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Allgemeine Zeitung. Nr. 87. Augsburg, 27. März 1840.

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Sache mit Abd-El-Kader. Man versichert uns, daß in dieser Beziehung Befehle von dem Seeministerium an den Admiral Rosamel abgegangen sind.

Aus den Bemerkungen der dem Cabinet am nächsten stehenden Journale, des Constitutionnel und des Messager, geht ziemlich deutlich hervor, daß Hr. Thiers die Zurückberufung des Marschalls Valee anfangs wirklich beschlossen, diesen Beschluß aber später aufgeschoben hatte. "Der Beginn der militärischen Operationen, sagt der Constitutionnel, suspendirt nothwendigerweise jeden Plan einer neuen Organisation in Algier." Auch das Journal des Debats hält es für eine ausgemachte Thatsache, daß Hr. Thiers erst die Abberufung des Marschalls gewollt, dann aber wieder schwankend geworden. Vor einigen Tagen hatte das Journal des Debats eine detaillirte Erzählung der Würgescenen bei dem Lager Uad-Lalleg zur Zeit des Wiederausbruchs der Feindseligkeiten gegeben, worin die officiellen Mittheilungen des Moniteur Algerien über dieses Gefecht, als falsch und ungerecht für die Tapfern, welche damals ein Opfer des Ueberfalls geworden, bittern Tadel fanden. Mehrere Journale glaubten, der Artikel beabsichtige das Publicum gegen den Gouverneur von Algier einzunehmen, und die Regierung zu dessen Zurückberufung zu bestimmen. Das heutige Journal des Debats protestirt aber gegen eine solche Auslegung und erklärt, es hielte die Absetzung des Gouverneurs von Algier im Augenblick, wo er einen Feldzugsplan entworfen und den ersten Schritt zu dessen Ausführung gethan habe, eben so sehr für einen großen Fehler, als für eine abscheuliche Ungerechtigkeit.

In seiner neuesten Nummer versichert das Journal des Debats, gleich in den ersten Tagen nach der Ernennung des neuen Cabinets sey die Stelle eines Gouverneurs von Algier dem General Bugeaud angeboten worden. Hr. Thiers, der diesen General hochachte und großes Vertrauen in ihn setze, sey aber unentschlüssig geworden, da alle Journale der Linken Klagen erhoben. Als General Bugeaud bemerkte, daß das Ministerium zaudere und seine Ernennung nicht zu publiciren wage, habe er sowohl die Gouverneursstelle als das Obercommando der dortigen Truppen, welches ihm besonders angeboten war, abgelehnt.

Ein Schreiben aus Algier vom 10 März im Journal des Debats gibt über die begonnene Truppenbewegung gegen Scherschel einige weitere Details. Die Colonne besteht aus 15,000 Mann, worunter Truppen aller Waffengattungen. Das Hauptquartier war am 10 März im Lager Duera; von dort rückt das Armeecorps über Buffarik und Beni-Mered nach der Chiffa, und betritt das Stammgebiet der Hadschuten auf dem linken Ufer dieses Flusses. Von Belida und Coleah werden zu gleicher Zeit Truppendetaschements aufbrechen, und gemeinschaftlich mit dem Hauptcorps operiren. Man hoffte eine einträgliche Razzia zu machen, und dem Feind einen Theil der auf französischem Gebiet geraubten Heerden wieder abzunehmen. Das Gerücht ging, die Stadt Scherschel sey von ihren Bewohnern verlassen, und diese, so wie die Araber der Küste hätten sich in die Gebirge zurückgezogen.

Seit fast drei Monaten hatten wir herrliches Wetter; der Marschall Valee ließ diese günstige Zeit vorübergehen, ohne sich vom Fleck zu rühren. Nun da jener Theil des Winters, den die Eingebornen Ahhsum nennen, wo es fast beständig regnet, angefangen, macht der Marschall sich nach Scherschel auf den Weg mit einer Armee, von der ein großer Theil aus Soldaten besteht, die den Krieg in Afrika noch nicht kennen. Wenn diese auch das Ungemach der Jahreszeit standhaft ertragen werden, so war es doch unklug von dem Gouverneur, diese Neulinge schlimmen Zufällen auszusetzen, die man so leicht hätte vermeiden können. Die Armee hat gestern die Chiffa überschritten; weitere Nachrichten fehlen uns. Dampfboote und andere Fahrzeuge sollten zur See nach Scherschel abgehen und dorthin Munition und Proviant führen; sie konnten aber nicht auslaufen wegen des stürmischen Wetters. Die See geht sehr hoch und der Regen fällt in Strömen. Man glaubt, die Truppen würden heute am Ufer des See's Alula bivouakiren und morgen in Scherschel einrücken. Die Umgebungen dieser ehemaligen Hauptstadt von Mauritania Cäsariensis sind mit Ruinen bedeckt, und ihre Untersuchung wäre von großem wissenschaftlichem Interesse. Man hoffte, der Marschall Valee werde nach dem Beispiel seiner Vorgänger einen Theil der Mitglieder der vom Kriegsminister ernannten wissenschaftlichen Commission zur Begleitung dieses Zuges einladen. Nicht nur geschah dieß nicht, sondern der Marschall hielt nicht einmal das Versprechen, das er jenen Herren gegeben, sie eine Stunde vor dem Aufbruch der Armee zu benachrichtigen. Er reiste ab, ohne ihnen ein Wort sagen zu lassen. Ein solches Benehmen ist ganz des Mannes würdig, der nach der Einnahme von Constantine dem Bibliothekar von Algier einen Wagen verweigerte, um die gesammelten arabischen Manuscripte von Constantine nach Bona zu transportiren. - General Schramm hat das Obercommando der Lager übernommen, während der Marschall im Feld ist.

Seitdem Hr. Thiers ins Ministerium getreten, ist der russische Geschäftsträger, Graf Medem, besser auf die Regierung zu sprechen. Er läßt sogar durchblicken, daß der Notenwechsel, der unter der Administration des Marschalls Soult mit dem russischen Hof stattgefunden, keine weitere Folge haben werde, obgleich der Ton in der letzten Note des Marschalls, in welcher er die Redefreiheit in Frankreich in Schutz nimmt, sehr schroff lautete und den übelsten Eindruck in St. Petersburg gemacht haben soll. In Folge des Cabinetswechsels wird wohl keine Erwiederung darauf erfolgen, und Graf Pahlen, der seit längerer Zeit von seinem Posten abwesend gewesen, dürfte bald hieher zurückkehren. So wird auch Hr. v. Barante in St. Petersburg bleiben, oder gleich durch einen andern Botschafter ersetzt werden, wenn er, wie er bis jetzt that, darauf besteht, eine andere Bestimmung oder wenigstens einen längeren Urlaub zu erhalten. Hr. Thiers will jeden Schein vermeiden, der dazu benützt werden könnte, ihm vorzuwerfen, als habe er die Verhältnisse nach außen zu erschweren gesucht. Auf diese Weise hofft er, daß es ihm gelingen werde, Vertrauen bei den Mächten zu gewinnen, die, wie er recht gut weiß, die Meinung nicht unterdrücken können, daß er es darauf absehe, ganz Europa aufzuregen. Er ist indessen zu gescheidt, um daran Geschmack zu haben, weil er fühlt, daß von dem Augenblick an, wo er alle Leidenschaften aufgerüttelt hätte, es mit seiner eigenen Herrlichkeit ein Ende haben, und er eben so wie viele andere Revolutionshelden in den Winkel gestellt würde, wo nicht noch Schlimmeres zu befahren hätte. Thiers ist schlau und wird sich durchwinden, wenn er nicht an der Verschmitztheit Mehemed Ali's und dessen festem Willen scheitert. Diesen fürchtet er am meisten, weil der sich kein X für ein U machen läßt, sondern die Sachen beim rechten Ende anfaßt und beim Namen nennt. Solcher Schlag Menschen ist sehr unbequem, und Thiers sagte neulich selbst: Ce vieux renard n'est pas commode, il donnera du fil a retordre. Wirklich hört man, daß Mehemed Ali, der im voraus an die lange Dauer der Soult'schen Administration nicht geglaubt haben mag, unserem Consul in prophetischem Geist zu verstehen gegeben habe, er werde in sich die Kraft und Mittel finden,

Sache mit Abd-El-Kader. Man versichert uns, daß in dieser Beziehung Befehle von dem Seeministerium an den Admiral Rosamel abgegangen sind.

Aus den Bemerkungen der dem Cabinet am nächsten stehenden Journale, des Constitutionnel und des Messager, geht ziemlich deutlich hervor, daß Hr. Thiers die Zurückberufung des Marschalls Valée anfangs wirklich beschlossen, diesen Beschluß aber später aufgeschoben hatte. „Der Beginn der militärischen Operationen, sagt der Constitutionnel, suspendirt nothwendigerweise jeden Plan einer neuen Organisation in Algier.“ Auch das Journal des Débats hält es für eine ausgemachte Thatsache, daß Hr. Thiers erst die Abberufung des Marschalls gewollt, dann aber wieder schwankend geworden. Vor einigen Tagen hatte das Journal des Débats eine detaillirte Erzählung der Würgescenen bei dem Lager Uad-Lalleg zur Zeit des Wiederausbruchs der Feindseligkeiten gegeben, worin die officiellen Mittheilungen des Moniteur Algérien über dieses Gefecht, als falsch und ungerecht für die Tapfern, welche damals ein Opfer des Ueberfalls geworden, bittern Tadel fanden. Mehrere Journale glaubten, der Artikel beabsichtige das Publicum gegen den Gouverneur von Algier einzunehmen, und die Regierung zu dessen Zurückberufung zu bestimmen. Das heutige Journal des Débats protestirt aber gegen eine solche Auslegung und erklärt, es hielte die Absetzung des Gouverneurs von Algier im Augenblick, wo er einen Feldzugsplan entworfen und den ersten Schritt zu dessen Ausführung gethan habe, eben so sehr für einen großen Fehler, als für eine abscheuliche Ungerechtigkeit.

In seiner neuesten Nummer versichert das Journal des Débats, gleich in den ersten Tagen nach der Ernennung des neuen Cabinets sey die Stelle eines Gouverneurs von Algier dem General Bugeaud angeboten worden. Hr. Thiers, der diesen General hochachte und großes Vertrauen in ihn setze, sey aber unentschlüssig geworden, da alle Journale der Linken Klagen erhoben. Als General Bugeaud bemerkte, daß das Ministerium zaudere und seine Ernennung nicht zu publiciren wage, habe er sowohl die Gouverneursstelle als das Obercommando der dortigen Truppen, welches ihm besonders angeboten war, abgelehnt.

Ein Schreiben aus Algier vom 10 März im Journal des Débats gibt über die begonnene Truppenbewegung gegen Scherschel einige weitere Details. Die Colonne besteht aus 15,000 Mann, worunter Truppen aller Waffengattungen. Das Hauptquartier war am 10 März im Lager Duera; von dort rückt das Armeecorps über Buffarik und Beni-Mered nach der Chiffa, und betritt das Stammgebiet der Hadschuten auf dem linken Ufer dieses Flusses. Von Belida und Coleah werden zu gleicher Zeit Truppendetaschements aufbrechen, und gemeinschaftlich mit dem Hauptcorps operiren. Man hoffte eine einträgliche Razzia zu machen, und dem Feind einen Theil der auf französischem Gebiet geraubten Heerden wieder abzunehmen. Das Gerücht ging, die Stadt Scherschel sey von ihren Bewohnern verlassen, und diese, so wie die Araber der Küste hätten sich in die Gebirge zurückgezogen.

Seit fast drei Monaten hatten wir herrliches Wetter; der Marschall Valée ließ diese günstige Zeit vorübergehen, ohne sich vom Fleck zu rühren. Nun da jener Theil des Winters, den die Eingebornen Ahhsum nennen, wo es fast beständig regnet, angefangen, macht der Marschall sich nach Scherschel auf den Weg mit einer Armee, von der ein großer Theil aus Soldaten besteht, die den Krieg in Afrika noch nicht kennen. Wenn diese auch das Ungemach der Jahreszeit standhaft ertragen werden, so war es doch unklug von dem Gouverneur, diese Neulinge schlimmen Zufällen auszusetzen, die man so leicht hätte vermeiden können. Die Armee hat gestern die Chiffa überschritten; weitere Nachrichten fehlen uns. Dampfboote und andere Fahrzeuge sollten zur See nach Scherschel abgehen und dorthin Munition und Proviant führen; sie konnten aber nicht auslaufen wegen des stürmischen Wetters. Die See geht sehr hoch und der Regen fällt in Strömen. Man glaubt, die Truppen würden heute am Ufer des See's Alula bivouakiren und morgen in Scherschel einrücken. Die Umgebungen dieser ehemaligen Hauptstadt von Mauritania Cäsariensis sind mit Ruinen bedeckt, und ihre Untersuchung wäre von großem wissenschaftlichem Interesse. Man hoffte, der Marschall Valée werde nach dem Beispiel seiner Vorgänger einen Theil der Mitglieder der vom Kriegsminister ernannten wissenschaftlichen Commission zur Begleitung dieses Zuges einladen. Nicht nur geschah dieß nicht, sondern der Marschall hielt nicht einmal das Versprechen, das er jenen Herren gegeben, sie eine Stunde vor dem Aufbruch der Armee zu benachrichtigen. Er reiste ab, ohne ihnen ein Wort sagen zu lassen. Ein solches Benehmen ist ganz des Mannes würdig, der nach der Einnahme von Constantine dem Bibliothekar von Algier einen Wagen verweigerte, um die gesammelten arabischen Manuscripte von Constantine nach Bona zu transportiren. – General Schramm hat das Obercommando der Lager übernommen, während der Marschall im Feld ist.

Seitdem Hr. Thiers ins Ministerium getreten, ist der russische Geschäftsträger, Graf Medem, besser auf die Regierung zu sprechen. Er läßt sogar durchblicken, daß der Notenwechsel, der unter der Administration des Marschalls Soult mit dem russischen Hof stattgefunden, keine weitere Folge haben werde, obgleich der Ton in der letzten Note des Marschalls, in welcher er die Redefreiheit in Frankreich in Schutz nimmt, sehr schroff lautete und den übelsten Eindruck in St. Petersburg gemacht haben soll. In Folge des Cabinetswechsels wird wohl keine Erwiederung darauf erfolgen, und Graf Pahlen, der seit längerer Zeit von seinem Posten abwesend gewesen, dürfte bald hieher zurückkehren. So wird auch Hr. v. Barante in St. Petersburg bleiben, oder gleich durch einen andern Botschafter ersetzt werden, wenn er, wie er bis jetzt that, darauf besteht, eine andere Bestimmung oder wenigstens einen längeren Urlaub zu erhalten. Hr. Thiers will jeden Schein vermeiden, der dazu benützt werden könnte, ihm vorzuwerfen, als habe er die Verhältnisse nach außen zu erschweren gesucht. Auf diese Weise hofft er, daß es ihm gelingen werde, Vertrauen bei den Mächten zu gewinnen, die, wie er recht gut weiß, die Meinung nicht unterdrücken können, daß er es darauf absehe, ganz Europa aufzuregen. Er ist indessen zu gescheidt, um daran Geschmack zu haben, weil er fühlt, daß von dem Augenblick an, wo er alle Leidenschaften aufgerüttelt hätte, es mit seiner eigenen Herrlichkeit ein Ende haben, und er eben so wie viele andere Revolutionshelden in den Winkel gestellt würde, wo nicht noch Schlimmeres zu befahren hätte. Thiers ist schlau und wird sich durchwinden, wenn er nicht an der Verschmitztheit Mehemed Ali's und dessen festem Willen scheitert. Diesen fürchtet er am meisten, weil der sich kein X für ein U machen läßt, sondern die Sachen beim rechten Ende anfaßt und beim Namen nennt. Solcher Schlag Menschen ist sehr unbequem, und Thiers sagte neulich selbst: Ce vieux renard n'est pas commode, il donnera du fil à retordre. Wirklich hört man, daß Mehemed Ali, der im voraus an die lange Dauer der Soult'schen Administration nicht geglaubt haben mag, unserem Consul in prophetischem Geist zu verstehen gegeben habe, er werde in sich die Kraft und Mittel finden,

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[0692/0004] Sache mit Abd-El-Kader. Man versichert uns, daß in dieser Beziehung Befehle von dem Seeministerium an den Admiral Rosamel abgegangen sind. Aus den Bemerkungen der dem Cabinet am nächsten stehenden Journale, des Constitutionnel und des Messager, geht ziemlich deutlich hervor, daß Hr. Thiers die Zurückberufung des Marschalls Valée anfangs wirklich beschlossen, diesen Beschluß aber später aufgeschoben hatte. „Der Beginn der militärischen Operationen, sagt der Constitutionnel, suspendirt nothwendigerweise jeden Plan einer neuen Organisation in Algier.“ Auch das Journal des Débats hält es für eine ausgemachte Thatsache, daß Hr. Thiers erst die Abberufung des Marschalls gewollt, dann aber wieder schwankend geworden. Vor einigen Tagen hatte das Journal des Débats eine detaillirte Erzählung der Würgescenen bei dem Lager Uad-Lalleg zur Zeit des Wiederausbruchs der Feindseligkeiten gegeben, worin die officiellen Mittheilungen des Moniteur Algérien über dieses Gefecht, als falsch und ungerecht für die Tapfern, welche damals ein Opfer des Ueberfalls geworden, bittern Tadel fanden. Mehrere Journale glaubten, der Artikel beabsichtige das Publicum gegen den Gouverneur von Algier einzunehmen, und die Regierung zu dessen Zurückberufung zu bestimmen. Das heutige Journal des Débats protestirt aber gegen eine solche Auslegung und erklärt, es hielte die Absetzung des Gouverneurs von Algier im Augenblick, wo er einen Feldzugsplan entworfen und den ersten Schritt zu dessen Ausführung gethan habe, eben so sehr für einen großen Fehler, als für eine abscheuliche Ungerechtigkeit. In seiner neuesten Nummer versichert das Journal des Débats, gleich in den ersten Tagen nach der Ernennung des neuen Cabinets sey die Stelle eines Gouverneurs von Algier dem General Bugeaud angeboten worden. Hr. Thiers, der diesen General hochachte und großes Vertrauen in ihn setze, sey aber unentschlüssig geworden, da alle Journale der Linken Klagen erhoben. Als General Bugeaud bemerkte, daß das Ministerium zaudere und seine Ernennung nicht zu publiciren wage, habe er sowohl die Gouverneursstelle als das Obercommando der dortigen Truppen, welches ihm besonders angeboten war, abgelehnt. Ein Schreiben aus Algier vom 10 März im Journal des Débats gibt über die begonnene Truppenbewegung gegen Scherschel einige weitere Details. Die Colonne besteht aus 15,000 Mann, worunter Truppen aller Waffengattungen. Das Hauptquartier war am 10 März im Lager Duera; von dort rückt das Armeecorps über Buffarik und Beni-Mered nach der Chiffa, und betritt das Stammgebiet der Hadschuten auf dem linken Ufer dieses Flusses. Von Belida und Coleah werden zu gleicher Zeit Truppendetaschements aufbrechen, und gemeinschaftlich mit dem Hauptcorps operiren. Man hoffte eine einträgliche Razzia zu machen, und dem Feind einen Theil der auf französischem Gebiet geraubten Heerden wieder abzunehmen. Das Gerücht ging, die Stadt Scherschel sey von ihren Bewohnern verlassen, und diese, so wie die Araber der Küste hätten sich in die Gebirge zurückgezogen. _ Algier, 14 März. Seit fast drei Monaten hatten wir herrliches Wetter; der Marschall Valée ließ diese günstige Zeit vorübergehen, ohne sich vom Fleck zu rühren. Nun da jener Theil des Winters, den die Eingebornen Ahhsum nennen, wo es fast beständig regnet, angefangen, macht der Marschall sich nach Scherschel auf den Weg mit einer Armee, von der ein großer Theil aus Soldaten besteht, die den Krieg in Afrika noch nicht kennen. Wenn diese auch das Ungemach der Jahreszeit standhaft ertragen werden, so war es doch unklug von dem Gouverneur, diese Neulinge schlimmen Zufällen auszusetzen, die man so leicht hätte vermeiden können. Die Armee hat gestern die Chiffa überschritten; weitere Nachrichten fehlen uns. Dampfboote und andere Fahrzeuge sollten zur See nach Scherschel abgehen und dorthin Munition und Proviant führen; sie konnten aber nicht auslaufen wegen des stürmischen Wetters. Die See geht sehr hoch und der Regen fällt in Strömen. Man glaubt, die Truppen würden heute am Ufer des See's Alula bivouakiren und morgen in Scherschel einrücken. Die Umgebungen dieser ehemaligen Hauptstadt von Mauritania Cäsariensis sind mit Ruinen bedeckt, und ihre Untersuchung wäre von großem wissenschaftlichem Interesse. Man hoffte, der Marschall Valée werde nach dem Beispiel seiner Vorgänger einen Theil der Mitglieder der vom Kriegsminister ernannten wissenschaftlichen Commission zur Begleitung dieses Zuges einladen. Nicht nur geschah dieß nicht, sondern der Marschall hielt nicht einmal das Versprechen, das er jenen Herren gegeben, sie eine Stunde vor dem Aufbruch der Armee zu benachrichtigen. Er reiste ab, ohne ihnen ein Wort sagen zu lassen. Ein solches Benehmen ist ganz des Mannes würdig, der nach der Einnahme von Constantine dem Bibliothekar von Algier einen Wagen verweigerte, um die gesammelten arabischen Manuscripte von Constantine nach Bona zu transportiren. – General Schramm hat das Obercommando der Lager übernommen, während der Marschall im Feld ist. _ Paris, 15 März. Seitdem Hr. Thiers ins Ministerium getreten, ist der russische Geschäftsträger, Graf Medem, besser auf die Regierung zu sprechen. Er läßt sogar durchblicken, daß der Notenwechsel, der unter der Administration des Marschalls Soult mit dem russischen Hof stattgefunden, keine weitere Folge haben werde, obgleich der Ton in der letzten Note des Marschalls, in welcher er die Redefreiheit in Frankreich in Schutz nimmt, sehr schroff lautete und den übelsten Eindruck in St. Petersburg gemacht haben soll. In Folge des Cabinetswechsels wird wohl keine Erwiederung darauf erfolgen, und Graf Pahlen, der seit längerer Zeit von seinem Posten abwesend gewesen, dürfte bald hieher zurückkehren. So wird auch Hr. v. Barante in St. Petersburg bleiben, oder gleich durch einen andern Botschafter ersetzt werden, wenn er, wie er bis jetzt that, darauf besteht, eine andere Bestimmung oder wenigstens einen längeren Urlaub zu erhalten. Hr. Thiers will jeden Schein vermeiden, der dazu benützt werden könnte, ihm vorzuwerfen, als habe er die Verhältnisse nach außen zu erschweren gesucht. Auf diese Weise hofft er, daß es ihm gelingen werde, Vertrauen bei den Mächten zu gewinnen, die, wie er recht gut weiß, die Meinung nicht unterdrücken können, daß er es darauf absehe, ganz Europa aufzuregen. Er ist indessen zu gescheidt, um daran Geschmack zu haben, weil er fühlt, daß von dem Augenblick an, wo er alle Leidenschaften aufgerüttelt hätte, es mit seiner eigenen Herrlichkeit ein Ende haben, und er eben so wie viele andere Revolutionshelden in den Winkel gestellt würde, wo nicht noch Schlimmeres zu befahren hätte. Thiers ist schlau und wird sich durchwinden, wenn er nicht an der Verschmitztheit Mehemed Ali's und dessen festem Willen scheitert. Diesen fürchtet er am meisten, weil der sich kein X für ein U machen läßt, sondern die Sachen beim rechten Ende anfaßt und beim Namen nennt. Solcher Schlag Menschen ist sehr unbequem, und Thiers sagte neulich selbst: Ce vieux renard n'est pas commode, il donnera du fil à retordre. Wirklich hört man, daß Mehemed Ali, der im voraus an die lange Dauer der Soult'schen Administration nicht geglaubt haben mag, unserem Consul in prophetischem Geist zu verstehen gegeben habe, er werde in sich die Kraft und Mittel finden,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 87. Augsburg, 27. März 1840, S. 0692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_087_18400327/4>, abgerufen am 27.11.2024.