Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 91. Augsburg, 31. März 1840.

Bild:
erste Seite

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 91.
31 März 1840
Spanien.

Nachdem die Prüfung sämmtlicher Wahlacten vollendet, und auch die der Provinz Madrid für gültig anerkannt worden sind, hat sich endlich der Congreß gestern förmlich constituirt. Hr. Isturiz wurde zum Präsidenten gewählt, indem er 113 Stimmen von 140 anwesenden Deputirten erhielt. Als Gegencandidaten hatten die Exaltirten Hrn. Calatrava aufgestellt, der jedoch nur 22 Stimmen erschwingen konnte. Zu Vicepräsidenten wurden gewählt die HH. Armendariz, Rivaherrera, Herzog von Gor und Medrano; zu Secretären die HH. Reinoso, Roca de Togeres, Albear und Lopez Vazquez, sämmtlich der Majorität des Congresses angehörig. Nachdem darauf 150 Deputirte den Schwur geleistet hatten, wurde ein Decret verlesen, mittelst dessen der Generalcapitän von Neu-Castilien den Belagerungszustand von Madrid für aufgehoben erklärt. Die beiden Deputirten Caballero und Lopez, die kräftigsten Stützen der exaltirten Partei, sind entschlossen, den Sitzungen des Congresses fernerhin nicht mehr beizuwohnen und es werden deßhalb deren Suppleanten, Gomez Pardo und Mendizabal, einberufen werden müssen. Die wahren Progressisten beschuldigen nunmehr Olozaga, in der Nacht des 24 v. M., als er sich im Namen des Ayuntamiento's in die Sitzung des Ministeriums begab, von diesem insgeheim gewonnen worden zu seyn, und seine spätere drohende Rolle ganz im Einverständniß mit den Ministern gespielt zu haben. Seine Collegen Caballero und Lopez bezeichnen ihn bereits laut als einen Pastelero. Der Belagerungszustand hat übrigens nicht die gringste Wirkung gehabt. Keiner der Verhafteten ist bestraft worden; die Personen, welche sich verborgen hielten, sind seit gestern wieder zum Vorschein gekommen, und der Unfug der Presse beginnt heute ärger denn zuvor. Das Eco del Comercio behauptet, nur "eine allgemeine Darlegung der öffentlichen Meinung" (d. h. ein Volksaufstand), in Folge deren die Cortes aufgelöst werden würden, könne die untergehende Freiheit retten. Dasselbe Blatt behauptet, der Herzog de la Victoria hätte von der französischen Regierung das Kreuz der Ehrenlegion für seine politischen Rathgeber Linege und Zavala als Belohnung für deren bei dem Abschlusse der Uebereinkunft von Vergara geleisteten Dienste verlangt. Diese Bitte sey aber zurückgewiesen worden. Das Eco hofft, der Herzog werde nun seinen eignen Orden zurückschicken, und fügt hinzu: "Möchte er sich doch entschließen, jener servilen, uns fremden und leider jetzt in Spanien so einflußreichen Regierung eine solche Ohrfeige (bofeton) zu geben." Es ist gewiß höchst sonderbar, daß dieselben Personen, welche ihren höchsten Ruhm darein setzen, die Uebereinkunft von Vergara ohne die geringste Mitwirkung einer fremden Macht abgeschlossen zu haben, gerade von dieser eine Belohnung dafür verlangen. - Am 12 recognoscirte Espartero die Umgebungen von Castellote mit 2 Divisionen. In dem Platze befinden sich ein Bataillon und vier Compagnien. Unter den Carlisten war das Gerücht verbreitet, Cabrera beabsichtige, sich nach Frankreich zu begeben. Als er bei Mora über den Ebro ging, hatte er seine beiden Schwestern bei sich, und 12 Lastthiere trugen sein Gepäck.

Großbritannien.

Im Verfolg der Unterhaussitzung am 23 März entwickelte Lord J. Russell den in der vorigen Session angekündigten Plan zur legislativen Vereinigung der beiden Canadas. Man habe, bemerkte er, den Bewohnern der beiden Provinzen Zeit lassen müssen, diese Maaßregel selbst zu prüfen, und sich über deren Annehmbarkeit auszusprechen. Dieß sey nun, in Ober-Canada durch das dortige Assemblyhaus, in Nieder-Canada durch die öffentliche Presse geschehen: beide Provinzen seyen zu Gunsten des Princips der Maaßregel gestimmt, und überließen deren Details dem Reichsparlament. Nach einigen Bemerkungen von Hrn. Hume, Sir R. Peel u. A. wurde die Ermächtigung zur Einbringung der Bill ertheilt. Auf Lord J. Russells sehr umfassenden Vortrag werden wir morgen zurückkommen; der Plan ist aber wesentlich der nämliche, wie er von demselben Minister in der vorigen Session dargelegt wurde (s. Allg. Zeitung 1839 Nro. 165 ff.). Der Committeebericht über die Voranschläge des Feldzeugmeisteramts ward eingebracht und genehmigt. Hr. Thesiger (Tory) ward in dieser Sitzung als Mitglied für Woodstock beeidigt, und für Sutherland ein Writ zu einer neuen Wahl erlassen, da Hr. Howard (Tory) die Chiltern Hundreds angenommen.

Die gestern erwähnte Altercation im Hause der Lords am 23 März über den Termin zur weiteren Berathung der irischen Corporations- und der Privilegiumsbill endigte damit, daß die zweite Lesung der erstern auf den 30 März anberaumt, die andere aber sine die ausgesetzt wurde. Eine Anzahl Petitionen für und wider die Korngesetze ward übergeben. Lord Ashburton bemerkte, an vielen Orten habe man bis jetzt nur darum nicht für Aufrechthaltung der Korngesetze petitionirt, weil die Landwirthe auf die von Lord Melbourne in der vorjährigen Session gemachte Erklärung vertrauten. Er frage den edlen Viscount, ob er noch bei den nämlichen Gesinnungen beharre, oder ob es die Absicht von Ihrer Maj. Regierung


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 91.
31 März 1840
Spanien.

Nachdem die Prüfung sämmtlicher Wahlacten vollendet, und auch die der Provinz Madrid für gültig anerkannt worden sind, hat sich endlich der Congreß gestern förmlich constituirt. Hr. Isturiz wurde zum Präsidenten gewählt, indem er 113 Stimmen von 140 anwesenden Deputirten erhielt. Als Gegencandidaten hatten die Exaltirten Hrn. Calatrava aufgestellt, der jedoch nur 22 Stimmen erschwingen konnte. Zu Vicepräsidenten wurden gewählt die HH. Armendariz, Rivaherrera, Herzog von Gor und Medrano; zu Secretären die HH. Reinoso, Roca de Togeres, Albear und Lopez Vazquez, sämmtlich der Majorität des Congresses angehörig. Nachdem darauf 150 Deputirte den Schwur geleistet hatten, wurde ein Decret verlesen, mittelst dessen der Generalcapitän von Neu-Castilien den Belagerungszustand von Madrid für aufgehoben erklärt. Die beiden Deputirten Caballero und Lopez, die kräftigsten Stützen der exaltirten Partei, sind entschlossen, den Sitzungen des Congresses fernerhin nicht mehr beizuwohnen und es werden deßhalb deren Suppleanten, Gomez Pardo und Mendizabal, einberufen werden müssen. Die wahren Progressisten beschuldigen nunmehr Olozaga, in der Nacht des 24 v. M., als er sich im Namen des Ayuntamiento's in die Sitzung des Ministeriums begab, von diesem insgeheim gewonnen worden zu seyn, und seine spätere drohende Rolle ganz im Einverständniß mit den Ministern gespielt zu haben. Seine Collegen Caballero und Lopez bezeichnen ihn bereits laut als einen Pastelero. Der Belagerungszustand hat übrigens nicht die gringste Wirkung gehabt. Keiner der Verhafteten ist bestraft worden; die Personen, welche sich verborgen hielten, sind seit gestern wieder zum Vorschein gekommen, und der Unfug der Presse beginnt heute ärger denn zuvor. Das Eco del Comercio behauptet, nur „eine allgemeine Darlegung der öffentlichen Meinung“ (d. h. ein Volksaufstand), in Folge deren die Cortes aufgelöst werden würden, könne die untergehende Freiheit retten. Dasselbe Blatt behauptet, der Herzog de la Victoria hätte von der französischen Regierung das Kreuz der Ehrenlegion für seine politischen Rathgeber Linege und Zavala als Belohnung für deren bei dem Abschlusse der Uebereinkunft von Vergara geleisteten Dienste verlangt. Diese Bitte sey aber zurückgewiesen worden. Das Eco hofft, der Herzog werde nun seinen eignen Orden zurückschicken, und fügt hinzu: „Möchte er sich doch entschließen, jener servilen, uns fremden und leider jetzt in Spanien so einflußreichen Regierung eine solche Ohrfeige (bofeton) zu geben.“ Es ist gewiß höchst sonderbar, daß dieselben Personen, welche ihren höchsten Ruhm darein setzen, die Uebereinkunft von Vergara ohne die geringste Mitwirkung einer fremden Macht abgeschlossen zu haben, gerade von dieser eine Belohnung dafür verlangen. – Am 12 recognoscirte Espartero die Umgebungen von Castellote mit 2 Divisionen. In dem Platze befinden sich ein Bataillon und vier Compagnien. Unter den Carlisten war das Gerücht verbreitet, Cabrera beabsichtige, sich nach Frankreich zu begeben. Als er bei Mora über den Ebro ging, hatte er seine beiden Schwestern bei sich, und 12 Lastthiere trugen sein Gepäck.

Großbritannien.

Im Verfolg der Unterhaussitzung am 23 März entwickelte Lord J. Russell den in der vorigen Session angekündigten Plan zur legislativen Vereinigung der beiden Canadas. Man habe, bemerkte er, den Bewohnern der beiden Provinzen Zeit lassen müssen, diese Maaßregel selbst zu prüfen, und sich über deren Annehmbarkeit auszusprechen. Dieß sey nun, in Ober-Canada durch das dortige Assemblyhaus, in Nieder-Canada durch die öffentliche Presse geschehen: beide Provinzen seyen zu Gunsten des Princips der Maaßregel gestimmt, und überließen deren Details dem Reichsparlament. Nach einigen Bemerkungen von Hrn. Hume, Sir R. Peel u. A. wurde die Ermächtigung zur Einbringung der Bill ertheilt. Auf Lord J. Russells sehr umfassenden Vortrag werden wir morgen zurückkommen; der Plan ist aber wesentlich der nämliche, wie er von demselben Minister in der vorigen Session dargelegt wurde (s. Allg. Zeitung 1839 Nro. 165 ff.). Der Committeebericht über die Voranschläge des Feldzeugmeisteramts ward eingebracht und genehmigt. Hr. Thesiger (Tory) ward in dieser Sitzung als Mitglied für Woodstock beeidigt, und für Sutherland ein Writ zu einer neuen Wahl erlassen, da Hr. Howard (Tory) die Chiltern Hundreds angenommen.

Die gestern erwähnte Altercation im Hause der Lords am 23 März über den Termin zur weiteren Berathung der irischen Corporations- und der Privilegiumsbill endigte damit, daß die zweite Lesung der erstern auf den 30 März anberaumt, die andere aber sine die ausgesetzt wurde. Eine Anzahl Petitionen für und wider die Korngesetze ward übergeben. Lord Ashburton bemerkte, an vielen Orten habe man bis jetzt nur darum nicht für Aufrechthaltung der Korngesetze petitionirt, weil die Landwirthe auf die von Lord Melbourne in der vorjährigen Session gemachte Erklärung vertrauten. Er frage den edlen Viscount, ob er noch bei den nämlichen Gesinnungen beharre, oder ob es die Absicht von Ihrer Maj. Regierung

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0721"/><lb/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Dienstag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 91.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>31 März 1840</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 19 März.</dateline>
          <p> Nachdem die Prüfung sämmtlicher Wahlacten vollendet, und auch die der Provinz Madrid für gültig anerkannt worden sind, hat sich endlich der Congreß gestern förmlich constituirt. Hr. Isturiz wurde zum Präsidenten gewählt, indem er 113 Stimmen von 140 anwesenden Deputirten erhielt. Als Gegencandidaten hatten die Exaltirten Hrn. Calatrava aufgestellt, der jedoch nur 22 Stimmen erschwingen konnte. Zu Vicepräsidenten wurden gewählt die HH. Armendariz, Rivaherrera, Herzog von Gor und Medrano; zu Secretären die HH. Reinoso, Roca de Togeres, Albear und Lopez Vazquez, sämmtlich der Majorität des Congresses angehörig. Nachdem darauf 150 Deputirte den Schwur geleistet hatten, wurde ein Decret verlesen, mittelst dessen der Generalcapitän von Neu-Castilien den Belagerungszustand von Madrid für aufgehoben erklärt. Die beiden Deputirten Caballero und Lopez, die kräftigsten Stützen der exaltirten Partei, sind entschlossen, den Sitzungen des Congresses fernerhin nicht mehr beizuwohnen und es werden deßhalb deren Suppleanten, Gomez Pardo und Mendizabal, einberufen werden müssen. Die wahren Progressisten beschuldigen nunmehr Olozaga, in der Nacht des 24 v. M., als er sich im Namen des Ayuntamiento's in die Sitzung des Ministeriums begab, von diesem insgeheim gewonnen worden zu seyn, und seine spätere drohende Rolle ganz im Einverständniß mit den Ministern gespielt zu haben. Seine Collegen Caballero und Lopez bezeichnen ihn bereits laut als einen Pastelero. Der Belagerungszustand hat übrigens nicht die gringste Wirkung gehabt. Keiner der Verhafteten ist bestraft worden; die Personen, welche sich verborgen hielten, sind seit gestern wieder zum Vorschein gekommen, und der Unfug der Presse beginnt heute ärger denn zuvor. Das Eco del Comercio behauptet, nur &#x201E;eine allgemeine Darlegung der öffentlichen Meinung&#x201C; (d. h. ein Volksaufstand), in Folge deren die Cortes aufgelöst werden würden, könne die untergehende Freiheit retten. Dasselbe Blatt behauptet, der Herzog de la Victoria hätte von der französischen Regierung das Kreuz der Ehrenlegion für seine politischen Rathgeber Linege und Zavala als Belohnung für deren bei dem Abschlusse der Uebereinkunft von Vergara geleisteten Dienste verlangt. Diese Bitte sey aber zurückgewiesen worden. Das Eco hofft, der Herzog werde nun seinen eignen Orden zurückschicken, und fügt hinzu: &#x201E;Möchte er sich doch entschließen, jener servilen, uns fremden und leider jetzt in Spanien so einflußreichen Regierung eine solche Ohrfeige (bofeton) zu geben.&#x201C; Es ist gewiß höchst sonderbar, daß dieselben Personen, welche ihren höchsten Ruhm darein setzen, die Uebereinkunft von Vergara ohne die geringste Mitwirkung einer fremden Macht abgeschlossen zu haben, gerade von dieser eine Belohnung dafür verlangen. &#x2013; Am 12 recognoscirte Espartero die Umgebungen von Castellote mit 2 Divisionen. In dem Platze befinden sich ein Bataillon und vier Compagnien. Unter den Carlisten war das Gerücht verbreitet, Cabrera beabsichtige, sich nach Frankreich zu begeben. Als er bei Mora über den Ebro ging, hatte er seine beiden Schwestern bei sich, und 12 Lastthiere trugen sein Gepäck.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 24 März.</dateline>
          <p/><lb/>
          <p>Im Verfolg der <hi rendition="#g">Unterhaussitzung</hi> am 23 März entwickelte Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> den in der vorigen Session angekündigten Plan zur legislativen Vereinigung der beiden Canadas. Man habe, bemerkte er, den Bewohnern der beiden Provinzen Zeit lassen müssen, diese Maaßregel selbst zu prüfen, und sich über deren Annehmbarkeit auszusprechen. Dieß sey nun, in Ober-Canada durch das dortige Assemblyhaus, in Nieder-Canada durch die öffentliche Presse geschehen: beide Provinzen seyen zu Gunsten des Princips der Maaßregel gestimmt, und überließen deren Details dem Reichsparlament. Nach einigen Bemerkungen von Hrn. <hi rendition="#g">Hume</hi>, Sir R. <hi rendition="#g">Peel</hi> u. A. wurde die Ermächtigung zur Einbringung der Bill ertheilt. Auf Lord J. Russells sehr umfassenden Vortrag werden wir morgen zurückkommen; der Plan ist aber wesentlich der nämliche, wie er von demselben Minister in der vorigen Session dargelegt wurde (s. Allg. Zeitung 1839 Nro. 165 ff.). Der Committeebericht über die Voranschläge des Feldzeugmeisteramts ward eingebracht und genehmigt. Hr. Thesiger (Tory) ward in dieser Sitzung als Mitglied für Woodstock beeidigt, und für Sutherland ein Writ zu einer neuen Wahl erlassen, da Hr. Howard (Tory) die Chiltern Hundreds angenommen.</p><lb/>
          <p>Die gestern erwähnte Altercation im <hi rendition="#g">Hause der Lords</hi> am 23 März über den Termin zur weiteren Berathung der irischen Corporations- und der Privilegiumsbill endigte damit, daß die zweite Lesung der erstern auf den 30 März anberaumt, die andere aber sine die ausgesetzt wurde. Eine Anzahl Petitionen für und wider die Korngesetze ward übergeben. Lord <hi rendition="#g">Ashburton</hi> bemerkte, an vielen Orten habe man bis jetzt nur darum nicht für Aufrechthaltung der Korngesetze petitionirt, weil die Landwirthe auf die von Lord Melbourne in der vorjährigen Session gemachte Erklärung vertrauten. Er frage den edlen Viscount, ob er noch bei den nämlichen Gesinnungen beharre, oder ob es die Absicht von Ihrer Maj. Regierung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0721/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Dienstag Nr. 91. 31 März 1840 Spanien. _ Madrid, 19 März. Nachdem die Prüfung sämmtlicher Wahlacten vollendet, und auch die der Provinz Madrid für gültig anerkannt worden sind, hat sich endlich der Congreß gestern förmlich constituirt. Hr. Isturiz wurde zum Präsidenten gewählt, indem er 113 Stimmen von 140 anwesenden Deputirten erhielt. Als Gegencandidaten hatten die Exaltirten Hrn. Calatrava aufgestellt, der jedoch nur 22 Stimmen erschwingen konnte. Zu Vicepräsidenten wurden gewählt die HH. Armendariz, Rivaherrera, Herzog von Gor und Medrano; zu Secretären die HH. Reinoso, Roca de Togeres, Albear und Lopez Vazquez, sämmtlich der Majorität des Congresses angehörig. Nachdem darauf 150 Deputirte den Schwur geleistet hatten, wurde ein Decret verlesen, mittelst dessen der Generalcapitän von Neu-Castilien den Belagerungszustand von Madrid für aufgehoben erklärt. Die beiden Deputirten Caballero und Lopez, die kräftigsten Stützen der exaltirten Partei, sind entschlossen, den Sitzungen des Congresses fernerhin nicht mehr beizuwohnen und es werden deßhalb deren Suppleanten, Gomez Pardo und Mendizabal, einberufen werden müssen. Die wahren Progressisten beschuldigen nunmehr Olozaga, in der Nacht des 24 v. M., als er sich im Namen des Ayuntamiento's in die Sitzung des Ministeriums begab, von diesem insgeheim gewonnen worden zu seyn, und seine spätere drohende Rolle ganz im Einverständniß mit den Ministern gespielt zu haben. Seine Collegen Caballero und Lopez bezeichnen ihn bereits laut als einen Pastelero. Der Belagerungszustand hat übrigens nicht die gringste Wirkung gehabt. Keiner der Verhafteten ist bestraft worden; die Personen, welche sich verborgen hielten, sind seit gestern wieder zum Vorschein gekommen, und der Unfug der Presse beginnt heute ärger denn zuvor. Das Eco del Comercio behauptet, nur „eine allgemeine Darlegung der öffentlichen Meinung“ (d. h. ein Volksaufstand), in Folge deren die Cortes aufgelöst werden würden, könne die untergehende Freiheit retten. Dasselbe Blatt behauptet, der Herzog de la Victoria hätte von der französischen Regierung das Kreuz der Ehrenlegion für seine politischen Rathgeber Linege und Zavala als Belohnung für deren bei dem Abschlusse der Uebereinkunft von Vergara geleisteten Dienste verlangt. Diese Bitte sey aber zurückgewiesen worden. Das Eco hofft, der Herzog werde nun seinen eignen Orden zurückschicken, und fügt hinzu: „Möchte er sich doch entschließen, jener servilen, uns fremden und leider jetzt in Spanien so einflußreichen Regierung eine solche Ohrfeige (bofeton) zu geben.“ Es ist gewiß höchst sonderbar, daß dieselben Personen, welche ihren höchsten Ruhm darein setzen, die Uebereinkunft von Vergara ohne die geringste Mitwirkung einer fremden Macht abgeschlossen zu haben, gerade von dieser eine Belohnung dafür verlangen. – Am 12 recognoscirte Espartero die Umgebungen von Castellote mit 2 Divisionen. In dem Platze befinden sich ein Bataillon und vier Compagnien. Unter den Carlisten war das Gerücht verbreitet, Cabrera beabsichtige, sich nach Frankreich zu begeben. Als er bei Mora über den Ebro ging, hatte er seine beiden Schwestern bei sich, und 12 Lastthiere trugen sein Gepäck. Großbritannien. _ London, 24 März. Im Verfolg der Unterhaussitzung am 23 März entwickelte Lord J. Russell den in der vorigen Session angekündigten Plan zur legislativen Vereinigung der beiden Canadas. Man habe, bemerkte er, den Bewohnern der beiden Provinzen Zeit lassen müssen, diese Maaßregel selbst zu prüfen, und sich über deren Annehmbarkeit auszusprechen. Dieß sey nun, in Ober-Canada durch das dortige Assemblyhaus, in Nieder-Canada durch die öffentliche Presse geschehen: beide Provinzen seyen zu Gunsten des Princips der Maaßregel gestimmt, und überließen deren Details dem Reichsparlament. Nach einigen Bemerkungen von Hrn. Hume, Sir R. Peel u. A. wurde die Ermächtigung zur Einbringung der Bill ertheilt. Auf Lord J. Russells sehr umfassenden Vortrag werden wir morgen zurückkommen; der Plan ist aber wesentlich der nämliche, wie er von demselben Minister in der vorigen Session dargelegt wurde (s. Allg. Zeitung 1839 Nro. 165 ff.). Der Committeebericht über die Voranschläge des Feldzeugmeisteramts ward eingebracht und genehmigt. Hr. Thesiger (Tory) ward in dieser Sitzung als Mitglied für Woodstock beeidigt, und für Sutherland ein Writ zu einer neuen Wahl erlassen, da Hr. Howard (Tory) die Chiltern Hundreds angenommen. Die gestern erwähnte Altercation im Hause der Lords am 23 März über den Termin zur weiteren Berathung der irischen Corporations- und der Privilegiumsbill endigte damit, daß die zweite Lesung der erstern auf den 30 März anberaumt, die andere aber sine die ausgesetzt wurde. Eine Anzahl Petitionen für und wider die Korngesetze ward übergeben. Lord Ashburton bemerkte, an vielen Orten habe man bis jetzt nur darum nicht für Aufrechthaltung der Korngesetze petitionirt, weil die Landwirthe auf die von Lord Melbourne in der vorjährigen Session gemachte Erklärung vertrauten. Er frage den edlen Viscount, ob er noch bei den nämlichen Gesinnungen beharre, oder ob es die Absicht von Ihrer Maj. Regierung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_091_18400331
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_091_18400331/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 91. Augsburg, 31. März 1840, S. 0721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_091_18400331/1>, abgerufen am 23.11.2024.