Allgemeine Zeitung. Nr. 90. Augsburg, 30. März 1840.daß Einflüsse, wie sie damals bestanden, wiederkehren und dauernd seyn mögen. Alle Maaßregeln der Regierung in jener Zeit charakterisirt ein Geist der Milde und Humanität, eine Klarheit des Verstandes und ein wissenschaftlicher Sinn, wie man sie selten in andern Ländern und in andern Zeiten so vereint finden wird. Das aber war die rechte Zeit der Beamten-Aristokratie, d. h. der Aristokratie der Talente und der Kenntnisse. Man kann mit mehr oder minder Richtigkeit über ein Kunstwerk urtheilen, ist aber darum doch noch kein Künstler: über Angelegenheiten des Staats traut sich jeder Mensch ein Urtheil zu, und wer dem unbedeutendsten Geschäfte nicht gewachsen seyn würde, hält sich doch für einen Staatsmann. Es ist im hohen Grade wünschenswerth, daß die Motive der Verdächtigung der sogenannten Beamten-Aristokratie ans Licht gezogen werden: in der Regel werden sie als unlautere befunden werden, und in der Hauptsache sich auf Neid, Eigennutz, Vorurtheil und Kastengeist reduciren lassen. Wie wenig es aber einzelnen Regierungen genützt hat, die unter der Firma einer Reconstruction der durch die Zeitverhältnisse zerrütteten Gesellschaft hervortretenden Partei-Interessen zu fördern, darüber fehlt es in der neuesten Geschichte nicht an Belegen: sie haben Niemanden damit befriedigt, aber gar Viele sich entfremdet. [1117] Heil-Anstalt für Flechtenkranke in dem Badeorte Kannstadt. Den 1 April werde ich meine in der neuesten Zeit sehr erweiterte Heilanstalt für Flechtenkranke wieder eröffnen. Die Resultate der in den letzten Jahren behandelten 147 Kranken beiderlei Geschlechts, die aus Würtemberg, Hessen, Baden, Bayern und der Schweiz hier Hülfe suchten, sind sehr günstig ausgefallen. Neun und achtzig konnten vollkommen geheilt, und 42 sehr gebessert entlassen werden. Zu den gelungensten Fällen gehören Heilungen von sehr veralteter, trockener und nässender Schuppenflechte, fressender Gesichtsflechte und besonders von jenen Fehlern des Teints, die sich in Pusteln und Eiterfinnen im Gesicht und auf der Stirne aussprechen, ebenso war in dem letzten warmen Sommer der Erfolg in Behandlung skrophulöser Formen viel günstiger, als früher; und mit Ausnahme einiger Wenigen konnten die sämmtlichen an offenen Drüsen leidenden Kranken geheilt entlassen werden. Diese günstigen Resultate sind vor Allem der consequent durchgeführten methodischen Behandlung, der strengen nach der Individualität modificirten Diät, den mannichfaltigen Wasser-, Dampf- und Rauchbädern, besonders aber auch den kalten Neckarstrudel- und Mineral-Bassin-Bädern zuzuschreiben; endlich dem warmen milden Klima Kannstadts und den kräftigen Wirkungen der frischen Kräutersäfte, die unsere üppige Vegetation so reichlich liefert. Gestorben oder krank ausgetreten ist auch im letzten Jahre keiner der Aufgenommenen. Die Durchschnittszeit der Cur betrug bei Flechtenkranken 8-9 Wochen, bei Skrophelkranken 2-3 Monate. Der Aufwand täglich 1 fl. - 1 fl. 48 kr. Krätze und Syphilis werden ihrer Ansteckungsfähigkeit wegen nicht aufgenommen. Der Prospectus der Anstalt steht Jedem zu Diensten. Kannstadt, im März 1840. Dr. Veiel. [1053-54] Bekanntmachung. Die amtlich bekannt gemacht werdenden Verhandlungen der Kammer der Reichs-Räthe in der Ständeversammlung des Königreiches Bayern vom Jahre 1840 sind bei allen königl. Postämtern in einzelnen Abonnements, deren jedes 20 Bogen umfaßt und 40 kr. kostet, zu erhalten. München, im März 1840. Aus Auftrag des Secretariats der Kammer der HH. Reichsräthe. Stademann, daß Einflüsse, wie sie damals bestanden, wiederkehren und dauernd seyn mögen. Alle Maaßregeln der Regierung in jener Zeit charakterisirt ein Geist der Milde und Humanität, eine Klarheit des Verstandes und ein wissenschaftlicher Sinn, wie man sie selten in andern Ländern und in andern Zeiten so vereint finden wird. Das aber war die rechte Zeit der Beamten-Aristokratie, d. h. der Aristokratie der Talente und der Kenntnisse. Man kann mit mehr oder minder Richtigkeit über ein Kunstwerk urtheilen, ist aber darum doch noch kein Künstler: über Angelegenheiten des Staats traut sich jeder Mensch ein Urtheil zu, und wer dem unbedeutendsten Geschäfte nicht gewachsen seyn würde, hält sich doch für einen Staatsmann. Es ist im hohen Grade wünschenswerth, daß die Motive der Verdächtigung der sogenannten Beamten-Aristokratie ans Licht gezogen werden: in der Regel werden sie als unlautere befunden werden, und in der Hauptsache sich auf Neid, Eigennutz, Vorurtheil und Kastengeist reduciren lassen. Wie wenig es aber einzelnen Regierungen genützt hat, die unter der Firma einer Reconstruction der durch die Zeitverhältnisse zerrütteten Gesellschaft hervortretenden Partei-Interessen zu fördern, darüber fehlt es in der neuesten Geschichte nicht an Belegen: sie haben Niemanden damit befriedigt, aber gar Viele sich entfremdet. [1117] Heil-Anstalt für Flechtenkranke in dem Badeorte Kannstadt. Den 1 April werde ich meine in der neuesten Zeit sehr erweiterte Heilanstalt für Flechtenkranke wieder eröffnen. Die Resultate der in den letzten Jahren behandelten 147 Kranken beiderlei Geschlechts, die aus Würtemberg, Hessen, Baden, Bayern und der Schweiz hier Hülfe suchten, sind sehr günstig ausgefallen. Neun und achtzig konnten vollkommen geheilt, und 42 sehr gebessert entlassen werden. Zu den gelungensten Fällen gehören Heilungen von sehr veralteter, trockener und nässender Schuppenflechte, fressender Gesichtsflechte und besonders von jenen Fehlern des Teints, die sich in Pusteln und Eiterfinnen im Gesicht und auf der Stirne aussprechen, ebenso war in dem letzten warmen Sommer der Erfolg in Behandlung skrophulöser Formen viel günstiger, als früher; und mit Ausnahme einiger Wenigen konnten die sämmtlichen an offenen Drüsen leidenden Kranken geheilt entlassen werden. Diese günstigen Resultate sind vor Allem der consequent durchgeführten methodischen Behandlung, der strengen nach der Individualität modificirten Diät, den mannichfaltigen Wasser-, Dampf- und Rauchbädern, besonders aber auch den kalten Neckarstrudel- und Mineral-Bassin-Bädern zuzuschreiben; endlich dem warmen milden Klima Kannstadts und den kräftigen Wirkungen der frischen Kräutersäfte, die unsere üppige Vegetation so reichlich liefert. Gestorben oder krank ausgetreten ist auch im letzten Jahre keiner der Aufgenommenen. Die Durchschnittszeit der Cur betrug bei Flechtenkranken 8-9 Wochen, bei Skrophelkranken 2-3 Monate. Der Aufwand täglich 1 fl. – 1 fl. 48 kr. Krätze und Syphilis werden ihrer Ansteckungsfähigkeit wegen nicht aufgenommen. Der Prospectus der Anstalt steht Jedem zu Diensten. Kannstadt, im März 1840. Dr. Veiel. [1053-54] Bekanntmachung. Die amtlich bekannt gemacht werdenden Verhandlungen der Kammer der Reichs-Räthe in der Ständeversammlung des Königreiches Bayern vom Jahre 1840 sind bei allen königl. Postämtern in einzelnen Abonnements, deren jedes 20 Bogen umfaßt und 40 kr. kostet, zu erhalten. München, im März 1840. Aus Auftrag des Secretariats der Kammer der HH. Reichsräthe. Stademann, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0014" n="0718"/> daß Einflüsse, wie sie damals bestanden, wiederkehren und dauernd seyn mögen. Alle Maaßregeln der Regierung in jener Zeit charakterisirt ein Geist der Milde und Humanität, eine Klarheit des Verstandes und ein wissenschaftlicher Sinn, wie man sie selten in andern Ländern und in andern Zeiten so vereint finden wird. Das aber war die rechte Zeit der Beamten-Aristokratie, d. h. der Aristokratie der Talente und der Kenntnisse. Man kann mit mehr oder minder Richtigkeit über ein Kunstwerk urtheilen, ist aber darum doch noch kein Künstler: über Angelegenheiten des Staats traut sich jeder Mensch ein Urtheil zu, und wer dem unbedeutendsten Geschäfte nicht gewachsen seyn würde, hält sich doch für einen Staatsmann. Es ist im hohen Grade wünschenswerth, daß die Motive der Verdächtigung der sogenannten Beamten-Aristokratie ans Licht gezogen werden: in der Regel werden sie als unlautere befunden werden, und in der Hauptsache sich auf Neid, Eigennutz, Vorurtheil und Kastengeist reduciren lassen. Wie wenig es aber einzelnen Regierungen genützt hat, die unter der Firma einer Reconstruction der durch die Zeitverhältnisse zerrütteten Gesellschaft hervortretenden Partei-Interessen zu fördern, darüber fehlt es in der neuesten Geschichte nicht an Belegen: sie haben Niemanden damit befriedigt, aber gar Viele sich entfremdet.</p><lb/> <div xml:id="jAn1117" type="jAn" n="2"> <head>[1117]</head><lb/> <p>Heil-Anstalt für Flechtenkranke in dem Badeorte Kannstadt.</p><lb/> <p>Den 1 April werde ich meine in der neuesten Zeit sehr erweiterte Heilanstalt für Flechtenkranke wieder eröffnen. Die Resultate der in den letzten Jahren behandelten 147 Kranken beiderlei Geschlechts, die aus Würtemberg, Hessen, Baden, Bayern und der Schweiz hier Hülfe suchten, sind sehr günstig ausgefallen. Neun und achtzig konnten vollkommen geheilt, und 42 sehr gebessert entlassen werden. Zu den gelungensten Fällen gehören Heilungen von sehr veralteter, trockener und nässender Schuppenflechte, fressender Gesichtsflechte und besonders von jenen Fehlern des Teints, die sich in Pusteln und Eiterfinnen im Gesicht und auf der Stirne aussprechen, ebenso war in dem letzten warmen Sommer der Erfolg in Behandlung skrophulöser Formen viel günstiger, als früher; und mit Ausnahme einiger Wenigen konnten die sämmtlichen an offenen Drüsen leidenden Kranken geheilt entlassen werden. Diese günstigen Resultate sind vor Allem der consequent durchgeführten methodischen Behandlung, der strengen nach der Individualität modificirten Diät, den mannichfaltigen Wasser-, Dampf- und Rauchbädern, besonders aber auch den kalten Neckarstrudel- und Mineral-Bassin-Bädern zuzuschreiben; endlich dem warmen milden Klima Kannstadts und den kräftigen Wirkungen der frischen Kräutersäfte, die unsere üppige Vegetation so reichlich liefert. Gestorben oder krank ausgetreten ist auch im letzten Jahre keiner der Aufgenommenen. Die Durchschnittszeit der Cur betrug bei Flechtenkranken 8-9 Wochen, bei Skrophelkranken 2-3 Monate. Der Aufwand täglich 1 fl. – 1 fl. 48 kr. Krätze und Syphilis werden ihrer Ansteckungsfähigkeit wegen nicht aufgenommen. Der Prospectus der Anstalt steht Jedem zu Diensten.</p><lb/> <p>Kannstadt, im März 1840.</p><lb/> <p>Dr. Veiel.</p> </div><lb/> <div xml:id="jAn1053-54" type="jAn" n="2"> <head>[1053-54]</head><lb/> <p>Bekanntmachung.</p><lb/> <p>Die amtlich bekannt gemacht werdenden Verhandlungen der Kammer der Reichs-Räthe in der Ständeversammlung des Königreiches Bayern vom Jahre 1840 sind bei allen königl. Postämtern in einzelnen Abonnements, deren jedes 20 Bogen umfaßt und 40 kr. kostet, zu erhalten.</p><lb/> <p>München, im März 1840.</p><lb/> <p>Aus Auftrag des Secretariats der Kammer der HH. 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daß Einflüsse, wie sie damals bestanden, wiederkehren und dauernd seyn mögen. Alle Maaßregeln der Regierung in jener Zeit charakterisirt ein Geist der Milde und Humanität, eine Klarheit des Verstandes und ein wissenschaftlicher Sinn, wie man sie selten in andern Ländern und in andern Zeiten so vereint finden wird. Das aber war die rechte Zeit der Beamten-Aristokratie, d. h. der Aristokratie der Talente und der Kenntnisse. Man kann mit mehr oder minder Richtigkeit über ein Kunstwerk urtheilen, ist aber darum doch noch kein Künstler: über Angelegenheiten des Staats traut sich jeder Mensch ein Urtheil zu, und wer dem unbedeutendsten Geschäfte nicht gewachsen seyn würde, hält sich doch für einen Staatsmann. Es ist im hohen Grade wünschenswerth, daß die Motive der Verdächtigung der sogenannten Beamten-Aristokratie ans Licht gezogen werden: in der Regel werden sie als unlautere befunden werden, und in der Hauptsache sich auf Neid, Eigennutz, Vorurtheil und Kastengeist reduciren lassen. Wie wenig es aber einzelnen Regierungen genützt hat, die unter der Firma einer Reconstruction der durch die Zeitverhältnisse zerrütteten Gesellschaft hervortretenden Partei-Interessen zu fördern, darüber fehlt es in der neuesten Geschichte nicht an Belegen: sie haben Niemanden damit befriedigt, aber gar Viele sich entfremdet.
[1117]
Heil-Anstalt für Flechtenkranke in dem Badeorte Kannstadt.
Den 1 April werde ich meine in der neuesten Zeit sehr erweiterte Heilanstalt für Flechtenkranke wieder eröffnen. Die Resultate der in den letzten Jahren behandelten 147 Kranken beiderlei Geschlechts, die aus Würtemberg, Hessen, Baden, Bayern und der Schweiz hier Hülfe suchten, sind sehr günstig ausgefallen. Neun und achtzig konnten vollkommen geheilt, und 42 sehr gebessert entlassen werden. Zu den gelungensten Fällen gehören Heilungen von sehr veralteter, trockener und nässender Schuppenflechte, fressender Gesichtsflechte und besonders von jenen Fehlern des Teints, die sich in Pusteln und Eiterfinnen im Gesicht und auf der Stirne aussprechen, ebenso war in dem letzten warmen Sommer der Erfolg in Behandlung skrophulöser Formen viel günstiger, als früher; und mit Ausnahme einiger Wenigen konnten die sämmtlichen an offenen Drüsen leidenden Kranken geheilt entlassen werden. Diese günstigen Resultate sind vor Allem der consequent durchgeführten methodischen Behandlung, der strengen nach der Individualität modificirten Diät, den mannichfaltigen Wasser-, Dampf- und Rauchbädern, besonders aber auch den kalten Neckarstrudel- und Mineral-Bassin-Bädern zuzuschreiben; endlich dem warmen milden Klima Kannstadts und den kräftigen Wirkungen der frischen Kräutersäfte, die unsere üppige Vegetation so reichlich liefert. Gestorben oder krank ausgetreten ist auch im letzten Jahre keiner der Aufgenommenen. Die Durchschnittszeit der Cur betrug bei Flechtenkranken 8-9 Wochen, bei Skrophelkranken 2-3 Monate. Der Aufwand täglich 1 fl. – 1 fl. 48 kr. Krätze und Syphilis werden ihrer Ansteckungsfähigkeit wegen nicht aufgenommen. Der Prospectus der Anstalt steht Jedem zu Diensten.
Kannstadt, im März 1840.
Dr. Veiel.
[1053-54]
Bekanntmachung.
Die amtlich bekannt gemacht werdenden Verhandlungen der Kammer der Reichs-Räthe in der Ständeversammlung des Königreiches Bayern vom Jahre 1840 sind bei allen königl. Postämtern in einzelnen Abonnements, deren jedes 20 Bogen umfaßt und 40 kr. kostet, zu erhalten.
München, im März 1840.
Aus Auftrag des Secretariats der Kammer der HH. Reichsräthe.
Stademann,
geheimer Staatsraths-Registrator, als Kanzlei-Dirigent der genannten hohen Kammer.
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Zitationshilfe: | Allgemeine Zeitung. Nr. 90. Augsburg, 30. März 1840, S. 0718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_090_18400330/14>, abgerufen am 16.02.2025. |