das bitterste getäuscht. Alle Arbeiten, die dort vorgenommen wurden, waren ganz unnütz; die Schächte des Hrn. Boreani, welche die Araber Brunnen nennen, haben nirgends Gold geliefert; und man sah sich genöthigt, die Arbeiten ganz aufzugeben und den Negern auf ihre alte gebräuchliche Weise das Gold waschen zu lassen. Das, was dabei herauskommt, ist so unbedeutend, daß noch nicht der zwanzigste Theil der darauf verwandten Kosten gedeckt wird. Mehemed Ali gab im vergangenen Sommer den Befehl, alle Arbeiten gänzlich einzustellen; die Ingenieurs wurden nach Aegypten zurückgerufen, allein zu ihren Unglück blieben sie dort, indem sie sich schmeichelten, auf dem noch nicht untersuchten Dschebbel Dull die bis jetzt vergebens gesuchten Schätze zu finden. Ueber diesen Berg sind die wunderbarsten Sagen im Umlauf; die, welche von allen Einwohnern des Sennaar und des Fasoglu auf das festeste geglaubt wird, ist, daß wenn man die Bäume dort umhaut, das Gold klumpenweise aus dem Innern derselben herausfällt. Die Türken glauben dergleichen Unsinn eben so gut als die Neger, und sehnen sich nach nichts mehr, als nach einer bewaffneten Expedition zum Dschebbel Dull, wo sie fürs erste wohl die dortigen Wälder bedeutend lichten werden. Stellt man genau die bisher so winzigen Resultate des Goldgrabens mit den pompösen Berichten zusammen, die Mehemed Ali über den Reichthum der Minen des Fasoglu gemacht wurden, so daß er sich entschloß, sie selbst in Person zu besuchen, und hört man an Ort und Stelle alle die wunderbaren Erzählungen, die darüber im Schivange gehen, so möchte ich beinahe glauben, daß die Berichte eher aus letzterer Quelle, als aus eigner gründlicher Besichtigung geflossen sind. Die Leute lügen hier so unverschämt, daß sie sich lieber hängen lassen, als die Wahrheit sagen; auch Mehemed Ali ward auf das lächerlichste getäuscht, obgleich der Araber, der es wagte, sehr gut wußte, daß ihm sein Spaß den Hals kosten konnte. Es ward ihm nämlich eines Tages ein Araber vorgeführt, der aussagte, daß er zur Regenzeit einmal barfuß über das Gebirge Beni-Schangoll gegangen sey, und als er sich in einem Bach seine Füße gewaschen, habe er in dem daran klebenden Koth eine halbe Handvoll Goldkörner gefunden. Diese Aussage wiederholte er mehreremal so bestimmt, daß Mehemed Ali, hocherfreut über eine solche Entdeckung, diesen Goldmann, so wie alle seine Nachkommen sogleich von allen Steuern, Abgaben und sonstigen Lasten befreite, und ihm befahl, ihn zu diesem Berg zu geleiten und die Stelle zu zeigen, wo er seine Füße gewaschen habe. Auf der Reise dahin wurden die vortrefflichsten Caleuls gemacht: wenn, sagte man, dieser Araber in zwei Pfund Koth, denn mehr wird er an seinen nackten Füßen nicht getragen haben, eine halbe Handvoll Goldkörner fand, die doch wenigstens zwei Dublonen werth waren, wie viel muß man demnach in einer Million Centner solchen Koths finden können? Die Berechnung war bald gemacht, man rechnete wenigstens auf einen Fund von 100 Millionen Dublonen an Werth, und wenn die Aufsuchungskosten auch noch so hoch kämen, immer sähe sich der Pascha im Besitz einer Summe von weit über eine Milliarde spanischer Thaler, mit der er dem Sultan von Konstantinopel bald den Garaus machen würde. Die Berechnungen gingen in die kleinsten Details, man dachte an Alles, es fehlte an nichts mehr, als an dem Ort, wo der Schatz zu heben sey. Aber dieser fand sich leider nirgends; der Araber suchte, an dem Dschebbel angekommen, überall nach seinem Fluß, aber der schien weggeflossen zu seyn, das Gebirge, über das er marschirt seyn wollte, war nicht mehr zu erkennen, und nachdem er den Pascha überall bis an die abyssinische Gränze herumgezogen hatte, erklärte er plötzlich, sein Berg sey fünf Tagereisen weiter, also ziemlich tief in Abyssinien. Der Pascha, der auf solche Expeditionen nicht vorbereitet war, kehrte mit seinen Luftschlössern um, und gab den Befehl, gelegentlich einmal mit einigen Bataillonen bis auf fünf Tage weit in Abyssinien einzurücken, um dort das Gold aufzusuchen. Die Regen waren vergangenes Jahr stärker, als die ältesten Leute sich erinnern konnten, dafür waren aber auch die tödtlichen Fieber während dieser Zeit häufiger, als je, und viele Menschen in Kartum sind daran gestorben. Man muß sich nach Ramla, zwei Tagereisen von hier, begeben, und da die Regenzeit abwarten, denn dort ist die Luft weit reiner und gesünder als in Kartum und nächster Umgegend. Gewöhnlich fangen die Regen gegen den 15 Julius an und dauern bis gegen den 15 October. Westindien. _ London, 26 März. Die Nachrichten aus Westindien vom Anfang des Jahrs, welche das Paketboot Tyrian gebracht hat, sind im Allgemeinen günstig. Die Mäßigung des neuen Gouverneurs von Jamaica, Sir Ch. Metcalfe, früher Gouverneur von Agra in Ostindien, hat den bittern Geist von Opposition der Pflanzer ziemlich gelegt. Die Neger arbeiten regelmäßiger als ihre ehemaligen Herren gehofft hatten, aber diesen droht eine große Gefahr in der immer allgemeiner werdenden Tendenz der Neger selbst Landeigenthümer zu werden. Wo nur auf den Inseln kleine Stücke Landes verkäuflich sind, werden sie von Negern angekauft, und ihre Baptistenprediger suchen sie zu Gemeinschaften zu vereinigen, welche große Güter kaufen und sie unter sich zerschlagen, um ein Dorf zu bilden. So hatten vor einiger Zeit die Neger auf einer Kaffeepflanzung in Jamaica von dem Besitzer höheren Taglohn verlangt; er verweigerte es, und erklärte ihnen, sie müßten entweder fortfahren zu arbeiten oder die Schlüssel ihrer Hütten abliefern. Zu seinem großen Erstaunen und zu seiner noch größern Verlegenheit gaben sie die Schlüssel ab, und zogen sich auf ein Gut zurück, das sie gekauft hatten, das sie aber erst nach einiger Zeit selbst zu bebauen wünschten, wenn sie ihr Capital vermehrt hätten. In Guiana ist die Tendenz der Neger dieselbe, und bei der kleineren Bevölkerung der Erfolg schon sehr sichtbar; so haben z. B. 156 Neger dort ein beträchtliches Gut gekauft und unter sich vertheilt. Freilich ist es nur ein kleiner Theil der Neger, welcher Stätigkeit genug hat, diesen Plan zu verfolgen, und die Pflanzer begnügen sich daher mit der gegenwärtigen Ruhe und der Arbeit, welche sie erhalten können; für die Zukunft rechnen sie auf die aus den weggenommenen Sklavenschiffen befreiten Neger, welche die Kriegsschiffe gegenwärtig nach Westindien bringen, wo die Neger freigesprochen und den Pflanzern als Lehrlinge ausgetheilt werden. Früher wurden sie meistens nach Brasilien und Cuba vor die gemischten Commissionen gebracht und dort, wie man sagte, in die Lehre gegeben, aber in der That den Sklavenbesitzern überlassen, da sie sich bald in der Sklavenmasse absorbirten. Die Pflanzer in Trinidad fahren fort freie Neger und Creolen aus den Vereinigten Staaten einzuführen, und die Journale der Insel sprechen von den dortigen Aussichten als sehr günstig, doch hat die legislative Versammlung für nöthig gefunden, eine Petition an das Parlament gegen die Gleichstellung der Zölle auf ost- und westindischen Zucker zu richten. Sie sagt in dieser Petition, daß die Insel 1,536,000 Morgen enthalte, von denen eine Million zum Zuckerbau tauglich sey. Gegenwärtig seyen erst 55,000 Morgen

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 95. Augsburg, 4. April 1840, S. 0754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_095_18400404/10>, abgerufen am 11.12.2024.