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Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840.

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entsprechen, und dadurch das Band geistiger Verbrüderung, welches dasselbe an die germanischen und romanischen Völker knüpft, fester schlingen, zugleich auch eine der wichtigsten und anziehendsten Fragen der Geschichte der Poesie ihrer vollständigen Lösung näher bringen wollen. Möchten doch geistreiche Forscher dadurch auch ermuntert werden, an Ort und Stelle die noch lebende Kymrisprache und Poesie kennen zu lernen: sie würden Arthurs Volk gastfreundlich finden, wie zu den Zeiten der Tafelrunde!

Leon Roches über Abd-El-Kaders Plane.

Es geht in Algerien nichts von großer Bedeutung vor. Der Osten ist ziemlich ruhig; die Stämme im Centrum und in der westlichen Provinz werden von Abd-El-Kader in fortwährender Aufregung gehalten, haben aber doch noch keine sehr ernstlichen Angriffe unternommen. Zwar vergeht kein Tag, an dem nicht irgend eine Raub- oder Mordthat vorfiele; im Allgemeinen aber verhält sich der Feind seit der großen Schilderhebung zu Ende des Ramadans defensiv. Hat diese Unthätigkeit irgend einen geheimen Grund, oder wollen die Araber, des Krieges schon müde, wieder Frieden schließen? Die Lösung dieser Frage findet sich, glaube ich, in einer Broschüre, welche demnächst erscheinen wird, und die mir in Manuscript von den Verfassern, den HH. Leon Roches, ehemaligem Secretär Abd-El-Kaders, und Berbrugger, correspondirendem Mitglied des Instituts, mitgetheilt wurde. Der Plan, welchen Abd-El-Kader gegenwärtig verfolgt, scheint mir klar in folgender Stelle der Broschüre erläutert zu seyn: "Die Angriffs- und Vertheidigungsmittel Abd-El-Kaders stehen auf drei mit dem Litoral parallel laufenden Linien. Die erste Linie, die nächste an der Küste, besteht aus Stämmen, welche gegen die Niederlassungen unserer Colonisten und gegen unsere militärischen Posten einen systematischen Räuberkrieg führen; die zweite Linie bilden die vier Städte Tlemsan, Mascara, Miliana und Medeah; die dritte Linie endlich besteht aus neuen Etablissements noch tiefer im Innern, wie Tsafrauts, Saida, Taza, Borhar, welche den Bevölkerungen obiger vier Städte im voraus als Zufluchtsorte angewiesen sind; das Centrum dieser dritten Linie ist Tekedemt, zugleich das Hauptdepot des Mundvorraths und der Kriegsmunition Abd-El-Kaders. Die erste Vertheidigungs-Linie, welche dicht an unsere Niederlassungen stößt, wird gleich am ersten Marschtag von unsern Truppen überwältigt werden; die zweite Linie wird sicherlich nicht mehr Widerstand leisten, da Abd-El-Kader bereits seine Vorkehrungen getroffen hat, um jene vier Städte zu räumen, und auf seine dritte Linie sich zurückzuziehen, sobald die französischen Truppen sich zeigen werden. Dort, auf jener äußersten Linie, hofft er uns mit Vortheil zu bekämpfen, oder er denkt vielmehr, daß wir ihn dort wegen der Entfernung gar nicht angreifen werden." Ich bedauere, die auf diesen Gegenstand bezüglichen Stellen nicht weitläufiger ausziehen zu können, da der Raum eines Briefs dieß nicht gestattet. Nachdem die Verfasser die Plane Abd-El-Kaders enthüllt und die Mittel aufgezählt haben, um ihnen entgegenzuwirken, entwickeln sie ihre Ansichten über die Organisation, die für die Araber am passendsten wäre, über die Politik, welche man gegen sie in Anwendung bringen sollte. Die so wichtige Frage der Colonisation ist in dieser Broschüre gleichfalls ausführlich behandelt. Die Verfasser schlagen deßhalb vor, das Land in zwei Theile zu sondern, das eine Gebiet unter indirecter, das andere unter directer Herrschaft Frankreichs. Auf letzterm ollten oviel als möglich nur Europäer zugelassen werden, um die unvermeidliche Collision zwischen einer Bevölkerung von Agriculturisten und einer Hirtenbevölkerung zu hindern. Ich citire zum Schluß noch einen der Abschnitte des Werks über diese wichtige Frage. "Aber, wird man sagen, ihr wollt demnach die Araber in die Wüste zurückdrängen? - Wir wollen dieß keineswegs, sondern wir wünschen nur, daß die Erde, welche von der Vorsehung dem Menschen zur Ernährung angewiesen, in Afrika nicht wüste bleibe; während in Europa Tausende von Armen keinen Fleck mehr zu cultiviren finden. Wollen die Araber sich mit uns zu diesem Werk vereinigen, so ist es um so besser; denn es gibt in diesem Land Platz für alle. Die Eingebornen betragen kaum zwei Millionen Individuen, welche über einen Raum zerstreut wohnen, der dreißig Millionen ernähren kann. Wenn die Araber aber hiermit nicht einverstanden sind, sollen wir deßhalb vor ihrer Trägheit und Böswilligkeit weichen und ein so schönes Unternehmen aufgeben? Man sage dann nicht, daß wir sie verdammen, denn sie verdammen sich durch ihren Widerstand gegen die Colonisation selbst, oder besser vielleicht könnte man die Vertreibung der Araber einen Richterspruch Gottes nennen, der in seinen unbegreiflichen Rathschlüssen manche Völker erhebt und andere wieder vom Buche der Menschheit streicht."....

Spanien.

Die Exaltirten haben im Congreß eine neue Niederlage erlitten. Als gestern die Wahlen mehrerer Deputirten für gültig erklärt waren, und die Reihe an den Grafen Toreno kam, erhoben sich mehrere von der exaltirten Partei gegen dessen Zulassung, und Hr. Laborda (Deput. für Saragossa) erinnerte daran, daß der General Seoane in den Cortes eine förmliche Anklage gegen den Grafen Toreno in Betreff dessen Finanzverwaltung von 1834 und 1835 erhoben, und dieser sich noch nicht dagegen vertheidigt habe. Obgleich nun kein Gesetz vorhanden sey, um dieses Umstandes wegen dem Grafen den Eintritt in den Congreß zu verweigern, so gebe es doch ein unauslöschliches Gesetz in den Herzen aller Ehrenmänner, welches in diesem Falle zur Anwendung zu bringen sey. Er berief sich darauf, daß einst ein Mitglied der Cortes (Hr. Burgos in der Kammer der Proceres) förmlich ausgeschlossen worden wäre, bloß weil man es mündlich als einen schlechten Verwalter des öffentlichen Gutes bezeichnet hätte. Man möchte deßhalb die Zulassung des Grafen Toreno auf so lange verschieben, bis er sich wegen der gegen ihn erhobenen Anklagen gerechtfertigt habe. Der Graf Toreno erwiederte mit großer Kaltblütigkeit, er freue sich, daß man ihm aus seiner ganzen Verwaltung nichts anderes zur Last legen könne, als den mit dem Rothschild'schen Haus abgeschlossenen Quecksilbercontract, da es ihm ein Leichtes sey, sich wegen desselben aufs vollständigste zu rechtfertigen. "Als ich mich, sagte er, im Congreß befand, bereit auf alle Beschuldigungen zu antworten, schwieg mein Ankläger (der General Seoane), und erst als ich abwesend war, und er wußte, daß ich nicht erscheinen konnte, erhob er seine Stimme gegen mich. Auf Journalartikel antworte ich nicht, weil sie nicht von achtungswürdigen Personen unterzeichnet sind. Das Morning Chronicle erhob eine schwere Beschuldigung gegen mich, und nahm diese selbst zurück, als ich mit einer Injurienklage drohte. Jetzt bin ich hier, bereit mich gegen den Mann, der mich im Congreß anklagte, zu vertheidigen; erscheint er aber als Verleumder, so falle die Strafe auf ihn. Ich verlange, daß man eine Commission ernenne, um meine ganze Verwaltung zu

entsprechen, und dadurch das Band geistiger Verbrüderung, welches dasselbe an die germanischen und romanischen Völker knüpft, fester schlingen, zugleich auch eine der wichtigsten und anziehendsten Fragen der Geschichte der Poesie ihrer vollständigen Lösung näher bringen wollen. Möchten doch geistreiche Forscher dadurch auch ermuntert werden, an Ort und Stelle die noch lebende Kymrisprache und Poesie kennen zu lernen: sie würden Arthurs Volk gastfreundlich finden, wie zu den Zeiten der Tafelrunde!

Leon Roches über Abd-El-Kaders Plane.

Es geht in Algerien nichts von großer Bedeutung vor. Der Osten ist ziemlich ruhig; die Stämme im Centrum und in der westlichen Provinz werden von Abd-El-Kader in fortwährender Aufregung gehalten, haben aber doch noch keine sehr ernstlichen Angriffe unternommen. Zwar vergeht kein Tag, an dem nicht irgend eine Raub- oder Mordthat vorfiele; im Allgemeinen aber verhält sich der Feind seit der großen Schilderhebung zu Ende des Ramadans defensiv. Hat diese Unthätigkeit irgend einen geheimen Grund, oder wollen die Araber, des Krieges schon müde, wieder Frieden schließen? Die Lösung dieser Frage findet sich, glaube ich, in einer Broschüre, welche demnächst erscheinen wird, und die mir in Manuscript von den Verfassern, den HH. Leon Roches, ehemaligem Secretär Abd-El-Kaders, und Berbrugger, correspondirendem Mitglied des Instituts, mitgetheilt wurde. Der Plan, welchen Abd-El-Kader gegenwärtig verfolgt, scheint mir klar in folgender Stelle der Broschüre erläutert zu seyn: „Die Angriffs- und Vertheidigungsmittel Abd-El-Kaders stehen auf drei mit dem Litoral parallel laufenden Linien. Die erste Linie, die nächste an der Küste, besteht aus Stämmen, welche gegen die Niederlassungen unserer Colonisten und gegen unsere militärischen Posten einen systematischen Räuberkrieg führen; die zweite Linie bilden die vier Städte Tlemsan, Mascara, Miliana und Medeah; die dritte Linie endlich besteht aus neuen Etablissements noch tiefer im Innern, wie Tsafrauts, Saïda, Taza, Borhar, welche den Bevölkerungen obiger vier Städte im voraus als Zufluchtsorte angewiesen sind; das Centrum dieser dritten Linie ist Tekedemt, zugleich das Hauptdepot des Mundvorraths und der Kriegsmunition Abd-El-Kaders. Die erste Vertheidigungs-Linie, welche dicht an unsere Niederlassungen stößt, wird gleich am ersten Marschtag von unsern Truppen überwältigt werden; die zweite Linie wird sicherlich nicht mehr Widerstand leisten, da Abd-El-Kader bereits seine Vorkehrungen getroffen hat, um jene vier Städte zu räumen, und auf seine dritte Linie sich zurückzuziehen, sobald die französischen Truppen sich zeigen werden. Dort, auf jener äußersten Linie, hofft er uns mit Vortheil zu bekämpfen, oder er denkt vielmehr, daß wir ihn dort wegen der Entfernung gar nicht angreifen werden.“ Ich bedauere, die auf diesen Gegenstand bezüglichen Stellen nicht weitläufiger ausziehen zu können, da der Raum eines Briefs dieß nicht gestattet. Nachdem die Verfasser die Plane Abd-El-Kaders enthüllt und die Mittel aufgezählt haben, um ihnen entgegenzuwirken, entwickeln sie ihre Ansichten über die Organisation, die für die Araber am passendsten wäre, über die Politik, welche man gegen sie in Anwendung bringen sollte. Die so wichtige Frage der Colonisation ist in dieser Broschüre gleichfalls ausführlich behandelt. Die Verfasser schlagen deßhalb vor, das Land in zwei Theile zu sondern, das eine Gebiet unter indirecter, das andere unter directer Herrschaft Frankreichs. Auf letzterm ollten oviel als möglich nur Europäer zugelassen werden, um die unvermeidliche Collision zwischen einer Bevölkerung von Agriculturisten und einer Hirtenbevölkerung zu hindern. Ich citire zum Schluß noch einen der Abschnitte des Werks über diese wichtige Frage. „Aber, wird man sagen, ihr wollt demnach die Araber in die Wüste zurückdrängen? – Wir wollen dieß keineswegs, sondern wir wünschen nur, daß die Erde, welche von der Vorsehung dem Menschen zur Ernährung angewiesen, in Afrika nicht wüste bleibe; während in Europa Tausende von Armen keinen Fleck mehr zu cultiviren finden. Wollen die Araber sich mit uns zu diesem Werk vereinigen, so ist es um so besser; denn es gibt in diesem Land Platz für alle. Die Eingebornen betragen kaum zwei Millionen Individuen, welche über einen Raum zerstreut wohnen, der dreißig Millionen ernähren kann. Wenn die Araber aber hiermit nicht einverstanden sind, sollen wir deßhalb vor ihrer Trägheit und Böswilligkeit weichen und ein so schönes Unternehmen aufgeben? Man sage dann nicht, daß wir sie verdammen, denn sie verdammen sich durch ihren Widerstand gegen die Colonisation selbst, oder besser vielleicht könnte man die Vertreibung der Araber einen Richterspruch Gottes nennen, der in seinen unbegreiflichen Rathschlüssen manche Völker erhebt und andere wieder vom Buche der Menschheit streicht.“....

Spanien.

Die Exaltirten haben im Congreß eine neue Niederlage erlitten. Als gestern die Wahlen mehrerer Deputirten für gültig erklärt waren, und die Reihe an den Grafen Toreno kam, erhoben sich mehrere von der exaltirten Partei gegen dessen Zulassung, und Hr. Laborda (Deput. für Saragossa) erinnerte daran, daß der General Seoane in den Cortes eine förmliche Anklage gegen den Grafen Toreno in Betreff dessen Finanzverwaltung von 1834 und 1835 erhoben, und dieser sich noch nicht dagegen vertheidigt habe. Obgleich nun kein Gesetz vorhanden sey, um dieses Umstandes wegen dem Grafen den Eintritt in den Congreß zu verweigern, so gebe es doch ein unauslöschliches Gesetz in den Herzen aller Ehrenmänner, welches in diesem Falle zur Anwendung zu bringen sey. Er berief sich darauf, daß einst ein Mitglied der Cortes (Hr. Burgos in der Kammer der Proceres) förmlich ausgeschlossen worden wäre, bloß weil man es mündlich als einen schlechten Verwalter des öffentlichen Gutes bezeichnet hätte. Man möchte deßhalb die Zulassung des Grafen Toreno auf so lange verschieben, bis er sich wegen der gegen ihn erhobenen Anklagen gerechtfertigt habe. Der Graf Toreno erwiederte mit großer Kaltblütigkeit, er freue sich, daß man ihm aus seiner ganzen Verwaltung nichts anderes zur Last legen könne, als den mit dem Rothschild'schen Haus abgeschlossenen Quecksilbercontract, da es ihm ein Leichtes sey, sich wegen desselben aufs vollständigste zu rechtfertigen. „Als ich mich, sagte er, im Congreß befand, bereit auf alle Beschuldigungen zu antworten, schwieg mein Ankläger (der General Seoane), und erst als ich abwesend war, und er wußte, daß ich nicht erscheinen konnte, erhob er seine Stimme gegen mich. Auf Journalartikel antworte ich nicht, weil sie nicht von achtungswürdigen Personen unterzeichnet sind. Das Morning Chronicle erhob eine schwere Beschuldigung gegen mich, und nahm diese selbst zurück, als ich mit einer Injurienklage drohte. Jetzt bin ich hier, bereit mich gegen den Mann, der mich im Congreß anklagte, zu vertheidigen; erscheint er aber als Verleumder, so falle die Strafe auf ihn. Ich verlange, daß man eine Commission ernenne, um meine ganze Verwaltung zu

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[0658/0010] entsprechen, und dadurch das Band geistiger Verbrüderung, welches dasselbe an die germanischen und romanischen Völker knüpft, fester schlingen, zugleich auch eine der wichtigsten und anziehendsten Fragen der Geschichte der Poesie ihrer vollständigen Lösung näher bringen wollen. Möchten doch geistreiche Forscher dadurch auch ermuntert werden, an Ort und Stelle die noch lebende Kymrisprache und Poesie kennen zu lernen: sie würden Arthurs Volk gastfreundlich finden, wie zu den Zeiten der Tafelrunde! Leon Roches über Abd-El-Kaders Plane. _ Algier, 7 März. Es geht in Algerien nichts von großer Bedeutung vor. Der Osten ist ziemlich ruhig; die Stämme im Centrum und in der westlichen Provinz werden von Abd-El-Kader in fortwährender Aufregung gehalten, haben aber doch noch keine sehr ernstlichen Angriffe unternommen. Zwar vergeht kein Tag, an dem nicht irgend eine Raub- oder Mordthat vorfiele; im Allgemeinen aber verhält sich der Feind seit der großen Schilderhebung zu Ende des Ramadans defensiv. Hat diese Unthätigkeit irgend einen geheimen Grund, oder wollen die Araber, des Krieges schon müde, wieder Frieden schließen? Die Lösung dieser Frage findet sich, glaube ich, in einer Broschüre, welche demnächst erscheinen wird, und die mir in Manuscript von den Verfassern, den HH. Leon Roches, ehemaligem Secretär Abd-El-Kaders, und Berbrugger, correspondirendem Mitglied des Instituts, mitgetheilt wurde. Der Plan, welchen Abd-El-Kader gegenwärtig verfolgt, scheint mir klar in folgender Stelle der Broschüre erläutert zu seyn: „Die Angriffs- und Vertheidigungsmittel Abd-El-Kaders stehen auf drei mit dem Litoral parallel laufenden Linien. Die erste Linie, die nächste an der Küste, besteht aus Stämmen, welche gegen die Niederlassungen unserer Colonisten und gegen unsere militärischen Posten einen systematischen Räuberkrieg führen; die zweite Linie bilden die vier Städte Tlemsan, Mascara, Miliana und Medeah; die dritte Linie endlich besteht aus neuen Etablissements noch tiefer im Innern, wie Tsafrauts, Saïda, Taza, Borhar, welche den Bevölkerungen obiger vier Städte im voraus als Zufluchtsorte angewiesen sind; das Centrum dieser dritten Linie ist Tekedemt, zugleich das Hauptdepot des Mundvorraths und der Kriegsmunition Abd-El-Kaders. Die erste Vertheidigungs-Linie, welche dicht an unsere Niederlassungen stößt, wird gleich am ersten Marschtag von unsern Truppen überwältigt werden; die zweite Linie wird sicherlich nicht mehr Widerstand leisten, da Abd-El-Kader bereits seine Vorkehrungen getroffen hat, um jene vier Städte zu räumen, und auf seine dritte Linie sich zurückzuziehen, sobald die französischen Truppen sich zeigen werden. Dort, auf jener äußersten Linie, hofft er uns mit Vortheil zu bekämpfen, oder er denkt vielmehr, daß wir ihn dort wegen der Entfernung gar nicht angreifen werden.“ Ich bedauere, die auf diesen Gegenstand bezüglichen Stellen nicht weitläufiger ausziehen zu können, da der Raum eines Briefs dieß nicht gestattet. Nachdem die Verfasser die Plane Abd-El-Kaders enthüllt und die Mittel aufgezählt haben, um ihnen entgegenzuwirken, entwickeln sie ihre Ansichten über die Organisation, die für die Araber am passendsten wäre, über die Politik, welche man gegen sie in Anwendung bringen sollte. Die so wichtige Frage der Colonisation ist in dieser Broschüre gleichfalls ausführlich behandelt. Die Verfasser schlagen deßhalb vor, das Land in zwei Theile zu sondern, das eine Gebiet unter indirecter, das andere unter directer Herrschaft Frankreichs. Auf letzterm ollten oviel als möglich nur Europäer zugelassen werden, um die unvermeidliche Collision zwischen einer Bevölkerung von Agriculturisten und einer Hirtenbevölkerung zu hindern. Ich citire zum Schluß noch einen der Abschnitte des Werks über diese wichtige Frage. „Aber, wird man sagen, ihr wollt demnach die Araber in die Wüste zurückdrängen? – Wir wollen dieß keineswegs, sondern wir wünschen nur, daß die Erde, welche von der Vorsehung dem Menschen zur Ernährung angewiesen, in Afrika nicht wüste bleibe; während in Europa Tausende von Armen keinen Fleck mehr zu cultiviren finden. Wollen die Araber sich mit uns zu diesem Werk vereinigen, so ist es um so besser; denn es gibt in diesem Land Platz für alle. Die Eingebornen betragen kaum zwei Millionen Individuen, welche über einen Raum zerstreut wohnen, der dreißig Millionen ernähren kann. Wenn die Araber aber hiermit nicht einverstanden sind, sollen wir deßhalb vor ihrer Trägheit und Böswilligkeit weichen und ein so schönes Unternehmen aufgeben? Man sage dann nicht, daß wir sie verdammen, denn sie verdammen sich durch ihren Widerstand gegen die Colonisation selbst, oder besser vielleicht könnte man die Vertreibung der Araber einen Richterspruch Gottes nennen, der in seinen unbegreiflichen Rathschlüssen manche Völker erhebt und andere wieder vom Buche der Menschheit streicht.“.... Spanien. _ Madrid, 9 März. Die Exaltirten haben im Congreß eine neue Niederlage erlitten. Als gestern die Wahlen mehrerer Deputirten für gültig erklärt waren, und die Reihe an den Grafen Toreno kam, erhoben sich mehrere von der exaltirten Partei gegen dessen Zulassung, und Hr. Laborda (Deput. für Saragossa) erinnerte daran, daß der General Seoane in den Cortes eine förmliche Anklage gegen den Grafen Toreno in Betreff dessen Finanzverwaltung von 1834 und 1835 erhoben, und dieser sich noch nicht dagegen vertheidigt habe. Obgleich nun kein Gesetz vorhanden sey, um dieses Umstandes wegen dem Grafen den Eintritt in den Congreß zu verweigern, so gebe es doch ein unauslöschliches Gesetz in den Herzen aller Ehrenmänner, welches in diesem Falle zur Anwendung zu bringen sey. Er berief sich darauf, daß einst ein Mitglied der Cortes (Hr. Burgos in der Kammer der Proceres) förmlich ausgeschlossen worden wäre, bloß weil man es mündlich als einen schlechten Verwalter des öffentlichen Gutes bezeichnet hätte. Man möchte deßhalb die Zulassung des Grafen Toreno auf so lange verschieben, bis er sich wegen der gegen ihn erhobenen Anklagen gerechtfertigt habe. Der Graf Toreno erwiederte mit großer Kaltblütigkeit, er freue sich, daß man ihm aus seiner ganzen Verwaltung nichts anderes zur Last legen könne, als den mit dem Rothschild'schen Haus abgeschlossenen Quecksilbercontract, da es ihm ein Leichtes sey, sich wegen desselben aufs vollständigste zu rechtfertigen. „Als ich mich, sagte er, im Congreß befand, bereit auf alle Beschuldigungen zu antworten, schwieg mein Ankläger (der General Seoane), und erst als ich abwesend war, und er wußte, daß ich nicht erscheinen konnte, erhob er seine Stimme gegen mich. Auf Journalartikel antworte ich nicht, weil sie nicht von achtungswürdigen Personen unterzeichnet sind. Das Morning Chronicle erhob eine schwere Beschuldigung gegen mich, und nahm diese selbst zurück, als ich mit einer Injurienklage drohte. Jetzt bin ich hier, bereit mich gegen den Mann, der mich im Congreß anklagte, zu vertheidigen; erscheint er aber als Verleumder, so falle die Strafe auf ihn. Ich verlange, daß man eine Commission ernenne, um meine ganze Verwaltung zu

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840, S. 0658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_083_18400323/10>, abgerufen am 24.11.2024.